Mehr Geld als Verstand - Nena Brockhaus - E-Book

Mehr Geld als Verstand E-Book

Nena Brockhaus

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Beschreibung

Der Mensch ist träge. Er muss leiden, am eigenen Leib spüren, dass es so nicht weitergeht, bevor er sich bewegt. Der Mensch ist in diesem Fall Deutschland. Wir sind eines der vermögendsten Länder der Welt, treten nach außen gönnerhaft auf, aber in unserem Land türmen sich die Probleme. Zu lange schon lebt die deutsche Politik nach dem »Mehr Geld als Verstand«-Prinzip. Die bekannte Journalistin, Fernsehmoderatorin und Bestseller-Autorin Nena Brockhaus begibt sich auf die Suche: Was passiert eigentlich mit unserem Geld? Wie konnten allein die Beraterkosten innerhalb von sieben Jahren um 450 Millionen Euro ansteigen? Wie viele Geschenke ohne Gegenleistung macht Deutschland ans Ausland? Und ist »Made in China« das neue »Made in Germany«? Wer dieses Buch gelesen hat, ist fit für jede politische Debatte!

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Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Nena Brockhaus

Mehr Geld als Verstand

Wie die deutsche Politik dein Geld verprasst

Nena Brockhaus

Mehr Geld als Verstand

Wie die deutsche Politik dein Geld verprasst

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

5. Auflage 2025

© 2025 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Anne Horsten

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Umschlagabbildung: Aisleglam

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-787-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-538-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter:

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

Für Thomas Schink

1962 – 2024

Meinen Vater, besten Freund, größtes Vorbild

Es vergeht kein Tag, an dem ich dich nicht vermisse.

Liebe kennt keinen Tod. Sie ist für immer.

Inhalt

Vorwort

Teil I: Was mit deinem Geld passiert

Deutschland steht sich selbst im Weg

Windräder: verspargelt und verschwendet

Wohin fließt das ganze Geld?

Pure Verschwendung

Wofür zahlen wir der Supermacht China Millionen Euro?

Die kostspieligen Kampagnen der Bundesregierung

176.776 Steuer-Euros von Habeck für ein Handy-spiel – und es wird noch absurder

Politiker verschwenden Steuergeld für schönen Schein

Wieso spart die Regierung nicht, Frau Beck?

Grenzkontrollen sind gut für unsere Sicherheit, den Grünen aber zu teuer

Teil II: Mehr Geld als Verstand

Die Staatsausgaben folgen den Debatten wie die Ebbe der Flut

»Ein Staat definiert sich darüber, wer drin sein darf und wer nicht.« – Auf der Couch mit Ökonom Daniel Stelter

Warum erhalten Nichtregierungsorganisationen Geld vom Staat? – Stefan Aust im Gespräch

Unsere Rentenbescheide stimmen oftmals nicht

»Wir haben einen völlig überzogenen Sozialstaat« – ein Gespräch mit Bernd Raffelhüschen

Die Gen Z oder: Die Soja-Hafermilch-Generation

Das Bürgergeld im Realitätscheck

Debatten, die man sich nicht ausdenken kann

Mein denkwürdiger Abend mit AfD-Wählern in der Dorfkneipe

»Hier bekommen Städte ihr eigenes Geld« – eine italienische Familie lässt mich grübeln

Und jetzt?

Danksagung

Quellen

Vorwort

Der Mensch ist träge. Daher muss er leiden. Am eigenen Leib spüren, dass es so nicht mehr weitergeht, bevor er sich bewegt und etwas ändert. Der Mensch ist in diesem Fall Deutschland. Wir sind eine der vermögendsten Nationen der Welt, und doch türmen sich in unserem Land die Probleme. Zu lange schon leben wir nach einem Prinzip, das ich mit »Mehr Geld als Verstand« bezeichne. Kostprobe gefällig?

