Meerglück, friesisch blau - Stina Jensen - E-Book

Meerglück, friesisch blau E-Book

Stina Jensen

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Beschreibung

Der Auftakt der neuen Meerglück-Reihe von Tolino-Bestsellerautorin Stina Jensen und Hannah Juli. Berührend, geheimnisvoll und voller Überraschungen.

Nach einem Schicksalsschlag hat Liv sich von ihrem Mann getrennt und auch die geliebte Arbeit als Möbelrestauratorin aufgegeben. Dann lädt ihre Freundin sie auf deren Landgut nach Föhr ein – ausgerechnet mit der Bitte, ihr bei der Ausbesserung antiker Möbel zu helfen. Liv zögert nicht lange und begibt sich auf die Reise. Auf der Insel empfängt sie der salzige Duft des Meeres, der Wind erfrischt ihr Herz, und auch die Begegnungen mit den friesischen Bewohnern geben ihr neuen Mut. Im Stall des Gutshofs entdeckt sie eine geheimnisvolle Skulptur, verborgen zwischen altem Holz und Staub, die sie auf seltsame Weise berührt. Auf der Suche nach dem Künstler trifft Liv auf Matthis, einen Mann mit tiefgründigem Blick, und seine bezaubernde Tochter. Zwischen Sanddünen und Salzwiesen wird Matthis für Liv zu einem Anker. Doch als sie die Wahrheit über die Skulptur erfährt, gerät ihr mühsam erlangtes Gleichgewicht ins Wanken …

Ein Roman voller Inselflair – über Neuanfänge, Geheimnisse und die heilende Kraft der Liebe.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Erstausgabe: März 2025

© Stina Jensen | Hannah Juli

Bahnhofstraße 11

61118 Bad Vilbel

[email protected]

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Verfasserin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Es gilt das ausdrückliche Verbot, die Textinhalte dieses Buchs zum Training und zur kommerziellen Nutzung von KI zu verwenden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Lektorat: Ivonne Keller | Ricarda Oertel

Korrektorat: Ruth Pöß das-kleine-korrektorat.de

Covergestaltung © Catrin Sommer, Rauschgold Coverdesign

Covermotiv © shutterstock.de @ ThomBal

depositphoto.de @ cheusova_art, @ planinas, @ planinas

Inhalt

Die Autorinnen

Das Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

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Nachwort

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Komm mit nach Nortrum!

Die Autorinnen

Was geschieht, wenn zwei seit vielen Jahren befreundete Autorinnen zusammen brainstormen? Sie planen eine gemeinsame Meerglück-Buchreihe!

HANNAH JULI zog als Kind der Siebzigerjahre an viele Orte der Welt bis nach Monterey in Kalifornien. Gestrandet ist sie mit ihrer Familie samt Katze in Schleswig-Holstein, wo sie neben dem Schreiben auch als freie Lektorin tätig ist. Begegnungen mit Menschen, berührende Erlebnisse, Reisen und Träume inspirieren sie zu ihren Geschichten. Auch die Liebe zum Meer findet immer wieder Niederschlag in den Romanen, von denen zwei im Ullstein Verlag erschienen sind. Unter ihrem Klarnamen Ricarda Oertel veröffentlicht die Autorin Krimis, die für diverse Literaturpreise nominiert und ausgezeichnet wurden. Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und im Syndikat.

Näheres unter hannah-juli.de und ricarda-oertel.de

STINA JENSEN hat sich unter ihrem Klarnamen Ivonne Keller zunächst der psychologischen Spannungsliteratur verschrieben, bevor sie unter ihrem Pseudonym erfolgreich ins Liebesroman-Genre wechselte. Die Autorin liebt es, authentische Figuren mit all ihren Stärken und Schwächen zu zeichnen und auf dem Papier zum Leben zu erwecken. Dabei entführt sie ihre Leser:innen auch stets an Sehnsuchtsorte, die sie selbst bereist hat. Ihre INSEL- und GIPFELfarben-Romane sowie die WINTERknistern-Reihe steigen regelmäßig in die Tolino-Bestseller-Liste ein. Sie ist Mitglied in den Autorenvereinigungen Mörderische Schwestern, Delia und Syndikat.

