5,99 €
Die versnobte Maribelle ist anscheinend das Opfer einer Intrige ihrer Jugendliebe Sebastian geworden. Man hat sie auf der Insel Flores in einer klosterartigen Anlage gefangen und sexuell versklavt. Kaum hat Maribelle Gefallen und Lust an ihrem neuen Leben auf der Finca Linda gefunden, kommt sie überraschend wieder frei. (Eine Lektion für Maribelle) Zurück in Berlin warten neue Misslichkeiten auf Maribelle. Alles, was sie kann, hat sie in den letzten Wochen auf der Finca Linda gelernt. Also beginnt sie, für einen Escort-Service zu arbeiten, um sich möglichst schnell Geld zu beschaffen. Aber dann lässt sie sich mit einem eigenwilligen älteren Mann ein, der vorzüglich zu ihr und ihren speziellen Sehnsüchten zu passen scheint. Die Rache an Sebastian muss warten. (Maribelles Entscheidung) Kaum hat Maribelle sich mit ihrem Sugar-Daddy ganz angenehm eingerichtet, begegnet ihr wieder Sebastian und führt sie erneut in Versuchung ... (Eine Nacht mit Maribelle) MARIBELLE ist ein erotischer Liebesroman. Maribelle ist eine exzentrische und selbstverliebte Figur, die ihre Eigenarten und Wünsche auslebt - eine Scarlett O´Hara der erotischen Literatur. Wenn Sie sich daran stören könnten, lesen Sie den Roman nicht. Der Roman „Maribelle“ ist ursprünglich in drei Teilen erschienen: „Eine Lektion für Maribelle“, „Maribelles Entscheidung“ und „Eine Nacht mit Maribelle“.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2018
Fanny Vagant
Maribelle
Erotischer Roman
Dieses eBook wurde erstellt bei
Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Buch interessieren! Noch mehr Infos zum Autor und seinem Buch finden Sie auf tolino-media.de - oder werden Sie selbst eBook-Autor bei tolino media.
- gekürzte Vorschau -
Inhaltsverzeichnis
Titel
Erster Teil - Eine Lektion für Maribelle
Zweiter Teil - Maribelles Entscheidung
Dritter Teil - Eine Nacht mit Maribelle
Impressum tolino
Kapitel 1
Maribelle schlug ihre Storchenbeine übereinander und beobachtete, ob Sebastian versuchte, seinen Blick auf das rutschende Kleid zu richten, das einen guten Teil ihres langen, schmalen Schenkels freigab. Storchenbeine hatte er ihre Beine als Kind genannt, aber jetzt war sie sich schon lange der Macht und Möglichkeit ihrer Beine und ihres ganzen restlichen Körpers bewusst geworden. Sie war groß und schmal und elegant, flachbauchig und kleinbrüstig: Sie hatte Brüste so groß oder so klein wie ein halber Pfirsich. Maribelle hätte auch, wenn es in ihrem Kreis nicht verpönt gewesen wäre, jederzeit als Model arbeiten können.
Zu diesem Treffen mit Sebastian hatte sie sich bewusst für ein kurzes, ärmelloses, dunkelblaues Kleid mit einem runden Halsausschnitt und einem sehr tiefen Rückenausschnitt entschieden. Beiläufig konnte sie darin alle Vorzüge ihres Körpers präsentieren, ohne sich billig zu machen. Ihre langen Beine, ihre straffen Arme weckten Lust auf die Vorstellung, sie nackt zu sehen, so hoffte sie doch. Dem Rückendekolleté konnte man entnehmen, dass sie keinen Büstenhalter trug und natürlich keinen Büstenhalter brauchte. Maribelle hatte sich in die alte englische Ledercouch sinken lassen und wippte mit dem Fuß, der in einer handgemachten Sandale aus San Remo steckte. Sie hatte es nicht nötig, ihre Beine optisch durch High Heels zu verlängern und ihre geraden, schmalen, schönen Füße mit den blau lackierten Nägeln - passend zum Kleid - waren sehenswert. Sebastians Blick streifte kurz über den Saum des Kleides, wanderte aber nicht an ihren Schenkeln hinauf.
Maribelle begann, sich zu ärgern.
Ihre Beine waren makellos, ihre gebräunte Haut schimmerte fast bronzefarben.
»Hast du Feuer?« Sie nestelte eine Lucky aus dem Päckchen und schüttelte ihre halblangen blonden Haare zurück.
Sebastian erhob sich, um ein Feuerzeug zu holen. Sie beobachtete ihn, wie er barfuß in seinen Jeans durch das Atelier schritt und mit einer überdimensionierten Streichholzpackung zurückkehrte. Sebastian hatte eine verdammt gute Figur. Er war immer ein leidenschaftlicher Sportler gewesen. Auch jetzt lief er wahrscheinlich morgens, vor dem Frühstück, eine Runde um die Alster und warf sich zum Abschluss auf die Wiesen des Alstervorlandes und machte einige Liegestütze, bis ihm der Schweiß in die Augen rann. Seine alten Freunde traf er immer noch regelmäßig beim Rudern oder beim Boxen und zum Lohn des Vergnügens hatte er den breiten Brustkorb des Ruderers und die muskulösen Arme eines Boxers. Maribelle konnte trotz seines taillierten mintgrünen Hemdes, das nachlässig über der Jeans hing, sehr deutlich erkennen, wie gut trainiert er war.
