Mimi in der ersten Klasse - Viveca Lärn - E-Book

Mimi in der ersten Klasse E-Book

Viveca Lärn

0,0

Beschreibung

Mimi kommt in die Schule. In der Schule macht alles Spaß, sagt ihre Mutter. An ihrem ersten Schultag ist Mimi trotzdem furchtbar aufgeregt, doch die liebe Lehrerin mit den wuscheligen Haaren muss man einfach mögen und so ist Mimi auch ziemlich enttäuscht, als ihr erster Schultag so schnell vorbei ist. Sie geht gerne zur Schule, denn da lernt man viele interessante Sachen und in den Pausen kann man schön spielen. Und ihre Freundin Roberta ist ja auch noch da, obwohl die schon groß ist und in die dritte Klasse geht. Sogar den Hausmeister mag Mimi, obwohl der immer so grimmig guckt, dass man Angst vor ihm haben könnte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 64

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Viveca Lärn

Mimi in der ersten Klasse

Deutsch von Angelika Kutsch

Zeichnungen von Eva Eriksson

Saga

16. August

Heute ist etwas sehr Komisches passiert. Darum fange ich ein neues Tagebuch an. Es ist gelb. Eigentlich wollte ich warten, bis ich in die Schule komme. Das ist in drei Tagen. Leider kann ich unmöglich warten.

Heute bin ich Schreibmaschinen-Besitzerin geworden. Eine Schreibmaschinen-Besitzerin ist eine Person, die eine Schreibmaschine besitzt, und genau das tu ich. Ich ging die Straße entlang und dachte über etwas Wichtiges nach. Ich dachte darüber nach, daß ich Roberta nie mehr meine Tintenfarbstifte leihen werde. Sie vergißt nämlich immer, die Kappen wieder draufzuschrauben.

Roberta ist neun Jahre alt, und ich kenne sie neun Tage. Sie ist neu zugezogen. Eines Tages, als es regnete, hatte sie sich ausgeschlossen. Da hat sie bei uns geklingelt und gefragt, ob sie ein Butterbrot haben könnte.

»Das ist ein Ding«, hat meine Mama gesagt.

Aber als ich so die Straße entlangging, entdeckte ich einen Container. Einen wunderbaren vollen Container. Sofort bin ich raufgeklettert. Es war herrlich da oben, bis ein alter Mann schrie, ich solle abhauen, und zwar sofort. Als er gegangen war, habe ich viele interessante Sachen gefunden: eine zusammengedrückte Thermoskanne (blau), eine Zeitung mit Schmiere (gelb), ein halbes Moped (grün). Und das Beste: eine rosa Schreibmaschine.

Darauf steht Brigitte. Ich kann nämlich lesen, aber das können viele, die in die erste Klasse kommen.

Mama hat Brigitte mit Dschungelöl saubergemacht, damit ich nicht die Pest kriege.

Ein Buchstabe fehlt auf meiner Schreibmaschine. Von diesem gestreiften Tier, bei dem der Buchstabe vorkommt, kann ich also nicht schreiben. Aber es gibt ja so viele andere nette Tiere. Gelbe Meerschweinchen zum Beispiel.

Jetzt fragt sich der eine oder andere vielleicht, wie ich denn mein gelbes Tagebuch in die Schreibmaschine kriege. Ja, das könnt ihr euch gerne fragen!

17. August

Erstkläßler sind Nuckelflaschen auf krummen Beinen, sagt Roberta. Sie hat mir einen Haufen schrecklicher Sachen von der Schule erzählt. Man muß sein ganzes Mittagessen innerhalb von zwanzig Minuten aufessen. Man muß Schuhe tragen, die heißen Mokassins, und man muß laut sprechen. Man muß sich ganz allein die Nase putzen. Wenn man zum Klo muß, soll man erst die Hand heben.

»Geht es dadurch vorbei, daß man muß?« fragte ich Roberta.

Sie stöhnte nur. Früher hat Roberta mit ihrer Mama und ihrem Papa und ihrem kleinen Bruder Fridolf in einem eigenen großen Haus auf der anderen Seite vom Marktplatz gewohnt. Aber jetzt wohnen Roberta und ihre Mama im selben Eingang wie ich. Ihr kleiner Bruder und ihr Papa wohnen woanders. Roberta hat braune Haare und kleine grüne Augen, und sie weiß alles über die Schule.

»Arme Mimi«, hat sie gesagt, »daß du jetzt in die erste Klasse kommst! Es ist wirklich Pech, du kriegst Frau Karlsson als Lehrerin. Sie hat kein Kinn, und die ist so streng, daß du nicht mal den Kopf auch nur so bewegen darfst.«

Und dann bewegte Roberta ihren Kopf nur ein bißchen, daß man es kaum merkte.

»Was macht Frau Karlsson, wenn man den Kopf bewegt?« fragte ich.

»Wenn du wüßtest«, sagte Roberta und riß ihre grünen Augen auf.

Aber ich weiß es nicht, und ich erfahre es auch nicht.

Manchmal ist Roberta sehr nett. Sie und ihre Mama haben mich heute zum Baden mitgenommen. Roberta hat mir ihren alten Schwimmring geliehen. Ich kann ja nur schwimmen, wenn ich mit einem Fuß Grund habe.