Näheres unter stina-jensen.de und ivonne-keller.de

Nach einem Schicksalsschlag hat Liv sich von ihrem Mann getrennt und auch die geliebte Arbeit als Möbelrestauratorin aufgegeben. Dann lädt ihre Freundin sie auf deren Landgut nach Föhr ein - ausgerechnet mit der Bitte, ihr bei der Ausbesserung antiker Möbel zu helfen. Liv zögert nicht lange und begibt sich auf die Reise. Auf der Insel empfängt sie der salzige Duft des Meeres, der Wind erfrischt ihr Herz, und auch die Begegnungen mit den friesischen Bewohnern geben ihr neuen Mut. Im Stall des Gutshofs entdeckt sie eine geheimnisvolle Skulptur, verborgen zwischen altem Holz und Staub, die sie auf seltsame Weise berührt. Auf der Suche nach dem Künstler trifft Liv auf Matthis, einen Mann mit tiefgründigem Blick, und seine bezaubernde Tochter. Zwischen Sanddünen und Salzwiesen wird Matthis für Liv zu einem Anker. Doch als sie die Wahrheit über die Skulptur erfährt, gerät ihr mühsam erlangtes Gleichgewicht ins Wanken ...

  

Ein Roman voller Inselflair - über Neuanfänge, Geheimnisse und die heilende Kraft der Liebe.

1

»Wo sehen Sie sich in einem Jahr, Frau Bartholdi?«

Meine Therapeutin legte fragend den Kopf schräg; durch das geöffnete Fenster drang frühlingshaftes Vogelgezwitscher zu uns herein. Die Kleenextücher, die wie immer auf dem Beistelltisch bereitstanden, hatte ich schon die letzten Male nicht mehr benötigt. Ihre Frage konnte ich ihr dennoch nicht auf Anhieb beantworten.

Ratlos hob ich die Schultern.

»Dann mal anders gefragt: Wie fühlen Sie sich denn, wenn Sie an die Zukunft denken?«

»Etwas wacklig«, gab ich zu, »aber ich schaue vorsichtig optimistisch nach vorn. Sie wissen ja, dass der letzte Schritt noch fehlt. Ich glaube, so richtig durchatmen kann ich erst, wenn die Scheidung geschafft ist.«

Würde Sven sich nur nicht mehr so sehr dagegen verwehren. Wie oft hatte ich früher an ihn appelliert, sich zu öffnen, Gefühle zu zeigen, Verletzlichkeit zuzulassen, nach allem, was wir erlebt hatten. Doch mein Mann hatte sich mit einer Mauer aus Kälte und Härte umgeben, als wir hätten zusammenhalten müssen und ich seine Schulter gebraucht hätte. Er hatte sich selbst damals eingefroren. Bis meine Liebe erloschen und es mir unmöglich geworden war, sie nach dieser Eiszeit wiederzubeleben. Erst nach meinem Auszug vor einem Jahr schien er zu begreifen, wie weit wir uns voneinander entfernt hatten und begann, um uns zu kämpfen. Leider zu spät. Für mich gab es kein Zurück mehr. Das war mir auch in den Gesprächen mit Frau Bachmann überdeutlich geworden.

Meine Therapeutin lächelte. »Machen Sie nicht alles von der Scheidung abhängig. Setzen Sie sich eigene neue Ziele. Es können ganz kleine Schritte sein, etliche haben Sie ja bereits bewältigt. Versuchen Sie auch vermehrt Dinge zu tun, die Ihnen früher schon Freude bereitet haben. Sie lieben doch zum Beispiel die Arbeit mit Ihren Händen.«

Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe. Sie wusste, dass es vorläufig ausschied, wieder in meinen alten Beruf zurückzukehren. Das wäre kein kleiner Schritt, sondern eine unüberwindbare Klippe.

Ich grinste schief. »Im Stricken bin ich eine Niete. Oder meinen Sie Gartenarbeit? Wie Sie wissen, hab ich ja keinen mehr.« Den hatte Sven inzwischen für sich allein.

»Aber einen Balkon?«

»Ja. Töpfe bepflanzen, sicher«, sagte ich zweifelnd. »Das hatte ich ohnehin vor.«

»Wir hatten ja auch mal über Sport gesprochen. Hatten Sie nicht Schwimmen erwähnt?«

»Ja, Sie haben recht. Das bringt mir Spaß.« Vielleicht konnte ich künftig in der Zeit schwimmen gehen, in der ich sonst meine Termine bei ihr hatte. Als Ersatz sozusagen.

Frau Bachmann sah mich aufmunternd an. »Schaffen Sie sich neue Gewohnheiten, Frau Bartholdi. Es können auch simple Spaziergänge sein. Hauptsache, Sie kommen in Bewegung, das wirkt ungemein ausgleichend auf die Psyche.«

Ich stimmte zu. Sie sagte mir das ja nicht zum ersten Mal. Nur an der Umsetzung war es bisher gescheitert.

»Was nicht heißt, dass die Gefühle von damals Sie nicht immer wieder einholen können«, fuhr Frau Bachmann fort. »Das dürfen sie auch. Sie haben Schweres durchgemacht, das braucht Geduld.«

»Am schlimmsten sind noch immer die Selbstvorwürfe ... Diese Frage, was wäre, wenn ...« Ich verkrampfte die Hände im Schoß.

