Metallica. 100 Seiten - Marc Halupczok - E-Book

Metallica. 100 Seiten E-Book

Marc Halupczok

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Beschreibung

»Metallica haben in ihrer über 40-jährigen Karriere gegen jedes Gesetz des Heavy Metal verstoßen und sind dennoch die mit Abstand größte Band, die dieses Genre je hervorgebracht hat.« Über 110 Millionen verkaufte Alben, neun Grammys: Nur wenige Bands sind so erfolgreich wie Metallica, schon gar nicht im härteren Sektor. Ab den 1980er Jahren prägten sie die Entwicklung des Metal mit unglaublicher Wucht. Fans vergöttern die Thrash-Pioniere. Doch seit sich die Band 1991 mit eingängigen Songs wie »Nothing Else Matters« für den musikalischen Mainstream öffnete, wird ihr der Verrat der eigenen Wurzeln vorgeworfen. Aber ist es überhaupt möglich, den Rock-Olymp zu erklimmen und gleichzeitig dem Untergrund treu zu bleiben? Marc Halupczok führt durch die wilde Geschichte dieser außergewöhnlichen Band und erzählt von Triumphen und Tragödien aus über 40 Jahren.

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Seitenzahl: 127

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Marc Halupczok

Metallica. 100 Seiten

Reclam

Für mehr Informationen zur 100-Seiten-Reihe:

www.reclam.de/100Seiten

 

2023 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH nach einem Konzept von zero-media.net

Autorenfoto: © Sarah Quast

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2023

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962130-2

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-20678-2

www.reclam.de

Inhalt

No Life ̕Til Leather

Metal Militia: Die Anfänge

The Four Horsemen: Die Gruppe findet sich

For Whom The Bell Tolls: Schicksalsschlag

The Struggle Within: Der Ruhm und die Folgen

The Thing That Should Not Be: Entgleisungen und andere Unerfreulichkeiten

Some Kind of Monster: Neues, Unerwartetes und alte Stärke

Forever trusting who we are: Die neverending Story

Lektüretipps

Zum Autor

Über dieses Buch

Leseprobe aus Rammstein. 100 Seiten

Die Playlist zum Buch finden Sie unter https://www.reclam.de/metallica

No Life ̕Til Leather

Es ist ungefähr Ende 1986, irgendwann zwischen Master of Puppets und … And Justice for All. Der Verfasser dieses Buches hat erste Erfahrungen mit härterer Musik gemacht und kann inzwischen die Scorpions von Uriah Heep unterscheiden. Aber der Geschmack ist immer noch ein wenig indifferent. Neben »Lady in Black« steht eine Kassette mit den größten Hits von 1986 und irgendein Werk von Karl Dall. »Heute schütte ich mich zu« dröhnt zu dieser Zeit zur Freude meiner Mutter nicht selten durchs Kinderzimmer, ohne dass ich eine genauere Vorstellung davon habe, was der lustige Onkel mit dem Matschauge auf dem Cover eigentlich meint. Doch ist Rettung in Sicht, denn in der Nachbarschaft treiben sich ein paar ältere Jungs herum, die mit ihren Tarnhosen und den Totenkopf-Shirts mächtig Eindruck schinden. Häufig haben sie einen Kassettenrekorder mit dabei, aus dem undefinierbarer Krach tönt: Das alles ist irgendwie seltsam und verlangt dringend nach Aufklärung.

Wenige Wochen später halte ich meine erste Platte von Metallica in der Hand. Es ist die 12-Inch-Single von »Jump in the Fire« als rotes Vinyl, die im Januar 1984 offiziell erschien. Das Schätzchen wird mir gemeinsam mit einigen anderen Alben und Tapes von einem der ›Großen‹ aus der Nachbarschaft überreicht mit dem Hinweis, dass, wenn in zwei Wochen nicht wieder alles im Topzustand bei ihm, dem Verleiher, ankommt, die Hölle losbricht. Dementsprechend nervös sind wir, als wir die Single auf den Plattenteller eines Freundes legen … und erst mal enttäuscht sind. Wir hatten uns vorher durch Bands wie Whitesnake, Iron Maiden und Gary Moore gehört und waren begeistert. Aber das hier? Das war doch der pure Krach. Metallica, was für eine Zeitverschwendung.

