Mit rasierten Beinen spricht sich's besser! - Frau R. - E-Book

Mit rasierten Beinen spricht sich's besser! E-Book

Frau R.

4,7

Beschreibung

Jule, Vollblutweib und glücklicher Single, behauptet bei einem ausgelassenen Mädelsabend steif und fest: „Im Internet ein Date zu bekommen ist die einfachste Sache der Welt!“ Ihre Freundin Sarah ist skeptisch und fordert sie heraus: „Ich wette, dass Du keine 10 Dates in 14 Tagen schaffst!“ Jule hält siegessicher dagegen: „Wetten, dass doch?!“ Dabei bleibt es aber nicht! Als Jule sich bereits auf der Zielgeraden wähnt erhöht ihre Freundin Lilly die Wette auf 20 Dates in 40 Tagen. DEAL! Der Gewinn ist einfach zu verlockend für Jule. Andererseits MUSS sie diese Wette aber sowieso um jeden Preis gewinnen, denn ihr Wetteinsatz, falls sie verlieren sollte, ist verdammt hoch! Im Internet-Portal „Topdate“ späht Jule Kandidaten für die Dates aus und landet auf ihrer Suche nach eigentlich „nichts“ bald schon in einem Chaos aus: „Mit rasierten Beinen spricht sich’s besser!“, „Mach ihn mal groß!“, „Pinguine sind auch nur Vögel, die unter Wasser fliegen.“, „Ich bin vegan, ich schlucke nicht!“, „Schnitzeljagd mit echtem Schnitzel.“, „posttraumatischen Belastungsstörungen“, suspekten Verabredungen und Rasierbrand. Es beginnt ein abenteuerlicher, witziger, nervenaufreibender Dating-Marathon: 20 Dates in 40 Tagen – der nächste Mann immer nur einen Mausklick entfernt. Wird Jule ihre Wette gewinnen? Findet sie bei der Suche nach „eigentlich nichts“ ihren Mr. Right? Und gibt es ein Happy End?

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Ebenfalls von Frau R. erschienen:

„Wenn ein Fremder Schneewittchen wach küsst…

Die Verwandlung zum Vollblutweib“

(ISBN 978-3-7357-5065-5)

Beide Bücher sind auch als E-Book erhältlich

Das Buch

Jule, Vollblutweib und glücklicher Single, behauptet bei einem ausgelassenen Mädelsabend steif und fest: „Im Internet ein Date zu bekommen ist die einfachste Sache der Welt!“ Ihre Freundin Sarah ist skeptisch und fordert sie heraus: „Ich wette, dass Du keine 10 Dates in 14 Tagen schaffst!“ Jule hält siegessicher dagegen: „Wetten, dass doch?!“

Dabei bleibt es aber nicht! Als Jule sich bereits auf der Zielgeraden wähnt erhöht ihre Freundin Lilly die Wette auf 20 Dates in 40 Tagen. DEAL! Der Gewinn ist einfach zu verlockend für Jule. Andererseits MUSS sie diese Wette aber sowieso um jeden Preis gewinnen, denn ihr Wetteinsatz, falls sie verlieren sollte, ist verdammt hoch!

Im Internet-Portal „Topdate“ späht Jule Kandidaten für die Dates aus und landet auf ihrer Suche nach eigentlich „nichts“ bald schon in einem Chaos aus: „Mit rasierten Beinen spricht sich’s besser!“, „Mach ihn mal groß!“, „Pinguine sind auch nur Vögel, die unter Wasser fliegen.“, „Ich bin vegan, ich schlucke nicht!“, „Schnitzeljagd mit echtem Schnitzel.“, „posttraumatischen Belastungsstörungen“, suspekten Verabredungen und Rasierbrand. Es beginnt ein abenteuerlicher, witziger, nervenaufreibender Dating-Marathon: 20 Dates in 40 Tagen – der nächste Mann immer nur einen Mausklick entfernt.

Wird Jule ihre Wette gewinnen?

Findet sie bei der Suche nach „eigentlich nichts“ ihren Mr. Right?

Und gibt es ein Happy End?

Für den, der meine Wellen

Inhaltsverzeichnis

Ich bin dann mal weg

Nils

Mallorca, Mallorca – mein Herz ruft nach Dir

Flashback

18 Jahre zuvor

Zurück in die Zukunft

Holger

Ich will immer wieder dieses Fieber spüren

Nils, die 2.

Holger, die 2.

Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr

Willkommen in der Realität

Mit rasierten Beinen spricht sich’s besser!

Erklärungsnot

Kann man so machen, aber dann ist es halt Scheiße!

Fahnen auf Halbmast

Arschlöcher

Adrian

Carsten

Die Moral von der Geschicht‘… (Carsten)

Florian

Nils, die 3.

Es war ja nicht alles schlecht…

Sam

Der göttliche Segen

Die Wette: 10 Dates in 14 Tagen

Lasset die Spiele beginnen!

Date 1, „Woodman“ (Peter), 48 Jahre, 22.12.2014

Date 2, „Der Gerechte“ (Ansgar), 39 Jahre, 23.12.2014

Date 3, „Topky“ (Oliver), 34 Jahre, 26.12.2014

Cloud 7, 27.12.2014

Unglaubliche Dates, Teil 1

Date 4, „Franke46“ (Benno), 46 Jahre, 27.12.2014

Unglaubliche Dates, Teil 2

Mag(net)ische Bäume

Date 5, „GoodGuy“ (Timo), 28 Jahre, 28.12.2014

Date 6, „Gentleman42“ (Frederik), 42 Jahre,

Unglaubliche Dates, Teil 3

Rückblende

Unglaubliche Dates, Teil 3 – die Zweite

Date 7, „Moneymaker“ (Falk), 45 Jahre, 30.12.2014

Silvester 2014

Unglaubliche Dates, Teil 4

Date 7 (zum 2.), Moneymaker Falk, 45 Jahre, 02.01.2015

Unglaubliche Dates, Teil 5

Date 8, „HERRlich“, Klaus, 43 Jahre, 03.01.2015

Unglaubliche Dates, Teil 6

Date 9, „Dr.DOM“, Franjo, 36 Jahre, 04.01.2015

Date 10, „Frischling“, Marco, 39 Jahre, 05.01.2015

20 Dates in 40 Tagen, 06.01.2015

Date 11, „Inhouse“, Sven, 42 Jahre, 07.01.2015

Date 12, „Katerchen“, Bodo, 44 Jahre, 08.01.2015

Date 13, „Servant“, Gregor, 55 Jahre, 08.01.2015

Ich brauche eine Pause!

Ein (vermeintlich) freier Tag, 09.01.2015

Date 14, „Twizzler“, Clemens, 42 Jahre, 09.01.2015

Unglaubliche Dates (?), 10.01.2015

You’ve got a friend, 10.01.2015

Date 15, „Planvoll“, Thomas, 39 Jahre, 11.01.2015

Unglaubliche Dates, Teil 7

Date 16, „Youngster“, Kevin, 24 Jahre, 12.01.2015

Date 17, „Heisserschwengel“, Jochen, 39 Jahre, 12.01.2015

Date 18, „Writer“, Vincent, 49 Jahre, 13.01.2015

Unglaubliche Dates, Teil 8

Date 19, „NewChance“, Rainer, 47 Jahre, 14.01.2015

Das Spiel ist aus, 13.01.2015

MIT RASIERTEN BEINEN SPRICHT SICH’S BESSER! 20 Dates in 40 Tagen

Date 20, „Zweiraumwohnung“, Tobias, 38 Jahre, 14.01.2015

Happy End?

Tobias – Drama, Baby

Ungeahnte Chancen

„Leo’s“ - Philipp Leonhardt

Echt jetzt?

Nur ein weiteres Wochenende

Unverhofft kommt oft

Tagebucheintrag, 14.02.2015

Bitteres Erwachen

Von alten und neuen Freundschaften

Where is the good in goodbye?

Vom Suchen und Finden

Irgendwann kommen sie ja alle wieder!

Irgendwann kommen sie alle wieder, Teil 2

Auf der Suche nach „nichts“

Tagebucheintrag

Epilog - Wir reißen die Weltherrschaft an uns

Ich bin dann mal weg

Zwei Tage nach der Veröffentlichung meines ersten Buches „Wenn ein Fremder Schneewittchen wach küsst…“, stehe ich, Jule Stein, noch genau einen Tag lang 37 Jahre alt, am Bahnsteig und warte auf den ICE, der mich zum Flughafen und somit meinem Urlaubsziel Mallorca näher bringen soll.

Bibbernd ziehe ich meine Strickweste wärmer um mich und versuche meinen Hals mit dem dünnen Schal zu schützen, den ich mir übergeworfen habe. Es ist Mitte Oktober und empfindlich kalt hier in Mainfranken. Doch da es laut Wetter-App auf meiner Lieblingsinsel, auf der ich schon viel zu lange nicht mehr war, gemütliche 24 Grad haben soll, sah ich das Mitschleppen einer dickeren, wärmenden Jacke schlicht als Gepäckverschwendung an, was ich nun ein wenig bereue. Es konnte ja aber auch wirklich niemand damit rechnen, dass die Bahn ihrem Ruf mal wieder gerecht wird und mein Zug Verspätung hat.