Meine Therapeutin nickte. »Sie werden keine Antwort auf diese Frage finden. Es ist, wie es ist. Deshalb denken Sie immer an das Stoppschild. Einfach die Augen schließen und es visualisieren.«

Diesen Tipp hatte ich schon beherzigt. Es funktionierte. »Ich denke dran.«

Wir lächelten uns an. Die Zeit war um. Ergeben stand ich auf und reichte ihr die Hand. »Vielen lieben Dank für alles! Ich wüsste nicht, ob ich es ohne Sie bis hierhin geschafft hätte.«

Sie drückte sie fest. »Danken Sie vor allem sich selbst. Sie sind auf einem guten Weg!«

Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, fühlte ich mich wie ein aus dem Nest gestoßenes Küken, auf das da draußen wilde Tiere warteten. Meine größten Feinde waren Svens Schikanen und die Gedankenschleifen. Die regelmäßigen Gespräche mit Frau Bachmann während des vergangenen Jahres hatten mir nach der Trennung Halt gegeben. Wie ich die nächsten Schritte ohne sie bewältigen würde, das würde sich zeigen.

2

EINE WOCHE SPÄTER

Mit einem leisen Klacken ließ ich die Wohnungstür hinter mir zufallen und streifte die Sneakers von den Füßen. Die Abendsonne schien durchs Fenster und warf Lichtflecke auf meine Jacke, die ich an die Garderobe hängte. Ein warmer Maitag neigte sich dem Ende zu, doch davon hatte ich wenig mitbekommen. Die Arbeit im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe hielt mich von der Sonne fern. Ich war dort für den Ticketverkauf zuständig, half im Souvenirshop aus, manchmal übernahm ich die Aufsicht. Diesen Job erledigte ich ohne Herzblut, aber er ermöglichte mir, nach der Trennung von Sven dieses Anderthalb-Zimmer-Apartment vor den Toren der Stadt zu mieten und über die Runden zu kommen.

An der Kochzeile wusch ich mir die Hände und zog ein Mikrowellengericht aus dem Kühlschrank, irgendetwas Asiatisches. Mit einer Gabel durchstach ich die Folien der beiden Plastikschalen und platzierte sie auf dem Drehteller. Ein Ritual, das ich wie ferngesteuert Abend für Abend ausführte – dieser Ablauf gehörte zu meinem Alltag wie Zähneputzen. Durchs Sichtfenster des Geräts sah ich dem Essen beim Erwärmen zu. Die Folie blähte sich auf, der Duft nach Curry und Limette füllte bald den Raum – trotzdem verspürte ich null Appetit.

Das Signal einer eingehenden WhatsApp ertönte synchron mit dem Piepen der Mikrowelle. Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Wie befürchtet, eine Nachricht von Sven.

Liv, ich vermisse dich. Es ist so einsam ohne dich. Ich glaube an uns und einen Neuanfang!

Ich schloss die Augen. Hatte er die Scheidungspapiere etwa immer noch nicht erhalten? Falls doch, hätte er sicher anders geklungen. Aber ich hatte doch längst alles Nötige beim Anwalt beantragt; die Unterlagen sollten über das Familiengericht an ihn versandt werden. Im Stillen verfluchte ich die lahmen Mühlen der Ämter. Gleichzeitig kam ich mir kalt vor, aber dieser Panzer war Teil meiner Überlebenstaktik.

Zögerlich begann ich mit einer Antwort.

Mach es uns bitte nicht so schwer, es wäre besser, wenn wir …

Dann löschte ich alles wieder. Wort für Wort. Wenn man doch nur auch die Vergangenheit so einfach auslöschen könnte! Ich schluckte. Am besten ging ich gar nicht mehr auf seine Nachrichten ein, bis die Papiere endlich bei ihm waren. Ich stellte das Handy auf lautlos und legte es beiseite.

Jetzt erst mal was essen. Beinah verbrannte ich mir beim Abziehen der Folien die Hände an einem der heißen Plastiknäpfe. Schnell ließ ich die Schüssel auf den kleinen Küchentisch gleiten, die Soße schwappte über.

Das Handy brummte, ich hatte vergessen, auch die Vibration auszustellen. Hatte Sven gesehen, dass ich ihm schreiben wollte und dann wieder offline gegangen war? Nein, es war Kristin, meine engste Freundin seit über zwei Jahrzehnten – wir kannten uns seit der Oberstufe und teilten alles miteinander. Letzte Woche erst, nachdem ich mich von Frau Bachmann verabschiedet hatte, hatte ich sie angerufen.

