Manhattan Law & Passion - Sinnliche Verführung - Sara Hill - E-Book

Manhattan Law & Passion - Sinnliche Verführung E-Book

Сара Хилл

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Beschreibung

Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, braucht Amber einen Neuanfang - neue Stadt, neuer Job, neue Freunde. Was sie auf keinen Fall möchte, ist eine neue Beziehung. Davon hat sie die Nase erst mal gestrichen voll. Und so zieht sie an ihrem ersten Abend in New York mit den Mädels aus ihrer WG los, um einfach nur abzuschalten und Spaß zu haben. Denn am nächsten Tag tritt sie ihren neuen Job in einer der erfolgreichsten Anwaltskanzleien der Stadt an. Alles läuft nach Plan, besonders, als sie in einer Bar auf den attraktiven Mike trifft. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen und erleben eine aufregende, heiße Nacht zusammen - mit der Absprache, dass sie sich nicht wiedersehen. Doch als Amber am Tag darauf voller Tatendrang bei ihrer neuen Arbeitsstelle ankommt, trifft sie der Schlag: Der Typ von letzter Nacht ist Mike West, ihr neuer Boss ...

Attraktive Anwälte, spannende Fälle und ganz viel Sinnlichkeit. Das ist Band 2 der neuen Reihe von Sara Hill um eine Nobelanwaltskanzlei in New York.

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

 

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Über dieses Buch

Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, braucht Amber einen Neuanfang – neue Stadt, neuer Job, neue Freunde. Was sie auf keinen Fall möchte, ist eine neue Beziehung. Davon hat sie die Nase erst mal gestrichen voll. Und so zieht sie an ihrem ersten Abend in New York mit den Mädels aus ihrer WG los, um einfach nur abzuschalten und Spaß zu haben. Denn am nächsten Tag tritt sie ihren neuen Job in einer der erfolgreichsten Anwaltskanzleien der Stadt an. Alles läuft nach Plan, besonders, als sie in einer Bar auf den attraktiven Mike trifft. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen und erleben eine aufregende, heiße Nacht zusammen – mit der Absprache, dass sie sich nicht wiedersehen. Doch als Amber am Tag darauf voller Tatendrang bei ihrer neuen Arbeitsstelle ankommt, trifft sie der Schlag: Der Typ von letzter Nacht ist Mike West, ihr neuer Boss …

SARA HILL

Kapitel 1

»Na, hast du deine Sachen alle untergebracht?«, fragte Savannah vergnügt, als Amber den Raum betrat. Sie saß in einem goldenen Fransen-Minikleid, das unglaublich gut mit ihrer dunklen Haut harmonierte, auf dem Cocktailsessel im Wohnzimmer. Die schwarzen Locken trug sie hochgesteckt.

»Alles verstaut«, erwiderte Amber und ließ sich auf das beige Sofa fallen. »So viel habe ich ja noch nicht mitgebracht. Das meiste ist bei meinen Eltern geblieben«, fügte sie hinzu.

»Dein Dad ist wirklich nett. Schade, dass er gleich wieder nach Hause fahren musste.« Savannah lächelte.

»Es fällt ihm sehr schwer mich hierzulassen. Ich denke, daher wollte er so schnell wie möglich zurückfahren«, erwiderte Amber und dachte an die letzten Tage, die sie mit ihrem Dad im Auto verbracht hatte. Zwei Tage saß ihr Vater schweigend neben ihr. Im Motelrestaurant war er auch nicht gesprächiger gewesen. Obwohl er kein Mann großer Worte war, hatte jede seiner Gesten oder Mienen ihr gesagt, wie schwer es ihm fiel, sein kleines Mädchen nach New York zu bringen. In diese seiner Meinung nach lebensgefährliche Stadt. Jedes Mal, wenn sie in seine traurigen Augen blickte, hatte sie sich mehr als einmal gewünscht, dass sie lieber das Flugzeug genommen hätte, wie schon zum Vorstellungsgespräch. Doch er hatte es sich nicht nehmen lassen, sie zu fahren.

Hinter Amber polterte es, sie drehte sich zu der gläsernen Flügeltür. Jedoch nahmen ihr die Vorhänge den Blick in Jills Zimmer.

»Sie macht sich fertig für heute Abend. Wahrscheinlich kann sie sich wieder nicht entscheiden und räumt gerade ihren ganzen Kleiderschrank aus. Immer das Gleiche.« Savannah verdrehte die Augen. »Willst du wirklich nicht mitkommen?« Sie legte elegant ein Bein über das andere.

Die Absätze ihrer Pumps waren beeindruckend und Amber wusste nicht, ob sie damit laufen könnte. Da Wyatt, ihr Ex, genauso groß wie sie gewesen war, hatte sie Schuhe mit allzu hohen Absätzen nicht tragen können.

»Ich bin von der Fahrt durch halb Amerika noch ziemlich ausgelaugt. Jetzt will ich mich erst mal in Ruhe einrichten. Aber vielleicht das nächste Mal. Und irgendwie bin ich auch noch nicht in Partylaune«, erwiderte Amber.

Außerdem war sie noch nicht bereit dafür, sich ins New Yorker Nachtleben zu stürzen. Seit sie Wyatt im Bett mit einer anderen erwischt hatte, war ihr nicht wirklich nach Feiern zumute. Am liebsten hätte sie sich für immer bei ihren Eltern in ihrem Kinderzimmer verkrochen. Doch das wäre auch keine Lösung gewesen. Daher hatte sie sich in New York einen neuen Job und eine neue Bleibe gesucht und kurzerhand ihre Sachen gepackt. Jetzt war sie von ihrem Ex und seiner Schlampe weit weg.

Sie wischte das Bild, das wieder in ihr aufstieg und ihre Augen verräterisch brennen ließ, zur Seite, denn sie wollte keine weiteren Tränen an diesen Idioten verschwenden. Auf jeden Fall teilte sie sich nun mit Savannah und Jill eine Dreizimmerwohnung. Sie hatte die WG über das Internet gefunden und mit den beiden wirklich Glück gehabt. Schon bei den Chats hatte die Chemie gestimmt, und das hatte sich bestätigt, als ihr die beiden leibhaftig gegenübergestanden waren. In einer WG zu leben war für Amber eine absolut neue Erfahrung. Da sollte das Miteinander schon stimmen. Sogar ihr Dad hatte die beiden und die Wohnung für gut befunden.

»Wegen deines Ex?«, wollte Savannah wissen. Während der Chats hatten sich die drei über die Umstände, die Amber nach New York führten, ausgetauscht.

Seufzend lehnte sie sich zurück. »Ja, es war in letzter Zeit alles andere als einfach. Wie du weißt, komme ich aus einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Ich konnte nicht mal in eine Bar gehen, ohne auf ihn zu treffen. Da ist mir die Lust auf Partymachen gründlich vergangen. Ich werde schauen, was hier so geht.« Amber deutete zum Fernseher auf dem Lowboard gegenüber.

»Wegen dieses Idioten willst du hier Trübsal blasen?« Savannah sah sie aufmerksam an.

Etwas Feuchtes rann über Ambers Wange. Jetzt kamen die dummen Tränen doch.

Seit der Highschool war sie mit Wyatt zusammen gewesen.

Vor zwei Jahren zogen sie zusammen und vor einem halben Jahr verlobten sie sich sogar. Dann hatte sie ihn mit einer Frau, von der sie gedacht hatte, dass sie ihre Freundin wäre, im Bett erwischt. Schon zu der Zeit, als Wyatt um Ambers Hand angehalten hatte, hatten es die beiden miteinander getrieben. Die Traurigkeit war zur hilflosen Wut geworden.

Energisch wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen von der Wange. Die hatte der verfluchte Kerl nicht verdient.

»Dieses Arschloch sollte dich nicht davon abhalten, Spaß zu haben«, sagte Savannah.