Neben mir zieht auch meine beste Freundin Sarah ihren Mantel enger zu und wartet tapfer darauf, dass der ICE endlich einfährt. Sarah kenne ich schon seit Jahren, da sie wie ich regelmäßig bei Auftritten meiner Lieblingsband „Cloud 7“ dabei ist, aber erst vor einem halben Jahr stellten wir fest, dass es ziemlich blöd ist, sich nur ab und an bei einem Gig zu treffen wenn man sich so gut versteht wie wir beide. So kam es, dass wir in dieser kurzen Zeit sehr eng zusammen gewachsen sind und sie sich schnell zu einem meiner Lieblingsmenschen entwickelt hat – und das, obwohl uns über 10 Jahre Altersunterschied trennen. Wahrscheinlich hilft es, dass sie sehr reif ist für ihre 27 Jahre und ich mich mit meinen (ab morgen) 38 Jahren keinen Tag älter als 28 fühle. Unser erstes Treffen außerhalb eines Auftritts von „Cloud 7“ verlief so gut, dass wir seitdem quasi unzertrennlich sind.

„Deine Buchveröffentlichungsparty war der Knaller, Jule…“, lässt Sarah den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren, „Toll, wie begeistert alle von Deiner Lesung waren und dass Du direkt Bücher verkauft hast. Es scheint gut anzukommen, aber das habe ich Dir ja gesagt!“ Stimmt, Sarah hat mein Buch von Seite 1 an verschlungen, nur ich habe nach wie vor Zweifel, ob das überhaupt jemand lesen möchte. Prinzipiell wollte ich es ja noch nicht mal veröffentlichen. Ich habe mich einfach nur an einem Sonntagnachmittag hingesetzt, mit dem Schreiben begonnen und konnte nicht mehr aufhören. Irgendwann fiel natürlich meinen Freunden auf, dass ich wie vom Erdboden verschluckt schien und man fragte sich, was ich denn so treibe. Auf meine Antwort, dass ich ein Buch schreibe, bekam ich viel positive Resonanz und meine ersten Testleser waren gefunden, die so begeistert waren, dass sie mich auf eine Veröffentlichung gedrängt haben. „Wir wollen das als Buch in der Hand haben!“, war die einhellige Meinung und ich war von den Vorbestellungen, die aufgrund der Mund zu Mund Propaganda schnell bei 30 Büchern noch vor der Veröffentlichung lagen, mehr als überrascht.

Während Sarah immer noch begeistert von meiner Lesung spricht, denke ich mir, dass es ein schönes Ziel wäre 50 Bücher zu verkaufen.

Nils

„Allerdings hätte ich wirklich damit gerechnet, dass Nils doch noch auftaucht…“, dieser Satz von Sarah reißt mich aus meinen Gedanken.

„Irgendwie halte ich meine Fähnchen ja immer noch für ihn hoch, Jule. Das gibt es doch nicht, dass der mir nichts, Dir nichts verschollen ist und Du so gar nichts mehr von ihm hörst?!“

Kurz schweifen meine Gedanken zu Nils zurück… seit über vier Wochen kein Lebenszeichen von ihm. Dabei hatten wir eine echt gute Zeit… doch dann, von jetzt auf gleich, wie vom Erdboden verschwunden der Gute. Dabei war Nils es doch, der mir gezeigt hat, dass es neben Adrian, meinem Exfreund, der für mich bis zu dem Zeitpunkt das „Nonplusultra“ war und an dem sich alle nachfolgenden Männer messen lassen mussten, auch noch andere Männer gibt.

Klar, unsere letzte „Diskussion“ drehte sich um ein heißes Thema, aber ich legte Nils ganz sachlich und ruhig meine Beweggründe dar. Nach wie vor bin ich der Meinung: wir hatten einen „gesunden“, sachlichen Meinungsaustausch. Zumindest bis zu dem Punkt an dem keine Antwort mehr von ihm kam. Sämtliche Nachrichten und Anrufe in den darauffolgenden Wochen hat er ignoriert und mir damit vor allem gezeigt was ich nicht mehr will: einen Mann, der wie ein trotziges Kleinkind aufstampft und Probleme nicht ausdiskutiert. Zwei Wochen lang habe ich gewartet, ob er sich nochmal rühren wird, dann aber entschieden: ES REICHT!

Sarah ist nach wie vor davon überzeugt, dass sich alles einrenken wird und ich bin ein letztes Mal über meinen Schatten gesprungen und habe Nils zu meiner Buchveröffentlichungsparty eingeladen - zu der er nicht erschienen ist. Auch, wenn sein Verhalten nach wie vor unverständlich für mich ist, ist einfach der Zeitpunkt für mich gekommen Nils abzuhaken.

„Sarah, ich weiß, dass Du Nils mochtest. Und ich weiß auch, dass Du versuchst Erklärungen für sein Verhalten zu finden, aber für mich ist mit vier Wochen Totenstille alles gesagt! Mehr als genug sogar!“

„Ach Jule, natürlich gibt es keine Entschuldigung dafür, dass er sich einfach nicht mehr meldet, aber es wird eine Erklärung geben… irgendwann.“

„Die kann er sich dann auch sparen! Mittlerweile will ich noch nicht mal mehr die.“

„Aber ich habe Euch doch zusammen gesehen. Ihr saht so… hmmm… selbstverständlich aus zusammen. Wie er um Dich bemüht war… ich will da jetzt noch keinen Schlussstrich drunter ziehen.“

„Musst Du zum Glück auch nicht, Sarah. Den ziehe ich ja schon. Nein, für mich ist es jetzt genug. Klar finde ich es auch schade, aber auch erschreckend. Wie wenig muss ich diesen Mann gekannt haben und wie wenig scheine ich ihm wert zu sein, wenn es noch nicht mal für eine Erklärung reicht?“

„Aber irgendwas muss doch passiert sein?“

„Du kennst doch unseren Chatverlauf…“

„Natürlich. Und ich sage auch nicht, dass Du etwas falsch gemacht hast. Aber anscheinend hast Du einen wunden Punkt bei ihm erwischt…“

„Das mag alles möglich sein. Ich könnte es ja auch noch verstehen, wenn er sich mal einen Tag lang nicht gemeldet hätte. Aber seit vier Wochen Totenstille? Ich habe ihm jetzt noch mal ein Exemplar von „Wenn ein Fremder Schneewittchen wach küsst…“ zugeschickt. Da gibt es ja ein Kapitel für ihn, aber das was er da tut ist so weit weg von dem, was ich von einem Mann erwarte… nein, das will ich nicht mehr.“

„Meine Fähnchen wehen noch…“, Sarah imitiert mit ihren Armen Fahnen im Wind.

„Sorry Sarah, aber es herrscht eine Flaute. Und ganz ehrlich?

Eigentlich sollte ich diejenige sein, die beleidigt ist!“

Ein paar Wochen zuvor lagen Sarah und ich am Baggersee als mich Nils anrief und fragte was ich heute so mache. Nachdem er gehört hat, dass Sarah und ich in der Sonne brutzeln, beschloss er dazu zu kommen, um somit auch Sarah endlich kennen zu lernen. Wir hatten einen wirklich entspannten Tag zu dritt und waren sogar gemeinsam im Badezimmer, um uns zum Ausgehen fertig zu machen. Jetzt muss ich vielleicht erwähnen, dass Sarah eine kleine „Sexbombe“ ist – sie hat eine Ausstrahlung, die Männerherzen höher schlagen lässt. Mit ihrem natürlichen Charme, wickelt sie schnell mal jeden um den Finger. Allerdings und da vertrauen wir uns bedingungslos: der Mann der anderen ist tabu!

Wir hatten einen entspannten Tag zusammen und selbst die Tatsache teilweise nackt gemeinsam im Bad zu sein war kein Problem für mich.

Als ich dann einige Tage danach mit Nils chattete, beschwerte er sich im Spaß darüber, dass er dabei ja noch nicht mal Sarahs Brüste gesehen hätte. Ich fiel ins Blödeln mit ein und meinte, das sei nun wirklich kein Problem, wir könnten am kommenden Wochenende zusammen in die Sauna gehen und er sich alles in Ruhe anschauen, solange er sich nur Appetit holen will und dann „zu Hause“ isst.

So, um mal ehrlich zu sein: welche normale Frau hätte so cool reagiert wie ich in diesem Fall? Ich kenne nicht viele. Da sagt Dir dein Freund, er würde gerne die Brüste Deiner Freundin sehen und du machst Scherze mit ihm darüber?! Das muss mir erstmal eine nachmachen! Aber da ich mir weder bei Nils, noch bei Sarah, Gedanken machte, sie könnten mich hintergehen, sondern beiden vertraute, hatte ich überhaupt kein Problem mit den Scherzereien um Sarahs Brüste.

Leider hat Nils den Absprung zwischen „Spaß machen“ und „jetzt ist es nicht mehr lustig“ nicht so recht geschafft und fragte irgendwann nach einem „3er“ mit Sarah und mir. Bis heute weiß ich nicht, ob das noch zum Blödeln dazu gehörte oder sein Ernst war. Jedenfalls erklärte ich ihm ganz ruhig, dass er nicht der erste sei, der auf diese Idee käme und dass das ein absolutes „No Go“ für mich ist.

Dazu begründete ich ihm direkt, dass ich bereits in den vergangenen Jahren immer wieder auf Männer traf, die diesen Vorschlag machten und das für mich auch im Spaß kein Spaß ist. Außerdem sagte ich Nils, er treffe mit so etwas einen wunden Punkt bei mir, da bereits Adrian ein Talent hatte sich an eine Freundin von mir ranzumachen, die, im Gegensatz zu Sarah, für mich nicht die nötige Zurückhaltung an den Tag legte. Dennoch sagte ich Nils, dass ich ihm vertraue und nur die Fronten klären wolle, mir damit aber nicht zum Spaßen sei.