»Ein Glück, du bist es!«, rief ich erleichtert ins Telefon.

»Wen hattest du denn erwartet – Godzilla?«

Ich lachte. Wie gut es tat, ihre helle Stimme zu hören. Wir sahen uns leider viel zu selten in natura. Vor einem knappen Jahr war sie der Liebe wegen nach Föhr gezogen und dort Teilhaberin einer Pension in einem alten Landgut geworden. Die Liebe war gegangen, die Pension geblieben.

»Wie geht’s dir?«, fragte ich.

»Ganz okay, nur … das Übliche.«

»Deine Kollegin?« Mit Kristins Geschäftspartnerin Astrid Schröder krachte es häufiger, seit die beiden Umbaumaßnahmen an dem historischen Borgsumer Hof vorgenommen hatten. Wohl deshalb, weil meine Freundin im Grunde ihrer Seele eine Chaotin war, weshalb sie auch ihr BWL-Studium geschmissen und sich seitdem von einem Job zum nächsten gehangelt hatte, bis der Hof ihr über alles geliebtes Lebensprojekt geworden war. Ja, sie war chaotisch, aber trotzdem erledigte sie alles, was getan werden musste, mit Leidenschaft.

»Es ist momentan kaum auszuhalten mit ihr«, antwortete sie seufzend.

»Warum denn diesmal? Ich meine, sie hatte doch verzweifelt nach einer Teilhaberin gesucht, sie sollte froh sein, dich zu haben!«

»Keine Ahnung, sie hat einfach nur noch schlechte Laune. Lass uns am besten nicht von Astrid reden, erzähl lieber, wie es dir geht.«

»Ganz okay. Nur sind die Papiere anscheinend immer noch nicht bei Sven eingetrudelt. Dabei ist das Trennungsjahr um, ich möchte endlich mit allem abschließen.«

»Verständlich.«

»Er ist nach wie vor der Meinung, ich hätte mir nur eine Auszeit genommen. Neulich stand er sogar spontan vor meiner Tür, mit meiner Lieblingspizza – er denkt, dass wir wieder zusammenfinden, wenn wir uns nur genug Mühe geben.«

»Das grenzt ja bald an Stalking.« Ich sah Kristin vor mir, wie sie vehement den Kopf schüttelte.

»Wenn das so weitergeht, gehe ich vor die Hunde. Ich brauche endlich einen Schlussstrich!«

»Dann komme ich mit meiner Frage ja vielleicht genau richtig.« Kristin klang zögernd. »Zumindest hoffe ich das. Ich könnte dich nämlich hier gut gebrauchen, Liv.«

Ich horchte auf. »Inwiefern?«

»Also …« Sie räusperte sich. »Auf Föhr wurde ein Wettbewerb für Ferienunterkünfte ausgeschrieben. Der Tourismusverband möchte im Sommer einen sogenannten Gästeliebling auszeichnen.«

»Und ihr möchtet mitmachen?«

»Natürlich, das wäre eine Riesenchance für uns! Jetzt wollen wir natürlich alles geben, um den Gutshof noch mehr aufzupolieren. Und da könntest du ins Spiel kommen.«

»Aha?«

»Als wir saniert haben, mussten wir einige wirklich schöne Möbel auslagern. Antik, echte Schmuckstücke. Sie würden dir gefallen.«

Bisher hatte sie die nie erwähnt. Mein Herz klopfte. Darauf lief es also hinaus.

»Seitdem rotten sie im ehemaligen Stall vor sich hin. Es wäre zu schön, sie wieder in die Einrichtung zu integrieren, aber sie müssten vorher unbedingt restauriert werden – durch eine erfahrene Hand.« Sie machte eine Kunstpause. »Eine wie deine, Liv.«

»Kristin …«, begann ich leise.

»Ich weiß.«

»Ich habe doch seit zwei Jahren kein Möbelstück mehr angefasst«, erklärte ich. Seit meinem Auszug erst recht nicht, schon allein, um Sven nicht zu begegnen. Früher hatte ich als selbstständige Restauratorin eine eigene Werkstatt betrieben – in der großen Garage, die unserem Haus in Appen bei Hamburg angegliedert war, in dem Sven noch immer wohnte. Doch das war Vergangenheit. Ich brauchte nicht nur Abstand von ihm, sondern auch von meinem alten Leben.

