Marina - Überraschungsgeschenk des Schicksals - Norma Banzi - E-Book

Marina - Überraschungsgeschenk des Schicksals E-Book

Norma Banzi

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Beschreibung

Auf der New Yorker Fashion Week trifft der noch immer um seinen verstorbenen Lebensgefährten Jamie trauernde Popstar Marc die Diplomatentochter Marina. Das Model sieht Jamie zum Verwechseln ähnlich, was Marc aus seinem mühsam errungenen seelischen Gleichgewicht wirft. Obwohl er schwul ist, beginnt er eine Affäre mit Marina. Sein Ehemann Vincent ist davon alles andere als begeistert, da er glaubt, dass Marc sich in eine Illusion flüchtet. Vincent hält Marina lieber auf Distanz, die einer Ménage à Trois mit beiden Männern nicht abgeneigt ist.

Der ehemalige Navy SEAL Orlando ist eigentlich mit seinem Motorrad auf dem Weg nach New York zu seinem Lover Mike - also irgendwie. Seinen Zeitplan sieht er sehr gelassen. Da er sein Bike wegen einer Panne in Los Angeles in Reparatur geben muss, entschließt er sich, sich zeitlich befristet als Sicherheitskraft für Vincent Gables Eventvilla zu bewerben. Gable führt das Bewerbungsgespräch selbst und hat es sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet ihn als seinen neuen Butler zu engagieren. Dabei will Orlando doch nach New York! Genau dorthin möchte Gable ja den neuen Butler als Assistenten für seinen psychisch angeschlagenen Ehemann schicken.

Mike wundern die spontanen Entscheidungen seines Liebhabers schon lange nicht mehr. Als dessen Schützling Marc in New York riskante Entscheidungen trifft, ist Mike zur Stelle, um Orlando dabei zu unterstützen, den kapriziösen Popstar auf Spur zu halten.

Ist die Liebe von Marc und Marina nur ein absonderliches Strohfeuer? Hat Orlando seine Rastlosigkeit nun endlich überwunden und bleibt bei Mike? Und wie positioniert sich eigentlich Vincent?

Ein Liebesroman um einen entschlossenen Anwalt, der seinen süßen Popstar Ehemann beschützen möchte, und deshalb einen sexy Butler und coolen Bodyguard einstellt. Mit von der Partie ist ein bezauberndes Model, das sich in die Herzen der Männer schleicht, und diesen das Sprichwort "ein bisschen bi schadet nie" näher bringt.

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Norma Banzi

Marina - Überraschungsgeschenk des Schicksals

Bildquelle:Depositphotos Gestaltung des Covers:Norma Banzi

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Vorab bemerkt

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Siebenundzwanzig

Achtundzwanzig

Neunundzwanzig

Dreißig

Einunddreißig

Zweiunddreißig

Dreiunddreißig

Vierunddreißig

Fünfunddreißig

Sechsunddreißig

Siebenunddreißig

Achtunddreißig

Social Media

Impressum

MARINA

ÜBERRASCHUNGSGESCHENK

DES SCHICKSALS

© Norma Banzi

Bildquelle:

Depositphotos

Gestaltung des Covers:

Norma Banzi

Edition Banzini

Kurvenstraße 25

22043 Hamburg

www.banzini.de

Inhalt

Auf der New Yorker Fashion Week trifft der noch immer um seinen verstorbenen Lebensgefährten Jamie trauernde Popstar Marc die Diplomatentochter Marina. Das Model sieht Jamie zum Verwechseln ähnlich, was Marc aus seinem mühsam errungenen seelischen Gleichgewicht wirft. Obwohl er schwul ist, beginnt er eine Affäre mit Marina. Sein Ehemann Vincent ist davon alles andere als begeistert, da er glaubt, dass Marc sich in eine Illusion flüchtet. Vincent hält Marina lieber auf Distanz, die einer Ménagebeziehung mit beiden Männern nicht abgeneigt ist.

Der ehemalige Navy SEAL Orlando ist eigentlich mit seinem Motorrad auf dem Weg nach New York zu seinem Lover Mike - also irgendwie. Seinen Zeitplan sieht er sehr gelassen. Da er sein Bike wegen einer Panne in Los Angeles in Reparatur geben muss, entschließt er sich, sich zeitlich befristet als Sicherheitskraft für Vincent Gables Eventvilla zu bewerben. Gable führt das Bewerbungsgespräch selbst und hat es sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet ihn als seinen neuen Butler zu engagieren. Dabei will Orlando doch nach New York! Genau dorthin möchte Gable ja den neuen Butler als Assistenten für seinen psychisch angeschlagenen Ehemann schicken.

Mike wundern die spontanen Entscheidungen seines Liebhabers schon lange nicht mehr. Als dessen Schützling Marc in New York riskante Entscheidungen trifft, ist Mike zur Stelle, um Orlando dabei zu unterstützen, den kapriziösen Popstar auf Spur zu halten.

Ist die Liebe von Marc und Marina nur ein absonderliches Strohfeuer? Hat Orlando seine Rastlosigkeit nun endlich überwunden und bleibt bei Mike? Und wie positioniert sich eigentlich Vincent?

Warnung: In diesem Roman sind die Figuren zwar auf der Suche nach dem Glück, aber wie sie es für sich interpretieren, könnte Romantiker vor den Kopf stoßen. Sie sind sexuell offensiv und greifen sich die erotischen Abenteuer, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet. Bei der Zahl ihrer Partner zur selben Zeit können sie sehr gierig sein. In "Marina - Überraschungsgeschenk des Schicksals" treten fünf Hauptfiguren auf und alle haben Freunde und Familie. Rechnen Sie also mit einem großen Ensemble!

Achtung!: In diesem Buch haben abenteuerlustige schwule Männer Sex mit Frauen. Schreiben Sie später nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!

Tags: Gay, schwul, Bisexualität, Polyamory, Gruppensex, Ménage

Vorab bemerkt

Die in diesem Buch vorkommenden Nebenwirkungen von Medikamenten folgen rein belletristischen Erwägungen und sind das Resultat von vergnüglicher Beipackzettel-Lektüre. Weder habe ich bestimmte Szenen mit Fachärzten abgesprochen, noch liegen ihnen Erfahrungsberichte aus der realen Welt zugrunde.

Ein Autor dramatisiert gerne und stellt sich vor, was passiert, wenn sich viele oder alle auf dem Beipackzettel erwähnten möglichen Nebenwirkungen kumulieren. Das hat mit der Lebenswirklichkeit nur wenig zu tun. Daher habe ich die Namen der meisten Medikamente verändert, um den fiktiven Aspekt deutlich hervorzuheben. Wahr ist, dass manche Arzneimittel so tierisch teuer sind, dass man erst einmal in Schnappatmung verfällt, wenn man den Preis pro Tablette liest.

„Marina – Überraschungsgeschenk des Schicksals“ Ist kein Schlüsselroman über Hollywood oder bestimmte Adelige. Ich weiß nix über das Privatleben real existierender Stars. Ähnlichkeiten wären daher rein zufällig.

Eins

Nach seiner Show auf der New York Fashion Week verteilte der Designer einige Accessoires wie Handtaschen, Modeschmuck und Schuhe an die Models. Marina Bernard freute sich über eine Handtasche, die ungefähr tausendfünfhundert Dollar kostete. Das Geld konnte sie gut gebrauchen, um ihre Miete zu zahlen, die in New York City extrem teuer war. Marina stammte zwar aus vermögendem Elternhaus und ihre Eltern unterstützten sie bei der Model-Karriere. Allerdings nörgelte ihre Grand-mère, dass das Modeln für die allermeisten Frauen eine brotlose Kunst sei. Grand-mère wollte sie lieber als ihre Nachfolgerin in der Familienstiftung ausbilden. Immerhin behauptete die alte Frau nicht, dass Marina nur ein lebender Kleiderständer sei, so wie Mamans Schwester Bernice, einer verheiratete Stone. Seitdem mochte Marina ihre Tante etwas weniger gerne.

Besorgt schaute Marina zu ihrer Kollegin Valerie, die gerade ein paar Schritte weiter mit ihrer Agentur am Telefon sprach. Valerie arbeitete nebenbei als Begleiterin, um ihr Leben und das ihres Mannes zu finanzieren. Ross hatte vor einem halben Jahr einen Schlaganfall erlitten und seine Krankenversicherung deckte nur einen Teil der Behandlung ab. Jeder Cent war kostbar für die beiden. Valerie behauptete gegenüber ihrem Mann, dass sie nur als Begleiterin und nicht als Callgirl arbeitete. Marina hatte sie aber zufällig mit einem anderen Mann in ein Hotel gehen sehen.

Bei der Geschenkverteilung war Valerie leer ausgegangen. Vermutlich betrachtete der Designer Marina als besseren Multiplikationsfaktor für seine Mode. Schließlich war ihr Vater der französische Generalskonsul von Los Angeles. Die, die schon viel hatten, bekamen es noch in den Arsch geschoben. Das fand Marina in diesem Augenblick ein bisschen unfair. Na ja, selbst besaß sie wenig Geld, aber ihre Familie besaß Geld im Überfuss. Valerie hatte sich für Marina auch noch gefreut! Sie sah so wahnsinnig blass und erschöpft aus.

Marina drehte die Tasche in ihren Händen. Hatte sie das großzügige Limit ihrer Kreditkarte diesen Monat schon überzogen? Gerade wusste sie es nicht. Jetzt brach Valerie in Tränen aus. Wollte ihre Agentur sie zu einem Kunden schicken, der eine absonderliche Sextechnik von ihr verlangte?

Valerie zuckte zusammen, als Marina ihr einen Arm um die schmalen Schultern legte. Schnell beendete sie das Gespräch und wischte sich verstohlen mit ihrem Ärmel über das Gesicht.

„Ich besitze bereits so viele Designer-Handtaschen“, behauptete Marina und drückte das Präsent der überraschten Valerie in die Hand.