Aber irgendwie besaß dieser Krach – das Titelstück und Live-Versionen von »Phantom Lord« und »Seek & Destroy« –, doch eine gewisse Anziehungskraft. Und nach dem x-ten Durchlauf legte sich der Schalter endlich um. Und wie. Innerhalb von Sekunden offenbart sich plötzlich die Genialität, die Wut, die Attitüde hinter dieser Musik. Und mir wird schlagartig klar, dass ich genau auf so etwas mein (bis dato kurzes) Leben gewartet hatte. Trotz kaum vorhandener Englischkenntnisse sprach einem hier jemand komplett aus der Seele. Alle anderen Menschen sind doof, der Teufel ein Supertyp, und wer Ärger will, der soll nur kommen. Dieser Moment im Sommer 1987 begründet eine lebenslange Liebe zu Metallica und zum Heavy Metal. Dank gebührt den benachbarten Verleihern Holger und Lutz, denen ich bis heute regelmäßig bei Konzerten über den Weg laufe. Und genau das ist Heavy Metal.

Doch was macht Metallica zu solch einer Ausnahmeerscheinung? Nur wenige Bands waren und sind so erfolgreich wie die Jungs aus Kalifornien (mit bis dato über 110 Millionen verkauften Alben und neun Grammys), schon gar nicht im härteren Sektor. Kaum eine Band wurde in den 1980er Jahren so von ihren Fans vergöttert wie dieses Quartett. Doch wurde auch kaum eine Band von den eigenen Anhängern und der Presse so hart kritisiert wie Metallica. Von kaum einer Band ist so viel aus ihrem Innenleben nach draußen gedrungen. Die zwischenzeitliche Hassliebe der beiden Chefs, Sänger und Gitarrist James Hetfield und Schlagzeuger Lars Ulrich, der traumatische Rausschmiss des ›Genies‹ Dave Mustaine, öffentlich gemachte Therapiesitzungen weit über die Fremdschämgrenze hinaus, Cliff Burtons tragischer Tod, wie sein Nachfolger Jason Newsted gemobbt wurde, die Abkehr von alten Werten, der Versuch, neues Vertrauen aufzubauen. Und immer wieder Fettnäpfchen, in die vor allem Ulrich, Sohn eines dänischen Profitennisspielers, bis heute mit Anlauf und wachsender Begeisterung hineinspringt.

Metallica, das wussten und wissen die Mitglieder der Band am besten, haben das hart rockende Rad nicht neu erfunden. Lars und James wurden massiv von der New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM) beeinflusst, die Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er erst über Großbritannien und dann über die komplette Welt hereinbricht. Punk erlebt zu dieser Zeit seinen Höhepunkt und Niedergang, Rockgiganten wie Deep Purple haben ihre Gefährlichkeit längst gegen übergroße Egos getauscht, und New Wave zieht ein völlig anderes Publikum an. Szenegrößen wie Iron Maiden, Saxon oder Venom sind hart, laut und repräsentieren das, was später als Synonym für den Heavy Metal allgemein gesehen wird: lange Haare, kreischende Gitarren, Arbeiterklasse-Ethos und wenig Respekt vor Autoritäten. Die Musiker wirken fast wie übermenschliche Superhelden, bewegen sich in der Grauzone von Realität und Fantasiewelt. Nur dass sie statt eines Schwerts oder eines Hammers Gitarren in Händen halten.