»Aber das verlernt man ja nicht. Und meinst du nicht, es wäre ein guter Anlass, es mal wieder zu versuchen?«, fragte Kristin sanft. »Was hältst du von der Idee, für ein paar Wochen zu mir auf die Insel zu kommen? Es ist noch Vorsaison, die Mansardenwohnung steht frei, wir haben sie gerade fertig ausgebaut. Sogar Werkzeug wäre vor Ort.«

Es hätte verlockend klingen können, aber ich konnte mir das schon rein finanziell gar nicht leisten. Zwar besaß ich ein paar Ersparnisse, doch die hütete ich eisern für unvorhergesehene Engpässe. »Kristin, ich –«

»Du würdest selbstverständlich zum Nulltarif hier wohnen«, schob meine Freundin hinterher, als könnte sie Gedanken lesen.

»Das ist lieb, und ich würde dir wirklich gerne helfen, das weißt du hoffentlich. Aber ich hab hier meinen Job und kann nicht einfach so pausieren. Auch der Zeitpunkt ist total ungünstig. Ich stecke mitten im Scheidungskrieg. Jetzt einfach wegzugehen, wäre –«

»Vielleicht genau das Richtige?«, beendete Kristin meinen Satz. »Immerhin könntest du damit noch ein paar Kilometer mehr zwischen euch bringen, Sven kann dann nicht mehr so einfach mit Pizza vor deiner Tür stehen. Du kannst doch das Restaurieren nicht endgültig an den Nagel hängen wollen. Es war immer deine Leidenschaft!«

Meine Augen brannten. Hin- und hergerissen rieb ich mir die Schläfe. Frau Bachmann hatte mir auch geraten, wieder etwas mit den Händen zu tun. Gleich letzte Woche hatte ich die leeren Töpfe auf dem Balkon bepflanzt; im Laufe des Sommers würde hoffentlich eine richtige grüne Oase daraus werden. Allein schon deshalb mochte ich hier nicht weg.

»Überleg es dir doch bitte, ich würde mich so freuen.« Ein Flehen hatte sich in Kristins Tonfall eingeschlichen. »Du würdest es nicht bereuen, gerade im Sommer ist es einfach traumhaft hier! Wir hätten eine tolle Zeit, das verspreche ich dir.«

»Daran zweifle ich ja auch gar nicht! Ich würde dich auch gerne wiedersehen. Nur unter anderen Umständen, verstehst du? Könnt ihr niemand anderen beauftragen? Es gibt bestimmt gute Handwerker auf der Insel, ich forsche da gern mal für dich nach.«

»Ich würde die Möbel so gern in deine Hände geben. Und was deinen Job angeht ... Bezahlen würden wir dich natürlich auch, nur vielleicht nicht so angemessen …« Ihre Stimme brach weg.

Ich stutzte. »Kristin?«

Sie schwieg.

»Was ist los, Süße? Geht es hier wirklich nur um die Möbel?«

»Ach Liv.« So niedergeschlagen hatte sie sich schon lange nicht angehört. Nun platzte es aus ihr heraus. »Wir stehen kurz vor der Pleite! Ich glaube, ich hab mich übernommen. Die Sanierung hat enorme Kosten verschlungen, die Buchungen kommen nur schleppend.« Sie schniefte. »Dieser Wettbewerb wäre die perfekte Werbung! Außerdem winkt dem Sieger eine Geldprämie. Das könnte uns vor der Insolvenz retten. Momentan sehe ich darin den einzigen Ausweg.« Sie fing an zu schluchzen.

Ich schnappte nach Luft. Dass es so schlecht um den Hof stand, war mir neu. Wann immer ich nachgefragt hatte, klang Kristin positiv und optimistisch, bis auf den Ärger mit dieser Astrid. Unter diesen Umständen war es ja eigentlich kein Wunder, dass ihre Geschäftspartnerin miese Laune hatte. Ich hätte es besser wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, Kristin und ich kannten uns lange genug. Doch ich war zu sehr mit meiner eigenen Misere beschäftigt gewesen, um auf Zwischentöne zu achten.

»Kristin, das tut mir total leid! Warum hast du mir das denn nicht eher erzählt?«

Sie schnäuzte sich. »Ich wollte es ja selbst nicht wahrhaben. Immerhin hab ich das ganze Erbe meiner Oma in dieses Projekt gesteckt. Außerdem weiß ich doch, wie schwer du es hattest.«

Eine Welle der Scham schwappte über mich hinweg. »Versprich mir bitte, dass du nie wieder mit sowas hinterm Berg hältst. Ich bin für dich da, wie du für mich.«

»Okay«, sagte sie tapfer.

Aufgewühlt dachte ich nach. Natürlich war es Kristin schwergefallen, mich bei dieser Sache um Hilfe zu bitten. Und ja, der Gedanke, wieder Werkzeug in die Hand zu nehmen, schnürte mir die Brust ein. Doch eins würde ich gewiss nicht tun: meine Freundin im Stich lassen.

