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Harriet Daimler

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Beschreibung

Manche Frauen, wusste sie, waren freiwillig untertan. Sie entdeckten, was für gezüchtigte, gequälte Geschöpfe sie waren, und lebten, ihr Leid pflegend und hegend. Sie suchten einen Herrn, der sie bestrafte, der ihren Hunger nach Strafe stillte.

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Seitenzahl: 180

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Impressum

Harriet Daimler • Liebling

ISBN eBook 978-3-86214-510-2

ISBN 978-3-86214-050-3

© 2012 Genehmigte Lizenzausgabe für die Allpart Media GmbH, Berlin

© 1967 Orpheus Books, 1969 Olympia Press, Darmstadt

Titel der Originalausgabe: Darling

Aus dem Amerikanischen übersetzt von A. E. Salco

Umschlaggestaltung unter Verwendung einer Fotografie aus bigstock.com

und Layout Allpart Media GmbH

Layoutsatz Michael Roggemann (www.mrtypo.com)

Mehr Informationen zur Reihe Allpart erotica

www.olympia-press.de

LIEBLING

Harriet Daimler

Titel der Originalausgabe: Darling

Aus dem Amerikanischen übersetzt von

A. E. Salco

Erstes Kapitel

Er fuhr schnell die Straße hinunter und blickte ein paarmal zu dem Mädchen hin, das sich an die Tür lehnte. Dann bog er in die Seventh Avenue ein, und sie hatte noch immer den Mund nicht aufgemacht. In der Tenth Street hielt er an und wandte sich ihr zu. Sie drückte mit dem Ellbogen auf den Türgriff, war schon halb auf dem Gehsteig und rief über die Schulter: »Vielen Dank«, als er sie packte und zurückzog. »Was soll die Eile? Warum hast du’s so eilig?«

»Ich bin müde, Paul.«

»Mein Gott, du warst doch den ganzen Abend munter. Ich fand wirklich, du entspanntest dich und amüsiertest dich. Aber den Abschied machst du immer zum kürzesten und kältesten Augenblick meines Tages.«

»Verzeih«, sagte sie, »du kennst mich doch.«

»Ich kenne dich nicht, Gloria. Kennt dich überhaupt jemand? Bist du irgendwo lange genug, dass man dich kennenlernen kann.«

Sie wurde nervös und sagte: »Immer wieder fängst du davon an. Wie oft bist du schon auf dem gleichen Thema herumgeritten! Nein, ich sitze nicht still, nein, ich liebe es nicht, das Abschiednehmen abends in die Länge zu ziehen. Nein, es ist mir gleich, ob ich dich jemals wiedersehe. Ja, ich bin müde.«

»Hör mal, Schätzchen, ich werde dich nicht vergewaltigen.« Sie lächelte grausam über die Idee. »Niemand wird mich vergewaltigen. Wenn ein Mann eine Frau vergewaltigen will, muss sie sehr bereit sein, mitzumachen. Auf den Fußboden könnte mich ein Mann vielleicht werfen, aber weiter käme er nicht.«

»Warum spekulieren?« sagte Paul. »Warum läßt du mich nicht dich so lieben, wie ich möchte? Ich schwöre dir, Gloria, bei dem, was ich für dich empfinde, wäre es wunderbar für uns beide. Ich würde es wirklich schaffen, dass du gar nicht genug davon haben könntest. Ich würde es schaffen, dass du es so begehrtest, bis du danach schriest.« Und er legte seinen Mund an ihr Ohr. »Es ist nicht fair, dass eine so schöne und sinnliche Frau wie du Männer an der Nase herumführt. Du bist doch wohl auf Erden, um uns zu befriedigen und nicht um uns zu quälen?«

Als sie spürte, wie seine Zunge feucht in ihr Ohr fuhr, überlief es sie kalt vor Entsetzen und Erregung.

»Lass mich«, sagte sie wütend, und er hörte nicht die Angst in ihrer Stimme. »Wenn ich gewillt und bereit bin, mich einem Mann hinzugeben, werde ich es tun. Und ich habe es nicht nötig, dass du mir das Gesicht wie ein dummer Hund leckst, um mich dazu zu bringen.«

Ihr Ärger verriet ihre innere Bitterkeit.