»Wer ist ein Arschloch?«, fragte Jill, die in diesem Moment das Wohnzimmer betrat.

Sie trug ein silbernes Minikleid mit Wasserfallausschnitt, der ihr wohlgeformtes Dekolleté so richtig zur Geltung brachte. Das brünette Haar floss um ihre gebräunten Schultern. Die beiden Frauen sahen so heiß aus, dass sich Amber in ihrer Jeans und dem Shirt wie ein hässliches Entlein vorkam.

»Ambers Ex«, erwiderte Savannah.

Jill nahm auf dem Sofa Platz, legte die silberne Clutch neben sich und stellte eine der Sandaletten, deren Absätze noch gefährlicher aussahen als Savannahs, am Boden ab, während sie die zweite anzog.

»Man kann nicht ihm die Schuld allein geben, auch deine Freundin hatte an dem ganzen Mist ihren Anteil.« Jill sah zu Amber.

»Alle beide sind Arschlöcher.« Savannah verschränkte die Arme. »Während dein Ex mit deiner ehemaligen Freundin herumvögelt, willst du an einem Freitagabend hier herumsitzen – und das in der Stadt, die niemals schläft? Amber, du warst mit dem Kerl seit deinem sechzehnten Lebensjahr zusammen. Er war dein erster und einziger Mann. Du solltest dein Singledasein nutzen und es jetzt mal so richtig krachen lassen. Denn wenn du dich hier verkriechst, bestrafst du dich letztlich nur selbst. Nabel dich von diesem Idioten ab! Das wolltest du doch. Deshalb bist du hergekommen. Und wir werden dich tatkräftig unterstützen.« Savannah stellte entschlossen beide Füße auf den Boden.

»Das Schicksal hat dich zu uns geführt und dem Schicksal soll man nicht widersprechen«, meinte Jill, die mittlerweile ihren zweiten Schuh anzog.

Amber musste den beiden recht geben. Sie war in die Stadt gekommen, um das nachzuholen, was sie in all den Jahren mit Wyatt verpasst hatte. Sie hatte sich selbst das Versprechen gegeben, sich niemals wieder zu verlieben, sondern nur noch Spaß zu haben. Jetzt kniff sie schon bei der ersten Gelegenheit.

»Da gibt es nur ein kleines Problem. Ich habe kein passendes Outfit«, wandte sie ein.

»Da kann man Abhilfe schaffen.« Jill erhob sich und taxierte sie. »Nichts allzu Bitchiges. Eher mädchenhaft, würde ich sagen. Ich glaube, da habe ich was.« Schon war sie auf dem Weg in ihr Zimmer und kehrte wenig später mit einem zitronengelben Satinkleid zurück. »Zieh das an und die …« Sie hielt Amber eine Packung halterloser Strümpfe unter die Nase. So was hatte sie noch nie getragen.

»Ich glaube, die sind nichts für mich.« Amber beäugte das Bild der sexy Beine auf der Packung, denen die Strümpfe bis zu den Oberschenkeln reichten.

»Komm, stell dich nicht so an. Du willst doch Spaß, und die Dinger bringen Spaß. Zumindest behindern sie dich nicht wie eine Strumpfhose. Wie du deinen Ex beschrieben hast, würde ihm dieses sexy Outfit ordentlich gegen den Strich gehen.« Jill grinste. Entschlossen nahm Amber ihr beides ab. Damit hatte sie einen Nerv getroffen, denn Wyatt würde sich wirklich über dieses freizügige Outfit ärgern. Ständig hat er darauf geachtet, dass ihre Röcke nicht zu kurz und der Ausschnitt nicht zu tief waren.

Amber erhob sich, passierte die Küchentheke und das Bad, dann betrat sie ihr Zimmer. Dort deponierte sie das Kleid mit den Strümpfen auf dem Bett und holte erst mal ihre verruchteste Spitzenunterwäsche aus der Kommode, die an der Wand zum Fenster stand. Heute würde sie die Nacht ihres Lebens haben, das schwor sie sich. Nachdem sie die schwarze Unterwäsche und die Strümpfe angezogen hatte, war das Kleid dran. Es war so kurz, dass der Rand der Strümpfe unter dem Saum hervorblitzte, und wieder kamen Amber Zweifel. Es klopfte, kurz darauf wurde die Tür geöffnet.

»Wie sieht es aus?«, fragte Jill.

»Ich muss noch den Reißverschluss zumachen«, sagte Amber.

»Dreh dich um«, forderte ihre Mitbewohnerin sie auf.

Amber wandte ihr den Rücken zu. Der Reißverschluss wurde hochgezogen, und zu Ambers Erstaunen füllte ihre Oberweite das Dekolleté perfekt aus. Das hatte sie nicht erwartet. Der Ausschnitt ging bis zum gerafften Mittelteil, das sich unter der Brust bis zu den Hüften um ihren Körper schmiegte. Sie drehte sich zu Jill.

»Ich wusste, dass es passen wird.« Ihre Mitbewohnerin strich sichtlich zufrieden über den luftigen Rock. »Jetzt müssen wir noch was mit deinem Haar machen und vielleicht etwas Make-up auflegen? Nichts Aufdringliches, eher natürlich«, überlegte Jill. »Ab ins Bad!« Sie ergriff Ambers Hand, der nichts anderes übrig blieb, als ihr ins Zimmer nebenan zu folgen.

»Savannah, du bist gefragt«, rief Jill.

Wenig später war auch Savannah bei ihnen und fuhr unentschlossen durch Ambers kastanienfarbenes Haar, während sie neben ihr vor dem Spiegel stand.

»Jetzt braucht es noch die passende Musik.« Jill verließ das Bad, um gleich darauf mit dem Handy zurückzukehren.

»Ich denke, wir stecken es hoch«, meinte Savannah schlussendlich, und Jill machte Musik an.

Single Ladies tönten aus ihrem Handy. Sie tanzte in Beyoncé-Manier im Bad herum, während sie lautstark mitsang. Allem voran das »Oh, oh«. Savannah kämmte Ambers schulterlanges Haar, auch sie bewegte sich im Takt der Musik und stimmte in den Gesang mit ein. Die gute Laune der beiden steckte Amber regelrecht an, und sie freute sich richtig auf den Abend. Noch niemals war sie derart sexy vor die Tür gegangen. Das würde eine denkwürdige Nacht werden.

Mike schaltete seinen Laptop aus, um ihn dann zuzuklappen. Er stand auf, ging zu der gläsernen Wand, die sein Zimmer vom Großraumbüro trennte, und blickte zur gegenüberliegenden Seite. Dass um diese Uhrzeit sämtliche Assistenten und Praktikanten Feierabend gemacht hatten, war nicht ungewöhnlich. Doch dass das Büro seines Freundes und Kollegen Richard Dempsey ebenfalls verwaist war, an diesen Anblick konnte er sich auch nach all den Monaten noch immer nicht gewöhnen. Richard hatte seine große Liebe gefunden. Was auch der Grund dafür war, warum er so früh wie möglich nach Hause ging. Außerdem stand dessen Frau Harper kurz vor der Entbindung ihres ersten Kindes. Am liebsten würde Richard gar nicht mehr von ihrer Seite weichen.

Etwas ganz tief in Mike beneidete ihn um dieses Glück. Er seufzte, denn zudem war ihm mit Richard der perfekte Wingman abhandengekommen. Sie beide waren ein großartiges Team gewesen, wenn es um das Abschleppen von Frauen ging. Aber es war, wie es war.

Erneut seufzte Mike. Etwas hämmerte gegen die Scheibe und er zuckte zusammen. Erst jetzt bemerkte er Andy, der die gläserne Wand entlanglief und dann die Tür zu seinem Büro öffnete.

»Na, bist du so weit?«, fragte sein Kollege, der Richard nun als Wingman ersetzte.