»Pass auf«, sagte ich. »Wir kriegen das irgendwie hin. Ich muss nur erst schauen, wie ich hier alles organisiert bekomme. Und dann überlege ich, wie lange ich kommen und was ich für dich tun kann, ja?«

Kristin seufzte auf. »Danke! Du bist die Beste.«

»Kann gar nicht sein. Das bist ja schon du.«

Sie lachte ungewohnt leise. Kein Kristin-Lachen. Ich wollte alles daransetzen, wieder das echte zu hören.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, drehten sich meine Gedanken im Kreis, so wie zuvor der Mikrowellenteller. Das Essen war inzwischen kalt geworden, ich schob es beiseite.

Ein paar Wochen auf Föhr, bei Kristin. Noch kannte ich den Hof nur von ihrem Instagram-Feed und Fotos, die sie manchmal schickte, denn ich hatte es bislang nicht geschafft, sie zu besuchen. Stattdessen war sie hergekommen, wann immer sie es einrichten konnte, und hatte mir beigestanden. Es war höchste Zeit, ihr etwas zurückzugeben – aber konnte ich das?

Ich knibbelte an meiner Nagelhaut. Was den Job im Museum für Kunst und Gewerbe anging, allzu bindend war der nicht. Dennoch verließ man sich auf mich und würde sicher nicht so rasch einen Ersatz finden. Und was, wenn sie mich nach meinem Einsatz auf Föhr dort gar nicht mehr brauchten?

Es klingelte an der Wohnungstür.

Im Treppenhaus stand meine liebe Nachbarin Gerda, die ein Stockwerk unter mir wohnte. Sie trug die Haare hochgesteckt, silberweiße Locken umrahmten ihre Stirn. Wie immer sah sie aus wie aus dem Ei gepellt in ihrer sorgsam gebügelten Bluse und den blauen Ballerinas, ganz so, als würde sie gleich ausgehen. Dabei unternahm die alleinstehende Frau nur selten etwas. Manchmal lud sie mich zum Essen ein und bekochte mich mit Hausmannskost. Ab und zu lösten wir Kreuzworträtsel zusammen oder ich half ihr, wenn sie mit dem Handy nicht klarkam. Sie war nie verheiratet und hatte keine Kinder. Über mehr persönliche Details hielt sie sich bedeckt. Ich wusste nur, dass sie Bibliothekarin hier in Norderstedt gewesen und seit gut fünf Jahren pensioniert war.

Sie wünschte mir einen guten Abend und hielt mir ein Päckchen hin. »Das hab ich heute für dich angenommen.«

Dankend nahm ich es entgegen und legte es auf der Flurkommode ab. »Möchtest du kurz reinkommen?«, bot ich an. In der letzten Zeit hatte ich sie oft nur im Vorbeigehen im Treppenhaus gegrüßt.

Ein Strahlen huschte über ihr Gesicht. »Wenn es dir gerade passt?«

Ich schloss die Tür hinter ihr, sie folgte mir durch den Flur und hielt schnuppernd die Nase in die Luft. »Was kochst du denn Schönes?«

Ich lachte verlegen. »Thailändisch. Aus der Mikrowelle.«

Schon standen wir in der Küche, und sie beäugte die beiden Plastiknäpfe. Vorwurfsvoll sah sie mich an. »Das sieht ja zum Fürchten aus, Kind. Magst du nicht mit runterkommen? Ich könnte uns mal wieder ein paar Schnitzelchen braten mit Salat. Ich hätte aber auch noch einen Rest Labskaus von gestern.«

Ihre Fürsorge rührte mich, dennoch lehnte ich ab. »Eigentlich hab ich sowieso keinen Hunger. Setz dich ruhig. Magst du was trinken? Ein Wasser?«

Sie nickte und nahm Platz, ich schenkte uns ein und ließ mich auf dem anderen Stuhl nieder.

Prüfend sah sie mich an, die Hand um das Glas gelegt. »Geht’s dir nicht gut?«

»Doch, schon«, log ich.

Sie kniff die Brauen zusammen. »Jetzt mal Butter bei die Fische, was ist los?«

»Mein Mann … also, Ex-Mann. Frag bitte nicht.«

»Ach je, der.« Sie nahm einen Schluck.

»Und ich werde auf Föhr gebraucht, weiß aber noch nicht, wie ich das anstellen soll.« Ich zog die Schultern hoch.