„Wirklich?“, fragte Valerie.

„Na nimm schon und lass sie schnell in deinem Beutel verschwinden!“

„Danke, Süße!“

Marina wollte noch etwas zu ihr sagen, als der Anblick von Marc Stone sie gefangen nahm, der sich den Weg durch das Gewühl Backstage bahnte und in ihre Richtung winkte.

„Wow, das ist Angel. Wem er wohl zuwinkt?“

„Äh, mir, glaube ich.“

Du kennst Angel? Cool!“

Marina errötete und wartete ab, was Marc von ihr wollte. Ihre Modelkolleginnen hörten auf, sich umzuziehen oder ihre Sachen zusammenzuraffen, und schauten neugierig, wen Angel sich für ein Gespräch ausguckte.

Zum letzten Mal hatte Marina Marc auf einem Familienfest vor acht Jahren gesehen. Damals, auf der Jubiläumsfeier von Jamies Eltern war sie gerade zehn gewesen und schwärmte für Marc, den angehenden Popstar mit dem Künstlernamen Angel. Sie merkte aber schnell, dass der was mit ihrem Cousin Jamie hatte.

Mit Marina war Jamie über seine Mutter verwandt, mit Marc über seinen Vater. Eine direkte verwandtschaftliche Beziehung zwischen Marina und Marc gab es somit nicht. Daher wunderte sie sich auch, dass Marc kam, um sie zu sehen. Selbstverständlich ließ man ihn und seinen Begleiter Backstage. Die meisten Designer schmückten ihre Veranstaltungen gerne mit Prominenten. Marc trat nach dem Unfalltod von Jamie nicht mehr auf, was seiner Prominenz keinen Abbruch tat. Nun gehörte er zu den tragischen Berühmtheiten, die eine demonstrative Distanz zur Welt pflegten, und gerade deshalb noch stärker umschmeichelt wurden.

Eine Servicekraft drückte ihm ein Glas Champagner in die Hand. Auf seinem Weg wurde er immer wieder von Leuten aufgehalten, die ihn kannten oder vorgaben, ihn zu kennen. Endlich stand er vor Marina und starrte sie an wie jemand, der ein kleines Weltwunder vor sich sah. „Marina, die französische Cousine von Jamie, richtig?“

„Ja. Hallo Marc.“

Er gab ihr einen familiären Kuss auf die Wange. „Wie geht es dir?“

„Gut, wie du siehst! Ich bin Model geworden.“ Stolz lächelte sie ihn an.

„Erfolgreich offensichtlich, wenn du solche Shows in New York mitläufst.“

„Ich hatte Glück. Liegt vielleicht auch an meiner Ähnlichkeit mit Jamie. Ich habe sogar schon Fotos für Männermode gemacht.“

„Sag bloß!“ Marcs Blick saugte sich regelrecht an ihr fest, so, als wolle er jede Einzelheit von ihr in sich aufnehmen.

„Wer ist denn dein Begleiter?“, fragte sie ihn, weil ihr sein Schweigen unangenehm wurde. Marc zuckte zusammen.

„Das ist JJ, ein Freund von Vince. Wir gehen manchmal miteinander aus.“

„Hallo! Ich bin Jeffrey Johansson, Anwalt. Meine Freunde nennen mich JJ“, stellte der sich selbst vor und reichte Marina höflich die Hand.

„Hast du heute Abend schon was vor? Sonst könntest du doch mit uns kommen“, schlug Marc vor. Marina bemerkte, wie sehr die Einladung JJ irritierte. Andererseits sah Marc noch attraktiver als früher aus. Sein Anblick nahm ihr fast den Atem. Die Gefühle, die er in ihr auslöste, hatten nur noch wenig mit ihrer damaligen Jungmädchenschwärmerei gemein. Jetzt strahlte er geballte Erotik aus, die ihr direkt in den Unterleib fuhr. Als langbeiniges Model überragte Marina ihn mittlerweile etwas. Für sie gehörte das zu ihrem Alltag. Es gab Männer, die von großen Frauen eingeschüchtert waren. In Marcs Augen sah sie allerdings nur Faszination und einen eifrigen Schimmer. Fast wollte sie sich ein bisschen spröde zeigen, nur um zu erkunden, wie sehr er sich bemühen würde, um sie als Begleiterin zu gewinnen. Grand-mère behandelte ihre Verehrer manchmal so. Als schien Marc ihre Gedanken zu ahnen, lächelte er ihr zu, und sie vergaß alle kapriziösen Tricks. Was auch immer ihn bewog, auf ihre Gesellschaft wert zu legen, sie würde sich diese Gelegenheit bestimmt nicht entgehen lassen. Die Chance, dass er mit ihr ins Bett wollte, tendierte gegen Null. So viel wusste sie über die familiären Informationskanäle. Dennoch ließ sich vielleicht sexy Stoff für ihr Kopfkino sammeln. In Begleitung von Marc Stone gesehen zu werden, war außerdem eine gute Werbung für sie.

„Klar komme ich mit euch mit“, antwortete sie mit einem Lächeln. Sie hörte Valerie kichern, die ihr einen Kuss auf die Wange gab und flüsterte: „Viel Spaß!“ Kurz danach eilte sie in Richtung Ausgang. Die neugierigen Kolleginnen rückten näher heran, aber JJ sagte ironisch zu ihnen: „Mr. Stone dankt Ihnen für Ihr Interesse an seiner Freizeitgestaltung. Sie dürfen jetzt fortfahren, sich anzukleiden!“ Er zog aus der Tasche seines Sakkos einige unterschriebene Autogrammkarten von Marc und verteilte sie. „Husch, husch! Fort mit euch!“

Tatsächlich begannen die Kolleginnen, sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu widmen, oder taten jedenfalls so.

„Sind Sie schon achtzehn?“, fragte JJ Marina, was ihm einen wütenden Blick von Marc einbrachte.

„Letzten Monat geworden“, antwortete sie, kramte in ihrer Handtasche nach ihrem amerikanischen Führerschein und zeigte ihn JJ.

„Ich gehe nie mit minderjährigen Models aus“, erklärte er ihr, damit meinte er bestimmt männliche Laufstegschönheiten. Er ließ seine Blicke nicht über die Frauen schweifen. Es gab immer noch viel nackte Haut zu sehen. Von gierigen Männerblicken verstand Marina schon lange etwas und JJ wirke eher eine Spur gelangweilt. Deutlich erkennbares sexuelles Interesse kam von Marc, so seltsam es Marina auch erschien.

„Marina und ich kennen uns von früher. Wir sind quasi miteinander verwandt.“ Mit dieser Erklärung zeigte Marc seinem Begleiter die kalte Schulter und legte einen Arm um ihre Taille.

Wie gut Marc roch. Unauffällig schnupperte Marina an ihm. Sie kam jetzt nicht drauf, wie sein Parfüm hieß, aber sie erinnerte sich an das Unisex-Produkt. Es wurde für Männer und Frauen gleichermaßen beworben. Oh, er wirkte damit nicht weiblich, vielleicht ein bisschen androgyn, und er trug auch kein Kajal oder Rouge. Sein Körper war sehr schlank, dennoch fühlte sich sein Griff stark und besitzergreifend an. In den Gazetten wurde er hin und wieder als Pop-Twink bezeichnet und viel Bartwuchs hatte er nicht. Seine Gesichtshaut sah zart wie ein Babypopo aus. Erst wenn man in seine wahnsinnig blauen Augen schaute, bekam man einen Eindruck davon, was hinter der Fassade schlummerte. Oh Gott, Marina kam fast, als sie sah, mit welcher Gier er sie betrachtete. Das hatte nichts Twinkiges, sondern war pure, männliche Lust. Es gefiel Marina, so im Zentrum seines Interesses zu stehen, als er sie zu einer Mietlimousine mit Chauffeur führte, der sie in den Club C fuhr. Während JJ jedem von ihnen aus der kleinen Bar des Luxusgefährts ein Champagnerglas füllte, fragte Marc sie nach ihrem Leben als Model. Fröhlich plauderte Marina darüber, wie sie den New York Vertrag ergattert hatte. Dabei schmiegte sich Marc an sie.

Im Club wurden sie in den VIP-Bereich geführt. Die Lautstärke der Musik verhinderte längere Gespräche. Marina bestellte sich eine Cola, durfte aber heimlich von Marcs Cocktail mittrinken. Marc kuschelte sich an sie und Marina fand es süß, weil er sich vergeblich bemühte, seine Hände auf ihrem Körper flirtend zu arrangieren. Bestimmt wusste er, wie man Männer anbaggerte. Von Frauen hatte er allerdings keine Ahnung, stellte Marina amüsiert fest.

„Willst du tanzen?“, fragte er sie höflich. Nervös wischte er mit seiner linken Hand über seine Jeans. Sie nahm sie und legte sie sich auf den Bauch. Wie von selbst begannen seine Finger, zärtliche Kreise auf ihrem T-Shirt zu ziehen. Das fühlte sich sexy an und vielleicht würde er ja unter das T-Shirt fassen. Tanzen war jedenfalls im Augenblick das Letzte, was sie wollte.

„Eigentlich nicht. Und du?“

Marc drückte sich noch ein bisschen mehr an sie. „Gefällt mir, mit dir zu kuscheln.“

„Mir auch“, flüsterte sie ihm ins Ohr und atmete tief ein, um seinen Duft zu genießen. Marina hielt ihn für schwul, aber gerade wanderten seine Lippen federleicht über ihren Hals. Möglicherweise war er gar nicht so einseitig – oder er fuhr wegen ihrer Ähnlichkeit mit Jamie auf sie ab. Was es auch sein mochte, nun näherten sich seine Lippen ihrem Mundwinkel. Marc schien vergessen zu haben, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden. Bevor sie ihn daran erinnern konnte, schlüpfte seine Zunge in ihren Mund. Himmel, war das schön, von ihm geküsst zu werden. Sein Kuss zeugte von Erfahrung und tastete gleichzeitig zaghaft. Ein Blitzlicht schreckt ihn auf. „Shit, jetzt wird sich Vince aber wundern, wenn er die Zeitung aufschlägt.“

„Vince ist dein Lebensgefährte, oder? Jamies Maman hat mir einige Fotos von euch gezeigt. Meinst du, er wird dir böse wegen des Kusses sein?“

„Nein, nicht böse, nur überrascht.“

„Wohnst du hier in New York im Hotel oder in einer Wohnung?“, erkundigte sich Marina hoffnungsvoll.

