Monet und der Tod auf der Insel - George Tenner - E-Book

Monet und der Tod auf der Insel E-Book

George Tenner

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Alles beginnt mit einem verschwundenen Kind am Strand von Bansin. Bei der groß angelegten Suche wird plötzlich eine männliche Leiche entdeckt und das Team um Kriminalhauptkommissar Lasse Larsson auf eine ganz andere Spur aufmerksam. Der Tote ist kein Unbekannter: Fedor Artjomowitsch Smirnov ist den Ermittlern noch aus einem früheren Fall im Gedächtnis geblieben. Umso überraschender, dass der russische Verbrecher nun offenbar selbst Opfer einer Mordtat geworden ist. Bei seinen Nachforschungen stößt Lasse Larsson auf Hinweise, die in die Kreise höchst professioneller wie ebenso krimineller Kunstfälscher-Banden führen, und muss bald feststellen, dass nicht nur die russische Mafia, sondern auch der russische und Schweizer Geheimdienst, die Nationale Sicherheitsbehörde der USA wie auch das BKA selbst in diesem Fall tätig sind. Larssons Team droht zwischen die Fronten internationaler Affären zu geraten …

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Monet und der Tod auf der Insel

ImpressumProlog1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. KapitelEpilog

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in Der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Impressum

Copyright 2020 © by George Tenner

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www.george-tenner.de

oder auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/George_Tenner

Telefon: +49 (0) 15784495128

E-Mail: [email protected]

Coverfoto: © Henry Böhm

DAS FOTO henry boehm

E-Mail: henry. [email protected]

Tel.:01795275483

WWW. Facebook. COM/planetusedom

Covergestaltung: VercoDesign, Unna

Herstellung: epubli

Neuauflage 2020

Prolog

Mittwoch, 9. August 2006

Obwohl seit Tagen die Sonne schien, blies an diesem Tag ein heftiger ablandiger Wind in Richtung Nordwest, der starke Dünungswellen verursachte.

Maria Halmer war am frühen Nachmittag mit ihren zwei Kindern gekommen und hatte mit ihnen eine kleine Sandburg gebaut, in der sie zeitweise lagen und sich sonnten. Später spielten sie mit einer Sandburgnachbarin und deren neunjährigem Jungen Ball. Sie aßen die Brote, die Maria Halmer am Morgen vorbereitet hatte, und tranken die warm gewordene Orangenlimonade.

Gemeinsam waren sie mehrmals ins Wasser gegangen. Freilich hatten sie sich dicht am Strand aufgehalten, denn die Strömung war Maria schon aufgefallen. Nicht aufgefallen aber war ihr, dass die Querströmungen mit Zunahme des ablandigen Windes stärker geworden waren.

Als sich die andere Frau verabschiedete, die von ihrem Mann abgeholt wurde, schickte sich auch die junge Mutter an, ihre Kinder zum Aufbruch zu drängen. Sie schaute zur Uhr.

»Es ist schon halb sieben, Kinder«, sagte sie. »Es ist höchste Zeit, dass wir zurückfahren.«

»Och, noch ein bisschen«, bettelte Magnus.

»Mama, ich muss mal«, sagte die fünfjährige Laura.

»Hältst du es noch aus, bis wir im Quartier sind?«

Laura schüttelte den Kopf. »Ich muss ganz dringend.« Sie machte den Anschein, dass sie gleich weinen würde.

»Komm schnell hinter die Düne«, sagte ihre Mutter. Dann drehte sie sich zu ihrem Sohn. »Du wartest hier, Magnus, bis wir zurück sind.«

»Ich kann doch noch ins Wasser gehen«, maulte er. »Es ist auch das letzte Mal, versprochen.«

»Du wartest hier, bis wir zurück sind. Dann gehen wir gemeinsam noch einmal ins Wasser«, sagte Maria Halmer. Sie nahm ihre Tochter an die Hand und ging zum Anfang der Düne.

In der Zwischenzeit war Magnus bis an den Rand des Wassers gegangen und schaute fasziniert auf die darin planschenden und juchzenden Menschen. Dann vergaß er, was seine Mutter ihm aufgetragen hatte. Langsam ging er ins Wasser hinein.

1. Kapitel

Der Anruf des Kriminaldauerdienstes erreichte Lasse Larsson auf dem Heimweg von der Polizeidirektion in Anklam. Gerade war er von der B110 auf die B111 eingebogen, und das Eingangsschild des kleinen Ortes Neppermin tauchte auf, als sein Telefon klingelte. Er schaute auf das Display.

Dass die einen nicht einmal einen Abend in Ruhe lassen können!

»Larsson.«

»Kriminaldauerdienst, Greiner. Es hat in Bansin möglicherweise einen Badeunfall gegeben. Ein siebenjähriger Junge ist spurlos verschwunden.«

Larsson verringerte sein Tempo. Vor ihm tauchte die Abzweigung nach Benz auf. »Wo in Bansin?«

»Direkt unterhalb der Hotels Atlantik.«

»Ich kümmere mich darum.« Larsson bog rechts ab. Er setzte das Blaulicht aufs Dach, um allzu eilige Sandflüchter rechtzeitig in die Schranken zu weisen. Rechtsseitig tauchte die Schweinezuchtfreianlage auf. Dicht neben dem Zaun lag eine einsame, große Muttersau. Er sah es an dem stark geröteten, geschwollenen Gesäuge. Hinter einem trennenden Drahtzaun tobte ein Rudel Ferkel herum, die ihm allerdings schon zu groß schienen, um zu der Muttersau zu gehören. Dann war er an der Anlage vorbei und nahm die nächste leichte Rechtskurve. Wenig später fuhr er durch Benz. Wegen des Blaulichts und der erhöhten Geschwindigkeit wurden ihm neugierige Blicke nachgeworfen.

