1,99 €
Wieder wurden Matt und Aruula festgesetzt; diesmal von den Renegaten. Doch sie scheinen einen geheimen Helfer zu haben, der ihnen die Flucht aus dem Hochhaus ermöglicht - hinein in die giftige Atmosphäre Binaars. Ein Cyborg rettet sie in letzter Minute und nimmt sich ihrer an. Nicht ganz selbstlos, wie sie bald merken. Denn "Borm" war einst ein humanoides Lebewesen wie sie und will sich rächen an den Maschinen, die ihn in diesen halbmechanischen Körper verpflanzt haben...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Hilfreiche Links
Was bisher geschah …
Der Körperdieb
Leserseite
Cartoon
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: Néstor Taylor/Bassols
Autor: Wolf Binder
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2782-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Hilfreiche Links zu diesem Roman:
Serie
Covermaler/in
Autor/in
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.
Sie finden sich – wie Xaana und der Smythe-Roboter zuvor – auf dem Mond Terminus in der Stadt Toxx wieder, wo sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen lässt! Die Wurmloch-Anzüge schützen vor dieser Strahlung.
Immer wieder werden Bewohner von den „Initiatoren“, die in einem Turm im Zentrum der Millionenstadt residieren, abgeholt und ihrer Persönlichkeit beraubt. Matt will mehr erfahren, und so wird – neben den Bemühungen, Xaana zu finden – der Turm ihr Ziel. Unterwegs geraten Aruula und er in einem unterirdischen Kerker an das mächtige Volk der Saven. Sie selbst können entkommen, doch die Saven installieren unbemerkt ein Quantenbewusstsein in Aruula. Als sie endlich in den Turm gelangen, wo sie alle Erinnerungen an die Erde verlieren, öffnet der „Schläfer“ in Aruula den Kerker der Saven. Danach schickt er die beiden zum Wassermond Aquus, wo sie auf Hydree treffen, eine Rasse, deren Nachkommen heute auf der Erde leben. Die Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück, die nur blockiert wurden. Am Südpol kommen sie mit der Hilfe eines Hydree in den dortigen Transferturm und erfahren, dass sie nicht zum Ringplaneten reisen können, wohl aber zum Mond Binaar, auf dem der Smythe-Roboter gelandet sein dürfte. Hinter ihnen sprengt der Hydree den Turm.
Auf Binaar werden sie getrennt. Während Matt in eine Ersatzteil-Zucht gesperrt wird, gerät Aruula an den Avatar eines Friedenswahrers, der in den Menschen Potenzial sieht und ihnen hilft, dann aber vom Smythe-Roboter übernommen wird. Der stellt ihnen eine Falle. Matt und Aruula geraten in eine düstere Version des postapokalyptischen Waashton, in dem Smythe gottgleich regiert. Von dort gelangen sie durch einen Spiegel ins Washington des Jahres 2011, das als Gegengewicht fungiert und in dem Smythe keine Macht hat. Als sie ihn dort durch einen Trick vom Secret Service festsetzen lassen, können sie die Simulation verlassen. Auf der Suche nach dem Transferturm werden sie von Renegaten angeheuert, einen angeblichen Überläufer aus einem Kerker der Initiatoren zu befreien. Er stellt sich als Schwarmintelligenz aus Myriaden winziger Bots heraus, die für die Cyborgs ein „Projekt Exxus“ vorantreiben sollen. Weil Matt und Aruula nun von dem Projekt wissen, werden sie festgehalten.
Der Körperdieb
von Wolf Binder
Borm sprang den Mechanischen von hinten an und riss die Verkabelung aus dessen Steuerleitung. Kurz jaulten die Servos auf, bevor der Medi-Bot zu Boden krachte. Um seinen Hals hing eine Kette mit einer Codekarte. Borm nahm sie an sich; Codekarten waren ein willkommener Bonus.