Es ärgerte sie, dass sie sich anscheinend mehr Gedanken über ihn machte, als er sich über sie.
Trotz des raffinierten Rückenausschnittes ihres Kleides. Und ihrer bronzefarbenen Beine. Und ihrer pfirsichförmigen, festen Brüste.
Ihre Mütter hätten sie gerne als Paar gesehen. Auch Maribelle war der Gedanke nicht abwegig erschienen, denn Sebastian war ihr Kindertraum gewesen. Wenn sich der verdammte Sebastian nicht so verdammt weit von dem entfernt hatte, was für Maribelle möglich und vorstellbar war.
Sie erinnerte sich mit angenehmem Schauder gewisser Spiele, die sie als Kinder mit Vergnügen gespielt hatten. Aber das war selbstverständlich kein Thema mehr, jetzt waren sie erwachsen. Das wäre jetzt eher peinlich, sollte das Gespräch einmal darauf kommen. Aber keiner von ihnen beiden würde jemals ein Wort darüber verlieren, warum auch? Sie hatten damals, um ihrer engen Wirklichkeit zu entfliehen, begonnen, Rollenspiele zu spielen. Sehr deutlich erinnerte Maribelle sich an einen Tag im Park, als er sie nach einer wilden Jagd gefangen genommen und an einen Baum gefesselt hatte. Nicht in einem öffentlichen Park, nein, der Park der Villa ihrer Patentante, in der die Familien oft zusammenkamen. Das war sehr schön gewesen, aufzugeben, sich gefangen zu geben, jemanden mit sich machen zu lassen, was er wollte. Sebastian hatte sein Lasso gezogen und sie musste sich mit dem Rücken an den Stamm einer jungen Birke stellen, während er begann, das Seil um sie zu wickeln und sie um den Stamm zu schnüren. Sie erinnerte sich, wie es sie erregt hatte, als er das Lasso oberhalb und unterhalb ihrer kaum vorhandenen Brust schlang und sie schnürte, bis die kleinen Spitzen ihrer Brust deutlich gestrafft wurden und zum ersten Mal überhaupt die Wölbung zu sehen war. Ganz Kind konnten sie also nicht mehr gewesen sein, zumindest Sebastian nicht, der vier Jahre älter war als sie. Maribelle versuchte zu rechnen. Wenn ihre kleinen Brüste gerade begonnen hatten, zu wachsen, nun, dann musste er mindestens sechzehn gewesen sein. Eigentlich ein wenig zu alt, um noch Fangen zu spielen. Maribelle lächelte.
Sebastian stand vor ihr und riss ein Streichholz an. Sie neigte sich ihm in der Höhe seiner Hüften entgegen vor und ließ sich Feuer geben. Ja, er war sportlich und kräftig und sah gut aus und er roch gut und es war nicht unangenehm, sich mit dem Gesicht in der Höhe seiner Hüften zu befinden. Ob er sich auch etwas dabei dachte, wenn er so auf sie herabsah, um ihr Feuer zu geben? Dass sie mit ihrem schönen Mund ganz auf der Höhe war, wo Männer wie er Frauen mit schönen Mündern gerne sahen? Ihr, Maribelle, machte es etwas aus. Sie konnte sich schon etwas anderes vorstellen, als nur die Zigarette.
Ja, sie hatten sie erregt, ihre Kinderspiele. Sie erinnerte sich, wie er das Seil zwischen ihre kaum vorhandenen Brüste geführt hatte und zwischen den Spalt ihrer Beine ... bevor er es noch einmal extra stark festzurrte, um in ihr eine Reaktion hervorzurufen. Sie erinnerte sich an das überwältigende Gefühl und den leisen Schmerz, den das Seil auf ihrer Haut verursachte, zwischen ihren Brüsten und zwischen ihren geöffneten Beinen ... aber jetzt waren sie erwachsen, sie spielten keine Spiele mehr und ihre Mütter versuchten, sie zu verkuppeln. Maribelle wäre nicht abgeneigt, sich verkuppeln zu lassen, wenn Sebastian sich immerhin dazu bewegen ließe, sie anzubeten, ihr zu huldigen, um sie zu werben, so dass sie Forderungen würde stellen können, aber er war weit entfernt davon.
Wahrscheinlich hatte seine Mutter ihn genötigt, ihr persönlich nachträglich zu ihrem Geburtstag zu gratulieren. Das war der einzige Grund seiner Einladung in sein Atelier, das sich im letzten Geschoss eines großbürgerlichen Mietshauses im Stadtteil Winterhude befand. Maribelle hielt die Spitze ihrer Zigarette in die Flamme des Streichholzes und nahm einen ersten Zug.
»Das ist zwar sexy, wie du rauchst«, lächelte Sebastian, »aber deine Mutter würde dir dieses Gebaren sicher bald austreiben.« Er schüttelte die Flamme aus und legte das Streichholz in den Aschenbecher.