Als Antwort erhielt ich nur: „Ich bin ja nicht wie jeder andere.“ und das war es. Seitdem Totenstille. Mehrmals habe ich noch versucht das mit ihm zu klären, aber erfolglos. Und ja, ich frage mich wirklich: „Müsste nicht ich beleidigt sein?“. Stattdessen spielt also Nils jetzt den… nun, was auch immer… ich weiß es nicht, denn er redet ja nicht mit mir darüber.

„Natürlich hast Du allen Grund dazu gekränkt zu sein, Jule.“, gibt mir Sarah nun recht, „Ich meine doch auch nur, dass es bestimmt noch eine Erklärung gibt. Vielleicht habt ihr nochmal eine Chance?“

Entgeistert blicke ich Sarah an:

„Nach vier Wochen ohne ein Wort? Da braucht es eine verdammt gute Erklärung für eine zweite Chance. Gut, ich will nicht „Nie“ sagen, aber gerade bin ich echt angekekst.“

„Verständlich, Liebste, verständlich, aber denke doch mal an das was ihr hattet!“

„Sarah, ja, er hat mir gezeigt, dass es neben Adrian auch noch andere Männer gibt da draußen und ich gestehe: wir hatten anfangs eine echt gute Zeit. Aber Nils ist nun mal auch weit davon entfernt mein Traummann zu sein. Sicher war es schön mit ihm. Nur gibt es auch genug Dinge, die mich an ihm genervt haben. Er ist das ewige Kind. Ein vernünftiges, tiefes Gespräch führen? Keine Chance. Klar habe ich selten so gelacht wie mit ihm, aber es braucht halt auch die andere Seite – zumindest für mich. Dann dieses ganze Nerd-Zeugs, da bin ich nicht der Typ für. Sich mit aller Gewalt weigern erwachsen zu werden… Hey, verstehe mich nicht falsch. Wir beide werden das auch nie. Aber wir sind in der Lage auch eine andere Seite zu zeigen wenn es nötig ist. Und was für mich einfach das allerwichtigste ist: ich brauche jemanden, der bereit ist die Verantwortung für mich mitzutragen und auf den ich mich absolut verlassen kann. Dazu gehört, dass ich nicht einfach in der Versenkung verschwinde, wenn es mal ungemütlich wird. Über alles andere hätte ich hinwegsehen können, aber die letzten vier Wochen… Nein, das geht gar nicht! Also hör auf Deine Fähnchen und Pompons für ihn zu schwenken wie eine Verrückte.“, empöre ich mich.

„Ich sehe schon, Du bist nicht gesprächsbereit!“

„Wie so manch anderer seit Wochen nicht!“, motze ich vor mich hin, „Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“ Langsam bin ich wirklich genervt und dabei soll es doch gleich in den Urlaub gehen.

„Ok, ok… ich habe ja gar nichts gesagt, aber…“

„THEMAWECHSEL, Sarah!“

Mallorca, Mallorca – mein Herz ruft nach Dir

„Na schön, Du Kackbratze… also… freust Du Dich auf zwei Wochen Sonne, Strand, Party und Meer?“

Genau das frage ich mich auch gerade: „Freue ich mich auf diesen Urlaub?“Bevor ich mit dem Schreiben anfing hatte ich das Gefühl, dass sich endlich etwas tun muss in meinem Leben, ich wieder leben muss. Nicht nur schnöder Alltag, sondern mal raus.

Die letzten Jahre habe ich meine Urlaube in einem Hotel auf Ibiza verbracht, das weit ab von allem in Alleinlage auf einer Klippe liegt. Nur ich, jede Menge Bücher und vor allem jede Menge Ruhe und Erholung. Mallorca habe ich gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Zu viele Erinnerungen verbinde ich mit dieser Insel.

Vor Jahren hatte Adrian mir versprochen, dass er mit mir nach Mallorca fliegen wird – geflogen ist er damals mit Andrea, seiner Lebensgefährtin und hat mich „zum Trost“ nach Ibiza geschickt. Seit Jahren habe ich jetzt Heimweh nach meiner Insel. Sobald mir wer erzählt, er fliegt nach Mallorca, bekomme ich Herzschmerz, Heimweh und Sehnsucht. Dennoch habe ich mich davor gescheut zurück zu kehren… dorthin, wo ich meinen ersten „Meilenstein“ – meine erste, große Liebe Bastian kennenlernte. So gerne hätte ich damals Adrian „meine Insel“ gezeigt, den Ort, an dem meine Seele Ruhe findet. Stattdessen hat er mir neue Erinnerungen beschert, verbunden mit Tränen und Enttäuschung.

Doch vor wenigen Monaten beschloss ich, dass jetzt die Zeit gekommen ist, die ganzen alten Erinnerungen durch neue, schöne zu ersetzen. Also buchte ich diesen Urlaub nach dem Motto: Es wird richtig gelebt, gefeiert und vor allem Spaß gehabt!

„Konfrontiere Dich mit Deiner Vergangenheit, Jule! “, dachte ich mir und suchte mir als passenden Ort des Geschehens ein Hotel mitten in der Schinkenstraße, nur 50 m vom Bierkönig entfernt.

Vor Wochen schien mir das noch eine super Idee zu sein, doch dann fing ich mit dem Schreiben an, wuchs an mir und meinem Buch, schloss mit der Vergangenheit ab und jetzt… jetzt frage ich mich, ob ich verrückt bin mit knapp 38 Jahren zwei Wochen Party pur gebucht zu haben?! Je näher mein Urlaub also rückt, desto mehr zweifle ich an meiner Zurechnungsfähigkeit.

Als ich Sarah von meinen Bedenken erzähle meint sie nur: „Papperlapapp! Das wird super!“

„Naja, notfalls habe ich ja genug Bücher dabei und kann es mir in meinem schönen 4-Sterne-Hotel an der Hotelbar abends gemütlich machen..."

Sarah prustet los: „Ganz klar, Jule! Wem willst Du eigentlich was vor machen? Du und alleine an der Bar ein Buch lesen? Lächerlich! Meckere nicht rum, das wird bestimmt toll!“

Ihr Wort in Gottes Ohr. Zwei Wochen alleine Urlaub am Ballermann, ich spinne! Aber eines ist ganz klar: länger hätte ich die Sehnsucht, die mich immer ergreift wenn ich etwas von Mallorca höre, nicht mehr ausgehalten. Irgendwann muss ich den Tatsachen ins Auge blicken! „Wenn das mit meinen Männern weiter so geht, wird es sowieso wenige Fleckchen auf dieser Erde geben, die ich ohne Erinnerungen aufsuchen kann.“, denke ich ironisch.

Ja, Glück hatte ich nun wirklich nicht mit den Männern. Umso schöner, dass ich gerade feststelle wie gut ich mit mir alleine sein kann und wie sehr ich auch das genieße. „Deswegen werde ich jetzt verdammt noch mal den Hintern zusammen kneifen und das Beste aus diesen zwei Wochen machen!“, beschließe ich.

Wie sagt meine Mutter immer so schön? „Die Wahrheit ist die Tochter ihrer Zeit.“ – stimmt! Und was sich vor drei Monaten als gut, richtig und wahr für mich darstellte, kann jetzt nicht so falsch sein. Immerhin muss ich den Trubel ja nicht mitmachen! In meiner „unendlichen Weitsicht“ habe ich zumindest ein sehr gutes Hotel gebucht, so dass ich Ballermann, Oberbayern und Bierkönig notfalls den Rücken zuwenden kann. Genug der Zweifel jetzt! Außerdem verkündet der Lautsprecher soeben, dass mein Zug kommt.

„Also, pass gut auf Dich auf, Jule, ja?“

„Sarah! Ich bin 10 Jahre älter als Du! Hör auf Mama zu spielen.“, weise ich sie liebevoll zurecht.

„Ich mein‘ ja nur… melde Dich mal und erzähle wie es ist.“

„Mach ich, Mama. Sonst noch was?“

„Tu nichts, was ich nicht auch tun würde…“

„Was ein weites Feld ist. Denkst Du bitte daran ab und an nach meiner Post zu gucken?“

„Klar mache ich. Schreib mal!“

Ich muss schmunzeln. Man könnte wirklich meinen, dass da gerade eine Mutter ihr Kind verabschiedet.

Eines muss man Sarah ja lassen: wenn man zu ihren Lieblingsmenschen gehört sorgt sie sich wie eine Löwenmutter.

Wir umarmen uns.

„Süße, ich muss jetzt echt los!“, rufe ich ihr noch zu.

„Ja, melde Dich!“

„Versprochen!“

„Und Jule…“

„Ja?“

„Trink heute Abend mal einen auf Dich um Mitternacht.“

„Mach ich! Ich werde auf meinem Balkon sitzen, aufs Meer gucken und mein Glas auf mich und meinen 38. erheben.“

„Wer’s glaubt… auf dem Balkon sitzen…“, murmelt Sarah vor sich hin.

„Was?“, frage ich noch als sich die Zugtür mit einem Zischen schließt.

„Nix, Jule, gar nix! Hab eine tolle Zeit.“

So, jetzt geht es also endlich los! Ich freue mich auf Mallorca, auch wenn ich noch gemischte Gefühle habe. Mein Gott, was ich mit dieser Insel alles verbinde…

Vor genau 18 Jahren war ich als Au pair in Deià, einem kleinen Bergdorf der Insel – nicht gerade meine beste Zeit. Die Gastfamilie war eine Katastrophe! Erst als meine Mutter mich abholte und wir zwei Wochen Urlaub am damals legendären Ballermann 6 verbrachten, konnte ich mich mit der Insel versöhnen und lernte Bastian kennen – Himmel, war ich verknallt – meine erste große Liebe (ja, ich glaube daran, dass man das Glück im Leben haben kann, mehrere große Lieben - oder sollte ich besser „Meilensteine“ sagen? - kennen zu lernen).