„Vince und ich haben uns eine Wohnung gekauft. Warum?“ Neugierig sah er ihr in die Augen.

„Das ist mir peinlich, aber darf ich ein paar Tage bei dir unterkriechen, bis ich etwas Bezahlbares finde? Meine Vermieterin schmeißt mich aus meinem Zimmer raus, weil sie mit ihrem Freund zusammenziehen möchte.“

„Klar! Wir Stones und Bernards müssen doch zusammenhalten. Willst du gleich heute Nacht mitkommen?“ Marc strahlte sie an und fast hatte Marina den Eindruck, dass jemand in seinen blauen Augen ein Licht angeknipst hätte. Der Effekt erklärte sich ganz bestimmt von den Lichtspielen, die hier im Club geboten wurden. Marina schloss die Augen, öffnete sie wieder und das Blau leuchtete immer noch so intensiv. Wow! Mit diesen Augen konnte man als Model ein Vermögen verdienen. Moment! Marc verdiente damit ja ein Vermögen. Jetzt erinnerte sich Marina an seine verschiedenen Werbevideos.

„Marina?“

„Hm?“

„Möchtest du gleich heute Abend zu mir ziehen?“

Und ob Marina das wollte. JJ schaute etwas überrascht, weil Marc und Marina so eilig aufbrachen, lieh ihnen aber die Mietlimousine. Der Chauffeur fuhr sie erst in die Wohnung der Vermieterin, wo Marina schnell ihre Sachen zusammenraffte. Da sie ohnehin aus dem Koffer gelebt hatte und einfach alles in ihn hineinschmiss, was sie besaß, dauerte ihr Auszug nur knappe dreißig Minuten.

Marcs Wohnung sah toll aus. Ach was, sie war großartig! Sie hatte fünf Zimmer und das Gästezimmer entzückte Marina. Sie beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn auf den Mund. Marc zuckte überrascht zusammen, dann öffnete er die Lippen und der Kuss wurde heißer, als sie es geplant hatte. Ob er erregt war? Neugierig schmiegte sie sich so an ihn, dass sie seinen Unterleib an ihrer Hüfte spürte. Oha! Er war hart und füllte seine Jeans gut aus. Ihre Hand legte sich auf seine Erektion und er schaute ihr leicht verwirrt in die Augen.

„Bist du bi?“, fragte sie ihn.

„Eigentlich nicht“, antwortete er heiser. „Ich habe noch nie mit einer Frau …“

Ihr keckes Lächeln wurde einladend. „Möchtest du es ausprobieren?“

„Ja, mit dir schon … aber … ich liebe Vince … Wir sind verheiratet … ich …“

„Weiß ich doch. Tante Bernice hat es meiner Maman verraten. Ich bin nicht auf der Suche nach einem festen Freund. Führt ihr eine offene Ehe? Wenn ja, lass uns Spaß haben, sonst geh bitte besser in dein eigenes Bett. Fast hätte ich wegen dir meinen Grundsatz verraten, mich nicht mit einem Ehemann einzulassen, der seine Frau oder seinen Mann hintergeht.“ Marina errötete.

„Himmel, nein! Vince und ich lieben uns sehr, aber wir leben in beiderseitigem Einverständnis promisk. Bestimmt hat er auch gerade ein kleines Abenteuer.“

„Ganz sicher?“

„Absolut! Großes Indianerehrenwort! Sex mit einer Frau ist für mich allerdings eine neue Erfahrung. Ich bin ein bisschen nervös.“

Marina kicherte. „Du wirst den Weg in mich hinein bestimmt finden.“

Sie küssten sich erneut und Marina zog ihn auf das Bett. Sie öffnete den Knopf seiner Jeans und zog den Reißverschluss herunter. Neugierig schob sie ihre Hand in seine Hose und bemerkte, dass er keinen Slip trug. Das war total aufregend und sexy. Plötzlich hielt er sie am Handgelenk fest.

„Was ist?“, fragte sie ihn irritiert.

„Du schläfst nicht wegen des Zimmers mit mir, oder? Du darfst hier leben, die Wohnung ist ja groß genug. Ich erwarte für meine Gastfreundschaft bestimmt keine Gegenleistung. Und du bist noch so jung. Also ich weiß nicht, ob …“

Marina lachte herzlich über seine Bedenken. „Wie süß! Wenn du dir Sorgen um meine Jungfernschaft machst, die verlor ich mit vierzehn. Seitdem hatte ich einige Liebhaber. Du tust ja gerade so, als wärst du uralt, dabei bist du nur acht läppische Jahre älter als ich. Wann war dein erstes Mal?“

„Das war mit Jamie.“

„Erzähl mir davon“, raunte Marina ihm ins Ohr. Marc ließ ihre Hand los und lächelte verträumt.

„Es geschah auf einer Tournee, der ersten. Im Tourbus hatten wir uns unter einer Decke schon ein bisschen gegenseitig berührt, gingen jedoch nie weiter. Zu wenig Privatsphäre. Damals war Geld knapp. Daher schliefen wir selten in Hotelzimmern, aber in einer Stadt gab es ein Motelzimmer ganz für uns alleine. Wir stritten uns, weil ich Jamie dabei erwischte, wie er dem Drummer nach dem Konzert seinen Schwanz in den Mund geschoben hat. Ich sprach kein Wort mit ihm, als er später im Zimmer auftauchte. Jamie duschte und dann schlüpfte er zu mir unter die Decke.

‚Hau ab!’, zischte ich ihn an.

‚Marc, ich …’

‚Hat’s Spaß gemacht?’

‚Ja, na und? Was spricht dagegen, wenn ich mir ein bisschen Vergnügen gönne? Diese beschissene Hetzerei von einer Stadt zur anderen ist schwer genug.’

‚Ich dachte, zwischen uns ist was Besonderes.’

‚Ist es ja auch, aber du bist noch so ein Baby. Und ich will Erwachsenendinge tun.“

„Du Arsch! Wir sind nur ein Jahr auseinander und was der Typ da kann, das kann ich besser.’

Jamie legte seine Arme um mich und ich ließ zu, wie er mich auf die Wange küsste.

‚Hast du schon mal?’, fragte ich ihn.

‚Richtigen Sex, mit reinstecken?’ Jamie wurde knallrot. ‚Nein.’

‚Ich denke bereits länger darüber nach. Darf ich bei dir …?’ Nun wurde auch ich rot.

‚Du willst mich …. ficken?’ Jamie stierte mich fassungslos an.

‚Klar!’

‚Ich bin älter als du.’

‚Nerv mich doch nicht damit.’ Ich schlüpfte aus dem Bett und ging an meinen Koffer, wo ich eine kleine Tube Gleitgel versteckte.

‚Wann hast du die gekauft?’, staunte Jamie.

‚In der letzten Stadt in der Drogerie mitgehen lassen, als ich Zahnpasta und Duschgel brauchte. Dad stand an der Kasse und da konnte ich die Gleitcreme ja schlecht auf das Band legen.’

‚Hast du auch Kondome?’

Ich zeigte sie ihm. ‚Aber mit dir will ich es ohne machen.’

‚Also ich …’

‚Feige? Du wolltest doch Erwachsenendinge tun!’

‚Das tut sicher weh.’

‚Mit genügend Gleitmittel nicht.’

‚Woher weißt du das? Hast du schon …?’ Jamies Augen glänzten neugierig.

Ich schüttelte den Kopf und meine Wangen wurden feuerrot, obwohl ich cool sein wollte. ‚Hab mir beim Duschen einen eingeseiften Finger reingesteckt.’

‚Wow!’

‚Hast du das noch nicht probiert?’, fragte ich ihn und kam mir sehr erwachsen vor. Jamie starrte mir auf den Schwanz, der unter meiner Schlafanzughose deutlich größer geworden war, und schüttelte wie hypnotisiert den Kopf. Mir kam ein Gedanke, und bevor ich den Mut verlor, streifte ich die Hose ab und forderte ihn heraus: ‚Soll ich es dir demonstrieren?’“

„Und?“, wollte Marina wissen, weil Marc seine Erzählung grinsend unterbrach.

„Was glaubst du, was er antwortete?“

„Er zog auch seine Schlafanzughose aus“, raunte Marina und schlüpfte aus ihrer Jeans. Sie nestelte ein Kondom aus der Hosentasche und rollte es Marc über. Er sah ihr verwundert dabei zu, als könne er es selbst nicht ganz fassen, dass er ihr eine so prächtige Erektion präsentierte. Marina schwang sich rittlings auf ihn, griff hinter sich und hielt seinen Schwanz fest, während sie sich auf ihn absenkte. Marc schob ihr T-Shirt hoch und streichelte ihre kleinen, wohlgerundeten Brüste. Sein Gesicht wirkte konzentriert, erstaunt, neugierig, alles auf einmal. Das hier gefiel ihm wirklich, denn er war steinhart und begann nun, in sie zu stoßen.

„Wie ist es, in einer Frau zu sein?“, fragte sie ihn sanft.

„Weicher!“

„Schön weich?“

„Ja, … schön …“, keuchte er abgehackt.

Sie zog ihre Vaginalmuskeln um ihn zusammen und Marc zuckte überrascht.

