Maddrax 440 - Wolf Binder - E-Book

Maddrax 440 E-Book

Wolf Binder

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Beschreibung

Matt Drax, Aruula und Xaana können nicht lange an einem Ort bleiben, solange sie von wütenden Messisanern verfolgt werden, die glauben, sie hätten drei Landsleute ermordet. Dabei wissen die drei nicht, dass noch jemand hinter ihnen her ist: der Kontra, der für den "Tod" des Begrüßungskommandos verantwortlich ist. Er will die Menschen vor den Plänen der herrschenden Initiatoren bewahren, die nach der Exxus-Katastrophe alles in Bewegung setzen, ihrer habhaft zu werden.

Wer wird das Rennen machen? Oder besiegelt am Ende die unbarmherzige Natur des Dunkelmondes ihr Schicksal?

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EPUB
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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Auf dem Dunkelmond

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

Autor: Wolf Binder

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4136-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Auf dem Mond Terminus lässt sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen. Unterwegs zum Turm der Initiatoren, den Herren des Systems, geraten Matt und Aruula in einem unterirdischen Kerker an das mächtige Volk der Saven und befreien sie unfreiwillig, bevor sie zum Wassermond Aquus geschickt, wo sie zusammen mit dem Dreen Mi-Ruut auf die Hydree treffen. Diese Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück. Sie reisen zum Mond Binaar weiter, einem Ort, an dem nur künstliche Wesen leben. Die Renegaten wollen von hier fliehen und lösen einen ganzen Stadtteil – Exxus – aus Binaar. Matt und Aruula reisen mit, aber auch ihr Erzfeind Jacob Smythe und ein Initiator in einem Avatar. Smythe erlangt die Kontrolle über den Zentralrechner der Exxus und ändert den Kurs auf den Ringplaneten. Dann aber wird er von einem verbündeten Roboter betrogen, der die Kontrolle des Schiffs auf sich selbst überträgt – bevor Aruula ihn vernichtet. Nun lässt sich der Kurs nicht mehr ändern. Smythe stürzt in einen Schacht und der Initiator zwingt die Menschen in ein Fluchtshuttle, löst aber seinen Geist aus dem Avatar, als sie ins Schwerefeld des Mondes Botan geraten.

Nach dem Absturz treffen Matt und Aruula auf die Polatai; Molchwesen, die hier für die Initiatoren tätig sind. Die Natur ist krank, Faulzonen breiten sich aus! Der Geist Botans versucht Matt und Aruula zu assimilieren, was Mi-Ruut, der wieder zu ihnen stößt, verhindern kann. Sie finden Xaana in einem Kokon. Ein kranker Proband ist verantwortlich für die Fäulnis. Als sie seine Leiche verbrennen, verbreiten sie mit der Asche den Virus über ganz Botan. In ihrer Not setzen die Initiatoren die auf Terminus festsitzenden Saven ein. Plagmal und Kurzmüh heilen zwar die Seuche, versuchen aber den Geist zu übernehmen – was letztlich misslingt. Botan vereinnahmt die Saven und erlaubt den Gefährten die Rückkehr nach Aquus. Xaana erhält dort ihre Erinnerung zurück. Sie suchen erfolgreich ein legendäres Beiboot der ersten Hydree, mit dem Matt, Aruula und Xaana Aquus verlassen. Kurz nach dem Start melden sich die Initiatoren über Funk und schlagen ein Treffen auf dem Mond Messis vor. Dort erwartet sie eine Delegation aus drei Avataren – die aber von den Kontras von der Leitstelle getrennt werden, bevor der Kontakt zustande kommt. Dafür haben unsere Freunde jetzt ein Problem, denn die Einheimischen glauben, sie hätten die drei ermordet …

Auf dem Dunkelmond

von Wolf Binder

Feuerzungen leckten an den leblosen Körpern empor. „Mehr Toryumstaub“, bestimmte Jargent. „Es soll nichts von ihnen bleiben.“ Der Dorfälteste wollte kein Risiko eingehen. Ein Wiedergänger war genug, es sollten nicht noch mehr werden.

Der Metallstaub färbte die Flammen grünweiß und schickte Jargent einen Hitzeschwall entgegen. Unangenehme Helligkeit hüllte die beiden Körper ein und entzog sie seinem Blick. Jargent wandte sich ab. Seine Augen schmerzten und die Hitze trocknete den schützenden Tränenfilm.