Jahrelang bin ich also vor Sehnsucht nach Mallorca vergangen, hatte aber Angst vor den Erinnerungen, die mit Mallorca und auch Bastian verknüpft waren. Dann kam auch noch Adrian, der all meine Lieblingsorte mit mir aufsuchen wollte, mir so fest versprach die Liebe zu dieser Insel mit mir zu teilen und dann mit einer anderen flog…

„Jetzt endlich ist unsere Zeit gekommen, Malle! Zeit neue Erinnerungen zu schaffen!“, grinsend lehne ich mich in meinem Sitz zurück. „Und das alles habe ich meinem Buch zu verdanken. Das war nicht nur Schreiben, das war eine Therapie! Endlich bin ich frei für neues!“

Einen Moment höre ich in mich… Egal wie ich diesen Urlaub verbringen werde, ob in völliger Abgeschiedenheit oder feiernd am Ballermann, eines steht fest: Ich werde ihn genießen!

Flashback

Dank der Verspätung der Deutschen Bahn schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zum Check in. Keine Zeit sich über irgendwas Gedanken zu machen, ich muss meinen Flieger erwischen.

„Das nächste Mal fliege ich wieder von Nürnberg!“, grummele ich vor mich hin, als ich die endlos langen Flure des Frankfurter Flughafens entlang hetze, um zu meinem Gate zu kommen.

„Bis man da am Gate ankommt, braucht man auch wirklich Urlaub. Mann, Mann, Mann…“

Doch endlich bin ich durchs Gate und im Flugzeug. Ein wenig erstaunt es mich selbst wie gelassen ich bin, als ich mich auf meinem Fensterplatz im Flieger häuslich einrichte. Was litt ich früher unter Flugangst… Völlig ruhig bin ich auch heute nicht, aber lange nicht mehr so angespannt wie früher. Damit bloß keiner auf die Idee kommt mich anzusprechen krame ich direkt nach dem Start meinen MP3-Player raus, stöpsele mir den Kopfhörer ins Ohr und blicke gedankenverloren aus dem Fenster, während die Landschaft in Miniatur unter mir vorbeizieht. Als wir die Wolkendecke durchstoßen gibt es nichts mehr, was mich von mir und meinem Kopfkino ablenkt.

Mir wird plötzlich bewusst, dass ich heute auf den Tag genau vor 18 Jahren Bastian in der Schinkenstraße kennenlernte. Einen Tag vor meinem 20. Geburtstag habe ich ihn beim Abendessen im Hotel getroffen. Jetzt werde ich wieder genau einen Tag vor meinem Geburtstag auf der Insel, sogar am selben Ort, sein…

Wieder einen Tag vor meinem Geburtstag, auch wenn es dieses Mal der 38. ist…

Ich erwische mich selbst dabei „Wie schnell die Zeit vergeht“ zu denken. „Soweit ist es also schon mit Dir, Jule Stein, ernsthaft? Wie schnell die Zeit vergeht? Du wirst alt! Vielleicht war es doch ganz gut Schinkenstraße zu buchen, damit Du Dich mal wieder daran erinnerst zu leben?!“, ermahne ich mich selbst und versinke in Gedanken an Bastian…

18 Jahre zuvor

An für sich will Mama mich ja davon überzeugen es noch einmal mit meiner Gastfamilie zu versuchen, doch als sie mich mit gepackten Koffern am Flughafen in Palma stehen sieht, wo ich sie für ihren zweiwöchigen Urlaub abholen soll, ist schnell klar: ich komme mit nach Hause!

Die erste Nacht auf der Insel haben wir noch in der kleinen Pension in dem kleinen Bergdorf verbracht, doch jetzt im Oktober wird es da oben schon empfindlich kalt, das Meer ist nur von weitem zu bewundern und das billigste Pflaster ist der exklusive Künstlerort auch nicht unbedingt. Deswegen ist schnell beschlossen: wir brauchen ein günstiges Hotel in Palma!

Jetzt fahren wir also die endlose Playa de Palma entlang, Mama einen Reiseführer auf den Knien und suchen eine erschwingliche, aber gute Unterkunft. Zwei Hotels haben wir schon besichtigt, welche Mama auch für gut befunden hat, doch ich kann es nicht erklären, keines fühlte sich für mich richtig an. Leider ist Mama von unserer Hoteltour langsam genervt:

„Ok, Jule, bislang habe ich nachgegeben, aber ich sage Dir: mir reicht es jetzt! Wir haben fast 11 Uhr und ich will zum Mittagessen die Koffer ausgepackt haben, irgendwo in einem kleinen Strandcafè sitzen und in aller Ruhe einen Kaffee trinken. Laut Hotelführer kommt da vorne ein Hotel, das unseren Suchkriterien entsprechen müsste und wenn das passabel ist, nehmen wir das auch! Keine Diskussionen mehr! Fahr da mal links hoch und gleich wieder rechts, das ist eine Einbahnstraße und dann am Ende ist das Hotel.“

„Ja, ja… ist ja schon gut…“, grummele ich vor mich hin, fahre wie angegeben und bringe das Auto auf einem freien Parkplatz direkt vor dem angepeilten Hotel zum Stehen.

Laut Rezeption ist tatsächlich ein 3-Bett-Zimmer frei, morgen reist schließlich noch Mamas Cousine Bridget an, der Preis stimmt und das gezeigte Zimmer ist wirklich in Ordnung – es spricht also alles dafür die nächsten zwei Wochen hier zu verbringen, weswegen wir direkt zusagen und einchecken.

„Ich weiß noch nicht wie wir Bridget erklären, dass wir nun doch nicht in dem Künstlerörtchen sind. Das war für sie der Hauptgrund mitzukommen. Wir haben vor zwei Wochen noch diese furchtbare Reportage über die Partys auf Malle gesehen und beschlossen: ohne uns. Begeistert wird sie nicht sein!“, legt mir Mama ihre Zweifel zum Thema Ortswechsel dar.

„Ach was, Mum. Das Wetter, der günstigere Preis, 50 Meter zum Strand, das wird sie schon überzeugen.“, zerstreue ich ihre Bedenken.

„Jule, Du hast Recht. Wir zahlen hier über die Hälfte weniger mit Halbpension als in den Bergen nur mit Frühstück. Und das Wetter ist wirklich viel milder hier unten. Heute Morgen habe ich noch die warme Strickweste gebraucht und jetzt reicht ein Top. Letztlich wird es die Lage sein, die sie zustimmen lässt. 50 m zum Meer sind ein gutes Argument! Oben in den Bergen hätten wir jedes Mal das Auto nehmen müssen, um zu der kleinen Bucht zu kommen. Wir haben das schon richtig gemacht! Komm, lass uns auspacken! Wenn wir uns beeilen, haut mein Zeitplan mit dem Mittagessen am Strand noch hin.“

Mama schnappt sich den Zimmerschlüssel und verlässt das Hotel durch die elektrische Schiebetür, atmet tief ein, ihr Blick geht nach oben: „Ach, Jule, guck mal wie schön die Fähnchen über der Straße… Herrlich dekoriert hier… und schau, da vorne das Willkommensschild… was steht da…?!“ Mama kneift die Augen zusammen, um die Schrift des ca. 15 m entfernten Schildes besser lesen zu können und genau in dem Moment erkenne auch ich wo wir gelandet sind.

Laut liest Mama vor: „Willkommen in der Schinkenstraße“

„Jule!“, ruft sie aus, „Das ist nicht dein ernst jetzt oder?“

Nun, ich weiß ja selbst nicht, wie das passiert ist und es war wirklich keine Absicht, aber anscheinend habe ich uns direkt in die Schinkenstraße gelotst. Mamas Blick fällt auf die andere Straßenseite und somit… auf den Bierkönig. Wir haben uns doch tatsächlich im einzigen Hotel direkt gegenüber des legendären Bierkönigs eingebucht. Empört sieht Mama mich an und ich muss laut loslachen. Die Vorstellung, dass meine elitäre Großcousine gezwungen sein wird ihren Urlaub hier zu verbringen, lässt mich einen Lachkrampf bekommen. Mama stiert mich unverwandt an, aber ich erkenne ein Schmunzeln in ihren Augen.

„DAS, meine Liebe, kannst Du Bridget erklären! Und zwar gleich morgen früh, wenn Du sie alleine vom Flughafen abholen wirst. Denn das Donnerwetter lasse ich an mir vorbei ziehen!“, weist Mama mich zurecht und fällt dann in mein Lachen ein.

Bis zum Abendessen hat sich Mama an die Umgebung gewöhnt und ich erwische sie sogar dabei bei dem ein oder anderen Lied, das von Bierkönig oder Ballermann, der auch nur 50 m entfernt liegt, herüber schwappt, vergnügt mit dem Fuß zu wippen. Guter Musik und Tanzen konnte sie noch nie widerstehen und so bin ich guter Dinge, dass wir hier jede Menge Spaß haben werden… naja… falls Bridget sich von dem Kulturschock erholen wird. Einerseits muss ich ja schmunzeln, wenn ich mir Bridget, die ihre Urlaube sonst auf Sylt verbringt und die Mallorca nur zugestimmt hat, weil wir im selben Ort urlauben wollten, in dem auch Michael Douglas wohnt, hier inmitten der aus Eimern trinkenden Touris vorstelle. Andererseits habe ich je näher der Zeitpunkt ihrer Anreise rückt aber auch wirklich Respekt vor ihrer Reaktion.