„Gut?“

„Oh ja!“

Marina beugte sich weit nach hinten. Sie machte regelmäßig Yoga und war entsprechend biegsam. Marc folgte ihrer Bewegung gelenkig und traf einen erotischen Punkt in ihr, von dem sie schon gehört hatte, den aber keiner ihrer Lover je hatte stimulieren können. Das Feuer der Lust jagte über sie hinweg und sie stachelte Marc an, noch einmal zuzustoßen und noch einmal. Marc wirkte so dünn und zerbrechlich, doch er hatte Kondition, kannte sich offensichtlich mit Yoga aus. Er passte sich ihr flexibel an, was auch immer sie probierte. „Du bist toll“, rief sie aus und kam, kostete ihren Orgasmus aus, ließ sich von Marc zu einer weiteren Stellung hinreißen, kam wieder und danach wollte er sie einfach nur von hinten haben. Seine Hände hielten sie an den Hüften gepackt und sein ansehnlicher Schwanz fickte sie in gleichmäßigen, tiefen Stößen.

„Ich liebe deine Größe“, keuchte sie.

Marc lachte rau. „Dann solltest du erst einmal Vince sehen.“

„Himmel! Pass auf, dass ich ihn dir nicht ausspanne. Ich stehe auf gut aussehende, ältere Männer“, japste Marina im Rhythmus seiner Bewegungen.

Marc sparte sich eine Antwort. Sein Keuchen wurde lauter, seine Stöße wurden ihr nun fast zu stark und begannen, weh zu tun. Zimperlich war Marc beim Sex nicht. Sie griff zwischen ihren Beinen hindurch und packte seine Hoden. Sein dunkles Stöhnen jagte einen erneuten Schauer durch ihre Wirbelsäule. Überrascht, dass er sie zu einem weiteren Höhepunkt brachte, kam sie, und er pulsierte in ihr. Sein Kopf fiel auf ihren Rücken. Marcs Atmung ging heftig und er stöhnte, nun wahrscheinlich vor Schmerzen, weil er seine Beinmuskulatur bestimmt überstrapaziert hatte. Nach einem zärtlichen Kuss auf ihren Nacken löste er sich von ihr, plumpste neben sie auf das Gästebett und grinste sie an.

„Wow!“

„Und du behauptest, noch nie mit einer Frau geschlafen zu haben?“, scherzte Marina. Nachdem Marc wieder zu Atem gekommen war, entledigte er sich des Kondoms, streifte seine Hose ab und sie kuschelten sich aneinander. Irgendwann in der Nacht ging er allerdings in sein eigenes Bett.

xxx

Seit seinem ersten großen Prominentenfall schlug Vincent Gable die Morgenzeitung zuerst im Gesellschaftsteil auf. Vorher hatte er sich nicht sonderlich für Klatsch und Tratsch interessiert, aber als Anwalt der Stars gehörte das Überfliegen dieser Sparte sozusagen zu seinem Beruf. Vergnüglich fand er die Lektüre nur gelegentlich, meistens nervte ihn diese Art der Berichterstattung, besonders, wenn Marc und er darin vorkamen. Seinen Kaffee hatte er bisher noch nie vor Überraschung gegen die Zeitung geprustet. Bis jetzt, als er das Foto von Marc sah. Sein Ehemann knutschte in einem New Yorker Club mit einem weiblichen Model, während sein alter Freund JJ daneben offensichtlich mit einem jungen Nachwuchsdesigner flirtete.

Du lieber Himmel! Dieser Kuss ergab für Vincent absolut keinen Sinn. Er tupfte sich mit der Serviette seinen Mund ab. Seine Gedanken liefen auf Hochtouren. Seit Jamies Tod gaben sich Vincent und Marc relativ ungezwungen. Auch ohne offizielles Outing zeigten sie ihre Nähe zueinander bei öffentlichen Auftritten. In der Presse wurde Vincent mittlerweile in ironisch zweideutiger Weise als Marcs ständiger Begleiter bezeichnet und dagegen ging er nicht juristisch vor.

Vincent wusste, dass Marc und JJ in New York hin und wieder gemeinsam ausgingen, und rechnete eher damit, eines Tages anzügliche Fotos von ihnen beiden in den Klatschspalten zu finden. Das hätte ihn wenig gestört. Vincent empfand nur selten Eifersucht, und dass JJ auf Marc scharf war, amüsierte ihn. JJ, sein Exliebhaber, hätte sie am liebsten beide im Bett gehabt. Erotische Dreierkonstellationen erinnerten Vincent allerdings noch immer zu sehr an Jamie. Er gönnte Marc seine kleinen Seitensprünge in New York und war hier in LA selbst kein Mann von Traurigkeit. Schliefen sie als Paar miteinander, blieben sie für sich.

Dieses Foto irritierte Vincent. Weshalb, zum Teufel, küsste Marc eine Frau?

Er las den Artikel, der freilich nur ein paar Spekulationen enthielt. Wollte er wissen, was lief, musste er die betreffenden Personen selbst kontaktieren.

Also zückte er sein Handy und rief zunächst JJ im Büro an.

„Was lief da zwischen Marc und dieser Kleinen?“, grollte er ohne Einleitung.

„Da fragst du besser deinen Mann“, meinte JJ mit neckender Stimme.

„Ich will nicht, dass er glaubt, ich sei eifersüchtig.“

„Bist du es?“

„Nein, eher irritiert.“

„Diese Kleine, Marina heißt sie, sieht Jamie ungeheuer ähnlich - raspelkurze, blonde Haare, und auch sonst ist sie ihm praktisch wie aus dem Gesicht geschnitten. Marc behauptete, er und sie seien fast verwandt, was immer das heißen mag.“

„Sie ähnelt Jamie? In was verrennt sich Marc da gerade?“ Vincent fühlte plötzlich Übelkeit in sich hochsteigen und die Trauer um seinen toten Lebensgefährten, die er an guten Tagen schon mal beiseiteschieben konnte, riss wieder heftig an ihm.

„Sorry, Vince. Du kennst dich mit seinem Seelenleben besser aus als ich. Keine Angst, sie ist achtzehn. Ich habe ihren Führerschein überprüft.“

„Hat er mit ihr geschlafen?“, wollte Vincent wissen. ‚Lass ihn nicht mit ihr ins Bett gegangen sein’, dachte er bei sich. Es war so verdammt schwierig gewesen, ihn nach Jamies Tod dazu zu bringen, weiterleben zu wollen.

„Sie sind jedenfalls gemeinsam vom Club weggefahren. Ich habe ihnen meinen Fahrer ausgeliehen. Später erzählte er mir, dass er sie erst zu einer Adresse in Soho gefahren hat und dann in eure Wohnung.“

„Merda!“, fluchte Vincent.

„So schlimm wird es schon nicht sein. Dein Schatz liebt dich.“

„Ich muss Schluss machen“, meinte Vincent und beendete die Verbindung. Das ging nur ihn und Marc etwas an.

Abends rief ihn Marc an. „Hast du die Fotos in der Zeitung gesehen?“ Seine Stimme wirkte kleinlaut.

Ironisch antwortete Vincent: „Na, was glaubst du wohl?“

„Das ist Marina, Jamies Cousine. Ihre Mutter ist die Schwester von Jamies Mom.“

„Und da dachtest du dir, diese Marina begrüßt du ganz besonders herzlich und innig, was?!“ Vincents Tonfall troff vor Sarkasmus und Marc klang jetzt so, als sei ihm das Herz vor Aufregung in die Hose gerutscht. „Ich weiß nicht, Vince. Es überkam mich einfach. Bist du mir sehr böse?“

„Ja, aber aus anderen Gründen, als du denkst.“

„Was sind denn das für Gründe?“, fragte Marc mit bebender Stimme. Er machte sich offenbar wirklich Sorgen, wie sein Mann reagierte.

„Hast du mit Marina geschlafen?“

„Ich, ich …“, stotterte Marc.

„Also ja! Wann bist du plötzlich bi geworden?“

„Ich finde Marina sexy“, verteidigte sich Marc nun schon wieder selbstbewusster.

„Du findest ihre Ähnlichkeit mit Jamie sexy, nicht sie selbst. Denkst du, das ist ihr gegenüber fair?“

Darauf konnte oder wollte Marc nicht antworten und schwieg beharrlich. Kleiner Sturkopf!

„Wir sprechen am Wochenende weiter über die Sache, wenn ich in New York bin“, bestimmte Vincent.

„Da ist noch etwas, Vince …“, druckste Marc herum.

„Ich höre!“

„Marinas Vermieterin hat einen Freund, der bei ihr wohnen möchte, und daher musste sie raus aus ihrem Zimmer. Ich bot ihr an, in unser Gästezimmer zu ziehen, bis sie eine neue Mitwohngelegenheit gefunden hat.“

Vincents erster Impuls war, seinen Mann anzuschreien, ob er verrückt geworden sei. Er besann sich jedoch auf seine berufliche Professionalität als Anwalt und erwiderte lediglich: „Wir sprechen am Wochenende darüber.“

„Ich liebe dich, Vince“, versuchte Marc, ihn zu beschwichtigen.

„Ich dich auch“, entgegnete Vincent ziemlich knurrig. Nach Beendigung des Gesprächs atmete er erst einmal tief durch. Schnell verbat er es sich, gedanklich verschiedene Horrorszenarien durchzuspielen. Marinas Gesellschaft war aktuell für Marc keine Gefahr, eher ein Zeitvertreib. Was sich langfristig aus der Sache ergab, stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt.

Vincent unterdrückte den Wunsch, sich ein großes Glas Scotch einzugießen, und nahm sich nur ein kleines. Ja, er hatte seinen Alkoholkonsum wieder im Griff. Mit einem einigermaßen klaren Kopf gefiel er sich einfach besser.

