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Der neueste Teil der erfolgreichen WINTERknistern-Reihe von Bestsellerautorin Stina Jensen jetzt zum Einführungspreis vorbestellbar. Ein Roman voller Wintermagie.
Nach einer anstrengenden Saison auf Teneriffa sehnt sich Köchin Blanca nach nichts als Erholung. Spontan bucht sie eine Reise ans »Ende der Welt«: Ein Bed & Breakfast im Wintergrau eines schottischen Küstenorts lockt wie ein Traum. Doch vor Ort steht sie vor verschlossenen Türen – Besitzer Sandy ist verschollen. Zum Glück nimmt die benachbarte Wirtin Maggie sie auf. Von dem jungen Mann nebenan hält die resolute alte Dame allerdings nichts, hat er sie doch ebenso im Stich gelassen wie seine Gäste. Als Sandy sich per E-Mail meldet, entspinnt sich zwischen Blanca und ihm ein leidenschaftlicher Schlagabtausch, der nicht nur ihre Nerven, sondern auch ihr Herz herausfordert. Zur selben Zeit begegnet sie im weihnachtlichen Edinburgh Barkeeper Alec – charismatisch, zuvorkommend und ein geduldiger Zuhörer. In seiner Nähe fühlt sie sich lebendig wie lange nicht mehr. Doch selbst bei ihrem gemeinsamen Ausflug in die winterlichen Highlands drehen sich Blancas Gedanken immer wieder um Sandy und die Frage, warum er verschwunden ist …
Dies ist der neunte Teil der WINTERknistern-Reihe. Alle Romane können unabhängig voneinander gelesen werden. Die WINTERknistern-Reihe: Plätzchen, Tee und Winterwünsche; Misteln, Schnee und Winterwunder; Sterne, Zimt und Winterträume; Muscheln, Gold und Winterglück; Vanille, Punsch und Winterzauber; Mondschein, Flan und Winterherzen; Engel, Blues und Winterfunkeln; Pancakes, Samt und Winterglanz; Leuchtturm, Scones und Winterliebe.
Lesen Sie auch die Insel- und Gipfelfarben-Reihe von Stina Jensen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Über die Autorin
Wunsch-eBook
Die Winterknistern-Reihe
Das Buch
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Epilog
Bonus-Kapitel
Nachwort
Rezept für 12 Scones
Eine persönliche Bitte
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Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Lektorat: Ricarda Oertel
Korrektorat: Ruth Ploeß
Covergestaltung © Traumstoff.at
Covermotiv © Andi, olegganko und Touchr Adobe Stock
STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Wintergeschichten und Krimis.
Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm. Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Die Autorin hat ein Faible für authentische Figuren und Geschichten, die genau so passiert sein könnten. Sie mag Familiengeheimnisse und auch ein bisschen Drama. Eben genau das, was das Leben für uns alle bereithält!
Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.
www.stina-jensen.de
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Bisher erschienen (Stand 2025):
1. Plätzchen, Tee und Winterwünsche
2. Misteln, Schnee und Winterwunder
3. Sterne, Zimt und Winterträume
4. Muscheln, Gold und Winterglück
5. Vanille, Punsch und Winterzauber
6. Mondschein, Flan und Winterherzen
7. Engel, Blues und Winterfunkeln
8. Pancakes, Samt und Winterglanz
9. Leuchtturm, Scones und Winterliebe
Alle Titel sind in sich abgeschlossene Romane und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Nach einer anstrengenden Saison auf Teneriffa sehnt sich Köchin Blanca nach nichts als Erholung. Spontan bucht sie eine Reise ans »Ende der Welt«: Ein Bed & Breakfast im Wintergrau eines schottischen Küstenorts lockt wie ein Traum. Doch vor Ort steht sie vor verschlossenen Türen – Besitzer Sandy ist verschollen.
Zum Glück nimmt die benachbarte Wirtin Maggie sie auf. Von dem jungen Mann nebenan hält die resolute alte Dame allerdings nichts, hat er sie doch ebenso im Stich gelassen wie seine Gäste.
Als Sandy sich per E-Mail meldet, entspinnt sich zwischen Blanca und ihm ein leidenschaftlicher Schlagabtausch, der nicht nur ihre Nerven, sondern auch ihr Herz herausfordert.
Gleichzeitig begegnet sie im weihnachtlichen Edinburgh Barkeeper Alec – charismatisch, zuvorkommend und ein geduldiger Zuhörer. In seiner Nähe fühlt sie sich lebendig wie lange nicht mehr. Doch selbst bei ihrem gemeinsamen Ausflug in die winterlichen Highlands drehen sich Blancas Gedanken immer wieder um Sandy und die Frage, warum er verschwunden ist …
Liebe Leserin und lieber Leser,
dieser Roman spielt in Schottland. Ich war schon oft in diesem wunderbaren Land und habe auch für diese Geschichte vor Ort recherchiert. Dennoch habe ich mir, wenn es sich nicht vermeiden ließ, die künstlerische Freiheit genommen, die örtlichen Gegebenheiten den Erfordernissen der Handlung geringfügig anzupassen.
Viel Vergnügen mit meiner Geschichte!
Mit der linken Hand schwenkte ich die Pfanne mit den Speckdatteln, mit der rechten rührte ich in der Sauce. Hinter mir im Kühlschrank standen schon die mit Flan gefüllten Tonförmchen in Reih und Glied, die musste ich später nur noch umstülpen.
Während der Reis auf dem Herd leise blubberte und das Kaninchen im Ofen garte, wischte ich ein paar Krümel von der Anrichte, balancierte einen Berg benutzter Schneidebretter in die Spüle und stellte die Teller bereit.
Zwischendurch sprintete ich ins Gewächshaus, trat zwischen die Steinplatten und zupfte für die Tellerdeko etwas Thymian und Rosmarin von den Sträuchern. Viel mehr wuchs hier oben im Winter nicht, aber meine Kräuter dufteten nach Sonne.
Ich eilte zurück, schob das Brot in den Ofen, rührte abermals in der Sauce, wischte rasch den Boden und warf einen Blick auf die Uhr. Noch zwei Stunden. Dann würden die Teller leer sein, der Wein ausgetrunken und die Gäste satt und zufrieden sein – und ich würde den Feierabend genießen dürfen.
Wenn abends alle auf ihren Zimmern waren und wir den Salón für uns hatten, das Feuer leise im Kamin knisterte, fühlte ich mich hier oben auf unserer Hacienda am Fuße des Teide wie im Himmel. Und in vier Tagen, wenn auch diese Wandergruppe abgereist war, würden wir den verdienten Jahresurlaub einläuten. Dieses Jahr hatte mir zugesetzt, und ich fieberte dem Moment entgegen, wenn wir die Schürzen und Wanderstiefel in die Ecke legen und im Kreis tanzen würden – voller Erleichterung, mal durchschnaufen zu können. Als erstes würden Felipe, Juan und ich zusammen ausgehen – vielleicht in Mamás Lieblingsrestaurant in Santa Cruz, wo es die beste Paella der Welt gab – und wir würden miteinander auf sie anstoßen. Sie fehlte mir manchmal so sehr, dass es körperlich wehtat. Für Felipe war es nicht ganz so schlimm; er hatte ja auch seinen Ehemann, der ihm zur Seite stand und in den Arm nahm, wenn ihn die Trauer überkam.
