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Colleen Hoover

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Beschreibung

Colleen Hoovers neue heiße Achterbahnfahrt der Gefühle Ein Mädchen als Mitbewohnerin in der WG? Nichts lieber als das, denkt Warren. Vor allem, wenn besagte Mitbewohnerin so überaus attraktiv und sexy ist wie Bridgette. Doch Warren gegenüber verhält sich Bridgette kaltschnäuzig und abweisend. Offensichtlich hasst sie ihn aufs Blut … oder doch nicht? Was, wenn die Leidenschaft, mit der sie ihn verabscheut, eine ganz andere Leidenschaft verbirgt? Genau die plant Warren aus ihr herauszukitzeln. Ein gefährliches Spiel beginnt, bei dem Warren Gefahr läuft, sein Herz zu verlieren …

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Colleen Hoover

Maybe Not

Roman

Aus dem amerikanischen Englisch von Kattrin Stier

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Für meinen guten Freund Kendall Smith.

Du warst schon an meiner Seite, als wir noch Kinder waren, und ohne dich würde ich das alles niemals schaffen.

Kapitel 1

Ich bin sicher, dass in der Hölle der Alarmton meines Weckers in voller Lautstärke über ein Lautsprechersystem abgespielt wird, um die Schreie der ganzen verlorenen Seelen dort zu übertönen.

Schon allein deswegen würde ich niemals einen Mord begehen: weil ich diesen Ton unmöglich für alle Ewigkeit ertragen könnte. Ich halte ihn ja noch nicht einmal für fünf Sekunden aus.

Ich strecke die Hand aus, bringe den Wecker zum Schweigen und denke mit Grauen an den bevorstehenden Arbeitstag. Einfach ätzend, dass ich diesen beschissenen Job als Barista brauche, um meine Studiengebühren bezahlen zu können. Wenigstens lässt Ridge mir meine sporadischen Mietzahlungen durchgehen, weil ich im Gegenzug seine und Brennans Band manage. So komme ich momentan ganz gut über die Runden, aber mein Gott, wie ich das Aufstehen hasse!

Ich recke die Arme und reibe mir den Schlaf aus den Augen. In dem Augenblick, als meine Finger die Augen berühren, glaube ich zunächst, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet haben und ich bereits in der Hölle schmore.

Scheiße! Dieser gottverdammte Mistkerl! Ich bringe ihn um!

»Ridge!«, brülle ich.

Oh Gott, tut das weh.

Ich stehe auf und versuche, meine Augen zu öffnen, aber sie brennen zu sehr, um zu irgendetwas zu taugen. Es ist der älteste Streich, den man sich denken kann, und ich kann es kaum glauben, dass ich drauf reingefallen bin. Mal wieder.

Ich kann meine Shorts nicht finden – es tut so beschissen weh – und so stolpere ich blind ins Bad, um mir den Chili-Saft von Augen und Händen abzuwaschen. Ich ertaste den Türknauf, reiße die Tür auf und renne schnurstracks zum Waschbecken. Ich bin ziemlich sicher, dass ich ein Mädchen kreischen höre, aber das könnte ebenso gut ich selbst sein, der da kreischt.

Ich halte die Hände unter das laufende Wasser und schöpfe es mir an die Augen, bis das Brennen langsam aufhört. Als der Schmerz in meinen Augen nachlässt, spüre ich einen Schmerz an meiner Schulter, der von wiederholten Schlägen herrührt, die auf sie herniedergehen.

»Verpiss dich, du Spanner!«

Inzwischen bin ich wach genug, um zu begreifen, dass da wirklich ein Mädchen kreischt und auf mich einschlägt. In meinem Badezimmer.

Ich schnappe mir ein Handtuch und drücke es an meine Augen, während ich ihre Schläge mit dem Ellbogen abwehre.

»Ich war auf dem Klo, du perverser Blödmann! Verschwinde!«

Scheiße, Mann, kann die zuschlagen! Ich kann sie noch immer kaum sehen, doch ich erkenne Fäuste, wenn sie auf mich zufliegen. Ich packe sie an beiden Handgelenken, um sie von weiteren Angriffen abzuhalten.

»Hör auf, mich zu schlagen!«, brülle ich.

