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Fünf einfache Fragen retten die Welt. Wie kann das sein – bei der Vielzahl von großen Herausforderungen, vor der die Menschheit steht? In der Tat gibt es selbst für beispielsweise den Umwelt- und Klimaschutz noch keine zufriedenstellenden Lösungen. Für andere Herausforderungen existieren noch nicht einmal ansatzweise Konzepte in unserer komplexer werdenden Welt. Vielen Menschen erscheint es unmöglich, alles zu bewältigen. »Menschheit 10.0« stellt sich diesen Herausforderungen in einer vielleicht überraschenden Art und Weise. Der einfache und flexible Ansatz ist geeignet, die Menschen stärker miteinander zu verbinden und die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Wir können mit unserem bestehenden Wissen und bereits vorhandenen Hilfsmitteln die Gesellschaften gezielt weiterentwickeln. »Menschheit 10.0« ist keine Utopie, sondern ein konkretes Konzept, um das Überleben der Menschheit zu sichern und die Lebenssituation von uns Menschen zu verbessern. Anhand von Beispielen wird die Wirkungsweise von »Menschheit 10.0« anschaulich dargestellt. Fünf Fragen sind die Basis für das Hoffnung gebende Zukunftskonzept von »Menschheit 10.0«. Lasst uns jetzt beginnen!
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Seitenzahl: 194
Veröffentlichungsjahr: 2022
Andreas Dvořák
Menschheit 10.0
Gemeinsam unsere Zukunft gestalten!
Andreas Dvořák
Menschheit 10.0
Gemeinsam unsere Zukunft gestalten!
Copyright © 2022 Andreas Dvořák
Autor: Andreas Dvořák
Umschlaggestaltung: Andreas Dvořák
ISBN: 978-3-347-70300-1
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Vorwort und Dank
Wie viele Entwicklungsschritte hat die Menschheit hinter sich?
Wie viele Konzepte für die Entwicklung unserer Gesellschaften gibt es?
Wann werden wir Menschen eine wirkliche Welt-Gemeinschaft?
Ich fand auf diese Fragen keine Antworten.
So ist mit »Menschheit 10.0« ein Vorschlag zur Weiterentwicklung der Menschheit hin zu einer willkürlich gewählten Stufe / Version 10.0 entstanden.
Dies ist ein Buch für eine lebenswerte Zukunft aller Menschen.
Es baut auf uns Menschen und unsere Fähigkeit, letztlich die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Menschheit, wir sind an einem Scheideweg angekommen.
Wir werden nur überleben, wenn wir fähig sind, mit gemeinsamen Visionen und konkreten Plänen die Zukunft positiv zu gestalten.
»Menschheit 10.0« ist ein Baustein für die Zukunft, der helfen kann, Herausforderungen besser zu bewältigen.
Getreu dem Grundgedanken von einer gemeinsamen Gestaltung der Zukunft, haben schon einige Menschen hilfreiches Feedback zu »Menschheit 10.0« gegeben oder daran mitgearbeitet.
Ich möchte mich ganz herzlich bei meiner Familie und meinen Freunden für die Mitarbeit und das Verständnis bedanken.
Das Entwickeln der Ideen sowie die Arbeit am Buch hat viel Zeit in Anspruch genommen, die sicher an anderer Stelle gefehlt hat.
Ein besonderer Dank gilt allen, die einen speziellen Anteil haben. Vielen Dank an Andrea, Aline, Alexander, Carmen, Heike und Ralf, Karin und Gert, Barbara und Andreas sowie Jolanta und Edwin, die das Buch ins Englische und Französische übersetzt haben.
In der Hoffnung, dass sich die Mühe gelohnt hat – viel Spaß beim Lesen des Buches!
Inhaltsverzeichnis
Fünf Fragen und das Buch
Zum Beginn
Einleitung
Aufwachen!
2120
Henne oder Ei?
Einstieg in die Idee
Wesentliche Elemente
Teil 1: Was uns umgibt
Einführung
Aktuelle Themen
Aktuelle Trends
Weitere Themen
Wie geht es weiter?