Allein im Jahr 2017 haben wir 6301 Millionen Euro Entwicklungshilfe an die Weltwirtschaftsmacht China überwiesen. China, einer unserer größten Wirtschaftskonkurrenten. Auch innerhalb Deutschlands neigen die deutschen Politiker nicht zur Sparsamkeit. Mehr als 7002 Beraterverträge werden jährlich vergeben. Die offiziellen Regierungsangaben zu den Beraterkosten belaufen sich auf bis zu 2003 Millionen Euro pro Jahr. Allein 304 Millionen Euro zahlten die Ampel-Ministerien der vergangenen Ampel-Regierung an externe Juristen – obwohl sie selbst mehr als 10.000 Juristen beschäftigen.

Neben der Entwicklungshilfe wollen wir auch im Wettbewerb der Moral siegen. Um jeden Preis. Das Ziel: Moralweltmeister werden. Wenn das nicht klappt, zumindest Vize. Wir debattieren über Frauenquote, Gendern, Work-Life-Balance oder Diversität, während die Wirtschaft brennt. Der Philosoph Friedrich Nietzsche wusste schon: »Ich sah bisher keine schlimmere Gefahr für alle Erkenntnis als die moralische Heuchelei, oder um gar keinen Zweifel zu lassen: jene Heuchelei, die Moral heißt.«5

Während Deutschland nach außen gönnerhaft auftritt, türmen sich bei uns die Probleme. Im Jahr 2023 war knapp jeder Vierte (23,9 Prozent)6 unter 18 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Und das bei Weitem nicht bloß in sozialen Brennpunkten. In meiner Heimatstadt Düsseldorf, für viele die Stadt der Schönen und Reichen, wächst jedes vierte Kind in Armut auf.7

Im EU-weiten Vergleich gehört Deutschland mit einem Wert von 23,9 Prozent zu den Ländern mit einer erhöhten Armutsgefährdung bei Kindern und Jugendlichen. Am geringsten fiel sie im Jahr 20238 in Ländern wie Slowenien (10,7 Prozent), Finnland (13,8 Prozent), den Niederlanden (14,8 Prozent), Tschechien (15 Prozent) und Dänemark (15,3 Prozent) aus.

Lassen wir uns das auf der Zunge zergehen: Slowenien und Tschechien sorgen besser für Kinder und Jugendliche als Deutschland. Hier sei der Status quo in unserem Land einmal überspitzt formuliert, in der Übertreibung liegt schließlich die Anschaulichkeit:

Während die privilegierten Kinder hierzulande unter der Fahne von Fridays for Future für die Umwelt kämpfen oder nach der Schule erst mal von Papa bezahlt ein »Sabbatical« einlegen, zittern die Armutsgefährdeten vor ihren leeren Kühlschränken am Monatsende.

Der frühere Werftarbeiterführer und spätere polnische Präsident Lech Walesa hat einmal gesagt: »Freiheit bedeutet nicht die Abwesenheit von Beschränkungen, sondern die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und seine Träume zu verwirklichen.«9 Deutschland lebt diese Maxime nicht mehr. Wir haben alles so gut geregelt, dass wir uns schwertun, etwas Neues zu erschaffen, und sei es etwas so Banales, wie den Ersatzbau einer Autobahnbrücke oder das Verlegen von Kabeln für schnelles Internet zu genehmigen.

Waren wir in den 50ern und 60ern so etwas wie das Silicon Valley, mangelt es uns heute deutlich an Innovation und Kreativität.

Vor allem fehlt es bei uns an Freiheit. Wir Deutschen brennen nicht für die Freiheit. Für den Wunsch nach Freiheit bedarf es Verstand und Wissen. Nur informierte Bürger sind wirklich und wahrhaftig frei.

Ich empfand mich selbst lange Zeit als informierte Bürgerin mit ausgeprägtem Politik- und Wirtschaftssachverstand. Bis ich bei einem denkwürdigen Abendessen eines Besseren belehrt wurde. Ein Banker wollte mit mir über Politik und Wirtschaft debattieren. Nichts leichter als das, ist es doch mein Job, dachte ich mir siegesgewiss.

Er begann also, mir Fragen zu stellen: Wie viel Geld gab Deutschland 2022 für Migration aus? Wie viel für Bildung? Verkehr? Rüstung? Mein Wissen zu den exakten Werten verdiente die Note »mangelhaft«. Kleinlaut erwiderte ich, dass ich mich in meinem Job als politische Kolumnistin stets auf die Parteien, Parteiprogramme und programmatischen Inhalte der Regierung konzentriere.

