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Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal in Ihrer Küche richtig für Ordnung gesorgt? Schränke, Schubladen und den Kühlschrank richtig sortiert? Haben Sie je überlegt, welche Töpfe, Pfannen und Schüsseln Sie wirklich brauchen, und wo Sie Ihre Lebensmittel sinnvollerweise am besten aufbewahren? Mit ihrem kurzweiligen, durch Fallbeispiele aufgelockerten Ratgeber hilft Roberta Schira, auch mitten im Chaos in der Küche einen kühlen Kopf zu bewahren und einmal richtig aufzuräumen. Denn: Die Küche ist der Spiegel unserer Seele. Und das Glück unseres Lebens beginnt dort, wo wir unsere Speisen zubereiten.
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Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2017
ROBERTA SCHIRA studierte Psychoanalytik und ist als Food Critic bekannt. Die italienische Bestsellerautorin schreibt regelmäßig für den Corriere della Seraund ihren Blog.Besuchen Sie uns auf www.penguin-verlag.de und Facebook.
Roberta Schira
Magic Kitchen
Wie die richtige Ordnung in der Küche glücklich macht
aus dem Italienischenvon Sylvia Spatz
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Die italienische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »La Gioia del Riordino in Cucina« bei Vallardi, Milano.PENGUIN und das Penguin Logo sind Markenzeichenvon Penguin Books Limited und werden hier unter Lizenz benutzt.
Copyright © 2016 by Roberta Schira
First published by Antonio Vallardi s. r. l. 2016
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2018 by
Penguin Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Umschlag: Cornelia Niere, München
Umschlagmotiv: Shana Novak/Off Set by Shutterstock
Redaktion: Brigitte Lindecke
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-21879-9V002
www.penguin-verlag.de
Der liebste Platz auf dieser Welt ist mir die Küche. Ganz gleich, was sonst geschieht – in einer Küche, an einem Ort, an dem man kochen kann, da geht’s mir gut.
Banana Yoshimoto, Kitchen
Erster Schritt: Motivation
Sie wollen Ihr Leben verändern? Machen Sie den Anfang in der Küche
Als meine Mutter starb, war ich ein Jahr alt, und ich erinnere mich kaum noch an sie. Bis mein Vater erneut heiratete, kümmerte sich seine Mutter um mich. Meine Großmutter verbrachte fast den ganzen Tag in der Küche, und so wurde dieser Raum für mich zu einem Hort tiefer Geborgenheit.
Ich kauerte stundenlang auf einem Fußhocker aus Weidengeflecht und fühlte mich sicher und beschützt. Aus dieser Perspektive kam ich mit der Welt besser zurecht. Und während ich von meiner Großmutter nur die geschwollenen Fußgelenke in ausgetretenen Pantoffeln sehen konnte, wuchs mir dieser Ort immer mehr ans Herz. Ihre Stimme hatte stets etwas Strenges, so als dulde sie keinen Widerspruch. Etwa wenn sie mir mitteilte, was an einem durchschnittlichen Wochentag in Pavia, der Stadt, in der wir in Norditalien lebten, auf dem Programm stand: Markt, Botanischer Garten und zurück nach Hause, um die Minestrone aufzusetzen.
Schon damals kam ich mit einem ganz wesentlichen Aspekt unseres Lebens in Berührung: In allen Kulturen, in denen Nahrung mithilfe einer Feuerstelle vom rohen in einen gekochten Zustand überführt wird, braucht es einen Ort, an dem die Lebensmittel sowie das entsprechende Werkzeug für ihre Verarbeitung aufbewahrt werden. Wahrscheinlich hat sich schon vor Tausenden von Jahren eine meiner Vorfahrinnen die Frage gestellt, wie sie den Platz um die Feuerstelle nach dem Zubereiten der Mahlzeiten aufräumen soll, damit alles für das nächste Mahl parat ist. Auch für mich ist die Küche der Lebensmittelpunkt. Selbstverständlich kann in Städten, wo das Essen seit jeher auch außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden kann, eine Küche auch einfach aus einer schlichten Kochstelle und zwei Regalen bestehen.