Aus dem Sprachmodul des Medi-Bots drangen klirrende Laute. „Bitte nicht.“ Borm zerstörte es mit seiner metallenen Klaue. Er verabscheute Mechanische. Sie waren ein missglückter Versuch, organisches Leben zu imitieren. Dann aktivierte er die Rotationsklinge seines zweiten Greifarms und schnitt funkensprühend den Schädel des Roboters auf. Vorsichtig legte er die rot glimmende Optik frei …
In einem Hochhaus auf der Oberfläche Binaars
Matthew Drax hatte neben Aruula auf der Liege Platz genommen, dem einzig nennenswerten Möbelstück in diesem fensterlosen Raum. Aus einer rechteckigen Öffnung über ihnen sickerte mattes Licht und hob die Wände ihres tristen Gefängnisses aus der Dunkelheit. Ecken und Winkel gehörten schon wieder der Dunkelheit. Die Essensration – ein paar unbeschriftete Dosen und eine Schüssel mit Standardbrei – stand unberührt auf dem Boden.
Neben leeren Regalen und Kästen mit Blechverkleidung gab es noch eine Steuerkonsole neben der Tür, doch die war tot. Ob absichtlich unbrauchbar gemacht, konnte Matt nicht feststellen. Der Raum wirkte, als wäre er seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt worden; über allem lag eine feine Staubschicht. Es konnte also genauso gut fehlende Wartung daran schuld sein.
Der Schnurrer lag, zu einem flauschigen Ball zusammengerollt, in Aruulas Schoß. In regelmäßigen Abständen streckte er alle viere von sich, drehte das Köpfchen mäßig interessiert von links nach rechts und sank gleich darauf in den Schoß seines Frauchens zurück.
Matt drehte ein kleines Kästchen, das er in seiner Jackentasche gefunden hatte, in den Händen.
„Was glaubst du, was das ist?“, fragte Aruula.
Matt zuckte kurz mit den Schultern. „Sieht fast aus wie eine Fernbedienung“, antwortete er. „Könnte aber auch eine Mini-Bombe sein. Auf diesem Mond ist alles möglich.“
Aruula hob eine Braue. „Bomben kenne ich, aber was macht eine Fernbedienung?“
„Ein technisches Gerät steuern“, erklärte Matt. „Einen Bildschirm ein- und ausschalten, zum Beispiel. Oder etwas in Gang setzen.“
„Dann lass es uns versuchen!“ Sie erhob sich und ließ den protestierenden Schnurrer zu Boden gleiten. „Ich glaube nicht, dass es eine Bombe ist. Wenn dieser glänzende Cyborg das Risiko eingeht, es dir heimlich zuzustecken, will er uns sicher nicht umbringen.“
Sie spielte damit auf Mergclec an, der Matt unsanft in den Raum bugsiert und dabei die Gelegenheit gehabt hatte, das Ding in seiner Tasche zu deponieren. Wann sonst sollte es passiert sein?
Wollte der Renegat ihnen vielleicht zur Flucht verhelfen? Er hatte zuvor schon gesteigertes Interesse an ihnen gezeigt.
Matt seufzte. „Okay, versuchen wir es. Vielleicht öffnet es ja die Türe. Dann hoffen wir mal, dass draußen keine Wachen stehen, die es uns gleich wieder abnehmen.“
Das längliche Kästchen wies zwei drehbare Ringe und zwei Tasten auf. Weder die fremdartigen Symbole noch die Farbcodierung der Ringe ließen einen eindeutigen Schluss auf die Funktion zu.
Matt atmete tief durch – und drückte dann auf die obere Taste.
An der Tür regte sich nichts. Stattdessen erklang hinter ihnen ein leises Surren. Sie fuhren herum. Und sahen, dass sich ein Teil der scheinbaren Wand gelöst hatte und nach oben fuhr. Dahinter wurde ein Fenster sichtbar! Fahles Tageslicht fiel in den Raum.
Matt und Aruula traten näher. Die Kunststoffblende, gute zwei Meter breit, schob sich hinter ein Metallpaneel an der Decke und gab den Blick auf Binaar frei.
Vor ihnen breitete sich ein Meer würfelartiger Gebäude aus, zwischen denen orange schimmernde Nebelschwaden hingen. Nur hier und da durchstieß ein besonders hoher Bau, dessen Fenster das Licht der untergehenden Sonne reflektierten, die Schwaden.
„Ich mag diesen Mond nicht“, sagte Aruula und ergriff seine Hand. Aruula fühlte sich kalt an und zitterte kaum merklich.