Er war attraktiv, charmant und höchst kommunikativ, doch eben nicht Richard. Nein, damit tat Mike ihm unrecht. Er war ein sehr guter Ersatz, denn Andy war eloquentes Auftreten sozusagen in die Wiege gelegt worden, und wahrscheinlich hatte er schon als Baby maßgeschneiderte Anzüge getragen, wenn man bedachte, aus welcher Familie er stammte.

»Klar, wir können gehen. Ich brauche nur noch mein Jackett.« Damit schritt Mike zu seinem privaten Waschraum, der zwischen Andys und seinem Büro lag. Auch Andy hatte diesen Luxus. Die Anwälte, die sich noch nicht dieses Privileg erarbeitet hatten, benutzten die Gemeinschaftswaschräume wie die restliche Belegschaft auch. Ihre Büros lagen im hinteren Teil der Kanzlei und sie wurden nicht von Assistenten unterstützt. Mike hatte auch einmal so angefangen, und es war ein harter Weg bis zum eigenen Waschraum gewesen. Er öffnete die Tür und nahm das Jackett, das auf einem Kleiderbügel am Haken hing. Dann gab er der Tür einen Schubs und sie fiel ins Schloss zurück. Während er zu Andy zurückkehrte, hielt er kurz bei seinem Schreibtisch, um die kleine Lampe auszumachen, anschließend setzte er seinen Weg fort und zog das Jackett an. Er überprüfte noch den Sitz der Krawatte. Alles war tadellos.

»Wo wollen wir hin?«, erkundigte sich Mike, nachdem er hinter Andy das Büro verlassen hatte.

»Ins Flemings?«, erwiderte sein Kollege. Das riesige Großraumbüro wirkte mit der Notbeleuchtung fast gespenstisch. »Oder hast du eine andere Idee?«, fragte Andy, während sie die Treppe hinter sich ließen, die einen Stock höher führte.

Dort residierten die Kanzleipartner. Nun ja, eigentlich nur Stein, einer der vier Partner. Richard zog es vor, in seinem Büro unten zu bleiben. Mathewson und Cunningham genossen so was wie ihren vorzeitigen Ruhestand. Obwohl über Cunningham einige Gerüchte kursierten. Aber Mike gab nichts auf das Gerede.

»Nein, das Flemings ist genau richtig«, antwortete er und drückte den Knopf des Fahrstuhls.

Kapitel 2

Amber saß allein auf dem großen Büffelledersofa und ließ ihren Blick durch die Bar schweifen. Sie war mit viel mahagonifarbenem Holz im Sechzigerjahre-Retrochic eingerichtet und sollte wohl eine Hommage an die James-Bond-Filme sein, wenn sie sich die Wandbilder so ansah. Denn die zeigten stark vergrößerte Ausschnitte aus den Filmen. Das Ganze wurde musikalisch von The World is Not Enough untermalt. Wyatt hatte diese Agentenfilme geliebt. Ihm hätte es hier gefallen.

Genug jetzt! Sie wollte sich den Abend nicht durch die Gedanken an diesen dummen Kerl verderben lassen. Amber schenkte ihre Aufmerksamkeit den Mitbewohnerinnen, die das Sofa gegenüber besetzten und sich neckten, während Jill die Karte studierte. Obwohl die Bar gut besucht war, hatten sie die besten Plätze bekommen. Eine frühe Reservierung war eben alles, wie Jill es so schön gesagt hatte. Als Amber die Beine übereinanderschlug, rutschte ihr Rock etwas hoch, sodass der Spitzenrand ihrer Strümpfe zu sehen war. Erst wollte sie sich gesitteter hinsetzen, doch sie war nicht mehr in Bolder Springs, Kansas, sondern in New York. Keinen der Anwesenden interessierte es, dass man den Spitzenrand sah.

»Ich nehme den Grenache blend«, sagte Jill und beugte sich über den kleinen Tisch, um Amber die Karte zu reichen.

»Oh, là, là, du bist heute in Rosé-Stimmung«, stellte Savannah vergnügt fest.

»Und du bist natürlich, wie soll es auch anders sein, in Margarita-Stimmung. Daher brauchst du auch die Karte nicht.« Jill grinste und Amber machte die Karte auf.

»Margarita ist der perfekte Einstieg für einen Partyabend. Es ist sozusagen ein Ritual«, erwiderte Savannah, während Amber die Seiten voller Cocktails und Drinks durchging. In Bolder Springs gab es neben drei Whiskeysorten noch Bier, und wenn Ladys Night war, zwei Cocktails. Die Auswahl war im Gegensatz zu hier sehr übersichtlich, was es einfacher machte, sich zu entscheiden. Amber wurde von dieser Fülle an Getränken fast erschlagen.

»Ich glaube, ich nehme auch eine Margarita.« Sie klappte die Karte zusammen und legte sie auf den Tisch in der Mitte. Diesen Cocktail kannte sie wenigstens, denn den gab es oft zu besagter Ladys Night.

»Ein Punkt für die Fraktion Margarita und null für die Rosé-Liebhaber«, triumphierte Savannah. Eine Bedienung steuerte sie an. In ihrem weißen Hemd, der schwarzen Weste, ihrer Hose und der langen Schürze war sie kein Vergleich zu Annie aus dem Bolders Saloon. Alles wirkte hier sehr edel, sogar die Bedienungen.

»Mein Name ist Tammy, ich bin Ihre Bedienung. Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte sie und zog ein kleines elektronisches Pad aus der Vordertasche ihrer Schürze.

»Zwei Margaritas und einen Rosé«, erwiderte Savannah und die Kellnerin gab die Bestellung ein.

»Gern«, sagte diese und wandte sich dann dem nächstens Tisch zu.

Es dauerte nicht lange, bis sie mit einer Margarita vor Amber stand. Obwohl hier wesentlich mehr als im Bolder Saloon los war, bekam man seine Drinks um ein Vielfaches schneller. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Angestellten sich nicht ewig mit den Gästen verquatschten, wie Annie es meistens tat, sondern diese nur bedienten.

»Lasst uns auf einen schönen Abend und Ambers Einzug anstoßen.« Savannah nahm ihre Margarita, Jill ergriff den Rosé und auch Amber hob das Glas. Mit einem Klirren stießen die Gläser zusammen, dann trank jede.

Amber unterdrückte mit Mühe den Hustenreflex, denn der Cocktail hatte es wirklich in sich. »Ganz schön tequilalastig«, stellte sie heiser fest.

»Das ist ja auch kein Virgin.« Savannah schob ihr Glas auf den Tisch.

»Ja, hallo was haben wir denn da für Sahneschnitten?«, sagte Jill, die über den Rand ihres Glases hinweg etwas oder vielmehr jemanden beobachtete. Sie senkte das Glas und ein verführerisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

»Ich weiß gar nicht, welcher von den beiden Anzugträgern mir besser gefällt, der Blonde oder der mit dem welligen Haar«, meinte Savannah mit einem charmanten Grinsen.

Obwohl Amber dem Drang, sich umzudrehen, widerstehen wollte, war die Neugier zu groß und sie sah sich besagte Kerle an. Zwei Männer, die James Bond Konkurrenz machen könnten, standen am Eingang. Der Blick des Blonden begegnete ihrem, und seine goldenen Iriden erinnerten sie an die eines Löwen. Der teure Anzug saß perfekt und ließ vermuten, dass der Träger einiges für seinen Körper tat. Sein blondes Haar war ein kleines Stück länger, als es Männer mit Anzugjobs normalerweise trugen. Womit er ein wenig nach Surferboy aussah. Er fixierte sie regelrecht und Amber lief ein heiß-kalter Schauer über den Rücken. Hastig drehte sie sich um, ihr Herz pochte in der Brust, als wäre sie gerade durch die Bar gesprintet. Schnell trank sie einen großen Schluck. Der Alkohol stieg ihr in den Kopf und ihr wurde ganz schwummrig.