Jargent hustete und stützte sich auf den Gehstock aus Bawa-Holz. „Die Jagd beginnt“, verkündete er seinem Gefolge. „Auch der Wiedergänger und Unheilsbringer soll brennen!“

Der Weg führte in sanften Schwüngen einen Hügelkamm hinauf. Matt stieß gleichmäßig die Luft aus, während er zügig voranschritt. Seine Schuhe drückten, die Kleidung war feucht und rieb auf seiner Haut. Sein Magen knurrte, denn er hatte schon seit Stunden nichts Vernünftiges gegessen. Hinter ihm gingen Xaana und Aruula mit dem Schnurrer. Deren Stimmung war düster genauso düster wie das Land und der Himmel.

Matt hielt auf der Hügelkuppe. Vor ihnen fiel das Gelände ab und formte eine Senke, bevor es wieder anstieg und in einer felsgezackten Klippe endete. In die Senke schmiegte sich ein ausgedehnter Pilzwald, der zu beiden Seiten in Dunstschleiern verschwand.

Die Landschaft wirkte wie ein nassfeuchtes Gemälde, auf dem zu dunkle Konturen in Braungrün eine Sumpflandschaft nachzeichneten. Matt schätzte die Entfernung bis zur Klippe auf mindestens fünfzehn Kilometer. Der Abgrund musste sehr tief sein, denn die Landschaft, die über dem Grat zum Vorschein kam, war nicht mehr als eine ferne verblichene Silhouette. Unmittelbar hinter der Klippe bohrte sich eine Lichtsäule aus den Wolken in die Tiefe. Dahinter, in weiten, unregelmäßigen Abständen, setzte sich die Folge der Wolkenlöcher fort.

„Ob wir dort unten etwas zu essen finden?“, fragte Xaana.

Aruula zuckte die Achseln. Schnurrer saß auf der rechten Schulter und machte die Bewegung mit.

„Wir folgen dem Weg“, sagte Matt, „und lassen alles auf uns zukommen.“

Der festgestampfte Weg vor ihnen schlängelte sich in weiten Bögen bis in die Senke. Die Luft roch würzig mit einer süßen Note.

Schnurrer lief an Matt vorbei. Seit dem Aufbruch von Yantlais Hütte1) hatte die Fuchskatze Aruulas Schulter kaum verlassen. Jetzt verließ sie mit einem wilden Sprung den Weg und verschwand zwischen den harten Grashalmen. Aruula ließ ihn ziehen; es war normal, dass er sich selbst sein Futter jagte.

Sie erreichten die Ausläufer des Pilzwaldes. Der Boden federte unter ihren Schritten, Dunst stieg zwischen vermoderten Lamellenblättern auf. Eine Vielzahl handbreiter Rinnsale zog sich wie ein loses Adernetz durch die Waldung, und immer wieder leuchteten Gruppen weißer Kugelpilze hinter kniehohem Bewuchs hervor.

Am markantesten aber waren die Schirmpilze. Sie sprossen büschelweise aus dem welligen Boden. Meist ein oder zwei Exemplare, deren Stamm sechs bis sieben Meter in die Höhe ragte und in einer breiten Kappe mündete. Wie irdische Pilze wiesen sie Lamellen an der Unterseite auf. Goldfarbene Sporen rieselten heraus, wurden vom Wind erfasst und weitergetragen. Am Boden wucherten um diese Riesen reichlich Ableger, von denen die größten gerade mal Schulterhöhe erreichten.

Der süßliche Geruch wurde intensiver. Blühende Pflanzen? Außer in den Lichtinseln schienen alle Pflanzen in einem Stadium des Verfalls; nur Pilze und Moose wucherten überall. Matt fühlte sich beinahe an die Dorrzone auf Botan erinnert.

Neben ihnen fiepte es schrill. Schnurrer kam mit einem zappelnden Käfer im Maul zum Vorschein. Verspielt warf er das Insekt in die Höhe, fing es wieder und schüttelte knurrend das Köpfchen.

Matt sah sich um, entdeckte aber keine Spur, wie der Weg im Wald weiter verlief. „Kann jemand von euch erkennen, wo sich der Weg fortsetzt?“

Aruula schüttelte den Kopf.

„Behalten wir die Richtung so lange bei, bis wir auf die Klippe stoßen. Dann suchen wir den Weg in die Tiefebene.“

Diesen nächsten Anlaufpunkt hatte Yantlai ihnen zumindest nennen können. Von dort aus würden sie sich neu orientieren müssen. Matt hoffte auf dem Weg auf einen der Wolkenaufzüge zu stoßen, von denen der Messisaner behauptet hatte, diese Konstrukte wären Kontaktstationen zu den Herren, den Initiatoren.