»Meine Mutter!«, rief Maribelle und verdrehte die Augen. Sie stützte einen Ellenbogen auf die niedrige Rückenlehne des Ledersofas. Sebastian war zurückgetreten und lächelte ihr zu. Ihr Kleid rutschte noch ein wenig höher, der aufgestützte Ellenbogen ließ einen Blick auf ihre nackte, ausrasierte Achselhöhle zu. Sie blies den Rauch ihres ersten, tiefen Zuges zurück auf die Zigarette zwischen ihren Fingerspitzen.
»Wollen wir schnell über unsere Mütter reden, damit das Thema erledigt ist?«, schlug Maribelle vor.
Sebastian lachte.
Die Mütter erhofften sich eine Verbindung, die nicht zustande kommen konnte. Jedenfalls so lange nicht, wie Sebastian nicht vor ihr auf Knien liegen würde und sich besinnen würde, was seine beruflichen Ambitionen anging. Allerdings war das auch der Punkt, an dem Maribelle mit den Müttern einer Meinung war. Sebastian müsste sich an diesem Punkt ändern, dann wäre er der Traummann für sie.
Aber Sebastian hatte anscheinend sein Interesse an ihr verloren. Vielleicht auch oder gerade weil es diese Erinnerungen an die verbotenen Spiele im Park gab. Das waren Kinderspiele gewesen und jetzt, heute, interessierte er sich nicht mehr für sie. Damals war sie ein gefügiges kleines Mädchen gewesen, das sich von ihm fesseln und befingern ließ und hatten sie nicht auch einmal reiten gespielt? War sie nicht auf ihm geritten und hatte sich auf unziemliche Weise auf ihm gerieben, während er bockte und das wilde Pferd spielte, bis er sie plötzlich abwarf und sich selbst erhob? Und sie zwang, den Hintern auszustrecken wie ein Pferd, das Schläge erhielt für seine Wildheit? Dieses Bild stieg plötzlich ganz vage und verschwommen vor ihr auf, das war etwas, was sie verdrängt haben musste. Doch, doch, das war im Stall bei den Pferden gewesen und er hatte ihr tatsächlich ein paar Hiebe mit der Reitgerte gegeben und ihr hatte es gefallen, wie ein widerspenstiges Tier behandelt worden zu sein. Maribelle spürte, wie sie bei der Erinnerung rot wurde. Damals hatte man sie bald in das Internat in der Schweiz gebracht, weil es sich abzeichnete, dass sie ihr Abitur nur mit großem Zwang und Druck schaffen würde. Damals, und ihre Lippen öffneten sich immer unwillkürlich, wenn sie sich erinnerte, damals, gefesselt an den jungen Stamm der Birke, wie er ihr die Augen mit seinem Halstuch verbunden hatte und hinter sie trat und ganz sacht von ihrem Hals mit den Fingerspitzen beider Hände herabstrich zu ihrem ersten Ansatz von Brust und wie er über ihre erigierten, kindlichen Brustwarzen gestrichen war ... wie er, sein Körper hinter dem Stamm verborgen, nur seine Fingerspitzen waren zu spüren und, wenn sie sich regte, die Fesseln, die in ihre Haut und ihren Spalt schnitten und dann, endlich, wie er die Knöpfe ihrer Bluse öffnete, ihre Brüste der kalten Luft aussetzte um ihre Spitzen zu massieren, zu reiben, zu drücken, in jeder Form zu untersuchen. Erst sanft, dann stärker, schien er systematisch zu erkunden, wie viel Schmerz sie zu empfinden bereit war, wie viel Druck sie haben musste, mit welcher Schnelligkeit sie manipuliert werden wollte. Und dann war plötzlich keine Hand mehr da gewesen, und sie drängte sich gegen das Lasso, um ihre Brüste irgendeinem Gefühl auszusetzen und rieb sich an dem Lasso zwischen ihren Beinen, als ihr plötzlich etwas in ihre an den Gelenken gebundenen Hände gelegt wurde, was ihr unbekannt war. Sie wusste natürlich auch damals schon, was es gewesen war, und während Sebastian aus ihren Händen eine Höhle, einen Ring formte, in den er sich schob, wanderten seine Hände wieder zurück zu ihr und er drückte ihr das Seil zwischen ihre Beine und befingerte ihre frierenden Brustwarzen.
Vielleicht waren das auch für Sebastian die ersten echten Erkundungen auf diesem Feld gewesen. Aber jetzt schien es, als sei sie für ihn nicht mehr besonders anziehend. Jedenfalls ignorierte er die Möglichkeit, ihre Beine oder ihre nackten Achselhöhlen ausführlich zu betrachten.
Für mich bist du auch nicht mehr anziehend, dachte Maribelle verärgert. Das größte Manko bestand darin, dass Sebastian eine mehr als eigentümliche Neigung für die schönen Künste entwickelt hatte.
»Ich habe das Jura-Studium abgebrochen«, hatte er bei ihrem Eintreten erklärt und auf das Atelier gewiesen. »Ich will mich einfach nur der Kunst widmen, auch, wenn ich weiß, dass ich selbst ein Dilettant bin! Ich habe begonnen, junge Künstler zu sammeln und werde wohl auch in absehbarer Zeit eine Galerie eröffnen.« Er hatte seine Zeit bereits lange mit Herumreisen und Flanieren verbracht und tat nur noch, was er wollte.