Larsson wählte die Nummer seines Büros in der Kriminalaußenstelle Heringsdorf. Als das Telefon nach mehrfachem Klingeln automatisch zur Zentrale des Hauses gestellt wurde und sich der diensthabende Beamte meldete, war sich Larsson bewusst, dass seine Truppe bereits den verdienten Feierabend genoss. Er wählte die Nummer seines Mitarbeiters, Kriminalkommissar Karl Simons, und bat ihn, zur Unterstützung nach Bansin zu kommen.

Am Ort angekommen, querte er auf der Seestraße die Promenade und stellte seinen Wagen direkt neben dem Übergang zum Strand ab. Die Fahrer zweier Funkwagen hatten ebenfalls diesen Platz gewählt. Eine beträchtliche Menschenmenge hatte sich gebildet.

Wo etwas nach Tod riecht, haben die Menschen viel Zeit. Die Voyeure sterben nie aus. Nichts ist faszinierender als der Tod, solange es nicht der eigene ist.

Er sah die Polizisten unweit an einer Sandburg stehen. Auch hier standen Neugierige herum und schauten ungeniert auf die Frau, die aufgeregt mit den Polizisten redete.

Das Donnern eines Hubschraubers riss ihn aus seinen Gedanken. Offensichtlich hatte die Einsatzzentrale die Maschine für die Suche geordert. Es war ein EC 135 P1, der von seiner Basis Rostock-Laage gekommen und mit Spezialgerät zum Aufspüren von Personen im unwegsamen Gelände – oder wie hier im Wasser – ausgerüstet war.

Larsson verschaffte sich Platz, um näher an das Geschehen heranzukommen.

»Hallo Kollegen«, sagte er. »Ich übernehme mal. Und ihr sorgt bitte dafür, dass wir hier nicht umgerannt werden.« Er zeigte auf die Leute, die ungeniert bis auf wenige Schritte an die Befragung herangekommen waren, um ja kein Wort zu verpassen.

Die vier Polizisten drängten die Menschen zurück, die sich nur unwillig einige Schritte entfernten.

»Kommen Sie«, sagte Larsson zu der am Boden kauernden Frau.

Sie gingen zur Sandburg, die die Frau und die Kinder am Vormittag gebaut hatten. Jetzt sah Larsson, dass ein kleines Mädchen in eine Decke eingewickelt hier offensichtlich ihrer Erschöpfung erlegen und eingeschlafen war.

»Sie hat bitterlich geweint, als ihr Bruder weg war«, erklärte die Frau sichtlich bewegt.

Kurz bevor sie sich in den Sand setzten, schaute Larsson noch einmal über das Wasser. Aus Westen kam das blaue Schnellboot der Wasserschutzpolizei. »Können Sie mir jetzt einige Fragen beantworten?« , fragte er.

Die Frau nickte.

»Nennen Sie mir bitte Ihren Namen.«

»Maria Halmer.«

Larsson notierte sich das. Aus dem Augenwinkel sah er, dass kurz vor dem Strand die Besatzung den Anker des Bootes warf, und nur wenige Minuten später dümpelte die Damerow in der Dünung quer zum Strand. Er hatte extra ein wenig gewartet, um der Frau Zeit zu geben, sich ein wenig zu beruhigen.

»Sind Sie Badegast, oder wohnen Sie auf der Insel?«

»Ich mache mit meinen Kindern zwei Wochen Urlaub hier.«

»Sind Sie allein gekommen? Ich meine, allein mit den Kindern?«

»Mein Mann hat keinen Urlaub bekommen, er ist zu Hause. Ich habe mir noch nicht getraut, ihn zu verständigen.« Zitternd stand die Frau auf. »Ich sollte noch einmal im Wasser suchen«, sagte sie.

»Das würde jetzt nichts helfen, Frau Halmer. Die Fachleute der Polizei werden das machen. Bitte setzen Sie sich wieder.«

Die Damerow hatte ein Beiboot ausgesetzt, mit dem zwei Besatzungsmitglieder zum Strand fuhren. Quer vor dem Land fahrend, fingen sie an, nach dem verschwundenen Kind zu suchen.

Als Larsson hochschaute, sah er Kriminalkommissar Karl Simons kommen. »Mein Kollege wird hier vor Ort bleiben. Wir werden ins Kommissariat fahren, denn hier wird es mit der Zeit zu kalt.« Er deutete auf das Kind.

»Ich kann hier nicht weg!«, schrie Maria Halmer auf. Als sie bemerkte, dass sie so laut geworden war, sagte sie leise: »Ich kann doch meinen Sohn nicht allein hier lassen.«

Larsson beobachtete sie. Er recherchierte immer nach allen Richtungen, auch nach ambivalentem Selbstverschulden. Aber nichts im Wesen der Frau verriet ihm, dass sie schuldhaft gehandelt hatte.

Simons war inzwischen dazugekommen.

»Nimm dir einen oder zwei der Kollegen, Karl, und befragt die Menschen in den umliegenden Sandburgen, ob sie etwas gesehen haben. Und Karl …«

Simons drehte sich noch einmal um.

»Bestell bitte einen Psychologen zur Dienststelle. Und fordere die Tauchergruppe an.«

Simons ging zu den Schutzpolizisten, und Larsson sah, wie er erst kurz telefonierte, dann mit den Polizisten sprach und mit ihnen ausschwärmte.

»In welchem Ort wohnen Sie?«

»Auf der Insel?«

»Ja.«

»Gleich hinter der Promenade. In einer Ferienwohnung in der Villa Barbara, Maxim-Gorki-Straße.«

»Und wo sind Sie zu Hause?«

»In Berlin.«

Larsson fragte nach der Adresse. »Wie lange sind Sie schon hier?«

»Wir sind erst heute Morgen gekommen«, sagte Maria Halmer und brach wieder in Tränen aus.

»Sind Sie gleich mit den Kindern an den Strand gegangen?«

»Nachdem ich das Nötigste ausgepackt hatte. Die Kinder haben mir keine Ruhe gelassen. Sie wollten unbedingt ans Wasser.«

Karl Simons kam zurück und schüttelte den Kopf.

»Gar nichts gesehen?« , fragte Larsson.