Die Küche als Raum ist von Psychologen, Philosophen und Historikern betrachtet worden. Sie sahen in ihr alles, vom Uterus und dem Ort der weiblichen Herrschaft bis hin zu dem Bereich des Hauses, in dem geschnitten, zerteilt, weichgeklopft und zerkleinert wird. In primitiven Gesellschaften hatte die Küche sogar sakrale Bedeutung.
Ich persönlich sehe die Küche als Ort, an dem die vier Elemente – Wasser, Erde, Luft und Feuer – zu Hause sind. In diesem Buch werden wir uns daher auch damit beschäftigen, wie man durch die richtige Ordnung die Harmonie zwischen diesen Elementen und sich selbst wiederherstellen kann. Denn die Küche ist ein Ort der Geselligkeit, aber eben auch ein Ort der Wandlungen. Zutaten werden hier in Gerichte verwandelt, Rohes in Gekochtes und so weiter. Und genau deshalb ist die Küche meiner Meinung nach wie kein anderer Raum geeignet, um Veränderungen aller Art in Gang zu setzen. All das hat mich dazu angeregt, darüber nachzudenken, wie die Menschen Lebensmittel ordnen, und daraus ist eine Methode für die Organisation von Vorräten entstanden.
Man mag die Küche meiden, ihre Existenz einfach hinnehmen oder vollkommen in ihr aufgehen, doch niemand kann ohne das leben, was hier stattfindet: Rohes wird in Gekochtes verwandelt, Kaltes in Heißes, Zähes wird ebenso verzehrbar gemacht wie Blutendes. Die Küche ist jedoch innerhalb des Hauses auch der einzige Raum, in dem Gewalt gleichsam zelebriert wird. Nur hier werden Fleisch und Blut weiterverarbeitet, nur hier begegnen wir dem Tod, nur hier wird mit Messern hantiert und das Feuer gezähmt. In der Küche wird das Naturprodukt in etwas kulturell Akzeptiertes verwandelt, auch wenn Rohkostliebhaber nicht unbedingt einen Herd benötigen. Kochen, das Zerteilen von Speisen und ihr Verzehr in Gemeinschaft sprechen all unsere Sinne an. Immer ist Essen Nahrung für Körper und Seele zugleich, und es findet oft an jenem Ort statt, an dem es zubereitet wurde: in der Küche.
Doch wie entstand die Küche eigentlich? Lassen Sie uns einen kurzen Ausflug in die Geschichte unternehmen. Im Italien und Rom der Antike war die Küche nicht mehr als eine Feuerstelle im Atrium, wo der Rauch durch eine Öffnung im Dach entwich. Im Römischen Reich bestand die Feuerstelle oft nur aus einem gemauerten und mit Ziegeln verkleideten Tisch, der an einer Wand stand. Daneben befand sich vielleicht noch eine Mauernische, in der man Speisen aufbewahren konnte und durch die man zumindest eine rudimentäre Ordnung herstellen konnte.
In Mittelalter und Renaissance wandelte sich die Küche. Das gemeine Volk lebte um einen großen Kamin versammelt, und oft gab es nur diesen einen Raum, in dem sich die Menschen tagsüber aufhielten und nachts schliefen. Ganz anders sahen die Küchen der Adeligen in den Klöstern, Schlössern und Burgen aus. Sie waren geräumig und mit einem riesigen Kamin ausgestattet. Doch nach und nach verschwanden diese prunkvollen Küchen aus dem Leben der Menschen, und bald wurde die Küche eher zum Hinterzimmer, in dem die Bediensteten schufteten, während die feine Gesellschaft an den prächtigen Tafeln der Renaissance speiste und dabei die eigentlichen Küchen nie zu Gesicht bekam. Mit Beginn der Moderne und teilweise noch bis in unsere heutige Zeit trat die Doppelfunktion der Küche, in der gleichzeitig auch gegessen wird, zwar wieder zutage, doch in der Regel ist es so: Je höher die gesellschaftliche Schicht, desto weiter liegt die Küche vom Wohnzimmer entfernt. Laut Bartolomeo Scappi, im 16. Jahrhundert berühmter Koch im Vatikan, sollte die Küche übrigens so weit wie möglich vom »Publikum« entfernt liegen, da sie für Gäste ein gefahrvoller Ort sei und man außerdem die angrenzenden Gemächer nicht mit dem Lärm belästigen dürfe.