Maribelle glaubte wie ihre Mutter und wie seine Mutter, dass er einen Fehler machte, denn in ihren Kreisen wurde von den Männern nun einmal Jura studiert oder Betriebswirtschaft. Nur die Mädchen studierten, wenn sie mussten, weil niemand sie vom Fleck weg heiratete, Design oder Kunst oder sie interessierten sich für die Modewelt und entwarfen Kostüme, so wie Maribelle. Sie war dabei, eine Reihe von Kostümen für die Studentenaufführung einer Oper zu entwerfen, ohne zu wissen, wohin sie das führen sollte. Wahrscheinlich nirgendwohin. Aber sich mit Mode und Modezeichnungen zu beschäftigen schien ihr weniger anstrengend als Chinesisch oder Japanisch zu studieren. Auch das wäre eine Option gewesen.
Die Männer machten etwas, mit dem sie später ihre Familien ernähren konnten, die aus solchen Blondinen wie Maribelle und der Brut, die sie gemeinsam mit ihren schwer arbeitenden Männern hervorbrachten, bestehen würde. So sollte es sein. So war es immer gewesen. So stellte sich auch Maribelle ihr Leben vor.
Sebastian war mit seinen Ambitionen eindeutig aus der Art geschlagen und schied trotz der anregenden Spiele damals im Park aus, entschied sie traurig, während sie über ihn nachdachte und sich von seinen Zukunftsplänen erzählen ließ. Während er von seiner Galerie sprach, die er eröffnen wollte, dachte sie an die Spiele im Park und die Spiele im Pferdestall. Maribelle rutschte auf ihrem Hintern hin und her. Ja, er hatte ihr den Schlüpfer herabgezogen, hatte ihr sanft über die Hügel ihrer kleinen Pobacken gestrichen, und dann folgte die Strafe für ihre Wildheit mit der Gerte ... oje, wie peinlich.
Nein, Maribelle hatte sich entschieden, während sie mehrere Jahre im Internat in die Schweiz verbracht hatte. Sie wollte einen Mann, der für sie arbeiten ging, der das tat, was man von ihm erwartete, und nicht, was er wollte. So einen Mann wollte Maribelle. Sie wollte einen Ernährer, ein großes Haus, Reisen und Luxus. Keinen Mann, der ihr all das nicht mit Sicherheit geben konnte. Es war schade, denn Sebastian sah gut aus und er schien jede Menge gute Laune und eine große Lust auf das Leben zu haben, aber diesen Sebastian, der vielleicht erfolglos bleiben würde mit seiner Kunst und seinem Kunsthandel und eine Frau wie Maribelle, ein Luxusgeschöpf, nicht an seiner Seite wollte, den wollte sie auch nicht.
»Du siehst etwas missvergnügt aus«, lachte Sebastian. »Ich hoffe, diese kleine Aufmerksamkeit zu deinem Geburtstag wird deine Stimmung heben.«
Er fasste in die Innenseite seines Jacketts und zog einen kleinformatigen Umschlag hervor.
»Oh!«, machte Maribelle. »Von deiner Mutter?«
»Nein, von mir«, erwiderte Sebastian.
Maribelle beugte sich vor und öffnete den Umschlag. Sie wusste, wie tief der Ausschnitt ihres Kleides Einblick gewährte, wenn sie sich so entzückend vorbeugte und warf Sebastian einen letzten Blick zu, ob sie ihn nicht doch verwirren konnte. Ihre Pfirsichhälften lagen appetitlich vor ihm aus wie in der Auslage eines Juweliers. Jetzt hatte sie mehr zu bieten, als damals im Park. Zwei kleine, wohlgeformte Brüste, straff und sich unter der Seide des Kleides frei bewegend. Alles, alles, ihr ganzer Auftritt, war mit Bedacht gewählt. Die kühle Seide des Kleides hatte ihre Brustwarzen ab und an zum Kräuseln gebracht und sichtbar gemacht, wie ihre Brüste beschaffen waren, aber es war wie immer, seitdem sie aus dem Internat zurückgekommen war: Sebastian bewahrte eine kühle, spöttische Überlegenheit und ging nicht auf ihre Lockungen ein.
Er wollte sich nicht fangen lassen. Schon deshalb kommt er keinesfalls für mich infrage, dachte Maribelle erneut wütend. Ich will einen Mann, der gewillt ist, auf meine Launen und Stimmungen einzugehen.
»Oh, wie hübsch«, murmelte Maribelle und wendete das Kärtchen mit der Abbildung einer Finca. »Eine Wellnessfarm.« Wie langweilig!, dachte sie. Ich bin doch keine hundert! Und auch nur für eine Person. Schrecklich. Nun ja, immerhin auf Flores.
»Danke, mein Lieber.« Sie erhob sich, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
Kapitel 2
Maribelle spürte, wie sehr sie von der Wiederbegegnung mit Sebastian in Hamburg enttäuscht war. Sie hatte sich doch etwas erhofft, etwas Unerwartetes, was ihrem Leben eine prickelnde, neue Richtung geben würde. Aber Sebastian hatte sie studiert wie ein Ausstellungsstück in einem Schaufenster, das er nicht begehrte. Schön anzusehen, aber für sein Leben ungeeignet.