»Es sind ja nicht mehr alle Burgnachbarn hier. Aber ein Ehepaar hat die Familie baden sehen. Irgendwann am späten Nachmittag. Erst als sie die Frau am Strand später schreien hörten, haben sie ihr suchen geholfen. Dabei wäre beinahe das nächste Unglück geschehen.«

»Wieso?«

Simons deutete mit dem Kopf auf die Frau, die aufgestanden war und zum Wasser hinschaute. »Sie wäre beinahe selbst …«

Larsson schüttelte den Kopf.

»Ich habe die Adressen, wo wir die Leute finden können.«

Larsson schaute zur Uhr. »Ich glaube nicht, dass ich Sie jetzt einfach nach Hause entlassen kann«, sagte er zu Maria Halmer. »Ich habe Angst, dass Sie es mental nicht allein verkraften.«

»Mein Mann«, stammelte sie. »Was sage ich meinem Mann?«

»Lassen Sie uns zur Dienststelle fahren. Ich werde mit Ihrem Mann telefonieren.«

Sie nahm das Kind hoch. »Komm, Laura. Wir müssen jetzt gehen.«

»Magnus?« , fragte das Mädchen schlaftrunken.

Ihre Mutter sagte nichts. In Gedanken legte sie die Decke zusammen.

Auf dem Weg zum Auto rief Lasse Larsson Monika an. Er hatte sie im Vorjahr im schwedischen Ort Mellerud in der historischen Provinz Dalsland in Südschweden, etwa 45 Kilometer nördlich von Vänersborg an der Westseite des Vänern-Sees gelegen, geheiratet. Es war ihr Wunsch gewesen, dort zu heiraten, wo Larssons Wurzeln lagen; Larsson hatte alles heimlich vorbereitet, und auf der Reise hatte er sie überrascht. Auf den Spuren seiner Vorfahren hatten sie dann tatsächlich geheiratet.

»Ich komme später, Monika«, sagte er. »Es hat einen Badeunfall gegeben, den ich jetzt aufnehme.«

»Ja«, sagte Monika nur, »pass auf dich auf.«

Larsson schloss den Wagen auf. »Am besten setzen Sie sich mit Ihrer Tochter zusammen auf den Rücksitz.«

Während der kurzen Fahrt sprachen sie nicht miteinander.

Larsson dachte: In ihrer Haut möchte ich nicht stecken. Ein solches Unglück, wenn es denn eines war, und daran wollte er in diesem Augenblick glauben, konnte zweifellos verheerende Auswirkungen haben.

»Wir sind da.« Er stellte den Wagen ab, stieg aus und hielt der Frau die Wagentür auf. Das Kind an der Hand, folgte sie Larsson ins Gebäude.

»Wie ist Ihre Ehe?« , fragte er, als sie in seinem Zimmer waren. Er schob ihr einen zweiten Stuhl heran, auf den sie das Kind setzen konnte. Ihm war klar, dass er etwas würde entscheiden müssen. Das kleine Mädchen war am Ende seiner Kräfte.

»Muss ich das beantworten?«

»Nein«, stellte Larsson sachlich fest.

»Wie meinen Sie das?«

»So wie ich es gesagt habe. Sie müssen es nicht beantworten, wenn Sie es nicht wollen.«

Als Maria Halmer ihn unschlüssig ansah, fasste er nach. »Führen Sie eine glückliche Ehe? Ich muss Sie das fragen. Wenn Sie nicht darauf antworten, muss ich meine Schlüsse ziehen.«

»Ich habe nichts zu verbergen … Nicht glücklicher als andere Paare, und auch nicht unglücklicher.«

»Das heißt was?«

»Es gab schon mal Diskussionen, wie sie in jeder Ehe vorkommen.«

»Zum Beispiel?«

»Über einen Krippenplatz, den wir nicht finden konnten. Wir haben das so geregelt, dass ich aufhörte zu arbeiten. Eigentlich wollte ich gerne weiterarbeiten.«

»Haben Sie auch über Geld gestritten?«

»Sicher auch mal über Geld, als wir in eine größere Wohnung umziehen mussten, weil die alte Wohnung für vier Personen zu klein geworden war.«

»Als was arbeitet Ihr Mann?«

»Er ist Versicherungskaufmann, Abteilungsleiter.« Sie nannte ihm eine große, international tätige Versicherung.

Larsson nahm seine Notizen heraus, die er am Strand gemacht hatte, und ergänzte sie durch ihre Daten.

»Zuerst können Sie mir sagen, was Sie noch über den Vorfall wissen, und anschließend werde ich noch einige Fragen stellen. Ich mache mir zwischendurch Notizen. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren. Zum Abschluss werden wir alles schriftlich protokollieren.« Nun wird sie wissen, was auf sie zukommt, dachte Larsson.

»Wo soll ich da anfangen?«

»Am besten am Anfang.« Larsson lächelte ihr aufmunternd zu.

»Wir sind an den Strand gekommen, haben die Burg zusammen gebaut, aber die Kinder wollten dauernd ins Wasser. Ich hatte Mühe, sie zurückzuhalten. Dann haben wir mit einer Frau und ihrem Sohn Ball gespielt und sind zwischendurch ins Wasser gegangen.«

»Das ist doch schon mal ein Anfang«, sagte Larsson.

»Laura hatte dann genug vom Wasser. Nur Magnus …« Sie hielt einen Augenblick inne. »Magnus war kaum zu halten. Er liebt das große Wasser. Als die Frau mit ihrem Sohn nach Hause ging, wollte ich auch zurückgehen. Laura musste mal, und Magnus wollte unbedingt wieder ins Wasser. Ein letztes Mal. Ich verbot ihm das. Ich sagte, er solle warten, bis Laura ihr Geschäft gemacht hat …«

»Aber der Junge hat nicht gewartet«, sagte Larsson.

»Nein.«

Larsson gab der Frau einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln.