Die Badezimmertür, die in den Wohnbereich führt, geht auf und mein linkes Auge ist funktionsfähig genug, um zu erkennen, dass Brennan dort steht. »Was zum Teufel ist denn hier los?« Er läuft auf uns zu, löst meine Hände von ihren Handgelenken und stellt sich zwischen uns. Ich tupfe wieder mit dem Handtuch an den Augen und kneife sie zu.

»Er ist hier einfach reingeplatzt, während ich auf dem Klo war!«, kreischt das Mädchen. »Und er ist nackt!«

Ich öffne ein Auge und blicke an mir hinab. Ich bin tatsächlich splitterfasernackt.

»Mein Gott, Warren. Zieh dir was an«, sagt Brennan.

»Woher sollte ich ahnen, dass man mich in meinem eigenen Bad überfallen würde?«, sage ich und zeige auf sie. »Was hat sie überhaupt in meinem Bad zu suchen? Deine Mädchen können dein Bad benutzen.«

Brennan hält sofort abwehrend beide Hände in die Höhe. »Sie hat die Nacht nicht mit mir verbracht.«

»Total krank«, murmelt das Mädchen.

Keine Ahnung, warum Ridge es für so eine tolle Idee hielt, eine Vierzimmerwohnung zu mieten. Auch wenn momentan eines der Zimmer leer steht, sind trotzdem zwei Leute zu viel hier. Vor allem, wenn Gäste über Nacht bleiben und keine Ahnung haben, welches Bad wem gehört.

»Also«, sage ich, während ich beide in Richtung der Tür schiebe, die zum Wohnbereich führt. »Das hier ist mein Bad und ich würde es gerne benutzen. Es ist mir egal, wo oder mit wem sie geschlafen hat; sie kann jedenfalls dein Bad benutzen. Dieses hier gehört mir.«

Brennan hält einen Finger in die Höhe und wendet sich zu mir. »Eigentlich«, sagt er, »teilst du dir dieses Bad, und zwar mit diesem Zimmer.« Er deutet auf die Tür, die in das andere Schlafzimmer führt. »Und dieses Zimmer gehört jetzt …«, damit deutet er auf das Mädchen, »Bridgette. Unserer neuen Mitbewohnerin.«

Ich erstarre.

Warum hat er sie gerade als Mitbewohnerin bezeichnet?

»Was meinst du mit Mitbewohnerin? Keiner hat mich gefragt, ob ich eine neue Mitbewohnerin haben möchte!«

Brennan zuckt die Schultern. »Du zahlst ja nicht mal deine Miete, Warren. Da kannst du kein Mitspracherecht erwarten, wer hier einzieht oder nicht.«

Brennan weiß genau, dass ich keine Miete zahle, weil ich dafür die Band manage, aber es stimmt schon, dass Ridge den Großteil der Kosten übernimmt. Insofern hat er dummerweise recht.

Das ist nicht gut. Ich kann mir nicht das Bad mit einem Mädchen teilen. Schon gar nicht, wenn sie so zuschlagen kann. Und noch weniger, wenn sie über so viel gebräunte Haut verfügt.

Ich wende den Blick von ihr ab. Es irritiert mich, dass sie so gut aussieht. Es irritiert mich, dass sie genau mein Typ ist, mit ihrem langen, hellbraunen Haar und der Art, wie sie es zurückgebunden hat. So zerzaust und so.

Verdammt!

»Tja, das war jetzt wirklich ein ganz reizendes Kennenlern-spielchen«, sagt Bridgette und kommt auf mich zu. Sie packt mich bei der Schulter und schiebt mich in mein Zimmer zurück. »Jetzt kannst du warten, bis du an der Reihe bist, Herr Nachbar.«

Damit knallt sie mir die Badezimmertür vor der Nase zu und ich stehe wieder in meinem Zimmer. Noch immer nackt. Und vielleicht ein klein wenig zurechtgestutzt.

»Und du kannst auch gehen«, höre ich sie zu Brennan sagen, bevor auch die Tür zum Wohnzimmer zuschlägt. Sekunden später läuft das Wasser in der Dusche.

Sie steht unter der Dusche.

Unter meiner Dusche.

Wahrscheinlich hat sie gerade ihr T-Shirt ausgezogen und es auf den Boden geworfen und sich ihr Höschen von den Hüften gezogen.

Ich bin verloren.