„Soll mir recht sein“, sagte Aruula. Sie deutete auf ein Rinnsal. „Selbst wenn wir die Orientierung verlieren – Wasser fließt immer talwärts.“

Matt nickte. „Aruula, du gehst voran, ich bilde die Nachhut.“

„Und ich soll in der Mitte gehen?“, murrte Xaana. „Als müsste ich beschützt werden? Ich bin mehrere Monate allein auf diesen Monden zurechtgekommen und kann selbst auf mich aufpassen.“ Angriffslustig stemmte sie ihre Fäuste in die Hüfte.

„Miau!“, fauchte Aruula spöttisch in Xaanas Richtung.

„Was soll das?“ Matt packte Aruulas Arm. Warum provozierte sie seine Tochter? „Heb dir das auf, bis wir auf Feinde stoßen.“

Aruulas giftiger Blick traf ihn, und einen Moment lang sah er blanke Wut in ihren Augen. Das war nicht gespielt. Sie machte sich von ihm los. „Okee, dann soll die Kleine eben die Führung übernehmen.“

„Nein“, widersprach Matt. „Du bist die erfahrene Kämpferin und Fährtenleserin. Du gehst voraus. Xaana bildet die Nachhut.“

Schnurrer hatte den Käfer verputzt und kletterte geschickt auf Aruulas Schulter. Sie betraten den Pilzwald. Fledermausähnliche Tiere flatterten herum, ansonsten stießen sie nur auf kleinere Insekten und in der Nähe des Wassers auf silberfarbene kurze Schlangen.

„Wann gibt es was zu essen?“, fragte Xaana, die hinter Matt ging. „Ich dachte, unsere tolle Kriegerin will ein Tier erlegen?“

„Es reicht!“, mahnte Matt und drehte sich um. „Lass diesen unverschämten Ton.“

Xaana versetzte ihm einen Stoß mit beiden Händen. „Sag du mir nicht, wenn es reicht.“

„Was ist in dich gefahren?“ Matt bekam sie an den Armen zu fassen und hielt sie fest. „Du bist eine intelligente junge Frau und führst dich auf wie ein trotziges Kind.“ Wie sein trotziges Kind. Aber dass Xaana seine Tochter war, hatte er weder ihr noch Aruula eröffnet. Die Hydree hatten es zufällig bei einem genetischen Abgleich herausgefunden und ihn informiert. Seither wartete er auf den „richtigen Augenblick“. Ob der jemals kam?

„Was macht ihr?“, erklang Aruulas Stimme hinter ihm. „Ein bisschen kuscheln, um die Laune zu heben? Bist du nicht zu alt für das Gör?“

Matt ruckte herum. „Was zum …“ Ihm fehlten die Worte.

„Ist nicht dein erstes Abenteuer mit anderen Frauen“, fuhr Aruula spitz fort.

Matt starrte sie ungläubig an. Hatte seine Gefährtin den Verstand verloren? „Du weißt, dass ich dir treu bin und nichts von Xaana will!“

„Du empfindest weit mehr für sie!“ Aruula wurde laut. „Um das zu erkennen, muss ich dich nicht mal belauschen!“

Das ist nicht wahr!, wollte er entgegnen. Aber das stimmte nicht. Natürlich empfand er mehr für Xaana – als seine Tochter. Hatte Aruula das intuitiv erfasst und falsch interpretiert?

„Ah! Dein Schweigen verrät dich!“, schnappte Aruula. Als sie sich auf ihn stürzte, war er viel zu überrascht, um reagieren zu können.

Mit voller Wucht prallte Aruula gegen ihn. Sie gingen beide zu Boden. Aruula rollte sich ab und war Augenblicke später über ihm.

„Bist du übergeschnappt?“, brüllte Matt, während er versuchte, sie sich vom Leib zu halten. Aruulas Faustschläge trieben ihm die Luft aus den Lungen. Nun wurde auch er wütend. Richtig wütend! Er packte sie an den Haaren und riss ihren Kopf nach hinten. Sie bäumte sich auf und fauchte.

Schnurrer tauchte wie aus dem Nichts auf und biss in Matts Finger. Er fiepte verstört und sprang wieder in Deckung.

Aruulas flache Hand traf Matt im Gesicht. Es klatschte laut und seine Wange brannte höllisch.

„Das wirst du büßen!“ Matt rammte ihr seine Faust in den Magen. Ein weiteres Mal. Fester. Wilder. Aruula war zäh, aber körperlich war er ihr überlegen. Matt drückte die Kriegerin von sich weg, zog die Beine an und verpasste ihr einen Tritt.