18. August

Meine Mama sagt, ich soll mich gar nicht darum kümmern, was Roberta über die Schule sagt, denn in der Schule macht alles Spaß.

»Ho, ho, ho!« Da lachte mein Papa. »Warum bist du denn mitten im Schuljahr abgegangen und per Anhalter nach Rom gefahren?«

»In der ersten klasse macht alles Spaß«, sagte meine Mama und guckte ihn wütend an.

Dann setzte sie sich auf den Balkon und nahm ein Fußbad. Ich setzte mich daneben und zählte Autos. Da kam aus der Küche ein herrlicher Duft nach Lasagne, und wir stürzten hinein, daß das Wasser aus dem Fußbad überschwappte. Zu spät.

»Ich dachte, ihr habt schon gegessen«, sagte Papa.

Lasagne ist sein heimliches Laster. Also gingen Mama und ich zum Schnellimbiß, und ich kriegte mein Lieblingsgericht: Käseburger mit rosa Krabbensalat.

»Das darf aber nicht zur Gewohnheit werden«, sagte meine Mama.

»Das darf aber nicht zur Gewohnheit werden«, sagte mein Papa.

Sie haben immer Angst, daß Sachen, die Spaß machen, zur Gewohnheit werden.

»In der Schule mußt du dich an Gewohnheiten gewöhnen«, sagte Roberta. »Jeden Tag Leber!«

Warum sagt sie das bloß. Sie weiß doch, daß ich keine Leber mag! Ich mag Käseburger, Krabbensalat, Tintenfisch, Popcorn, Muscheln, Lasagne, Radieschen, Dickmilch und Kinder-Punsch.

Morgen fängt die Schule an.

19. August

Um zehn Uhr sollten wir in der Schule sein. Ich war nervös und frisch gebadet, und mir war ziemlich schlecht. Was passierte beim Frühstück?

Mama kippte Milch auf den Tisch. Sie goß Kaffee in die Zuckerdose. Sie legte die Morgenzeitung in den Kühlschrank und steckte das Radio in den Backofen. Einen grünen Strumpf hatte sie an. Und einen braunen.

»Bist du irgendwie nervös?« fragte Papa schließlich. »Du kommst doch nicht zur Schule heute.«

Dann stürzte er los zur Post, mit Brotkrümeln im Schnurrbart.

»Als ich in die erste Klasse kam, trug ich weiße Kniestrümpfe ...« fing Mama an und guckte ganz verträumt.

»Aber jetzt komm Ich in die erste Klasse, und ich trag keine weißen Kniestrümpfe«, sagte ich.

Da hörte Mama auf.

Die Schule war groß und flach und gelb. Drinnen roch es etwas merkwürdig. Mamas Nasenflügel fingen an zu zittern wie bei einem Pferd.

»Oh, genauso roch es, als ...«

»... du zur Schule kamst«, flüsterte ich und drückte ihre Hand.

Fast alle hielten ihre Mama oder ihren Papa an der Hand. Außer Björn. Der hatte die Hände in den Hosentaschen. Nur die Daumen guckten raus. Björn kenn ich von der Vorschule. Es waren noch mehr da, die ich kannte. Linda und Janna und Jorma. Aber ich seufzte, als ich an Arne dachte. Das war mein bester Freund. Er ist jetzt nach Stockholm gezogen.

Plötzlich piepste Linda: »Das ist unsere Lehrerin, die da kommt.«

Ich schaute auf meine Schuhe. Ich wollte so lange wie möglich damit warten, Frau Karlsson anzusehen.

Roberta hatte sie genau beschrieben: »Sie hat lange schwarze Haare, große Nase, gelbe Zähne und kein Kinn. Aber sag’s nicht deiner Mama.«

Schließlich mußte ich doch hingucken. Die Tür zur Klasse stand jetzt offen. Deswegen war der Flur vom Sonnenschein überflutet. Und mitten in der Sonne stand eine goldige Lehrerin und lächelte. Sie sah aus wie ein Engel. Sie hatte kurze gelbe wuschelige Haare, die ihr wie eine Wolke um den Kopf standen. Sie trug ein weißes Matrosenkleid und hatte kurze dicke liebe Beine, die in gelben Sandalen steckten. Auf den Händen hatte sie Sommersprossen, und sie war sehr, sehr klein.

Ich hatte ein ganz komisches Gefühl im Bauch, als wir hineingingen. Wir durften uns hinsetzen, wo wir wollten. Meine Füße waren kalt, meine Hände heiß. Ich sah zu Mama. Sie stand ganz ordentlich an der Wand, in blauen Strümpfen, und schaute zu der großen grünen Tafel.

Herzlich willkommen in der ersten klasse! eure lehrerin stina svensson, stand da. Ich hatte Angst, Mama würde irgendwas Dummes rufen. Aber das tat sie nicht.

Dafür rief die Lehrerin. Sie rief uns nämlich auf. So nennt man das.

»Björn Axelsson!!«

»Jaa!« schrie er.

Und so ging es weiter. Aber meine Stimme wollte natürlich nicht, als ich an der Reihe war.

»Ist Mimi nicht da?« fragte die Lehrerin und guckte sich um.