»Ist hier noch Platz?«, fragte der Blonde. Seine Stimme hüllte sie ein wie warmer Honig. Hitze stieg ins Ambers Wangen. Sie wurde zur Statue, traute sich nicht, auch nur ein Lid zu bewegen, während ihr Herz regelrecht ausflippte. Solchen Männern begegnete man in Bolder Springs niemals. Vielleicht waren es ja wirklich Agenten.

»Klar«, erwiderte Jill, die im Gegensatz zu Amber total cool blieb.

»Für charmante Gesellschaft sind wir immer zu haben«, fügte Savannah hinzu.

Amber hatte das Gefühl, ihre Zunge wäre mit Sekundenkleber am Gaumen befestigt worden. Wieder trank sie einen Schluck, und das Glas war leer. Ihr wurde noch schwummriger zumute, aber nicht so sehr, dass sie ihre Beschwipstheit gelassener werden ließ.

»Wenn das so ist.« Jetzt nahm der Blonde auch noch direkt neben ihr Platz, sein Aftershave umschmeichelte ihre Nase. Er roch verdammt verführerisch. Ihr Körper reagierte, wollte Spaß – und er schien genau der Richtige dafür zu sein. Schnell nahm sie eine züchtige Sitzposition ein und strich den Rock nach unten. Wie konnte der bloße Duft eines Mannes sie nur so aus der Fassung bringen?

»Darf ich mich zuerst vorstellen? Mein Name ist …«

»Halt«, unterbrach ihn Jill. »Es gibt an diesem Tisch ein paar Regeln. Keine Nachnamen, keine Adressen, wir wollen doch nicht gleich alle Karten auf den Tisch legen. Außerdem sprechen wir keinesfalls darüber, wo wir arbeiten. Das Geheimnisvolle macht doch erst den Reiz aus.« Jill nippte an ihrem Wein.

»Also gut«, willigte der Blonde ein. »Ich bin Mike und neben mir sitzt Andy. Und ihr seid …?« Er sah zu Amber, sein Blick brannte regelrecht auf ihr, und ihr Puls, der gerade ein wenige runtergekommen war, beschleunigte erneut.

»Ich bin Savannah, die Rosé-Trinkerin ist Jill und dies hier ist Amber.«

»Amber, ein schöner Name.« Mike betrachtete sie mit unverhohlener Neugier.

Verdammt, warum brachte sie den Mund nicht auf?

»Sie ist etwas schüchtern. Es ist heute ihr erster richtiger Abend in New York«, ergriff Jill das Wort.

Amber sah mit flehendem Blick zu ihr, schüttelte leicht den Kopf, hoffte, dass sie die Signale erkennen würde und zu einem anderen Thema wechselte, doch Jill grinste nur.

Was hatte sie vor?

»Wie gefällt dir der Abend bisher?«, erkundigte sich Mike.

»Gut«, krächzte Amber und räusperte sich. Sie schlug wieder die Beine übereinander und ihr Rock rutschte hoch. Mikes Blick hing förmlich an dem Spitzensaum ihrer Strümpfe, dann sah er in ihre Augen und grinste süffisant. Oje! Ihr Herz stolperte, und ihr Verstand stand kurz davor, sich zu verabschieden.

»Nur gut?«, fragte er. »Wie ich sehe, seid ihr uns schon um einiges voraus.« Er deutete zu dem leeren Glas in ihren Händen.

»Ja, ihr solltet schleunigst aufholen«, meinte Savannah, und wie aufs Stichwort trat die Kellnerin zu ihrem Tisch.

»Hi, Mike, was kann ich dir bringen?«

»Einen Johnnie Walker … Für die Damen das noch mal, was sie bereits hatten. Und Andy …?«

»Der bekommt einen Elijah Craig mit Eis«, beendete die Bedienung den Satz.

»Wie gut du mich doch kennst, Tammy«, erwiderte der Mann namens Andy lachend.

Die beiden Männer schienen hier öfter zu verkehren.

»Harper müsste doch bald so weit sein, oder?«, wollte die Bedienung wissen.

»Noch gibt es nichts zu berichten. Aber wir halten euch auf dem Laufenden«, meinte Andy.

»Unbedingt. Wir haben hier gesammelt und wollen ihr was fürs Baby schenken. So, und jetzt hole ich euch die Drinks.« Damit verließ die Kellnerin sie.

»Ich hoffe, von euch beiden ist keiner der Vater dieses Babys«, meldete sich Jill zu Wort.

Etwas, das Amber auch gerade gedacht hatte.

»Nein, Harper ist die Frau eines Kollegen. Sie hat hier mal gearbeitet«, erwiderte Andy.

»Wirklich? Einer von euch noblen Anzugträgern ist mit einer ehemaligen Kellnerin verheiratet?«, fragte Jill geradeheraus.

»Sie haben sich sogar hier kennengelernt. Mehr kann ich dazu nicht sagen, sonst würde ich eure goldenen Regeln verletzen«, erwiderte Mike belustigt. »Aber wo waren wir stehen geblieben? Stimmt, das ist also heute dein erster richtiger Abend in New York?« Er wandte sich Amber zu. Verflucht, wieder war sie das Thema des Abends.

»Ja, sie hat den Ex mit einer Freundin im Bett erwischt, dann ihre Sachen gepackt, ist nach New York gezogen und muss nun einige Jahre an Spaß nachholen. Denn seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie ein und denselben Kerl. Da wird es schleunigst Zeit, etwas Erfahrungen zu sammeln«, breitete Jill munter Ambers Leben vor wildfremden Männern aus, und wenn Blicke töten könnten, dann wäre es jetzt so weit. »Nun sieh mich nicht so an, du wolltest doch Spaß haben und neben dir sitzt Mr. Spaß im Anzug«, sagte Jill vergnügt.

Amber wünschte sich sehnlichst, dass sich der Boden unter den Sofas auftat und alle verschlang, während ihr Gesicht regelrecht verglühte.

»Dein Ex hat dich betrogen? Was für ein Idiot«, meinte Mike. Seine Hand ruhte auf dem Sofa zwischen ihnen beiden. Sie spürte sie fast an ihrem Schenkel und etwas in ihr wollte, dass er sie richtig berührte.

»Meine Rede«, sagte Savannah, leerte ihr Glas und stellte es auf dem Tisch ab.

Die Bedienung brachte die Bestellung. »Hier eine Margarita.« Sie nahm Amber das Glas ab und gab ihr ein volles.

Jill hatte zwischenzeitlich ihren Wein ebenfalls ausgetrunken, und auch ihr Glas wurde ausgetauscht, der zweite Margarita ging an Savannah. Die zwei übrigen Drinks sahen nach Whiskey aus. Einen stellte sie vor Mike, und Andy ergriff den anderen.

»Du kannst alles auf mich schreiben. Auch die vorhergehende Bestellung«, sagte Mike.

»Sehr gern«, gab die Bedingung zurück, sie deponierte die leeren Gläser auf ihrem Tablett und marschierte zum nächsten Tisch.

»Auf unseren Gönner.« Jill hob ihr Glas, Savannah tat es ihr gleich, nach kurzem Zögern schloss sich Amber an.

Mike nahm sein Glas. »Auf einen Abend voller … Spaß!«

»Hört, hört«, erwiderten Savannah und Jill im Chor, dann tranken sie. Auch Mike nippte an seinem Glas und stellte es ab. Eilig setzte Amber ihren Drink an die Lippen, denn jetzt half nur noch Alkohol, um diesen Abend voller Peinlichkeiten zu überstehen. Mike kannte inzwischen ihr ganzes Leben. Das Traurige an der Sache war, dass man es in ein paar kurzen Sätzen zusammenfassen konnte. Hastig trank sie, erwischte zu viel, und die Margarita nahm den falschen Weg.