Als hätte ich meinen Bruder mit diesen Gedanken herbeigerufen, betrat er soeben die Küche. »Hey!« Er lehnte sich mit dem Po an die Anrichte. »Wie gehts?«
Ich stellte die Herdplatten niedriger, jetzt konnte alles sanft vor sich hin köcheln. »Ziemlich gut! Ich freue mich schon wie verrückt auf unsere Auszeit.«
»Ah!« Er lachte gekünstelt. »Darüber wollte ich gerade mit dir reden.« Er breitete die Hände aus. »Ich dachte, es wäre gar nicht so verkehrt, wenn wir drei hier nicht ganz so allein rumhängen über die Feiertage. Darum habe ich gerade eine Gruppenbuchung über Weihnachten angenommen.«
»Du hast was?« Fassungslos sah ich meinen Bruder an.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Überleg mal, es könnte doch sonst ziemlich deprimierend werden ohne Mamá. Da bin ich lieber beschäftigt.«
Hilflos suchte ich nach Worten. »Ist dir eigentlich bewusst, dass wir das ganze Jahr ausgebucht waren und lediglich nach Mamás Tod eine Woche geschlossen hatten? Seitdem schmeiße ich die Küche ganz alleine. Ich brauche wirklich mal Urlaub, Felipe.«
Insgeheim träumte ich sogar manchmal davon, das alles hier hinter mir zu lassen und irgendwo neu anzufangen. Aber kaum hegte ich diesen Gedanken, meldete sich bereits mein schlechtes Gewissen. Mein Bruder müsste mir meinen Anteil des Erbes auszahlen, wenn er die Hacienda behalten wollte. Er würde einen Kredit aufnehmen müssen. Wäre das nicht furchtbar egoistisch von mir?
Nun sah er mich mahnend an. »Ich habe dir schon hundertmal angeboten, eine Küchenhilfe zu suchen. Niemand hat jemals verlangt, dass du für zwei arbeiten sollst.«
»Darum geht es doch gerade gar nicht.« Ich ließ die Schultern sinken. Es erübrigte sich, ihm zum ebenfalls hundertsten Mal zu sagen, dass Mamá nicht einfach so durch irgendwen zu ersetzen war. Wir hatten Hand in Hand gearbeitet, jede wusste, was sie zu tun hatte und was die andere tat. Nach ihrem Tod hatte Felipe ab und zu in der Küche ausgeholfen, doch ich stolperte nur um ihn herum, fand keinen Rhythmus. Er hatte irgendwann den Kopf geschüttelt und mich zerstreut genannt.
Jetzt nahm er mich bei den Schultern. »Die Gruppe bleibt nur eine Woche. Sie kommen am neunzehnten, und am fünfundzwanzigsten fahren sie schon wieder ab. Wir bereiten denen das perfekte Weihnachtsfest – für uns ist das alles doch sowieso nur falsches Theater.«
Damit meinte er wohl die Tatsache, dass wir Spanier erst am 6. Januar – zu den Heiligen Drei Königen – Geschenke verteilen und richtig feiern. Aber Felipe vergaß, dass wir als Kinder einige Jahre in Deutschland verbracht hatten. Nachdem unsere Eltern in ihre Heimat zurückgekehrt waren und diese Hacienda hier auf Teneriffa gekauft hatten, behielten wir die Tradition bei, uns an Heiligabend zu bescheren. Zwar hätte es mir in diesem Jahr ohnehin davor gegraut, aber mit Fremden wollte ich erst recht nicht feiern.
Trotz der in meinen Augen kitzelnden Tränen bemühte ich mich um eine feste Stimme. »Ich schaffe das nicht, Felipe. Da bin ich raus.«
Mein Bruder betrachtete mich kopfschüttelnd. Er schürzte die Lippen, als läge ihm etwas auf der Zunge, was er sich dann aber verkniff. Plötzlich wurden seine Gesichtszüge weich. »Es tut mir leid, dass ich das mit Juan einfach so über deinen Kopf hinweg entschieden habe. Ich hätte das mit dir absprechen sollen.«
Da hatte er recht. Wir waren gleichberechtigte Partner, doch das vergaß er immer öfter. Er hatte sich verändert in den letzten Jahren. Früher war er ein unsicherer Typ gewesen, hatte sich zurückgenommen, wollte nur nicht auffallen. Was wahrscheinlich daran lag, dass er immerzu damit beschäftigt war, vor unserer Mutter die Beziehung zu Juan geheimzuhalten, der an der Küste einen Bootsverleih betrieb und mit Urlaubern zum Whalewhatching aufs Meer fuhr. In jeder freien Minute hatten sie sich heimlich getroffen. Doch irgendwann war die Sache aufgeflogen, und Mamá hatte ganz anders reagiert als befürchtet. Sie gab den beiden ihren Segen, und die Geheimnistuerei hatte ein Ende. Juan ging fortan bei uns ein und aus, und Felipe erlangte neues Selbstbewusstsein.
Nach Mamás Tod war es eine Selbstverständlichkeit für uns drei gewesen, die Hacienda weiterzuführen. Felipe und Juan übernahmen alles Administrative und die Wanderungen, ich die Küche und den damit verbundenen Einkauf – außerdem halfen uns Landarbeiter mit der Olivenernte und ein Hausmeister mit allem rund um die Gebäude. Obendrein gab es noch unsere Perle Margarita. Auf einem Landgut gibt es immer etwas zu tun, und das ist okay. Auch in der freien Zeit hätten wir renoviert und repariert. Aber nach unserer Zeiteinteilung und ohne ein Dauerlächeln auf dem Gesicht. Für mich geriet es mehr und mehr zur Kraftprobe. Den anspruchsvollen Wünschen der Gäste war manchmal nicht leicht nachzukommen.
Gibt es das auch lactosefrei, vegan, glutenfrei, ayurvedisch? Geht es mit weniger Zucker, mehr Süße, ein bisschen schärfer und salzfrei? Das Kissen ist leider zu dünn. Das Kissen ist leider zu dick.
Wir besserten so lange nach, bis alle happy waren. Natürlich gab es auch Gäste, die fanden von vornherein alles perfekt und überschlugen sich vor Lob. Die schliefen bei uns so gut wie sonst nirgends, und dass unser Esel Burrito früh morgens schon rief, störte sie nicht. Andere wiederum wollten deswegen das Zimmer tauschen.
