MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Marseille MM-City - Ralf Nestmeyer - E-Book

MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Marseille MM-City E-Book

Ralf Nestmeyer

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Beschreibung

Ein Ausflug in die älteste Stadt Frankreichs Das E-Book Marseille – umfassend, übersichtlich, unentbehrlich »Präzise, anschaulich und alles andere als trocken: Es macht Spaß, Nestmeyers Texte über Marseille zu lesen«, sagt Oliver Grauer von BizTravel. Alle Informationen und praktischen Tipps im E-Book Marseille in der 4. Auflage wurden von Autor Ralf Nestmeyer vor Ort recherchiert und ausprobiert. - 6 Touren durch die französische Hafenstadt - 6 Ausflüge in die Umgebung - 192 Seiten voller Infos - 109 Farbfotos - herausnehmbarer Faltplan als Extra - 35 Karten für beste Orientierung Marseille erleben – alle Sehenswürdigkeiten und mehr Kaum eine andere französische Stadt verkörpert auf engem Raum so viele Gegensätze wie Marseille. Im klassischen Sinne keine schöne Stadt, lebt die Mittelmeermetropole von ihren Kontrasten. Ob mit Kindern oder (fast) umsonst – unser Reiseführer liefert bewährte Tipps. Im Panier-Viertel und in La Joliette warten enge Gassen, bunte Fassaden und Graffiti. Am Vieux Port verkaufen Fischer ihren Fang direkt. Südlich davon locken Shopping und Restaurants. Rund um die Canebière finden sich arabische Quartiere und das Szene-Viertel am Cours Julien. Die Küstenstraße La Corniche vermittelt mediterranes Flair und führt zu Marseilles Stränden. In den Außenbezirken erwarten Sie die Cité Radieuse und das Stade Vélodrome. Ein Bootsausflug zu den Îles de Frioul oder Touren nach Cassis, La Ciotat, Aix-en-Provence, Aubagne und zu den Calanques runden den Band ab. Authentisch reisen mit den E-Books aus dem Michael Müller Verlag Was ist das Besondere an den Michael-Müller-Reiseführern? Sie sind von Reisenden für Reisende gemacht. Unsere Autorinnen und Autoren recherchieren immer vor Ort und schreiben über Dinge, die sie selbst erlebt und getestet haben. Unabhängig, ehrlich, authentisch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 313

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Ralf NestmeyerOrientiert in MarseilleStadt und StadtviertelSightseeing-KlassikerSightseeing-AlternativenEssen gehenWege durch MarseilleTour 1: Nördlich des Vieux PortTour 2: Panier und La JolietteTour 3: Südlich des Vieux PortTour 4: Links und rechts der CanebièreTour 5: La CornicheTour 6: Abseits des ZentrumsAusflüge in die UmgebungDie CalanquesLa Côte BleueCassisLa CiotatAix-en-ProvenceAubagneNachlesen & NachschlagenStadtgeschichteWirtschaft, Politik und GesellschaftEssen und TrinkenKultur- und NachtlebenLiteraturtippsMarseille mit KindernMarseille (fast) umsonstAnreiseMobil in MarseilleÜbernachtenMarseille von A bis ZAuf einen BlickAlle MuseenAlle LokaleAlle Shopping-AdressenSpeiselexikonSprachführerÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten Verzeichnis
Über dem Hafen schwebenMarseille – Stadt der Laster und des VerbrechensEuroméditerranée – Marseille baut umGaleerensträflinge – ans Ruder gekettetSavon de Marseille: Seifenträume aus OlivenölMultikulturell: Belsunce-ViertelGraffiti- und Street-ArtCabanons – eine spartanische SommerfrischeMarseille und der OrientOM – Olympique MarseilleStaatliche WillkürDie Stadt der KinoväterNikolaus Graf von Luckner – eine RevolutionskarriereVarian Fry – Retter der VerfolgtenDie Ankunft der Pieds noirsDer „kleine Gelbe“Marseille im FilmFreiheit für die Beine!Zizou aus La CastellaneRap aus Marseille
Kartenverzeichnis
Tour 1: Nördlich des Vieux-PortTour 2: Panier und La JolietteTour 3: Südlich des Vieux-PortTour 4: Links und rechts der CanebièreTour 5: La CornicheAusflüge: ÜbersichtWanderung 1 Wanderung 2 CassisLa CiotatAix-en-ProvenceÜbernachten in MarseilleZeichenerklärungÜbersicht MarseilleVerkehrsplan
Tourenverzeichnis
Tour 1: Nördlich des Vieux PortDie Keimzelle und der ideelle Mittelpunkt von Marseille ist der Alte Hafen. Hier gründeten die Grieche​n ihre Kolonie Massalia. An der Nordseite steht nicht nur das Rathaus, sondern mit dem MuCEM auch das Symbol für den Wandel der Stadt.Tour 2: Panier und La JolietteDie Altstadt und der Hafenanlagen von La Joliette bieten einen interessanten Querschnitt der Stadt. Es gilt enge Gassen, bunte Häuserfassaden mit Graffitis und die wunderbar restaurierten alten Dockanlagen zu erkunden.Tour 3: Südlich des Vieux PortDas Südufer des Vieux Port erstreckt sich hinauf bis zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde. Ein abwechslungsreiches und lebendiges Viertel mit vielen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Kulturelles Highlight ist das Musée Cantini.Tour 4: Links und rechts der CanebièreDie Stadtteile östlich des Alten Hafens, durch die die Canebière als Hauptachse bis zum Palais de Longchamp führt, sind vielschichtig und heterogen. Es gibt arabische Quartiere genauso wie das Szene-Viertel rund um den Cours Julien.Tour 5: La CornicheAuf der vom Vieux Port nach Süden führenden Küstenstraße präsentiert sich Marseille von seiner mediterranen Seite. Man kann wunderbar joggen, am Meer entlang bummeln oder zusammen mit den Einheimischen an einem der sandigen Strände baden gehen. Lohnende und leicht zu erreichende Ziele sind die Fischerdörfer Malmousque, Les Goudes und Callelongue, wo sich Marseille von seiner idyllischen Seite zeigt. Wer will, kann von hier aus auch zu einer Wanderung in die Calanques starten. Herrliche Ausblicke und glasklares Wasser sind garantiert!Wandertouren in den Calanques, Tour 1: Von der Calanque de Sormiou zur Calanque de MorgiouDie Keimzelle und der ideelle Mittelpunkt von Marseille ist der Alte Hafen. Hier gründeten die Grieche​n ihre Kolonie Massalia. An der Nordseite steht nicht nur das Rathaus, sondern mit dem MuCEM auch das Symbol für den Wandel der Stadt.Wandertouren in den Calanques, Tour 2: Von Cassis zur Calanque d'En VauDie Altstadt und der Hafenanlagen von La Joliette bieten einen interessanten Querschnitt der Stadt. Es gilt enge Gassen, bunte Häuserfassaden mit Graffitis und die wunderbar restaurierten alten Dockanlagen zu erkunden.