Keuchend unterdrückte sie den Hustenreiz, Tränen quollen ihr aus den Augen. Okay, es ging noch demütigender? Wäre sie doch lieber zu Hause geblieben.

»Entschuldigt mich bitte«, brachte sie gerade noch heraus, stellte den Drink auf dem Tisch ab und sprang auf. Sie schnappte sich ihre Handtasche und eilte zum Ausgang. Denn dort ging es auch zu den Toiletten, die außerhalb der Bar waren. Dabei konnte sie mit Mühe ihr Gleichgewicht halten. Sie hätte sich von ihren Mitbewohnerinnen doch nicht zu den schwarzen Lackpumps überreden lassen sollen, deren Absätze gerade mal einen Fingerbreit niedriger als Savannahs waren. Auf der Damentoilette angekommen, ließ sie Wasser in die Hände laufen und trank ein paar Schlucke. Der Hustenreiz ebbte ab und sie blickte in den Spiegel. Zum Glück war das Make-up wasserfest. In diesem Moment ging die Tür auf.

»Wie geht’s dir?« Ausgerechnet Mike war ihr gefolgt.

»Du bist hier auf dem Damenklo«, sagte sie mit leichter Entrüstung. Na, zumindest hatte sie ihre Stimme wiedergefunden.

»Wen kümmert es, wir sind hier nur zu zweit«, erwiderte er, seine goldenen Löwenaugen wanderten über ihren Körper.

In diesem Moment hörte sie weibliche Stimmen vor der Tür. Verdammt, sie wollte nicht mit einem Mann hier drinnen von irgendwelchen fremden Frauen gesehen werden. Sie packte ihn am Arm, zog ihn in eine Kabine und verschloss die Tür.

»Was machen wir nun hier?« Er lachte leise und sie hielt ihm den Mund zu.

Die Frauen schienen vor dem Spiegel zu verweilen, sie sprachen Chinesisch oder Japanisch. Amber vermochte es nicht zu unterscheiden.

Mike zog ihre Hand von seinem Mund und kam ihr ganz nah. »Du kannst auf schönere Weise dafür sorgen, dass ich leise bin«, flüsterte er und senkte den Kopf. Als seine Lippen auf Ambers trafen, stand die Welt still. Sie hörte die Frauen nicht mehr, nur noch das Trommeln ihres Herzens. Das war unfassbar. Sie befand sich in einer Toilettenkabine, wurde von einem Wildfremden geküsst und genoss es über die Maßen. Bereitwillig öffnete sie ihren Mund für ihn. Die Tür fiel ins Schloss, die Frauen waren gegangen, doch Amber wollte die Kabine nicht verlassen. In all den Jahren war sie noch niemals so voller Verlangen geküsst worden. Sie hatte gar nicht gewusst, dass man derartig sinnlich geküsst werden konnte.

In dem Moment, als Mike ihren Kontakt unterbrach, vermisste sie seine Lippen.

»Willst du wirklich Spaß?«, fragte er, sein Blick hielt ihren fest.

In ihrem Kopf kreisten die Gedanken. Sie konnte es doch nicht an so einem Ort mit einem ihr völlig fremden Mann tun. Aber jede Faser ihres Körpers wollte ihn. Vielleicht lag es an den Margaritas, dass sie Sex mit einem Unbekannten in Erwägung zog. Doch wenn sein Kuss ein Vorgeschmack auf den Sex mit ihm war …

»Ich will Spaß«, sagte sie schnell, damit sie sich es nicht anders überlegte.

»Das freut mich zu hören. Du kannst es aber jederzeit stoppen«, meinte er leise.

»Ich will nichts stoppen«, hauchte Amber.

Wieder fanden Mikes Lippen die ihren und dieses Mal waren sie sehr fordernd. Seine Zunge drang in sie ein, und die Hände glitten unter ihren Rock. Er schob den Slip zur Seite und spielte mit ihrer empfindsamsten Stelle. Amber wimmerte vor Entzücken, denn er wusste genau, was er tat.

Wieder löste er seinen Mund von ihrem. »Bist du bereit für mehr?«, fragte er, und statt zu antworten, zog sie ihren Slip aus und stopfte ihn in die Handtasche, die sie an den Türgriff gehängt hatte. Das Pochen zwischen ihren Schenkeln forderte vehement Erlösung. Noch niemals in ihrem Leben hatte sie so was wie das hier gemacht. Das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, war so unglaublich anregend. Mike zog ein Kondom aus der Hosentasche, riss die Packung auf und ließ sie auf den Boden fallen. Anschließend öffnete er seinen Gürtel, dann den Reißverschluss. Die Hose rutschte ein Stück nach unten, die Boxershorts folgte. Erfreut stellte Amber fest, dass er mehr als bereit war. Er verpackte seine pralle Männlichkeit. Eigentlich verhütete sie, doch ein Kondom schützte ja nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, daher war es ihr ganz recht, dass er sich darum kümmerte. Beherzt umfasste Mike ihre Schenkel, presste sie gegen die Wand der Kabine und während er sie hungrig küsste, versank er tief in ihr. Amber stöhnte in seinen Mund. Noch niemals war sie so ausgefüllt worden. Ihr Herz sprang in ihrer Brust herum und ihr Schoß war eine einzige erogene Zone.

Als Mike sich zurückzog, um dann wieder langsam in sie zu gleiten, hatte sie das Gefühl in einem Ozean aus Wollust zu schwimmen. Jede von Mikes Bewegungen löste eine berauschende Welle aus, die von der nächsten übertroffen wurde. Sie musste seine Lippen freigeben, um ihre Wonnen herauszustöhnen. Mike liebkoste ihren Hals. »Du fühlst dich so unglaublich gut an«, murmelte er an ihrer Haut.

»Was hältst du von unseren Dates?«, fragte eine unbekannte weibliche Stimme, und Mike hielt inne.

Ambers Unterleib pulsierte wie verrückt, wollte, dass er weitermachte.

»Ich finde meinen Typen zu klein«, erwiderte eine zweite Stimme.

»Meiner hat so eine dämliche Lache. Wir sollten sie abservieren und tanzen gehen. Vorher muss ich noch den Lippenstift nachziehen«, lautete die Antwort.

Dass nur eine dünne Tür Amber von den unbekannten Damen trennte, die wahrscheinlich vor den Waschbecken standen, verminderte ihre Lust keinen Deut, im Gegenteil: Etwas so Verruchtes zu tun stachelte sie nur noch an. Dazu kam, dass sie Mike tief in sich spürte. Sanft glitt sein warmer Mund über ihren Hals und sie musste die Lippen zusammenpressen, um nicht zu stöhnen.

»Passt es so?«, fragte eine der beiden Unbekannten.

»Warte, ich habe ein Taschentuch.« Eine Handtasche wurde geöffnet. »Hier, drück die Lippen drauf.«

Mike veränderte seine Position etwas, und Harper durchzuckte pure Lust. Es kostete sie alles an Selbstbeherrschung, um sie nicht herauszuschreien.

»Perfekt.« Schritte näherten sich, und Amber hielt die Luft an.

Im Klo nebenan wurde die Spülung betätigt.

»Servieren wir die beiden ab«, hörte Amber noch, dann wurde die Tür geschlossen und es herrschte Stille.

»Also darüber redet ihr Mädels auf der Toilette«, meinte Mike.

Amber begann, sich zu rekeln, denn er sollte weitermachen. Mike keuchte leise auf, um sie anschließend mit energischen Stößen einem Rausch entgegenzutreiben, der seinesgleichen suchte. Mike wurde schneller. Amber wollte und konnte ihr Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Nur einen Wimpernschlag später rauschte ein lustvoller Brecher nach dem anderen über sie hinweg. Es hörte fast nicht mehr auf. Nur langsam beruhigten sich ihr Unterleib und ihr Herz. Sie spürte Mikes Happy End. Anschließend setzte er sie sanft ab, zog das Kondom von seinem Glied und warf es in die Toilette, um danach die Shorts und die Hose hochzuziehen.