„Binaar ist nicht für Menschen geschaffen“, stimmte Matt zu. Er löste seine Hand aus ihrer. Nachdem er nun wusste, dass das Kästchen tatsächlich eine Fernbedienung war, versuchte er andere Einstellungen, drückte abwechselnd beide Taster und drehte dabei an den Ringen. Aber einzig die Fensterblende ließ sich damit in verschiedenen Geschwindigkeiten öffnen und schließen.
„Wenn uns Mergclec diese Fluchtmöglichkeit offen hält, hat er sich etwas dabei gedacht“, stellte Aruula fest. „Haben die Renegaten vielleicht vor, uns hier drin verrotten zu lassen?“
„Ihr Anführer war ja nicht gerade erpicht darauf, uns seine Gastfreundschaft anzubieten“, stimmte Matt zu. „Nur One haben wir es zu verdanken, dass er uns nicht gleich an Ort und Stelle entsorgt hat. Anscheinend wissen wir zu viel. Dieses Projekt Exxus, das Mergclec erwähnte, scheint für die Renegaten ein ganz großes Ding zu sein, von dem die Initiatoren nichts erfahren dürfen.“
„Was wissen wir denn darüber?“, blaffte Aruula. „Nichts!“
„Es genügt, wenn er befürchtet, dass wir etwas wissen könnten“, meinte Matt.
Aruula trat an das große Fenster. „Dann sollten wir versuchen, über die Außenseite zu fliehen.“
Das war leichter gesagt als getan. Die Scheibe schien unzerbrechlich zu sein. Matts Strahlenwaffe hätte gewiss ein Loch hineinbrennen können – würde sie noch funktionieren. Aber wie er bei der Auseinandersetzung mit den Avataren der Initiatoren hatte feststellen müssen, war die Elektronik durch den EMP im Kerker der Schwarmintelligenz One beschädigt worden.1)
Schlägen und Tritten hielt das Glas stand, ja sogar Aruulas Hieb mit dem Säbel richtete keinen Schaden an. Der Schnurrer beäugte ihre fruchtlosen Bemühungen misstrauisch vom anderen Ende des Raumes aus.
„So geht’s nicht“, stellte Matt schließlich fest, „aber lass mich etwas anderes versuchen …“
Mit Aruulas Säbel zerlegte er die Liege. Dann schloss er die Fensterverblendung bis zur Hälfte und keilte die Einzelteile zwischen Blende und Verglasung. „Wenn es nicht mit Gewalt geht, dann eben mit aller Gewalt.“ Er grinste und aktivierte die Blende.
Der Antrieb protestierte, während sich die Blende quietschend über das Metall schob. Der Druck auf die Scheibe wuchs sekündlich – bis sie mit einem erlösenden Knall samt der verkeilten Metallteile nach außen flog. Die warme Luft, die nun durch die Öffnung hereinströmte, stank erbärmlich.
„Den Duft der Freiheit hatte ich mir anders vorgestellt.“ Aruula rümpfte die Nase. Der Schnurrer hüpfte neugierig heran. Er nieste und rieb sich die kleine Schnauze.
„Die Luft ist durch Giftstoffe belastet“, merkte Matthew an. „Beeilen wir uns besser.“
Sie stiegen durch die Öffnung. Erst zwei Meter tiefer führte ein Sims an der Fassade entlang. Bis zum Boden waren es dann noch einmal etwa dreißig Meter.
Aber es gab keine andere Möglichkeit, sie mussten es riskieren. Schon deshalb, weil sie nicht mehr gegen die schädliche Atmosphäre Binaars geschützt waren. Jetzt hieß es Augen zu und durch. Beziehungsweise Augen auf und abwärts.
Matt packte Aruulas Handgelenk mit festem Griff und ließ sie an der Außenseite hinuntergleiten, bis sie sicher auf dem schmalen Sims stand. Der Schnurrer krallte sich dabei wie gewohnt in den Stoff über ihrer Schulter.
Aruula suchte Halt an der Außenwand und fand ihn unter einer Verblendung, unter die sie ihre Finger zwängen konnte. Dann erst gab sie Matt ein Zeichen. Der stützte sich mit den Armen auf dem Rahmen ab und glitt vorsichtig über die Kante nach draußen. Stück für Stück rutschte er an der Wand entlang, bis er schließlich mit gestreckten Armen an der Fassade hing. Bis zum Vorsprung fehlten nur noch wenige Zentimeter, trotzdem war es eine Überwindung, sich fallen zu lassen.