„Sie wird es überleben…und außerdem habe ich Geburtstag morgen. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt mich umzubringen.“, rede ich mir selbst Mut zu und schiebe den Gedanken an Bridget erstmal ganz weit von mir. 12 Stunden Galgenfrist habe ich schließlich noch.

Mama und ich haben uns gerade unsere Vorspeise am Buffet geholt und uns wieder hingesetzt, als die Tür des Hotelrestaurants mit einem lauten Knall gegen die Wand donnert und ein Trupp junger Männer im wahrsten Sinne des Wortes in den Raum purzelt.

„Tschuldigung!“, rufen sie alle fröhlich durcheinander beim Versuch die Tür wieder leise zu schließen, um dann rückwärts im Gänsemarsch durch das Restaurant hindurch an einem langen Tisch Platz zu nehmen. Das Schlusslicht bildet ein sehr sympathisch wirkender und vor allem gutaussehender Kerl, den ich auf Mitte bis Ende 20 schätze. Als er an mir vorbei kommt lächelt er mir zu, zwinkert mich an und verbeugt sich leicht. Mama, die das Schauspiel beobachtet hat, kommentiert es mit einem Grinsen und „Die hatten eindeutig zu viel Ballermann!“

Oh ja, das scheint so. Leicht drehe ich mich in meinem Stuhl, um nochmal nach dem gutaussehend Burschen zu sehen, als mich auch schon sein Blick trifft. Mein Gott, hat der blaue Augen! Eine Sekunde sehen wir uns an, lächeln, bevor ich mich, mit einer leichten Röte, die mein Gesicht überzieht, wieder dem Verzehr meiner Vorspeise widme.

Bis wir mit dem Hauptgericht fertig sind, hat Mr. Blue Eyes sich schon das dritte Mal am Buffet bedient – nicht ohne mir dabei immer wieder einen tiefen Blick und ein Lächeln rüber zu schicken. Langsam werde ich nervös… der ist definitiv leckerer als das Essen hier!

Wir sind bei der Nachspeise und Herr Charming füllt sich das 8. (!!!) Mal seinen Teller. „Den will ich auch nicht durchfüttern müssen…“, murmele ich, dümmlich grinsend vor mich hin. Unser kleiner, unauffälliger Flirt beginnt mir Spaß zu machen.

Gerade lässt Mama unsere Getränke aufs Zimmer schreiben, als er wieder zum Buffet kommt. „So viel kann doch kein Mensch allein essen?“, denke ich während wir uns angrinsen. Mama ruft laut und vernehmlich „Jule, der flirtet mit Dir!“

Kann sich bitte ein Erdloch auftun, in dem ich verschwinden kann? Dass ihn das zum Schmunzeln bringt, macht es auch nicht besser. „Mama!“, entfährt es mir.

„Ja, stimmt doch!“

Das Erdloch, bitte, jetzt! Schnell!

Unsere weitere Abendplanung sieht vor, einen Espresso in der angrenzenden Hotelbar zu trinken, die nur durch die Rezeption vom Hotelrestaurant getrennt ist und wir uns dann auf „die Piste“ begeben.

„Wenn wir schon da sind, können wir das ja auch ausnutzen.“, beschließt meine Mutter, „Ab 23 Uhr soll im Oberbayern ganz schön was los sein, Jule, da können wir dann direkt in Deinen Geburtstag reinfeiern! “

Dafür, dass sie sich noch vor zwei Wochen mit Bridget zusammen bei der TV-Reportage so über die Geschehnisse hier brüskiert hat, hat sie jetzt wohl beschlossen das Beste aus der Situation zu machen. Innerlich grinse ich. Mir soll das nur recht sein.

Eben hat uns der Kellner die bestellten Espressi serviert, als der „Ballermann-Trupp“ den Speisesaal verlässt. Erneut scheint mein Flirtpartner das Schlusslicht zu sein, denn als letzter schließt er die Tür diesmal sachte hinter sich. Die Jungs versammeln sich in der Lobby, wohl um den weiteren Verlauf des Abends zu besprechen. Ich bemerke wie sein Blick suchend umher schweift, bis er mich in der Bar entdeckt, seine stahlblauen Augen auf meine grünen treffen und sein Blick auf mir zum Ruhen kommt.

Lächelnd nickt er mir zu, behält mich im Auge, während seine Freunde auf ihn einreden. Ich kann sehen, dass er etwas erwidert, seine Worte mit einer Handbewegung unterstreicht, was bei seinen Kollegen nicht auf große Gegenliebe zu stoßen scheint, doch während seine Kumpels das Hotel verlassen, nicht ohne den Versuche ihn anscheinend doch noch umzustimmen, wendet er sich ab und kommt direkt auf unseren Tisch zu.

„Guten Abend, die Damen!“, begrüßt er uns und ich muss über seinen breiten… hmmm… badischen, schwäbischen (??) Dialekt schmunzeln, „Ich bin Bastian. Darf ich Euch auf ein Getränk einladen?“

Ich bin völlig perplex, während Mama sofort seinem Charme zu erliegen scheint, ihm einen Stuhl heranzieht und ihn bittet Platz zu nehmen. Bevor ich groß reagieren kann, stehen drei Wodka-Lemon vor uns und Mama und Bastian sind in eine fröhliche Unterhaltung vertieft. Leider verstehe ich nur das was Mama mir simultan übersetzt, denn Bastians Dialekt, der sich als badisch herausstellt, überfordert mein Sprachzentrum. Englisch, Spanisch, Deutsch, Fränkisch… mit all dem kann ich umgehen… aber Badisch? So bleibt mir nichts anderes übrig als auf Mamas Übersetzungskünste zu vertrauen und still vor mich hinzulächeln.

Ich bin sehr froh, dass die beiden sich gut zu verstehen scheinen, denn mir fehlen ein wenig die Worte. Wobei ich gar keine brauchen würde. Bastian und ich lächeln uns immer wieder an, was mich verlegen wegblicken lässt. Irgendwie fehlt mir im Flirten die Übung.

„Also die Damen...“, setzt Bastian an, als wir die letzten Schlucke unseres Longdrinks schlürfen, „Wie sieht Eure weitere Abendplanung aus?“

Gerade möchte ich antworten, endlich habe ich mal was verstanden, als Mama schon erwidert:

„Ach… ich bin irgendwie total müde…“

Hä? Bitte was? Vorhin wollte sie doch noch die Playa unsicher machen mit mir? Erstaunt blicke ich sie an.

„Es war ein anstrengender Tag heute und letzte Nacht hatte ich auch so wenig Schlaf. Ich denke, dass ich früh ins Bett gehe und noch etwas lese.“, lässt Mama Bastian wissen und erntet damit von mir einen verständnisloses Schulterzucken.

„Schade! Ich hätte Euch gerne die Playa ein wenig gezeigt.“, Bastian scheint enttäuscht, „Was ist mit Dir, Jule? Auch müde?“

Ich weiß nicht so recht was ich antworten soll? Mamas plötzlicher Sinneswandel überfordert mich.

„Bastian, es wäre super nett von Dir, wenn Du Jule mitnimmst.

Ich kann nun wirklich nicht erwarten, dass sie bei ihrer alten Mutter sitzen bleibt, nur weil ich müde bin. Dann lasse ich die Jugend mal los ziehen, wenn Du mir versprichst gut auf sie aufzupassen?“

Was? Das wird ja immer besser! Sie wird mich jetzt doch nicht ernsthaft mit einem Typen, den wir gerade mal 20 Minuten kennen, alleine los ziehen lassen? An der lasterhaften Playa! Wer weiß, wo der mit mir hingeht? Neeeeeeee! Nicht mit mir!

„Also…“, bringe ich gerade heraus, doch Mama unterbricht mich: „Dann einen schönen Abend Euch beiden! Und Bastian, Jule wird morgen 20. Feiert schön rein und trinkt was für mich mit, ja?“

Bevor ich Gegenwehr anmelden kann, ist Bastian schon aufgestanden und hält mir auffordernd seine Hand hin.

Völlig verdattert bleibe ich erstmal wie angewurzelt sitzen und starre meine Mutter an. Mein Blick scheint: „Ernsthaft, jetzt?“ zu fragen, denn sie raunt mir ein „Jetzt geh schon!“ zu, während sie ihren Geldbeutel öffnet, um mir ein paar Peseten in die Hand zu drücken.

Doch Bastian unterbricht sie: „Also wirklich nicht, Lene! Du glaubst doch nicht, dass ich Dir Deine Tochter, die morgen Geburtstag hat, entführe und sie Geld mitnehmen muss? Das kommt gar nicht in Frage! Jule ist natürlich eingeladen.“

Ich kann regelrecht sehen, wie Mama dahin schmilzt.

Immer noch hält Bastian mir seine Hand hin und schließlich reiche ich ihm meine, weil ich denke, dass er mir netterweise beim Aufstehen behilflich sein möchte.

„Habt Spaß Ihr Zwei und feiert schön!“, ruft Mama uns noch hinterher als wir die Hotelbar verlassen.

Schließlich gehen wir in der milden Oktoberluft die Schinkenstraße in Richtung Strand entlang und mir fällt auf, dass Bastian meine Hand immer noch fest in seiner hält.