»Auf Föhr?« Ihre Augen leuchteten. »Warst du schon mal dort?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Da hast du was versäumt, auf Föhr ist es ganz wunderbar.«

»Du kennst die Insel?«

»Früher sogar ziemlich gut. Ein ganz wunderbarer, romantischer Ort, der einem das Herz aufgehen lässt, sobald man ihn betritt. Ach, und der leckere Fisch. Es ist eigentlich viel zu lange her, dass ich dort war.« Für einen Moment versank sie in Gedanken, ihr Blick wurde träumerisch. Blinzelnd sah sie mich wieder an. »Wofür wirst du denn dort gebraucht?«

In wenigen Worten fasste ich ihr Kristins Angebot zusammen.

»Aber das klingt doch fantastisch, warum zögerst du noch?«

Ich wollte ihr nicht den ganzen Ballast aufdrängen, der mich in Wahrheit von dieser Mission abhielt, auch wenn sie immer ein offenes Ohr für mich hatte. »Die Scheidungsangelegenheiten«, erklärte ich vage. »Allein die Post, die deshalb ständig hier eintrudelt. Außerdem hab ich gerade den Balkon mit lauter neuen Pflanzen bestückt. Die kann ich doch jetzt nicht einfach eingehen lassen.«

Gerda fasste sich mit beiden Händen an die Brust. »Na hör mal, am Blumen gießen kann es ja wohl nicht scheitern. Dafür hättest du doch mich. Und deinen Briefkasten kann ich schließlich auch leeren und dir was nachschicken, wenn es was Wichtiges ist. Ganz egal wie lange – das ist doch keine Mühe.«

»Ach danke, Gerda.« Ich lächelte. »Vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück. Nur, ich bin ja auch meinem Job hier verpflichtet.«

»Es ist doch nur dieser Aushilfsjob, oder? So richtig Spaß hast du daran ja nicht. Zumindest war das immer mein Eindruck.«

Ich betrachtete meine Hände. Aus Gerdas Mund klang alles so einfach.

»Vielleicht machst du dir alles ein bisschen zu kompliziert«, sagte sie prompt. »Du siehst ganz so aus, als würde dir ein bisschen Nordseeluft mal guttun.« Ermunternd blinzelte sie mir zu. »Denk noch mal drüber nach. Manchmal kommt so ein Ruf zwar ungelegen, aber nicht ohne Grund. Die Kunst ist, sich auch mal auf das Unerwartete einzulassen, auch wenn es zunächst wie ein Hindernis aussieht.«

Ihre klugen Worte hallten in mir nach, doch ich wechselte das Thema. Wir plauderten noch ein wenig, Gerda erzählte mir von einem Buch, das sie gerade begeisterte, dann trank sie ihr Wasser aus und verabschiedete sich.

Seufzend schloss ich hinter ihr die Wohnungstür. Noch im Flur riss ich das Päckchen auf und zog das Plastiktütchen mit dem neuen Bikini hervor. Nach der letzten Sitzung mit Frau Bachmann hatte ich mir ja vorgenommen, regelmäßig schwimmen zu gehen, und ihn bestellt. Andächtig strich ich über den weichen, buntgemusterten Stoff, der sicher einen hübschen Kontrast zu meinem braunen Haar bilden würde. Seit Wochen hing es strähnig an mir herab, als gehörte es nicht zu mir. Ich sollte dringend zum Friseur. Am besten ein radikaler Schnitt. Nachdenklich blickte ich mir im Flurspiegel in die Augen. Auch sie waren mir in ihrer Dunkelheit beinah fremd geworden.

Die Scheidung, der Papierkram, die Blumen – Gerda hatte recht, das waren dumme Ausreden. Was den Job anging – notfalls kündigte ich eben! Als Aushilfe konnte ich überall anfangen. Sollte ich nicht wirklich risikofreudiger werden und mich mehr auf Spontanes einlassen? Und war es nicht doch an der Zeit, mich mit dem zu konfrontieren, was ich viel zu lange gemieden hatte? Bei der Erinnerung an den Duft von altem Holz spürte ich ein sanftes Ziehen in der Brust – eine Nachwehe der Zeit, als die Arbeit mir Erfüllung geschenkt hatte. Aber es tat auch weh. Ich schloss die Augen, wie Frau Bachmann es mir geraten hatte, und visualisierte das Schild. Stopp! Die Bilder, die mir durch den Kopf geistern wollten wie Zombies, lösten sich in Nichts auf.

So dramatisch der Anlass für Kristin war – vielleicht gab mir ihr Anruf genau die Chance auf einen Neubeginn, den ich jetzt, mit Ende dreißig, brauchte. Vielleicht würde ich es sogar schaffen, die Angst zu überwinden und endlich wieder das zu tun, was ich im tiefsten Innern vermisste; vielleicht benötigte ich den anderen Job dann sowieso nicht mehr, denn ein Auftrag ergab sich oft aus dem vorangehenden.