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Marina führte seit ihrem zehnten Lebensjahr ein Tagebuch. Als Diplomatentochter hatte sie gelernt, wie wichtig es war, persönliche Notizen nicht offen herumliegen zu lassen. Sie versteckte ihre kleinen Tageshighlights unter einem Pseudonym online in einer Cloud und nannte nur selten komplette Namen darin. Selfies und andere Fotos sortierte sie davon unabhängig in ein zweites Konto.

#NewYork

#Februar

#FashionWeek

#Umzug

#HotLover

Ist es zu fassen? Ich bin Ms erste Frau. Wow! Würde es am liebsten von den Dächern schreien, dass wir Sex hatten - heiß, schweißtreibend und in gewagten Stellungen. M macht auch Yoga. Wohne jetzt bei ihm. Werde meine Haare wie J frisieren. Das wird Ms Interesse für mich hoffentlich eine Weile wach halten. Bin waaahnsinnig gespannt auf V.

Zwei

Marina zu sehen, schockierte Vincent, und seine Nackenhaare richteten sich auf. Ein heißer Schauer durchlief ihn. Sie sah tatsächlich fast so aus wie eine weibliche Ausgabe von Jamie. Am liebsten hätte er sich auf dem Absatz umgedreht und wäre aus dem Flur seiner New Yorker Wohnung gerannt.

„Hi Vincent.“ Sie strahlte ihn an, gab ihm zur Begrüßung rechts und links einen Kuss auf die Wange, bevor er sie daran hindern konnte. Ihre Berührungen gingen ihm durch und durch. Sie trug lediglich ein bauchfreies T-Shirt und einen knappen Slip bekleidet. Sein Schwanz regte sich in der Hose. Verflixt! Verblüffend! Verwirrend! Nur ein Echo auf seine Erinnerungen an seinen geliebten Jamie, beruhigte er sich selbst. Noch nie hatte Vincent eine Frau begehrt und er verbat es sich, jetzt damit anzufangen, nur weil er sich Jamie zurückwünschte. Zum Glück roch Marina ganz anders als sein verstorbener Lebensgefährte, nach einem schweren Parfüm, welches so gar nicht zu ihrem schmalen Typ und ihrer Jugend passte. Sie schien ihm anzumerken, wie der Duftstoff ihn fast erstickte.

„Ekelig, was?! Ich wollte es mir gerade abduschen, als ich deinen Schlüssel im Schloss hörte. Ich bekam das Zeug vom Hersteller zum Testen geschenkt. Es ist irre teuer. Vielleicht gibt es ja Frauen, denen es steht. Für mich ist es jedenfalls zu wuchtig.“

„Wo ist Marc?“, fragte er sie.

„Im Supermarkt. Ich glaube, er will etwas für dich kochen. Ich find`s toll, dass ihr verheiratet seid. Ihr seid so ein schönes Paar. Marc hat mir euer Album gezeigt.“ Beim Umdrehen streifte Marina ihr T-Shirt ab und gab so einen Blick auf ihren entzückenden Rücken frei. Sie verschwand mit sanftem Hüftschwung im Gästebad. Hoffentlich zog sie sich nach ihrer Dusche mehr an. Leichtbekleidete Frauen waren ihm normalerweise total egal. Man hätte sie ihm auf den Bauch binden können, ohne dass sein Schwanz sich regte. Nur bei Marina zeigte seine Libido diese seltsame Begeisterung. Nun verstand er auch Marcs absonderliches Verhalten in Bezug auf Marina. Aber einer von ihnen bewahrte besser einen kühlen Kopf. Das war wie immer Vincent. Natürlich! Seit seiner frühesten Jugend lebte er sein Leben nach strategischen Grundsätzen. Spontanität durfte man sich nur selten leisten, wenn man ein Doppelleben führte und den Eltern seine Homosexualität verschwieg. Eine Juristenkarriere wie seine erforderte ebenfalls ein gerütteltes Maß an Selbstbeherrschung. Als Partner eines Popstars überlegte man sich viele Handlungen doppelt, bevor man sie ausführte. Vincents Leben verlief nicht ganz ohne Abenteuer, schließlich hatte er sich aus einer Laune heraus die Eventvilla gekauft, in der einmal im Quartal Sexpartys gefeiert wurden. Dennoch war in seiner und Marcs Beziehung er die Stimme der Vernunft. Die Rolle als Beschützer eines sensiblen Popstars füllte er gerne aus und sie wurde ihm nur selten zuviel. Gerade wusste er allerdings nicht, wie er Marc vor emotionalen Eruptionen behüten sollte, die sich möglicherweise durch Marinas Gegenwart entwickelten. Vincent musste einen kühlen Kopf bewahren und das bedeutete: Kein Sex mit einem Jamie-Double!

Seufzend nahm Vincent sein Notebook und stellte es in das Arbeitszimmer. Er reiste an den Wochenenden stets ohne Koffer nach New York, weil er hier ein zweites Sortiment Kleidung besaß. Die lange Flugzeit verbrachte er mit dem Tippen von Schriftsätzen, dem Lesen von Fachzeitschriften und manchmal gönnte er sich auch einfach nur ein Hörbuch.

Marc hatte ihm angeboten, sich mit den Trips abzuwechseln, aber noch gefiel es Vincent, regelmäßig nach New York zu fliegen. In der Anonymität der Metropole gelang es ihnen, sich freier bewegen, ohne gleich von einem Fotografen verfolgt zu werden. Sogar in den Supermarkt traute sich Marc. In Los Angeles erledigte Bruno, ihr Butler, die Einkäufe. Marc liebte es derzeit, Alltagsbesorgungen persönlich zu machen. Bis vor Kurzem war er als Popstar in einem Kokon aus der Fürsorge anderer gefangen gewesen. Wenn er doch einmal versucht hatte, Alltagsdinge selbst zu meistern wie normale Menschen, umringten ihn die Fans oder stürzten sich die Paparazzi auf ihn wie die Geier.

Das Arbeitszimmer diente gleichzeitig als Vincents Raucherzimmer. Er nahm sich einen Zigarillo, steckte ihn sich an und goss sich ein Glas Wein ein.

Marc, der Feigling, war geflüchtet, damit Vincent alleine auf Marina traf. Sonst begrüßte er seinen Mann immer glücklich, sobald Vincent in der Wohnung eintraf. Eine Viertelstunde später schlenderte Marina frisch geduscht zu Vincent. Ihre kurzen Haare waren noch feucht und ihr knapper, seidener Bademantel zeigte mehr, als er verbarg.

„Vielleicht solltest du dir etwas anziehen“, schlug er ihr vor.

„Findest du mich sexy?“, fragte sie mit einem Augenaufschlag. „Ich hätte nichts dagegen, mit dir ins Bett zu gehen. Marc hat mir schon viel von deinen körperlichen Vorzügen erzählt.“

„Ich bin schwul“, erklärte er ihr.

Frech nahm sie einen Schluck aus seinem Weinglas.

„Marc auch und trotzdem schläft er mit mir.“

„Er verwechselt dich eben mit jemand anderem.“

Marinas Lächeln wirkte traurig, so, als vermisste sie Jamie auch ein bisschen. In ihrer Stimme schwang allerdings die Unbeschwertheit der Jugend mit, als sie keck und abenteuerlustig sagte: „Ich bin nicht dumm, Vincent. Mir ist klar, dass er mich scharf findet, weil ich Jamie so ähnlich sehe. Na und?! Wir haben eine Menge Spaß und mit dir wäre es noch viel schöner und spannender.“

„Das ist keine vernünftige Art der Trauerbewältigung“, erklärte Vincent und nahm ihr das Glas weg, bevor sie einen weiteren Schluck nahm.

„Du bist noch nicht einundzwanzig.“

„Ich bin Französin.“

„Später, beim Essen, bekommst du ein halbes Glas Wein, mit Wasser vermischt. So halten wir es in meiner Familie mit Personen unter einundzwanzig bei privaten Mahlzeiten.“

„Kein Problem! So war es bei mir Zuhause auch. Allerdings dürfen wir in Frankreich schon mit achtzehn trinken.“

„Zieh dir etwas an!“

„Wenn ich dir jetzt zwischen die Beine fassen würde, wäre da eine Erektion?“, flirtete sie. Sein Sakko lag über seinem Schritt, sie stellte also nur Vermutungen an.

„Wage es und du hast verstauchte Finger“, grollte er.

„Du bist ein Brummbär!“ Mit einem kleinen Lächeln beugte sie sich zu ihm und drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Wange. Ihre Hände behielt sie allerdings lieber bei sich. Vincent sah ihr nach, als sie aus dem Raum schlenderte.

Dio, er konnte doch nicht etwas mit einer Frau anfangen, die fast fünfundzwanzig Jahre jünger war als er. Sie durfte ja noch nicht einmal Alkohol trinken! Von den sonstigen Gründen, sich besser von ihr fernzuhalten, ganz zu schweigen.

Marc sah das natürlich wieder völlig anders und hatte schon von seinen körperlichen Vorzügen geplaudert. Stand Marina auf ältere Männer oder wollte sie einfach nur mal einen großen Schwanz ausprobieren? Bei ihrer grazilen Figur fragte sich Vincent, ob sie den überhaupt vertrug. Andererseits war seine Schwägerin Anna auch sehr schmal gebaut und schien keine Probleme mit der Größe des besten Stücks ihres Mannes Michael zu haben.

Vincent zog an seinem Zigarillo und stellte sich vor, wie es wäre, mit einer Frau zu schlafen; kein besonders reizvoller Gedanke. Nur bei Marina flüsterte sein Schwanz ihm, alle Bedenken über Bord zu werfen und ihr gleich hier, in diesem Augenblick, in ihr Zimmer zu folgen. Tat er natürlich nicht. Er durfte sich nicht, wie Marc, von seiner Sehnsucht nach Jamie ins Bett der süßen Marina ziehen lassen. Und später, wenn Marcs Seifenblase aus Illusionen zerplatzte, musste er sein Katerchen aufsammeln und trösten.