Meine Wohnung ist mein Heiligtum. Meine Höhle. Der einzige Ort, an dem mein Leben nicht von Frauen bestimmt wird. Mein Chef ist eine Frau, an der Uni habe ich nur mit Professorinnen zu tun, meine Schwester und meine Mutter sind natürlich Frauen. Wenn jetzt auch noch Bridgette kommt und von meiner Dusche Besitz ergreift mit all ihren Frauenutensilien und Shampoos und Damen-Rasierern und Shit, dann bin ich am Ende. Das ist meine Dusche.

Ich gehe zu Ridges Zimmer hinüber und betätige ein paarmal den Lichtschalter, um ihn zu warnen, dass ich gleich reinkomme. Er ist nämlich taub und kann daher weder ein Klopfen hören noch, dass ich in sein Zimmer trampele wie ein kleines Kind, das gleich seinen kleinen Bruder verpetzen will.

Ich schalte noch zweimal hin und her und reiße dann die Tür auf. Verschlafen richtet er sich auf und stützt sich auf die Ellenbogen. Er bemerkt den Ärger in meinem Gesicht und muss lachen, da er fälschlicherweise annimmt, ich wollte mich bei ihm wegen des Chili-Streichs beschweren.

Es wurmt mich, dass ich darauf reingefallen bin, aber ich schlafe einfach so tief, dass es ihm immer wieder gelingt.

»Der Streich war bescheuert«, bedeute ich ihm in Gebärdensprache. »Aber deswegen bin ich nicht hier. Wir müssen reden.«

Er setzt sich im Bett auf und streckt den Arm nach seinem Wecker aus, um die Uhrzeit erkennen zu können. Genervt sieht er mich an. »Es ist halb sieben«, gebärdet er. »Was zum Teufel müssen wir um diese Uhrzeit besprechen?«

Ich deute in Richtung des Zimmers unserer neuen Mitbewohnerin.

Bridgette.

Ich hasse ihren Namen.

»Du hast das Zimmer an ein Mädchen vergeben?« Ich mache die Gebärde für Mitbewohnerin und fahre fort: »Warum lässt du ausgerechnet ein Mädchen hier bei uns einziehen?«

Ridge macht die Gebärde für Brennans Namen. »Das ist alles seine Schuld. Es war klar, dass er ein Nein als Antwort nicht akzeptiert hätte.«

Ich lache. »Und seit wann kümmert Brennan sich ernsthaft um Mädchen?«

»Das habe ich gehört«, sagt Brennan hinter mir. »Und die Gebärden habe ich auch gesehen.«

Ich drehe mich zu ihm. »Umso besser. Dann kannst du ja jetzt meine Frage beantworten.«

Er wirft mir einen bösen Blick zu und schaut dann Ridge an. »Schlaf weiter. Ich kümmere mich um das Trotzkind hier.« Er bedeutet mir, ihm ins Wohnzimmer zu folgen, und schaltet beim Rausgehen das Licht in Ridges Zimmer wieder aus.

Ich mag Brennan sehr, aber wir kennen uns schon so lange, dass es sich manchmal anfühlt, als wäre er mein kleiner Bruder. Mein obernerviger kleiner Bruder. Mein kleiner Bruder, der plötzlich meint, es wäre eine gute Idee, seine Frauen in unserer WG unterzubringen.

»Es ist nur für ein paar Monate«, sagt Brennan und geht in Richtung Küche. »Sie steckt grad in der Klemme und braucht ein Zimmer.«

Ich folge Brennan in die Küche. »Seit wann versorgst du Leute mit Notunterkünften? Du behältst deine Mädchen doch sonst nicht mal über Nacht da, geschweige denn, dass du sie bei dir einziehen lässt. Bist du etwa in sie verliebt? Wenn das der Fall sein sollte, dann ist das die schwachsinnigste Entscheidung, die du je getroffen hast. Nächste Woche bist du sie leid, und was dann?«

Brennan dreht sich zu mir um und hebt besänftigend die Hand. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass es so nicht ist. Wir sind nicht zusammen und werden es nie sein. Aber sie bedeutet mir etwas und sie steckt in der Klemme und wir werden ihr helfen, okay?« Er nimmt sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schraubt sie auf. »Wird schon nicht so schlimm werden. Sie studiert und arbeitet Vollzeit. Vermutlich wird sie also kaum hier sein und du wirst sie gar nicht bemerken.«

Ich stöhne frustriert und fahre mir mit den Händen übers Gesicht. »Na toll«, murmele ich. »Das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann, ist irgendeine Tussi, die mein komplettes Bad mit Beschlag belegt.«

Brennan verdreht die Augen und geht zurück in sein Zimmer. »Es ist nur ein Badezimmer, Warren. Du benimmst dich wie ein kleiner Pisser.«

»Sie hat mich geschlagen!«, sage ich zu meiner Verteidigung.