Felipe lehnte sich nach vorn. »Hör zu, Blanca. Wenn ich dir sage, was sie zu zahlen bereit sind, wirst du Ja sagen.«
Jetzt brach meine Stimme doch. »Ich pfeife auf das Geld, Felipe!«
Als hätte er mich gar nicht gehört, legte er die Hände aneinander. »Das sind zwei befreundete Familien mit erwachsenen Kindern. Der Sohn der einen Familie will der Tochter der anderen an Heiligabend auf der Aussichtsplattform einen Antrag machen. Abends wollen sie dann nicht nur Weihnachten, sondern auch die Verlobung feiern. Es ist ihr Traum, verstehst du?«
Die Stichworte Traum und Verlobung lösten nicht gerade positive Erinnerungen in mir aus. Mein Ex-Verlobter Matteo und ich waren ganze fünf Jahre zusammen gewesen, ehe wir uns trennten. Dass wir uns in den letzten zwei Jahren unserer Beziehung wegen seiner Arbeit nur vierzehn Mal gesehen hatten, war eigentlich eine riesige red flag – und ich hatte sie einfach ignoriert. Sonst wäre sein Geständnis, das zu unserem Bruch führte, vielleicht nicht so überraschend gekommen.
Bis auf ein paar Partyliebschaften hatte ich seither niemanden mehr an mich herangelassen.
Seufzend wandte ich mich wieder Felipe zu. »Ist dem Bräutigam klar, dass es bei seinem Antrag hier oben schneien könnte? Vielleicht stellt er sich unter Teneriffa was anderes vor.«
»Nein, ich hab ihm das auch so gesagt. Aber sie haben sich hier kennengelernt, genau auf dieser Plattform und –«
»Du kannst sie auch dorthin führen, ohne dass sie bei uns unterkommen«, unternahm ich einen letzten Versuch der Widerrede. »Sollen sie sich ein Hotel am Strand nehmen, dann können sie dort abends auf die Verlobung anstoßen und einander beschenken.«
»Ach, Blanca.« Felipe tätschelte meinen Arm. »Geht es um Matteo?«
»Nein, es geht nicht um ihn, es geht vor allem um mich, ich bin wirklich am Ende. Ich habe noch gar nicht richtig um Mamá getrauert, das alles …«
»Du weißt genau, was sie sagen würde, Schwesterherz. Sie würde sagen, dass wir nach vorne schauen sollen. So hat sie es selbst auch gehalten, nachdem Papá von uns gegangen ist.«
»Ach ja? Und was hatte sie davon?« Jahrelang klagte sie über Magenschmerzen, bis sich schließlich herausstellte, was dahintersteckte. So wollte ich nicht enden. Meine beste Freundin Nieves hatte mir schon oft genug dazu geraten, mich besser gegen meinen Bruder durchzusetzen. Und genau das würde ich jetzt tun.
Ich atmete tief durch. »Ich sage es dir noch einmal in aller Deutlichkeit: Wenn Juan und du die Sache durchziehen wollt – meinetwegen. Aber mit mir könnt ihr nicht rechnen. Ich werde mir freinehmen.«
Felipe sah mich mit leerem Blick an, dann wandte er sich ab und verließ die Küche.
Eine Spinne ließ sich von einem Deckenbalken hinab und landete auf einem der bereitstehenden Teller. Schnell stülpte ich ein Glas über das Tier und trug es hinaus in die Freiheit.
Zwischen zwei Nebengebäuden blitzte der Teide hervor, mein geliebter Vulkan, der jeden Tag ein anderes Bild von sich präsentierte. Mal wolkenverhangen, mal glasklar. Ich sah dem Weberknecht hinterher, der sich unter einem welken Blatt verkroch. Wie gerne hätte ich mich genauso versteckt.
Vier Tage lang mieden Felipe und ich jedes weitere Gespräch über unser Streitthema. Erst nachdem die – eigentlich – letzten Gäste aufgebrochen waren und ich mit Felipe und Juan nach ihrer Abreise beim Frühstück zusammensaß, wurde es unumgänglich. Hatte er der Gruppe abgesagt oder plante er weiterhin, die Sache durchzuziehen?
Ich jedenfalls hatte mir in den vergangenen Tagen fest vorgenommen, mich nicht von ihm beschwatzen zu lassen. Auch Nieves hatte mich noch einmal darin bestärkt – es war an der Zeit, Grenzen zu setzen. Und ja, sie hatte mir außerdem zugeredet, mich in der freien Zeit nach einem Küchenprofi umzusehen, der mich nach der Winterpause unterstützen könnte.
Am Tisch war nur das Klappern des Bestecks zu hören, ich war gespannt, wer von uns als erstes das Wort ergreifen würde.
Felipe und Juan wechselten einen Blick.
»Hast du eigentlich in letzter Zeit mal in die Rezensionen geschaut, Blanca?« Juan strich sich eine blondierte Haarsträhne aus der Stirn.
»Nein, wieso?« Mit den Kundenbewertungen beschäftigte sich üblicherweise Felipe, er beantwortete sie meistens mit einem Dank. Negative Rückmeldungen gab es selten.
Mein Bruder zog sein Handy aus der Hosentasche und schob es zu mir hinüber. »Hier, das ist die neueste Bewertung. Von den Gästen, die vorhin abgereist sind.«
So schnell hatten sie schon rezensiert?
Ich beugte den Kopf über das Display und las.
Betreff: Heulendes Elend
An sich war das ja ein wunderschöner Wanderurlaub, den wir auf der Hacienda del oro negroverlebt haben. Obwohl schon Dezember, hat bis auf ein paar vereinzelte Regenschauer das Wetter mitgespielt und wir konnten jeden Tag mit unseren fantastischen Guides Felipe und Juan Touren unternehmen. Dabei ging es nicht nur hinauf zum Teide, sondern auch an die Küste zum Whalewhatching. Immer gut gelaunt, verbreiteten die beiden positive Vibes und auch mal das ein oder andere Pflaster. Die Hacienda betreiben sie zusammen mit Felipes Schwester Blanca, und jetzt komme ich auch schon zu den Defiziten des Aufenthalts. Die miese Laune dieser Schönheit hat uns leider komplett den Urlaub verdorben. Sie guckte selbst bei Sonnenschein wie drei Tage Regenwetter aus der Wäsche. Einmal fanden wir sie wie ein Häufchen Elend am Tisch vor, ein anderes Mal drang gepresstes Schluchzen aus dem Haupthaus. Welche Sorgen auch immer sie haben mag: Solche Stimmungen sollte man von seinen Gästen fernhalten. Man schämte sich schon fast dafür, dass man seinen verdienten Jahresurlaub genoss. Da würden wir zukünftigen Reisenden wünschen, dass die junge Frau ihnen auch ab und zu ein Lächeln schenkt.
Ansonsten war alles einwandfrei, besonders das Essen. Superlecker und von bester Qualität. Liebeskummer kann sie keinen gehabt haben, es war nie etwas versalzen!