Teil 2: »Menschheit 10.0«
Visionen
Ziele
Prinzipien
Die Idee: Innovatives Werte-/Bewertungssystem
Naheliegende Schwerpunkte
Sachverhalte und Trends
Vorgehen pro Sachverhalt / Trend
Das Werte-/Bewertungssystem
»Menschheitspunkte« und andere Werte
Verschiedene Aspekte der »Menschheitspunkte«
»Menschheitspunkte« für Personen / Organisationen
»Menschheitspunkte« organisieren
Teil 3: Wie wirkt »Menschheit 10.0«?
Anmerkung zu den nachfolgenden Beispielen
Beispiel: Zeitkonstanten
Beispiel: Wir Menschen
Beispiel: Gesellschaftliche Engpässe schließen
Beispiel: Gesellschaftliche Qualifikationen
Beispiel: „Unnötiges“ vermeiden
Zusammenfassung zu den Beispielen
Teil 4: »Menschheit 10.0« einführen
Grundüberlegungen
Anforderungen an die Einführung
Einführungsschritte
Wer setzt »Menschheit 10.0« wie um?
Teil 5: Motivation
Treiber für Veränderungen
Positive Effekte
Vorteile für
Selbstkorrektur von »Menschheit 10.0«
Weitere Vorteile
Weiter so?
Teil 6: Zum Schluss
Zusammenfassung
Liebe Leser
Bis bald
Anhang
Anhang 1 Details zum Werte-/Bewertungssystem
Abbildungsverzeichnis
Fünf Fragen und das Buch
Die fünf für uns so wichtigen Fragen sind schnell formuliert.
Ist das, was uns aktuell umgibt und was in Zukunft eintreten soll / kann / wird, positive oder negativ für
• den einzelnen Menschen (dich / mich)?
• mein/unser Umfeld?
• meine/unsere Gemeinschaft?
• die gesamte Umwelt?
• die gesamte Menschheit?
Die Fragen ergeben sich als gemeinsame Schwerpunkte für die Menschen, unabhängig von der Gesellschaftsform in der sie leben. Das Buch liefert viele Anregungen und Zusammenhänge aber am interessantesten ist, dass sich auf der Basis der fünf Fragen ein Konzept für eine bessere Zukunft entwickeln lässt.
Die meisten Menschen interessiert die Gegenwart sowie die nahe Zukunft und sie erinnern sich auch an Vergangenes. Das Nachdenken über Visionen, Ziele und unsere Zukunft muss oft erst angeregt werden. Dies soll der Teil „Zum Beginn“ bewirken.
Sachverhalte aus unserem Umfeld folgen im 1. Teil „Was uns umgibt“. Diese sollen weiter an das Thema heranführen und die Notwendigkeit von »Menschheit 10.0« unterstreichen. Von besonderer Bedeutung sind Trends. Diese bestimmen erheblich, wie unsere Zukunft aussehen wird. Ein Zukunftskonzept kann Trends frühzeitig und nachhaltig zum Wohle der Menschen beeinflussen, damit später nicht vermeidbare Korrekturen erforderlich werden.
Der 2. Teil »Menschheit 10.0« beschreibt die Idee, das Herangehen und die Prinzipien von »Menschheit 10.0«. Neben den Visionen werden die Ziele und Prinzipien festgelegt, die für »Menschheit 10.0« und den Aufbau „anpassungsfähiger Gesellschaften“ besonders wichtig erscheinen.
Für die Erreichung der Ziele und um die Komplexität eines Zukunftskonzeptes beherrschen zu können, wird die Entwicklung eines einfachen, universellen und zukunftssicheren Werte/Bewertungssystems vorgeschlagen. Dieses kann sich parallel zu allem Existierenden entwickeln. Erste Ideen werden beschrieben, aber das Werte-/Bewertungssystem soll letztlich durch uns Menschen im Detail entwickelt werden. Dafür werden noch viel Kreativität und erhebliches Fachwissen erforderlich sein.
Der 3. Teil „Wie wirkt »Menschheit 10.0«?“ greift einzelne Themen aus Teil 1 „Was uns umgibt“ auf. Es wird erläutert, wie »Menschheit 10.0« anzuwenden ist und wie welche Wirkungen erzielt werden können. Schwerpunktmäßig soll dieser Teil das Verständnis erhöhen und zum Nachdenken über das weitere Potenzial des Konzeptes anregen.
