Mach die Biege, Fliege! - Kai Pannen - E-Book

Mach die Biege, Fliege! E-Book

Kai Pannen

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Beschreibung

"Frühjahrsputz" - ein Schreckenswort für alle Insekten und Spinnen. Auch die grummelige Spinne Karl-Heinz und die Fliege Bisy müssen dies am eigenen Leib erfahren. Eines schönen Tages werden die beiden einfach aus ihrem gemütlichen Netz in der warmen Wohnung gefegt. Fluchtartig machen sie sich auf den Weg in den Garten, um dort ein ruhiges Plätzchen für ein neues Zuhause zu suchen. Eine spannende Suche beginnt, bei der das ungleiche Duo auf verschiedene Gartenbewohner trifft: nervige Ameisensoldaten, hilfsbereite Kellerasseln, wichtigtuerische Blattwanzen und gefährliche Libellen. Karl-Heinz und Bisy erleben den Garten mit all seinen Abenteuern und Gefahren. Die witzige und spannende Fortsetzung des Weihnachtsbestsellers "Du spinnst wohl!": Karl-Heinz und Bisy sind zurück!

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Seitenzahl: 80

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Über dieses Buch

Die grummelige Spinne Karl-Heinz und die Fliege Bisy werden während des Frühjahrsputzes unsanft aus ihrem gemütlichen Netz in der Wohnung geschüttelt. Zuflucht finden sie im Garten. Dort ist allerlei los: Nervige Ameisensoldaten, wichtigtuerische Blattwanzen, gefährliche Libellen und eine kapriziöse Raupe warten auf das ungleiche Duo. Ob sie hier wirklich ein ruhiges Plätzchen finden werden?

Der Autor und Illustrator

Kai Pannen wurde am Niederrhein geboren. Er studierte Malerei und Film in Köln und arbeitet seitdem als Illustrator und Trickfilmer. Er hat zahlreiche Bücher für verschiedene Verlage illustriert und tritt auch als Autor in Erscheinung. An der Animation School Hamburg war er Dozent für Animation und Storyboard. Daneben betätigt er sich als Produzent für animierte Kinderkurzfilme. Kai Pannen lebt mit seiner Familie in Hamburg. Mehr auf www.kaipannen.de

Inhalt

Weggefegt

Auf weitem Boden

Spielverderber, eins, zwei, drei

Das gefräßige Dröhnen

Kalte Freiheit

Die erste Nacht im Nieselregen

Tante Kassandra

Der erste Sonnenstrahl

Schwerwiegender Besuch

Netz ohne Baugenehmigung

Bisys großer Schrecken

Klebrige Rosengutsle

Endlich wieder Sofa

Längst vergessene Geschenke

Zwei richtig gute Freunde

Wespenmann in Geheimmission

Die Überraschungsparty

Ein letzter Gast

Tante Kassandras Geschenk

Eine Fliege von großer Beliebtheit

Liebe vergeht …

Der weltbeste Kakao

Freundschaft alleine besteht

Impressum

Weggefegt

»Warum bist du eigentlich immer noch hier in meinem Netz?«, schimpfte Karl-Heinz, die dicke Kreuzspinne.

»Genau das habe ich mich auch gerade gefragt«, antwortete Bisy, die Stubenfliege. »Ich dachte, wir wären Freunde und würden gemeinsam was erleben. Und was machst du? Hängst die ganze Zeit auf deinem Sofa ab und bist schon wieder so faul wie eh und je.«

»Was dagegen? Die Adventszeit war ja wohl aufregend genug, da kann ich mich jetzt ein bisschen ausruhen«, sagte Karl-Heinz.

»Wenn die für jemanden aufregend war, dann doch für mich, oder?«, schimpfte Bisy. »Wer hat denn gefesselt und eingewickelt bis zum Hals in deinem Netz gehangen? Und das jeden einzelnen Adventstag? Wer sollte denn zu Weihnachten als Braten in deinem Kochtopf landen? Das war ja wohl ich.«

»Ach, und wer ist bitte deinetwegen zum Vegetarier geworden? Ich bin eine Spinne, hast du das vergessen? Und Spinnen essen nun mal Fliegen wie dich!«

»Da verzichtet der Herr Spinnert einmal auf seinen Weihnachtsbraten und schon wird einem das für den Rest des Jahres unter die Nase gerieben.«

»Dafür muss ich mir für den Rest des Jahres dein Genörgel anhören, wie langweilig es hier in meinem Netz ist.«

»Ist es ja auch. Es gibt nichts Langweiligeres als Netze«, zeterte Bisy. »Vor allem, wenn sie oben in der Ecke des Wohnzimmers hängen, wo nie was Aufregendes passiert.«

»Pfff, wenn man lang genug wartet, wird schon was passieren. Aber Geduld kennt der Herr Bisy ja nicht.«

»Eine Fliege will nicht auf Abenteuer warten, eine Fliege will ihnen mutig entgegenfliegen.«

»Nee, Leute, es ist alles nicht, wie es sein sollte«, grummelte Karl-Heinz beleidigt.

