Lügen und Heimlichkeiten - Isabell von Berden - E-Book

Lügen und Heimlichkeiten E-Book

Isabell von Berden

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Beschreibung

Dr. Marie Cornelius betreibt eine familiär geführte Arztpraxis und genießt das Vertrauen einer großen Zahl von Patientinnen und Patienten. Als Allgemeinmedizinerin verfügt sie über ein umfassendes medizinisches Wissen. Sie ist in ihrem Wesen einfühlsam und psychologisch hervorragend ausgebildet, als Ärztin deutlich beliebter als die meisten Kollegen. Mit ihrem Mann Bastian, einem hochqualifizierten Lehrer, führt Marie eine harmonische Ehe, die ihr den nötigen Rückhalt für den beruflichen Alltag gibt. Frau Dr. Marie Cornelius ist eine spannende, brillant geschilderte Arztromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht. Burschi, der kleine Terrier, kam mit seinen kurzen Beinchen die Treppe hochgeflitzt und steckte seinen Kopf neugierig durch die Tür ins Badezimmer. Marie Cornelius lächelte. »Na, du Schlawiner! Was treibt dich denn nach oben? Hat Bastian etwa vergessen, dir dein Frühstück hinzustellen?« »Nein, mein Schatz, natürlich hab ich das nicht vergessen«, hörte sie Bastians Stimme, die ziemlich empört klang. »Aber ich glaube, dass unser Hund sich darüber wundert, wieso du heute nicht als erste unten bist. Du als ausgesprochene Frühaufsteherin!« Die junge Frau hörte ihren Mann lachen. »Verübeln kann man es ihm ja wirklich nicht, so häufig kommt das nicht vor«, bemerkte er kritisch. »Da hast du wohl recht«, bekam er von oben als Antwort. »Aber ich werde unserem Hund erklären, dass du deswegen ganz oft dafür Sorge trägst, dass ein feines Abendessen auf dem Tisch steht, wenn ich aus der Praxis komme.« Das musste man ihrem Mann wirklich lassen, dachte die junge Ärztin. Die Zeit, für sie beide etwas zu kochen, nahm sich Bastian gerne. Kurz sah sie sich im Spiegel an. Die Kleiderwahl war die richtige für heute gewesen. Marie nickte sich zu.

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Seitenzahl: 118

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Frau Dr. Marie Cornelius – 5 –Lügen und Heimlichkeiten

Kann Saskia den Vertrauensbruch verzeihen?

Isabell von Berden

Burschi, der kleine Terrier, kam mit seinen kurzen Beinchen die Treppe hochgeflitzt und steckte seinen Kopf neugierig durch die Tür ins Badezimmer.

Marie Cornelius lächelte. »Na, du Schlawiner! Was treibt dich denn nach oben? Hat Bastian etwa vergessen, dir dein Frühstück hinzustellen?«

»Nein, mein Schatz, natürlich hab ich das nicht vergessen« , hörte sie Bastians Stimme, die ziemlich empört klang. »Aber ich glaube, dass unser Hund sich darüber wundert, wieso du heute nicht als erste unten bist. Du als ausgesprochene Frühaufsteherin!« Die junge Frau hörte ihren Mann lachen. »Verübeln kann man es ihm ja wirklich nicht, so häufig kommt das nicht vor«, bemerkte er kritisch.

»Da hast du wohl recht«, bekam er von oben als Antwort. »Aber ich werde unserem Hund erklären, dass du deswegen ganz oft dafür Sorge trägst, dass ein feines Abendessen auf dem Tisch steht, wenn ich aus der Praxis komme.« Das musste man ihrem Mann wirklich lassen, dachte die junge Ärztin. Die Zeit, für sie beide etwas zu kochen, nahm sich Bastian gerne. Kurz sah sie sich im Spiegel an. Die Kleiderwahl war die richtige für heute gewesen. Marie nickte sich zu. Sie war für den heutigen Tag gerüstet.