Zurück in Berlin begann sie sich nach wenigen Tagen zu langweilen. In Berlin trieb sie sich nun seit zwei Jahren ziellos herum, seit der Zeit im Internat, und die Stadt hatte ihr nichts mehr zu bieten, fand Maribelle. Sie hatte einige Freundinnen in Berlin, mit denen sie ihre Zeit verbrachte und sie hatte ein paar Affären gehabt, die bedeutungslos geblieben waren. Sie beschäftigte sich vorgeblich mit Mode und begann, an einer eigenen Kollektion zu zeichnen und entwarf die Kostüme für die geplante Studentenaufführung einer Oper. Dafür ging sie pausenlos einkaufen und anprobieren und ausprobieren und wusste gleichzeitig, dass das alles nicht genug für sie war. Sie wollte sich etwas überlegen, damit ihre Mutter ihr einen Aufenthalt in London oder Paris spendierte, einen längeren, damit sie aus Berlin herauskam, aber bislang war ihr kein guter Grund eingefallen. Denn ihre Mutter war schrecklich streng und koppelte solche Wünsche auch an Studien oder Lehrgänge oder noch schlimmer, an Jobs. Wenn Maribelle eines wusste, dann dies: Sie wollte nicht studieren, sie wollte um Gottes Willen nicht arbeiten, sie wollte heiraten. Und zwar einen Mann, der gut aussah, genügend Geld verdiente und kein Langweiler war. Und der sie selbstverständlich ernähren würde, nein, mehr als das. Sie wollte einen, der ihr zu Füßen liegen würde, um ihr alle Wünsche zu erfüllen.
Punkt.
Aus Langeweile und Überdruss nahm Maribelle schließlich nach einem Wochenende, an dem sie zu viel getrunken hatte und der Meinung war, reif für einige Wellnesstage zu sein, einen Flieger nach Flores.
Sie nahm nur Handgepäck mit. Sie hasste es, ewig lange in den Hallen auf das Gepäck zu warten und Sebastians Geschenk für den Aufenthalt in der Finca Linda erstreckte sich nur über ein verlängertes Wochenende. Die Insel war für ihr mildes Klima berühmt. Sie brauchte also nicht viel Kleidung. Genau genommen, war es herrlich, so zu reisen, kurzfristig wegfahren zu können mit kleinem Gepäck.
Maribelle schob sich in Berlin im Taxi die Sonnenbrille über die leicht verquollenen Augen, hüpfte in den Flieger, trank im Flugzeug doch einen süßen Veneziano, einfach, weil der Alkohol im Flugzeug doppelt so stimulierend wirkte und stieg vier Stunden später in Flores in den vorab bestellten Wagen des Limousinen-Services.
Immerhin, das klappte. Maribelle ließ sich auf die hinteren Polster sinken und schloss für einen Moment die Augen. Es war früher Abend, die Luft war mild und angenehm. Sie war müde vom Flug und vom Veneziano. Hunger hatte sie auch, aber sie hoffte auf einen schönen Abend in der Finca. Ein Steak, Salat, Wein, Brot, ein Mousse au Chocolat auf einer Terrasse mit Blick auf den glitzernden Pool oder einen Palmengarten, das würde genügen. Maribelle seufzte.
Es war ein warmer Abend mit einem orange schimmernden Himmel. Der Chauffeur steuerte sicher und gewandt durch die staubige Hauptstadt und schaltete die Klimaanlage ein. Maribelle fragte den Fahrer zuerst auf Englisch, dann auf Französisch, wie lange sie brauchen würden, aber er lachte und zuckte mit den Schultern und antwortete auf Spanisch. Im Spiegel sah sie, dass er hübsche grüne Augen hatte, aber die Falten über der Nasenwurzel gefielen ihr nicht, sie gaben ihm etwas Heimtückisches. Nun, die Fahrt konnte nicht ewig dauern. Sie verfolgte interessiert, aber müde das Treiben auf den Straßen und bevor sie sich versah, fielen ihre Augen zu und sie schlief kurz ein.
Als sie erwachte, stand der Wagen auf einer Landstraße. Es war Nacht. Maribelle konnte Sterne am Himmel sehen. Der Fahrer mit den hübschen grünen Augen stand draußen und schimpfte leise. Maribelle drückte die Tür auf und die warme, weiche Luft der Sommernacht umfloss sie. Zikaden machten einen Höllenlärm.
»Was ist passiert?«, fragte sie auf Englisch und entnahm seinen Gesten und Fingerzeigen, dass sie eine Panne hatten. Der Reifen war platt. Anscheinend war er nicht in der Lage, den Reifen zu wechseln oder zu reparieren. Maribelle begann, ärgerlich zu werden. Es ärgerte sie besonders, der Situation so hilflos ausgeliefert zu sein. Sie wusste nicht, wie lange es noch bis zur Finca Linda sein würde und sie wusste nicht, wie der Fahrer jetzt weiter mit der Situation umzugehen gedachte. Sie hatte Hunger. Sie war müde. Verdammte Scheiße, und dieser Idiot sprach keine der Sprachen, die sie sprach. Da kam ein Lichtstrahl die Landstraße entlanggekrochen.