»Magnus stand am Wasser. Ich dachte mir nichts dabei und habe Laura nur einen Augenblick geholfen, ihre Hose wieder hochzuziehen. Es war nur ein winziger Augenblick. Als ich meinen Blick hob, war er verschwunden. Zuerst dachte ich, er hätte sich nur geduckt oder sei zurück zur Sandburg gelaufen. Aber ich sah ihn nicht. Ich bin ganz schnell zum Wasser gelaufen, und als ich ihn nicht sah und er auch nicht auf mein Rufen antwortete, versuchte ich selbst dort im Wasser zu suchen, wo ich ihn zuletzt habe stehen sehen.«

»Hatten Sie keine Hilfe?«

»Doch. Einer der Männer aus der Nachbarburg spielte mit seiner Frau Federball. Als er mich so verzweifelt schreien hörte, kam er und suchte mit mir nach meinem Kind. Dann kamen noch einige andere Leute dazu.«

»Sie fanden Magnus nicht.«

»Nein. Er war wie vom Erdboden verschwunden.«

Es klopfte, und die Psychologin vom Dienst, Frau Dr. Endrigkeit, steckte ihren Kopf zum Zimmer herein.

»Augenblick«, sagte Larsson und stand auf. »Bitte warten Sie einen Moment«, sagte er zu Maria Halmer und verließ das Zimmer.

In wenigen Worten schilderte Larsson der Psychologin die Situation.

»Haben Sie etwas, was Sie der Frau zur Beruhigung geben können?«

»Ja.«

»Sie sollte zur Nacht ruhiggestellt werden. Schauen Sie, ob sie suizidgefährdet ist. Wenn ja, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Kommen Sie jetzt bitte mit herein«, sagte Larsson.

Sie gingen ins Büro. Larsson sah auf Maria Halmer und das verstörte Kind, das kaum noch die Augen offen halten konnte. Er stellte die Psychologin vor, schob der Frau einen Block zu und legte einen Kugelschreiber daneben. »Würden Sie mir bitte die Telefonnummer Ihres Mannes aufschreiben?«

Die junge Frau tat, was Larsson von ihr verlangte. Als sie fertig war, fragte Larsson: »Hat Ihr Mann ein Handy?«

Sie nickte.

»Bitte schreiben Sie auch diese Nummer dazu, für den Fall, dass ich ihn nicht erreiche.«

Larsson nahm den Block an sich. »Ich gehe mal telefonieren. Unterhalten Sie sich derweilen ein wenig mit Frau Dr. Endrigkeit.«

Er ging ins Zimmer der Kommissare. Für einen Augenblick setzte er sich an Andresens Schreibtisch. Kriminalkommissar Rolf Andresen hatte es gut. Er hatte drei Tage frei, um Überstunden abzubummeln. Mit seinem Drachen, wie er seine Frau immer zu nennen pflegte, war er mit seinem Jollenkreuzer unterwegs. Irgendwo in Polen. Er wollte die Oder hochfahren bis Szczecin.

Larsson griff zum Telefonhörer und wählte.

»Luan Halmer, guten Tag.«

Deine Stimme klingt nicht unsympathisch,dennoch werde ich dir gleich wehtun müssen.

»Lasse Larsson, Kriminalpolizei Heringsdorf.« Er gab sich Mühe, seiner Stimme einen ruhigen Ton zu geben.

»Kriminalpolizei?«

Jetzt klingt deine Stimme gleich aufgeregt.

»Ja … Es gab einen Unfall.«

»Einen Unfall?«

»Ja. Einen Badeunfall.«

»Einen Badeunfall?« Jetzt überschlug sich die Stimme des Mannes vor Aufregung.

»Ihr Sohn …«

»Magnus?«

»Ja.«

»Ist er …?«

»Wir haben ihn noch nicht gefunden. Aber es besteht kaum noch Hoffnung.« In diesem Augenblick hasste Larsson seinen Job. Derartige Nachrichten zu überbringen, ist deprimierend. Wo immer der Tod auftaucht, bringt er Leid.

Er hörte, wie der Mann aufschrie.

»Es tut mir sehr leid.« Larsson wartete einen Augenblick, bis der Mann sich ein wenig gefangen hatte. »Haben Sie die Möglichkeit, zu Ihrer Frau zukommen? Sie ist mit ihren Nerven völlig fertig, und gemeinsam ist es immer ein wenig leichter, eine so schwere Zeit zu überstehen.«

»Gleich?«

»Vielleicht sollten Sie in diesem aufgeregten Zustand nicht in ein Auto steigen. Außerdem fährt es sich im Hellen sicherer.«

»Ja, da haben Sie recht. Ich muss außerdem erst die Weichen in der Firma stellen. Da kann man nicht einfach verschwinden.«

Das ist gut so. Das lenkt den Mann ab.

»Haben Sie Freunde, bei denen Sie heute übernachten können?« , fragte Larsson.

»Meine Schwiegereltern wohnen in Mariendorf. Ich weiß aber nicht, ob ich es ihnen schon sagen kann.«

»Und sonst? Haben Sie sonst noch jemanden, mit dem Sie reden könnten?«

»Ja, natürlich.«

Larsson gab ihm seine Telefonnummer und sagte, dass er die ganze Nacht anrufen könne, wenn er nicht zurechtkäme.

Als er die Tür zu seinem Büro öffnete, sah er, dass die Psychologin Maria Halmer beruhigt hatte. Sie weinte nicht mehr, während Dr. Endrigkeit mit ihr sprach und ihre Hand streichelte, und sie antwortete leise und unaufgeregt.

Wie hat sie das nur fertiggebracht?Frauen unter sich …

»Ich habe mit Ihrem Mann gesprochen«, sagte Larsson. »Er wird voraussichtlich morgen gegen Mittag kommen.«

»Oh Gott«, entfuhr es ihr.

Larsson sah sie fragend an.

»Davor fürchte ich mich. Er wird mich umbringen.«

»Ist Ihr Mann gewalttätig?« , fragte Larsson.