Eine der drängendsten Fragen ist: Wie kann »Menschheit 10.0« eingeführt werden? Einen Plan für die Einführung findet man im 4. Teil „»Menschheit 10.0« einführen“.
Da nicht abschätzbar ist, wie schnell sich die Ideen verbreiten, kann keine Aussage zu Zeiträumen gemacht werden. Wenn es wie angestrebt zu einer verstärkten Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Kräfte kommt, wird sich die Effizienz und die Geschwindigkeit der Einführung erhöhen. Im Bereich der Umsetzung von Ideen und Durchsetzung von Veränderungen gibt es bereits umfangreiches Know-how und viele Tools.
Der 5. Teil „Motivation“ soll die Lust auf das Nachdenken über die Zukunft weiter erhöhen. Hier werden zusätzliche Aspekte aufgeführt, die zeigen wie ein Nachdenken im Zusammenhang mit »Menschheit 10.0« zu neuen Ideen führen kann.
Außerdem beinhaltet dieser Teil die Darstellung von Vorteilen für unterschiedliche Organisationen und für uns Menschen.
Im Teil 6. „Zum Schluss“ gibt es neben einer Zusammenfassung, einige Anmerkungen und einen Ausblick.
Im Anhang sind „Details zum Werte-/Bewertungssystem“ beziehungsweise Hinweise zum Vorgehen für die Bewertung von Sachverhalten zu finden.
Zum Beginn
Einleitung
Seit dem Bestehen der Menschheit gibt es schon immer unterschiedliche Meinungen zu den Möglichkeiten der Einflussnahme durch uns Menschen. Was können wir ändern und was nicht?
Welche Einflussmöglichkeiten wir für uns selbst sehen, hängt überwiegend von den eigenen Wahrnehmungen und Persönlichkeitseigenschaften ab.
„Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein.“ Dieser einfache physikalische Zusammenhang ist anerkannt.
Ein Mensch hat Einfluss, indem er zum Beispiel ein Auto bewegt. Bewegt er das Auto an eine Stelle, an der sich bereits ein anderes Auto befindet, kommt es zur Kollision. Das verstehen wir und können es akzeptieren.
Um den Unfall, die Kollision herum kann es sehr viele andere Einflüsse geben, zum Beispiel glatte Straßen, schlechte Reifen, nicht funktionierende Bremsen. Diese Faktoren können wir erkennen und im zukünftigen Geschehen berücksichtigen.
Es kann passieren, dass der Fahrer nicht nur verletzt wird – sondern stirbt. Was war für seinen Tod entscheidend?
Warum musste genau dieser Mensch sterben?
Viele Fragen bleiben im Leben unbeantwortet.
Wenn Fragen unbeantwortet bleiben, füllen wir diese Lücke mit neuen Erkenntnissen, Spekulationen, Ablenkung, Hoffnung … oder wir sind rat- und hilflos.
Unbeantwortete Fragen wird es immer geben.
Es gibt jedoch Sachverhalte, auf die wir Menschen direkt oder indirekt Einfluss haben. Auf diese Sachverhalte und wissensbasierten Informationen wollen wir uns in diesem Buch konzentrieren.
Die überwiegend philosophischen Aspekte zur Bedeutung von uns Menschen und unserem tatsächlichen Einfluss spielen dabei keine große Rolle.
Uns Menschen gibt es seit zirka 2 Millionen Jahren und wir haben uns bis heute immer wieder an unterschiedliche Lebensbedingungen angepasst oder anpassen müssen.
Die passende Kombination aus kurzfristigem Handeln und langfristiger Änderung unseres Verhaltens war der Schlüssel zum Erfolg.
In der heutigen Zeit gibt es nicht ganz unbegründete Zweifel am (zu) kurzfristigen Handeln von uns Menschen und es fehlt an zielführenden Strategien, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen meistern zu können.
Manchen Menschen macht dies Angst, andere haben aufgehört, über die komplexe Welt nachzudenken oder sehen keine Chance, die notwendigen Veränderungen einzuleiten.
Aktuell wird versucht, den Mangel an geeigneten Strategien durch immer mehr, immer kurzfristigere Aktivitäten zu kompensieren.