Paul wurde leichenblass, als sie sich ihm so grob verweigerte. »Du Hure«, flüsterte er, »du Hure mit einer Jungfrauenvotze. Worauf wartest du noch? Wann wirst du deine kostbare Gabe verschenken?«

»Darum geht es nicht«, antwortete sie einigermaßen ruhig. »Du weißt, dass es nicht darum geht. Es interessiert mich einfach nicht.«

»Interessiert dich nicht!« rief er. »Was soll der Unsinn? Das klingt, als gäbest du ein Buch aus der Leihbibliothek zurück.«

»Ich will es nicht«, schrie sie. »Ich hasse den ganzen falschen, faulen Zauber !«

»Du Hure, du willst dich lustig machen, und du weißt garnicht, was es heißt, wie eine Frau zu fühlen«, zischte er.

»Was es heißt, wie eine Frau zu fühlen?« äffte sie ihn nach. »Was ist an einer Frau so anders und besonders?«

»Du Dummkopf, du wirst nie wissen, was es bedeutet, die Beine breit zu machen und zu einem Mann zu sagen: ›Füll mich mit deinem Schwanz, denn ich sterbe an der Leere.‹«

»Bitte, sprich nicht so. Bitte, lass das.«

»Von mir wirst du es nie erleben«, fuhr er fort, »und kein Mann wird so lange warten, wie ich es getan habe. Gib es auf, Baby. Zieh eine Hose an und wisch dir die Schminke aus den Augen und treib’s mit den Mädchen. In Monas Bar wimmelt’s von aufgeputzten Weibern, die nur auf dich warten. Sie haben den toten Blick in deinen Augen gesehen, und sie wissen, nur die Hand einer Frau kann dich lehren, wie eine Frau zu fühlen. Du widerst mich an. Du bist schlimmer als eine Hure.«

Sie hörte mit masochistischer Wonne zu. Er wird mich schlagen, dachte sie, wenn er ausgeredet hat, und wartete mit einer Ekstase darauf, die sie nicht verstand.

»Warum schlägst du mich nicht?« fragte sie keuchend.

Paul blickte sie kalt und verächtlich an, er, der sie heiß begehrt hatte. »Ich rühre dich nicht an«, sagte er, »du sollst unberührt verfaulen. Die Damen lieben es, eine Jungfrau in die Klauen zu bekommen. Wenn sie das Blut an ihren Händen sehen, wissen sie, sie haben sie für immer.« Er drehte sich um und ging davon, ohne sich noch einmal nach ihr umzublicken. Sie stand wie versteinert da, bis sie hörte, wie sein Wagen in die Sixth Avenue einbog. Die Straße lag dunkel vor ihr.

Ach Gott, dachte sie, ich hasse geile Männer. Hasse ihre lüsternen Gesichter und ihre einen betastenden Hände. Ich hasse sie, wenn sie mich an sich drücken und ich spüre, wie es in ihrer Hose anschwillt. Ich werde mich nie von einem lieben lassen. Was für eine Vorstellung, wenn man nackt auf einem Bett liegt, und sie kriechen über einen und ziehen einem die Beine auseinander; wenn man flach auf dem Rücken liegt, hilflos wie ein besiegter Feind, und sie stecken ihren steifen Schwanz in einen, und das ist der einzige Körperteil von ihnen, der noch etwas fühlt. Sie sind wie Tiere, bis sie ihren Sündensaft in einen ergießen. Und dann erwarten sie, dass man ihnen die Füße küsst und heuchelt, man habe es genossen. Nie wird mich ein Mann haben und nie auch eine Frau. Ich will nicht, dass einer Frau Zunge und Finger mit langen Nägeln mich in Wallung bringen und ich nicht mehr denken und atmen kann. Ja, ich werde es selber mit mir machen und werde ins Grab sinken, ohne auch nur einmal so dumm gewesen zu sein, mich mit einem Lüstling einzulassen. Gloria stieß mit der Schulter gegen die Tür. Sie öffnete und schloß sich, und die stille Straße blieb draußen. Dann griff Gloria nach dem trübe beleuchteten Treppengeländer. Im ersten Augenblick merkte sie nicht, dass eine Hand sich auf ihre legte. Ihr Herz schlug laut, und alles drehte sich ihr vor den Augen. Aber als sie die erste Stufe hinaufging, spürte sie den eisernen Griff, der sie lähmte. Sie blickte in grausame Augen hinunter. Das Blau der Augen des Mannes war so hell, dass sein Gesicht wie ein von einem Verrückten gemaltes Porträt aussah, auf dem die Augen dort sind, wo die Seele sein müsste, und man so nur das tote Weiß der Leinwand sieht. Er hatte dichtes schwarzes Haar und lächelte grimmig über ihre stumme Angst. »Kommen Sie die Stufe herunter, Miß«, flüsterte er. »Wir werden eine kleine Party veranstalten.«

Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber kein Laut kam aus ihrer Kehle, und dann spürte sie, wie sein Messer ihren Rücken berührte.

