Verflixt und abgetaucht - Kai Pannen - E-Book

Verflixt und abgetaucht E-Book

Kai Pannen

0,0
11,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Rette sich, wer kann! Fliege Bisy und Spinne Karl-Heinz haben es sich auf ihrer einsamen Insel gemütlich gemacht. Die ruhige Zweisamkeit findet ein jähes Ende, als ein Kreuzfahrtschiff in der Bucht ankert. Unzählige Touristen stürmen die Insel, verwüsten alles und futtern Bisy und Karl-Heinz sämtliches Essen weg. Den beiden Freunden ist klar: Hier können sie nicht bleiben! Alsdas Kreuzfahrtschiff ablegt, bindet Bisy heimlich einen Spinnfaden von Karl-Heinz am Schiff fest und so lassen sie sich auf ihrem selbst gebauten Floß mitziehen. Aber schon bald löst sich der Faden im Wasser auf und sie kentern! In letzter Sekunde werden sie von einem U-Boot aufgefischt. Der überaus liebenswürdige Wasserspinnen-Kapitän verspricht, sie zurück zur Buchenhecke zu bringen. Doch der Schein trügt …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 81

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Morgens ging die Sonne auf

Wilde Eingeborene

Nix Schiff, Kannibalen verboten

Ohne Floß nix los

Der Fisch, der keiner ist

Finger von den Hebeln

Im Salon

Der Haken an der Sache

Volle Kraft voraus

Das Turbo-Gewürz

Der Sprung ins tiefe Wasser

Knapp entkommen, nichts gewonnen

Steinzeit

Bohnen und Kaffee

Korall-Town

Rettung in Sicht

Angelglück

Musik liegt in der Luft

Verliebt und abgetaucht

Dem Sonnenuntergang entgegen oder auch knapp daran vorbei

Morgens ging die Sonne auf

»Montag. Morgens ging die Sonne auf. Wir haben den Tag mit dösen, essen und am Strand sitzen verbracht. Wurden nicht gestört. Abends wurde es dunkel. Wir sind eingeschlafen«, las Bisy, die Stubenfliege, aus seinem kleinen Tagebüchlein vor.

»Oh ja, was für ein Tag. Wunderbar!«, schwärmte Karl-Heinz, der dicke, fette Kreuzspinnerich.

Die beiden saßen in ihrer gemütlichen Austernschale, die sie zwischen zwei Holzpfosten an ein paar Spinnfäden aufgehängt hatten, und schaukelten in der sanften Brise.

Bisy blätterte eine Seite in seinem Büchlein um und las weiter: »Dienstag. Morgens ging die Sonne auf. Wir haben den Tag mit dösen, essen und am Strand sitzen verbracht. Wurden nicht gestört. Abends wurde es dunkel. Wir sind eingeschlafen.«

»Ja, ich erinnere mich, das war auch ein toller Tag.«

»Mittwoch. Morgens ging die … Puh, jeder Tag gleicht dem anderen. Das ist voll öde. Genau wie das Essen. Jeden Tag gibt es Wasserlinsensuppe, danach Sauerampferpüree mit Pilzen und zum Nachtisch Blaubeerkompott.«

»Na und? Trotzdem lecker. Besser als nichts. Und es macht satt.«

Wie lange war es nun schon her, dass sie auf diesem einsamen Eiland gestrandet waren? Immerhin hatten sie einen Schatz gefunden, ihn dann aber an eine zerstrittene Piratenhorde abgetreten, die sich damit aus dem Staub gemacht hatte. Der Anführer war ein Krebs mit nur einer Schere, dessen Kommandos keiner in seiner Mannschaft befolgte. Weder die drei Moskitos noch die flügellahme Libelle. Diese Halunken waren die Letzten, mit denen Bisy und Karl-Heinz zu tun gehabt hatten, und sie waren froh, sie nie wiedersehen zu müssen.

Seitdem saßen sie auf ihrer Schatzinsel fest und waren gemeinsam einsam. Zum Glück waren sie die allerbesten Freunde, obwohl sie sich sicher waren, dass sie überhaupt nicht zusammenpassten. So wurde Bisy langsam unruhig und sehnte sich danach, ein paar neue Leute kennenzulernen, vielleicht sogar eine Kuhfladenparty zu besuchen und überhaupt wegzukommen von der Insel. Karl-Heinz hingegen gefiel das geruhsame Leben in dieser Abgeschiedenheit, wo sie von niemandem gestört wurden. Er fand es fast so schön wie in ihrer guten alten Buchenhecke, die sie vor dem letzten Winter hatten verlassen müssen.

»Welcher Tag ist denn heute?«, wollte Karl-Heinz wissen.

»Freitag.«

»Ein Glück, dann ist ja morgen Wochenende.«

»Als ob das hier eine Rolle spielen würde. Wo ist denn da der Unterschied?«, nörgelte Bisy.