Wenige Augenblicke später sah er aus wie aus dem Ei gepellt – als wäre nichts geschehen.

»Ich werde zuerst aus der Toilette gehen. Du kommst in ein paar Minuten nach«, meinte er und spülte. Er wandte sich schon der Tür zu, doch dann drehte er sich zu ihr und küsste sie. »Das ist doch okay?«, fragte er, worauf Amber nickte. »Wir sehen uns«, meinte er noch und verließ die Kabine.

Amber zog die Tür schnell zu. Sie hörte, wie er sich die Hände wusch, dann wurde die Toilettentür geöffnet, wenig später war es totenstill. Verwirrt klappte Amber den Klodeckel herunter und setzte sich darauf. Was hatte sie nur getan? Wie sollte sie an ihren Platz zurückkehren und Mike noch in die Augen sehen können – oder ihren beiden Mitbewohnerinnen? Das war alles zu peinlich. Wo war nur das Loch, in das sie springen konnte? Doch eines beschäftigte sie noch mehr. Der Kuss, den er ihr, kurz bevor er die Toilette verlassen hatte, gegeben hatte, war sanft und fürsorglich gewesen, als würde er eine Geliebte küssen und nicht eine schnelle Toilettennummer. Hatte sie sich das nur eingebildet?

»He, Amber, bist du da?« Das war Savannah.

»Hier bin ich«, antwortete Amber kleinlaut und ihre Mitbewohnerin öffnete die Kabinentür.

»Wir haben uns überlegt, in einen Club zu gehen, die Nacht ist noch jung. Andy und Mike kommen auch mit«, informierte Savannah sie.

»Mir ist ein wenig übel. Ich glaube, ich fahre nach Hause.« Amber stand auf.

»Ist was passiert?«, wollte Savannah besorgt wissen.

»Ach, wahrscheinlich vertrage ich den Alkohol nicht. Ich bin einfach erschöpft. Lasst euch den Spaß von mir nicht verderben.« Amber nahm ihre Handtasche vom Türgriff, Savannah trat zurück, um sie hinauszulassen.

»Wir sollten dich lieber begleiten, wenn du dich nicht gut fühlst?«, erwiderte sie.

»Nein, das ist okay, wirklich. Ich nehme mir ein Taxi. Habt viel Spaß!« Eilig verließ Amber die Toiletten und rannte, so schnell es die Pumps zuließen, zum Aufzug. Sie wollte nicht noch Jill in die Arme laufen oder gar Mike. Auch wenn der bloße Gedanke an seine goldenen Raubtieraugen ihr Herz zum Flattern brachte, war es wohl besser, wenn sie ihn nie wiedersehen würde. Denn er lebte in einer ganz anderen Welt als sie.

Kapitel 3

Savannah nahm wieder ihren Platz auf dem Sofa ein, doch Amber war nicht bei ihr.

»Amber geht es nicht gut und sie ist nach Hause gefahren«, sagte sie und musterte Mike mit ernster Miene.

Wusste sie von der Sache auf der Toilette? Dachte sie, dass er Amber zu irgendwas gegen ihren Willen gezwungen hatte?

»Hat jemand von euch ihre Handynummer?«, fragte er und Jill zog ihr Smartphone aus dem Handtäschchen.

»Ich werde sie anrufen.« Sie suchte nach der Nummer, drückte die Wahltaste und hielt das Handy an ihr Ohr. »Sie geht nicht dran«, meinte sie nach einer Weile und beendete den Anrufversuch. »Was zum Teufel ist auf der Toilette passiert? Du bist kurz nach ihr ebenfalls hinausgegangen.« Sie fixierte Mike.

»Sie sagte, dass ihr die Margarita nicht bekommen sei«, ergriff Savannah das Wort.

»Gebt mir ihre Adresse, ich werde nach ihr sehen«, sagte Mike. Schon der Gedanke, dass ihr die Sache keinen Spaß gemacht, sie sich vielleicht sogar bedrängt gefühlt hatte, war für ihn unerträglich. Er wollte etwas für sie tun. Wenn er ganz ehrlich war, musste er sie wiedersehen. Was ihn selbst verblüffte, denn die Frauen, mit denen er sonst eine kurze Nummer schob, waren gleich darauf vergessen. Er hatte ja nicht mal One-Night-Stands. Denn er verbrachte mit einer Frau niemals eine ganze Nacht.

»Nein, wir fahren nach Hause«, beschloss Jill, nahm die Tasche und stand auf. Savannah erhob sich ebenfalls.

»Gebt ihr wenigstens die hier. Bitte.« Mike zog eine Karte aus der Innentasche seines Jacketts.

»Die Regel gilt immer noch«, erwiderte Jill.

»Dann soll mich eine von euch beiden anrufen. Ich möchte nur wissen, ob mit ihr alles in Ordnung ist«, schlug er vor, doch keine der Frauen nahm die Karte.

»Wir gehen jetzt«, sagte Jill nur und verließ zusammen mit ihrer Freundin die Bar.

»Hat der schnelle Abgang der Kleinen etwas mit dir zu tun?«, hakte Andy nach.

»Ich hoffe nicht«, antwortete Mike und lehnte sich zurück. Er dachte über die Geschehnisse nach. Über den letzten Kuss, den er Amber aus einem Impuls heraus einfach hatte geben müssen. Normalerweise ging er nach dem Sex einfach und das, ohne zurückzublicken. Aber er hatte Amber nicht verlassen wollen. Diese Frau mit den warmen Rehaugen hatte ihm ein Stück vom Himmel gezeigt. Nun würde er sie nie wiedersehen. Der Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Noch immer haftete ihr zartes Aroma an ihm und am liebsten würde er es konservieren.

»Was machen wir mit dem angebrochenen Abend?«, wollte Andy wissen.

»Ich denke, ich fahre nach Hause«, antwortete Mike. Vielleicht konnte er ja Isabelle, die Ermittlerin der Kanzlei, dazu bringen, nach Amber zu suchen. Sie war sehr gut in so was und fand nahezu jede Zielperson.

Amber zog sich einen frischen Slip an, dann schlüpfte sie in die Pyjamahose und ein bequemes Shirt. Noch immer zitterte sie, denn für das Kleid waren die Nächte eindeutig noch zu kalt. Sie hätte doch nicht auf eine Jacke verzichten sollen. Sogar der kurze Weg vom Taxi zur Haustür hatte sich angefühlt, als liefe sie durch eine Eiswüste. Vor allem, da sie kein Höschen trug, war es zwischen ihren Beinen sehr frisch geworden. Im Taxi hatte sie den Rocksaum so festgehalten, dass ihre Finger noch immer wehtaten. Nachdem sie Jills Kleid auf einen Kleiderbügel ins Bad gehängt hatte, holte sie das Seidenhöschen aus der Handtasche. Sie kehrte damit ins Bad zurück, um es auszuwaschen. Als sie Wasser ins Waschbecken laufen ließ, sah sie auf das Höschen in ihrer Hand. Schon die Erinnerung, wie es Mike zur Seite geschoben hatte und seine Finger unglaubliche Dinge mit ihr gemacht hatten, ließ sie erschaudern. Sofort prickelte es zwischen ihren Schenkeln. Ein Teil von ihr war traurig darüber, dass sie nicht in die Bar zu ihm zurückgekehrt war. Sie drehte das Wasser ab und schaute in den Spiegel. Warum hatte sie nur so panisch reagiert? Sie war Single, konnte, mit wem auch immer, tun und lassen, was sie wollte. Der Sex mit Mike war einfach unglaublich gewesen. In all den Jahren mit Wyatt war sie noch nie so intensiv gekommen. Sie musste sich für nichts schämen, aber sie tat es. Amber blickte vom Höschen in den Spiegel.

