Mit freundlichen Grüßen - Peter Bichsel - E-Book

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Peter Bichsel

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Beschreibung

»Freunde haben wir zwar, und befreundet sind wir auch. Aber ›mein Freund‹, das hat ja fast etwas Kindisches.« Nicht über Freunde, nicht über Freundschaft schreibe er, sagt Peter Bichsel, »nur« über Menschen. Aber steckt nicht in der unnachahmlichen Zugewandtheit und Freundlichkeit, mit der er seine Begegnungen beschreibt, immer sowieso auch ein Freundschaftsangebot? In diesem Sinne sind diese Geschichten zusammengestellt. Es soll um Freundschaft gehen. Jeden Tag, jeden Monat. Peter Bichsel schreibt seine Geschichten, »Kolumnen«, wie er sie nennt, seit vielen Jahren monatlich für die »Schweizer Illustrierte«. Eine freundliche Auswahl ist in diesem Buch versammelt.

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»Freunde haben wir zwar, und befreundet sind wir auch. Aber ›mein Freund‹, das hat ja fast etwas Kindisches.« Nicht über Freunde, nicht über Freundschaft schreibe er, sagt Peter Bichsel, »nur« über Menschen. Aber steckt nicht in der unnachahmlichen Zugewandtheit und Freundlichkeit, mit der er seine Begegnungen beschreibt, immer sowieso auch ein Freundschaftsangebot? In diesem Sinne sind diese Geschichten zusammengestellt. Es soll um Freundschaft gehen. Jeden Tag, jeden Monat. Peter Bichsel schreibt seine Geschichten, »Kolumnen«, wie er sie nennt, seit vielen Jahren monatlich für die Schweizer Illustrierte. Eine freundliche Auswahl ist in diesem Buch versammelt.

Peter Bichsel, geboren 1935 in Luzern, lebt als freier Schriftsteller in Bellach bei Solothurn.

Adrienne Schneider war 33 Jahre Veranstaltungsorganisatorin eines literarischen Verlags. Seit 2010 leitet sie ihre eigene Agentur. Sie ist u.a. verantwortlich für das literarische Programm des Literaturhauses Darmstadt und ist Mitglied der Jury Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. Seit 2013 betreut sie zudem das Programm des Waldemar Kramer Verlags in Frankfurt am Main.

PeterBichsel

Mit freundlichen Grüßen

Herausgegeben von Adrienne Schneider

Insel Verlag

eBook Insel Verlag Berlin 2014

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4345.

© Insel Verlag Berlin 2014

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Umschlagfoto: Kurt Reichenbach, Oberhofen am Thunersee

eISBN 978-3-458-73647-9

www.insel-verlag.de

Inhalt

Meine langen Reisen nach Biel

Lieber Egon, danke schön

Soll ich es dir übersetzen?

Burgel Zeeh

Anton und die Verschwörung der Leser

Von den ganz anderen

Der Mann mit dem gelben Motorrad

Von der Streitkultur

Frieden unter Freunden?

Von einem, der im Krieg war

Mein Freund Rambo

Der geliebte Rucksack-Käser

Der Briefträger

Ein Buch über Menschen

Das Gegenteil vom Matterhorn

Einer erzählt mir zählend sein Leben

Das Mädchen mit der Zitrone

Die Geschichte vom »Ich weiß es nicht«

Das Leben erzählen

An einem heißen Sommertag

Mein alter Freund

Die Wirklichkeit als Erinnerung

Der sterbende Advokat

Dem Otto kommen die Geschichten abhanden

Kein Platz für Holdener

Und etwas können

Der Sohn, der eine Sehenswürdigkeit war

Als ich dem Blocher meiner Mutter entwuchs

Krieg an und für sich

Zum Verwechseln ähnlich

Die wunderschöne Landschaft Bulgariens

Ohne Worte

Er spricht mit mir

Ich weiß es

Du hast nichts verpaßt

Der Mann mit den goldenen Ohren

Zum vierzehnten Jahr in neuer Zählweise

Mit freundlichen Grüßen

Mit freundlichen Grüßen

Meine langen Reisen nach Biel

Ich mag lange Bahnfahrten, und ich mag sie vor allem, wenn sie zwecklos, also ziellos, sind und ins Nichts oder ins Irgendwo führen – die dauernde Flucht, aber abgesichert durch Geleise, die zurückführen nach dem Zuhause. Eine kurze Fahrt durch den Weißensteintunnel zwischen Solothurn und Moutier, und schon ist man in einer ganz anderen Welt, die weit weg sein könnte, Schottland oder Irland oder Südamerika, und bei der Rückfahrt das Bild wieder nach und nach verlieren und beim nächsten Mal wieder erstmalig und einmalig vom Bild der wunderbar fremden Welt überrascht sein.