Ich muss immer noch lächeln, wenn ich an die sarkastische Bemerkung meiner Großmutter über das überhebliche Getue heutiger Köche denke: »Sollen sie doch hingehen, wo sie hingehören, in die Küche zum Personal.« Was hätte sie wohl dazu gesagt, dass mittlerweile einige von ihnen mit ihrer Kochkunst unsere Welt ein klein wenig besser machen?
Typisch für weniger betuchte Menschen im heutigen Italien, vor allem auf dem Land, ist, dass sich große Teile des Lebens auch in der Küche abspielen. Dort ist die Hausfrau mit Bügeln und Flicken beschäftigt, während auf dem Herd die Suppe fröhlich vor sich hin brodelt und die Kinder am Küchentisch ihre Hausaufgaben machen. Die Küche ist der wärmste Raum im Haus, und am Samstag wurde dort vor noch nicht allzu langer Zeit ein Bottich zum Waschen der Wäsche aufgestellt, in dem anschließend die ganze Familie badete.
Diese Art der Wohnküche hat etwas sehr Lebendiges: Sie ist erfüllt vom Rascheln der Bügelwäsche, dem Schnarchen des Großvaters, der auf dem Sofa eingenickt ist, und den fröhlichen Stimmen der Kinder. In dieser Küche herrscht nur mitten in der Nacht für wenige Stunden Ruhe, dann geht schon wieder die Sonne auf, und jemand schlüpft aus dem warmen Bett, um für alle Bewohner des Hauses das Frühstück zuzubereiten. In traditionellen Haushalten ist das normalerweise die Ehefrau und Mutter, die in ihrem nach frischem Kaffee duftenden Reich den Herrn des Hauses umsorgt, bevor dieser sich zur Arbeit begibt. Mir ist bewusst, dass feministisch orientierte Leserinnen (und bin ich selbst nicht eine von ihnen?) jetzt die Nase rümpfen werden. Aber so war es doch lange Zeit. Und so ist es noch heute, sobald man die Großstädte hinter sich lässt oder sich in den Süden Italiens begibt. Meine Kinder, mein Ehemann und mein Schwiegervater sagten einmal zu mir: »Wir möchten nicht, dass du morgens so früh aufstehst, um für uns alle das Frühstück zu machen, wir übernehmen das von nun an abwechselnd.« Mit dem Ergebnis, dass schon bald kein Mitglied unserer Familie mehr zu Hause frühstückte. Der Anblick meiner verwaisten Küche am Morgen bedrückte mich so sehr, dass ich schließlich doch wieder früh aufstand, um das Frühstück für alle zu bereiten.
Sklavin oder Herrscherin über die Küche? Heutzutage ist die Küche für viele Frauen nicht mehr der heimische Herd, an den gefesselt sie ihr Sklavendasein fristen müssen. In der Küche der Gegenwart spielt sich das Leben ab, sie wird benutzt und verschmutzt, dort finden die Mahlzeiten statt. Sie ist wieder zum Mittelpunkt des häuslichen Lebens geworden. Vor lauter Modernisierung werden Küchen heutzutage jedoch auch schnell zu sterilen Hightechorten. Denn längst hat die Küche Uhren und Autos als Statussymbol abgelöst und ist zum Vorzeigeraum des Hauses geworden: Stolz führt man seinen sechsflammigen Induktionsherd vor, den Schockfroster und das ferngesteuerte Supergerät zum Backen/Entsaften/Mixen. Und um die schicke Küche dann zu schonen, isst man auswärts in Restaurants. Menschen, die sich wenig aus solchen Vorzeigeobjekten machen, tendieren dagegen zum anderen Extrem: der Kochnische. Hier verstecken sich meist ein paar Töpfe hinter einer Stahlwand im loftartigen Wohnzimmer. Aus den Augen, aus dem Sinn.
In diesem Buch bewegen wir uns irgendwo dazwischen. Wir besitzen eine Küche, die unsere Bedürfnisse erfüllt und mehr oder weniger aufgeräumt ist. Das kann eine Hochglanzküche sein oder eine, die schon ein paar Kratzer abgekriegt hat, vielleicht ist sie neu, vielleicht haben wir sie geerbt; vielleicht ist sie ungemütlich und wenig funktional. Oder feucht und dunkel, billig und schäbig oder lichtdurchflutet und luxuriös. Es gibt so viele Küchen, wie es Menschen gibt.