Selbstverständlich auch auf die Verordnungen – speziell in der Coronapandemie. Bis heute könnte man mich nachts wecken und ich wüsste jede einzelne Maßnahme von 2020 bis 2023.

Der Banker fragte mich daraufhin höflich, wie es sein könne, dass mich nicht interessiere, was mit meinem Geld passiere. Ich würde doch die Hälfte meiner Arbeitszeit allein für den Staat tätig sein.

Ob es mir auch egal sei, wie teuer mein Coffee to go an der Ecke sei. Natürlich nicht, entgegnete ich. Das Abendessen sollte der Zündstoff für dieses Buch sein, und meine Reise in den Finanzdschungel unseres Landes begann. An keinem meiner vier vorherigen Bücher habe ich so lange geschrieben wie an diesem. Keines hat mich so viel Recherche und Durchhaltevermögen gekostet. Angetrieben hat mich eines meiner liebsten Zitate von dem großen Philosophen Immanuel Kant:

»Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.« Das schrieb Immanuel Kant in seinem Essay »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?« im Jahr 1784. »Es ist so bequem, unmündig zu sein«, heißt es dort weiter. »Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.« 238 Jahre später erinnern die Worte Kants an die heutzutage stark ausgeprägte gesellschaftliche Scheu vor der Freiheit – und Freiheit bedeutet auch, sich zu informieren. Mit seiner Beschreibung des freiheitsfaulen Bürgers charakterisierte Kant früh die »Mehr-Geld-als-Verstand«-Ära.

Wir meckern über die Politik, aber wissen nicht mal, wohin unser Steuergeld fließt. Und das, obwohl die Freiheit den informierten, den mündigen Bürgern gehört.

Oder wissen Sie, wie viel Geld Deutschland vergangenes Jahr allein für Migration ausgegeben hat? Dass das Wirtschaftsministerium 200 Millionen10 Euro Steuergeld in die Spieleförderung kippt? Und für die Energiewende? Nein? Macht nichts. Nach der Lektüre dieses Buches wissen Sie es.

Schließlich wollen wir doch nicht allesamt so unwissend sein wie unser Bundeskanzler Olaf Scholz, der in einem Interview mit Journalist Paul Ronzheimer nicht zu sagen vermochte, wie teuer eine Packung Butter ist. Und das als ehemaliger Finanzminister. Der Tagesspiegel titelte treffend: »Im Elfenbeinturm der Privilegierten: Politiker müssen wissen, was Benzin, Bier und Butter kosten«.

Und schrieb weiter: »Wer die Preise von Benzin, Bier, Butter kennt, wer weiß, welche Waschmittel für was taugen, taugt auch dafür, das wahre Leben in Parlament und Regierung nicht aus dem Auge zu verlieren. Nur aus dem chauffierten Auto die Welt zu betrachten, verschiebt die Perspektive – das da draußen, hinter den Scheiben, ist nicht bloß eine Kulisse.«11 Auch uns Bürgern scheint es noch zu gut zu gehen, wenn uns nicht interessiert, wohin unser hart erarbeitetes Geld fließt.

Ich bin Nena Brockhaus, bei Buchabgabe 32 Jahre alt und lebe mit meiner Familie in Düsseldorf. Ich habe einen kleinen Sohn und wollte nie etwas anderes als Polit- und Wirtschaftsjournalistin sein. Die Vorbilder meiner Jugend: Sabine Christiansen und Anne Will.

Mit Mehr Geld als Verstand möchte ich Ihnen im ersten Teil einen Überblick über die Staatsausgaben vermitteln. Sie erfahren, was mit Ihrem Geld passiert. Im zweiten Teil tauchen wir dann gemeinsam in die unbequemen Debatten unserer Zeit ein. Denn die »Mehr-Geld-als-Verstand«-Ära besteht wie eine Medaille aus zwei Seiten: Politik und Gesellschaft.

Die Ausgaben in unserem Land zu kennen ist ebenso essenziell wie die gesellschaftlichen Debatten und Stimmungen. Beides macht uns zu mündigen Bürgern. In die Richtung, wohin die Debatten in unserem Land wehen, fließt auch unser Steuergeld. Den Politikern in unserem Land ist vor allem eines wichtig: dass wir sie wiederwählen.