Ich schnappte nach Luft. Das war ja …
Juan breitete die Hände aus. »Dir ist ja wohl klar, dass wir das wieder geradebiegen müssen.«
»Du meinst, ich soll mich bei denen melden und mich entschuldigen, damit sie die Rezension überarbeiten?«
»Nein, natürlich nicht.« Juan musterte mich. »Aber wir brauchen möglichst schnell eine positive Bewertung, damit diese hier nicht so sehr ins Gewicht fällt. Und zwar eine, in der man die lebensfrohe Ausstrahlung der Gastgeberin hervorhebt. Vielleicht achtest du da kommende Woche drauf, wenn die neuen Gäste kommen?«
Aha.
Ich starrte auf den Tisch. Diese negative Rezension spielte den beiden ja hervorragend in die Hände.
»Tut mir leid«, sagte ich und straffte mich, »aber das wird bis Januar warten müssen. Ich nehme mir die nächsten vier Wochen frei, so wie wir es schon all die Jahre getan haben.« Ich sah meinen Bruder an. »Das habe ich dir letztens auch genau so gesagt.«
Juan schaltete sich wieder ein. »Du weißt ja noch gar nicht, dass wir dir eine Küchenhilfe organisiert haben. Mein Cousin kocht gerne und gut. Das ist alles machbar. Wir brauchen dich. Du bist die Beste.«
Mit einem Mal hatte ich ein Pfeifen im Ohr. In meinem Bauch schien sich außerdem ein Schwarm Hornissen breitzumachen. Ich schob den Stuhl zurück und verließ wortlos den Raum. Kurz darauf schloss ich mit einem Knall meine Zimmertür und sperrte hinter mir ab.
Seit meinem zehnten Lebensjahr lebte ich in diesem Raum. Hier standen ein Sofa, der Schreibtisch mit dem Computer und in der Ecke ein Fernseher. Hinter einem Raumtrenner war mein Bett verborgen, auf dem ich nun fröstelnd die Decke über mich zog. Auf der Hacienda gab es keine Zentralheizung, stattdessen waren in allen Räumen mobile Heizkörper verteilt, die wir nur bei Bedarf einschalteten. Dann ertönte sofort dieses feine Surren, als würden sie den Strom förmlich aus der Leitung saugen. Ich sah durchs Fenster zum Teide. Dieser Berg war wie ein Wächter für mich. Aber heute ließ er mich im Stich.
Es klopfte an der Tür.
»Blanca«, rief Felipe. »Hör zu, es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist, wirklich. Aber so eine Woche geht schnell vorbei, und mit Juans Cousin wäre es ein guter Test für die kommende Saison.«
Ich schwieg.
Abermals klopfte es, er drückte vergebens die Türklinke.
»Hey«, lockte er, »was hältst du davon, wenn wir heute Abend ausgehen. Nur wir beide. In Mamás Lieblingsrestaurant. Wir heben das Glas auf sie. Du weißt, was sie gesagt hätte in dieser Situation.«
Natürlich wusste ich es. Dass ich zu sensibel sei, eine mimosa, hätte sie mich zärtlich genannt, und dass ich die Dinge nicht zu nah an mich heranlassen sollte. Wie die Sache mit Matteo, dabei war das nun wirklich keine Lappalie gewesen.
»Lass mich einfach in Ruhe!«, rief ich.
Felipes Seufzen drang zu mir herein, dann entfernten sich seine Schritte.
Ich wusste genau, dass er nicht lockerlassen würde. Erst recht nicht, wenn die Gäste hier waren. Er würde an mein Gewissen appellieren und mir mit Dackelblick zu verstehen geben, dass er sich von mir im Stich gelassen fühlte.
Irgendwann würde ich einknicken. Spätestens, wenn einer der Reisenden sich über das Essen beschwerte.
Am besten wäre es, ich wäre gar nicht hier. Aber wo sollte ich hin? Nieves würde mich bestimmt mit offenen Armen empfangen. »Du hast was Besseres verdient, als da oben das Dienstmädchen für alle zu spielen«, hatte sie mir schon gepredigt, als Mamá noch am Leben war. Sie hatte zwei Kinder und arbeitete beim Bodenpersonal einer Fluggesellschaft, zum Ausgehen blieb ihr genauso wenig Zeit wie mir. Aber wir telefonierten regelmäßig, manchmal stundenlang am Abend, wenn bei mir die Gäste und bei ihr die Kids im Bett waren.
Aber bei ihr und ihrer happy family würde ich mich über Weihnachten wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.
Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Ich wollte mich ans Ende der Welt verkriechen und einfach mal nichts hören und nichts sehen!
Ich stützte mich auf die Ellbogen. Mit den Instandhaltungen starteten wir ohnehin erst nach Neujahr. Was hielt mich also davon ab, wegzufahren?
Am Schreibtisch fuhr ich den Computer hoch, gab spaßeshalber die Worte Wo finde ich das Ende der Welt? in die Suchmaske ein.
Allerlei Treffer zum Thema Weltuntergang tauchten auf. Ich scrollte darüber hinweg und stieß auf den Aussichtspunkt Land’s End in Cornwall. Und etwas weiter unten auf ein schottisches Guesthouse.
Neugierig klickte ich auf den dazugehörigen Link.
Willkommen im Land’s End, einem charmanten Bed & Breakfast im Herzen des malerischen Küstenortes North Berwick. Eingebettet in die raue Schönheit der schottischen Nordseeküste, ist unser Haus ein Rückzugsort für Erholungssuchende, Naturliebhaber und alle, die das authentische Schottland mit all seinen Facetten erleben möchten. Ob Sie auf einsamen Pfaden entlang zerklüfteter Klippen wandern, sich mit einem guten Buch am knisternden Kamin niederlassen oder bei einem Strandspaziergang dem Tosen der Wellen lauschen – bei uns erwarten Sie Geborgenheit und herzliche Gastfreundschaft.
Ich scrollte durch die Bildergalerie. Das B&B war ein weiß gekalktes Steinhaus mit blauen Fensterläden, flankiert von bunt gestrichenen Häusern in einer engen Gasse. Die Zimmer mit ihren Patchworkdecken und Flickenteppichen wirkten ein wenig in die Jahre gekommen. Auf einem Foto war ein Frühstückstisch zu sehen – Porridge, frische Beeren, eine Tasse Tee, dahinter verschwommen ein Familienfoto auf dem Kaminsims. Ein anderes zeigte eine Leseecke mit gemütlichem Sessel und einer weiteren Patchworkdecke – das Feuer flackerte im Hintergrund.