Unterwegs mit
Ralf Nestmeyer
Jahrgang 1964, ist Historiker und Gründungsmitglied von PEN Berlin. Er ist Autor von mehreren Reiseführern und Bildbänden; zudem hat er im Insel Verlag ein Buch über „Französische Dichter und ihre Häuser“ sowie ein Sachbuch „Alles Mythos! 16 Populäre Irrtümer über Frankreich“ (Theiss Verlag) und vier Krimis geschrieben („Roter Lavendel“, „Die Toten vom Mont Ventoux“, „Späte Rache im Luberon“, „Glutroter Luberon“, Emons Verlag), die in der Provence spielen. Im Michael Müller Verlag sind von ihm Reiseführer über London, Cornwall, Südengland, Paris, Normandie, Languedoc-Roussillon, Provence, Haute-Provence, Côte d’Azur, Nürnberg sowie über Franken erschienen.
Nähere Infos unter nestmeyer.de
Marseille faszinierte mich schon bei meinem allerersten Besuch. Schnell merkte ich, dass sich der aus vielen Vorurteilen und Klischees speisende Ruf von Marseille einer kritischen Bestandsaufnahme nicht standhielt. Vor über 20 Jahren kam ich dann nach Marseille, um zwischen Vieux Port und Notre-Dame de la Garde für meinen Reiseführer zur Provence und Côte d’Azur zu recherchieren. Seither folgten weit mehr als zehn Aufenthalte in der Mittelmeermetropole, und jedes Mal habe ich neue Entdeckungen gemacht - sei es eine tolle Kneipe im Szene-Viertel Cours Julien oder eine Wanderung zu den Calanques.
Beeindruckt hat mich aber vor allem der Wandel, der mit der Wahl zur Europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2013 einherging. Durch Neubauten wie dem des Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée und die Umgestaltung des Vieux Port wurde dieser Wandel architektonisch verankert, doch er reicht tiefer und hat auch die Mentalität der Stadt positiv verändert.
Meine Euphorie war so groß, dass ich Marseille unbedingt einen eigenen Reiseführer widmen wollte. Die Recherche waren wunderbare Wochen, in denen ich in den Kosmos einer der lebendigsten Mittelmeerstädte eintauchen konnte. Und ich hoffe, dass sich die Leser dieses Reiseführers von meiner Begeisterung mitreißen lassen.
Bon voyage!
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Michael Müller Verlag GmbH | Stichwort „Ralf Nestmeyer, Marseille“ | Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen
oder per Mail an: [email protected] | Betreff „Ralf Nestmeyer, Marseille“
Orientiert in Marseille
Stadt und Stadtviertel
Trotz der enormen Ausdehnung fällt es erstaunlich leicht, sich in der Millionenmetropole Marseille zu orientieren: Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen im Zentrum und sind bequem zu Fuß zu erreichen. Einzig der Aufstieg zur Basilika Notre-Dame de la Garde ist etwas beschwerlich.
111 Dörfer
In Marseille gibt es 111 Villages, behaupten die Einheimischen. Gemeint sind damit die 111 Stadtviertel (Quartiers), die verwaltungstechnisch in 16 Arrondissements zusammengefasst sind.
Stadt der Gegensätze
Marseille ist mit 870.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Frankreichs, wobei im Großraum von Marseille mehr als doppelt so viele Menschen leben. Keine Frage: Der größte europäische Mittelmeerhafen ist ein gigantischer Moloch, der sich mit seinen Banlieues weit in das hügelige Hinterland hineingefressen hat. Aber davon bekommen die meisten Besucher eigentlich gar nichts mit, da sich der touristische Fokus auf das Zentrum und die Mittelmeerküste konzentriert. Kaum eine andere französische Stadt verkörpert auf so engem Raum so viele Gegensätze wie Marseille. Im klassischen Sinne ist Marseille sicherlich keine schöne Stadt, aber gerade die vielen Gegensätze machen den Reiz der Mittelmeermetropole aus. Marseille präsentiert sich ungeschminkt, filterlos, authentisch.
Das Herz der Stadt schlägt am Vieux Port
Der zentrale „Platz“ von Marseille ist der Vieux Port, da auf ihn auch alle wichtigen Straßen zulaufen. Daher ist das Hafenbecken ein idealer Ausgangspunkt für die Stadterkundung. Schon Siegfried Kracauer wusste: „Marseille, ein blendendes Amphitheater, baut sich um das Rechteck des Alten Hafens auf.“ Eingerahmt von zwei mächtigen Forts ist der Vieux Port der historische Kern und der touristische Magnet von Marseille. Hier endet auch die alte Prachtstraße Canebière, die von stattlichen Bürgerhäusern gesäumt wird. Die langen Quais des Alten Hafens, die in den letzten Jahren wiederbelebt und architektonisch aufgepeppt wurden, laden regelrecht zum Bummeln ein. Nur ein Katzensprung ist es von hier hinauf zum verträumten Panier-Viertel, das sich an der Nordseite des Hafens über einen Hügel stülpt. Das an der Westspitze des Alten Hafens gelegene MuCEM fungiert seit Jahren als kultureller Leuchtturm und signalisiert Aufbruchstimmung. Noch ein Stück weiter in Richtung Norden passiert man die historischen Dockanlagen und gelangt zum modernen Hafen, den auch die Kreuzfahrtschiffe ansteuern.
Südlich des Vieux Port
Die Gegend südlich des Alten Hafens ist ein beliebter Treffpunkt. Mittags wie abends sind die vielen Restaurants am Cours Estienne d’Orves sowie in der Rue Grignan und in der Rue Sainte gut besucht. Dort findet man auch immer eine Bar oder eine Kneipe, die noch bis tief in die Nacht geöffnet hat. Shoppingfreunde werden vor allem in den Straßen südöstlich des Hafens fündig. Dort gibt es neben edlen Boutiquen auch die bekannten Einkaufsketten, die sich vor allem entlang der Fußgängerzone in der Rue Saint-Ferréol aneinanderreihen. Auf einem Hügel südlich des Vieux Port thront dann die nicht zu übersehende Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde.