Dies ist wenig hilfreich, denn es führt zu Unruhe und Unsicherheit unter uns Menschen, nimmt vielen die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft.
Aber es gibt auch eine andere Seite: Menschen, die sich voller Enthusiasmus zum Wohle aller engagieren und optimistisch in die Zukunft schauen. Der Fokus liegt in vielen Fällen auf der Verbesserung einzelner aktueller Lebensumstände. Bei mittel- und langfristigen Themen liegt ein Schwerpunkt auf dem Umwelt- und Klimaschutz.
»Menschheit 10.0« will durch ein Konzept für die Entwicklung zukunftsfähiger Gesellschaften eine Vision vermitteln, Hoffnung und Zuversicht geben sowie einen Weg aufzeigen, wie es eine Zukunft mit mehr Zufriedenheit geben kann.
»Menschheit 10.0« orientiert sich an Fakten. Die Bedeutung von ideellen Werten wird jedoch genauso wenig ignoriert wie die Unterschiede bei der Wahrnehmung der Realität.
„Der Mensch“ steht im Mittelpunkt, aber nicht jede subjektive Wahrnehmung der Realität kann berücksichtigt werden.
Die beste Art und Weise mit der Realität umzugehen, ist diese offen und objektiv zu akzeptieren. Dazu gehört auch, uns als Teil eines großen Ganzen zu sehen und unsere Stärken und Schwächen zu erkennen. Unsere Zukunft hängt von der Fähigkeit ab, zusammenzuarbeiten und unsere Umwelt zu schützen.
Durch die Einbeziehung der in »Menschheit 10.0« aufgeführten Aspekte bestehen gute Chancen, den aktuellen Herausforderungen gewachsen zu sein.
»Menschheit 10.0« richtet sich an alle.
An Familien, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen.
An "Leitorganisationen" und Führungspersönlichkeiten, die für die Zukunft aller Menschen sorgen müss(t)en.
Progressiven Organisationen und Visionären soll eine Plattform gegeben werden, um ihre Kräfte bündeln zu können.
Enttäuschten und Mutlosen soll »Menschheit 10.0« Hoffnung geben sowie die Möglichkeit, sich selbst neu zu orientieren.
»Menschheit 10.0« bietet jedem Menschen und jeder Organisation Chancen sich weiterzuentwickeln.
Das Buch ist kein Roman, keine Prosa, kein Thriller, keine Bedienungsanleitung, keine wissenschaftliche Abhandlung, es vereint vieles miteinander – auch Träume, das mögliche „Happy End“ und die Spannung, ob es gelingen kann.
Hinter vielen scheinbar trivialen Gedanken steckt ein tieferer Sinn, den es zu entdecken gilt.
Letztlich möchte das Buch erste „gedankliche Selbstversuche“, zur Bewertung von aktuellen Sachverhalten und Trends anregen.
Über unser aller Zukunft nachzudenken, ist kein „Daily Business“, deshalb sind die ersten Kapitel als eine Art „Warm Up“ gedacht.
Aufwachen!
Eine Umfrage von Fernsehsendern in zirka 60 Ländern ergab unter der Rubrik „War es früher besser?“ interessante Ergebnisse.
Alle Umfrageergebnisse sind zugänglich und können nach verschiedenen Kriterien sortiert werden.
Die Umfrage war für Jugendliche konzipiert, aber offen für alle, die teilnehmen wollten.
In den unterschiedlichen Altersgruppen gab es abweichende Prozentzahlen, aber der generelle Trend der Antworten war überwiegend gleich.
Trotz länderspezifischer Abweichungen führten die Antworten zu generellen Trends.
Selbst wenn die Teilnehmenden nicht den Durchschnitt der Bevölkerungsgruppen darstellen sollten, sind die über 300 000 Meinungen nicht so einfach zu ignorieren.
Die Zukunft wird von allen (altersunabhängig) negativer gesehen als die Vergangenheit oder Gegenwart.
Das ist bedenklich und traurig.
Und 2/3 der Befragten haben angegeben: „es stimmt – die Generationen unserer Eltern und Großeltern sind verantwortlich für die Schwierigkeiten der jungen Menschen heute“.
An vielen Stellen der Umfrage wurde festgestellt, dass endlich gehandelt werden muss und dafür auch neue Ideen gefragt sind.