Maria Halmer schien zu überlegen, war sich nicht schlüssig, was sie antworten sollte. »Nein. Aber beim Verlust seines Sohnes kann ich nicht einschätzen, wie er reagieren wird. Er wird in jedem Fall mir die Schuld geben. Wie er dann reagiert … Ich weiß es nicht.«

Larsson gab ihr seine Visitenkarte. »Speichern Sie die Nummer als Kurzwahl in Ihr Handy ein. Wenn Sie Angst bekommen, rufen Sie mich an. Wollen Sie das so?« Sie nickte. »Können Sie die Nummer speichern, sodass sie mit einem einzigen Druck auf das Zahlenfeld die Verbindung herstellt?«

»Ja.«

»Gut. Dann werden Sie jetzt in Ihr Quartier gehen und versuchen, die Nacht zu schlafen.«

Die Frau lachte hysterisch auf. Nicht laut, aber der Ton war alarmierend genug, dass Dr. Endrigkeit den Kopf leicht schüttelte.

Larsson schaute sie fragend an.

»Ich werde Sie jetzt nach Hause begleiten und Ihnen etwas zur Beruhigung geben«, sagte die Psychologin. »Sie können dann schlafen und wieder Kraft schöpfen. Die werden Sie dringend brauchen.«

In diesem Augenblick machte sich mit einer Musik aus der »West Side Story« das Smartphone von Frau Halmer bemerkbar. Mit zitternden Händen nahm sie es hoch.

»Versuchen Sie ganz ruhig zu bleiben«, sagte Larsson. »Können Sie es laut stellen?« Dann nickte er der Frau zu.

»Ja, Luan.« Ihre Stimme war kaum zu hören.

»Die Polizei hat mich angerufen.«

»Ich weiß.«

»Magnus ist tot?«

»Sie haben ihn noch nicht gefunden.« Sie schluchzte auf.

»Du konntest es nicht verhindern?«

»Ich habe mich nur fünf Sekunden von ihm abgewendet, um Laura beim Anziehen ihrer Hose zu helfen«, sagte sie kleinlaut.

»Du weißt schon, was das bedeutet?«

»Wir haben eins unserer Kinder verloren, Luan, und das ist furchtbar.«

»Du hast eins unserer Kinder verloren. Unsere Familie ist damit zerstört.«

Wieder schluchzte die Frau auf. »Ich weiß.«

»Ich werde versuchen, morgen Mittag auf der Insel zu sein. Dann werden wir über die Angelegenheit reden.«

»Ja, ich weiß das, Luan«, wiederholte sich die Frau.

Sie wollte noch etwas sagen, aber die Leitung war tot.

Was für ein lausiger Armleuchter,dachte Larsson. »Ihr Mann ist aufgeregt«, sagte er. »Das muss man verstehen. Morgen sieht es bestimmt schon wieder ganz anders aus.«

»Sie kennen meinen Mann nicht. Der Junge war alles für ihn.«

Die Psychologin schaute Larsson fragend an.

»Er wird sich wieder beruhigen müssen«, stelle Larsson fest. »Manche Tatsachen, die das Leben schreibt, sind unumstößlich.«

»Der Tod gehört dazu«, sagte Maria Halmer leise.

Larsson widersprach nicht.

*

Am Donnerstag, dem 10. August, kurz vor zwei am Nachmittag, kam Familie Halmer ins Kommissariat in die Seestraße in Heringsdorf. Auf ihrem Weg wurden sie wieder von dem großen Hubschrauber überflogen, der schon am Tag zuvor mehrfach beim Anflug in der Luft über den Kaiserbädern zu sehen war.

Kriminalkommissar Karl Simons wurde über das Kommen der Halmers verständigt und ging, um sie aus der Wache abzuholen.

»Ist das der Kommissar?« , fragte Luan Halmer seine Frau.

»Nein.«

Luan Halmer drehte sich zu Simons herum. »Wo ist der Kommissar von gestern, der mit meiner Frau gesprochen und mich angerufen hat?«

Das ist der Ton, den Machtmenschen anschlagen, wenn ihnen etwas gegen Strich geht,dachte Simons. »Kriminalhauptkommissar Larsson ist außer Haus. Ihre Frau und ich kennen uns schon seit gestern. Bitte kommen Sie mit in unser Büro«, sagte er in ruhigem Ton. »Kriminalhauptkommissar Larsson wird jeden Augenblick da sein. Wir haben vor einer Viertelstunde telefoniert. Da war er auf der Rückfahrt von Wolgast«, fuhr er fort, während sie die Treppe hinaufstiegen.

Sie gingen ins Büro der Kommissare. Simons bot ihnen Stühle an. Maria Halmer nahm ihre Tochter auf den Schoß.

»Ich habe gerade den Hubschrauber gesehen«, stellte Luan Halmer fest. »Hat sich an der Situation etwas geändert?«

»Nein, nichts.«

»Wie kann es sein, dass die Polizei das Kind nicht findet?«

»Das haben wir uns auch gefragt. Deshalb hat ja auch eine Besprechung bei der Wasserschutzpolizei in Wolgast stattgefunden. Aber ich kenne die Antwort auf unsere Fragen schon …«

»So? Dann sind Sie der Einzige, der die Antworten schon kennt.«

»Ich bin hier aufgewachsen. Es sind besonders gefährliche Querströmungen, die sich bei ablandigem Wind bilden. Die Wellen, die sich dann am Strand brechen, sind relativ klein, und der Sog verursacht diese ungeheuer tückischen Strömungen, die sehr gefährlich sind.«

»Warum kann man davor nicht rechtzeitig warnen?« , bohrte Halmer nach.

»Weil sie punktuell auftreten, also niemals gleichmäßig, und schon deshalb nicht zu kontrollieren sind.«

»Ich muss mal«, quengelte die Kleine.

»Komm«, sagte Maria Halmer zu ihrer Tochter und stellte sie auf die Beine, »steh ein wenig auf.«

»Geh mit ihr! Du kennst das Ergebnis, wenn du es nicht tust.«

Es war ein Befehl, kein Hinweis.

Simons hatte Mühe, sich zu beherrschen. Aber er tat es, wenngleich mit Widerwillen. »Auf dem Gang, die zweite Tür links«, sagte er.

Sein Telefon klingelte.