Entschlossen straffte ich mich. Gleich morgen würde ich mit meinem Chef sprechen. Es war Zeit, Mut zu fassen und den Hahn für Neues aufzudrehen – so wie für einen frischen Strahl Wasser.

Die Sache mit der Arbeitsstelle erledigte sich rascher als vermutet. Mein Chef wollte ohnehin seiner jungen Nichte zu einem Job verhelfen, die dringend Geld für den Führerschein brauchte – insofern war er entspannt und ließ mich ohne die Einhaltung einer Kündigungsfrist erst mal den Platz räumen, eventuell sogar mit der Option, später wieder einzusteigen. Nun verfügte ich über alle Freiheit der Welt, gepaart mit der Ungewissheit, die sie für die Zukunft bedeutete.

Sicherheitshalber klärte ich noch mal mit Gerda ab, ob sie wirklich in den nächsten Wochen zur Verfügung stehen könnte.

»Wo soll ich denn sonst sein?«, fragte sie und bestand darauf, mich vor meiner Abreise wieder zum Essen einzuladen.

An Kristin schickte ich eine WhatsApp.

Ankunft auf Föhr mit der Fähre am kommenden Montag um 15 Uhr 55. Holst du mich ab?

Sie klingelte sofort bei mir durch und antwortete mit einem Jubelschrei.

Inzwischen freute ich mich auf den bevorstehenden Tapetenwechsel, vor allem auch darauf, meine Freundin wiederzusehen. Ich musste nur noch eine Fahrt nach Appen hinter mich bringen, um die Schleifmaschine und andere Kleinigkeiten aus der Garage abzuholen. Zwar konnte ich laut Kristin vieles vor Ort von einer alten Föhrer Nachbarin borgen, die früher als Restauratorin tätig gewesen war und sich nie von ihrem Werkzeug getrennt hatte. Aber auf meine eigene, einst so geliebte Maschine wollte ich auf keinen Fall verzichten.

Mit einem Grummeln im Magen fuhr ich am nächsten Tag los – zur Mittagszeit, denn da wähnte ich Sven bei der Appener Logistikfirma, für die er arbeitete, und würde ihm hoffentlich nicht begegnen. Den Haustürschlüssel hatte ich bei der Trennung zurückgelassen, aber ich besaß nach wie vor den zur Garage; die Werkstatt gehörte schließlich zu mir. Als ich das Ortsschild meines ehemaligen Wohnortes passierte, schien es mir eine Ewigkeit her zu sein, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Bald bog ich ab ins Wohngebiet. Meine Muskeln verspannten sich, ich umklammerte das Steuer, und der Puls ging höher. Hoffentlich war Sven wirklich nicht da.

Das Haus kam in Sicht. Unser Haus. Über die weiße Fassade zur Straße hin zogen sich grünliche Flecken, die vor einem Jahr nicht so großflächig gewesen waren – unübersehbare Spuren des vielen Regens der vergangenen Monate. Die Plissees an den Fenstern waren geschlossen. Mein früheres Zuhause wirkte wie ein verschlossenes, alterndes Gesicht aus Stein – als fühlte es sich wie sein Bewohner von mir verlassen. Ich ließ den Wagen auf den leeren Stellplatz rollen, erblickte den Garten und meine geliebten Stockrosen. Die Gartenmöbel, die Sven und ich vor Jahren gemeinsam ausgesucht hatten, standen verwittert auf der Terrasse. Das Garagentor war zu.

Ich stieg aus dem Auto. Zögerlich wandte ich mich zur Garage, entriegelte die Seitentür und trat ein.

Alles lag so da, wie ich es zurückgelassen hatte. Die vollgestellten Regale. Die Werkbank. Das große Rollbrett. Der Geruch war noch derselbe. Mattes Licht fiel durch das schmutzige Fenster an der Rückseite der Werkstatt; in den Ecken hatten sich Spinnweben gebildet. Ich atmete tief ein, drückte die Bilder der Vergangenheit weg.

Meine Schleifmaschine lag noch an Ort und Stelle, auch Schellack, die Atemschutzmaske, Schutzbrille und den Arbeitskittel packte ich in eine Plastiktüte.

»Liv.« Svens Stimme in meinem Rücken ließ mich zusammenfahren. Ich wandte mich um und sah in sein Gesicht, das ich einmal so geliebt hatte. Die vergangenen Jahre hatten Linien hineingezogen, die ihm etwas Gehetztes verliehen. Sein Körper gewohnt lang und schmal. Das Haar fiel dunkel vor seine Stirn.

»Du räumst die Werkstatt aus?« Vorwurf und Unglauben mischten sich in seine Stimme.

»Nein, ich hole nur ein paar Sachen.

---ENDE DER LESEPROBE---