Nachdem er den Rest des Zigarillos ausgedrückt hatte, ging er in das Bad, duschte sich und zog sich etwas Bequemeres an, eine schwarze Bundfaltenhose und ein rotes Poloshirt. Er fühlte sich sehr müde und deshalb legte er sich hin.

Ein zärtlicher Kuss von Marc weckte ihn.

„Wie spät ist es?“ Vincent gähnte.

„Zehn Uhr durch. Ich bekam dich nicht wach und da habe ich alleine gekocht. Marina leistete mir Gesellschaft. Als Küchenhilfe ist sie allerdings nutzlos, stellte ich fest.“

„Was gibt es denn?“

„Hummer mit einer Weißweinsoße.“

„Fein“, entgegnete Vincent. Als er aufstand, wurde ihm etwas schwindelig, aber das ging schnell vorüber. Die Flüge an den Wochenenden strengten eben doch an, sagte er sich.

Im Esszimmer wartete schon Marina auf sie. Sie servierte ihm gekonnt und nahm sich eine erstaunlich große Portion für Modelverhältnisse. Das weckte auch Marcs Appetit, wie Vincent erleichtert feststellte. Nicht auszudenken, wenn das Zusammenleben mit einem Model Marc noch weiter in seine Essstörung hinein getrieben hätte. Derzeit wirkte Marc einigermaßen vernünftig ernährt und hatte eine gesunde Hautfarbe. Ganz normalgewichtig würde er wohl nie werden, aber er hielt sich offensichtlich an seinen Schwur, genug zu essen.

„Erzähl mir von dir, Marina! Seit wann modelst du?“, fragte Vincent, während er sich den ausgezeichneten, bereits ausgelösten Hummer schmecken ließ.

„Ich wurde mit fünfzehn entdeckt. Zu den Shows im Ausland reise ich, seit ich siebzehn bin. Maman begleitete mich ein paar Mal. Dies ist die erste Show ohne sie.“

„Und da lässt du dich gleich mit einem sexhungrigen, zweifelhaften Popstar ein“, scherzte Vincent.

„Ach, gegen Marc hätten meine Eltern gar nichts einzuwenden. Sie finden ihn nett.“

„Er ist verheiratet“, erinnerte Vincent sie.

„Nun sei doch nicht so grummelig“, beschwerte sich Marc.

„Ich möchte nur ein bisschen Spaß haben, am liebsten mit euch beiden. Dreier sind doch eure Spezialität, verriet mir Marc“, erklärte Marina mit einem entwaffnenden Lächeln.

„Ich bin schwul. Frauen lasse mich kalt“, behauptete Vincent. Marina zog eine Schnute und Marc drückte Vincent mit einem Schnauben den Ellbogen in die Rippen.

„Bist du etwa eifersüchtig?“, fragte Marc mit plötzlicher Ernsthaftigkeit und blickte seinen Mann forschend von der Seite an.

„Damit hat meine Weigerung nicht das Geringste zu tun, Katerchen.“ Vincent schluckte die Bemerkung herunter, dass die Affäre mit ihr für Marcs labile Seele eine Gefahr darstellte. Den Teufel an die Wand zu malen, hieß, ihn herbeizurufen. Das wollte Vincent natürlich vermeiden.

Marina schaute plötzlich ernüchtert zwischen ihnen hin und her. „Ich möchte keine Ehekrise zwischen euch auslösen.“

Zu spät, die Krise war längst in der Welt, obwohl es sich nicht um eine Ehekrise handelte. Gespannt musterten Marc und Marina Vincent. Er erkannte, dass sie von ihm eine Antwort auf die Frage wollten, ob sie ihre kleine Affäre weiterführen durften. Marc legte seine Hand auf Vincents Oberschenkel und streichelte ihn. Beschwichtigend? Verführerisch? Bittend? Vielleicht war es von allem etwas. Vincent kaufte sich Zeit, indem er an die Espressomaschine schlenderte und sich einen Cappuccino bereitete. Während das Gerät seine Arbeit verrichtete, erforschte er noch einmal schnell seine Gefühle in dieser Sache. Konnte er damit leben, dass Marc ohne ihn eine Affäre mit einer Frau hatte, die aussah wie Jamie? Er stellte sich die beiden im Bett vor. Shit, jetzt stand sein Schwanz. Vincent räusperte sich. Wenn die beiden seine Erregung bemerkten, ließen sie es sich jedoch nicht anmerken. Marc hätte bestimmt die Chance ergriffen, ihn zu verführen, um ihn für die Ménage doch noch gewogen zu stimmen.

Nervös knabberte Marina an ihrer Unterlippe und die Geste erinnerte Vincent an Jamie. Etwas in ihm schmolz und er lächelte sie fast gegen seinen Willen an.

„An den Wochenenden gehört Marc mir. Was ihr während der Woche miteinander treibt, ist eure Sache.“

„Wirklich?“, krächzte Marina.

„Ja, ganz wirklich.“

Marina stieß einen kleinen Jubelschrei aus und Marc warf sich in seine Arme.

„Danke, danke, danke!“

Marina durfte also bleiben und ein Teil von Vincent freute sich für Marc, der Teil, der sexuell abenteuerlustig war. Der vernünftige Teil von ihm hielt den anderen in Schach und so schob Vincent Marc von sich, der sich an seiner Erektion rieb. „Später, Katerchen!“

Offenbar wollte Marc sein Glück nicht überspannen und setzte sich wieder an den Tisch.

Nach dem Essen gönnte sich Vincent noch eine Havanna und Marina bat ihn um einen Zigarillo. So ein frühreifes Früchtchen! Und die Tochter eines französischen Diplomaten mit sehr viel Sachverstand in Sachen Genussmittel! Sie rauchte ihren Zigarillo mit Stil und Eleganz und Vincent war davon wider Willen angetan, auch auf erotischer Ebene. In sein Bett ließ er sie trotzdem nicht. Vincent entschied für sich, Marina als Zeitvertreib von Marc zu betrachten, einen Aspekt im Leben seines Ehemannes, den jener auslebte, wenn sie unter der Woche in verschiedenen Städten lebten. Ein Grundsatzstreit verschärfte die Situation nur und daher vermied Vincent ihn.

Die Schlafzimmertür legte Vincent als Grenze fest, die Marina nicht übertreten durfte. Vordergründig akzeptierte Marc das Verbot ohne Murren. Dennoch übte er eine Art unausgesprochene Zermürbungstaktik aus. Es gab so gut wie keine geschlossenen Türen mehr in der Wohnung. Wann immer Vincent die Schlafzimmertür schloss, stand sie, wie durch Zauberhand, bald wieder offen. Als er seinen Mann am Sonntagvormittag liebte, lehnte Marina in der Zimmertür und rauchte eine seiner Zigaretten. Vincent sah sie erst nach einer Weile. Sein spontaner Impuls, sie zu verscheuchen, verflog, als er bemerkte, wie sehr es Marc anmachte, von ihr beobachtet zu werden. Er drehte seinen Körper extra in bestimmte Stellungen, um Marina eine gute Aussicht auf ihre Liebe zu ermöglichen. Natürlich reizte das Spiel auch Vincent, da war er ganz ehrlich zu sich, und er präsentierte Marina eine tolle Show, zeigte ihr, was er zu bieten hatte, und nagelte dann Marc in die Matratze.

An der Tür entledigte sich Marina ihrer Schlafshorts und legte ihre Finger fast schon demonstrativ an ihre haarlose Scham. Sie spielte mit sich, stellte ein Bein gegen den Türrahmen, öffnete sich regelrecht und verschaffte Vincent sehr geschickt einen perfekten Ausblick auf sich. Sie war nicht die erste Frau, die er intim ansah, aber die erste, die ihm so sehr gefiel, dass er sich vorstellen konnte, seinen Schwanz in ihre Feuchtigkeit zu tauchen, vielleicht sogar seine Zunge.

Er schlang seine Arme um Marc, biss ihn sanft in den Nacken, stieß sich noch ein paar Mal in den für ihn so vertrauten, geliebten Körper und kam mit einem tiefen Stöhnen. Seine Hand glitt zu Marcs Penis, umfasste ihn und schon floss dessen Samen über seine Finger. Er schloss die Augen und überließ sich ganz dem Genuss. Als er sie wieder öffnete und zur Tür sah, war Marina verschwunden.

„Das war irre, Vince“, keuchte Marc.

„Irre gefährlich“, grollte der.

„Warum denn das?“, wunderte sich Marc.

„Ich will nicht Darsteller eines heimlich gedrehten Sexvideos werden.“

„Das würde Marina niemals tun.“

„So gut kennst du sie nicht, um das zu beurteilen“, beharrte Vincent. Während Marina und Marc das Frühstück machten, ging er in sein Arbeitszimmer, rief eine Datei mit einem Mustervertrag in seinem Notebook auf, änderte den Text noch etwas ab und druckte ihn dann aus. Marina zuckte erschrocken zusammen, als er ihr das Papier zur Unterschrift vorlegte. „Wenn du hier wohnen möchtest, musst du diese Diskretionserklärung unterschreiben“, teilte er ihr mit.

„Aber Vince, Marina ist Familie.“ Marc war es sichtlich furchtbar peinlich, wie sein Mann Marina gerade behandelte, so ungehobelt und misstrauisch.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle besser“, beschied ihm Vincent.

„Aber …“

Vincents Braue schnellte nach oben. „Keine Diskussion, Marc!“

Mit einem wütenden Aufschrei sprang der vom Stuhl und stürmte aus dem Raum.

„Erklärst du mir bitte, was ich da unterschreiben soll?“, bat Marina.

„Selbstverständlich“, entgegnete Vincent und setzte ihr haarklein auseinander, was sie durfte und was nicht, sobald sie die Erklärung unterschrieben hatte. Er verlangte von ihr lediglich Diskretion und vor allem wollte er peinliche Fotos und Filme von seinem Sexleben vermeiden.