„Ich hasse Binaar!“
Er ließ los. Und spürte im nächsten Sekundenbruchteil Widerstand unter seinen Stiefeln. Aruula packte zu und hielt ihn fest.
Nachdem sich das Herausbrechen der Scheibe derart schwierig gestaltet hatte, versuchten sie gar nicht erst, in eine benachbarte Wohneinheit zu gelangen. Sie mussten an der Fassade hinabsteigen, um zum Boden zu gelangen.
Zum Glück wies dieses Hochhaus keine Taillierung auf. Die Fassade führte lotrecht nach unten, sah man von dem Sims ab, das auf jeder zweiten Etage rund um das Gebäude führte.
Matts Hoffnung auf eine Feuerleiter wurde enttäuscht, stattdessen führten an den Ecken des Gebäudes durchgehende, armdicke Leitungen bis nach unten. Ob es sich dabei um das Fallrohr einer Dachentwässerung handelte, oder die Abart eines Blitzableiters, konnte er nicht sagen. Wichtig war nur, dass sie daran von einem Sims zum nächsten hinabrutschen konnten.
Der Wind wehte beständig, aber nicht besonders stark, und trug stinkende, unangenehm warme Luft heran. Sie verursachte Kopfschmerzen und ein unangenehmes Schwindelgefühl. Dabei war die Schadstoffkonzentration hier oben noch erträglich; erst unten in Bodennähe würde es wirklich gefährlich werden. Wenn sie dort ankamen, mussten sie so schnell wie möglich einen offenen Zugang zu einem der Gebäude finden.
Matt rutschte an der Leitung auf das letzte Sims hinab, etwa zehn Meter über dem Boden. Er ließ die Leitung los, damit Aruula folgen konnte, und schmiegte sich an die Fassade.
Aruula erreichte wenige Sekunden nach ihm das Sims. Sie sah arg mitgenommen aus. „Ich bekomme kaum noch Luft“, klagte sie. „Schnell runter, bevor uns die Kräfte verlassen!“
Matt sah Aruula hinterher, wie sie zwischen den nun dichteren Schwaden in die Tiefe glitt. Die Luft wurde in Bodennähe immer undurchdringlicher. Matts Herz raste und Brechreiz würgte ihn. Flach atmen, ermahnte er sich, packte die Leitung und rutschte Aruula hinterher.
Der Boden kam ihm schnell und hart entgegen. Matt knickte in den Knien ein, rappelte sich aber schnell wieder auf. Seine Haut war von einer klebrigen Substanz überzogen, aber es war kein Schweiß. „Auch wenn’s dich juckt, nicht kratzen!“, warnte er seine Gefährtin. „Sonst dringt dir das Zeug unter die Haut.“
„Danke für den Hinweis“, motzte Aruula. „Jetzt juckt es.“
„Suchen wir lieber einen Eingang.“ Matt sah sich um. Erst jetzt bemerkte er, dass der Boden wieder nur eine Stahlkonstruktion war; vermutlich die Decke einer der unzähligen Hallen, zu einem endlosen Labyrinth aneinandergefügt waren.
Er spuckte bitteren Speichel aus. Seine Augen brannten. Wie lange würden sie es hier draußen aushalten, bevor sie bewusstlos wurden – was unweigerlich ihren Tod bedeuten würde?
Gemeinsam umrundeten sie das Hochhaus, ohne eine Tür zu entdecken. „Was, wenn es keinen Ausgang an der Oberfläche …“
Aruula brach ab und hustete. Matt erwischte sie, bevor sie fallen konnte. Auf ihrer Schulter nieste der Schnurrer. Er wirkte noch einigermaßen aufgeweckt.
Matt fluchte und schleppte Aruula mit sich auf einen turmartigen Sockel zu. Im fahlen Licht der anderen Monde zeichnete sich dort eine Gestalt ab.
Ein Maschinenwesen, groß und breitschultrig! Anstelle eines Kopfes trug es eine transparente Kuppel, in der sich Binaars Bauten und die fremden Gestirne reflektierten. Im Inneren der Kuppel glühten drei langgezogene rote Augen, und wo die linke Hand sein sollte, blitzte gefährlich eine Art Kreissäge. War er ihnen feindlich gesinnt?
Und wenn schon, dachte Matt fatalistisch. Macht eh keinen Unterschied mehr.