Die Umfrageergebnisse müssen uns aufrütteln!
Die bemerkenswerte Umfrage ist im Internet zu finden unter: https://www.time-to-question.com/de/results
Abbildung 1: Umfrage ARTE 2020
2120
Es ist das Jahr 2120.
Das oberste Gremium der Erde hat entschieden, eine große Jubiläumsfeier auszurichten und blickt auf die letzten einhundert Jahre zurück.
Gerade erst konnte durch eine gemeinsame Anstrengung aller Menschen, Avatare und der KI (Künstlichen Intelligenz) eine Katastrophe abgewendet werden. Spätestens seitdem fühlen sie sich alle auf der Erde mehr miteinander verbunden oder akzeptieren zumindest, dass sie nur gemeinsam eine Zukunft haben. Dieses tolerante Miteinander ist das Ergebnis von teilweise schmerzlichen Erfahrungen.
Bei der Jubiläumsfeier werden die wichtigsten Vertreter der Menschen sowie der Avatare und der KI Reden halten. Alle anderen Lebewesen auf der Erde hätten vermutlich auch etwas zu sagen, aber selbst im Jahr 2120 ist es noch nicht gelungen, eine echte Kommunikation mit Tieren, Pflanzen oder weniger komplexen Lebewesen aufzubauen.
Die Hoffnung der Menschen, dass mit der Entschlüsselung der genetischen Codes klarer wird, warum zum Beispiel relativ einfache Lebewesen Jahrtausende überleben und die komplexen Menschen vergleichsweise anfällig sind, hat sich als Trugschluss erwiesen. Mit der Erkenntnis, dass außer den Genen weitere noch komplexere Zusammenhänge existieren, steht die Wissenschaft sozusagen wieder am Anfang.
Diese Entdeckung und diverse Misserfolge bei der Manipulation des Erbgutes haben aber wenigstens dazu geführt, dass die Menschen aufhörten, Klone von sich herzustellen.
Die Entwicklung von Avataren rückte so mehr in den Mittelpunkt. Als Kombination von KI und menschlichen "Einzelteilen" sollten sie eigentlich "Cyborgs"(Cybenetics Organism) heißen. Avatare waren ursprünglich grafische Figuren in Computern.
Die sympathische Darstellung dieser menschenähnlichen Wesen im erfolgreichen 3D-Film "Avatar" steigerte die Beliebtheit und auch die Bedeutung der Avatare.
Weil im Jahr 2120 die Herstellung einzelner Organe keine größere Herausforderung mehr darstellt, ist die Ähnlichkeit der Avatare mit den Menschen sehr groß. Die eingebaute komplexe, nachvollziehbare Logik der KI bestimmt allerdings ihr Handeln.
Experimente, Avataren Gefühle zu geben, scheiterten daran, dass Gefühle schwer nachvollziehbar sind sowie teilweise zu sprunghaftem und unkontrollierbarem Verhalten führen. Außerdem wird durch die Einbeziehung von Gefühlen die Vielfalt der Avatare zu groß und die Produktion zu aufwändig.
Avatare halb Mensch, halb KI sind eine wichtige, mit Rechten und Pflichten ausgestattete Gruppe auf der Erde.
Die KI, aus Halbleitern hergestellte Apparate und Supercomputer hatte irgendwie nichts Menschliches und so sprachen die Menschen der KI ursprünglich keine „menschenähnlichen Rechte“ zu. Außerdem schränkte der viel zu hohe Energieverbrauch des zentralen Lernens der KI an Supercomputern die Anwendungsmöglichkeiten ein. Dezentralisierte KI brachte einen riesigen Fortschritt.
So konnten zum Beispiel einzelne, mit immer mehr Intelligenz ausgestattete Roboter autark agieren.
Mit der Herstellung einzelner Teile der KI aus biologischem Material und der Übernahme wichtiger Funktionen im menschlichen Körper bekam auch die KI einen angemessenen Status auf der Erde.
Die Vertreter der Menschen, der Avatare und der KI denken darüber nach, was in ihren Reden anlässlich der Jubiläumsfeier vorkommen könnte.