Mehr Geld als Verstand soll auch eine Reise des Widerspruchs sein. Ich wünsche mir, dass Sie mir bei der Lektüre auch mal heftig widersprechen. Vielleicht denken Sie sogar zwischendurch: Wie kann sie das schreiben? Das wäre prima! Widerspruch ist das Lebenselixier einer funktionierenden Demokratie. Ich möchte Sie aufregen, und wenn es richtig gut läuft, dann starten wir eine Debatte.

Nie war der Dialog zu gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Themen wichtiger als heute. Nur durch Debatten bauen wir Vorurteile und Hürden ab. Diese setzen voraus, den Mitmenschen gegenüber offen und respektvoll zu sein und andere Meinungen zu tolerieren und zu akzeptieren.

Dem Zeitalter der Meinungsfreiheit ist ein Zeitalter der Gesinnung entgegengetreten.

Dagegen gilt es anzukämpfen. Die Meinungsfreiheit ist schon lange in Gefahr. Dabei ist sie mächtig und essenziell für die Demokratie. Ohne sie sind wir nichts. Es ist nicht so, als müssten wir in Deutschland um unser Leben fürchten, wenn wir unsere Ansichten äußern.

Doch die Sorge vor sozialer Ausgrenzung oder vor dem Verlust der beruflichen Existenz steigt. Kein Wunder, wenn man liest, wie manche Journalisten und Politiker auf den Verlust der gefühlten Meinungsfreiheit reagieren. Die übliche Erwiderung von zu vielen Journalisten, wie ZDF-Morgenmagazin-Moderatorin Dunja Hayali: »Man kann in Deutschland eigentlich alles sagen. Man muss dann halt manchmal mit Konsequenzen rechnen. Das ist das Einzige, was der ein oder andere manchmal nicht ganz versteht.«12 Anders formuliert bedeutet das: Wer nicht die vermeintlich richtige Meinung vertritt, darf ausgegrenzt werden.

Diese Haltung ist gefährlich. Sollten wir hart widersprechen? Unbedingt. Andere sozial ächten? Nein!

Wir leben vom gesellschaftlichen Diskurs, von anderen Meinungen. Ich würde sogar so weit gehen, dass wir einen bestimmten Grad gesellschaftlicher Spaltung brauchen. Mathias Döpfner umschreibt das in seinem Buch Die Freiheitsfalle treffend: »Demokratien sind Neinsager-Gesellschaften. Diktaturen sind Jasager-Gesellschaften. Die echte Freiheit zum Nein aber ist immer ein Risiko. Sie kann Verlust bedeuten: Harmonie, den Besitz, das Leben. Wer den Mut zum Nein hat, ist ein Freund der Freiheit, der nickende Befehlsempfänger und der unterwürfige Jasager sind ihre Feinde. Freiheit ist nicht bequem. Freiheit ohne Verantwortung ist keine Freiheit.«13

Kommen wir zu der Frage, die den gesellschaftlichen Kurs in Deutschland schon lange beschäftigt: Wo endet die Meinungsfreiheit? Für mich gibt es in dieser Hinsicht kein Ende. Die herausfordernden Zeiten, in denen wir leben, benötigen nicht noch weitere von Menschen aufgestellte Denkverbote.

Aber es gibt rechtliche Leitlinien, etwa die Gesetze gegen die Holocaust-Verleugnung. Wer den Holocaust abstreitet, macht sich zu Recht strafbar. Ein solches Verhalten mit der Meinungsfreiheit zu verknüpfen würde Holocaust-Leugner verharmlosen. Es ist eine Straftat.

Für mein Buch habe ich mit verschiedenen Menschen debattiert, um den Status quo in unserem Land einzufangen: von AfD-Wählern über den Ökonomen Daniel Stelter, den renommierten Journalisten Stefan Aust, bis hin zu der finanzpolitischen Sprecherin der Grünen, Katharina Beck. Von ihr wollte ich erfahren, warum sich der Staat so schwertut, Ausgaben zu streichen. Ihre Antwort: erfrischend ehrlich.