»Keinen Laut, Lady«, zischte er. »Es soll eine ganz stille, hübsche Party werden.« Er zog sie grob von der Stufe herunter und preßte sich mit der kühlen Gleichgültigkeit von Stahl an sie.

»Ich muss eine Hure ficken, und du bist die glückliche.« Er lachte leise. »Es ist eine Ehre, Baby (Paul hatte sie auch Baby genannt), denn ich hab einen Schwanz so groß wie der Eiffelturm.«

Als sie ihn das sagen hörte, kam sie wieder zu sich. Ich werde es ihm ausreden, dachte sie.

»Hören Sie, Mister«, flehte sie. »Ich werde Ihnen alles Geld geben, was ich habe, ich bin noch Jungfrau, bin noch Jungfrau und werde nächste Woche heiraten, und Sie würden mein Leben zerstören, wenn Sie ... wenn Sie ... Denn mein Bräutigam ... mein Bräutigam wird mich dann nie heiraten. Wissen Sie, er will. .. er will ein unberührtes Mädchen haben.«

Der Mann blickte sie mit seinen leeren Augen an. »Jungfrauen sind gerade das Richtige für mich«, flüsterte er. »Komm, Jungfrau, wir werden das Blut in diesen feinen Hausflur fließen lassen.« Mühelos warf er sie in der kleinen dunklen Nische hinter der Treppe auf den Boden. Diesmal schrie sie, und er schlug sie ins Gesicht und mit solcher Gewalt, dass ihr Hören und Sehen verging.

»Knöpf mir die Hose auf, du Hure«, befahl er.

»Nein«, antwortete sie. »Nein, ich kann Sie nicht anrühren.« Er ergriff ihre Hand und legte sie über seinen Hosenschlitz. »Knöpf ihn auf, du Hure. Mein Schwanz will frei sein, um sich in dich hineinzubohren.«

Wieder spürte sie sein Messer an ihren Rippen. Mit zitternden Händen öffnete sie seinen Gürtel.

»So ist’s richtig, so ist’s richtig, Jungfrau.«

Sie ließ ihre Finger zu dem ersten Knopf gleiten, und er schob ihre Hand tief in seine Hose, damit sie sein heißes, pulsierendes Glied fühlen konnte. »Schneller, schneller«, befahl er.

Langsam öffnete sie den letzten Knopf. Er hatte keine Unterhose an.

»Mach den Schlitz ganz auf, hol mein Ding heraus.«

Sie tat, wie ihr geheißen. Sein Schwanz spreizte sich zwischen seinen Schenkeln und bedeckte die Eier. »Und jetzt zieh ihn heraus. Sachte, sachte ... Mit aller Liebe deines Hurenherzens.« Und er lachte erregt. Sein Schwanz sprang unter ihren Fingern hervor. Er war weiß und blaugeädert und die Eichel fast purpurrot. Er war groß und massiv. Wie konnte ein Mann, dachte sie, etwas so Großes zwischen seinen Beinen haben?

»Küß ihn«, sagte er mit zitternder Stimme. »Mach deinen Jungfrauenmund auf, und saug an ihm.«

»Saug, saug, du reine Votze.« Sie führte die Spitze seines Schwanzes an ihren Mund und spürte, dass er gegen ihre Zähne schlug.

»Mach den Mund weit auf, mach den Mund weit auf«, keuchte er. Und er packte ihren Kopf und drückte ihn an sich, so dass sein Schwanz in ihren Mund drang und sie das Gefühl hatte, zu ersticken.

»Lutsch’ an ihm, lutsch’ an ihm, als wäre er ein Bonbon. Ein besseres Bonbon gibt’s nicht.« Und er zog ihren Kopf zurück, steckte seine Hand roh in ihren Mund und zog ihre Zunge heraus.