Entlang der Canebière
Der heute von einfachen Kaufhäusern geprägte Canebière ist eine wichtige Achse, die vom Vieux Port theoretisch ins Landesinnere führt. Früher war die Canebière eine Hauptverkehrsstraße, heute ist der Autoverkehr zu Gunsten einer Straßenbahnlinie verdrängt worden, mit der man bequem zum Palais Longchamp gelangt. Die Pläne für den Palast stammen von demselben Architekten, der auch die Basilika Notre-Dame de la Garde geplant hat. Ein Stück südlich der Canèbiere erstreckt sich der Cours Julien, der als das Zentrum des hippen Marseille gilt. Graffitiwände, Szenekneipen und schrille Boutiquen prägen das Bild und die Gassen des Viertels. Ideal auch, um unkompliziert in das Nachtleben einzutauchen.
Meereshunger
Große Parkanlagen hat Marseille zwar nicht zu bieten, sieht man vom Parc Borélyab, dafür liegt aber mit dem Parc National des Calanques ein Nationalpark gewissermaßen direkt vor der Haustür. Egal, ob mit dem Schiff oder auf Schusters Rappen: Eine Erkundung der Calanques sollte man keinesfalls versäumen. Es locken eine einzigartige Küstenlandschaft, felsige Buchten sowie glasklares Wasser, das noch bis Ende Oktober angenehme Temperaturen aufweist. Das Ziel eines weiteren lohnenswerten Bootsausflug sind die in der Bucht von Marseille gelegenen Îles du Frioul, zu denen auch das berühmte Château d’If gehört. Und auch ein Spaziergang entlang der Küstenstraße (Corniche) gehört zum Pflichtprogramm für Meereshungrige.
Sightseeing-Klassiker
Vieux Port, MuCEM und Notre-Dame de la Garde - das sind die Klassiker von Marseille. Je nach persönlichen Vorlieben kann man die Mittelmeermetropole von Highlight zu Highlight erkunden. Selbstverständlich gilt: Man muss sich nicht für jeden touristischen Hotspot interessieren.
Die größte Sehenswürdigkeit von Marseille kostet keinen Eintritt: Die Faszination des Vieux Port mit seinen Schiffen und Hafenkais ist ungebrochen.
Im Museumsrausch
♦ MuCEM: Als kultureller Leuchtturm dient der auf einer Hafenmole errichtete Neubau des Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (MuCEM). Der Architekt Rudy Ricciotti hat das Museum der Mittelmeerzivilisation mit einer löchrigen Betonfassade umkleidet und mit einer luftigen Metallbrücke eine Verbindung zu den alten Hafenbastionen samt Panoramaterrasse hergestellt. Im Inneren begeistert das erste französische Nationalmuseum, das nicht in Paris beheimatet ist, durch seine luiziden Raumfolgen. → Tour 1
♦ Musée Cantini: Ein ganzer Stadtpalast für die moderne Kunst. Das Spektrum reicht vom Fauvismus über den Surrealismus bis zum Kubismus. Zur Sammlung gehören Werke von Derain, Picasso, Matisse, Arp, Balthus, Giacometti und Francis Bacon. → Tour 3
♦ Musée d’Histoire de Marseille: Marseille ist die älteste Stadt Frankreichs. Einen überaus ansprechenden Einblick in die mehr als 2600-jährige Stadtgeschichte gewährt das historische Stadtmuseum. Von den griechischen Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg wird ein breites Geschichtspanorama ausgebreitet. Der Schwerpunkt liegt auf der Antike (spektakulär ist das 20 m lange Wrack eines römischen Handelsschiffes), aber auch Themen wie die verheerende Pestepidemie von 1720 sowie die lange Handelstradition der Hafenstadt werden dargestellt. → Tour 4
Bauwerke
♦ Vieille Charité: Das mitten im bunten Panier-Viertel 1670 errichtete Armenspital ist ein wuchtiger vierflügeliger Bau, der fast an ein Barockschloss erinnert. Eindrucksvoll sind die dreistöckigen Galerien, die den Innenhof umrahmen, in dessen Mitte eine filigrane Kapelle steht. Fast abgerissen und erst spät unter Denkmalschutz gestellt, werden die Räumlichkeiten heute von zwei interessanten Museen genutzt. → Tour 2
♦ Cité Radieuse: Wie kein anderes Gebäude verkörpert die 1951 entworfene Cité Radieuse Corbusiers architektonische Vorstellungen vom Leben in einer modernen Stadt. Die auf Stelzen errichtete Cité Radieuse - sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe - ist 165 m lang, 24 m breit und 56 m hoch! Das an einen Ozeandampfer erinnernde Gebäude ist für 1500 Bewohner konzipiert und beherbergt 337 unterschiedlich große Wohnungen sowie eine Ladenpassage mit Hotel. Genial ist die frei zugängliche Dachterrasse mit Wasserbassin. → Abseits des Zentrums
♦ Notre-Dame de la Garde: Auch wenn der Aufstieg beschwerlich ist: Marseille ohne Notre-Dame de la Garde - das geht nicht. Allerdings weniger wegen der Wallfahrtskapelle selbst, sondern viel mehr wegen des grandiosen Panoramablicks von der Aussichtsterrasse. In der Krypta sind zahlreiche Votivgaben zu bewundern. → Tour 3
Ausflugsziele
♦ Château d’If: Dank des 1845 erstmals erschienenen Romans „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas gehört das Château d’If zum Pflichtprogramm eines Marseilleurlaubs, auch wenn das Buch ein reines Fantasieprodukt ist. Ein Edmond Dantès bzw. ein Graf von Monte Christo war niemals in den Verliesen des Château d’If inhaftiert, wenngleich das berühmte „Ausbruchsloch“ noch immer „seine“ Zelle ziert. Zudem kann man bei einer Bootsfahrt herrlich die Meeresluft schnuppern. → Abseits des Zentrums
♦ Aix-en-Provence: Aix-en-Provence gilt als die provenzalische Traumstadt. Prächtige Boulevards wie der Cours Mirabeau, herrschaftliche Stadtpaläste und ein lockeres studentisches Flair haben dazu beigetragen, dass Aix wiederholt von den Franzosen zur beliebtesten Stadt des Landes gewählt wurde. Aix - das ist Lebenskunst und Tradition. Die „bürgerliche“ Alternative zu Marseille. Ein weiteres Plus: nur 20 Zugminuten entfernt. → Ausflüge in die Umgebung
♦ Cassis: Cassis ist der bekannteste und beliebteste Badeort an der provenzalischen Mittelmeerküste. Glücklicherweise hat sich das am Ende einer tief eingeschnittenen Bucht gelegene Cassis seinen Charme bewahren können. Cassis besitzt einen noblen Touch, aber es ist nicht so elitär wie Saint-Tropez. Im Hafen liegen neben den Ausflugsbooten noch immer ein Dutzend Fischerboote vor Anker, die jeden Tag ihre Netze auswerfen. Zahlreiche, auf Fisch spezialisierte Restaurants säumen den Hafenquai. Wer will, kann eine Wanderung zu den Calanques unternehmen. → Ausflüge in die Umgebung
Sightseeing-Alternativen
Glücklicherweise hat Marseille viel mehr zu bieten als den Vieux Port. In der Mittelmeermetropole locken viele unbekannte Ecken und Sehenswürdigkeiten, die abseits der Haupttourismuspfade liegen, so die historischen Dockanlagen oder die Krypta der Abbaye Saint-Victor.