Es wirkte wie aus der Zeit gefallen – und vielleicht war es genau das, was mich anzog. Neugierig öffnete ich ein neues Browserfenster und tippte den Ortsnamen ein, scrollte über die Tourismusseite des Ortes: ein schottisches Küstenstädtchen mit bunten Häusern und Plätzen, einem Hafen. Der Text versprach Gassen mit gemütlichen Cafés. Die High Street war gesäumt von Galerien, Teestuben und Boutiquen. Ich stellte mir vor, wie ich durch die Straßen schlenderte, ohne dass irgendjemand mich aufhielt. Laut Webseite legten hier Ausflugsboote zu Vogelinseln ab – Bass Rock, Craigleith. Namen, von denen ich zwar noch nie gehört hatte, aber gerne gewusst hätte, wie man sie aussprach. Es gab ein Seevogelzentrum und sogar einen Golfplatz – einen der ältesten Schottlands mit Blick aufs Meer. Obendrein war da die Ruine einer alten Burg – hoch oben auf Klippen gelegen.
Ich stellte mir vor, wie ich dort stehen würde, den Wind im Gesicht, die Hände in den Taschen, das Meer vor mir. Statt Atlantik die Nordsee. Eiskalter Sturmwind statt erfrischender Brise. Weit weg von hier. Ich switchte wieder zur Seite des Land’s End. Im Impressum war eine Sandy Brodie als Inhaberin angegeben.
Ich lauschte der Stille im Zimmer. Das Pfeifen in meinem Ohr war verschwunden.
Klopfenden Herzens klickte ich auf den Buchungslink.
»Du fliegst wohin?«, fragte Nieves wenig später am Telefon. »Nach Schottland? Das heißt, du bist über Weihnachten und Neujahr nicht hier? Aber … wie kommst du denn auf diese verrückte Idee?«
Ich erzählte ihr, was das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. »Ich kann nicht mehr! Du hast doch selbst gesagt, ich soll Felipe endlich mal die Stirn bieten.«
»Na klar, aber damit meinte ich doch nicht, dass du dich nach Schottland verkrümeln sollst. Ausgerechnet dorthin, wo man sich schon im Sommer den Arsch abfriert.«
»Dafür gibt es ja passende Kleidung.« Ich würde eben all meine dicken Pullover und Hosen einpacken, die Mütze, den Schal, die Handschuhe.
»Das sagst du jetzt so leicht, weil du wütend bist – und das verstehe ich, dein Bruder ist wirklich ein Idiot. Aber unterschätz das bitte nicht. Ganz allein in Schottland. Bist du sicher, dass du dich da an Weihnachten nicht einsam fühlst?«
»So einsam werde ich gar nicht sein. Es ist ein privat geführtes Bed & Breakfast, die Inhaberin hat meine Buchung sofort bestätigt und mir mitgeteilt, dass sie sich freut, mich als ihren Gast begrüßen zu dürfen. Vielleicht verstehen wir uns gut, ihr Tonfall hat mir schon mal gefallen.«
Looking forward to meeting you hatte sie geschrieben.
Mit ein paar Klicks hatte ich die für Schottland notwendige Einreiseerlaubnis beantragt und gleich den Flug gebucht. Die Maschine landete nach einem Zwischenstopp in Frankfurt erst spät abends in Edinburgh, daher würde ich die erste Nacht in der Nähe des dortigen Flughafens verbringen. Am nächsten Morgen ging es dann ganz entspannt über die schottische Hauptstadt mit dem Zug an die Küste. Noch immer floss Adrenalin durch meine Adern. Ich war noch nie in Schottland gewesen. Obwohl ich ein gewisses Sprachtalent besaß und Englisch fast so flüssig beherrschte wie Deutsch, so war dieser Entschluss für mich ein ungewohntes Wagnis. Andererseits: Ich schaute endlich mal nach vorne, genauso wie Mamá es mir stets geraten hatte.
»Könntest du mich zum Flughafen bringen?«, bat ich meine Freundin. »Felipe will ich nicht bitten, er wird nicht begeistert sein.«
»Aber erzählen wirst du ihm schon von deinem Vorhaben?«
Das wusste ich noch gar nicht genau. Wie würde er reagieren? Mir Vorhaltungen machen etwa? »Klar«, sagte ich dennoch. »Fährst du mich also?«
»Ist doch Ehrensache.«
Als Erstes war Packen angesagt. Neben den Winterklamotten würde ich auch etwas Schickeres mitnehmen, falls ich mal ausgehen sollte, an Neujahr zum Beispiel, oder auch an Heiligabend. Unterwäsche und ein paar einzelne Teile würde ich außerdem vor meiner Abreise noch waschen und trocknen müssen.
Ich füllte den Wäschekorb und eilte die Treppe des Steinhauses hinunter. Der Waschraum lag in einem der Nebengebäude. Der alte Holztisch unter der Pergola – im Sommer meist von Gästen umrundet – war jetzt verlassen und eingestaubt. Der vom Hügel herabkommende Wind wehte ein paar Blätter über den Hof. Die Geranienkästen an den Balkonen der Steinhäuser mit ihren bunten Türen waren leergeräumt; nur dürre Reste steckten noch darin. Als eine Krähe von der Dachrinne aufflatterte, schrak ich zusammen. Sie zog ein paar Kreise über den Innenhof und verschwand kreischend über den Torbogen zum Hügel. Felipe und Juan waren nirgends zu sehen.
Entschlossen stapfte ich in die Waschküche. Ich nahm ein paar Teile von der Leine, faltete sie, stellte dann die Maschine an. Einen Moment lang sah ich der Wäsche zu, wie sie in der Trommel herumgeworfen wurde – mal vor, mal zurück. Dieses gleichmäßige Hin und Her hatte etwas Beruhigendes. Manchmal blieb ich minutenlang davor stehen. Auch jetzt hätte ich einfach so weiterstarren können. Aber ich musste mich losreißen, wollte noch nach Burrito und den drei Ziegen sehen.
Hinter dem Torbogen lag rechts der Olivenhain, die silbrig grünen Blätter zitterten im Wind. Unser Mitarbeiter Pedro machte sich gerade an einem Pfosten zu schaffen, er winkte mir zu. Ich blickte hinüber zur ungemähten Wiese, das Gras wirkte matt und zerzaust, der tropfenförmige Pool war im Winter abgedeckt. Die aufgestapelten Liegen wollten wir demnächst austauschen, der Stoff war brüchig geworden.
Ich ging weiter zur Tierwiese mit dem Unterstand. Die Ziegen reckten ihre Köpfe, als sie mich hörten. Alma, die gute Seele, trottete mir entgegen. Ich streichelte ihre Stirn. »Na meine Gute«, raunte ich, »wo ist denn dein Kumpel?«
Da vernahm ich ihn bereits. Burrito tauchte von der Rückseite des Bretterbaus auf und trabte mit aufgestellten Ohren auf mich zu. Er blökte, und schon stand er am Zaun und ließ sich die Blesse streicheln. »Hasta luego, meine Süßen«, flüsterte ich und fischte ein paar Leckerli hervor, die ich immer in meiner Westentasche bei mir trug.