Der Fahrer stellte sich, heftig mit den Armen rudernd, dem Lichtstrahl entgegen und brachte ihn zum Stillstand. Maribelle sah, wie er sich in die Fahrerkabine eines kleinen, schwarzen Autos mit einer offenen Ladefläche beugte und wild auf die Insassen einsprach. Schließlich winkte er Maribelle heran wie eine Leibeigene und gab ihr Zeichen, sich auf die Ladefläche zu hocken. Maribelle verdrehte die Augen, winkte ab und sprach die beiden Frauen, die in der Fahrerkabine zusammengedrängt saßen, selbst an.
»Wo fahren Sie hin?«, sagte Maribelle. »Wo sind wir?«
Die beiden Frauen, in schwarz gekleidet, mit schwarzen Kopftüchern, ungeschminkt, sahen sich verdutzt an und tauschten sich über Maribelles Fragen aus. Die, die am Steuer saß, die Schwerere, Ältere, stieg schließlich aus dem Wagen und klappte die Lade herunter, damit Maribelle begriff, wie sie aufsteigen konnte. Sie machte Zeichen, als ob sie ein Tier einlud, aufzuspringen und obwohl Maribelle die Geste verdrossen machte, hatte sie das deutliche Gefühl, sich unbedingt richtig entscheiden zu müssen. Sie hatte nur eine Chance, sich richtig zu entscheiden und diese Chance hatte sie jetzt. Auf der Ladefläche lagen bereits Säcke und Kisten und ein Verschlag mit lebenden Hühnern.
»Nein«, sagte Maribelle schwach. Ihr Blick fiel auf den grinsenden Chauffeur. Er wurde ihr plötzlich zuwider. Er stand im Schatten der Nacht und sah zu, wie sie sich verhielt. Sein Blick schien ihr kalt und voller Verachtung und plötzlich dachte Maribelle: Ich muss hier weg, egal wohin. Und sie stieg zu den beiden Frauen auf die Ladefläche.
Hinterher fiel ihr die fehlende Tasche ein. Als die schwatzenden, schwarz gekleideten Frauen die Limousine auf der Landstraße überholten und Maribelle kurz den Chauffeur im Lichtkegel der hinteren Scheinwerfer stehen sah, dachte sie: Meine Tasche. Aber sie machte keine Anstalten, den Chauffeur auf die fehlende Tasche aufmerksam zu machen. Er stand da, ruhig und schweigend. Mit herabhängenden Armen sah er dem Wagen hinterher, auf dessen Ladefläche sie hockte, als hätte alles seine Richtigkeit, als hätte er sie genau dorthin gebracht, wohin sie sollte. Eine seltsame Kraftlosigkeit und Gleichgültigkeit überfiel Maribelle, als der Fahrer auch so kraftlos und gleichgültig aussah.
Maribelle tat bald der Hintern weh. Die Nacht war mild, der Himmel sternenklar. Sehr bald würde sie ihren Freundinnen in Berlin über diese obskure Fahrt berichten, überlegte sie. Meine Tage auf der Wellnessfarm, dachte sie höhnisch, während sie sich festzuhalten versuchte, um die Stöße des schlecht gefederten Wagens zu mildern. Das war der erste Tag. Ich und einige Hühner unter dem Sternenhimmel.
Der Wagen rumpelte auf einer kurvigen Straße einen Hang hinauf. Zikaden zerschnitten mit ihrem Geschrei die nächtliche Ruhe. Zwischen den Bäumen schwangen sich Fledermäuse vor dem Himmel hin und her. Maribelle wurde sich bewusst, dass sie sich in einem Teil der Welt befand, in der Tiere und Insekten die Nacht beherrschten.
Als der Wagen stand, konnte Maribelle das Haus sehen, vor dem sie sich befanden. Es war eine alte Anlage von mehreren Gebäuden mit einer mehr als menschenhohen Schutzmauer mitten in der Landschaft. Die ältere der beiden Frauen, die sie mitgenommen hatten, gab ihr ein Zeichen, Ruhe zu bewahren. Sie legte den ausgestreckten Zeigefinger über die gespitzten Lippen und dann das Gesicht auf die Seite mit ihren gefalteten Händen: Hier wird geschlafen! Maribelle stöhnte innerlich auf, aber sie konnte schlecht gegen die Gebote ihrer Gastgeberinnen verstoßen. Immerhin würde sie bald etwas zu essen bekommen, ein Bett für die Nacht und natürlich ein Telefon, um sich zu beschweren und jemanden zu finden, der sie fortschaffen würde auf ihre Wellnessfarm.
Die Frau pochte an der verriegelten Tür, ein Sehschlitz wurde aufgeschoben, sie tuschelte mit einem Mann, der daraufhin beide Flügel des Tores öffnete. Die ältere Frau winkte der jüngeren, die den Wagen in den Hof fuhr. Maribelle ging zu Fuß neben der älteren Frau her. So weit sie es in der Dunkelheit erkennen konnte, war das Gehöft sehr schön angelegt. Umfriedet von der Mauer stand sie in einem hübschen Innenhof, der links und rechts von Bogengängen gesäumt war, von denen aus man, wie sie bald darauf sah, in klosterähnliche Zellen kam. An der Spitze des Innenhofes stand ein zweigeschossiges altes Gemäuer, dessen Zugang von Fackeln erleuchtet war. Maribelle schritt darauf zu. Der Mann, der ihr die Türe geöffnet hatte, fasste sie beim Oberarm und hielt sie fest. »No, no, no«, sagte er und lachte. Maribelle spürte seinen harten Griff wie eine Zange. Er beugte sich über sie, um sie anzusehen. Er überragte Maribelle um eine Kopflänge und seine Haut war vom Leben unter der Sonne braun. Er war unrasiert, dunkle Haare hingen in die niedrige Stirn. Das Weiß der Augen und der Zähne blitzten im Dunkel. »Das Haus des Meisters. Verboten für dich.« So viel Spanisch verstand auch Maribelle.