»Hier, hier«, sagte er, »dort, wo die Ader heraustritt. Lutsch an ihm, spiel mit meinen Eiern, und lutsch an ihm … Aaah ...«

Die widerwillige Bewegung ihres Kopfes hypnotisierte ihn geradezu. »Genug, genug, du Hure. Ich werde mich jetzt in deine reine Votze ergießen.«

Er zog ihren Kopf hinunter und legte sich schnell auf sie. Dann kniete er sich hin und legte ihre Beine um sich. Sein Glied ragte steif aus ihm heraus. Er zog sein Messer aus der Tasche und kam mit seinem Kopf ihrem nahe.

Gut, er wird mich töten. Ich will lieber sterben.

Aber behutsam und sicher schnitt er den Zwickel ihrer Hose auf und das weiche schwarze Haar ihrer Scham wurde sichtbar. Er berührte sie nicht, sondern starrte weiter kniend auf die Spalte darin. Sie wurde vor nacktem Entsetzen fast ohnmächtig. Ohne ihre Votze zu berühren, nahm er seinen dicken Penis in beide Hände, beugte sich vor und stieß ihn in sie hinein. Sie schrie vor Schmerz auf, aber schon legte er ihr die Hand auf den Mund, so dass sie verstummte, und blieb mit seinem Schwanz in ihr. Sie spürte, wie die blutende Wunde in ihr brannte.

»Du bist ganz trocken, Baby, du bist ganz trocken Baby. Macht dir wohl keinen Spaß? Aber mir macht’s Spaß. Du hast die engste Votze, in der ich je gewesen bin. Die enge Votze, die sich an mir festsaugt. Engfotzige Hure!«

Von der Taille abwärts wand sich ihr Körper. Er legte seine Hände unter ihre Hüften, und seine Finger bohrten sich in ihren Hintern. Sie fanden das versteckte Loch und drangen erbarmungslos hinein, und ihr Körper saß wie in einer Falle und war voll von ihm. Sie konnte sich nicht befreien. Sein Schwanz und seine Finger hielten sie gefangen. Dann begann wie durch ein Wunder ihr Körper zu glühen und zu beben und reckte sich seinem Penis entgegen. Sie glühte vor Demütigung. War das Begierde? Dieses verrückte Jucken und Brennen in ihrer Scheide? Sein Penis rieb sich an ihrer blutigen, harten Klitoris, und ihre Schenkel brannten wie Feuer und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, aber dann lockerten sie sich plötzlich und sie spürte das Pochen des Pendels in ihrer Votze. Und ein warmer Strom ergoß sich in sie. Und dann schnappte etwas in ihr wie ein Fischmaul. Auf und zu ... auf und zu ... Und sie merkte, wie sie das Bewusstsein verlor. Sie lag still da, wollte sich nie wieder bewegen, aber er war aufgestanden. Und grausamer als vorher, da er sie auf den Boden geworfen hatte, befahl er:

»Los, auf, du Hure. Knöpf mir meine Hose zu!«

Sie kniete sich, und ihr Kopf war in gleicher Höhe mit seinem schlaffen weichen Schwanz. »Steck ihn hinein und knöpf mir die Hose zu.« Sie kämpfte gegen das Verlangen an, den Zauberstab zu streicheln.

»Steck ihn hinein, Hure.«

Sie preßte ihn zwischen seine Schenkel, und immer noch kniend, begann sie seine Hose zuzuknöpfen. Sie sagten beide kein Wort. Dann hob sie den Kopf und blickte zu seinen weißen Augen auf.

»Komm in meine Wohnung hinauf«, bat sie.

Er lachte ihr ins Gesicht. »Ich habe, was ich haben wollte, Jungfrau. Bitte deine Freunde, weiterzumachen.«

Aber sie wusste, nur dieser Mann mit den weißen Augen konnte ihr die wirkliche Erfüllung geben.

»Verlass mich nicht«, flehte sie. »Verlass mich nicht, sonst sterbe ich.«

Er stieß ihren Kopf von dem jetzt von der Hose bedeckten Schwanz weg. »Ich habe, was ich wollte. Versuch, mit dem Eiffelturm zu ficken.« Und er schob sie zur Seite und verließ das Haus. Sie hörte, wie sich die Haustür hinter ihm schloß. Sie legte ihr Gesicht auf den Fliesenboden und schluchzte: »Komm wieder, komm wieder.«

Fast eine Stunde lang lag sie dort, hoffend, jeden Augenblick zu hören, wie er den Knauf der Tür drehte. Als ihr dann klar wurde, dass er nicht wiederkam, dass er vielleicht für immer fort war, schleppte sie sich die Treppe hinauf.