Schweren Herzens wandte ich mich ab, sie würden mir noch am meisten fehlen.
Auf dem Rückweg zum Haus begegnete mir im Hof Felipe.
»Ich werde ab morgen ein paar Tage wegfahren, nur damit du Bescheid weißt«, sagte ich.
»Bis die Gäste kommen, meinst du?«
»Nein, auch darüber hinaus.«
Seine Augen wurden schmal. »Du lässt uns wirklich im Stich?«
Ich trat ganz nah an ihn heran. »Wenn einer jemanden im Stich lässt, bist du das, lieber Bruder. Mein Bedürfnis nach Erholung ignorierst du einfach. Ich habe es satt.«
»Na denn. Tu, was du nicht lassen kannst.« Er zuckte mit den Schultern. »Dann bleibt mir wohl nur zu sagen: Adios und viel Spaß!« Er wandte sich ab und ging davon.
Keine Frage danach, wohin ich eigentlich wollte. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass ich mich zu Nieves verkroch, und lachte sich schon ins Fäustchen, dass ich mich dort im Trubel mit den Kids wohl kaum erholen würde.
Vielleicht war es besser, ich ließ ihn in dem Glauben. Alles andere würde gewiss zu noch mehr Diskussionen führen.
Am Abend waren Felipe und Juan ausgegangen, sodass ich die Hacienda für mich hatte. Wenn der Wind sanft ums Haus strich, musste ich immer an herumstreunende Wildhunde denken und gruselte mich angenehm. Mein Bruder und sein Ehemann waren erst spät zurückgekehrt, als ich schon im Bett lag. Und heute Morgen waren sie direkt wieder davongebraust. Vielleicht besorgten sie die Einkäufe für nächste Woche. Sie hatten mich weder nach einem möglichen Essensplan noch nach anderen Tipps gefragt. Nicht mal richtig verabschiedet hatten sie sich, wo ich Felipe doch gesagt hatte, dass ich heute abreiste. Womöglich waren sie der Meinung, ich würde innerhalb kürzester Zeit reumütig zurückkehren.
Nieves holte mich in ihrem SUV ab, dessen Rückbank mit den Kindersitzen und einem Berg Schmusetieren belegt war. Ächzend hievte ich mein Gepäck in den Kofferraum. Der Schalenkoffer war so prall gefüllt, dass ich ihn mit einem Gurt gesichert hatte.
»Und – wie hat er auf deine Pläne reagiert?«, fragte meine Freundin, während wir auf der Küstenstraße Richtung Flughafen unterwegs waren. Das Meer lag zu unserer Rechten, die Palmen bogen sich im Wind.
»Felipe? Er hat mit den Schultern gezuckt und so getan, als wäre es ihm egal.«
Sie zog die Augenbrauen hoch, lenkte um eine Kurve. »Du siehst übrigens toll aus«, sagte sie. »Wie eine Globetrotterin.«
»Danke.« Ich hatte mir das Haar hochgebunden und ein paar einzelne Strähnen herausgezupft, mir eine Sonnenbrille ins Haar gesteckt und einen lässigen Schal um den Hals gewickelt. An meinen Füßen prangten Wanderstiefel, die nicht mehr in den Koffer gepasst hatten. Dazu trug ich meine rot und schwarz karierte Steppjacke. Eigentlich viel zu warm, das Thermometer zeigte siebzehn Grad.
»Vielleicht triffst du ja einen netten Mann in Schottland«, unterbrach Nieves meine Gedanken.
Ich lachte auf. »Einen Rothaarigen meinst du, der sich sofort einen Sonnenbrand holt, wenn er auch nur im Schatten sitzt? Einen, der gerne Whisky trinkt und Shanties singt?«
Nieves setzte kichernd den Blinker. »Warum keinen Dudelsackspieler im Schottenrock? Wäre mal was Neues. Mit unseren Landsmännern hattest du bisher jedenfalls kein Glück.«
»Du ja auch nicht.«
»Das stimmt.«
Nieves Mann Amir stammte aus Tunesien, er besaß ein Herz aus Gold und war der kinderliebste Typ, den ich kannte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten die beiden längst fünf Kinder. Meine Freundin fand jedoch, mit ihren zwei hätte sie genug um die Ohren.
Ich sah aus dem Fenster zum Teide, bis ich ihn hinter der nächsten Kurve aus den Augen verlor. Ja, ein Flirt wäre schon mal wieder schön. Aber ich legte es nicht darauf an. Erst mal musste ich runterkommen und herausfinden, was ich eigentlich noch vom Leben erwartete. Ich wollte einmal nur an mich denken und nicht an das Wohlergehen anderer. Mal die Seele baumeln lassen, in Schlabberklamotten rumhängen und mich vor Sandy Brodies Kamin in die Patchworkdecke einkuscheln. Hoffentlich war sie nett. Vielleicht waren wir uns sympathisch und wir gingen mal zusammen in einen Pub. Wäre doch schön. Musste aber nicht sein. Ich war mir selbst genug.
Am Flughafen zog Nieves mich in ihre Arme und küsste mich auf die Wange. »Pass auf dich auf, ja?« Sie fasste mich bei den Schultern. »Und was ich dir noch sagen wollte: Ich bewundere dich. Ich würde mich das nicht trauen. Ich war noch nie irgendwo ganz alleine, schon gar nicht in einem fremden Land.«
»Wieso, auf der Hacienda hatten wir auch schon alleinreisende Frauen, das ist nichts Ungewöhnliches. Manche Mädels reisen solo mit dem Rucksack durch Indien, dagegen ist Schottland gar nichts.«
Nieves schüttelte sich. »Ich würde mir vor Angst in die Hose machen.«
Ich wahrscheinlich auch. Aber Schottland, so sagte mir mein Gefühl, war absolut harmlos. Obwohl dieses Volk natürlich von den Kelten abstammte. Oder von den Wikingern? Beide waren nicht gerade für ihre Sanftmütigkeit bekannt.
»Denkst du, ich begehe einen Fehler?«, fragte ich meine Freundin.
Sie kniff mich sanft in die Wange. »Nein, das denke ich nicht. Ich beneide dich um deine Unabhängigkeit. Wenn ich die Kids und Amir nicht hätte, würde ich dich ohne Zögern begleiten.«
»Irgendwann sind sie ja aus dem Haus, dann holen wir das nach.«
Nieves lachte.
Abends landete ich in Edinburgh. Im Dämmerlicht wirkte das Flughafengebäude wie eine geisterhafte Silhouette im Nebel. Ich folgte dem Strom der anderen Passagiere durch die Gänge, vorbei an Hinweisschildern in Englisch und Gälisch. Die Aufregung kribbelte mir unter der Haut. Ich war wirklich hier.
An der Gepäckausgabe hievte ich meinen Koffer vom Band und rollte ihn durch die wuselige Ankunftshalle.