Brennan zieht eine Augenbraue in die Höhe. »Genau das meinte ich.« Er geht in sein Zimmer und macht die Tür hinter sich zu.

In der Dusche wird das Wasser abgestellt und ich höre, wie der Duschvorhang beiseitegezogen wird. Sobald sich die Tür zu ihrem Zimmer schließt, gehe ich zum Badezimmer. Zu meinem Badezimmer. Ich versuche, die Tür vom Wohnzimmer aus zu öffnen, aber sie ist von innen verschlossen. Ich gehe durch mein Zimmer und probiere es an der Tür dort, doch auch die ist verschlossen. Ich marschiere aus meinem Zimmer direkt in ihres. Meine Augen erhaschen einen kurzen Blick auf sie, ehe sie kreischend ein Handtuch vor sich hält.

»Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?«

Sie nimmt einen Schuh und wirft ihn nach mir. Er trifft mich an der Schulter, doch ich zucke nicht einmal zusammen. Ich beachte sie gar nicht, sondern gehe ins Bad, wo ich die Tür hinter mir zuknalle. Ich lehne mich dagegen, schließe hinter mir ab und mache dann die Augen zu.

Verdammt, die Frau ist echt heiß.

Warum muss sie so heiß sein?

Und ich weiß, dass es nur ein kurzer Blick war, aber … Es ist ja schon schlimm genug, sich das Bad mit einer Frau teilen zu müssen, aber noch dazu mit einer, die echt heiß ist! Und eindeutig einen Hang zur Gewalt hat. Ein heißes Mädel mit schön gebräunter Haut und Haaren, die so lang und dick sind, dass sie ihre Brust bedecken, wenn sie nass sind, und … Shit, shit, shit.

Ich hasse Brennan. Ich hasse Ridge. Und gleichzeitig bin ich so froh, dass sie mir das hier antun.

Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht, eine Mitbewohnerin zu haben.

»Hey, Arschloch!«, ruft sie durch die Tür. »Ich hab alles warme Wasser aufgebraucht. Viel Spaß!«

Vielleicht doch nicht.

Ich marschiere zu Brennans Zimmer und reiße die Tür auf. Er packt gerade seinen Koffer und blickt nicht einmal auf, als ich auf ihn zukomme.

»Was ist denn jetzt noch?«, fragt er genervt.

»Ich hab eine Frage und will, dass du sie ehrlich beantwortest.«

Er seufzt und dreht sich zu mir um. »Was denn?«

»Hast du mit ihr geschlafen?«

Er sieht mich an, als wäre ich ein Idiot. »Nein. Das hab ich dir doch schon gesagt.«

Es pisst mich an, dass er so reif und gelassen mit der Situation umgeht, weil ich mich angesichts meiner Reaktion so unreif fühle. Seit ich Ridge kenne, war Brennan immer der Unreife, Kleine. Mein Gott, wie lang ist das her? Zehn Jahre? Ich bin 24, Brennan 22 … Genau. Zehn Jahre. Seit zehn Jahren sind die beiden meine besten Freunde und heute fühle ich mich Brennan zum ersten Mal unterlegen.

Das gefällt mir nicht. Ich bin doch hier der Vernünftige. Na ja, nicht so vernünftig wie Ridge natürlich, aber das ist keiner. Immerhin manage ich Brennans Band und das mache ich verdammt gut. Warum kann ich dann meine eigene Reaktion jetzt nicht unter Kontrolle halten?

Weil. Weil ich weiß, wenn ich diese neue Mitbewohnerin nicht auf der Stelle loswerde, dann werde ich mich unsterblich in sie verlieben. Und wenn ich mich unsterblich in sie verliebe, dann muss ich vorher klären, dass Brennan nicht in sie verliebt ist.