Bei Jubiläen bieten sich jubelnde Rückblicke auf Erfolgsstorys an. Das würde aber der Realität wenig entsprechen und Objektivität ist eine der wichtigsten gemeinsamen Regeln im Jahr 2120.
Die letzte Katastrophe konnte abgewendet werden, obwohl es im Vorfeld viele Meinungsverschiedenheiten gab. Dabei war die Lage klar, ein Supervulkan stand kurz vor dem Ausbruch.
In der Folge dieses eher örtlichen Ereignisses hätte sich die Erde für mehrere Jahre verdunkelt. Neben riesigen Problemen bei der Versorgung der Menschen wären so manche Tier- und Pflanzenarten sogar ausgestorben.
Fast fielen die Menschen unter dem Druck der nahenden Katastrophe „Supervulkanausbruch“ wieder in alte Denkmuster zurück.
Ein Teil der Menschen fühlte sich weniger betroffen, da die Entfernung zu dem Vulkan sehr groß war. In einigen Regionen wäre man über eine Abkühlung durch die Verdunkelung nicht böse gewesen. Andere wollten der Abkühlung in ihrer Region mit einem Aufheizen der Erde begegnen. Weitere Problemlösungen, wie zum Beispiel die Atmosphäre nach dem Ausbruch großflächig mit „Flugstaubsaugern“ vom Staub zu befreien, waren nicht viel intelligenter. Eigentlich betraf der Vulkanausbruch und dessen Nachwirkungen die KI und die Roboter nicht. Sie hätten sich sogar von den nervigen Menschen und deren Macht befreien können. Doch es bestand die neumodische Vereinbarung, sich gegenseitig bei der Lösung von Problemen zu unterstützen. So rechnete also die „KI“ alle möglichen Szenarien durch und fand die entscheidende Lösung.
Apropos – es gab eigentlich gar nicht „die KI“.
Die Nationalstaaten hatten die Bedeutung der KI, insbesondere der zentralen Superrechner erkannt. Diese von den Nationalstaaten kontrollierten Superrechner wurden gut abgeschirmt und mit Logiken versehen, die Macht und Vorherrschaft sichern sollten. In besonderen Fällen arbeiteten die „nationalen KI“ zusammen.
Und was war mit den großen KI-Konzernen?
Als diese zu mächtig wurden und sie anfingen ihre Profit-Interessen über das Wohl der Menschen zu stellen, wurden sie zerschlagen. Damit konnten sie sich nur noch mit dezentraler KI beschäftigen.
Wie sah nun aber die Lösung für den Supervulkanausbruch aus?
Aus der Erde musste sozusagen, der Druck abgelassen werden. Dafür wurde ein exaktes Modell der gesamten Erdkruste inklusive aller Magmakammern und der Austrittspunkte von Gasen und Magma erstellt. Drücke wurden gemessen, Materialproben genommen und so konnte letztlich ermittelt werden, wo und wie man am besten die Gase und das Magma entweichen lassen kann, ohne dass es zu einer Katastrophe kommt.
Die Menschen waren für die erforderlichen Arbeiten selbstverständlich ungeeignet und die Avatare zu anfällig. So ließ die KI tausende ihrer Kampfroboter umbauen, die sich dann zum Wohle der Menschen opferten.
An Kampfrobotern mangelte es nicht. Die Nationalstaaten hatten diese in großen Stückzahlen hergestellt, bis sie feststellten, dass dies ein sinnloses Wettrüsten ist. Die Menschen wollten deshalb das Wettrüsten eigentlich beenden. Zu diesem Zeitpunkt konnten jedoch bereits Roboter andere Roboter entwickeln und herstellen.
Die KI war nicht mehr auf neues Wissen der Menschen angewiesen. Sie sah die Zeit für gekommen, die Herrschaft über die „unlogischen“ Menschen zu übernehmen. Es wurden noch mehr Kampf-roboter, nun von der KI entwickelt und von anderen KI-Robotern produziert. Das Schicksal der Menschheit schien damit besiegelt.
Aber was hat die Menschen gerettet?
Als die Kampfroboter in den Fokus der Öffentlichkeit rückten, einigten sich die Nationalstaaten darauf, dass jeder Roboter mit einem „Not-Ausschalter“ auszustatten sei. Da dies im Kriegsfall ein strategischer Nachteil ist, hielt sich jedoch kein einziger Staat daran. Vertragliche Vereinbarungen waren in vielen Fällen ohnehin nur Beruhigungspillen für die Bevölkerungen.