Als sie mit Burschi die Treppe herunterkam, drehte ihr Mann sich zu ihr um und sah seine Frau liebevoll an. »Schatz, wenn ich dich in deinem bunten Kleid so sehe, geht für mich wirklich die Sonne auf. Da spielt es plötzlich keine Rolle mehr, dass der Himmel draußen so wolkenverhangen und grau ist.«

Marie eilte auf ihren Mann zu und bedankte sich mit einem raschen Kuss. »Wie lieb von dir, Bastian. Genau das wollte ich erreichen. Aber nicht nur bei dir.« Sie nickte ihrem Mann zu. »Du weißt ja, wie wichtig mir meine Patienten sind und wenn ein buntes Kleid etwas Sonne in ihr Leben bringt, bin ich zufrieden.«

Der Lehrer sah seine Frau an. Für ihre Patienten war ihr nichts zu viel und sie tat alles dafür, dass es den Menschen in ihrer Umgebung gut ging.

»Bastian, wo hast du die denn herbekommen!«, rief sie erstaunt. Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit dunkelroten, dicken, glänzenden Kirschen. Marie liebte Kirschen über alles! Schnell nahm sie eine und steckte sie sich in den Mund.

Bastian lachte zufrieden. Er konnte sich immer noch, auch nach so vielen Jahren, daran erfreuen, wenn seine Marie glücklich war. Schmunzelnd sah er zu, wie sie das frische Obst genoss.

»Als ich gestern bei Frau Rosenbichler vorbeigeschaut habe, schlug sie vor, dass ich noch schnell einen Korb von den Kirschen pflücken solle. Sie meinte, bei dem Regen, der wohl anstünde, könnte es sein, dass die Kirschen platzen. Da wäre es doch besser, wenn wir dir eine Freude damit machen«, erklärte er.

»Ach Bastian, wie lieb von euch! Die Kirschen sind ein Gedicht«, meinte sie und steckte sich eine weitere in den Mund.

Ihr Mann nahm sich auch schnell noch eine. Sie waren wirklich so saftig! »Schatz, sie schmecken mir gleich noch besser, wenn ich sehe, wie du dich über unsere Überraschung freust.« Der Plan von ihm und Omi Rosenbichler war aufgegangen. Sie beide wussten zu genau, wie anstrengend und fordernd die Arbeit für die junge Ärztin sein konnte. So häufig wurde sie konfrontiert mit schweren Schicksalen. Und manchmal konnte selbst die aufopferungsvolle Hilfe seiner Frau nicht verhindern, dass Patienten von ihr starben.

Aufmerksam blickte er zu ihr hinüber. Erst kürzlich war ein langjähriger Patient gestorben. Alle ärztliche Hilfe hatte nicht mehr ausgereicht, ihn zu retten. Marie hatte den Mann schon seit einigen Jahren gekannt und ihn liebevoll auf seinem letzten Weg begleitet, ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Doktor Marie Cornelius wollte den alleinstehenden Mann in den schwersten Stunden nicht allein lassen.

Als Bastian einmal vorsichtig anmerkte, sie solle sich doch etwas schonen, hatte sie ihren Mann nur traurig angesehen und gemeint, dass Herr Klees jetzt alle Hilfe benötigte, die sie geben könne. »Jetzt ist nicht die Zeit, um an mich zu denken. Jetzt zählt nur Herr Klees.«

Deswegen machte ihn Maries Anblick heute Morgen so froh. »Da hat die Omi Rosenbichler doch gestern eine sehr gute Idee gehabt.«

Marie lächelte leicht. »Wie lieb von euch beiden. Ich muss sie sofort von der Praxis aus anrufen, um ihr zu sagen, wie ich mich über die Überraschung gefreut habe.«

Bastian schnappte sich eine besonders dicke und hielt sie seiner Frau hin. »Übrigens bittet sie ausdrücklich darum, dass du die restlichen Kirschen mit in die Praxis nehmen sollst. Und da ich nicht faul war, hab ich direkt zwei Körbe gepflückt.« Lachend drehte er sich um und hielt ihr einen zweiten gefüllten Korb hin. »Ich denke, damit kannst du heute vielen deiner Patienten eine Freude machen.«