Er lässt sie auch nicht los bis wir das Oberbayern erreichen und uns einen Platz an der Theke suchen. Lautes Stimmengewirr umsurrt uns genauso wie lärmende Musik, so dass wir unsere Barhocker ganz nahe aneinander schieben müssen, um uns unterhalten zu können. Bastian hat uns den für Spanien typischen Lumumba, eine Mischung aus Rum und Kakao, bestellt und ich bin mir nicht sicher, ob mir der Alkohol in den Kopf steigt oder ihn mir dieser charmante Mann, mit dem ich den Abend verbringe zum Schwirren bringt?!

Soweit ich ihn verstehe, sein badischer Dialekt ist einfach zu süß, führen wir ein witziges, interessantes Gespräch und Bastian erzählt mir viel von sich und seinem Leben. Immer wieder streifen seine Hände beim Erzählen wie zufällig mein Bein oder meinen Arm und dort, wo seine Haut auf meine trifft, breitet sich ein warmes Kribbeln aus. An seinen eisblauen Augen kann ich mich kaum satt sehen und ich genieße die Zeit mit ihm, auch wenn mich sein nettes Lächeln öfter verlegen macht. Ihn scheint es zu amüsieren, dass er die schüchterne Seite in mir ans Tageslicht oder besser in die Nacht zum Vorschein bringt, denn aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass sein Lächeln noch breiter wird, wenn ich meinen Aufmerksamkeit von ihm abwende, um einen tiefen Schluck Lumumba mit dem Strohhalm einzuziehen, damit ich seinem flirtendem Blick eine Sekunde entkommen kann.

Oh ja, Bastian macht mich eindeutig nervös!

Kurz vor Mitternacht habe ich den dritten Drink vor mir stehen und Bastian behält die Uhr im Auge. Gleich wird es soweit sein, ich werde 20 und mir ist es überhaupt nicht recht, dass Mama ihm das erzählt hat. Am liebsten würde ich einfach hier mit ihm sitzen bleiben und dieses bezaubernde Gespräch weiter führen.

Doch kurz vor Mitternacht nimmt Bastian meine Hand, schaut mir tief in die Augen, beugt sich zu mir und flüstert mir den Countdown ins Ohr: „10… 9… 8…“, ganz leise raunt er mir die Zahlen zu, „3… 2… 1! Alles Gute zu Deinem Geburtstag, Jule.“, seine Stimme nur ein Wispern, „Auf dass das neue Jahr, das Jahr Deines Lebens wird!“

Ganz sanft legen sich seine Hände um mein Gesicht, bevor er mir einen Kuss, leicht wie ein Windhauch, auf die Wange zaubert. Er hält mein Gesicht weiter zärtlich fest, schaut mir kurz in die Augen und bedenkt auch meine rechte Wange mit einem hauchzarten Kuss, verweilt eine Sekunde zu lang, streichelt mir mild über die Stelle, die er soeben geküsst hat, schaut mich erneut mit seinen blauen Augen, die eine Nuance dunkler sind als noch vor Sekunden, an. Seine Finger behutsam mein Gesicht umschlossen, nähert er seine Lippen den meinen… ich kann spüren wie mein Mund trocken wird, muss schlucken, lecke mir über die Lippen, als er mit seinen immer näher kommt, kurz vor mir innehält, meine Augen wie zur Bestätigung sucht, in ihnen offenbar die Erlaubnis findet und meinen Mund sanft mit seinem verschließt.

Sein Kuss federleicht, kein Fordern, eher eine Frage, samtweiche Lippen, die aufeinandertreffen. Jegliche Geräusche um mich herum scheinen vom Zusammenprall unserer Münder wie ausgelöscht. Nichts dringt mehr zu mir durch – nichts außer sein Atem, sein Geruch, sein Geschmack. Die Welt hört einfach auf sich zu drehen um uns herum.

Erwartungsvoll öffne ich meinen Mund, möchte Bastian Einlass gewähren, gespannt darauf, wie seine Zunge mit meiner spielen wird, doch er zieht sich sanft von mir zurück, lächelt mir zu, packt meine Hand, grinst mich an: „Tanzen! Wir müssen unbedingt tanzen, Jule! Es ist Dein Geburtstag!“

Bevor ich mich auch nur ansatzweise von diesem sanften ersten Berühren unserer Lippen erholen kann, bevor ich überhaupt realisiere, was da gerade passiert ist, hat er mich hinter sich her auf die Tanzfläche gezogen.

Roland Kaiser schmettert laut sein „Ich glaub’ es geht schon wieder los“ aus den Boxen und wir tanzen – fröhlich, ausgelassen, befreit, Hand in Hand. „So fühlt sich Leben also an…“, denke ich bei mir und wir tanzen, berühren uns, halten uns. Erneut sanfte Küsse, aber nur auf die Wange… Wir tanzen bis uns der Schweiß die Rücken hinabrinnt - es gibt nur uns und die Musik. Weder die biergeschwängerte Luft, noch irgendetwas sonst nehmen wir wahr.

„Genug?“, fragt mich Bastian eine ganze Weile später. „Ich brauche Luft…“, japse ich, was ihn Grinsen lässt. „Dann lass uns gehen, Jule!“ Er steuert den Ausgang zur Straße an, doch hält kurz davor inne. „Lust auf einen Strandspaziergang?“

„Oh, bitte! Meine Füße glühen! Dann kann ich sie ein wenig ins Wasser halten!“, freue ich mich.

Also zieht mich Bastian zum Ausgang auf der anderen Seite des Oberbayerns und kurze Zeit später weht uns die sanfte Meeresbrise um die Nase.

Er hält meine Hand als ich meine Schuhe ausziehe, um den Sand zwischen den Zehen zu spüren und auch noch als ich meine Füße bis zu den Knöcheln von der Gischt umspülen lasse. So laufen wir schweigend, unsere Finger eng miteinander verschlungen, in den späten Nachtstunden zurück zum Hotel. Nur unsere Augen sprechen miteinander.

Kurz bevor wir in die Querstraße zum Bierkönig abbiegen müssen, bleibt Bastian stehen und zwingt mich dazu ebenfalls anzuhalten. „Also, Jule, was wünschst Du Dir zu Deinem 20. Geburtstag?“ Wie so oft, wenn ich verlegen oder nervös bin, versuche ich die Situation mit einem Scherz zu retten:

„Also erstmal, dass mich Bridget später nicht umbringt, wenn sie erfährt, wo wir gelandet sind!“

Bastian entlockt das ein breites Schmunzeln, da ich ihm von unserer Reiseplanänderung und Bridget erzählt habe.

„Gut, das ist ein Wunsch, der erfüllbar sein dürfte… Sonst noch was?“

Sein Gesicht ist nur noch Zentimeter von meinem entfernt.

„Hmmm… da muss ich mal drüber nachdenken.“, meine Stimme gleicht einem Krächzen.

Bastian nähert sich mir noch mehr, eine Hand legt er um meine Hüfte, die andere liebevoll auf meinen Hinterkopf.

„Mir fällt nichts ein…“, schlucke ich meinen Wunsch nach einem Kuss hinunter.

„Gar nichts?“, hakt Bastian nach und erntet ein leichtes Kopfschütteln.

„Dann sollte ich Dir vielleicht beim Wünschen auf die Sprünge helfen, hm?“, fragt er unendlich sanft, bevor er meinen Kopf zu sich zieht, unsere Lippen sich treffen.

Diesmal öffnet sich sein Mund, seine Zunge streicht über meine, jagt Schauer und Gänsehaut über meinen Rücken. Ich seufze vernehmlich auf. In unendlicher Zärtlichkeit spielt seine Zunge mit meiner, streift meine Lippen, während er mich fest in seinen Armen hält.

Es fühlt sich wie eine Ewigkeit kann und als er sich schließlich von mir löst entfährt mir nur ein „Wow!“. Meine Welt dreht sich, meine Beine zittern, so verrückt es sich anhört: ich bin verliebt!

So hätte ich mir meinen 20. Geburtstag in den kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Mit den Füßen im Meer einen gutaussehenden, charmanten Mann zu küssen… nein, damit hatte ich weiß Gott nicht gerechnet! Und es haut mich um!

„Ebenfalls Wow!“, lächelt mich Bastian an, „Komm, ich bringe Dich zurück, schließlich musst Du in fast 3 Stunden zum Flughafen.“ Bis zum Hotel lässt er meine Hand nicht mehr los, streichelt sie sanft mit seinen Fingerkuppen.

Im Fahrstuhl grinst er mich an. „Welcher Stock? Ich muss in den 3.“ „Bei mir ist es der 7.“ Bastian drückt die 7 „Ich bring‘ Dich heim.“ Romantischer geht gerade nicht und ich muss lächeln. Er beugt sich zu mir, küsst mich erneut und wenn ich den Aufzug schon verflucht habe für seine Langsamkeit, jetzt weiß ich für was sie gut ist. Als wir im 7. Stock ankommen, kann ich nicht mehr mit dem Grinsen aufhören. Ich will mich verabschieden, doch Bastian folgt mir aus dem Lift. „Ich habe doch gesagt, ich bringe Dich heim, Jule. Wir sind auf Mallorca. Da lasse ich Dich nicht nachts alleine durch die Flure geistern. Wo müssen wir hin?“

Und so begleitet er mich tatsächlich bis zur Zimmertür.

