Märchen für Menschen mit Demenz II - Ursula Thomas - E-Book

Märchen für Menschen mit Demenz II E-Book

Ursula Thomas

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Beschreibung

Sie arbeiten bereits mit dem Handbuch "Märchen für Menschen mit Demenz"? Dann freuen Sie sich auf den zweiten Band, in dem Sie Märchen zu den Themen Humor, Männer und Tod finden. Denn es ist so wichtig, zusammen zu lachen, auch Männer in der weiblich geprägten Pflege zu sehen und dem Tabuthema Tod gemeinsam zu begegnen. Zu jedem der neun Märchen finden Sie als Betreuungskraft Tipps zum Ablauf der Aktivierungsrunde, Vorschläge für passende Requisiten, Gesprächsimpulse oder Ideen, wie Sie das Erleben der Märchen mit allen Sinnen fördern.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 68

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Angelika B. Hirsch (Hg.), Ursula Thomas, Veronika Uhlich

Märchen für Menschen mit Demenz II

Die Themen Humor, Männer und Tod sicher in der Betreuung einsetzen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Herausgegeben im Auftrag der Europäischen Märchengesellschaft e. V., Rheine.

www.maerchen-emg.de

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet.

Der Verlag und die Autorinnen können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.

© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2025

Besuchen Sie uns im Internet: www.aktivieren.net

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen.

Illustration: Kadie Schmidt-Hackenberg

Titelbild: okalinichenko, fotolia

ISBN 978-3-7486-0794-6

Angelika B. Hirsch (Hg.), Ursula Thomas, Veronika Uhlich

Märchen für Menschen mit Demenz II

Die Themen Humor, Männer und Tod sicher in der Betreuung einsetzen

Inhalt

Märchen für Menschen mit Demenz – Neue Themen

Humor und Lächeln im Märchen im Hinblick auf Menschen mit Demenz

Das Töpfchen (Türkei)

Die Heckentüre (Deutschland)

Die Büffelkuh und das Fischlein (Siebenbürgen)

Märchen für Männer

Die Wichtelmänner (Brüder Grimm, KHM* 39)

Wie das Salz ins Meer kam (China)

Die goldene Gans (Brüder Grimm, KHM* 64)

Demenz und Tod

Die Sternthaler (Brüder Grimm. KHM* 153)

Der Tod und der Gänshirt (Brüder Grimm)

Die gute Schwester (Griechenland)

Ein paar Tipps zum Weitermachen

Quellen

Autorinnen

* Kinder- und Hausmärchen

Märchen für Menschen mit Demenz – Neue Themen

Weil unser Arbeitsbuch „Märchen für Menschen mit Demenz – Sicher und kompetent in der Betreuung einsetzen“ sich in der Praxis gut bewährt hat, lassen wir ihm eine Ergänzung zu drei speziellen Themen folgen: Humor, Männer, Tod.

Wir verzichten auf die einführenden Kapitel zur Situation demenziell veränderter Menschen und zu allen grundsätzlichen Fragen zum Märchen und bitten Sie, dies alles im ersten Band nachzulesen. Hier stürzen wir uns direkt in drei Themen, von denen wir glauben, dass sie besondere Beachtung verdienen:

Humor – was kann es Schöneres geben, als auch und gerade angesichts von Alter, Krankheit und Abschied gemeinsam zu lachen?

Männer – haben eigene Themen, die in der fast immer weiblich geprägten Pflege leicht übersehen werden können.

Tod – ist immer noch ein Tabuthema, auch wenn allen klar ist, dass wir Menschen begleiten, die ihm unmittelbar entgegengehen.

Sie werden sehen, dass alle drei Themen auch Ihnen, die Sie demenziell veränderte Menschen begleiten, Freude bereiten!

Ursula Thomas und Veronika Uhlich halten sich im Aufbau ihrer Kapitel an die aus dem ersten Band bekannte Form. Angelika Hirsch weicht ein wenig ab, weil sie aktuell aus Kapazitätsgründen nicht für Menschen mit Demenz erzählt, aber trotzdem Ideen hat.

Wie immer sind unsere Vorschläge als Anregungen gedacht, selbst kreativ zu werden, selbst Aktionen zu kreieren, selbst nach anderen Märchen zu greifen, die für Ihre Situation passen. Märchen gehören uns allen! Sammeln Sie Erfahrungen, wiederholen Sie, bereiten Sie Freude, Entspannung. Wecken Sie Erinnerungen, stiften sie Sinn. Für all das taugen Volksmärchen.

Humor und Lächeln im Märchen im Hinblick auf Menschen mit Demenz

Ursula Thomas

Humor und Lachen sind ein Lebenselixier. Lachen ist nur uns Menschen eigen und mit unserem Lachen sind wir dem Quell des Lebens am nächsten.

Auch in Märchen wird gelacht. In der Regel entspannt das Lachen eine schwierige Situation, es befreit. Aber: Lautes Lachen im Märchen ist meist den negativen Figuren eigen. So ist es in dem Märchen „Schneewittchen“ die Stiefmutter, die laut auflacht; es ist ein Lachen aus Schadenfreude – ein spöttisches Auslachen.

Märchen, in denen das Auslachen des Schwachen eine Rolle spielt, sind nach meiner Erfahrung für Menschen mit Demenz nicht geeignet.