»Du musst es ehrlich sagen, weil ich nämlich glaube, dass du vielleicht in sie verknallt sein könntest, und ich muss wissen, dass du das nicht bist, weil ich nämlich glaube, dass ich sie vielleicht küssen will. Und anfassen. Also so richtig, meine ich.«

Brennan packt sich an die Stirn und sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Er tritt mehrere Schritte zurück.

»Hörst du eigentlich, was du da sagst, Warren? Ich meine, fuck, Mann! Noch vor drei Minuten schreist du mich an, du hasst sie und willst sie hier nicht haben, und jetzt sagst du plötzlich, du willst sie? Bist du auf einmal schizophren?«

Er könnte nicht ganz unrecht haben.

Verdammt, was ist nur mit mir los?

Ich laufe im Zimmer auf und ab auf der Suche nach einer Lösung. Sie kann nicht hierbleiben. Aber ich will, dass sie hierbleibt. Ich kann mir nicht das Bad mit ihr teilen, aber ich will auch nicht wirklich, dass sie das Bad mit jemand anderem teilt. Scheinbar bin ich da etwas egoistisch.

Ich höre mit dem wilden Rumgerenne auf und schaue Brennan an. »Warum ist sie so gewalttätig?«

Brennan kommt zu mir und legt mir beide Hände auf die Schultern. »Warren Russell, du musst dich jetzt erst einmal beruhigen. Langsam machst du mir Angst.«

Ich schüttele den Kopf. »Ich weiß. Tut mir leid. Es ist nur … ich will gar nicht erst über eine Frau nachdenken, mit der du was am Laufen hast, deswegen muss ich jetzt sofort wissen, ob das so ist, weil wir zwei uns nämlich schon viel zu lange kennen, um uns von so was auseinanderbringen zu lassen. Aber du weißt auch, dass du mir nicht einfach ein Mädchen, das so aussieht wie sie, vor die Nase setzen und dabei erwarten kannst, dass ich nicht auf irgendwelche Gedanken komme. Außerdem hab ich sie eben nackt gesehen und jetzt kann ich gar nicht mehr anders. Ich bin verloren. Sie ist so verdammt perfekt unter den ganzen Klamotten und …« Ich blicke zu ihm empor. »Ich will nur sichergehen, dass ich hier keinem auf die Füße trete, wenn ich heute Nacht von ihr träume.«

Brennan starrt mich an, während er über mein Geständnis nachdenkt, dann klopft er mir zweimal auf die Schulter und kehrt zu seinem Koffer zurück. »Sie ist gewalttätig, Warren. Echt aggro. Vermutlich das gewalttätigste Mädchen, das ich je kennengelernt habe. Wenn sie dich im Schlaf ermordet, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Er klappt den Koffer zu und zieht den Reißverschluss zu. »Sie brauchte eine Unterkunft und wir haben ein freies Zimmer. Im Vergleich zu ihrem Leben ist das von Ridge und mir ein Zuckerschlecken gewesen. Du solltest sie also schonend behandeln.«

Ich lasse mich auf seiner Bettkante nieder. Ich versuche, ihre Lage mitfühlend zu betrachten, aber der Geschäftsmann in mir ist skeptisch. »Sie hat dich einfach so angerufen und gefragt, ob sie bei dir einziehen kann? Kommt dir das nicht ein wenig verdächtig vor, Brennan? Glaubst du nicht, es könnte etwas damit zu tun haben, dass die Band so langsam immer bekannter wird?«

Brennan wirft mir einen bösen Blick zu. »Sie ist keine Opportunistin, Warren. Das kannst du mir glauben. Und du kannst sie anbaggern, so viel du willst, das ist mir mehr als egal.«

Er geht zur Tür und schnappt sich seine Schlüssel von der Kommode. »Ich bin nächste Woche nach dem letzten Konzert wieder da. Hast du unsere Hotelzimmer reserviert?«

Ich nicke. »Ich hab dir sämtliche Bestätigungsnummern gemailt.«

»Danke«, sagt er im Gehen.

Ich lasse mich aufs Bett zurückfallen und verfluche die Tatsache, dass Brennan nicht scharf auf sie ist. Denn das bedeutet, dass sie frei ist.

Ich hatte irgendwie gehofft, sie wäre es nicht.