Die schönste und liebste Bahnreise aber in eine andere Welt war auch die kürzeste, fünfzehn Minuten von Solothurn nach Biel – Woche für Woche immer am Donnerstag seit über dreißig Jahren. Ich traf Jörg Steiner. Wir tranken Rotwein und freuten uns, zusammenzusein. Und wir spielten dabei eigentlich von Anfang an die alten Männer, denen die Welt fremd geworden ist. Wir jammerten und spotteten und blödelten und wurden dabei Woche für Woche älter, bis wir alt waren. Drei Tage vor seinem Tod besuchte ich ihn, wie immer am Donnerstag, im Spital. Er ließ für mich einen Wein kommen und nahm auch selbst einen Schluck – wir hatten es gut wie immer, wie vor einer Woche, als wir noch von der einen Beiz in die andere zogen.

Der Abschied auf dem Bahnhof war seit je ein Ritual. Wir sprachen nie davon, es war einfach so. Ich stieg im hintersten Wagen ein, er kam ans Fenster und drückte seine Handfläche ans Glas und ich auf der anderen Seite meine. Dann ging er nach vorn zur Treppe und wartete auf die Abfahrt des Zuges. Und wie ich an ihm vorbeifuhr, winkte er mit großen seitlichen Armbewegungen dem Zug und mir. Es war wie ein Abschied für lange, für sehr lange Zeit. Meine Fahrt in eine fremde Welt, sein Zurückbleiben in einer fremden Welt. Nein, nicht ganz im Ernst, aber gespielt mit dem Ernst von Kindern. Das Spiel der alten Männer, die alte Männer spielten in einer Welt, die uns nach und nach fremd geworden ist, es fiel uns mehr und mehr schwer, über sie zu staunen.

Dabei fanden wir uns recht gut zurecht in dieser so penetrant neuen und dauernd noch neueren Welt. Daran lag es nicht. Computerkurse für Senioren sind zwar nützlich, aber nicht eine Einführung in eine Welt, die durch Marketing das Staunen verlernt hat.

Vielleicht haben wir das versucht an unseren Donnerstagen, das Staunen zu üben. Wissen Sie, was ein Waldrapp ist? Kennen Sie die kleinen Tautropfen in den Blüten der Kapuzinerli? Mit wem soll ich jetzt darüber sprechen. Ein Zoologe hilft mir da nicht und ein Botaniker auch nicht. Es gibt viele Sachen, über die ich nur mit Jörg reden konnte. Nein, keine persönlichen Probleme oder so etwas, sondern banale Dinge, über die wir uns freuen konnten, über die wir lachen, spotten und staunen konnten. Die kurze Reise von Solothurn nach Biel wurde in der Beiz zur langen Reise in unsere Welt, die wir uns aus Sprache zusammenbastelten.

Ich werde oft zu mir sagen: »Das muß ich dem Steiner erzählen« und schmerzlich feststellen, daß ich es nie mehr und niemandem erzählen kann. Er hat unsere gemeinsame Sprache mitgenommen, sie taugt jetzt nichts mehr. Mir fallen dabei auch andere tote Freunde wieder ein, meine Frau Therese – der Griff zum Telefon –, das muß ich Therese erzählen, nur Therese versteht das, und feststellen, daß sie das Telefon nicht abnehmen wird. So ist das, die Toten nehmen die Sprache, die man mit ihnen gesprochen hat, mit ins Grab.

Unser gemeinsamer Freund Max Frisch stellt in seinem zweiten Tagebuch die Frage: »Wenn Sie an Verstorbene denken: wünschten Sie, daß der Verstorbene zu Ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?«

Ja, sicher, etwas sagen, erzählen, erzählen – weißt du noch.

Nächsten Donnerstag werde ich, wie immer, zum Bahnhof gehen und, wie immer, Richtung Biel fahren. Ob ich da aussteigen werde, weiß ich noch nicht. Ohne Jörg wird mir die Reise doch zu kurz. Vielleicht fahre ich an Biel vorbei.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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