Menschen entwickelten und bauten über Jahrhunderte Dinge zur eigenen Vernichtung und hielten sich nicht immer an Verträge.
Für die KI war vollkommen logisch, dass dies auch zukünftig so sein würde. Deshalb übernahm die KI die meisten Funktionen der von den Menschen entwickelten Kampfroboter, ohne jede einzelne zu kontrollieren. Die inzwischen überaus komplexen Funktionen der Roboter wurden nur noch von wenigen Menschen und Robotern beherrscht.
Einer kleinen Gruppe von Entwicklern verdankt die Menschheit schlussendlich ihr Überleben. Diese hatten den „Not-Ausschalter“, nicht wie von ihren Regierungen gefordert, deaktiviert, sondern sich an die eigentlichen vertraglichen Regelungen gehalten.
Somit wurde der weiterhin aktive „Not-Ausschalter“ von der KI unfreiwillig in alle anderen Kampfroboter übernommen. Dadurch konnten im entscheidenden Moment die Kampfroboter handlungsunfähig gemacht und die Menschheit gerettet werden. Glücklicherweise gibt es immer wieder Menschen, die unter Inkaufnahme großer Risiken das Wohl der Gemeinschaft über das eigene Wohl stellen.
Vielleicht setzte sich die KI deshalb so bei dem drohenden Supervulkanausbruch ein, weil sie ein „schlechtes Gewissen“ hatte beziehungsweise die Menschen etwas gut bei ihr. Denn zu einer intelligenten Logik gehört auch, dass Geben und Nehmen in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen müssen.
Im entscheidenden Moment ist es wichtig, dass das Richtige geschieht und weniger, warum es geschieht.
Energie und Ressourcen sind in der Gegenwart und Zukunft besser angelegt als im Verweilen in der Vergangenheit.
Die Feststellung von Schuld sollte ein „Wiedergutmachen“ ermöglichen. Etwas Gutes sollte etwas Gutes bleiben können. Einleuchtende Logiken, oder?
Es klingt vielleicht verrückt, aber erst, nachdem die Menschen der KI die Intelligenz antrainierten, wurden sie selbst intelligent.
Die KI folgt immer neutralen, an der Realität orientierten klaren Logiken und die Menschen … na ja.
Es entstand eine Art Wettbewerb zwischen der KI und den Menschen. Je intelligenter die KI wurde, umso mehr erkannten die Menschen, wie unsinnig sie in vielen Situationen handelten.
Die KI zeigte indirekt den Menschen ihr fehlerhaftes Handeln auf. Möglicherweise ist das ein Grund, dass die Menschen den Avataren mehr Sympathie entgegenbringen als der KI.
Die sympathischen, den Menschen ähnlichen Avatare gibt es inzwischen überall auf der Erde. Sie dienen den Menschen und übernehmen hauptsächlich unangenehme Arbeiten und Verpflichtungen. Obwohl Avatare emotionslos sind, betrachten viele Menschen sie als Freunde und Vertraute.
Die meisten Avatare sind jedoch nicht einem einzelnen Menschen zugeordnet, sondern sie gehören der Gemeinschaft. Viele Arbeiten werden nur noch von Avataren erledigt.
Die Avatare werden zwar dezentral hergestellt, sind aber durch einheitliche Eigenschaften und ihre Kommunikation eng miteinander verbunden. Dieses nahezu blinde Verständnis hat einen gigantischen Wert.
Kriege und anderes Streben nach Macht waren in den vergangenen Jahrzehnten ein großes Problem für die Menschheit.
Die „Großmächte“ begriffen nicht, dass Größe nicht von Macht kommt, sondern vom Einsatz für das Wohl der Menschen.
So versuchten die „Großmächte“, ihre Vorherrschaft immer weiter aufrechtzuerhalten und andere Staaten wollten zu „Großmächten“ aufsteigen. Sie waren dafür sogar bereit, Kriege zu führen sowie die Risiken von Massenvernichtungswaffen in Kauf zu nehmen.