Aruula taumelte rückwärts, stieß gegen einen Pilz und fiel.

Matt arbeitete sich hoch. Er keuchte, spuckte aus und wischte sich über den Mund. „Jetzt bin ich dran.“

Vor ihm lag Aruula in einem Rinnsal kalten Wassers und atmete schwer.

Matt kniete sich hin, legte seinen Oberarm um ihren Hals und drückte zu. Aruula bohrte ihre Finger in seinen Bizeps, aber Matt spannte seine Armmuskeln an und verstärkte den Würgegriff.

Da krachte Aruulas Ellbogen in Matts Rippen. Überrumpelt keuchte er auf. Noch einmal landete der Ellbogen einen Treffer, unbarmherzig und hart. Beim dritten Mal ließ Matt los und stieß Aruula von sich. Er hielt sich die höllisch schmerzenden Rippen.

„Arschloch“, keuchte Aruula. Sie packte Matt an den Haaren und warf sich zurück. Ihr Fuß stemmte sich in seinen Bauch und Matt segelte über sie hinweg.

Himmel und Erde drehten sich. Er prallte gegen einen Pilzstamm und rutschte zu Boden.

Jetzt bin ich dran!“, sagte eine hasserfüllte Stimme. Xaana stand über ihm. „Ich weiß längst, dass du Idiot mich nicht für voll nimmst. Seit ihr mich auf Botan gefunden habt, siehst du in mir nur einen Klotz am Bein! Wie schmeckt dir das?“

Sie trat ihm mit voller Wucht in die Seite. Matt stöhnte.

„Dasselbe hast du auch von meiner Mutter gehalten!“, fuhr Xaana fort. „Darum hast du dich verpisst und sie im zeitlosen Raum zurückgelassen!“

Trotz der Schmerzen erstarrte Matt. Was behauptete seine Tochter da? Er hatte Xij nicht im Stich gelassen.

Xaana holte wieder mit dem rechten Bein aus – und trat ihm zwischen die Beine.

Die Welt explodierte in einem grellen Schmerz. Schwindel und Übelkeit überkamen Matt. Jede Bewegung tat ihm weh. Nur die unbändige Wut hielt ihn bei Bewusstsein.

So sah er, wie Aruula sich mit einem Schrei auf Xaana stürzte und sie zu Boden riss.

Zwei Feuer flackerten in der Nacht.

Aus der Ferne beobachtete Sikth die rotgolden beleuchteten Silhouetten der Fischwesen. Mit ihrer schlaksigen Gestalt, den hängenden Schultern und übergroßen Händen und Füßen wirkten sie wie ein liebloser Einfall der Evolution. Mittlerweile sammelten sich mehr als zwanzig Gestalten im Schein der Flammen und mehrere von ihnen patrouillierten mit watschelndem Gang um die beiden Feuer.

Auch die Zahl der Fahrzeuge war angewachsen. Bereits drei dieser dampfbetriebenen Fahrzeuge konnte er ausmachen. Mit ihren überdimensionalen Rädern und den riesigen Druckkesseln wirkten sie schwerfällig und langsam, dennoch würde sich der Kontra hüten, sie zu unterschätzen.

Sikths optische Sensoren justierten sich automatisch nach, aber die nächtliche Dunkelheit auf Messis brachte selbst die Technik des Avatarkörpers an ihre Grenzen. Es reichte eben nicht, nur wie ein Messisaner auszusehen.

Erst vor kurzem hatte er genau an jener Stelle den Mond betreten und dabei zwei Einheimische vertrieben. Diese waren jedoch mit Verstärkung zurückgekehrt.

Sikth besann sich auf seine Aufgabe.

Mit den Sensoren seines künstlichen Körpers horchte er hinaus in die Dunkelheit. Er erwartete Stille, allenfalls statisches Rauschen, doch er irrte sich.

Die Frequenzen wurden von Funkfeuer überflutet, an- und abschwellende Signalfolgen jagten ungeregelte Impulse. Es handelte sich um eine äußerst primitive Technologie, die selbst bei der Übermittlung einfachster Nachrichten ein breites Frequenzspektrum mit Signalabfällen zudeckte.

Vergebens suchte er nach Hinweisen hochstehender Kommunikation. Vielleicht war es besser so. Das Signal, das er zu finden hoffte, wurde exakt einmal alle fünf Zentos abgestrahlt. Er musste sich nur gedulden.

Automatische Überwachung des Spektrums nach hoch komprimierten Impulsen, ordnete er an.