Vorsichtig stecke ich den Schlüssel ins Schloss, doch Bastian dreht mich an meiner Schulter zu sich herum und drückt mich mit seinem männlichen Körper an die Wand, stützt dort seine Arme links und rechts von mir ab und hält mich damit zwischen Wand und sich gefangen. Ich kann ihn riechen, den frischen Schweiß, sein After Shave, das Salz des Meeres auf seiner Haut und in seinen Haaren, zwischen all dem der Geruch nach Bastian. Kurz schließe ich die Augen und sauge all die Eindrücke in mich ein. Ein wenig habe ich Angst vor dem Abschied, der jetzt zwangsläufig kommen wird. Angst, dass das hier alles gewesen sein könnte.

„Jule… schau mich an!“ Tief atme ich ein und folge seiner Aufforderung.

„Du weißt, dass ich nur noch zwei Tage hier bin, oder?“ Ich nicke. „Uns bleibt also nur noch heute und morgen… Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich möchte diese zwei Tage mit Dir verbringen. Lass es uns als Urlaubsflirt sehen. Zwei Tage, die uns keiner mehr nehmen kann, zwei Tage ohne daran zu denken was danach kommen mag, ja?“

Eine Welle von Gefühlen erfasst mich. Einerseits eine unbändige Freude darüber, dass Bastian mich wiedersehen und seine letzten Tage auf der Insel mit mir verbringen möchte, andererseits muss ich beim Gedanken daran, dass es nur ein Urlaubsflirt sein wird schwer schlucken. Aber gut, die Umstände sprechen einfach nicht für mehr. Er wohnt zu weit weg, als dass das in Deutschland eine Zukunft haben könnte.

„Jule…“, Bastian wartet auf meine Antwort, „Möchtest Du die nächsten zwei Tage mit mir verbringen?“ Erwartungsvoll schaut er mich an.

„Natürlich will ich das! Sehr gerne sogar!“, erwidere ich leise.

„Uff… Jetzt hast Du es aber ganz schön spannend gemacht!“, er wirkt sichtlich erleichtert, „Ok, Du musst dann an den Flughafen und ich werde ausschlafen. Wie sehen Deine Pläne für Deinen heutigen Geburtstag aus?“

„Morgen, nein, heute früh Bridget abholen und ansonsten bin ich erst zum Abendessen mit ein paar Leuten aus der Sprachenschule verabredet.“

„Ok. Wollen wir uns zum Mittagessen treffen und den Nachmittag zusammen verbringen?“, fragt Bastian.

„Wenn ich Bridget überlebe, sehr gerne.“, schmunzele ich.

„Schön! Dann bin ich bester Dinge, dass die Aussicht auf zwei Tage mit mir Dich überleben lassen wird. Treffen wir uns um 12:30 Uhr in der Lobby?“

„Klingt nach einem Plan! Magst Du heute Abend dann mit zum Essen kommen? Wir haben in einer Pizzeria ums Eck einen Tisch reserviert.“, ich wage kaum zu hoffen, dass er „Ja“ sagt.

„Unbedingt! Ich werde mir keine Minute unserer Zeit entgehen lassen!“

Bastian senkt seine Lippen wieder auf meine, beschließt unsere Verabredung mit einem Kuss.

„Dann haben wir jetzt wohl ein Date?!“, freue ich mich.

„Oh ja, das haben wir. Klingt großartig, Jule! Bis später, ich freu mich.“

Er wartet noch bis ich die Tür hinter mir ins Schloss ziehe. Zum Glück sieht er nicht mehr wie ich mich an die geschlossene Tür lehne, um einmal tief durchzuatmen. Ein breites Grinsen erhellt mein Gesicht. Wow! Egal was kommt, diese zwei Tage mit Mr. Charming gehören mir!

Keine drei Stunden später quäle ich mich aus dem Bett. Habe ich überhaupt geschlafen? Falls ja, fühlt es sich definitiv nicht danach an. So aufgedreht wie ich war habe ich lange nicht in den Schlaf gefunden und jetzt muss ich mich völlig gerädert mit Bridget auseinandersetzen, die in einer guten ¾ Stunde landen wird.

Wider Erwarten trägt sie es jedoch mit Fassung, dass wir mitten in der Partymeile wohnen. Na gut, so ganz habe ich ihr nicht verraten, wie nah wir wirklich dran sind und als wir vor dem Hotel vorfahren, kommt mir sehr zu Gute, dass zwischen 6 und 9 Uhr die einzige Zeit ist, in der aus dem Bierkönig keine Musik dröhnt. Mama ist auch schon wach als wir gegen 8:30 Uhr ankommen und so sitzen wir ziemlich entspannt beim Frühstück, bevor wir unsere Taschen packen und ich am Strand noch ein Stündchen Schlaf nachhole.

Je näher meine Verabredung mit Bastian rückt umso nervöser werde ich. Wie sich herausstellt habe ich mir aber völlig umsonst Sorgen gemacht, denn wie selbstverständlich und als ob wir uns seit Jahren kennen würden, nimmt er meine Hand und wir verbringen einen herrlichen Nachmittag am Strand zwischen Rumknutschen, im Wasser herumalbern, dösen, uns anschauen.

Als wir uns am späten Nachmittag im Hotel voneinander verabschieden, um uns für den Abend frisch zu machen,

können wir uns kaum voneinander lösen.

„Treffen wir uns um kurz vor 19 Uhr hier unten?“, frage ich Bastian.

„Nein, das schaffe ich nicht. Ich komme direkt in die Pizzeria.

Ich muss vorher noch was mit den Jungs klären.“

Ich bin ein wenig enttäuscht, aber sein Abschiedskuss besänftigt mich und als ich eine gute Stunde später mit einigen meiner Sprachschulkollegen, Bridget und Mama in der Pizzeria sitze, grinse ich immer noch ob des schönen Tages, den ich bis hierher hatte.

Um 19:30 Uhr ist Bastian immer noch nicht da und langsam frage ich mich, ob er überhaupt noch kommt?! Immer wieder blicke ich nervös zur Uhr, aber keine Spur von ihm. Dabei hat er bislang nicht den Eindruck gemacht als sei er unzuverlässig und irgendwie… aber… naja es ist nur ein Urlaubsflirt. Die komischsten Gedanken schwirren durch meinen Kopf.

Mittlerweilen ist unser Essen schon da und es ist kurz vor 20 Uhr als ich ihn endlich auf unseren Tisch zu eilen sehe. Ja, ich gestehe, ich bin erleichtert, denn fast dachte ich, er taucht nicht mehr auf.

„Jule, Lene, entschuldigt die Verspätung…“, sagt er gehetzt und zieht eine rote Rose hinter seinem Rücken hervor, „Ich hätte nie gedacht wie schwer es sein kann an der Playa de Palma eine Rose aufzutreiben.“, er grinst verschmitzt, „Und ich wollte auf keinen Fall ohne eine hier auftauchen. Alles Gute nochmal, Jule.“ Er küsst mich auf den Mund, was meine Freunde mit lautem Applaus kommentieren.

Nachdem er allen vorgestellt wurde quetscht er sich einen Stuhl zwischen mich und Bridget und wir sitzen lange im Freien und genießen das für Oktober immer noch herrliche Wetter. Die letzten Stunden meines Geburtstages verbringen wir schließlich in einem Club, doch während meine Freunde kräftig feiern, sehnen Bastian und ich uns nach Zweisamkeit.

Bastian lässt eine Flasche Sekt an den Tisch bringen und ruft: „Meine Auslöse für das Geburtstagskind.“, dabei schaut er auf die Uhr, „Wobei um genau zu sein, hat sie gar nicht mehr Geburtstag, das heißt, sie gehört jetzt mir!“ Meine Freunde verabschieden uns mit wissendem Blick.

Es zieht uns wieder an den Strand. Es ist absolut windstill, die Wellen schlagen in sanftem Rauschen ans Ufer. Bastian breitet seine Jacke unter uns aus und so liegen wir nebeneinander am Strand und schauen in den Sternenhimmel. Ab und an unterbrechen wir unser Gespräch, um uns zu küssen, zärtlich, unaufgeregt, ansonsten genießen wir einfach nur die Nähe des anderen.

Nach einer langen Zeit des einvernehmlichen Schweigens fragt Bastian mich: „An was denkst Du, Jule?“

„Hmmm… wahrscheinlich daran, dass das einer der schönsten Geburtstage meines Lebens war…“

„Na, dann hoffen wir doch, dass noch viele weitere davon folgen, oder?“

Bevor ich mir über seine Worte lange den Kopf zerbrechen kann, besiegelt Bastian sie mit einem langen, innigen Kuss.

„So, Mäuschen… ich habe gute und schlechte Nachrichten…“, setzt er an, als wir uns schließlich voneinander lösen.

„Okaaaaay…“, brummele ich vorsichtig.

„Ich fange mal mit den schlechten an: die Jungs sind nicht so begeistert, dass ich mich die letzten zwei Abende abgesetzt habe. Immerhin haben wir ja eine Männertour geplant und sie wollen zumindest am letzten Tag noch was von mir haben…“

„Okaaaaay…“

„Und ich kann mich nicht völlig rausziehen. Das verstehst Du, oder?“

Grmpf. Ja, mein Kopf sagt: Verstehe ich! Aber mein Bauch und (leider auch) Herz rebellieren gerade.

„Verständlich…“, antworte ich also nur.

„Also habe ich zugestimmt, dass ich den morgigen Tag mit ihnen verbringen werde.“

Ich sage jetzt mal besser nichts, denn mir treten gerade die Tränen in die Augen und ich wende mich ab, damit er es nicht sieht.

„Aber – und jetzt kommt die gute Nachricht – sie freuen sich total darauf Dich kennen zu lernen und bestehen sogar darauf, dass Du mitkommst. Womit ich jetzt nicht wirklich gerechnet hätte, aber sie meinten, ich soll Dich ruhig mitbringen.