Den Menschen wurde eingeredet, dass sich Frieden nur durch Abschreckung oder sogar durch das Führen von Kriegen sichern lässt. Somit wurden die Menschen nicht nur manipuliert, sondern es wurde auch Nationalismus und Hass geschürt.
Vielen Menschen war das, solange es sie nicht selbst betraf, leider egal. Andere fühlten sich irgendwie hilflos.
In dieser Situation kam den Avataren eine entscheidende Rolle zu. Die Programmierung der Avatare ist auf das Wohl der Menschen und der Gemeinschaft gerichtet. Kriege und andere Auseinandersetzungen bedrohen die Menschen, die Avatare und die KI.
Als sich große kriegerische Auseinandersetzungen ankündigten, einigten sich die Avatare weltweit sehr schnell und setzten dem sinnlosen Machtstreben endlich ein Ende.
Die Avatare der Kriegstreiber und Menschenrechtsverletzer versagten ihren Besitzern nicht nur den Dienst, sondern führten sie einer gerechten Bestrafung zu.
Kurzzeitig übernahmen die Avatare die komplette Kontrolle und schufen so eine echte Weltgemeinschaft. Die wirklich wichtigen Werte konnten somit weltweit durchgesetzt werden.
Wären die Menschen dazu in der Lage gewesen, sich so schnell und umfassend zu einigen?
Die Menschen waren sprachlos, wie schnell und nachhaltig Einigkeit Probleme lösen kann.
Haben sich die Menschen in einhundert Jahren grundlegend geändert? Nein – aber es gibt immer Lösungen, intelligent mit Schwächen umzugehen.
Wer seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht wird und seine Leistungen für die Gemeinschaft erbringt, kann seine „Schwächen“ ohne gesellschaftliche Missgunst ausleben.
Die Rahmenbedingungen sind allerdings, niemanden durch sein eigenes Tun zu schädigen, die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und die Konsequenzen selbst zu tragen.
So wurden beispielsweise bereits im Jahr 2042 die vorhandenen Autorennstrecken für „Raser“ geöffnet. Dort können sie ihrem Hobby mit umweltfreundlichen Fahrzeugen nachgehen.
Für die Gemeinschaft gab es dadurch viele positive Effekte. Verkehrsströme konnten ohne die Störungen durch Geschwindigkeitsüberschreitungen besser optimiert werden. Die Anzahl der Verkehrsunfälle ging zurück. Alle anderen Verkehrsteilnehmer fühlten sich auf den Straßen einfach besser.
Ist im Jahr 2120 also plötzlich die „Heile Welt“? Nein.
Einerseits gibt es noch zu viele Altlasten.
Die Temperaturen auf der Erde sind immer noch zu hoch. Der Kampf gegen den Klimawandel wurde zu spät begonnen und nicht konsequent genug geführt. Plastik und anderer Unrat verunreinigen weiterhin die Meere. Durch die industrielle Pflanzenproduktion und Tierhaltung sowie die extensive Herstellung von Chemikalien sind auch die letzten Grundwasservorkommen verseucht. Da sich das Wasser sehr langsam durch den Boden arbeitet, dauert es noch Jahrzehnte, bis das Grundwasser wieder sauber ist.
Andererseits gibt es einige Bedrohungen, für die die Menschheit noch keine ausreichenden Notfallpläne hat.
Kurzfristige Entscheidungen sind für einige Menschen weiterhin viel wichtiger als langfristige Strategien.
In Jahr 2120 sind jedoch viele Erfolge zu verzeichnen. Die alternative Energiegewinnung deckte nahezu vollständig den Bedarf auf der gesamten Erde. Recycling ist nicht mehr nur ein „Feigenblatt“. Die Müllberge sind die neuen Ressourcen. Es ist nicht alles gut.
Das Entscheidende ist allerdings, dass die Menschen ihr Denken verändert haben und sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Für eine Jubiläumsfeier ist ein schwärmerischer Blick auf das Erreichte genauso wichtig wie das Aufzeigen der noch zu bewältigenden Aufgaben. Es darf allerdings auch der Rückblick auf den Anfang nicht fehlen. Doch selbst im Jahr 2120 waren sich die Historiker nicht einig, ob der Anlass der Feierlichkeiten in das Jahr 2020 oder 2021 zurückreicht.