Super, denken Sie vielleicht an dieser Stelle, jetzt habe ich einiges über die symbolischen, anthropologischen und historischen Aspekte von Küchen erfahren. Aber jede(r) von uns schlägt sich mit der harten Realität seiner eigenen Küche herum.
Spätestens am Samstagnachmittag nach dem wöchentlichen Großeinkauf ist oft der ganze Raum mit Unmengen an Lebensmitteln vollgestellt, die alle für die kommende Woche aufbewahrt und verstaut sein wollen, damit die hungrigen Teenager im Haus etwas zu essen haben …
Ganz zu schweigen von den Launen der Elfjährigen, die Bananenschalen in der Besteckschublade versteckt.
Oder dem Opa, der hinter jedem Stückchen Schokolade her ist und der die Reste am liebsten ganz oben im Regal bunkert, wo sie mit den ersten Frühlingsstrahlen dahinschmelzen.
Oder von der despotischen Mama, die niemand an ihren Herd lässt.
Oder vom neurotischen Lebensgefährten, der hysterisch wird, wenn der Topflappen nicht exakt am gewohnten Platz liegt.
Warum Ordnung schaffen? Einige kurze Beispiele; was man spart; das Saubermachen
Das ist ja alles schön und gut, aber … Sie haben ja keine Ahnung, werden Sie sagen, Sie kennen meine Mitbewohnerin nicht oder meinen pingeligen Freund, der sich schon aufregt, wenn ich einen Teelöffel neben der Spüle ablege, Sie kennen den Typen in meiner WG nicht, der von mir verlangt, dass ich den Müll erst einzeln verpacke, bevor ich ihn getrennt entsorge … Sie machen sich ja keine Vorstellung, was es bedeutet, mit einem Neurotiker zusammenzuleben, der die Küche am liebsten sofort desinfizieren würde, wenn man sich nach einem Theaterbesuch noch einen Toast macht. Wie gesagt, das ist ja alles schön und gut, aber, liebe Buchautorin, das Leben in einer Durchschnittsküche ist wirklich oft nicht leicht.
Stimmt, liebe Leser(innen), ich verstehe Sie voll und ganz, und genau aus diesem Grund habe ich dieses Buch geschrieben. Die ersten Seiten sollten Sie schon einmal mental aufs Aufräumen einstimmen. Im nächsten Schritt zeige ich Ihnen dann anhand einer Reihe von praktischen Ratschlägen, die nach ein paar kleinen Vorbereitungen ganz leicht umzusetzen sind, wie man Ordnung schafft. Doch ohne ein paar Vorbereitungen werden wir in der Küche niemals das Ruder übernehmen und ihren magischen Kräften weiterhin hilflos ausgeliefert sein.
Und hier ist auch schon das oberste, unverzichtbare, generelle Gebot für dauerhafte Ordnung in der Küche. Die goldene Regel, die Quintessenz aller Überlegungen, wie man diesen Raum in den Griff bekommt. Lässt man dieses Gebot außer Acht, sind alle Versuche, Ordnung zu schaffen, zum Scheitern verurteilt. Es ist so banal und simpel wie alle großen Gebote.
In der Küche hat nur eine(r) das Sagen
Das Befolgen dieser Regel ist die Grundvoraussetzung für einen guten Start. Der Küchenboss kann die Mama sein, der Opa oder ein WG-Mitbewohner, und es liegt nahe, dass der- oder diejenige auch den Raum innerhalb der Küche organisiert, Aufgaben und Rollen verteilt und eine Hierarchie schafft. Der Boss muss nicht zwangsläufig auch der- oder diejenige sein, der am Herd steht, auch wenn das einiges erleichtert. Doch es muss jemanden geben, der das Sagen hat, der weiß, wie man den verfügbaren Raum organisiert und der in der Lage ist, diese Ordnung aufrechtzuerhalten.