Der Tekk stapfte direkt auf sie beide zu. Instinktivzog Matt seine Strahlenwaffe, bevor er sich daran erinnerte, dass sie nicht funktionierte.
Aruula zog ihren Säbel, doch ihre Bewegungen waren langsam und fahrig. Der Säbel schlug gegen den Metallarm und klirrte zu Boden.
Fauchend sprang der Schnurrer den Tekk an. Der Mechanische traf das Katzenwesen mit dem anderen Arm und schleuderte es beiseite.
Matt hatte keine Kraft mehr für einen Verzweiflungsangriff mit bloßen Fäusten. Die Lichter um ihn erloschen und er nahm das Gefühl des Fallens mit in die Bewusstlosigkeit.
Daruyyl bemerkte zwei Cyborgs, deren Bio-Anteil größer war als ihre mechanischen Komponenten. „Verjagt sie!“ Mit seinem Schlaucharm deutete er auf die Gestalten. Seine Gefolgsleute verstanden, traten auf die beiden zu und scheuchten sie in einen dunklen Nebengang.
Selbstbewusst betrat Daruyyl das Gebiet des Kenuno-Clans. Er hatte auch allen Grund dazu, denn er war Anführer der 9/2-13. Sollte jemand es wagen, ihn anzugreifen, würde es ihm schlecht ergehen.
Während er mit zwei Gefolgsleuten die Zentrale des rivalisierenden Clans ansteuerte, fragte er sich zum wiederholten Mal, warum die Kenuno eigentlich noch immer existierten. In ihrer höflichen und toleranten Art anderen Modellen gegenüber ließen sie es zu, dass viele verschieden motivierte Binaari durch ihr Gebiet zogen, dort Handel trieben und an der Basis ihrer Macht rüttelten.
Je näher sie dem Hort der Kenuno kamen, desto mehr von ihnen waren unter den Maschinenwesen auszumachen. Durch ihre weiße Beschichtung stachen sie aus der Menge hervor. Davon abgesehen sah ein Ken wie der andere aus. Ihre äußere Form war einem zweibeinigen Bio nachgeahmt. Die Hülle der Ken, wie Daruyyl sie abfällig nannte, bestand aus beschichteten Abdeckungen, die, nur lose aneinandergereiht, viele Lücken offenbarten, zwischen denen ihre mechanische Unterkonstruktion sichtbar wurde. Beinahe konnten sie als Mechanische durchgehen, wäre da nicht der Makel ihrer organischen Hände gewesen.
Die Zentrale der Ken lag inmitten einer großen Halle. Wie ein blassblauer Zylinder mit spiralförmig umlaufenden Treppen schraubte sich der Bau bis an die Hallendecke empor. Zugegebenermaßen ein beeindruckender Ort, den Daruyyl gerne für sich beansprucht hätte. Vielleicht würde es ja eines Tages dazu kommen.
Kurz vor dem Aufgang zur umlaufenden Spirale trafen sie auf eine Gruppe von knapp zwanzig Ken. Kaum erblickten sie den ankommenden Daruyyl, stellten sie sich in einer Reihe auf und neigten höflich den Kopf.
Daruyyl erwiderte den Gruß. Er versuchte, nicht auf ihre Hände zu starren. Die fünffingrigen organischen Greifer waren zwar unter einem weißen Stoffbezug verborgen, doch sie schienen immer in Bewegung zu sein. Die Finger tanzten kaum merklich vor und zurück, als würden sie eine Tastatur bedienen.
Ein Ken trat an die Wand des Gebäudes. Die Finger seiner Hand tanzten über ein Eingabefeld. Aus dem Boden vor der umlaufenden Spirale hob sich ein Podest.
„Bitte folgt mir in den Saal der Bestimmung“, sagte der Ken. Er wartete, bis Daruyyl und seine Gefolgsleute die Plattform betreten hatten. Dann beschleunigte das Podest und folgte in immer schnellerer Fahrt der Spirale nach oben.
Daruyyls eigenes Quartier bot eine großartige Aussicht über die Stadtlandschaft des Maschinenmondes, doch die Liftanlage der Kenuno war einzigartig. Die vielfältigen Binaari auf dem Platz fielen unter ihnen zurück, aber noch immer konnte Daruyyl jeden einzelnen Ken unter ihnen ausmachen.