Er zog sie wenig sanft hinüber zu den Bogengängen und öffnete eine der Türen, die zu einer überraschend kleinen Wohnzelle führte. Maribelle entwand ihm demonstrativ ihren Arm und riss sich los, bevor sie sich den Raum ansah. Die Situation war ihr äußerst unangenehm. Wie konnte sie diesem Lakaien mehr Respekt abnötigen? Der Mann lachte gutmütig. Es war ein fensterloser Raum. Ein Luftschacht dicht unter der Decke, so hoch wie eine mittelalterliche Schießscharte, war wegen der Insekten mit engmaschigem Draht verhangen. Auf dem Lehmboden stand ein hölzernes Bett mit seltsamen Ringen und Apparaturen am Kopf- und am Fußende.
»Hier ist irgendetwas falsch«, murmelte Maribelle und wandte sich um, um wieder hinauszugehen. Der Mann versperrte ihr den Weg und winkte ab. Nein, für sie ging kein Weg hinaus. Er hob streng einen Zeigefinger und schüttelte ihn, damit sie verstand. Maribelle stand mit offenem Mund vor ihm. Er begann, grinsend an ihrer kleinen hellen durchbrochenen Leinenbluse, die von einem französischen Designer stammte, mit dem ihre Mutter per Du war, zu zupfen und sie schlug ihm reflexartig auf die Hand. Da lachte er schallend. Er machte sie nach, wie sie dastand, und versuchte, ihre Bluse vor ihm zu retten. Dann hörte er auf zu lachen und hob eine sackartige Kutte vom Boden auf, die er ihr auffordernd reichte.
»Nein«, murmelte Maribelle und wich vor ihm zurück. Warum sollte sie dieses dunkle, unförmige Kleidungsstück anziehen? Der Mann warf es mit Schwung auf das Bett und trat dicht an sie heran. Maribelle wankte ein wenig zurück und berührte mit dem Rücken die Wand. Er näherte sich ihr immer mehr, hob sehr langsam die Hand und legte zwei Finger unter ihre Brust, wie um sie abzuschätzen. Maribelle durchlief es eiskalt. Was bildete der Kerl sich ein? Und schon schob er die Hand hoch zu ihrer Brustwarze, die sich verhärtet hatte, aber vor Kälte, nicht vor Lust, und strich prüfend über sie, während er mit seinem albernen Grinsen nun direkt vor ihrem versteinerten Gesicht war und sie beobachtete.
»Ich bin der Herr, hier«, sagte er. »Zieh dich aus.«
Obwohl sie kein Spanisch verstand, verstand sie doch den Sinn. Maribelle kreuzte ihre Handgelenke vor ihrer Brust.
»Nein«, flüsterte sie, ganz leise, um ihn nicht zu ärgern. Da lachte er, als hätte er schon lange nichts mehr gehört oder gesehen, das so lustig war und mit einem plötzlichen Ruck zerriss er ihre weiße Bluse, ruckte an ihrer Hose, auch aus Paris, maßgeschneidert aus dunkelblauem Leinenstoff, bis die Knöpfe vom Bund absprangen und zerrte sie herab. Maribelle versuchte nicht, sich zu wehren. Er war so kräftig und brutal, dass ihr der Versuch sinnlos erschien. Schließlich fasste er ihr Kinn und zog ihren Kopf hoch. »Zieh dich aus.«
Maribelles Kinn bebte und sie zog sich ganz aus, befreite sich von den Resten der Kleidung, die er zerfetzt hatte. Er ging hinüber zum Bett und deutete mit dem Kopf die Richtung, um ihr den Weg zu zeigen und Maribelle stakte nackt mit ihren Storchenbeinen und ihrer ausrasierten Möse und ihren über den frierenden Brustspitzen gekreuzten Armen zum Bett. Er machte eine einladende Bewegung, die ihr sagte, sie solle sich hinlegen. Maribelle legte sich zitternd auf ein kratziges, grobkörniges Laken. Der Mann griff wieder nach ihrem Kinn, drehte ihren Kopf hin und her, sprach und brabbelte etwas in einem Dialekt, der für sie beim besten Willen nicht mehr zu verstehen war und gab ihr einen kleinen Klaps ins Gesicht, begleitet von drohend ausgesprochenen Worten und besah sich dann fachmännisch den sehnigen, schlanken, wohlgeformten Körper von Maribelle. Maribelle war unfähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Sie empfand nur, dass sie von einer Sekunde zur anderen einer unberechenbaren Gewalt ausgeliefert war und es sinnlos schien, sich zu wehren, jetzt, in diesem Moment. Vielleicht später, vielleicht bald, vielleicht machte sie einen Fehler, vielleicht auch nicht, wo waren die beiden Frauen geblieben? Der Mann gab, so schien es, Kommentare über ihren Körper ab, während er mit seiner rauen Hand über ihre Brüste strich und über ihre Rippenbögen und ihren Venushügel. Ihm schien zu gefallen, was ausgestreckt vor ihm lag. Als er zwischen ihre Beine gleiten wollten, griff Maribelle in einer spontanen