»Gibt es etwas Neues?« , fragte Larsson. »Ich würde noch schnell ins Brauhaus essen gehen.«

»Die Familie Halmer ist da.«

»Schön, dann komme ich gleich.« Larsson tat etwas, das ihm als Feinschmecker eigentlich zuwider war. Er hielt an einem Stand und kaufte sich eine Bockwurst. Wenig später fuhr er auf den Parkplatz seiner Dienststelle.

Maria Halmer kam mit dem Kind von der Toilette zurück und nahm ihren Platz wieder ein.

Als er ins Büro der Kommissare kam, spürte Larsson die Spannung zwischen Luan Halmer und Simons sofort. »Kann ich irgendetwas helfen?« , fragte er in leichtem Ton.

»Ich habe erwartet, Sie hier zu treffen, nachdem Sie gestern mit mir telefoniert haben«, sagte Luan Halmer vorwurfsvoll.

»Die Polizei, Herr Halmer, hat nicht nur eine Baustelle. Aber um zur Beruhigung beizutragen, will ich Ihnen sagen, dass ich auch am Vormittag ausschließlich damit beschäftigt war, die Hintergründe zu dem Unfall Ihres Sohnes abzuklären. Und auch gestern Abend haben wir unser Möglichstes getan. Die groß angelegte Suchaktion musste am Abend gegen zehn Uhr wegen der hereinbrechenden Dunkelheit zunächst unterbrochen werden. Heute ist die Tauchergruppe der Polizei da und beteiligt sich seit dem frühem Morgen intensiv an der Suche.«

»Ohne Erfolg nehme ich an.«

»Bisher leider ohne Erfolg.«

»Sie sind also sicher, dass es ein Unfall war?«

»Ja.« Larsson zog sich einen Stuhl heran, der vor dem Schreibtisch Rolf Andresens stand, stellte ihn seitlich an den Schreibtisch Simons’ und setzte sich. Von hier konnte er auf kürzeste Distanz Halmer in die Augen schauen. »Es gibt keinen Grund für eine Annahme, dass Ihr Sohn anders zu Tode gekommen sei als durch einen Unfall.«

»Wie können Sie das so bestimmt sagen, obwohl Sie noch nicht einmal seine Leiche gefunden haben?«

»Es ist die Essenz dessen, was wir durch die Befragungen sowohl Ihrer Frau als auch der Helfer vor Ort herausgefunden haben. Aber wenn wir Ihren Sohn finden, wird selbstverständlich die Beurteilung der Rechtsmedizin eine abschließende Rolle spielen.«

Larsson dachte an einen Fall, der sich Mitte der neunziger Jahre in Berlin zugetragen hatte. Eines Morgens wurde er verständigt, dass ein junges Mädchen am Müggelsee aufgefunden worden war. Sie hatte einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, und die Ermittler waren sich sicher, dass eine natürliche Todesursache ausschied. Doch dann kam die Wendung durch die Rechtsmedizin. Der leitende Rechtsmediziner konnte nachweisen, dass die Verletzungen nicht durch einen Schlag, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Drehung einer langsam laufenden Schiffsschraube hervorgerufen worden war.

»Werden Sie meinen Magnus überhaupt finden?«, fragte Luan Halmer.

»Das weiß ich nicht. Niemand kann das mit letzter Sicherheit wissen. Wir haben aber vereinbart, dass wir bis zum Sonnabend weitersuchen lassen. Dann allerdings …« Larsson beendete den Satz nicht.

»Da die Chance so gering ist, werden wir heute hier unsere Zelte abbrechen und nach Berlin zurückgefahren«, sagte Halmer.

Larsson antwortete mit einer Verzögerung. »Es ist sicher gut, wenn Sie einen Abstand zwischen sich und den Unglücksort bringen. Ich werde Sie in jedem Fall davon verständigen, wenn sich eine Änderung in unseren Ermittlungen ergibt.«

»Haben Sie noch Fragen an meine Frau oder an mich?«

»Im Augenblick nicht.«

Luan Halmer stand auf und machte seiner Frau mit einer Kopfbewegung klar, dass sie mitzukommen habe.

Als die Halmers das Büro verlassen hatten, sagte Simons: »Ein unangenehmer Mensch, dieser Halmer.«

»Du solltest nicht so hart urteilen, Karl. Er hat seinen Sohn verloren, also befindet er sich in einer Ausnahmesituation.«

*

Zwei Tage später passierte etwas Ungeheuerliches. Die inzwischen angereiste und bei der Suche eingesetzte Tauchergruppe fand anstatt des ertrunkenen Kindes einen Mann, der mit einer Harpune regelrecht an eine der Spanten linksseitig des Kiels des Fischerbootes Seefalke angenagelt worden war. Das Boot war über Nacht nicht an Land gezogen worden, weil der alte Belarus-Traktor, der diese Aufgabe zu übernehmen hatte, nicht ansprang. Deshalb lag der Seefalke nur etwa hundert Meter vom Strand entfernt auf Reede.

Die Aufregung war verständlicherweise groß.

Noch während die Männer der Spurensicherung und der Tauchergruppe das Opfer von allen Seiten fotografierten, wurde Larsson durch den Kriminal-Dauerdienst zur Fundstelle geschickt.

Larsson begrüßte seinen Kollegen, den Leiter der Tauchergruppe Kurt Salomon. »Ich habe nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen werden.«

Sie gaben sich die Hand.

»Vielleicht sollten wir hier eine Dependance einrichten«, frotzelte Salomon mit einem Augenzwinkern. Er öffnete das Fahrerhaus des Taucher-Basisfahrzeuges, das bis an den Ermittlungsort herangefahren war. Neugierige Urlauber standen herum und mussten immer wieder auf Distanz gebracht werden.

Hauptkommissar Salomon klappte den Laptop auf, der im Führerhaus auf dem Sitz lag. »Ich zeige Ihnen, was meine Leute vorgefunden haben.« Nacheinander rief er einige Bilder ab.

»Das ist eine inszenierte Hinrichtung«, sagte er.