Eigentlich waren Karl-Heinz und Bisy dicke Freunde, was zwischen einer Spinne und einer Fliege alles andere als normal ist. Aber die dunkle Jahreszeit war vorüber und die ersten Strahlen der Frühlingssonne schienen immer öfter auf die gemusterte Tapete der Wand gegenüber. So schön es über den Winter im Spinnennetz auch war, wurde Bisy beim Anblick der Sonnenstrahlen doch immer unruhiger. Er wollte hinaus aus der Ecke, hinaus aus dem Wohnzimmer. Hinein in die Frühlingssonne. Aber Karl-Heinz hatte überhaupt keine Lust, sein gemütliches Netz zu verlassen. Ihm war das wie immer viel zu aufregend. Und so saßen beide schmollend in dem großen Spinnennetz und waren sich sicher, dass sie überhaupt nicht zusammenpassten.

Zunächst bemerkten sie den leichten Luftzug nicht, der das Netz zum Wackeln brachte, erst nur ganz leicht und dann immer stärker.

»Muss das sein? Kannst du mal aufhören, so mit dem Netz zu schaukeln? Netter Versuch, aber das macht es auch nicht aufregender hier«, schimpfte Bisy.

»Mach ich doch gar nicht. Ich dachte, du wackelst«, antwortete Karl-Heinz.

»Na klar, jetzt soll ich wieder an allem schuld sein. Typisch«, rief Bisy, der sich mittlerweile am Netz festklammern musste. Das Schwingen war jetzt so heftig, dass es unmöglich wurde, sich länger zu halten.

Karl-Heinz schaffte es gerade noch, einen Faden zu ergreifen, als sein geliebtes Sofa unter ihm hinabfiel. Gleichzeitig wurde Bisy aus seiner Hängematte geschleudert. Zum Glück konnte er fliegen. Die ersten Fäden rissen und peitschten wie Gummiseile durch die Luft. Mit jedem zerstörten Faden verlor das Netz an Spannung und schließlich fiel es wie ein Fallschirm nach der Landung schlapp in sich zusammen.

»Seil dich ab! Schnell, bevor es zu spät ist«, rief Bisy.

An einem langen Faden stürzte sich Karl-Heinz in die Tiefe. Bisy folgte ihm und konnte nur knapp den langen bunten Borsten ausweichen, die aussahen wie eine riesige, haarige Schmetterlingsraupe auf einem unendlich langen Holzstiel. Und diese Raupe fegte nun durch die Ecke und riss das gesamte Netz mit sich fort.

»Was war denn das?«, fragte Bisy, als sie auf dem Boden angekommen waren.

»Das war das spannende Erlebnis, das du unbedingt haben wolltest. Siehst du? Man muss gar nicht raus. Das Abenteuer kommt zu einem, wenn man nur lang genug wartet«, sagte Karl-Heinz mit zitternder Stimme und verstand selbst nicht, was da gerade passiert war.

Auf weitem Boden

Wie gelähmt von dem Schrecken saßen die beiden auf dem Fußboden. Karl-Heinz rührte sich als Erster, blickte sich suchend um und stöberte in seinen und Bisys Sachen, die völlig durcheinander um sie herumlagen. Endlich hatte er gefunden, was er suchte. Er zog ein dickes Buch unter einer Kiste hervor und blätterte darin herum.

»Wie kannst du jetzt einfach so lesen?«, fragte Bisy verwundert.

Karl-Heinz antwortete nicht, sondern hielt das Buch hoch, sodass die Fliege den Titel entziffern konnte:

Haushaltsratgeber für Krabbeltiere.

Alles über das Leben in Menschenwohnungen.

»Ah, ich glaube, ich hab’s«, sagte Karl-Heinz schließlich und las vor.

Mit Beginn der warmen Jahreszeit wütet in vielen Wohnungen der sogenannte Frühjahrsputz. Dabei werden Insekten und Spinnen einfach weggefegt. Auch die entlegensten Ecken, in die sich das ganze Jahr über kein Staubtuch verirrt hat, bleiben nicht verschont. Achtung! Es kommen gefährliche Monstergeräte zum Einsatz: der Staubwedel, Staubsauger, Wischlappen und Spinnbesen. Jedes Jahr werden auf diese Weise unzählige Insekten und Spinnen aus den Wohnungen vertrieben.