„Brummbär!“, meinte sie mit einem kleinen Lächeln, während sie schwungvoll ihre Unterschrift auf das Papier kritzelte. Danach gab sie ihm einen Luftkuss. Vincent schloss es in seinen Schreibtisch ein. Womöglich zerriss es Marc sonst vor Wut, wenn es ihm in die Hände fiel.

Als Vincent in die Küche zurückkam, saß auch Marc dort wieder. Marina und er plauderten über die gerade stattfindende Fashion Week. Heute Abend würde Marina laufen und deshalb wunderte sich Vincent, weshalb sie sich beim Essen, jedenfalls für ein Model, so wenig zurückhielt. Anna zählte jede Kalorie ab, Marina schien sich da freier zu fühlen und kotzte nicht. Das hätte Vincent bemerkt, denn er kannte von Marc die Anzeichen eines solchen Verhaltens.

„Du gibst dich ja entspannt“, entfuhr es Vincent, weil sie sich ein Toast mit einer Scheibe Roastbeef belegte. Gleich darauf hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Vor Marc über das Essverhalten eines Models zu reden. Wie unbedacht von ihm!

„Ach, ich habe das Glück, nicht zuzunehmen und das ist keine Ausrede. Das kommt von meinem Papa, er ist sehr dünn und muss wahnsinnig viel essen, sonst nimmt er ab. Außerdem laufe ich heute als Mann.“

„Wie ungewöhnlich.“

„Ich habe Karten für die Show, aber ob ich dich mitnehmen werde, bezweifele ich“, fauchte Marc, weil er immer noch beleidigt war. Vincent lächelte seinen Mann selbstbewusst an, zog ihn an dessen T-Shirt zu sich heran und küsste ihn innig.

„Na gut“, stöhnte Marc, als Vincent seine Lippen freigab.

„Ich will auch so einen Kuss“, beschwerte sich Marina.

„Von wegen.“ Darauf ließ sich Vincent nicht ein und auch Marc hielt sich bei ihr zurück. Die Wochenenden gehörten dem Paar. Vincent sah Marc das schlechte Gewissen an. Gut so! Vincents Geduld war nicht grenzenlos.

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V ist total sexy, auf eine bärige, brummelige Art. Er lässt mich seine Zigarillos rauchen, beim Alkohol nervt er. Von mir aus! Solange er mich in der Wohnung leben lässt. Mein Anblick schockierte ihn. Ich sehe J wirklich sehr ähnlich. Am liebsten hätte ich Bär ganz fest in den Arm genommen und getröstet, allerdings hält er mich auf Distanz. Ich musste innerlich so lachen, als er mir den Wisch zu Unterschreiben vorgelegt hat. Als würde ich ihn und M jemals beim Sex filmen. Non! Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie weh es tut, wenn jemand, den du liebst, dein Vertrauen missbraucht und dich heimlich aufnimmt. Zum Glück haben das damals Papas Leibwächter geregelt.

Drei

So ganz sicher war sich Vincent nicht, ob er Marina als Mann zurechtgemacht sehen wollte. Sie ähnelte schon als Frau Jamie in fataler Weise. Eigentlich gab es nur zwei Gründe, weshalb er mitkam. Er flog nicht jedes Wochenende nach New York, um dann Marc alleine ausgehen zu lassen - und er hatte Angst um ihn.

Sollte Marc zusammenbrechen, sobald er Marina in Männerkleidung sah, musste Vincent ihn auffangen und für ihn da sein.

Marc war in der gemieteten Stretchlimousine aufgekratzt und guter Dinge. An der Straßenecke ließen sie Marina raus und sich selbst vom Chauffeur erst einmal zum Shoppen fahren. Sie suchten nach einem Geschirr für ihre New Yorker Wohnung, das ihnen beiden gleichermaßen gefiel. Derzeit benutzten sie das, was bereits zur Küchenausstattung gehörte, als sie die Wohnung gekauft hatten, keine Durchschnittsware, allerdings spiegelte es auch keinerlei Individualität wider. Marc wollte immer, dass Vincent sich wohl fühlte, und wäre daher mit allem einverstanden gewesen, was dieser sich ausgesucht hätte. Vincent machte aber den Vorschlag, gemeinsam auf die Pirsch zu gehen. Sie beeilten sich nicht mit dem Erwerb, weil sie so viel Freude an der Suche hatten.

Endlich begann der Einlass für die Show und natürlich wurde die Presse auf sie aufmerksam. Vincent blieb einsilbig, Marc lobt den Designer mit einigen höflichen Worten und log dabei das Blaue vom Himmel herunter, behauptete, dessen Kleidung regelmäßig anzuziehen. In Wirklichkeit trug er in seiner Freizeit am liebsten T-Shirts mit Scherzaufdrucken vom Grabbeltisch und keine überteuerten Designerklamotten. Diese Show besuchte er nur aus einem einzigen Grund, er wollte Marina auf dem Laufsteg sehen. Das war aber seine persönliche Angelegenheit und ging niemanden etwas an. Jemand befragte ihn auch zu Marina und er flunkerte ihm vor, sie sei seine Cousine. Das Foto von ihm und ihr wäre aus einer ungünstigen Perspektive gemacht worden, die mehr suggerierte, als dahinter steckte. Als seine Cousine bezeichnet zu werden, war sicherlich für Marina eine gute Werbung.

Vincent legte ihm den Arm schützend um die schmalen Schultern und führte ihn aus der Pressetraube heraus. Im Showroom trafen sie dann erst einmal auf Vincents Bruder Michael. „Was machst du denn hier?“, fragte Vincent verblüfft und drückte ihm warmherzig die Hand.

„Du wirst es nicht glauben, ich arbeite hier im Sanitätsdienst. Anna läuft auf der Show, ergatterte aber leider keine Karte für mich. Da habe ich gedacht, ich frage einfach nach, ob sie noch medizinisch ausgebildetes Personal brauchen, und weil das der Fall war, stehe ich herum.

„Wunderbar! Anna bekommt endlich Aufträge von namhaften Designern. Ich gratuliere.“

„Ja, erstaunlich, was? Dabei ist ihre Entbindung erst einen Monat her. Der Designer hat sie auf dem Foto von Franks Bondage-Ausstellung gesehen und anfragen lassen, ob sie schon wieder verfügbar ist. Anna teilte ihm mit, es sei ihr unmöglich, sich innerhalb eines Monats auf das Gewicht eines Laufstegmodels herunterzuhungern, aber er erkundigte sich nur, wie ihre Maße zum Zeitpunkt der Show wären, und ließ einige Kleider anpassen.“

„Und wo ist Zoe?“, fragte Marc.

„Schläft im Backstagebereich in ihrem Kinderwagen. Ich schaue gelegentlich nach ihr. Wird der Rummel zu groß, nehme ich sie in den Sanitätsraum mit. Sie ist der Liebling der Models. Der Designer wollte, dass Anna sie mit auf die Bühne nimmt. Na von wegen! Blitzlicht ist nix für Säuglinge.“

„Stimmt!“, pflichtete Vincent ihm bei. Er bemerkte, wie einer der Platzanweiser der Show ganz unruhig darauf wartete, sie zu ihren Plätzen zu führen.

„Wir müssen wohl“, meinte er. „Sehen wir uns später Backstage?“

„Wahrscheinlich schon.“

Man hatte sie in der ersten Reihe untergebracht, ein Zeichen dafür, wie populär Angel immer noch war. Die Fotoapparate blitzten und erneut prasselten Fragen auf Marc ein, die er mit freundlichen Floskeln beantwortete. Als er seine Sonnenbrille aufsetzte, deuteten die Journalisten es richtigerweise als seinen Hinweis, nun nicht mehr behelligt werden zu wollen, und sie hielten sich daran. Nach links und rechts plauderte er nun mit anderen Prominenten und auch Vincent wurde in einige Gespräche verwickelt.

Schließlich begann die Show. Offensichtlich ließ sich der Designer derzeit von der SM-Szene inspirieren, was erklärte, weshalb er Anna engagiert hatte. Zwar war sie kein SM-Model, hatte sich aber im Rahmen einer solchen Ausstellung als Besucherin fotografieren lassen. Vincent fragte sich, ob sich ihre Figur von denen ihrer Kolleginnen unterschied. Sie wirkte genauso schlank wie die übrigen Mädchen – und das einen Monat nach ihrer Entbindung! Die Modeszene war verrückt!

Als die ersten Männer den Laufsteg betraten, setzte Vincent schnell seine Sonnenbrille auf. Was immer auf ihn zukam, keine Kamera sollte eine emotionale Reaktion von ihm einfangen.

Himmel! Es kam schlimmer, als er befürchtet hatte. Marina sah Jamie nicht irgendwie ähnlich, sie glich ihm in diesem Augenblick wie ein Zwilling. Zitternd tastete Marc nach seiner Hand. Zum Glück bemerkte niemand von der Presse die Zusammenhänge. Marina war nur ein Model von vielen in der Männergruppe und Angel hatte auch schon früher mit seinem ständigen Begleiter Händchen gehalten. Wahrscheinlich würde es wieder Bilder und Filmaufnahmen davon geben. Wenn Marc nur nicht die Nerven verlor und mitten in der Show aufsprang oder anfing zu heulen. Die üblichen Kommentare über die Art ihrer Beziehung ließen sich gut ignorieren. Eine öffentliche Analyse und Zerfledderung seines Seelenlebens brauchten sie allerdings gar nicht.

„Vince, halte mich fest“, bat Marc mit zittriger Stimme.

Sofort legte der den Arm locker um Marcs schmale Schultern, beugte sich zu ihm und tat so, als würde er mit ihm plaudern. In Wirklichkeit redete er nur dummes Zeug, an das er sich später selbst kaum noch erinnerte. Dennoch beruhigte es Marc und das Zittern ließ nach. Endlich endete das Defilee der Männer. Bei ihrem zweiten Auftritt war Marina ganz anders zurechtgemacht und ihr Anblick wirkte nicht mehr so aufwühlend. Zum Glück!