»Das Wochenende dient der Erholung.«

»Erholung? Wovon?«

»Von den Wochentagen natürlich! Vom Alltag! Schließlich sind im Alltag die Tage alle gleich. Und am Wochenende können wir was Besonderes erleben.«

»Und das wäre?«, fragte Bisy.

Karl-Heinz überlegte kurz und dann hatte er eine Idee. »Wir könnten zur Feier des Tages anstatt Sauerampferpüree mit Pilzen mal Pilze mit Sauerampferpüree essen.«

»Na, das ist ja eine total aufregende Abwechslung.«

»Nicht wahr? Man kann sich sein Leben auch mit einfachen Sachen sehr spannend gestalten.«

Bisy stöhnte. Sein Kumpel war einfach unverbesserlich. Hauptsache er hatte seine Ruhe und genug zu essen. Und beides gab es auf dieser einsamen Insel im Überfluss.

»Also ich würde gern mal etwas Aufregendes, Abenteuerliches erleben, damit ich was für mein Tagebuch habe«, grummelte Bisy.

»Och, ich weiß nicht. Ich erlebe lieber Geschichten ohne Abenteuer.«

»Boah, du bist echt so ein richtiger Langweiler.«

»Ich bin halt eine Kreuzspinne. Das finde ich abenteuerlich genug.«

Kopfschüttelnd schlug Bisy erneut sein kleines Büchlein auf und notierte: »Freitag. Morgens ging die Sonne auf. Wir verbringen den Tag mit dösen, essen und am Strand sitzen. Werden nicht gestört. Abends wird es … Moment mal, siehst du das auch?«

Ein großes, weißes Schiff war durch die ewige Nebelwand geglitten und fuhr nun im Zickzack kreuz und quer durch die Bucht, ein Stück zurück, dann wieder nach vorne und hin 
und her, bis es schließlich vor Anker ging.

»Was ist das denn für ein Monster?«, stöhnte Karl-Heinz.

»Sieht aus wie ein riesiger Ausflugsdampfer oder so. Der hat doch bestimmt noch ein Plätzchen frei für uns. Und dann auf und davon, weg von der Insel«, jubelte Bisy.

»So wie das fährt, ist das wohl eher ein Kreuzundquerfahrtschiff. Damit kommen wir nirgendwo an.«

Wilde Eingeborene

Ganz geheuer war ihnen dieses Kreuzundquerfahrtschiff aber nicht. Was, wenn Piraten an Bord waren? Oder lauter fiese Wespen? Hinter einem großen Stein versteckt, beobachteten Bisy und Karl-Heinz den Koloss. Bedrohlich dümpelte er in der Bucht und stieß dicke Rauchwolken aus, die den Himmel verdunkelten. Doch dann kam Bewegung in die Szene. Mehrere kleine Boote wurden zu Wasser gelassen und tuckerten, voll besetzt mit Wesen, die sie noch nicht erkennen konnten, auf den Strand zu.

»Lass uns schnell hier verschwinden. Ich will nicht schon wieder von irgendwelchen Piraten gefangen genommen werden«, zeterte Karl-Heinz.

»Aber guck sie dir doch an. Sehen so Piraten aus? Dafür sind die viel zu bunt angezogen«, bemerkte Bisy.

»Wer sagt denn, dass es nicht auch bunte Piraten gibt? Vielleicht haben sie ja ein Modegeschäft geplündert. Sind halt Mode-Piraten«, entgegnete Karl-Heinz.

Schon liefen die ersten Boote auf dem Sand auf. Eine Rampe wurde herabgelassen, sodass die Passagiere bequem und trockenen Fußes den Strand betreten konnten.

»Lauter Heuschrecken. Sind die gefährlich?«, fragte Karl-Heinz.

»Eher nicht, die sehen nach ziemlich altersschwachen Exemplaren aus«, erwiderte Bisy. »Vor denen müssen wir bestimmt keine Angst haben.«

Schwerfällig schlurften die Heuschrecken durch den Sand, zückten wie auf Kommando fast gleichzeitig ihre Handys und begannen alles und jeden zu fotografieren. Andere staksten so schnell sie konnten über die Insel und rafften sämtliche Dinge an sich, die sich auch nur einigermaßen als Reiseandenken eignen könnten. Und obwohl sie unentwegt die Leckereien aus ihren Kühlboxen tranken und knabberten, dauerte es nicht lange, bis sie auch die gesamte Insel kahl gefressen hatten.

Drei Heuschrecken kletterten ausgerechnet auf den Stein, hinter dem sich Bisy und Karl-Heinz versteckt hatten. Zum Glück kehrten sie ihnen den Rücken zu und entdeckten die beiden nicht. Sie steckten ihre Köpfe zusammen und verzogen ihre Gesichter zu einem Grinsen, während eine von ihnen in der ausgestreckten Hand ihr Handy hielt, bis es klick machte.