Vor dem Gebäude wartete eine Reihe Taxis mit beschlagenen Scheiben im Regen. Sie sahen aus, wie man sich alte englische Limousinen vorstellte, kantig und hochgebaut. Ich kletterte in eines der schwarzen Gefährte und nannte dem Chauffeur die Adresse meines Hotels. Es war seltsam, am falschen Straßenrand zu fahren, und ich ertappte mich dabei, ständig kurz die Luft anzuhalten, wenn ein Auto aus der Gegenrichtung an uns vorbeischoss oder wir in einen Kreisverkehr einbogen. Schemenhaft machte ich Häuser mit schmalen Schornsteinen und dicht an dicht stehende Reihenhäuser aus, dazwischen lagen Freiflächen im Dunkel.
Kurz nach neun erreichten wir das Hotel. Ich bezahlte den Fahrer und zog den Koffer durch die Drehtür in die Lobby. Der Empfang verlief rasch, die Formalitäten verschwammen in meiner Müdigkeit.
Im Zimmer ließ ich die Jacke über den Stuhl fallen, stellte das Gepäck an die Wand und setzte mich aufs Bett. Ich schrieb Nieves eine kurze Nachricht, dass ich gut angekommen war. Dann ließ ich das Handy sinken. Die Aufregung des Tages rauschte mir noch durch den Kopf, doch kaum hatte ich wenig später das Licht gelöscht, fielen mir die Augen zu.
Morgens regnete es Bindfäden. Beim Packen hatte ich an fast alles gedacht – bloß an keinen Schirm. Also zog ich mir die Kapuze der Steppjacke tief ins Gesicht, hielt den Kopf gesenkt und begab mich auf den Weg zur Tram, die mich nach Edinburgh bringen würde. Von dort ging es weiter nach North Berwick.
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe des Waggons, als wir die flache, karge Landschaft durchfuhren. Wie anders es hier aussah als in meiner Heimat, wo um diese Jahreszeit alles grün war. Hier war es Grau in Grau. Tropfen zogen zitternde Spuren über das Glas, verwischten die Umgebung zu einem unscharfen Brei. Ich lehnte die Stirn an die kühle Scheibe und sog die neuen Eindrücke um mich herum auf. Bislang hatte ich kaum mit jemandem gesprochen. Jetzt aber drangen die ersten Sprachfetzen an mein Ohr. Schottisch, vermutete ich. Oder war es etwas anderes? Gälisch vielleicht?
Nach ein paar Stationen veränderte sich die Umgebung. Es wurde städtischer, Weihnachtsbeleuchtung verschönerte die Schaufenster und Straßen, spiegelte sich im nassen Pflaster. Und dann, als ich den Kopf wandte, lag zu meiner Rechten eine Parkanlage, auf deren Wegen vereinzelt Menschen mit hochgeklappten Kragen unterwegs waren. An der Rückseite des Parks ragte ein riesiger dunkler Felsen auf. Hoch oben erkannte ich eine Burg. Das konnte nur das Edinburgh Castle sein. Fast schwarz hob es sich gegen den grauen Himmel ab. Die Bahn hielt, hier musste ich umsteigen.
In der Bahnhofshalle verkaufte ein Mann mit Nikolausmütze Regenschirme. Ich erstand einen für zehn Pfund, außerdem am Automaten ein Ticket für die Weiterfahrt, und fand nach einigen Umwegen mein Gleis. Gefrühstückt hatte ich noch nichts, mein Magen grummelte.
Diesmal ging es mit der Tram wieder hinaus aus der Stadt, zunächst vorbei an alten Backsteinfassaden. Dann erneut flache, graue Landschaft, mit Hecken durchzogene, brachliegende Felder. Die Bahnsteige mitten im Nirgendwo glänzten nass, Menschen mit Regenschirmen warteten geduldig, Zigaretten wurden ausgetreten. Ein Schwall von Rauch und feuchter Luft waberte mit ihnen herein, es roch anders als daheim. Erwartungsvoll lächelte ich vor mich hin. Wie sehr ich mich auf den warmen Kamin bei Sandy Brodie freute.
Irgendwann war ich die einzige Reisende in meinem Waggon. Draußen schüttete es, sodass sich das nahegelegene Meer nur erahnen ließ.
Willkommen am Ende der Welt.
Mit dem Schirm über dem Kopf und dem Koffer hinter mir her holpernd, nahm ich den schmalen abschüssigen Weg von der Bahnstation in den Ort, hielt immer wieder an, um aufs Navi zu schauen, das mir den Weg wies. Als ich zurücksah, entdeckte ich einen Hügel, der das Städtchen überragte. Witzig, dass es auch hier so eine Art Wächter gab. Mein Weg führte mich in eine Einkaufsstraße mit weihnachtlich dekorierten Geschäften und Cafés, vorbei an einem Platz mit Sitzbänken, in dessen Mitte ein rot-weiß-gestreifter Miniatur-Leuchtturm prangte. Hier war kein Mensch zu sehen – es fühlte sich wirklich an wie das Ende der Welt. Ich bog weitere zwei Male ab, dann war ich an meinem Ziel. Das B&B sah genauso aus wie auf den Fotos. Weiß getüncht, mit blauen Fensterläden. Nur waren die geschlossen, oben wie unten.
Ich trat an die blaue Holztür, über der Land’s End in grauen Lettern auf den Putz gemalt war, und klingelte.
Nichts. Kein Geräusch, keine Bewegung im Haus.
Dabei müssten um zehn Uhr morgens doch längst Gäste beim Frühstück sitzen, im gemütlichen Speisezimmer mit einer Schale Porridge vor sich.
Auch ein weiteres Klopfen und Klingeln brachte nichts.
Hm. Vielleicht wirkte es so ausgestorben, weil ich der einzige Gast war. Womöglich rechnete Sandy Brodie erst am Nachmittag mit mir. Natürlich. So musste es sein. Sie durfte ja davon ausgehen, dass ich von Teneriffa länger benötigte. Dumm, dass ich keine Ankunftszeit angegeben hatte.
Ich trat einen Schritt zurück und sah die Straße hinauf und hinunter. Kaffee. Ich brauchte dringend Kaffee und etwas zu essen. Aber als Allererstes: eine Toilette.
Da vorn brannte Licht hinter einer Ladentür. Vielleicht konnte ich dort rasch aufs Klo und irgendwas zum Frühstück erstehen. Ich griff nach meinem Koffer und zog ihn rumpelnd hinter mir her.
An der Tür hing ein bedrucktes Papier. Maggie’s Livingroom entzifferte ich. Für ihre Freunde und solche, die es noch werden wollen. Das klang ja schon mal vielversprechend. Auch die Speisekarte hing aus, sie brachte mich zum Schmunzeln. Morgens gab es »immer dasselbe«, abends »je nach Laune.« Ein Aushang verkündete die Öffnungszeiten. Zwischen 12 und 17 Uhr war geschlossen; wer dennoch auf einen Plausch vorbeischauen wollte, sollte einfach klopfen.