Entlang der Küste lassen sich noch schmucke kleine Dörfer wie Malmousque, Les Goudes oder Callelongue entdecken. Kleine Buchten eignen sich zum Baden.
Altes Mauerwerk
♦ Abbaye Saint-Victor: Mit ihren Zinnen und Türmen ist die Abtei einer Festung ähnlicher als einer Kirche. Noch beeindruckender als die Oberkirche ist die Krypta mit ihrer faszinierenden Atmosphäre. Es handelt sich nicht etwa um einen kleinen düsteren Raum, sondern um eine verschachtelte, tief in den Fels hineingetriebene Anlage von beachtlicher Größe. In den Nischen und Kammern stehen kostbare Sarkophage aus der Spätantike. → Tour 3
♦ Docks de la Joliette: Ähnlich der Hamburger Speicherstadt wurden die ehemaligen Hafenanlagen vorbildlich renoviert und einer neuen Nutzung zugeführt. Gruppiert um mehrere Innenhöfe, finden sich in dem sechsstöckigen Speicherkomplex ansprechende Boutiquen, Restaurants und Büros. → Tour 2
♦ Musée des Docks Romains: Die bei Grabungen entdeckten Grundmauern des römischen Hafens erinnern an die Bedeutung von Marseille in der antiken Welt. Ein authentischer Spaziergang durch die Geschichte. → Tour 1
Abseits
♦ Cimetière Saint-Pierre: Paris ist berühmt für seinen größten Friedhof Père Lachaise, Marseille für seinen Cimetière Saint-Pierre. Am Ostrand der Stadt erstreckt sich die riesige Totenstadt mit ihrer fantastisch-verspielten Symbolik. Eine Oase in der Hektik der Großstadt. → Abseits des Zentrums
♦ Mémorial de la Marseillaise: Ein Museum für die Revolutionshymne. Mit Hilfe moderner Technik werden die damaligen Geschehnisse ausführlich beleuchtet. → Tour 4
♦ Villa Valmer: Der Garten der schmucken Villa ist ein kleiner öffentlicher Park und bietet nicht nur Ruhe, sondern auch traumhafte Blicke auf das Meer und die Küste. → Tour 5
♦ Parc du Pharo: Die Parkanlage in unmittelbarer Meeresnähe lockt mit einem herrlichen Blick auf den Vieux Port. Und eine tolle Kunstinstallation gibt es auch zu bewundern. → Tour 5
Skurriles
♦ Maison de la Boule: Die Boulekugeln klackern in ganz Südfrankreich. Und Marseille gilt als die Hauptstadt des Pétanques-Sports. Das Museum besitzt sogar eine kleine Boulebahn. Da kann man auch bei Regen die Metallkugeln werfen. → Tour 2
♦ Blindé Jeanne d’Arc: Ein Panzer unterhalb der Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde erinnert noch immer daran, dass die Deutschen sich im Zweiten Weltkrieg auf dem La-Garde-Hügel verschanzt hatten. → Tour 3
♦ Monument aux morts de l’Armée d’Orient et des terres lointaines: Hinter dem langen Namen verbirgt sich ein imposantes Denkmal für die Toten der Orientarmee. Es steht direkt an der Corniche und blickt auf das Meer. → Tour 5
Am Puls der Zeit
♦ FRAC: Zeitgenössische Kunst in einem ungewöhnlichen modernen Gebäude. Je nach dem Schwerpunkt der aktuellen Wechselausstellung wird der Besucher aufgefordert, sich mit neuen Positionen der provenzalischen Kunstszene auseinanderzusetzen. → Tour 2
♦ Belle de Mai: Eine ehemalige Tabakfabrik beherbergt ein lebendiges Kulturzentrum mit Ateliers, Ausstellungsräumen und Theatersälen. Die Dachterrasse wird im Sommer als Freilichtkinospielstätte genutzt. Zwischen bunt bemalten Häuserfassaden vergnügt sich die Jugend auf einem Spielplatz mit Kletterwand, einem Basketballfeld und in einem Skatepark. Ein Restaurant sowie ein Café mit angeschlossener Buchhandlung gibt es auch. → Abseits des Zentrums
♦ Cours Julien: Der „Cours Ju“ mit seinen Szenebars und schrillen Läden ist ein Hotspot der Alternativkultur. Auf den Häuserwänden im In-Viertel leuchten bunte Graffitis, hier gibt es einen Tattoo-Shop, dort ein algerisches Delikatessengeschäft. Cool, cooler, Cours Julien. → Tour 4
Pack die Badehose ein
♦ Plage des Catalans: Eine Badepause am Stadtstrand von Marseille muss sein. Nicht allzu weit vom Alten Hafen entfernt, begeistert an der Plage des Catalans nicht nur das glasklare Wasser, sondern auch ein ungewöhnliches Unterwassermuseum. → Tour 5
♦ Calanque de Morgiou: Wie eine smaragdgrüne Zunge hat sich die schmale Calanque de Morgiou zwischen die Felsen hineingeschoben. Neben Badefreuden lockt ein gutes Restaurant. Zusammen mit der benachbarten Calanque de Sormiou lässt sich die Bucht auch im Rahmen einer herrlichen Küstenwanderung erkunden. → Ausflüge in die Umgebung
Essen gehen
Marseille und seine Bouillabaisse werden oft in einem Atemzug genannt. Mehr als 2800 Restaurants gibt es in Marseille, darunter auch zahlreiche Lokale mit asiatischer oder nordafrikanischer Küche. Neben erlesenen Gourmettempeln findet man einfache Bistros, in denen man für vergleichsweise wenig Geld verwöhnt wird.