»Hast du das Gesicht in einer Großaufnahme?«

Wieder klickte der Hauptkommissar einige Bilder an und vergrößerte dann das Bild, das das Gesicht des Toten optimal zeigte.

»Wow!«, sagte Larsson. »Das Gesicht kenne ich.«

*

Larsson wählte die Handynummer von Kriminalkommissar Rolf Andresen.

»Andresen, guten Tag.« Natürlich musste er es auf dem Display längst gesehen haben, wer ihn zu erreichen versuchte.

»Es ist etwas eingetreten, was mich veranlasst, dich zu bitten, schnellstmöglich zurückzukommen.«

»Nichts ist so wichtig, dass es mich von meinem wohlverdienten Kurzurlaub abhalten könnte«, sagte Andresen, und Larsson konnte unschwer heraushören, dass seinem Mitarbeiter die Störung absolut nicht passte.

»Du erinnerst dich an Smirnov?«

»Der Kerl, der an einem Puff in Greifswald beteiligt ist?«

»Kein Puff, an einem Escort-Service.«

»Das ist doch dasselbe.«

»Beinahe.«

»Du kannst nicht verwinden, Lasse, dass du den Fall nicht aufgeklärt hast«, maulte Andresen. »Wie hieß sie gleich, die Kleine, mit der wir ihn in Verbindung gebracht hatten?«

»Anastasija Saizew«, las Larsson den Namen vom Bildschirm seines Computers.

»Anastasija Saizew«,Andresen ließ den Vornamen der ermordeten Frau langsam auf der Zunge zergehen. »Das war mal ein verdammt hübsches Frauenzimmer«, sagte er.

»Deine Frau scheint nicht in der Nähe zu sein«, sagte Larsson.

»Sie feilscht vor dem Boot um einen Fisch, den wir zu Abend machen wollen.«

»Smirnov ist tot.«

»Ermordet«, stellte Andresen sachlich fest, als wüsste er bereits über den Fund Bescheid.

»Mit einem Pfeil aus einer Harpune aufgespießt an die Planken eines Fischerbootes.«

»Huuiiiiii«, entfuhr es Andresen.

»So ähnlich habe ich auch reagiert. Wo bist du eigentlich?«

»In Polen.«

»Witzbold.«

»Du willst mich nicht etwa fragen, wann ich in Heringsdorf sein kann?«

»Genau das möchte ich. Ich brauche jetzt jeden Mann und ganz besonders deine Mitarbeit. Du warst ganz dicht an dem Mann dran.«

Einen Augenblick blieb es still.

»Bist du noch da?« , fragte Larsson.

»Ja, ich überlege gerade, wie ich am schnellsten im Kommissariat sein kann … Ich bin in Gmina Wolin. Bis Heringsdorf sind es ungefähr 40 Kilometer. Schneller als mit dem Boot geht es mit dem Auto«, antwortete Andresen.

»Dann nimm dir bitte ein Taxi auf Staatskosten.«

»Und das Boot?«, widersprach Andresen.

»Ja, das Boot. Es hat doch einen Motor.«

»Natürlich hat es das. Avinrude – Außenbordmotor, sechs PS. Schließlich ist ein Jollenkreuzer ein Segelboot«, sagte Andresen dozierend.

»Dann kann doch deine Frau …«

»Vergiss es. Sie hat keinen Bootsführerschein. Aber mir wird schon etwas einfallen.«

Es ist der Zeitpunkt, der darüber entscheidet, ob ich deine Beförderung vorantreibe,dachte Larsson, der Punkt auf dem i!

Andresen wiederum dachte einen Augenblick darüber nach, wie er seinen mit dem erstandenen Fisch auf den Jollenkreuzer kommenden Drachen zu einem Abbruch der kleinen Reise bewegen könnte.

»Ich muss jetzt auflegen, komme aber so schnell, wie ich irgend kann.«

»Hast du gesehen, wie ich den Polen abgehandelt habe?« , fragte seine Frau triumphierend, als sie wieder an Bord war. »Den ganzen Kerl habe ich für sieben Euro gekauft.« Stolz zeigte sie einen großen Dorsch, der in braunes Packpapier eingewickelt war.

»Ist er frisch?«

»Schau auf die roten Kiemen und die Augen!« Seine Frau lächelte kurz. Dann hatte sie bereits spitzgekriegt, dass irgendetwas nicht stimmte. »Was ist los?«

Andresen schaute zum Steg. Der polnische Fischer stand nun da und handelte mit einem anderen Kunden, der ebenfalls an einem seiner Fische interessiert war und mit seinem Boot ganz am Ende des Steges lag. »Was soll schon sein?«

»Du brauchst dich nicht zu verstellen, Rolf. Ich kenne dich zu genau, um nicht zu wissen, dass etwas faul im Staate Dänemark ist.«

Obwohl Andresen seine Frau liebte, hasste er es, so schnell durchschaut zu werden. »Ich muss zurück ins Kommissariat.«

»Larsson pfeift, und mein Mann kuscht«, stellte sie lakonisch fest. »Wie stellst du dir das vor? Willst du mich hier allein sitzen lassen? Mit dem Boot? Du weißt, dass ich mich allein fürchte.«

Sie kokettiert wieder mit ihrer Furcht, dachte er. Und dann in diesem Ton? Als wenn das noch zöge.

»Larsson braucht jeden Mann, und ich bin derjenige, der das Opfer am besten kannte.« Er dachte an die Bootsnachbarn, mit denen sie seit einigen Jahren befreundet waren und mit denen sie sich trafen, wann immer ihnen das möglich war. »Lass uns Karol fragen, ob ihm etwas einfällt, wie unser Boot nach Neppermin kommen könnte.«

*

Kurz nachdem Larsson die Leitung zu Andresen unterbrochen hatte, kam Simons in sein Büro.