Sie knipste die Lampe über ihrem Bett an und ließ sich dann wie betäubt auf das Bett fallen. Ihre Füße – sie hatte die Schuhe noch an – berührten den Fußboden. Sie lag dort und wusste, dass die letzte halbe Stunde sie zur Sklavin eines weißen Augenpaars gemacht hatte.

Zweites Kapitel

Am nächsten Morgen riss sie ein ständiges Klingeln im Zimmer aus einem Traum, in dem sie auf dem Rücken in einem Teich schwamm, und ihr dem Himmel zugekehrter Bauch schwoll und schwoll wie ein Ballon, den man aufbläst, bis sie glaubte, sie würde platzen. Ihre Augen wanderten zu dem Sprungbrett, und der dort stand, als wolle er fliegen und nicht tauchen, war ihr Vater. Er lachte mit seinen weißen Augen und begann auf ihren geschwollenen Bauch zuzuschwimmen. Sie schrie entsetzt auf und erwachte, und ihre Schreie wetteiferten mit dem Läuten des Telefons.

»Ja, ja«, rief sie, als wolle das Telefon und nicht ein Mensch, irgendwo weit weg, sie sprechen. »Ja«, rief sie, drehte sich mühsam um, streckte die Hand nach dem Hörer aus und nahm ihn ab. Noch ehe sie etwas sagen konnte, sagte eine heisere Stimme: »Gloria, bist du es, Baby?«

Und sie antwortete noch halb verschlafen: »Ja.«

»Hör mal, Baby, das von gestern tut mir leid. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich bin so betrübt über gestern. Ich hatte eben etwas zuviel getrunken ... Du musst es mir verzeihen. Bist du noch am Apparat?«

»Ja«, antwortete sie müde. Paul und alles, was er gesagt hatte. Was hatte er gestern gesagt? Wann war gestern? Wann hatte Paul ... ? Ihr Körper konnte sich nicht erinnern. Nur daran, dass nach Paul etwas geschehen war. Aber was? Und da blickten sie die weißen Augen aus ihrem Traum an und umklammerten ihren Leib, und sie war völlig und abscheulich wach.

»Ist schon gut, Paul. Ich werde wohl verdient haben, was du gesagt hast.«

»Nein, Gloria. Ich bin ein alberner Esel. Wenn ein Mädchen nicht mit mir schläft, mache ich eine große Geschichte daraus.«

Sie sah Pauls dunkle, sanfte Augen und seine feinen, weichen Hände vor sich.

»Ein Mädchen müsste mit dir schlafen wollen«, sagte sie. »Wenn sie es nicht will, dann hat sie wahrscheinlich eine Schraube locker.« Und sie dachte: Mein Gott, meine Schrauben sitzen seit gestern abend fest. Keine lockeren Schrauben mehr. Nur ich selber bin jetzt eine große lockere Schraube. Mein ganzes Ich, und darum kann niemand das Klappern hören.

»Gloria, ach, Liebste, bist du noch dort? Können wir nicht das von gestern abend vergessen? Ich verspreche, ich werde nie wieder darauf anspielen ... Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint, und die Winterkälte ist fort. Lass uns nach Westchester fahren und im Rye-Inn Hummer essen.«

»Gut«, sagte sie, »fahren wir hinaus.«

»Gloria, du bist ein Engel. Ich glaube, kein anderes Mädchen würde mir das von gestern abend vergeben. Ich weiß nicht, was mit mir war.«

Das war nur vernünftig, dachte sie. Es war das erste Mal, dass du wie ein Mann gesprochen hast, das erste Mal, dass du in mir das Gefühl geweckt hast, eine Frau zu sein. Muß ich geschlagen und beschimpft werden, um eine Frau zu sein? Nun, dann schlag mich und beschimpf mich. Ich muss leben. Zum erstenmal möchte ich leben.

»Ich hole dich in einer Stunde ab. Einverstanden?«

»Wie spät ist es jetzt, Paul? Zehn. Gut. Komm um elf zum Frühstück, und um zwölf fahren wir dann los.«

»Großartig, großartig«, sagte er erleichtert, nicht mehr heiser flüsternd wie am Anfang ihres Gesprächs. »Ich werde dänischen Käse kaufen, und wir machen’s uns gemütlich. Ich liebe dich, Gloria, ich liebe dich, selbst wenn ich ein dummer Esel bin.«

Ein Jammer, dass der dumme Esel gerade auf mich fliegt, und es heißt immer, die dummen Esel sind sehr anständig. Ob ich ihn wohl in einen Mann verwandeln könnte? Vielleicht könnten wir einen Handel machen. Ich verwandele ihn in einen Mann, und er verwandelt mich dafür in eine Frau. Und sie sah Pauls sanfte Augen vor sich. Nein, das einzige, in das er mich verwandeln könnte, wäre eine Kuh, eine große, fette, zufriedene, wiederkäuende Kuh.