Nach der Show nahm Michael seinen Bruder und seinen Schwager erst einmal zur Seite und führte sie in den Sanitätsraum. „Mir fiel dieser Junge auf, der aussah wie Jamie, und da dachte ich mir, ihr braucht ein wenig Ruhe.“

Er gab Marc ein Glas Wasser und eine Tablette, die dieser widerspruchslos schluckte. „Das ist kein Junge, das ist Marina, Jamies Cousine“, erklärte Marc mit matter Stimme.

Vincent löste seine Krawatte, öffnete das Hemd um zwei Knöpfe und zog sich das Sakko aus, denn der Schweiß lief ihm unter dem Stoff den Rücken hinab. Normalerweise schwitzte er auch bei höheren Temperaturen nicht in seinem Anzug. Was war nur los mit ihm? Er bekam ebenfalls ein Wasser und eine Tablette. „Was ist das?“, fragte er.

„Ein leichtes Beruhigungsmittel“, erklärte Michael.

„Ich brauche so etwas nicht“, behauptete Vincent.

„Ärztliche Anordnung!“, sagte Michael mit strenger Stimme und Vincent schluckte das Ding, zu matt, um auf seiner eigenen Meinung zu beharren.

„Vielleicht solltet ihr besser nach Hause fahren“, empfahl Michael.

„Aber Marina wartet Backstage auf uns. Wir wollen noch ein bisschen feiern gehen.“ Marc verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust und Michael hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände.

„Und ich will meine Nichte Zoe sehen“, beharrte Vincent. Er trank sein Wasser aus und zog das Sakko wieder an. Allerdings steckte er die Krawatte nachlässig in seine Tasche.

„Heute keinen Alkohol mehr!“, bestimmte Michael. „Der verträgt sich nicht so gut mit dem Wirkstoff des Medikaments, das ich euch gegeben habe.

„In Ordnung“, stimmte Vincent zu.

Auf dem Weg zum Backstagebereich wunderte sich Michael über Vincent, der sonst immer großen Wert darauf legte, wie aus dem Ei gepellt auszusehen. Ohne Frage, das aufgeknöpfte Hemd stand ihm, er wirkte sogar ausgesprochen sexy, soweit ein Bruder so etwas beurteilen konnte. Dennoch verhielt sich Vincent ungewöhnlich.

Anna umarmte die beiden erfreut, und da Zoe wach war, nahm Vincent seine kleine Nichte natürlich sofort auf den Arm.

„Stopp“, fauchte er einen Fotografen an, als dieser versuchte, ihn und Marc gemeinsam mit dem Baby abzulichten. Michael hatte das Heranschleichen des Medienvertreters noch gar nicht bemerkt. Kam es darauf an, agierte Vincent wie ein Pitbull, um seine Lieben zu verteidigen. Er hatte eine scharfe Zunge, und wenn die nicht half, schob er seinen kräftigen Körper zwischen den aufdringlichen Presseheini und diejenigen, die er beschützen wollte.

„Kein Interesse an süßen Babyfotos?“, fragte der Fotograf mit einem entwaffnenden Lächeln.

„Minderjährigenschutz!“, blaffte Vincent.

„So ein Babyfoto wäre doch eine gute Werbung für Sie, Anna.“

„Sie verzichtet darauf“, zischte Vincent. „Und nun hau ab!“

„Schlecht drauf, heute, was Gable?!“, meinte der Fotograf, verschwand aber, wie befohlen.

Vincent gab Zoe einen Kuss und legte sie zurück in ihren Kinderwagen. „Wir ziehen zu viel Aufmerksamkeit auf uns, wenn wir hier gemeinsam herumzustehen. Sehen wir uns später noch?“

„Anna und ich sind bei Rea Weston eingeladen.“

Vincent pfiff durch die Zähne. „Das Supermodel.“

„Das ist eher ein Geschäftskontakt für mich.“ Michael lächelte stolz, Rea zu seinen Patientinnen zu zählen. Ganz frei von Eitelkeit war er diesbezüglich nicht. Er gehörte jetzt zu der Riege der Prominentenärzte, das tat dem Selbstbewusstsein schon gut.

„Vielleicht gelingt es uns, gemeinsam zu Rea zu gehen? Ich schau nach, ob ich ihre Nummer noch im Handy habe.“ Marc klickte sich durch sein Telefonbuch, und als er den Kontakt gefunden hatte, rief er spontan bei Rea an. Kurze Zeit später hatten er, Vincent und Marina eine Einladung zu Reas privater Party.

„Wie praktisch“, staunte Michael.

„Wir sehen uns dort“, verabschiedete sich Vincent zügig und zog Marc mit sich. Er wollte kein zweites Mal Gefahr laufen, mit Zoe abgelichtet zu werden. Gelangte so ein Foto erst in den Umlauf, war es juristisch schwieriger, den Geist wieder in die Flasche zurückzudrängen, hatte Vincent seinem Bruder einmal erklärt. Die anderen Journalisten konnten dann argumentieren, Michael und Anna hätten schon vorher Fotos ihres Babys zugelassen.

Vincent und Marc suchten nach Marina und als sie sie fanden, umarmte Marc sie. Erneut gab es jemanden, der ein Foto davon schoss.

„Keine Spur eifersüchtig, Mr. Gable?“, wurde er befragt.

„Aus welchem Grund?“, konterte er.

„Miss Bernard wirkt sehr vertraut mit Angel.“

„Ist sie ja auch, familiär vertraut.“

„Was für ein Verwandtschaftsgrad war das doch gleich?“, fragte der Interviewer.

„Ich glaube nicht, dass ich Lust habe, Ihre Arbeit zu erledigen“, verabschiedete sich Vincent, schlang seinen Arm um Marinas schmale Taille und ließ sich von ihr ebenfalls einen Kuss auf die Wange geben. Sollten die Presseleute denken, was sie wollten.

Während sie auf ihre Limousine warteten, rief Vincent Michael auf seinem Handy an und erkundigte sich, ob er und Anna eine Mitfahrgelegenheit brauchten. Die beiden suchten eine und so sammelten sie sie unauffällig ein. Außerdem hatte Anna ein Tuch über den Kinderwagen gelegt, damit niemand hinein fotografierte. Das Interesse der Fotografen an ihrem Baby überraschte sie. Sie selbst war nicht sehr prominent, aber scheinbar hielten die Spinner auf alles, was auch nur annähernd mit Angel zu tun hatte.

Die Pressevertreter auf der Straße vor Reas Wohnblock umgingen sie, indem sie sich in die Tiefgarage fahren ließen und von dort das Wohnhaus betraten. Bei Rea traf Vincent auf JJ. Er war ihr Anwalt und privat ein bisschen mit ihr befreundet. In JJs Begleitung befand sich der junge Designer, den Vincent vom Zeitungsfoto wiedererkannte. JJ vernachlässigte seine Eroberung aus der Modeszene etwas und unterhielt sich lieber mit seinem Ex.

„Dein Anhang schaut schon die ganze Zeit herüber“, meinte Vincent nach einer Weile.

„Man sollte Gespielen nicht zu sehr verhätscheln“, amüsierte sich JJ und strich Vincent voller Zuneigung durch die schwarzen Haare. Mit dem Zeigefinger fuhr er dessen Ausschnitt nach. „Heute ohne Krawatte? Das steht dir gut.“

„Wehe, du verwickelst mich in eine Eifersuchtsszene“, drohte Vincent, ließ die forschenden Finger von JJ aber gutmütig seine Brusthaare durchkraulen.

„Dein Marc ist ganz schön hin und weg von Marina“, meinte JJ und deutete auf die Couch, wo Marina und Marc miteinander schmusten.

„Er mag es eben kuschelig.“ Vincent zuckte mit den Schultern. Er brauchte JJ nicht alles auf die Nase zu binden.

„Ich bin scharf auf dich, Vince!“, raunte ihm JJ ins Ohr.

„Hier, in Reas Wohnung?“ Das erschien Vincent zu unhöflich der Gastgeberin gegenüber zu sein. Andererseits fühlte er sich von Marc etwas vernachlässigt und da kam ihm sein Ex gerade genau richtig.

„Ich habe den Schlüssel zum Arbeitszimmer, das benutze ich manchmal, wenn ich für Rea Verträge durchsehe.“

„Ich bin ziemlich verschwitzt, JJ. Aus irgendeinem Grund war es mir auf der Show zu heiß.“

„Ich liebe dich auch verschwitzt“, gurrte JJ. „Schenk deinem alten Freund einen Quickie.“

„Wo ist dieses Arbeitszimmer?“

„Den Flur runter und die dritte Tür rechts.“

„Geh schon vor!“

Vincent schlenderte zu Marc und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich will etwas mit JJ besprechen.“ Sein Mann konzentrierte sich so sehr auf Marina, dass er kaum zuhörte und abgelenkt nickte. Auch gut. Marc würde noch merken, was lief!

Im Arbeitszimmer zog JJ Vincent sofort in die Arme. Sie küssten sich vertraut, wie zwei Männer, die sich einmal geliebt hatten und sich nach wie vor emotional verbunden fühlten. Zärtlich knöpfte ihm JJ das Hemd auf. Ausgiebig fuhr er mit gespreizten Fingern durch das Brusthaar.

„Wer fickt wen?“, provozierte Vincent ihn. JJ liebte seinen großen Schwanz und mochte es andererseits auch wahnsinnig gerne, Vincents Arsch zu erobern.

„Wechseln wir und ab?“, bat JJ und fasste ihn in den Schritt.

„Von wegen! Wir haben zu wenig Zeit. Und dein Designer sah bei meinem Weggang nicht so aus, als hätte er grenzenlose Geduld.“

„Du mich“, murrte JJ.