Ich zog die Kapuze vom Kopf und trat ein.
Zuerst dachte ich, Maggies Livingroom hätte wohl doch nicht geöffnet. Es wirkte, als steckte sie in Renovierungsarbeiten und hätte den Inhalt ihres ganzen Hauses in diesem Zimmer abgestellt. Links stapelten sich Bücher, manche im Winkel, andere schief. Rechts Regale voller Trödel, Kitsch und Krimskrams. Serviettenhalter, Kaffeemühlen, Porzellanfigürchen, Postkarten. Eine vergoldete Statue, deren Torso mittig durchtrennt war, diente als Beistelltisch. Darauf thronte eine Siebzigerjahrelampe mit orangefarbenem Schirm. Vier oder fünf Tische füllten weiter den Raum, einer war ein dreibeiniges Modell, dessen fehlendes Bein mit einem Bücherstapel ersetzt worden war. In der Mitte stand jeweils eine künstliche, flackernde Kerze, umgeben von ein paar Tannenzweigen.
Die Tapeten waren knallrot, was dem Ganzen einen theatralischen Touch verlieh. Die Gemälde und Objekte an den Wänden hingen dicht an dicht, dazwischen alte Straßenschilder – den Mittelpunkt bildete ein Ölporträt mit impressionistischen Blumen, daneben ein Flaschenschiff. Es roch nach vergilbtem Papier, nach Kaffee und Gebäck. Letzteres sprach dafür, dass dieser Livingroom vielleicht doch geöffnet hatte und das alles so gewollt war.
Hinter all dem Gewusel entdeckte ich an der Stirnseite einen Tresen. Dahinter hing ein riesiger Spiegel in goldener Rahmung, der das ganze Durcheinander reflektierte und meine Orientierungslosigkeit noch verstärkte.
Menschen waren keine zu sehen. Oder doch, im Spiegel bewegte sich etwas. Ich wandte mich um. In einem halb verborgenen Erker links neben der Eingangstür saß ein etwa siebzigjähriger Mann; er trug ein braunkariertes Tweedjackett mit einem Tuch in der Brusttasche. Sein dunkles Haar war noch voll. Vor ihm auf dem Tisch lag eine aufgeschlagene Zeitung. Er betrachtete mich aufmerksam. Wahrscheinlich schon eine ganze Weile.
»Hallo, guten Tag! Es ist doch geöffnet, oder?«, fragte ich.
»Aber natürlich ist geöffnet, Sie sind ja reingekommen.«
»Stimmt.« Ich lächelte. »Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich die Toilette finde?«
Er hob zu einer Antwort an, doch im selben Moment vernahm ich ein bellendes Husten aus dem Flur. Eine Dame mit grauem Pagenkopf trat seitlich des Tresens ein, sie musterte meinen Koffer und den tropfenden Schirm. »Hast du dich verlaufen, Liebes?«
»Sind Sie Maggie?«
Sie nickte.
»Dürfte ich mal Ihre Toilette aufsuchen?«
Maggie wies zum Flur. »Nur zu. Hinten links.«
Dankbar durchquerte ich den Korridor und erleichterte mich in dem kleinen Raum, wusch mir die Hände und trat wieder hinaus. Gegenüber führte eine Treppe in den ersten Stock. Die Wände hingen voller gerahmter Familienfotos.
Ich kehrte zurück und musterte die Auslagen auf dem Tresen. Es gab zwei Sorten Kuchen – Lemontarte und Carrotcake – und eine Art Kuchenbrötchen.
Ich deutete darauf. »Ist das ein Scone?«
»Ich denke schon.« Maggie zwinkerte. Sie stand nun hinter der Theke, in ihrer Hand ein Spültuch.
»Dürfte ich einen haben?«
»Selbstverständlich. Mit Jam und Clotted Cream?«
»Gerne. Und einen Kaffee bitte.«
Sie wies mit dem Kinn in den Raum. »Kommt gleich.«
Unschlüssig sah ich zwischen den Tischen hin und her. Ich entschied mich für den direkt vor dem Gemälde. Er besaß alle Beine und auch die Stühle sahen aus, als könnten sie mich tragen.
Der Mann im Erker musterte mich noch immer. Ich lächelte ihm zu, hängte meine Jacke über die Stuhllehne.
»Auf der Durchreise?«, fragte er.
»Das nicht, ich wollte ins Land’s End, aber es ist noch niemand da.«
Fragend sah er hinüber zur Wirtin. Diese hob die Augenbrauen.
»Ins Land’s End soll es gehen, bist du sicher?«, hakte sie nach, während die Kaffeemaschine fauchend anlief.
»Absolut sicher. Ich habe eine Buchungsbestätigung.«
Sie nahm einen Scone von der Tortenplatte und legte ihn auf einen Teller, gab einen Klacks Marmelade und feste Sahne daneben.
Als sie alles vor mir abstellte, betrachtete sie meinen Koffer. »Für wie lange hast du denn gebucht?«
»Für zweieinhalb Wochen.«
Sie gab ein überraschtes Schnauben von sich, das in einen Hustenanfall gipfelte. Als sie sich wieder beruhigt hatte, fragte sie den Mann: »Wusstest du davon, Frank?«
»Na, ich hätte dich sicher vorgewarnt, denkst du nicht?«
Die Frau setzte sich zu mir. »Woher kommst du denn, Liebes?«
Ich nannte ihr meine Heimatinsel und schaute zwischen den beiden hin und her. »Gibt es ein Problem mit dem B&B?«
Die Tür ging auf und zwei Männer traten mit einem fröhlichen »Morning!« ein.
Seeleute offensichtlich, mit blauen Hosen, schweren Stiefeln, langen Parkas und Fischerhüten. Dazu Bärte, einer grau, einer rot. Der Rothaarige war noch sehr jung, maximal zwanzig. Sein Bart war mehr ein Flaum. Vater und Sohn vielleicht? Sie nahmen am Nebentisch Platz.
Maggie stand auf und legte jeweils ein Stück Lemontarte und Karottenkuchen auf Teller, setzte abermals die Kaffeemaschine in Gang.
Ich ergriff die Gelegenheit und schnitt vorsichtig den Scone auf, die buttrige Krume duftete herrlich. Die Clotted Cream erinnerte an Mascarpone, nur sahniger. Ich strich sie auf die untere Hälfte, gab einen Löffel Erdbeermarmelade darauf. Der erste Bissen war eine Offenbarung. Der Sconeteig war mürbe, aber nicht trocken, die Cream schmolz ganz leicht, und die Süße der Marmelade setzte dem Ganzen die Krone auf. Ich kaute langsam, überrascht, wie gut es war. Schlicht, aber perfekt. Sogleich biss ich noch einmal ab.
»Gar kein Golfzeug dabei?«, fragte der Junge mit Blick auf meinen Koffer.