Doch anstatt die Dinge beim Namen zu nennen und pragmatisch die »Mehr-Geld-als-Verstand«-Ära anzugehen, reagiert die politische Seite mit Reduzierung, Fiktionalisierung, Banalisierung und Emotionalisierung. Das schwindende Arbeitsethos in unserer Gesellschaft kommt erschwerend hinzu. In Deutschland würden laut der Wirtschaftswoche 56 Prozent14 der Berufstätigen aufhören zu arbeiten, wenn sie es finanziell nicht mehr nötig hätten. Dass Arbeit über einen gesicherten Lebensunterhalt hinaus auch soziale Teilhabe bedeutet und Sinn stiften kann, scheint demnach der Mehrheit egal zu sein.

Doch die Menschen sind nicht von Natur aus »leistungsmüde«, sie haben nur die Schönheit der Leistung verlernt. Zudem braucht Deutschland in erster Linie nicht mehr Einnahmen, sondern eine rigide Ausgabenkontrolle. Der Reden schwingende Politiker täte gut daran, sich zum hartnäckigen Buchhalter zu wandeln.

Auf dass sich Antriebslosigkeit und Übersättigung in Aufbruch und Kreativität verwandeln. Auf dass die »Mehr-Geld-als-Verstand«-Ära endet.

Düsseldorf im Januar 2025

Ihre Nena Brockhaus

Teil I

Was mit deinem Geld passiert

Deutschland steht sich selbst im Weg

Der deutsche Bundesadler ist inzwischen ein alternder Kakapo15. Anstatt mit Verstand und Innovation unser Land weiterzuentwickeln, deckt die Politik die Probleme in unserem Land bloß mit viel Geld ab, ohne sie zu lösen. Der Grund: Es geht um Wählerstimmen. Die Politik bemüht sich nicht um das, was am besten für unser Land und damit indirekt für den Wähler ist, sondern wofür es kurzweilig den größten Applaus gibt. Diesen Applaus bemisst man anhand der Medien (positive Nennungen der eigenen Person mit den dazugehörigen Themen), was sich dann in möglichst viele Wählerstimmen übersetzen soll.

So vorzugehen ist nicht nur egoistisch, weil es allein auf die eigene politische Karriere abzielt, sondern zur gleichen Zeit auch arrogant, weil es der Bevölkerung unterstellt, nicht weiterdenken zu können als bis zum nächsten nicht nachhaltigen Geldgeschenk.

Der letzte große mutige politische Kraftakt war die Agenda 2010 unter Gerhard Schröder. Die Agenda 2010 war ein Reformprogramm, das der damalige deutsche Bundeskanzler Schröder im Jahr 2003 einleitete. Diese Reformen zielten darauf ab, den Arbeitsmarkt zu modernisieren, die Sozialsysteme zu stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu verbessern. Die Agenda 2010 senkte die Arbeitslosigkeit. Deutschland entwickelte sich zu einer der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften Europas, und diese Reformen trugen dazu bei, die öffentlichen Haushalte zu entlasten und die Sozialsysteme zukunftsfähig zu gestalten.

Applaus gab es dafür anfänglich nicht. Doch letztendlich erwies Schröder auf diese Weise dem Land große Dienste. Die Agenda 2010 gilt in der Rückschau als ein entscheidender Schritt zur wirtschaftlichen Stabilisierung Deutschlands, besonders während der globalen Finanzkrise ab 2008. Nur leider ist diese große Reform bereits 21 Jahre her!

Dieses Buch dreht sich insgesamt um die Frage, warum unser Land so viel Geld mit so wenig Verstand ausgibt. Sicher kennt jeder Beispiele aus seinem eigenen Leben in seiner Stadt. Der Verein Bund der Steuerzahler ist eine Organisation, die sich seit Jahren bemüht, das »Finanzgewissen« der Bundesrepublik zu sein, indem sie haarsträubende Steuerverschwendungen veröffentlicht.

Die Beispiele des Bundes der Steuerzahler sind anschaulich, wie zum Beispiel die berühmten Brücken ins Nichts oder millionenschwere Bauwerke für Kröten, die diesen gar nichts nützen. »Macht das eigentlich ein Beamter mit Absicht?«, mag sich der eine oder die andere fragen. Die Antwort lautet: Nein. Den jeweiligen Beamten veranlasst das System zu solch schwachsinnigen Aktionen. Der Bereich der Infrastruktur ist ein gutes Beispiel hierfür.