»Offensichtlich bist du noch nicht so weit«, sagte sie zu dem Gesicht, das sie mit großen Augen ansah. Sie sollte sich auf den neuen Job konzentrieren, den sie am Montag antreten würde, und diese Nacht als Erfahrung abhaken. Damit nahm sie das Feinwaschmittel und wusch das Höschen aus, das sie nach dem Auswinden über den Badewannenrand legte. Anschließend schminkte sich ab und löste das Haar, das auf ihre Schultern fiel. Nun war sie wieder Amber aus Bolder und nicht der sexy Vamp, der es mit fremden Männern auf Toiletten trieb. Ein tiefer Seufzer entkam ihr. Ach, sie sollte sich nichts vormachen, sie würde immer die kleine Amber aus Bolder Springs, Kansas, bleiben. Jetzt sollte sie ihre Zähne putzen und nicht weiter über das alles nachdenken.

Mike saß im Taxi und versuchte, Isabelle zu erreichen, doch sie nahm den Anruf nicht an. Verfluchte Scheiße! Er bereute es, dass er Jill und Savannah nicht dazu gebracht hatte, seine Karte anzunehmen. Wieder wählte er Isabelles Nummer.

»Ich komme mir langsam wie ein Stalker vor, geh jetzt endlich ran«, sprach er auf ihre Mailbox, dann schob er sein Smartphone in die Jackentasche und blickte aus dem Fenster. Hausfassaden flogen vorbei. Bald würde das Taxi seine Wohnung erreichen. In welchem Stadtteil könnte Amber leben? Er besaß nicht mal den Hauch einer Ahnung. Verdammt, warum ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf? Wenn er die Augen schloss, dann sah, schmeckte und spürte er sie. Noch niemals hatte er sich derart zu einer Frau hingezogen gefühlt. Doch sie schien es nicht so empfunden zu haben, sonst wäre sie geblieben. Wieso sollte sie auch? Er war es nicht wert, geliebt zu werden. Dies hatte er schon vor langer Zeit lernen müssen und es so akzeptiert. Trotzdem wünschte er sich, dass der Abend mit Amber anders verlaufen wäre und sie ihn jetzt nicht nur als den Typen, mit dem sie Sex auf der Toilette hatte, in Erinnerung behielt. Denn sie hatte sich in dem kurzen Moment, den sie zusammen verbracht hatten, in sein Gedächtnis eingebrannt. Ach, wahrscheinlich war es besser, nicht nach ihr zu suchen. Wenn Isabelle Amber fand und sie ihn ablehnte, würde das alte Wunden aufreißen. Das durfte auf keinen Fall passieren. Sein Smartphone meldete sich.

»Was gibt es so Wichtiges?«, blaffte Isabelle ihn an. Sie klang verschlafen.

»Es hat sich erledigt«, antwortete er.

»Bist du nicht ganz dicht? Du sprichst mir zehn Nachrichten auf die Mailbox, dass ich jemanden dringend für dich ausfindig machen soll. Ich habe schon gedacht, dass von der Person, die ich für dich finden soll, der Weltfrieden abhängt, und jetzt hat es sich erledigt? Wenn ich nicht so müde wäre, würde ich jetzt zu dir fahren und dir den Arsch aufreißen«, fauchte sie wütend.

»Tut mir leid.« Für einen winzigen Augenblick war Mike versucht, sie doch auf Amber anzusetzen.

»Sweetheart, was ist los?«, fragte eine weibliche Stimme im Hintergrund. Das war Isabelles Lebensgefährtin Ariana.

»Nichts, schlaf weiter, Süße«, erwiderte Isabelle um einiges sanfter, als sie eben noch mit Mike gesprochen hatte.

»Sag auch Ariana, dass es mir leidtut«, meinte er noch, dann beendete er das Telefonat. Er musste die Sache einfach abhaken, wie er es sonst auch immer getan hatte. Vielleicht sollte er doch nicht nach Hause fahren, sondern in einen Club gehen, um eine willige Partnerin für die nächste schnelle Nummer zu finden?

Amber lag im Bett und starrte zur Decke. Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie diese goldenen Löwenaugen, und heiß-kalte Schauer überzogen ihren Körper, die sie keinen Schlaf finden ließen. Mit den Fingerspitzen strich sie über ihre Lippen, die Mikes vermissten. Wyatt hatte sie niemals so geküsst.

Sie hörte Stimmen. Jill und Savannah waren nach Hause gekommen. Es klopfte an Ambers Tür.

»Bist du noch wach?«, fragte Savannah.

»Ja.«

»Dürfen wir reinkommen?«

»Okay«, erwiderte Amber. Sie setzte sich auf, rutschte nach hinten, bis ihr Rücken das gepolsterte Kopfteil berührte, und schaltete die Nachttischlampe an. Die Tür wurde geöffnet. Während Savannah zu ihr ans Bett trat, blieb Jill im Rahmen stehen.

»Wie geht’s dir?«, fragte Savannah mitfühlend.

»Ihr hättet nicht nach Hause kommen müssen«, erwiderte Amber und strich peinlich berührt über ihre Decke.

»Das mussten wir schon. Es hat leider eine Ewigkeit gedauert, bis das Uber gekommen ist. Sonst wären wir schon eher hier gewesen, denn wir haben uns Sorgen um dich gemacht, und du bist nicht ans Handy gegangen«, meinte Savannah.

»Außerdem wollte ich dir sagen, dass es mir leidtut«, meldete sich Jill zu Wort.

»Was?«, wollte Amber wissen.

»Dass ich die Sache mit deinem Ex und so ausgeplappert habe. Savannah hat mir im Auto ganz schön den Kopf gewaschen. Das hätte ich wirklich nicht tun sollen. Aber du warst so verkrampft, und dieser Typ hat dich fast mit seinen Augen verschlungen. Sein Interesse an dir war nicht zu ignorieren und du wolltest doch Spaß haben. Na ja, da bin ich wohl über das Ziel hinausgeschossen«, erklärte Jill kleinlaut. Savannah kam noch ein Stück näher. »Darf ich?« Sie deutete neben Amber.

»Klar«, erwiderte sie.

Savannah zog die Schuhe aus, um sich dann zu ihr ins Bett zu gesellen.

»Hier ist genug Platz für uns drei«, lud Amber Jill ein.

»Nein, ich bleibe lieber stehen«, lehnte diese ab. »Verzeihst du mir? Ich möchte nicht, dass du sauer auf mich bist.«

Sie sah Amber wie ein kleines Küken an, das unter die Flügel der Glucke flüchten wollte.

»Oje, ich war wirklich verkrampft. Fast hätte man meinen können, dass ich meine Zunge verschluckt hatte.« Amber lächelte.

»Was ist am Klo passiert?«, fragte Savannah.

»Jill hat Mike schon ganz richtig eingeschätzt. Er hat sich für mich … interessiert. Wir haben auf der Toilette rumgemacht.« Wieder spürte Amber Mikes Lippen auf ihren, und es betrübte sie mehr, als es sollte, dass sie nie wieder in den Genuss seiner hungrigen Küsse oder Berührungen kommen würde.

»Hat er dich zu was gezwungen, das du nicht wolltest?«, fragte Jill aufgebracht.

»Nein, ganz und gar nicht. Es war unglaublich schön. Aber ich habe festgestellt, dass ich für diese Art von Spaß noch nicht reif bin«, erwiderte Amber und Savannah nahm ihre Hand.

»Steh auf, jetzt ist es Zeit für Titanic und Schokokekse mit Kakao.« Savannah rutschte aus dem Bett und zog Amber mit sich.