Frankreichliebhaber haben es schon immer gewusst: Die französische Küche ist etwas ganz Besonderes! Im November 2010 wurde die stilbildende Folge von Apéritif, Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch, Käse und Kaffee von der UNESCO als „immaterielles Weltkulturerbe“ geadelt.
Mehr als eine Fischsuppe
Marseilles hat sich mit der Bouillabaisse ein kulinarisches Denkmal gesetzt. Die Bouillabaisse gehört zu Marseille wie die Pizza zu Italien. Und obwohl das Risiko, in einem Touristenlokal über den Tisch gezogen zu werden, groß ist, wäre eine Reise nach Marseille ohne Bouillabaisse unvollständig. Sie gehört zur Stadt wie die Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Garde. Wolfgang Koeppen mokierte sich über „ein mildes, dem Allerweltsgeschmack angepasstes Fischsuppengericht, in dem ein einsames Langustenbein schamrot den Preis von 1000 Francs zu rechtfertigen versucht“. Doch ist die Bouillabaisse richtig zubereitet, käme es einem Frevel gleich, sie als „Fischsuppe“ zu bezeichnen. Respekt ist angebracht, schließlich soll die Liebesgöttin Aphrodite die Bouillabaisse erfunden haben, um ihren Gatten Hephaistos mit Hilfe des Safrans einzuschläfern, damit sie sich ungestört mit ihrem Liebhaber Ares vergnügen konnte. Selbst unter den Einheimischen werden die besten Adressen nur engen Freunden verraten. Der Journalist und Krimiautor Jean-Claude Izzo (1945-2000), der für Marseille eine ähnliche Bedeutung wie Léo Malet für Paris hatte, liebte es, „zu spüren, wie Marseille unter meiner Zunge vibriert“. Glücklicherweise kann man in Marseille aber auch jenseits der Bouillabaisse hervorragende Fischgerichte in allen Variationen genießen.
Ein Tipp für alle, die mit einer eher knapp bemessenen Reisekasse unterwegs sind, aber anspruchsvolle Gaumenfreuden nicht missen möchten: Statt 25 € für ein langweiliges 08/15-Menü ohne Wein zu zahlen, empfiehlt es sich, zur Mittagszeit in einem kulinarisch anspruchsvollen Restaurant zu tafeln - die Rechnung für ein Mittagsmenü oder Tagesgericht (Plat du jour)
fällt dann nur unwesentlich höher aus, die Qualitätsunterschiede können jedoch beachtlich sein.
Andere Länder, andere Sitten
Das Frühstück (petit déjeuner) fällt eher karg aus, eine Schale Milchkaffee (café crème) und ein Croissant genügen den meisten Franzosen bis zum Mittagessen (déjeuner). Mittags füllen sich die Restaurants erst ab 12.30 Uhr, mit dem Abendessen (dîner) wird kaum vor 19.30 Uhr begonnen. Zum Essen sollte man viel Zeit mitbringen; wer mittags nur schnell eine Kleinigkeit zu sich nehmen will, ist in Café, Bistro oder Brasserie besser aufgehoben.
Am Wochenende und in beliebten Restaurants empfiehlt es sich, einen Tisch vorzubestellen, selbst wenn es nur eine Stunde vorher ist. Auch ohne Reservierung gebietet die französische Höflichkeit, dass der Gast sich am Eingang geduldet, bis ihm ein Platz angeboten wird. Die Bedienung wird mit Madame bzw. Monsieur angesprochen.
Die Rechnung wird nach Aufforderung gebracht (L’addition, s’il vous plaît!). Es ist nicht üblich, getrennt zu bezahlen. Die Bedienung ist im Restaurant zwar ausnahmslos im Preis inbegriffen (service compris), zwischen 5 und 10 Prozent Trinkgeld (pourboire) sind je nach Zufriedenheit dennoch angemessen; sich Minimalbeträge herausgeben zu lassen, gilt als unhöflich. Das Bedienungspersonal ist wegen seines geringen Grundlohns auf Trinkgeld angewiesen, das man üblicherweise nach der Bezahlung auf dem Tisch zurücklässt.
7 Tage kulinarisch
♦ Le Miramar: Obwohl direkt am Vieux Port gelegen, ist das Lokal keine Touristenfalle, sondern eine hervorragende Adresse, um eine Bouillabaisse zu versuchen. → Tour 1
♦ Au Bout du Quai: Ab Ende des Hafenquais gibt es hier eine moderne Fischküche zu zivilen Preisen. → Tour 1
♦ KIN: Ansprechende kongolesische Küche auf hohem Niveau in schönem Ambiente. → Tour 3
♦ Etienne: Die Pizzeria im Panier-Viertel genießt Kultstatus. Reservierungen werden genauso wenig akzeptiert wie Kreditkarten. → Tour 2
♦ La Passarelle: Ein Restaurant unweit des Vieux Port. Neben der guten Küche begeistert noch eine herrliche Terrasse. → Tour 3
♦ Ourea: Moderne mediterrane Küche mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. → Tour 3
♦ Les Lumières: Ein lockeres Bistro mit Kneipenflair, serviert werden Tapas. → Tour 1
Hafenblicke
Wege durch Marseille
Tour 1
Die Keimzelle und der ideelle Mittelpunkt von Marseille ist der Alte Hafen. An seiner Nordseite steht nicht nur das barocke Rathaus, sondern mit dem MuCEM auch das Symbol für den Wandel der Stadt.
MuCEM, futuristischer Museumsbau mit Panoramaterrasse
Hôtel de Cabre, ältestes Haus der Stadt
La Montée des Accoules, malerische Treppe zum Panier-Viertel
Entlang des Vieux Port bis zum MuCEM
Nördlich des Vieux Port
Mit seinen von Hafenkais eingefassten Rändern bildet der Alte Hafen gewissermaßen den größten Platz der Stadt. An seiner Nordseite gründeten die aus Phokaia stammenden Griechen ihre Kolonie Massalia. Die Griechen hatten den Platz mit Sorgfalt ausgewählt und ihre Stadt an einem hervorragend geschützten, Calanque-ähnlichen Naturhafen errichtet. Der Erfolg sollte ihnen Recht geben. Mehr als zwei Jahrtausende war Marseille einer der größten Warenumschlagplätze am Mittelmeer und zugleich die wichtigste Handelsdrehscheibe Südfrankreichs. Seine Bedeutung als Handelshafen verlor der Vieux Port aber schon im 19. Jh., als im Norden von Marseille ein künstlicher Hafen entstanden war, der vom Meer durch eine parallel zur Küste ausgerichtete Mole geschützt wurde. Heute liegen an den Anlegestegen des Vieux Port ausnahmslos zahllose Privatjachten und ein paar Ausflugsboote. An das Flair vergangener Zeiten erinnert allmorgendlich die kleine Schar der Fischhändler.