»Lass uns endlich abhauen, solange sie uns noch nicht entdeckt haben«, drängte Karl-Heinz.

»Die sind doch harmlos. Und sie glotzen ja sowieso nur auf ihre Handys«, versuchte Bisy, seinen Freund zu beruhigen.

Die drei Heuschrecken bewunderten das Foto auf dem kleinen Bildschirm, bis sie wie vom Blitz getroffen zusammenfuhren.

»Was sind das denn für zwei Typen da hinter uns?«, japste eine. Langsam drehten sie sich zu Bisy und Karl-Heinz um und starrten sie an.

»Das sind die Wilden! Genau wie es in unserem Reiseprospekt steht«, krächzte die zweite Heuschrecke.

»Die Eingeborenen. Womöglich sogar Kannibalen!«, zeterte die dritte. »So welche hab ich schon mal in irgendeiner Insektensammlung gesehen.«

»Die waren aber ausgestopft. Die hier sind lebendig!«, kreischte die erste Heuschrecke und wollte schon weglaufen. Doch dann hielt sie inne und richtete ihr Handy direkt auf die beiden »Wilden«. Klick! »So ein Foto bekommt man nicht 
alle Tage. Da werden sie zu Hause aber staunen!«

Mittlerweile hatten auch die übrigen Landgänger Bisy und Karl-Heinz bemerkt und strömten sensationslüstern aus allen Richtungen auf sie zu. In respektvollem Sicherheitsabstand bildeten sie einen Kreis um die beiden und gafften sie an. Unmöglich, sich aus dem Staub zu machen. Also kramte Karl-Heinz in seinen Hosentaschen.

»Was willst du denn mit dem Spinnfaden?«, fragte Bisy.

»Ich werde denen zeigen, was es bedeutet, Kannibalen zu 
begegnen«, grollte er und schleuderte mit dem Mut der Verzweiflung seinen Faden, der sich um die nächstbeste Heuschrecke wickelte. Ein Aufschrei des Entsetzens entfuhr den Umstehenden und die Ersten begannen zu fliehen.

»Schon lange her, dass ich Heuschreckenbraten gegessen habe.«

»Karl-Heinz, das kannst du nicht machen.«

»Mag sein, aber bevor die uns jetzt ausstopfen und als Souvenir mitnehmen, kann ich ja wohl ruhig noch eine von ihnen auffuttern. Schließlich haben DIE ja behauptet, dass wir Kannibalen sind.«

»Das stimmt schon, aber vergiss nicht, dass du ein vegetarischer Kannibale bist«, erinnerte ihn Bisy.

Eine der Heuschrecken, die noch nicht die Flucht ergriffen hatte, zückte ein Büchlein und blätterte nun hektisch durch die Seiten. Umgang mit wilden Kannibalen stand auf dem 
Umschlag. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte, las, legte das Buch zur Seite und wühlte in ihrer Handtasche. Vorsichtig und mit ängstlichem Lächeln kam sie auf Bisy und Karl-Heinz zu. »Du wollen Geschenke? Dann du nix essen Günter, dafür du kriegen wertvolle Juwelen«, stammelte sie und reichte den beiden eine Handvoll Murmeln.

Bisy und Karl-Heinz betrachteten ratlos die wertlosen Glasperlen, die ihnen die Heuschrecke entgegenhielt.

Eine weitere Heuschrecke kam zögerlich auf sie zugestakst. »Du das essen wollen? Sehr lecker. Dann du nix essen Günter«, sagte sie mit zittriger Stimme und wedelte mit einer Tüte Schokoladenkekse vor ihren Gesichtern herum.

Sofort erhellte sich der Blick von Karl-Heinz. Er schnappte sich die Tüte und verschlang gleich drei große Kekse. Einen vierten noch, dann überließ er Bisy den Rest und wickelte sein Opfer wieder aus. »Wer mag schon so alte, zähe Grashüpfer verspeisen«, nuschelte er mit vollem Mund.

Erleichtert atmeten die übrigen Heuschrecken auf und boten den beiden »Wilden« nun ebenfalls alle möglichen Sachen an, die sie in ihren Taschen finden konnten. Und im Tausch dafür ließen sich Bisy und Karl-Heinz mit ihnen fotografieren.

Nix Schiff, Kannibalen verboten

Bisy und Karl-Heinz wunderten sich zwar, warum die Touristen so ulkig mit ihnen sprachen, aber solange sie ihnen Kekse und andere Köstlichkeiten überreichten, vergaßen die beiden vorübergehend ihre Abneigung gegenüber den Eindringlingen. Blaubeeren und Sauerampferpüree schmeckten zwar gut, Käsebrötchen und Schoko-Donuts aber auch.