Deswegen meine Frage: Hast du Lust meinen letzten Tag mit mir und den anderen Verrückten zu verbringen?“

Einen Moment lang bin ich sprachlos. Will er mich, den Urlaubsflirt, wirklich seinen Freunden vorstellen?

Bastian deutet mein Schweigen wohl als Absage.

„Hey, ich meine, ich kann verstehen, wenn Du nicht magst, dann sage ich ihnen ab. Ich dachte halt nur, das sei ein guter Kompromiss. Aber du bist mir wichtiger. Ich sag den Jungs ab!

Wir machen alleine was.“, bekräftigt er.

„Moment mal!“, unterbreche ich ihn, „Also, wenn Du mich mitnehmen möchtest, dann freue ich mich total. Das wird bestimmt lustig.“

Bastian wirft sich auf mich und beginnt mich durch zu kitzeln.

„Du Biest machst es ganz schön spannend…“

„Aufhören…!“, ich bekomme kaum Luft, so muss ich ob seines Überfalls und der Kitzelattacke lachen, „Hör sofort auf!“

Mit einem langen Kuss stoppt Bastian seinen Anschlag auf mein Lachzentrum und bringt mich damit auf die köstlichste Weise zum Schweigen, die ich mir vorstellen kann.

Wie auch in den letzten Tagen nimmt Mama ein paar Stunden keinerlei Rücksicht darauf, dass ich erst vor kurzem unter meine Laken gekrochen bin, sondern scheucht mich pünktlich zum Frühstück aus dem Bett: „Wer nachts feiern kann, kann morgens auch aufstehen!“, so ihre Devise.

„Also heute Nacht war ganz schön was los…“, erzählt sie, während ich verschlafen am Frühstückstisch in meine Kaffeetasse starre. „Wir hatten ja die Karte in der Tür stecken, damit Du reinkommst. Auf einmal, mitten in der Nacht, ein lautes Poltern und dann fallen 3 Jungs durch die Zimmertür über den Flur direkt in unser Bad. Bridget ist aus dem Bett geschossen, hat nur noch „Raus! Raus!“ geschrien… ein Spektakel war das!“, Mama grinst und auch ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.

„Hey, so hattet ihr gleich drei Männer im Zimmer! Ihr hättet die Gelegenheit nutzen sollen…“, scherze ich.

„Das ist nicht witzig!“, hebt Bridget die Stimme, „Ich dachte, ich mach Wellness- und Kultururlaub in den Bergen und dann, in der einzigen Zeit, wo weder vom Ballermann noch Bierkönig Musik hoch dröhnt, genau in der ½ Stunde am Tag, wo auch nicht das Reinigungsfahrzeug durchfährt, stürzen diese Heinis durch die Tür.“

Ein wenig ist Bridget wohl doch empört, dass wir sie zu dieser Art Urlaub nötigen. Aber die Aussicht darauf heute den letzten Tag mit Bastian zu haben, lässt mich sowohl die witzige Episode als auch Bridgets Entrüstung vergessen.

Bis es endlich Zeit fürs Mittagessen ist, gehe ich noch mit meinem zwei Damen an den Strand.

„Also Jule…“, fragt Mama mich, „Wie sieht Euer Plan aus?“

„Wir wollen mit Bastians Freunden Mittagessen, kurz zur Abkühlung ins Meer springen und dann an den Ballermann.

Die Jungs wollen es nochmal krachen lassen an ihrem letzten Tag. Und was macht ihr so?“

„Wir machen es uns ganz gemütlich.“; erklärt Mama, „Erst ein wenig Sonnenbaden und da für den Nachmittag das Wetter nicht mehr ganz so gut gemeldet ist, wollen wir die Strandpromenade auf und ab flanieren.“

„Ja, klingt auch ganz nett.“, entgegne ich lahm.

„Wir sehen uns dann zum Abendessen wieder?“, fragt Mama noch, als ich meine Tasche packe, um mich auf den Weg zu Bastian zu machen.

„Klar! Pünktlich! Danach gehen wir wohl noch in den Bierkönig oder ins Oberbayern.“

„Viel Spaß, Jule. Genieße es.“

Einen kurzen Moment vom Hotel zum Restaurant haben wir für uns, bevor Bastian mich „der Meute zum Fraß vorwirft“. Doch wie er mir prophezeit hat, scheinen sich die Jungs wirklich zu freuen, als er mit mir im Schlepptau auftaucht. Zwar verstehe ich mal wieder nur die Hälfte vom breiten badischen Dialekt, aber freundlich nicken scheint zu helfen und die Jungs nehmen mich auf, als ob ich schon immer dazu gehören würde.

Immer wieder greift Bastian nach meiner Hand, führt sie für einen Kuss an seinen Mund, lächelt mich an.

„Ey, Basti, ich muss Dir was erzählen!“, richtet sein, mir als bester Freund vorgestellter Kumpel, Frank das Wort an ihn. „Gestern Nacht als sie uns aus dem Bierkönig geschmissen haben, hat uns ein Typ aus unserem Hotel noch zu einer Privatparty auf sein Zimmer eingeladen. Wir also hoch in den 7. Stock und während er aufgeschlossen hat, lehne ich mich an der Tür vom Nachbarzimmer an. Anscheinend war die nicht richtig zu, denn beim Anlehnen schwingt diese doofe Tür auf und ich falle ins Leere. Dabei wollte ich mich noch an Micha und Ralf festhalten, die ich dann gleich mitgezerrt habe und so sind wir quer durchs Zimmer direkt ins Bad gefallen. Wir konnten nicht mehr vor Lachen und dann schießen da auch noch wie von der Tarantel gestochen so zwei alte Schachteln, die eine mit Tennissocken und T-Shirt bis zu den Knien, die andere mit Lockenwicklern im Haar, aus ihren Betten. Die eine brüllte nur immer wieder völlig hysterisch „RAUS!“. Mann, war das witzig.“ Ich verschlucke mich an meiner Cola.

„Jule, alles ok?“, Frank sieht mich besorgt an, während Bastian mir den Rücken klopft und der Rest der Truppe Tränen lacht wegen der Geschichte.

„Ja, alles ok!“, japse ich und falle ins Lachen ein, „Die zwei alten Schachteln waren übrigens meine Mutter samt Cousine.“

Wir lachen noch, als wir später vom Strand in Richtung Ballermann 6 aufbrechen. „Hoffentlich begegnen wir den zwei Ladys nie!“, sind sich die Jungs einig und während wir so im Pulk zum Ballermann streben, ich in Bastians Arm, grinse ich übers ganze Gesicht. In der kurzen Zeit fühle ich mich schon richtig dazugehörig zu dem Trupp. Schade, dass es morgen vorbei ist mit meinem Urlaubsflirt…

Tatsächlich hat sich der Himmel wie vorhergesagt bewölkt in der letzten halben Stunde und es bleibt zwar warm, aber die Sonne versteckt sich hinter dicken, grauen Wolken. Wir halten Ausschau nach einem freien Plätzchen am Ballermann als…

„Ich glaub’s nicht!“, entfährt es mir. „Was ist denn los?“ Bastians Aufmerksamkeit ist sofort bei mir.

Stumm deute ich in Richtung Ballermann und er folgt meinem Fingerzeig, lacht los. Mitten im Getümmel sitzen Mama und Bridget, einen Eimer Sangria mit Strohhalmen vor sich und grölen gerade laut zu Wolfgang Petrys „Wahnsinn“ mit. „Hölle, Hölle, Hölle…“, kann ich sie laut singen hören und muss so lachen, dass ich mir den Bauch halte. Schließlich entdecken sie uns und winken uns zu sich:

„Da seid ihr ja endlich! Kommt rüber, wir haben Plätze frei gehalten.“

Wir schlängeln uns durch die Menschenmasse, als auch Frank und Ralf die beiden erkennen. Bridget entfährt ein: „IHR???“, was Frank galant mit einem „Freut mich die Damen auch bei Tageslicht und angezogen kennen zu lernen“ quittiert und innerhalb kürzester Zeit haben wir uns um den freigehaltenen Tisch versammelt, alle einen Eimer Sangria mit langen Strohhalmen vor uns und feiern den Tag und das Leben. Mama und Bastian sind in ein gutes Gespräch vertieft – das war da wohl auch Liebe auf den ersten Blick, vergessen aber dennoch das Feiern nicht. Lächelnd beobachte ich sie, sauge jeden Augenblick in mich auf und denke mit ein wenig Wehmut an den morgigen Abschied.

Als wir einige Stunden später ins Hotel zurückkehren habe ich einen leichten Schwips und so ist eine kalte Dusche vor dem Abendessen jetzt genau das richtige. „Wie geht das mit Dir und Bastian eigentlich weiter wenn wir daheim sind, Jule?“, ruft Mama vom Balkon, während ich das kalte Nass auf mich herab prasseln lassen. Oh Mann, ganz falsches Thema, ich muss kurz schlucken, mich sammeln, bevor ich antworte:

„Das ist nur ein Urlaubsflirt. Da geht nichts weiter…“, Leider, setze ich im Stillen hinzu, „Er geht zurück zu seiner Bank und ich fange meine Umschulung an.“

„Schade eigentlich. Ein netter Kerl, dein Bastian.“

„Mama! Das ist nicht mein Bastian! Hör auf jetzt!“, aber ja, ich muss ihr zustimmen, ein verdammt netter Kerl und küssen kann der… seufz…

„Ich mein ja nur…“, hakt Mama nach.