Überwachung gestartet.

Der Wind frischte auf und trug die Stimmen der Messisaner heran. Sie waren voller Wut und Angst. Eine explosive Mischung. Zwischen ihnen loderte das Feuer nun giftgrün. Es brannte sichtlich heißer und höher. Offenbar hielten sie die Avatare wegen der Tarnung für Ihresgleichen und wollten um jeden Preis verhindern, dass sie wie Sikth „von den Toten auferstanden“.

Auffälligkeit in der Frequenzüberwachung, meldete sich die KI. Veloor, 15-16-23-42.

Die Relaisstation im Versorgungsraum, erkannte Sikth. Er fütterte die Navigationskontrollen mit den Zahlenpaaren, doch das Ergebnis blieb aus. Der Kontra fluchte. Warum war das Koordinatennetz des Mondes nicht im Datenspeicher des Avatars abgelegt? Wer auch immer dies verabsäumt hatte, Sikth musste es ausbaden. Wie sollte er nun das Ziel finden?

Der Kontra sammelte sich. Er musste nicht zum ersten Mal improvisieren. Das Wichtige dabei war, dass ihm die Ideen nicht ausgingen. Mit den numerischen Angaben konnte er zwar nichts anfangen, aber er hatte eine Ahnung, wie er die Station trotzdem aufspüren konnte.

Er warf einen Kontrollblick auf die Feuer. Überrascht stellte er fest, dass sie bereits niedergebrannt und die Gestalten ringsum verschwunden waren. Er staunte nicht schlecht. Welchen Zusatz hatten die Messisaner beigemengt, dass aus dem Feuer eine unersättliche Zehrflamme geworden war?

Dann entdeckte er die Einheimischen. Anstatt in ihre Löcher zurückzukehren, schwärmten sie aus. Sie folgten der Straße, stocherten mit ihren Waffen in naheliegende Büsche und kamen langsam aber sicher auf Sikth zu.

Verfolgten sie ihn? Glaubten sie etwa, er wäre ein Untoter?

Der Kontra schmunzelte. Die Messisaner stellten keine Bedrohung für ihn dar. Erst einmal mussten sie seiner habhaft werden. Einzig sein Vorhaben war in Gefahr: die drei Menschen vor den Initiatoren zu finden, um sie über den wahren Grund ihres Hierseins aufzuklären.

Sikth lief ein Stück die Straße entlang. In der Dunkelheit konnte er diese noch gut erkennen, alles andere verschwamm zu vagen Konturen, die sich im Wind bewegten. Er sah sich um, konnte keine Verfolger ausmachen, und entschied sich für eine neuerliche Messung.

Sein Plan sah es vor, die Veränderung der Signalstärke in Abhängigkeit seiner Position zu erfassen. Ein stärkeres Signal bedeutete eine Annäherung. Je mehr Messungen er durchführte, desto genauer würde die Peilung sein.

Reglos wartete der Kontra auf die Rückmeldung der Avatar-KI. Der nächste Impuls musste in 2,1 Zentos erfolgen.

Das Stampfen, Zischen und Wummern der gigantischen Fahrzeuge kam langsam näher. Noch eine halbe Zento bis zum Impuls. Sikth entschied sich, abzuwarten.

Endlich die Ortung: Die Signalstärke hatte um 0,3 Einheiten zugelegt. Die grobe Richtung stimmte also.

Sikth sah sich nach seinen Verfolgern um, aber die Dunkelheit ließ nur undeutliche Silhouetten erahnen. Unvermittelt entpuppte sich ein verkrüppelter Baum als Messisaner. Das Reptilienwesen hatte ihn entdeckt.

Sikth ging zum Angriff über. Sein Gegner stieß einen schrillen Schrei aus, noch bevor er ihn mit einem Schlag auf den Kehlkopf paralysieren konnte.

Der Schrei brach ab und der Messisaner taumelte rückwärts. Er griff sich mit den großen Händen an den Hals, geriet in einen Busch am Wegesrand und fiel rücklings hinein.

Sikth setzte ihm nicht nach. Er hatte nicht die Absicht, die Kreatur zu töten. Damit wäre er nicht besser als die Fraktion der Initiatoren, die er und seine Kontras bekämpften. Dabei spielte es auch keine Rolle, dass die Messisaner ein ohnehin todgeweihtes Volk waren und ihr Leben zum „Wohle der Gesellschaft“ verloren. Sikth bejahte das Leben, auch das fremder Wesenheiten. Deswegen war er zum Kontra geworden.