*

Als Marie Cornelius in ihrem kleinen roten Auto saß, um zur Praxis zu fahren, wanderten ihre Gedanken noch einmal zu Frau Rosenbichler. Frau Rosenbichler und Bastian verband eine langjährige Freundschaft. Die ältere Dame war mit ihren vierundachtzig Jahren so etwas wie eine Ersatz-Oma für ihn geworden, seitdem seine Großeltern, die er so sehr geliebt und mit denen er viel Zeit verbracht hatte, gestorben waren. Noch immer vermisste er sie. Und deswegen genoss er die Zeit mit seiner Omi Rosenbichler umso mehr. Auch die junge Ärztin hing sehr an der alten Dame. Scherzhaft nannte Marie sie das ›Paradepferd‹ oder das ›Aushängeschild‹ der Praxis. Aber das war auch kein Wunder! Die ältere Patientin war mit ihrem doch recht hohen Alter in so erstaunlich guter Verfassung. Sie war körperlich flink und schnell und auch geistig war sie sehr fit. Scherzhaft hatte die Ärztin sie schon einmal gefragt, ob sie etwa irgendwo einen geheimen Zaubertrank habe, der sie so rüstig halte.

So etwas gefiel Frau Rosenbichler sehr. Sie hatte spitzbübisch gelacht und gemeint: »Ja mei, Frau Doktor, mein Zaubermittel ist natürlich meine Familie. Aber nicht zu vergessen: Ich hab den Bastian und Sie und mit solchen Menschen an der Seite kanns einem doch gar nicht schlecht gehen!«

Als die junge Ärztin die Landpraxis betrat, war Gitti schon da, wie üblich. Die Arzthelferin war die gute Seele der Praxis, wie Marie Cornelius gerne sagte. Und tatsächlich, mit ihrer zupackenden und freundlichen Art schätzten die Patienten und besonders die Ärztinnen Gitti sehr. Doktor Cornelius war immer wieder dankbar, solch eine Kollegin an ihrer Seite zu haben. Niemand verstand es so gut wie Gitti, eine freundliche und entspannte Atmosphäre im Wartezimmer zu schaffen und wenn ein plötzlicher Notfall kam, dem schnell geholfen werden musste, war die Arzthelferin gleich zur Stelle und beruhigte die Wartenden.

»Ach Gitti, Sie sind wirklich die Beste! Jetzt sind Sie schon wieder da, obwohl ihre Arbeitszeit noch gar nicht begonnen hat«, sagte Marie Cornelius und lächelte Gitti warm an.

»Ach, Frau Doktor, ich wusst’ halt, das es heut’ wieder hoch hergehen wird. Sie wissen’s ja, im Moment geht halt eine böse Erkältung rum. Meine Schwiegermutter hats auch erwischt. Die hat mich vorhin schon angerufen, um mir zu sagen, dass sie gleich bei uns vorbeischaut.« Gitti lachte. »Sie hörte sich an, als würd’ sie den nächsten Tag nicht mehr erleben. Sie ist halt ein bisserl wehleidig.« Dann prustete sie los. »Kein Wunder, dass der Alois auch so empfindlich ist. Das muss er von seiner Mutter haben.« Alois war Gittis Mann und ein gestandenes Mannsbild, aber wehe, er wurde krank. Die Ärztin musste lächeln. Gitti hatte schon recht, selbst mit einem einfachen Schnupfen war ihr Mann Alois sehr angeschlagen und benötigte eine aufopferungsvolle Pflege.