Marseille hat ein ambivalentes Verhältnis zu seinem Hafen. Auf den Vieux Port gründet sich der Wohlstand und Reichtum der Stadt, doch auch der Tod kam über das Meer. Ein aus Syrien kommendes Schiff mit dem Namen Le Grand Saint Antoine brachte 1720 die Pest mit. Der Kapitän hatte zwar die Hafenverwaltung vor den an Bord befindlichen Kranken gewarnt, doch machten sich einflussreiche Kaufleute für die Umgehung der Quarantäne stark, da sie sehnlichst auf die Fracht des Schiffes warteten.
Hafenviertel sind auf der ganzen Welt schlecht beleumundet, einen besonders üblen Ruf hatte aber schon immer jenes von Marseille. In den engen Gassen waren seit jeher Armut, Kriminalität und Prostitution zu Hause. Vor allem zu Beginn des 20. Jh. zeigten sich von Vladimir Nabokov bis zu Ernst Jünger zahlreiche Schriftsteller von dem Gestank und den Geräuschen gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen: streunende Hunde und halbnackte Kinder, die zwischen Müllbergen spielten, während sich hinter den zerschlissenen Gardinen ganze Bootsbesatzungen mit der käuflichen Damenwelt vergnügten. Dann kam der Zweite Weltkrieg: Nachdem die Deutschen in das bis dahin unbesetzte Südfrankreich eingerückt waren, befahl SS-Reichsführer Heinrich Himmler die „Ausräumung dieses französischen Verbrechernestes“ und wies eine „radikale Sprengung“ an. Innerhalb von 17 Tagen wurde im Februar 1943 nach der Evakuierung der Bewohner das gesamte Hafenviertel mit seinen knapp 1500 Häusern in Schutt und Asche gelegt, um dieses „Geschwür“ zu vernichten und eines der ältesten urbanen Siedlungsgebiete Europas in eine Ruinenlandschaft zu verwandeln. Einzig die Hafenfront sparte man aus, doch diese Häuserzeile fiel dann dem planmäßigen Wiederaufbau nach Kriegsende zum Opfer. Aus diesem Grund wird die Nordfront des Vieux Port von fünf lang gestreckten Nachkriegsbauten mit einer durchgehenden Traufhöhe dominiert, die sich durch große Balkone und ein von Arkadengängen geprägtes Erdgeschoss auszeichnen. Es handelt sich um Stahlbetonskelettbauten, deren Fassaden mit Kalkstein verkleidet wurden. Der Architekt Fernand Pouillon war ein Schüler von Auguste Perret, der für den zum UNESCO-Weltkulturerbe geadelten Wiederaufbau von Le Havre verantwortlich war und als Lichtgestalt der französischen Architektur galt. Die Bebauung des Hafennordrands kann als gelungenes Projekt bezeichnet werden, denn es ermöglichte, den Vieux Port wieder als urbane Raumfigur erlebbar zu machen. Der alte Straßenverlauf hinter der Hafenfront ging hingegen vollständig verloren. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt der Quai du Port durch die Umbaumaßnahmen für die Wahl von Marseille zur Europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2013.
Spaziergang
Direkt bei den Fischhändlern, die am Vormittag ihren Fang in bunten Plastikwannen feilbieten, beginnt die Erkundung des nördlichen Ufers des Vieux Port. Der Quai du Port, der direkt am Nordufer verläuft, wurde weitgehend verkehrsberuhigt, sodass man gemütlich an der Häuserseite oder an der Wasserfront mit direktem Blick auf die Jachten entlangschlendern kann. Die gleichförmigen Häuserfronten im Stil der 1950er-Jahre erinnern daran, dass das Hafenviertel 1943 bis auf wenige Gebäude zerstört wurde. Längst gehören die lichtdurchfluteten Wohnungen mit ihren großen Balkonen aufgrund ihres Hafenblickes zu den begehrtesten und teuersten Wohnlagen der Stadt.
Eines der wenigen historischen Bauwerke, die von den Sprengungen verschont geblieben sind, ist das barocke Hôtel de Ville (Rathaus), an dessen gegenüberliegender Seite auch die Hafenfähre anlegt. Rechter Hand führt die kleine Rue de la Prison zur Maison Diamantée, die zu den ältesten Häusern Marseilles gehört. Das stattliche Renaissancepalais, das seinen Namen der in Diamantenform behauenen Fassade verdankt, beherbergte früher das Musée du Vieux Marseille. Heute ist es nur noch von außen zu besichtigen. Die angrenzende Place Jules Verne wurde unlängst mit 26 großen, dekorativen Blumentöpfen mit Olivenbäumen aufgepeppt, die die 26 Jahrhunderte der Stadtgeschichte symbolisieren sollen. Ein gut gewählter Ort, wurden hier doch die Reste eines antiken Schiffes ausgegraben, das im Musée d’Histoire de Marseille zu bewundern ist. Der Freiraum zwischen den Blumentöpfen wird als Restaurantterrasse genutzt und lädt zu einer Pause ein.
Ein kleines Stück weiter trifft man im Untergeschoss eines Hauses auf das Musée des Docks Romains mit seinen antiken Funden der einstigen römischen Hafenanlage. Ehedem befand sich hier das im Krieg zerstörte Quartier Saint-Jean mit seinen schmalen Gassen, in dem die einfachen Fischer und Seeleute lebten sowie Prostituierte das Bild prägten. Wir gehen wieder hinunter zum Hafenkai und laufen in Richtung Fort Saint-Jean, eine mächtige Hafenfestung, die auf den Grundmauern eines von den Johannitern errichteten Wehrturms steht. Im Zweiten Weltkrieg war im Fort die Fremdenlegion untergebracht. Der deutsche Industrielle Philip Rosenthal ließ sich hier als Nazigegner im September 1939 von der Fremdenlegion rekrutieren, wurde aber zu seinem Unmut nach Südmarokko geschickt.