Im fernen Kalifornien lauschen die beiden späteren Legenden Lars Ulrich und James Hetfield aufmerksam den importierten Platten, gerne auch der zweiten Reihe der NWoBHM wie Raven, Tank, Diamond Head oder Holocaust. Gleichzeitig loten die seit 1975 aktiven Motörhead und die bereits erwähnten Venom die Grenzen des Hörbaren aus. Lange vor Death und Black Metal geben sie ihrer Musik eine Extraportion Schmutz, Straßenweisheit und Okkultismus (nur Venom) mit auf den Weg. Von dieser Mischung angezogen und mit tatkräftiger Mithilfe ihrer Kollegen von Exodus, heben Metallica als eine von mehreren Bands, die alle nahezu zeitgleich auf der Bildfläche erscheinen, den Thrash Metal aus der Taufe: energiereicher, schneller und lauter als alles zuvor, mit komplexen Gitarrenstimmen und doppelter Bass-Drum: Das englische Verb to thrash someone bedeutet so viel, wie jemanden zu verprügeln oder zu verdreschen, aber auch, etwas auszudiskutieren oder auszuarbeiten, doch können wir an dieser Stelle diese Nebenbedeutung wohl vernachlässigen. Um das Jahr 1984 wird sich Thrash Metal so oder so als Genrebezeichnung durchsetzen.

Und nicht umsonst hat sich Hetfield wahrscheinlich selbst schon sehr früh den Spitznamen »Papa Het« gegeben, der darauf hindeutet, dass sich hier der Vater, mittlerweile fast schon der Großvater des Thrash Metal zu Wort meldet. Leider haben der Frontmann oder sein direktes Umfeld nie erklärt, wo genau der Ausdruck »Papa Het« eigentlich herkommt, er selbst scheint jedenfalls mit der Bezeichnung sehr zufrieden zu sein. Sein (seit einiger Zeit abgeschalteter) Instagram-Kanal lief unter diesem Namen, und Fans können sich sogar Merchandising mit diesem Logo kaufen. Auf der Homepage der bandeigenen »All Within My Hands Foundation« gab es vor kurzem noch in der »Covid Collection« kleine, hölzerne Tischchen, die auf der Unterseite das »Papa Het«-Logo eingebrannt hatten. Hier kennt jemand seine Bedeutung ganz genau. Wahrscheinlich bedeutet es am Ende so viel wie »Mutter der Kompanie«.

Die Fans hätten ›ihre Metallica‹ gerne als Gralshüter des Genres gesehen, das sie mit erfunden und geprägt haben. Doch widersetzten sich Metallica früh allen Erwartungen (besonders gerne auch ihren eigenen) und überraschen Fans und Gegner, zu Beginn ihrer Karriere auf sehr hohem Niveau, später dann mit durchaus fragwürdigen Aktionen. Die große Klappe der Bandchefs, die immer noch vorhandene ›Wir gegen alle‹-Attitüde und eine ausgeprägte Dickköpfigkeit bringen Metallica immer wieder in Schwierigkeiten. Unbedachte Interview-Aussagen kommen als Bumerang zurück, besonders Lars Ulrich tut sich dabei hervor und produziert bisweilen peinliche Schlagzeilen. In der heimischen Bay Area bekommt er von Mitgliedern anderer Bands den wenig schmeichelhaften Spitznamen »Diarrhea Mouth« (ungefähr: ›Durchfallmaul‹) verpasst.

Dabei wachsen die ehemaligen Teenager zwischen Welttourneen, tragischen Todesfällen und alltäglichen Problemen durchaus zu Persönlichkeiten heran. Besonders Hetfield wirkt bis Mitte der Neunziger ›larger than life‹, dann zerstören mitgefilmte Therapiestunden, Tränenausbrüche und Entziehungskuren auch dieses Bild. Seine oft kryptisch anmutenden Trauma-Texte hatten allerdings schon früh in diese Richtung gedeutet.

Selbst die bekanntesten Heavy-Metal-Musiker der Welt sind auch nur Menschen, was Metallica regelmäßig unter Beweis stellt. Der Versuch, sich von dem ewig gleichen Image zu lösen, geht aber ebenso daneben wie Ansätze, die Protagonisten in einem anderen Umfeld zu zeigen. James als Jäger (mit Wodkapulle im Anschlag) mag gerade noch angehen, Lars als Kunstsammler (dem bei der Vernissage gleich mal das Sektglas aus der Hand fällt) wirkt dagegen ziemlich deplatziert. Doch können die in Ehre ergrauten Herren inzwischen sowieso machen, was sie wollen: Letztlich werden sie immer Metallica sein, sehr wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Tage. Das ist ein Preis, den Metal-Helden für die lebenslange Treue ihrer Fans zahlen müssen (manche tun es mit Leichtigkeit, andere gehen daran zugrunde).