Dass es nicht mehr als einen Boss geben darf, bestätigt uns nicht zuletzt die Realität in den Sterne-Restaurants in aller Welt. Dort herrschen eine undurchlässige Hierarchie, klare Aufgabenverteilung und unnachgiebige Strenge gegenüber allen Versuchen, die Ordnung zu unterlaufen oder Kompetenzen zu überschreiten. Boss zu sein, heißt natürlich nicht, die Familienmitglieder zu bevormunden und zu tyrannisieren, sondern diese Rolle mit demokratisch legitimierter Autorität auszufüllen. Ein unumstrittener Boss und Untergebene, die mit ihm an einem Strang ziehen: Das ist das Geheimnis einer perfekten Küche.
Doch das Ordnen der Küche folgt nicht nur dem gesunden Menschenverstand, und auch nicht nur irgendwelchen Regeln, wie man aufräumt und putzt, damit Chaos und Dreck ein Ende haben. In der Küche Ordnung zu schaffen, ist ein entscheidender Schritt zur persönlichen Weiterentwicklung und zielt auf ein verbessertes Verhältnis zu Lebensmitteln und zu allen, die sich mit uns in der Küche aufhalten. Ich bin überzeugt, dass ein schrittweises und systematisches Ordnen der Küche Hand in Hand geht mit persönlicher Veränderung und Weiterentwicklung. Essstörungen verschwinden, man ist plötzlich in der Lage, mit der Vergangenheit abzuschließen, und begreift, wo man sich am liebsten aufhält – am Tisch, bis das Essen aufgetragen wird, oder mit Pfannen und Töpfen hantierend, am Herd? Je gestörter das Verhältnis der Küchenbewohner zu Lebensmitteln ist, desto dringender sind radikale Veränderungen angesagt, die sich wiederum positiv auswirken. Es ist kein Zufall, dass im Titel der italienischen Ausgabe dieses Buches das Wort »gioia«, »Freude«, vorkommt. Sein etymologischer Ursprung ist das Sanskritwort »yuj«, aus dem sich das Wort »Yoga« ableitet – die Verschmelzung des Individuums mit dem universalen Geist. Die Freude, die man in einer oft und gern genutzten Küche empfindet, die aufgeräumt ist und unsere Persönlichkeit ausdrückt, spiegelt in gewisser Hinsicht die Verbindung zwischen Himmel und Mensch wider sowie zwischen den Menschen untereinander. Es ist eine transzendentale Dimension von Freude, die mit der Zeit verloren gegangen ist, vor allem in der abendländischen Kultur. Andere Bereiche des Hauses in Ordnung zu bringen, beschert einem meiner Meinung nach nicht die gleiche Freude wie eine aufgeräumte Küche, in der man sich gerne aufhält. Denn nur dort kann man sein Glück mit Familie und Freunden teilen. Wie eine große Torte. Und zwar nicht, weil dort Lebensmittel zu Speisen verarbeitet werden, sondern weil man diese Speisen mit anderen teilt. Freude, die auf diese Weise in der Küche entsteht, erfasst nicht nur uns selbst, sondern ist an den Gesichtern aller abzulesen, die diesen Raum betreten.
In Ihrer aufgeräumten, ordentlichen Küche mit individueller Note wird Ihnen das Herz aufgehen. Denn im Unterschied zu anderen Räumen wie dem Schlafzimmer oder vielleicht auch dem Bad, werden Sie die Küche dann gerne mit allen Ihren Mitbewohnern teilen. Dank der Ordnung, die Sie dort nach meiner Methode geschaffen haben.
In einer Küche herrscht dann Ordnung, wenn sie für den funktioniert, der dort das Sagen hat
Meine Methode, Ordnung zu schaffen, ist nicht in Stein gemeißelt, sondern lässt ausreichend Raum für Individualismus. Wichtig ist nur, dass Sie sich an ein paar Grundregeln halten.
Seit ich von Berufs wegen über Esskultur schreibe und als Gastronomiekritikerin Restaurants besuche, vergeht kein Tag, an dem ich nicht eine fremde Küche in Augenschein nehme und auf diese Weise mitbekomme, wie individuell das Verhältnis der Menschen zu diesem Raum ist. Ich habe sehr unterschiedliche Haltungen beobachtet, aus denen sich zwei Extreme herauskristallisieren: Während die einen es gar nicht erwarten können, ihre Küche zu präsentieren, würden einen die anderen am liebsten daraus fernhalten.