Das Lächeln im Märchen, von dem ich spreche, kommt meist leise daher. Zuvor steht in der Regel eine dramatische Situation, die bewältigt werden muss. Die Märchenheld:innen meistern diese Situation auf überraschend unkonventionelle Art und Weise. Bei der Lösung wird die Ordnung verlassen, das bereitet Vergnügen. Komik überrumpelt uns auf vergnügliche Weise. Der Humor lässt die Zuhörer:innen lächeln und auch lachen.

Das Leben der Menschen mit Demenz ist geprägt von der Krankheit. Lachen lässt die Beschwernisse des Alltags vergessen. Das Leben wird leichter und Schmerzen werden erträglicher.

Auch als Gruppenerlebnis ist das gemeinsame Lachen von großem Wert. Es dient dem Zusammenhalt, denn Menschen, die über die selbe Situation lachen, besitzen ähnlichen Humor und sie verstehen einander.

Darum brauchen wir immer auch fröhliche Märchen, die Menschen zum Lachen bringen.

Vor diesem Hintergrund habe ich folgende drei Märchen ausgewählt.

Das Töpfchen (Türkei)

Es war einmal, und es war auch nicht. In früheren Zeiten lebte einst eine arme Frau mit einer Tochter. Die Mutter spann vom Abend bis zum Morgen Garn. Das Mädchen ging jeden Tag auf den Bazar, den Markt, und verkaufte das Garn. Davon lebten sie.

Eines Tages hatte die Mutter wieder Garn gesponnen, es dem Mädchen gegeben, und das Mädchen hat das Garn auf dem Bazar verkauft. Heute aber schlendert das Mädchen weiter über den Bazar und kommt in die Töpfergasse.

Da sieht es ein Töpfchen. Das gefällt ihm so gut! Es gibt all sein Geld her und kauft das Töpfchen. Dann läuft es nach Hause und ruft: „Mutter, Mutter, sieh nur, welch schönes Töpfchen ich gekauft habe!“

Die Mutter schimpft: „Was sollen wir mit einem Töpfchen, wenn wir nichts zu essen haben!“, und warf das Töpfchen auf die Straße. An jenem Tag legten sich Mutter und Tochter hungrig schlafen.

Die Hebamme kommt an dem Haus vorbei. Sie hatte gerade einem Kindchen auf die Welt geholfen. Sie sieht das Töpfchen und sagt: „Du bist aber ein schönes Töpfchen. Dich nehme ich mit nach Hause.“

Zu Hause spült sie das Töpfchen, legt Weinblattrouladen hinein und setzt das Töpfchen auf den Herd. Schon bald erfüllt ein guter Duft das kleine Haus. Die Hebamme freut sich und sagt zu den Weinblattrouladen: „Ich werde euch bald essen!“

Da aber klopft es an der Türe. Draußen steht ein junger Mann und ruft die Hebamme: „Komm, komm! Du weißt doch, meine Frau kriegt ein Kindchen und das Kleine will gerade jetzt zur Welt kommen. Komm, du musst uns helfen!“ Die Hebamme seufzt und sagt zu den Weinblattrouladen: „Ihr müsst warten, ich werde euch später essen.“ Damit schiebt sie das Töpfchen zur Seite vom Feuer weg und geht mit dem jungen Mann zu dessen Frau.

Was aber macht unser Töpfchen? Das Töpfchen springt, hubbeldidupp vom Herd auf den Boden, läuft zur Türe hinaus, die Straßen entlang, bis vor das Haus von dem Mädchen. Da klopft es an! Ruft das Mädchen: „Wer ist da?“

Kommt die Antwort: „Ich bin´s, das Töpfchen!“

Fragt das Mädchen weiter: „Was ist denn darinnen?“

Das Töpfchen antwortet: „Etwas Gutes!“

Macht das Mädchen die Türe auf, sieht die Weinblattrouladen und ruft: „Mutter, Mutter, sieh nur, unser Töpfchen hat uns Weinblattrouladen gebracht!“

Mutter und Tochter essen die Weinblattrouladen. Sie schmecken ihnen gut. Dann werfen sie das Töpfchen wieder auf die Straße.

Jetzt kommt die Frau Sultanin vorbei, die Frau des Padischahs mit ihrer Dienerin Suleika.

Die Frau Sultanin sagt: „Suleika nimm dieses Töpfchen, wir nehmen es mit!“

Die Sultanin ist auf dem Weg ins Hamam, ins türkische Bad. Hier legt sie ihren Schmuck ab: ihre Fingerringe, ihre Armreifen, ihre Ohrgehänge, ihre Halsketten und das wunderschöne Diadem mit dem großen Stein auf der Stirn. Sie legt alles in das Töpfchen und Suleika muss Acht geben. Aber Suleika ist ein bisschen müde und schläft ein.

Was aber macht unser Töpfchen?! Das Töpfchen springt, hubbeldidupp, aus Suleikas Arm auf den Boden, läuft zur Türe hinaus, die Straßen entlang bis vor das Haus von dem Mädchen. Da klopft es an!

Ruft das Mädchen: „Wer ist da?“

Kommt die Antwort: „Ich bin´s, das Töpfchen!“

Fragt das Mädchen weiter: „Was ist denn darinnen?“

Das Töpfchen antwortet: „Etwas Schönes!“