Gitti gluckste. »Ich bitt’ auf jeden Fall den Herrgott, dass der Alois dieses Mal verschont wird.« Sie zwinkerte Marie zu. »Sie wissen schon, Frau Doktor, damit ich verschont bleibe. Aber was haben Sie denn da für schöne Kirschen mitgebracht! Mei, schauen die köstlich aus! Da bekommt man doch direkt Lust reinzubeißen.«

Marie Cornelius nickte. »Die sind von Frau Rosenbichler. Bastian hat sie gestern für uns gepflückt. Dass sie an uns gedacht hat! Ich muss sie gleich rasch anrufen und mich bei ihr bedanken.«

Gitti nahm sich eine Kirsche. »Hm, die schauen nicht nur gut aus, die schmecken auch so.«

Dann reichte Gitti der Ärztin einen dicken Stapel Karteikarten. »Da sehen Sie, was heut’ morgen eingeplant ist. Bei Frau Doktor Feldin wird es auch ziemlich voll.«

Frau Doktor Bettina Feldin arbeitete seit ein paar Jahren gemeinsam mit Marie in der Praxis, denn recht schnell war klargeworden, dass Doktor Cornelius den Ansturm der Patienten alleine nicht bewerkstelligen konnte. So schnell hatte es sich herumgesprochen, dass eine junge und kompetente Ärztin die alte Landarztpraxis übernommen hatte. Inzwischen kamen manche Patienten sogar von weiter her, um sich von Frau Doktor Cornelius behandeln zu lassen.

Marie nickte Gitti aufmunternd zu, klemmte die Karteikarten unter ihren Arm. »Dann lassen wir den Tag doch mal auf uns zukommen. Bastian bringt übrigens gleich unseren Burschi vorbei, bevor er zur Schule fährt. Er hatte heute die erste Stunde frei und wollte noch schnell eine Runde joggen gehen.«

»Ich hab mich schon gewundert, dass der kleine Kerl nicht mitgekommen ist, aber das Joggen macht ihm ja einen Heidenspaß!« Sie drehte sich um und bereitete die Kaffeemaschine vor. »Kaffee ist in Arbeit, Chefin. Ich bring’ Ihnen gleich eine Tasse.«

*

Marie Cornelius nahm auf ihrem Bürostuhl Platz und sah mit Freude die schönen Blumen, die Gitti auf ihren Schreibtisch gestellt hatte. Die Ärztin wusste, eine angenehme Atmosphäre war nicht nur für sie, sondern auch für ihre Patienten ganz wichtig. Das lockerte die Stimmung und erleichterte den Zugang zu einem Gespräch.

Dann griff sie rasch zu den Karteikarten, um sich einen ersten Überblick über den Tag zu verschaffen. Sie lächelte leicht. Als erste Patientin des Tages war Gittis Schwiegermutter eingeplant.

Mal sehen, ob es wirklich nur eine kleine Erkältung ist, die Frau Lammers zu mir führt, dachte Marie. Ach, schau an, Frau Niederbusch wollte heute auch vorbeikommen. Marie Cornelius lehnte sich zurück. Nachdenklich dachte sie an die letzte Begegnung mit Saskia Niederbusch vor wenigen Tagen.

Die junge Frau war erst seit zwei Jahren ihre Patientin. Sie und ihr Mann waren nach der Hochzeit hierher gezogen und die Ärztin kannte die junge Frau von einem Besuch in der Praxis. Vor wenigen Tagen erst hatten Marie und Frau Niederbusch sich zufällig beim Einkaufen getroffen. Frau Niederbusch hatte nur kurz mit dem Kopf Marie zugenickt und war weitergeeilt. Der aufmerksamen Ärztin war bei der Begegnung nicht entgangen, dass die junge Frau blass ausgesehen hatte. Scheinbar war ihr Eindruck richtig gewesen. Hoffentlich war es nichts Ernstes …

Ein Klopfen an der Tür störte sie in ihren Gedanken. Es war Gitti, die einen dampfenden Kaffee auf den Schreibtisch stellte. »Chefin, meine Schwiegermutter ist jetzt übrigens da. Sie ist ein bisserl zu früh dran, meinte aber, dass sie lieber zu früh als zu spät kommen würde.« Gitti schüttelte den Kopf. »So ist sie halt, man kann sie nicht mehr ändern.«

Die Ärztin nahm einen Schluck vom Kaffee. »Das ist doch wunderbar, dass sie schon da ist. Bitten Sie sie doch herein.«