Unsere Infrastruktur

Die Zeiten, in denen ein Deutscher auf seine Infrastruktur stolz sein konnte, sind lange vorbei. Noch in den 90er-Jahren wurde einem bei Reisen ins europäische Ausland bewusst, wie gut wir es in Deutschland haben. In Polen erschütterte einen der desolate Zustand nach dem kommunistischen Armutsregime, und man empfand Mitleid für die Menschen in diesem Land.

In Italien entzückte die Reisenden zwar das Flair eines antiken, bröckelnden Stadtbildes, aber diesen Eindruck prägten natürlich Sonne und Urlaubsgefühl. Mit nach Hause nehmen wollten sie diesen Zustand gewiss nicht.

Inzwischen finden wir unser Land in Infrastruktur-Rankings eher im europäischen Mittelfeld und bei neueren Themen, wie dem Glasfasernetz, auf den hinteren Rängen. Nehmen wir beispielsweise einmal das Ladenetz-Ranking Europa nach A-Wert. Auf den ersten fünf Plätzen befinden sich die Niederlande, Norwegen, Schweden, Luxemburg und Belgien.16 Frankreich nimmt Rang 9 ein – und Deutschland? Liegt hinter dem europäischen Durchschnittswert auf Platz 12.

Was die EU-Infrastruktur-Ausgaben betrifft, ist unser Land fast Schlusslicht.17 Die deutsche Online-Plattform Statista bringt es markant auf den Punkt: »Innerhalb der Europäischen Union gab es im Jahr 2021 nur zwei Länder, deren öffentliche Investitionen in die Infrastruktur gemessen an ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) geringer waren als die Deutschlands – Portugal und Irland.«

Wohl jeder von uns kennt persönliche Negativbeispiele zu Dauerbaustellen, Handyempfang oder Schlaglöchern. Liegt es an unserem mangelnden Steueraufkommen, dass wir uns nichts mehr leisten können? Sicher nicht.

Zunächst einmal würde unser gesamter Bundeshaushalt zweifelsfrei für eine Weltklasseinfrastruktur ausreichen. Ich behaupte aber, dass selbst das vorhandene Budget des BMDV (Bundesministerium für Digitales und Verkehr) für eine erheblich bessere Infrastruktur genügen würde. Wir machen uns das Leben in absurdem Maße selbst schwer.

Woran liegt das? Wenn man nachliest, was das BMDV über sich selbst aussagt, stolpert man nicht über sinnvolle Ziele, sondern über das Ausmaß der Zielverfehlung. Auf der Webseite des Ministeriums steht: »Die Abteilung Grundsatzangelegenheiten entwickelt strategische Politikkonzepte für die bedarfsgerechte Planung der Bundesverkehrswege, ihre kosten- und termintreue Realisierung bei umfassender Bürgerbeteiligung sowie für eine umwelt- und klimafreundliche Ausgestaltung der Mobilität.«18

Wie »bedarfsgerecht« und »termintreu« die »Schwerpunktthemen Güterverkehr und Logistik« in unserem Land bearbeitet werden, zeigt das berüchtigte Beispiel der A45.

Sinnbildlich für das Versagen der Verwaltung steht eine schlichte Autobahnbrücke über einem der vielen Sauerländer Täler, die Talbrücke Rahmede. Sie ist mit ihren 453 Metern unauffällig. Architektonisch ist sie wahrlich kein Meisterwerk, sondern ein kostenoptimierter Zweckbau aus den 60er-Jahren. Aus meiner Sicht ist das völlig in Ordnung, da dieses Bauwerk ja einem primären Zweck dient: Bürgern und Unternehmen einen schnellen und sicheren Weg über das tiefe Tal zu bahnen. Kommt man auch über serpentine Landstraßen ans Ziel? Natürlich. Das dauert eben nur viel, viel länger. Bekanntlich heißt es: Zeit ist Geld. Ich erweitere dieses Sprichwort gerne um: Zeit ist Geld und Lebensqualität.