Ohne all diese Facetten ist das Gesamtphänomen Metallica nicht zu begreifen. Und vielleicht ist es niemals vollständig zu begreifen, warum diese Band kommerziell meilenweit über allen anderen Konkurrenten steht. Doch sind sie dort, wo sie sind: auf dem Metal-Olymp. Und von dort wird sie in den nächsten Jahrzehnten wohl auch niemand vertreiben.

Metal Militia: Die Anfänge

Das Jahr 1981 ist weltgeschichtlich gesehen ein ziemlich lahmer Kandidat. Der Schauspieler Ronald Reagan wird US-Präsident, der NATO-Doppelbeschluss sieht das Aufstellen von Raketen mit Atomsprengköpfen in Westeuropa vor, die Friedensbewegung erhält massiven Zulauf, und Bayern München wird deutscher Fußballmeister. Viel mehr ist nicht los. Der Verfasser dieser Zeilen ist stolze fünf Jahre alt und darf sich von seiner kompletten Verwandtschaft ununterbrochen anhören, dass für ihn bald der »Ernst des Lebens« (sprich: die Schulzeit) anbrechen werde. Wenige Jahre später soll die deutsche Band Helloween auf ihr Demo »Death Metal« mit »Oernst of Life« die musikalisch korrekte Antwort auf diese Nerverei geben.

In Südkalifornien steht ein junger Mann nicht am Anfang, sondern am Ende seiner Schulzeit an der Brea Olinda High School. James Alan Hetfield, Jahrgang 1963, hat kaum zwei Jahre zuvor seine Mutter verloren und lebt beaufsichtigt von einem seiner älteren Brüder in Brea. Der begeisterte Metal-Fan spielt schon seit Jahren Gitarre und hat nun endlich seine erste Band am Start. Na ja, fast. Leather Charm bestehen neben ihm aus Gitarrist Hugh Tanner (kurz darauf ersetzt durch Troy James), seinem Kumpel aus Kindheitstagen und Zimmergenossen Ron McGovney am Bass und Schlagzeuger Jim Mulligan, der etwas später einsteigen sollte. Hetfield hatte zuvor bereits bei Phantom Lord in die Saiten gelangt. Bei Leather Charm muss er mangels Alternativen auch ans Mikrofon. Er sieht sich dort aber nur als Übergangslösung – die Geschichte wird sich wiederholen.

Die Schüler spielen in erster Linie Songs der gerade tobenden New Wave of British Heavy Metal nach, doch stehen auch Stücke von Judas Priest auf dem Programm. Ähnlich geht es auch Slayer, die ziemlich genau eine Autostunde entfernt in einer Garage stehen und ebenfalls Hits von Judas Priest nachspielen. Leather Charm versuchen sich jedoch auch an eigenen Kompositionen, so entsteht eine frühe Version von »Hit the Lights«, das später sowohl das Demo No Life ’Til Leather als auch das Metallica-Debüt Kill ’Em All eröffnen wird. Megadeth existieren logischerweise noch nicht, doch Anthrax finden sich an der Ostküste im Sommer 1981 zusammen und covern neben Kiss und Iron Maiden – natürlich – ebenfalls Judas Priest: Drei der späteren ›Big Four‹ des Thrash Metal starten innerhalb weniger Wochen auf nahezu identische Weise, ohne sich zu kennen.

Natürlich sind diese Gebilde noch extrem fragil, nur ein paar Schüler, die ihre Nachmittage mit Musik verbringen, mehr nicht. Ständig steigt jemand aus, wieder ein und wieder aus. Da geht es Leather Charm nicht anders als den anderen. Dennoch wird die Band gerne als Keimzelle von Metallica bezeichnet. Grund dafür ist unter anderem, dass ein gewisser Lars Ulrich im April eine Anzeige in dem Magazin The Recycler schaltet. Der originale Wortlaut ist mittlerweile legendär: »Drummer looking for other metal musicians to jam with Tygers of Pan Tang, Diamond Head and Iron Maiden«.