Nach dem letzten Wohnhaus geht es über mehrere Treppen hinauf zum Vorplatz der Seemannskirche Saint-Laurent, ein sehenswertes Beispiel für den romanisch-provenzalischen Baustil. Direkt hinter der Kirche befindet sich das um einen rechteckigen Platz gruppierte Wohnviertel La Tourette, das in der Nachkriegszeit ebenfalls von dem Architekten Fernand Pouillon geplant worden war. Unterhalb der Kirche befinden sich zwei lang gestreckte, eingeschossige Gebäude, die einst die Consignes Sanitaires beherbergten. Die Aufgabe der Sanitärverwaltung war es, die einlaufenden Schiffe unter Quarantäne zu stellen, um die Bevölkerung Marseilles vor ansteckenden Krankheiten zu schützen. Über eine schmale dunkle Metallfußgängerbrücke erreicht man von Saint-Laurent das MuCEM, das 2013 eröffnete Museum zur Kulturgeschichte Europas und des Mittelmeerraums. Direkt unterhalb der Brücke befindet sich am Quai de la Tourette die in Würfelform errichtete Gedenkstätte Mémorial des Déportations, die an die Todeslager der Nationalsozialisten erinnert. Am Eingang zum MuCEM muss man eine Sicherheitskontrolle passieren, doch ist der Eintritt zum Areal mit den Festungsmauern und den zugehörigen Gartenanlagen ebenso kostenlos wie der Zutritt zur Dachterrasse des Museums, die man über eine weitere spektakuläre Fußgängerbrücke erreicht.

Vieux Port

Nach einer Besichtigung des MuCEM gehen wir wieder auf demselben Weg über die Brücke zurück zur Kirche Saint-Laurent. Wir folgen der Rue Saint-Laurent - an einem kleinen Abhang rechter Hand befand sich ehedem das griechische Theater - und erkunden mit der Rue Caisserie das historische Hafenviertel bzw. das, was davon noch übrig geblieben ist. Alle Gebäude rechter Hand unterhalb der Straße fielen der deutschen Zerstörungswut zum Opfer, links hinauf zum Panier-Viertel blieb die historische Bausubstanz weitgehend erhalten. In einer Kurve öffnet sich die Straße auf der linken Seite zu einem Platz. Die rechteckige Place de Lenche mit ihren Restaurants markiert wahrscheinlich die Lage des griechischen Marktplatzes, der antiken Agora, südlich davon wurden Reste des griechischen Theaters ausgegraben. Wir laufen weiter geradeaus auf der Rue Caisserie, die zusammen mit der Grand Rue noch heute den Verlauf der antiken Hauptstraße markiert. Allerdings lag das damalige Straßenniveau rund 3 m unter dem heutigen. Durch ein paar Durchgänge kann man zwischen den Nachkriegswohnblöcken durch die offenen Treppen hinab zum Alten Hafen blicken. Linker Hand zweigt die zum Panier-Viertel führende Treppe La Montée des Accoulesab, die mit ihren eisernen Handläufen bereits von vielen Malern festgehalten wurde und von der sich ein Ausblick auf den Glockenturm der Église Notre-Dame-des-Accoules bietet. Ganz oben befand sich im frühen 17. Jh. im Maison de Sainte Croix eine Sternwarte.
Marseille im Kasten
Über dem Hafen schweben
Ein ehemaliges Wahrzeichen von Marseille war der Pont Transbordeur. Es handelte sich dabei um eine 1905 eröffnete Schwebefähre, mit der man die Einfahrt zum Alten Hafen überqueren konnte. Dieses ungewöhnliche Gefährt war eine Art Gondel, die an einer Auslegerbrücke befestigt war und das Süd- mit dem Nordufer des Hafens in 90 Sekunden überbrücken und 200 Passagiere befördern konnte. Für die Einwohner von Marseille war die eiserne Konstruktion mit ihren 86 m hohen Pylonen ein städtisches Denkmal wie der Eiffelturm. Um die Zufahrt zum Hafen zu blockieren, sprengten die deutschen Truppen am 22. August 1944 die Brücke. Seither gab es mehrfach Projektstudien, doch bisher wurde die Brücke nicht rekonstruiert.

Immer im Blick: Notre-Dame de la Garde

Wir gehen weiter geradeaus und kommen am Pavillon Daviel vorbei. Der ehemalige Justizpalast ist ein wohlproportionierter Bau mit einem allegorischen Giebeldreieck. Er stammt aus dem 18. Jh. und besitzt schöne schmiedeeiserne Geländer, deren Stil eigentlich typisch für Pariser Bauten ist. Während der Revolution stand hier übrigens die Guillotine. Die Straße verbreitert sich zu einem größeren Platz. Rechter Hand wurden an der Place de Bargemon noch die Grundmauern römischer Bäder gefunden. Nicht übersehen kann man das mächtige Hôtel-Dieu. Das älteste Krankenhaus der Stadt (es wurde 1593 eingerichtet) war bis 1993 in Betrieb, der Haupttrakt wurde 1753 nach Plänen von Jacques Hardouin-Mansart errichtet. Mit seinen später hinzugefügten Terrassen und schmiedeeisernen Geländern erinnert es an ein Schloss. Nachdem das Hôtel-Dieu ein paar Jahre lang leer gestanden war, wurde es in ein Fünf-Sterne-Luxushotel umgewandelt und gilt als Symbol für die voranschreitende Gentrifizierung des Viertels. Rechts neben dem Aufgang zum Hotel erinnert das Mémorial de la Déportation & Rafle de Marseille mit einer hingestreckten Figur an die Opfer des Nationalsozialismus. Schräg gegenüber gibt es in der Grand Rue 33 eine Gedenktafel, die an die tragische Evakuierung des Vieux Port im Jahr 1943 erinnert.

Die Montée des Accoules führt hinauf ins Panier-Viertel

An einem großen Wohnblock vorbei steht an der Ecke zur Rue de la Bonneterie das Hôtel de Cabre. Das nach dem Konsul Louis de Cabre benannte Gebäude (es gilt als ältestes Haus der Stadt) stammt aus dem frühen 16. Jh. und besitzt ebenso Gotik- wie Renaissance-Elemente. Aufgrund seiner historischen Bedeutung blieb das Stadtpalais von den Sprengungen des Alten Hafens verschont. Kurios: Das Hôtel de Cabre wurde 1954 um 90 Grad gedreht und versetzt zur Grand Rue ausgerichtet. Gut 100 m weiter erreicht man die Rue de la République, an deren unterem Ende man auf die Kirche Saint-Ferréol les Augustins mit neobarocker Fassade und gotischem Innenraum trifft. Dort kann man den Spaziergang mit der Tour 2 fortsetzen.