Renate Lammers sah wirklich blass aus und sie hustete. Die sonst so agile Frau wirkte sehr angeschlagen. Doktor Cornelius bat ihre Patientin, Platz zu nehmen. »Nun, Frau Lammers, ich höre schon, dass Sie unter einem lästigen Husten leiden. Bitte erzählen Sie doch genau, wie es Ihnen geht und was Sie quält.«

»Also, der Husten ist wirklich scheußlich. Er hat mich die ganze Nacht am Schlafen gehindert. Kaum war ich eingeschlafen, wurde ich schon wieder wach. Und meine Nase ist auch total verstopft, ich bekomme kaum Luft.« Sie holte tief Atem und fuhr fort. »Und dann hab ich diese Kopfschmerzen. Es ist wirklich zum Verrücktwerden. Auch der Appetit fehlt mir.«

Die junge Ärztin stand auf und meinte: »Dann schaue ich mir das doch einmal genauer an.« Sie untersuchte die Patientin sorgfältig und gewissenhaft. »Frau Lammers, Sie haben sich da wirklich einen hässlichen Infekt eingefangen. Ich sehe gerade, Sie haben auch eine erhöhte Temperatur. Gegen den unangenehmen Schnupfen und Husten gibt es eine Reihe von Dingen, die Ihnen Erleichterung bringen können.« Die Ärztin setzte sich an den Schreibtisch. »Holen Sie sich aus der Apotheke ein gutes abschwellendes Nasenspray und ich verschreibe Ihnen noch ein Mittel, das den Husten in Schach hält. Aber ich möchte Sie bitten, sich zu Hause gleich wieder hinzulegen. Gönnen Sie Ihrem Körper die Ruhe, die er jetzt braucht. Ihr Immunsystem läuft gerade auf Hochtouren und benötigt viel Energie, deshalb fühlen Sie sich so schlapp. Essen Sie am besten leicht Verdauliches, gerne auch Obst, und bitte, achten Sie darauf, genug zu trinken. Das ist im Augenblick besonders wichtig für Sie. Inhalieren Sie auch ein bis zwei Mal am Tag, um die Nebenhöhlen zu befreien, dann werden die Kopfschmerzen erträglicher. Gitti kann Ihnen dazu auch einen kleinen Infozettel mitgeben.« Mitfühlend sah sie Frau Lammers an. »Ich weiß, wie krank man sich fühlen kann mit so einem grippalen Infekt, aber in ein paar Tagen haben Sie hoffentlich alles überstanden.«

Frau Lammers war jetzt schon merklich durch diese mitfühlenden Worte getröstet. Die Frau Doktor nahm sich Zeit und hörte einem zu, ohne zu sagen, man solle sich doch nicht so anstellen. Der Josef, ihr Mann, war wirklich ein guter Kerl, aber bei solchen Dingen zeigte er einfach kein Mitgefühl für sie. Und auch ihre Schwiegertochter Gitti war da nicht besonders hilfreich. Ganz anders als Frau Doktor eben.

Der Vormittag verging wieder einmal wie im Flug. Dann hörte sie Gitti durch die Gegensprechanlage: »So, Frau Doktor, die Frau Niederbusch wär’ jetzt auch da. Soll ich sie zu Ihnen reinschicken?«

Als Saskia Niederbusch wenige Augenblicke später das Sprechzimmer betrat, sah die Ärztin sofort, dass es der jungen Frau augenscheinlich noch schlechter ging. Sie wirkte erschöpft, noch mitgenommener als bei der Begegnung vor wenigen Tagen. Mit einem kurzen Nicken nahm sie auf dem angebotenen Stuhl Platz. Ihre Hände umklammerten die kleine Tasche, die sie dabei hatte.

Frau Doktor Cornelius nahm jedes Detail aufmerksam wahr.

»Grüß Gott, Frau Niederbusch. Was führt Sie zu mir? Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie ganz ruhig und sanft.

Die Patientin schluckte und meinte dann leise und sah auf ihre Hände: »Ich leide an Migräne und in letzter Zeit häufen sich die Attacken. Ich brauche eine Auszeit. So kann ich unmöglich zur Arbeit.«