»Frühjahrsputz«, sagte Bisy. »Das bedeutet, wir müssen raus hier, die Fliege machen.«

»Aber wohin sollen wir gehen? Ich kenne doch nichts anderes«, jammerte Karl-Heinz.

»Ab nach draußen in den Garten«, schlug Bisy vor.

»Ich will nicht in den Garten. Was ist das überhaupt, ein Garten?«

»War ja klar, dass du das nicht weißt«, sagte Bisy. »Das ist die große weite Welt, Pflanzen überall, unzählige Insekten. Eine frische Brise. Freiheit. Und garantiert keine Spinnbesen.«

»Ich brauch keine große weite Brise, frische Pflanzen und überall Freiheit oder so«, brummte Karl-Heinz. »Ich will meine Ruhe haben. In meinem Netz da oben in der Ecke. Wie sollen wir überhaupt in so einen Garten kommen?«

»Du auf deinen Pantoffeln, und ich fliege nebenher«, sagte Bisy.

»Und unsere Sachen? Wer schleppt das Sofa, die Bücher und das alles?«

»Das kannst du vergessen. Nimm das mit, was du tragen kannst.«

Karl-Heinz überlegte kurz. Dann raffte er so viele Sachen wie möglich zusammen und stapelte sie auf seinem Sofa. Zuletzt zog er sich die Pantoffeln an und sagte: »Na gut, ich bin so weit. Wir können aufbrechen.«

Mit einem zweifelnden Blick auf den Gepäckberg flog Bisy los. Karl-Heinz hob das Sofa an einer Ecke an, ließ es aber sofort wieder zurückfallen. Es war furchtbar schwer. Also schob er das Möbelstück unter lautem Schimpfen Stück für Stück über den Boden.

»So kommen wir nie an. Das ist viel zu viel Zeug und du bist viel zu langsam«, sagte Bisy ungeduldig.

»Was soll ich denn machen, es geht nun mal nicht schneller«, japste Karl-Heinz.

»Lass den Krempel einfach hier.«

»Wie soll das denn gehen? Wo soll ich denn schlafen ohne mein Sofa?«

»Das wird sich zeigen.«

»Dann kann ich leider nicht mitkommen. Ich bleibe hier. Ohne mein Sofa, ohne meine Sachen gehe ich nirgendwo hin.«

Bisy stöhnte über den sturen Karl-Heinz, der anscheinend mehr Angst vor dem großen unbekannten Garten als vor dem Spinnbesen hatte, und sagte: »Ich mach mich jetzt mal auf den Weg und werde ein wenig die Gegend da draußen erkunden.«

»Dann geh doch. Ich komme auch alleine klar. Vielleicht muss eine Fliege ja fliegen und eine Spinne muss bleiben«, murrte Karl-Heinz.

»Ein richtiger Freund würde jetzt mitkommen.«

»Ein richtiger Freund würde jetzt hierbleiben. Und ich komme sowieso nur mit, wenn ich meine Sachen mitnehmen kann.«

»Dann muss es wohl so sein«, sagte Bisy, »flieg ich halt allein. Hüte dich vor dem Staubsauger. Und wenn du es dir anders überlegst – du findest mich im Garten.«

Mit diesen Worten flog Bisy traurig davon. Karl-Heinz blickte seinem Freund mutlos hinterher, bis der schließlich als kleiner Punkt in der Ferne verschwand.

Spielverderber, eins, zwei, drei

Da saß Karl-Heinz nun spinnenseelenallein auf dem Fußboden neben seinem schwer beladenen Sofa. Gegenüber sah er einen Spalt unter der Fußleiste.

›Vielleicht wäre das ein gutes Versteck, zumindest für die erste Zeit‹, überlegte er und prüfte, ob die Luft rein war. Dann zog und schob und zerrte und fluchte er, bis sein ganzes Hab und Gut unter der Fußleiste in Sicherheit gebracht war.

»Was machst du hier?«, rief ein freches Stimmchen aus dem Dunkeln.

Karl-Heinz zuckte zusammen. »Wer ist da?«, rief er und versuchte ein bisschen furchteinflößend zu klingen.

»Sag mir erst, wer du bist und was du hier machst.«

»Ich wohne hier ab jetzt«, verkündete Karl-Heinz.

»Tust du nicht, weil ich hier wohne. Und zwar schon seit Langem«, schimpfte die Stimme. »Du kannst nicht einfach daherkommen und mir meinen Platz wegnehmen.«