Regung nach seinem Handgelenk, um ihm am Betatschen ihrer babyhaft kleinen, nackten, rasierten Vulva zu hindern. Er lachte laut und schüttelte den Kopf, als sei sie niedlich wie ein Kätzchen, das kratzt. Dann drängte er mit schnellem Griff zwischen ihre Beine und legte dabei seinen Handballen auf ihren Venushügel. Einer seiner dicken Finger, es musste der Mittelfinger sein, kam vor ihre Öffnung und Maribelle erstarrte. Eben noch hatte sie bemerkt, wie rau und riesig seine Hände waren. Er kommentierte wieder, was er fühlte, den glatten, rosigen Hügel und die leicht aufspringenden Lippen und die verlockende schutzlose Öffnung. Maribelle hörte auf, sich zu wehren. Sie war überzeugt, dass sie sich ergeben musste. Er würde sowieso mit ihr machen, was er wollte. Wenn sie sich wehrte, würde sie ihm nur eine Freude machen und die Brutalität erhöhen, meinte sie instinktiv. Ihr Griff um sein Handgelenk wurde lasch. Tatsächlich rührte er sich nun auch nicht mehr, tat dann so, als wolle er mit seinem Finger in sie eindringen und für einen Moment empfand Maribelles Körper überraschend Lust, als er sie mit seinem dicken Finger zwischen ihren Schamlippen kitzelte und den Eingang zu ihrer Höhle scheinbar bedrängte. Sie löste den Druck ihrer Schenkel und sah ihm in die dunklen Augen. Er ließ von ihr ab.
Er ließ von ihr ab und beugte sich vor, um ihre Handgelenke sachgemäß mit einer Handschelle zu fesseln, die er von der Kopfseite des Bettes zauberte. Maribelle begann erneut, am ganzen Körper zu zittern. Was ging hier nur vor? Das war alles ein schrecklicher Irrtum. Er verknüpfte die Handschellen mit einer Kette an den Ringen des Bettrahmens. Die Ringe, die ihre erste Verwunderung ausgelöst hatte. Nun begriff sie, wozu die Einrichtungen da waren. Er erhob sich, spreizte ihre Beine und zerrte sie auseinander, um die Füße scheinbar an den Halteringen der Fußfesseln zu binden, aber Maribelle begann zu strampeln und nach ihm zu treten und er tat spaßeshalber so, als hätte sie ihn durch ihre Stärke besiegt und ließ lachend und schwatzend und mit den Händen abwinkend von seinem Plan ab.
Maribelle spürte etwas wie heiße Dankbarkeit.
Er nahm eine Plastikflasche mit Mineralwasser vom Boden auf und stellte sie auf den Kasten neben ihrem Bett. Die Kette war lang genug, damit sie an die Wasserflasche gelangen konnte. Fast hätte Maribelle geweint, aber sie verbot es sich, vor dem Gewalttäter ein Gefühl zu zeigen.
Bevor er ging, griff er nach der Kutte, die für sie bestimmt war, und warf sie mit einer nachlässigen Geste über sie. Sie hatte sie nicht tragen wollen, also blieb sie nackt. Er bückte sich nach ihren zerrissenen Kleidungsstücken, rollte sie zusammen und ging mit ihnen hinaus.
Kapitel 3
Maribelle begriff schnell. Offensichtlich war das alles eine Verwechslung, eine schreckliche Verwechslung, aber da niemand mit ihr sprach und sie mit niemandem sprechen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als das zu tun, was man von ihr verlangte. Alles war seltsam, wenn nicht bizarr, erschien ihr aber trotzdem, da sie aus der Geschichte auch wieder mit heiler Haut herauskommen wollte, auch natürlich. Die beiden schwarz gekleideten Frauen kamen am nächsten Morgen, um sie einzuweisen. Die wichtigste Regel war anscheinend, dass sie schweigen sollte und niemanden von sich aus ansprechen sollte, wie man ihr gestisch und mit kleinen Klapsen vermittelte. Maribelle, die nackt auf der Kante des Bettgestells saß und darauf wartete, dass man ihre Handschellen löste, wollte aufbegehren und sprechen, aber die Ältere gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf und riss die Augen auf und legte den Zeigefinger über die Lippen: Nicht sprechen!
»Au!«, sagte Maribelle. Und einen Satz auf Deutsch, einen auf Englisch: »Das ist ein Irrtum! Ich gehöre nicht hierher.«
Daraufhin ging ein Sturzbach an Beschimpfungen über sie hernieder. Man behandelte sie wie ein ungehorsames, schwer erziehbares Kind.
- Ende der Buchvorschau -
Texte © Copyright by Fanny Vagant ist ein Pseudonym. Sie erreichen F. Vagant über: www.schreibwerk-hamburg.de B. Stobbe Jean-Paul-Weg 31 22303 Hamburg
Bildmaterialien © Copyright by Covermotiv: Alexander Ivanov / pixabay.com
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN: 978-3-7394-3358-5