»In einer Stunde dann, Baby«, sagte er fröhlich.

»Ich erwarte dich«, antwortete sie.

Als sie den Hörer auflegte, war sie wieder allein. Und da merkte sie, dass sie Angst hatte. Sie stieg aus dem Bett und streifte die Schuhe ab, die sie die ganze Nacht angehabt hatte. Ihre Zehen waren steif und kalt. Sie ging ans Fenster und zog die Bambusjalousie hoch. Die Fenster waren außen schmutzig, wie es die New Yorker Fenster immer sind. Denn man durfte nicht auf die Fensterbank steigen und sie putzen, wie man das in Kansas City konnte. Und in Kansas City wohnte man in einem Hause, das zwei Stock hatte, ein zweistöckiges Holzhaus und die Fenster blitzten immer vor Sauberkeit. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Hoffnungslosigkeit. Hier wohnte sie im vierten Stock. Ein wundervolles Atelier. Mit allem Licht, das sie zum Malen brauchte. Auch wenn Maler eigentlich gar kein Licht mehr brauchten, um ihre verrückten farbigen Muster zu malen. Die Maler gingen nicht mehr in die Sonne hinaus, wie das Cézanne getan hatte. Es war ihnen gleich, wie ein Baum aussah, wenn die Sonne durch die Blätter fiel. Sie waren jetzt Städter, malten sonnenlose Bilder in sonnenlosen Räumen.

Sie öffnete das Fenster und blickte die stille Straße hinauf und hinunter. Direkt unter ihr stand ein schlecht geparkter Wagen. Zwei Mädchen mit kurzem Haar und in Hosen kamen vorüber; sie hielten ihre Hände auf dem Rücken, die sich verstohlen berührten, aber alles an ihnen – ihr Gang, ihre Kleidung und ihre Gesichter – verriet, dass sie verliebt waren, dass sie nachts sich aneinanderpreßten und die eine den Kopf im verborgenen Sex der anderen vergrub.

Kleine, eingezäunte Bäume säumten die Straße. Ein hagerer Mann in Cordhose kam vorüber, der ein Bild unterm Arm trug: auch ein sonnenloser Maler. Dann kam ein junger Mann mit Hornbrille wie ein Kaninchen aus ›Alice im Wunderland‹ eilig angetrippelt, einen Stapel dicker Bücher balancierend. Sie lachte. Junge, Junge, du musst schnell lesen, du musst viel lernen, mein kluger junger Mann. Beeil dich, sonst stirbst du, ehe du alle Klassiker durchgeackert hast.

Wir sind alle wahnsinnig, lesen und malen und komponieren. Und die ganze Zeit wünschen wir uns, dass in einem dunklen Flur ein Verrückter mit einer dicken Zunge uns packt und sein Glied in uns hineinsteckt. All das Geld, was ich für Farbe und Leinwand und Kunstschule vergeudet habe. Die ganze Zeit war ich nichts als eine Votze, eine unbenutzte Votze. Das sind die größten von allen, Votzen so groß wie unsere Köpfe.

Sie schloß das Fenster, hatte von neuem Angst, allein im Zimmer zu sein. Ob er wohl meinen Namen weiß? Ob er wohl im Telefonbuch nachsieht und wiederkommt? Aber ich muss ihn vergessen, ich muss ihn vergessen und weiterleben.

Sie ging ins Badezimmer, und die blassen Augen folgten ihr unsichtbar. Sie beugte sich über die Badewanne und spürte dabei einen Schmerz in den Schläfen. Sie drehte den Heißwasserhahn auf, und dampfendes Wasser floss in die Wanne. Sie ging in die kleine Küche und füllte den Kessel mit Wasser, setzte ihn auf den Herd und zündete das Gas an. Eine Flamme schoß auf, und sie sprang zurück, merkte, dass sie hier in ihrer Küche stand und wie hypnotisiert auf die weißen Augen im Muster der Flecke und Risse an der Wand starrte. Ach Gott, ich bin gefangen, ich bin gefangen.