Doch dann muss ich lächeln, weil sie es ist.

Kapitel 2

»Was machst du da?«, gebärdet Ridge.

Ich gehe mit einem weiteren Becher voll Wasser zurück zu Bridgettes Zimmer, um ihn dort vorsichtig auf dem Boden neben all die anderen zu platzieren, bevor ich ins Wohnzimmer zurückkehre. »Sie wohnt jetzt schon zwei Wochen hier«, erkläre ich Ridge. »Wenn sie mit uns zusammenwohnen will, muss sie mit unseren Streichen leben. So sind die Regeln.«

Ridge schüttelt missbilligend den Kopf.

»Was?«, frage ich verteidigend.

Er seufzt schwer. »Sie macht mir irgendwie nicht den Eindruck, als würde sie besonders auf Streiche stehen. Ich fürchte, die Sache geht nach hinten los. Sie hat ja noch nicht mal mit uns gesprochen, seit sie hier eingezogen ist.«

Ich schüttele abwehrend den Kopf. »Sie hat nicht mit dir gesprochen, weil du taub bist und sie keine Gebärdensprache kann. Und ich glaube, mit mir hat sie nicht gesprochen, weil sie sich nicht traut.«

»Weil du sie nervst«, entgegnet Ridge. »Ich glaube kaum, dass es irgendetwas gibt, was sich dieses Mädchen nicht traut.«

Ich schüttele den Kopf. »Ich nerve sie nicht. Ich glaube, sie findet mich attraktiv und deswegen geht sie mir aus dem Weg. Weil sie weiß, dass es nicht ideal ist, wenn Mitbewohner was miteinander haben.«

Ridge deutet auf ihr Zimmer. »Und warum gibst du dir dann solche Mühe, ihr einen Streich zu spielen? Willst du, dass sie mit dir redet? Denn falls du der Meinung bist, dass Mitbewohner nichts miteinander anfangen sollten, dann solltest du vermutlich nicht …«

Ich unterbreche ihn. »Ich habe nicht gesagt, dass ich der Meinung bin, Mitbewohner sollten nichts miteinander haben. Ich habe gesagt, dass sie mir vermutlich deshalb aus dem Weg geht.«

»Du willst also was von ihr?«

Ich verdrehe die Augen. »Du kapierst es nicht? Nein, ich will nichts von ihr. Ja, ich schau ihr gerne auf den Hintern. Und ich spiele ihr nur deswegen einen Streich, weil sie sich daran gewöhnen muss, wenn sie hier leben will. Wenn du in Rom bist, dann …«

Gerade will Ridge resigniert in sein Zimmer gehen, als die Wohnungstür langsam aufgeht. Ich verschwinde schnell in meinem Zimmer und mache die Tür hinter mir zu, bevor sie mich sieht.

Ich sitze auf dem Bett und warte.

Und warte.

Und warte noch ein Weilchen.

Ich lege mich aufs Bett und warte weiter.

Sie gibt keinen Laut von sich. Ich höre nicht, dass sie wütend wird, weil ich gerade über fünfzig Pappbecher mit Wasser gefüllt und strategisch überall in ihrem Zimmer verteilt habe. Ich höre nicht, dass sie in die Küche oder ins Bad stürmt, um sie auszuschütten. Ich höre sie nicht gegen meine Tür trommeln, um mir das Wasser zur Strafe ins Gesicht zu kippen.

Ich bin total verwirrt.

Ich stehe auf und verlasse das Zimmer, aber sie ist weder in der Küche noch im Wohnzimmer. Ihre Schuhe stehen neben der Wohnungstür, wo sie sie immer auszieht, daher weiß ich, dass sie zu Hause ist. Ich weiß, dass sie in ihr Zimmer gegangen ist.

Wie enttäuschend. Ihre fehlende Reaktion gibt mir das Gefühl, dass mein Streich fehlgeschlagen ist, obwohl ich genau weiß, dass es so nicht ist. Er war genial. Sie kann sich unmöglich auch nur einen Schritt in ihr Zimmer begeben haben, ohne all diese Becher mit Wasser wegzuräumen.

Ich marschiere in mein Zimmer zurück und lege mich aufs Bett. Ich will sauer auf sie sein. Ich will sie hassen wegen ihrer null Reaktion auf meinen Streich.