Sehenswertes
Keimzelle und Herz der Stadt
Vieux Port
Der Alte Hafen von Marseille war nicht nur die Keimzelle der Stadt, bis heute schlägt hier ihr Herz. Der 300 m breite und 800 m lange Hafen bietet Ankerplätze für 3500 Boote. Seine ursprüngliche Bedeutung als Handelshafen verlor der Vieux Port allerdings bereits im 19. Jh. Heute stapeln sich an den Anlegestegen die Jachten wie Sardinen; an das Flair vergangener Zeiten erinnert allmorgendlich die kleine Schar der Fischhändler. Berühmt haben ihn die Dichter gemacht: „Marseille ist ganz nach meinem Herzen, und wenn ich in einem der schönen Stühle am Mittelmeerufer sitze, gefällt mir, wie es dem Meer den Rücken zuzukehren scheint, als ob es schmolle“, schrieb beispielsweise Blaise Cendrars. Wer den Vieux Port einmal durchschippern möchte, dem sei die Hafenfähre empfohlen, deren Vorgängerschiff schon Marcel Pagnol literarisch verewigt hat - der Hafen ist der Schauplatz seiner Bühnenstücke Marius und Fanny. Die Fähre pendelt beständig zwischen den beiden Hafenkais hin und her. Jean-Luc Goddards Außer Atem (1959) beginnt mit einer klassischen Marseillereferenz. Der von Jean-Paul Belmondo gespielte Kleinkriminelle Michel stiehlt am Alten Hafen ein Auto, um damit nach Paris zu fahren.
Im Zuge der Umgestaltung Marseilles zur Europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2013 wurde auch das Areal um den Vieux Port aufgepeppt, der britische Stararchitekt Lord Norman Foster verwandelte den Quai des Belges in eine verkehrsberuhigte Zone. Am auffälligsten ist sicherlich Fosters L’Ombrière, ein 1080 m2 großes Spiegeldach auf schmalen Stützen.
Marseille im Kasten
Marseille - Stadt der Laster und des Verbrechens
Seit jeher hat die französische Mittelmeermetropole einen zwiespältigen Ruf. Schon vor gut 300 Jahren stellte Madame de Sévigné fest, „die Luft“ in Marseille sei „im großen und ganzen ein wenig schurkisch“. Und Johanna Schopenhauer bemängelte bei aller Liebe zu Marseille das Fehlen von Kultur, da sich das Streben nach Industrie und Verdienst mit dem „größten Hang zu rauschendem Vergnügen und niedrigst ausschweifendem Leben“ vereine. Bewusst wählte Bruno Frank 1928 den Alten Hafen von Marseille als Schauplatz für das grandiose Finale seiner von Thomas Mann hoch gelobten Politischen Novelle. Kurz vor seiner Abreise nach Deutschland bummelt Carl Ferdinand Carmer - Frank führt ihn als dreimaligen Minister der Weimarer Republik ein - noch durch das schlecht beleumundete Viertel: „Elend und Krankheit waren zu sehen, wie sie so gnadenlos Europa nicht hervorbringt.“ Carmer glaubt sich in die Hölle versetzt, verirrt sich in dem Gewirr der Gassen, „halbnackte oder schaurig grotesk kostümierte“ Dirnen stehen vor dunklen Häusern, deren Erdgeschoss sich wie eine Wunde öffnet. „Menschenunwürdiger konnte kein Lebenslos sein. [...] Höhle lag an Höhle, viele mit offenem Vorhang, so daß man Gekaufte und Käufer in der Paarung beisammen sah.“ Plötzlich findet sich Carmer an den nackten Brüsten einer madagassischen Schönheit wieder, während er den „dunklen Mund“ sucht, stößt ihm ein Afrikaner ein Messer in den Rücken, „nur ein Splitter der furchtbaren Waffe, mit der Europa seinen Selbstmord beging.“ Und Erika und Klaus Mann warnten in ihrem 1931 erschienenen Reiseführer über die Riviera bei einem Spaziergang durch das Hafenviertel Schmuck zu tragen: „Einer Dame mit zu auffallenden Ohrringen freilich sind unlängst, zugleich mit dem Geschmeide, die Ohren abgeschnitten worden. Das ist authentisch.“
Marseille war zum Synonym für Kriminalität geworden. Im Jahr 1935 ereignete sich in der Mittelmeermetropole das erste Kidnapping auf europäischem Boden, die Mafia hatte die „Stadt der Gangster“ (Hans Sahl) jahrzehntelang fest im Griff, und seit Ende des Zweiten Weltkrieges galt Marseille als der europäische Drogenumschlagplatz schlechthin. Blutige Revierkämpfe und Exekutionen gehörten zum Alltag. Der Mythos der Gangstermetropole wucherte auch mit medialer Hilfe, denn das zwielichtige Milieu der 1960er- und 1970er-Jahre erschien den Filmproduzenten als ideale Kulisse für Kriminalfilme wie Borsalino und French Connection. Die meisten Touristen haben die Geschichten von Matrosen, Mafiosi und Hafenhuren noch immer im Hinterkopf und nehmen ihren Geldbeutel vorsichtshalber aus der Gesäßtasche, wenn sie über die Märkte und durch die Altstadt bummeln. Handtaschen und Schmuck - haben alle Erika und Klaus Mann gelesen? - lassen sie gleich im Hotel, das Auto in der Tiefgarage.
Barockes Rathaus
Hôtel de Ville
Das Rathaus von Marseille gehört zu den wenigen Gebäuden, die von den Sprengungen der deutschen Wehrmacht verschont geblieben sind. Von 1665 bis 1674 nach den Plänen des Marseiller Stadtbaumeisters Gaspard Puget und des Bildhauers Mathieu Portal anstelle eines Vorgängerbaus errichtet, war das repräsentative Hôtel de Ville das erste Barockbauwerk der Stadt. Durch eine Galerie ist das Rathaus mit einem dahinterliegenden Gebäude verbunden. Nur von dort aus gelangt man in den ersten Stock des Hôtel de Ville, da dieses kein Treppenhaus besitzt. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Grundriss erklärt sich aus der Tatsache, dass man eine strikte Trennung zwischen den sich im Erdgeschoss treffenden Kaufleuten und den im ersten Stock tagenden Magistrat herstellen wollte. Die ursprüngliche Holzbrücke wurde 1786 durch die mit Fenstern gegliederte Porche à l’italienne ersetzt.
Quai du Port. Das Rathaus kann von innen nicht besichtigt werden.
Römische Hafenanlage
Musée des Docks Romains