Hetfield ist interessiert, denn schließlich werden hier drei seiner absoluten Lieblingsbands aufgezählt. Also erhält Ulrich eine Einladung in den Proberaum, wo vor allem Hetfield und Tanner den Trommler genauer unter die Lupe nehmen wollen. Nach einigen Songs ist Hetfield klar, dass aus der Nummer nichts werden wird. Ulrich spielt einfach zu schlecht.

Der Däne Lars Ulrich ist zu diesem Zeitpunkt erst seit einem Jahr in den USA. Er hat beschlossen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und professioneller Tennisspieler zu werden. Doch obwohl Lars eigentlich zur Jugendelite seines Landes gehört, schafft er die Aufnahme in die siebenköpfige Tennisgruppe seiner Highschool nicht. Enttäuscht schmeißt er den Schläger in die Ecke und beschließt, sich auf die Musik zu konzentrieren. Er spielt seit Kindertagen Schlagzeug, findet aber dank seiner speziellen Art und seines ulkigen Akzents in der neuen Heimat schwer Anschluss und übt notgedrungen alleine zu Hause.

Nebenbei treibt er sich in den Plattenläden von Los Angeles herum und ist süchtig nach Import-Alben aus Europa. Besonders die britischen Bands haben es ihm angetan, er entwickelt sich (wie sein Vater im Genre Jazz) zu einem echten Experten auf dem Gebiet der New Wave of British Heavy Metal. Was ihm aber scheinbar nichts nützt, Leather Charm wollen auf seine Dienste verzichten.

Doch Ulrich wäre nicht Ulrich, wenn er so etwas einfach akzeptieren würde. Bei OZ Records, einem Fachgeschäft für Rockalben, lernt er den Verkäufer Brian Slagel kennen, der mindestens so verrückt ist wie Lars selbst. Die beiden diskutieren stundenlang über Bands wie Jaguar, Def Leppard oder Holocaust, die in den USA zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nur eine Handvoll Menschen kennen. Wenn überhaupt.

Slagel erzählt Ulrich, dass er für das nächste Jahr die Veröffentlichung eines Samplers mit lokalen Metal-Bands plant. Metal Massacre bildet den Startschuss für das legendäre Label Metal Blade, das bis heute zu den wichtigsten Firmen im Business zählt und unter anderem die Frühwerke von Metallica, Slayer, Armored Saint oder Flotsam and Jetsam, später dann Amon Amarth oder The Black Daliah Murder veröffentlicht.

Ulrich stammt aus der oberen Mittelschicht, Geld ist also nicht sein Hauptproblem. Er sichert sich vor diesem Hintergrund einen Platz auf dem Sampler, obwohl er nicht mal eine Band hat. Und mit diesem As im Ärmel kehrt er zu Leather Charm zurück. Hetfield ist begeistert, er löst seine Combo auf und tut sich mit Ulrich zusammen – eine Entscheidung, die sein und unser aller Leben verändern wird.

Hetfield und Ulrich stehen nun vor dem Problem, dass sie einen Bassisten und einen weiteren Gitarristen brauchen. Außerdem möchte Hetfield unter gar keinen Umständen wieder den Sänger geben. Die Zeit drängt, Slagel fragt nach dem Song. Und verdammt: Die neue Truppe hat ja auch noch gar keinen Namen. Darüber brüten die beiden jungen Männer eine ganze Zeit, bis Lars mit seinem Kumpel Ron Quintana zusammensitzt. Der möchte, wie Slagel auch, ein eigenes Metal-Fanzine gründen und spielt mit ein paar Namen herum. Am Ende bleiben zwei übrig, und Ulrich bekommt lange Ohren. Eine der beiden Optionen ist »Metal Mania«, die Lars seinem Freund wärmstens ans Herz legt. Denn die andere lautet »Metallica«, und Ulrich ist in diesem Moment klar, dass seine Band so heißen wird. Der Legende nach ist Quintana dann für viele Jahre lang nicht gut auf Lars zu sprechen, weil der ihn nicht mal gefragt hat, ob er seine Idee nutzen dürfe. Als Männer im Herbst ihres Lebens haben sich die beiden dann aber wieder vertragen.