Mike lehnte mit dem Rücken an der Bar und genoss seinen Scotch, während er zwei Frauen dabei beobachtete, wie sie sich lasziv zum dröhnenden Bass bewegten. Die riesige Discokugel über ihnen warf Lichtreflexe auf die tanzenden Menschen, die sich dicht an dicht drängten. Eine berühmte D-Jane legte auf. Was Mike jedoch nicht interessierte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den Schönheiten, die sich aufreizend aneinanderrieben und genau wussten, dass er sie beobachtete. Die knappen Kleider der beiden ließen fast keinen Spielraum für Fantasie. Er erkannte Frauen, die so wie er waren, auf den ersten Blick. Die beiden wollten eindeutig Spaß haben und er hatte Spaß zu bieten.

Mike nahm einen Schluck. Warm rann der Alkohol seine Kehle hinunter, der Geschmack von Lakritze lag auf seiner Zunge. So hatte er auch erkannt, dass Amber nicht zu dieser Kategorie von Frauen gehörte. Aber als ihr scheuer Blick auf seinen getroffen war, wollte er sie haben, obwohl er durchaus wusste, dass es ein Fehler war. Jetzt stand er hier und suchte nach einem schnellen Fick, um sie aus dem Kopf zu bekommen. Diese beiden vor ihm schienen die richtigen Kandidatinnen dafür zu sein. Mit ihren Blicken forderten sie ihn auf, sich zu ihnen zu gesellen, doch er verweilte an der Bar. Die Dunkelhaarige tanzte in seine Richtung, die Blonde folgte ihr. Das eng anliegende Kleid war so kurz, dass er es nicht mal hochschieben müsste, um dorthin zu gelangen, wo er hinwollte. Der Rock der anderen war nicht viel länger. Er würde ein leichtes Spiel haben. Zwei auf einmal hatte er schon lange mich mehr gehabt. Die Dunkelhaarige erreichte ihn und verschwendete keine Zeit mit Small Talk, sondern schmiegte sich an ihn, während sie sich zur Musik bewegte. Ihre blonde Freundin rieb sich an seiner anderen Seite, was die Wirkung nicht verfehlte. Die Dunkelhaarige streckte sich, bis ihre roten Lippen dicht an seinem Ohr waren. Ihr Atem strich über seine Haut.

»Du siehst aus, als könntest du es mit zwei Mädels aufnehmen«, sagte sie mit rauchiger Stimme, und Mike legte den Arm um ihre Taille, um sie enger an sich zu ziehen. Sein bestes Stück stimmte ihr zu. »Ich bin Mindy und meine Freundin ist Cali. Wir haben den ganzen Abend auf einen großen und gut aussehenden Kerl wie dich gewartet.«

»Mike«, erwiderte er und trank.

»Mike und Mindy«, meinte Cali kichernd, während ihre Hand unter sein Jackett glitt.

»Ich glaube, ich fühle da ein Waschbrett«, sagte sie zu Mindy.

»Ein Typ, der auf seinen Körper achtet. Das macht mich so richtig scharf.« Jetzt war auch ihre Hand unter seinem Jackett. »Du hast recht, was ich hier spüre, ich echt beeindruckend. Ob ich von dem, was weiter unten zu finden ist, auch beeindruckt bin?«, meinte sie, und einen Wimpernschlag später streichelte ihre Hand seine empfindlichste Stelle, während sein Schwanz die Freiheit suchte.

»Ich bin beeindruckt. Der ist ja wie ein Tiger im Käfig, du solltest ihn rauslassen.« Damit nestelte sie am Hosenknopf herum, doch er hielt sie fest. »Suchen wir uns einen intimeren Ort«, schlug er mit rauer Stimme vor.

»Wir gehen aufs Klo, um uns die Näschen zu pudern.« Mindy zwinkerte ihm zu. Er gab sie frei, sie ergriff den Arm ihrer Freundin, und die beiden stöckelten dahin. Sie waren definitiv reif, um gepflückt zu werden. Normalerweise würde Mike ihnen wie eine Raubkatze einer verletzten Antilope folgen, doch er verharrte, denn ein wundervoller Duft kroch seine Nase hinauf, der nicht von seinen zwei potenziellen Gespielinnen stammte. Es war Ambers Duft, der noch immer an ihm haftete und ihn zögern ließ. Plötzlich fand er es gar nicht mehr so verlockend, Sex mit Mindy und Cali zu haben. Er trank das Glas in einem Zug leer, stellte es auf der Theke ab und zwängte sich durch die Menschen in Richtung Ausgang. Als er ins Freie trat und eine kalte Brise ihm entgegenschlug, beruhigte sich auch sein bestes Stück wieder. Warum hatte er diese Gelegenheit auf schnellen, zwanglosen Sex sausen lassen? Nur weil er meinte, Amber noch immer an sich wahrzunehmen? Zur Hölle, sie war Vergangenheit, und er weinte der Vergangenheit nicht hinterher, denn er lebte nur in der Gegenwart. Mike zog sein Smartphone aus der Jackentasche und blickte darauf. Es war kurz vor Mitternacht. So früh war er an einem Freitag nur selten zu Hause, doch heute hatte er keine Lust mehr, noch einen Versuch zu starten, um Zerstreuung zu finden. Daher suchte er sich ein Taxi.

Kapitel 4

Am Montagmorgen weckte Amber die Melodie, die die Nachrichten ankündigte, bevor ihr Handywecker auch nur die Chance hatte, sich zu rühren. Verschlafen nahm sie das Smartphone vom Nachttisch und versuchte, die Augen aufzukriegen, die offensichtlich von Bleigewichten festgehalten wurden. Allmählich schaffte sie es.

Mom hatte ihr geschrieben. Sie wünschte ihr einen guten Start im neuen Job. Eine weitere Nachricht ploppte auf. Wieder vom Mom. Auch Dad wünschte ihr einen guten Start. Die nächste Nachricht kam von ihrer Freundin Lesley, die ihr viel Spaß mit hoffentlich heißen männlichen Kollegen wünschte, dazu ein Zwinkersmiley.

Müde legte Amber das Handy auf den Nachttisch und rappelte sich auf. In einer Viertelstunde würde der Wecker sich eh melden, da konnte sie ebenso gut gleich aufstehen. Also schlug sie die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Das Parkett war eisigkalt unter ihren nackten Füßen. Schnell schlüpfte sie in die Filzpantoffeln mit Häschengesicht. Anschließend schlurfte sie mit frischer Unterwäsche und einer Strumpfhose ins Bad, um schnell zu duschen.

Nachdem alle anfallenden Verschönerungsarbeiten erledigt waren, einschließlich eines dezenten Make-ups, streifte sie ihren Bademantel über, der neben der Tür hing, und kehrte mit dem Schlafzeug unter dem Arm in ihr Zimmer zurück. Pyjama und Shirt landeten im Bett, dann öffnete sie den Wandschrank. Dort hing ihr Outfit, für das sie sich mit Jill und Savannah gestern einstimmig entschieden hatten. Es war schlicht und sagte trotzdem: »Ich bin eine Powerfrau.« Zuerst kam die weiße Bluse, ihr folgten der graue Bleistiftrock und das gleichfarbige taillierte Jackett. Das Ganze wurde von schwarzen Ankle Boots vervollständigt, deren Absätze sehr moderat waren. Sie machten schöne Beine, ohne dass Amber das Gefühl hatte, sich gleich den Hals zu brechen. Die Schuhe hatte sie extra für ihren ersten Arbeitstag gekauft.

Sie zog das Jackett glatt – jetzt konnte es losgehen. Vorher musste sie nur noch das Bett machen. Dann ergriff sie ihr Handy und holte die schwarze Tasche von der Kommode, in die sie ihr Handy schob. Ihr Magen grummelte lautstark.