»Was mir überhaupt nicht schmeckt, Lasse«, begann er das Gespräch, »ist der Ton, den dieser Luan Halmer angeschlagen hat. Vor allem gegenüber seiner Frau war das mehr als nur unangebracht.«

»Wir haben jetzt andere Sorgen«, sagte Larsson. »Ich finde das auch nicht richtig, aber …«

»Luan … Luan … Ich habe mal gegoogelt. Ein Boxer heißt so. Luan Krasniqi, ein Kosovo-Albaner.«

»Karl«, mahnte Larsson.

»Ein Boxer ist genauso aggressiv, wie es Halmer war, und umgedreht.«

»Karl!« Larsson begann allmählich die Geduld zu verlieren. »Krasniqi ist ein Muster an Fairness.«

»Woher weißt du das?«

»Weil ich mir hin und wieder sonnabends Boxen im TV ansehe.«

»Du?« , fragte Simons entgeistert.

»Vor etwa vier Jahren gewann Krasniqi den Europameistertitel im Schwergewicht durch einen knappen Punktsieg über den deutschen Rechtsausleger René Monse.«

»Du wirst mir immer ein Rätsel bleiben, Lasse.«

»Und das ist wirklich gut so, Karl.«

»Ich habe gegoogelt«, bohrte Simons nach.

»Krasniqi, ich weiß es jetzt.«

Simons schüttelte den Kopf. »Luan … Luan Halmer … er war irgendwann einmal bei Facebook. Aber eigentlich war er nur dort, um Werbung für die Versicherung zu machen, bei der er angestellt ist. Dann fand ich ihn aber bei Yasni.«

»Und?«

»Dort steht im Eintrag Versicherungsagent«, stellte Simons fest.

»Ist er das nicht?«

»Ich denke eher nicht. Eine Versicherungsagentur ist ein selbstständiges Unternehmen, das für eine Mutterversicherung arbeitet. Er aber ist Angestellter, also Versicherungsangestellter.«

Larsson dachte einen Augenblick nach. »Ja, da ist etwas dran. Aber was besagt das schon? Vielleicht war er ja mal selbstständiger Versicherungsagent.«

»War er nicht.«

Beinahe hätte Larsson die Geduld verloren, aber irgendetwas warnte ihn, dass Simons mit seinem Misstrauen recht haben könnte. »Na schön, Karl, schau halt, ob etwas im Computer über ihn steht.«

»Das habe ich schon gemacht. Es gibt einige Einträge über evidente Geschwindigkeitsübertretungen mit dem Auto. Mit den Eintragungen in Flensburg ist er dicht an der Grenze, seinen Führerschein zu verlieren. Außerdem war er an einer Schlägerei beteiligt. Es wurde gegen ihn geklagt, aber die Anklage wurde niedergeschlagen. Das heißt, dass er in seiner Explosionskraft gewissermaßen ein kleiner Krasniqi ist.«

Larsson nickte. »Das kann durchaus sein. Dennoch ist für uns der Fall abgeschlossen, sobald die Suche nach dem Leichnam des Kindes beendet wird und der Abschlussbericht vorliegt.«

Karl Simons wollte noch etwas sagen, doch Larsson unterbrach mit einer Handbewegung. »Abgeschlossen, Karl, ist abgeschlossen.«

Verstimmt verließ Simons das Büro seines Chefs.

Larsson holte sich wieder das Piktogramm vom Ermittlungsvorgang des Frühjahrs. Man hatte Anastasija Saizew gefunden, eine Russin, die für einen Begleitservice gearbeitet hatte. Parallel holte sich Larsson ein Foto der Frau auf den Bildschirm. Andresen hatte recht. Sie war ausgesprochen schön mit braunen Augen und dunklen Haaren.

Bei einer Drückjagd wurde sie gefunden. Es war kalt im Winter 2005 und in den ersten Monaten des Jahres 2006 gewesen. Schnee hatte gelegen und die Frau, die möglicherweise bis zu drei Wochen unter der Schneedecke begraben war, zugedeckt.

2. Kapitel

7. Januar 2006

Die russische Weihnacht ist etwas ganz Besonderes.

Erst kamen Weihnachtslieder aus den Boxen, intoniert vom Moskauer Kathedralchor. Anschließend russische Weihnachtsmusik von Alfred Reed, gespielt von der SHW-Bergkapelle unter der Leitung von Philip Walford. Es war eine Liveübertragung aus dem Dreikönigskonzert in der Stadthalle Aalen.

»Ich habe etwas aus Petersburg für dich mitgebracht, Anastasija«, sagte Fedor Artjomowitsch Smirnov. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie flüchtig auf den Mund. »Eine Belohnung für deinen unermüdlichen Einsatz fürs Vaterland.«

Anastasija gab ihre Liegestellung auf und setzte sich. Smirnov ließ sich neben sie auf die Couch fallen. Er zog ein kleines Kästchen aus der Tasche und öffnete es.

»Oh … Was für ein schönes Stück!«

»Es gefällt dir?«

»Was für eine Frage. Der Ring ist wunderschön.«

Smirnov nahm den Ring aus dem Kästchen. »Er wird noch viel schöner, wenn er erst an deinem Finger steckt. Juwelen aus der Fabergé-Werkstatt waren über alle Jahre beliebte Sammlerobjekte.«

»Er ist von Fabergé?« , fragte Anastasija entgeistert. Sie schaute auf den geschliffenen Rubin, der von kleinen Brillanten eingefasst war. Die Farbe des roten Steines passte ausgezeichnet zu ihrem Lippenstift.

»Keines von den wundervollen Eiern, die bis 1916 entstanden sind. Aber er datiert aus dem Jahr 1916 – schau mal auf den Innenrand.«

»Мой Anastasjia до 16 день рождения –meiner Anastasija zum 16. Geburtstag«, sagte Anastasija leise. Sie war kreidebleich geworden.

»Es war zwei Jahre vor der Ermordung der Zarenfamilie«, stellte Smirnov fest, und er ist wie für dich gemacht.«

Sie wollte den Ring zurücklegen, doch Smirnov zog die Hand mit dem Kästchen weg.

»Mashka und Alyosha hat man ermordet. Aber von Anastasija fehlt jede Spur. Und da steht dein Name. Also nimm ihn, und bewahre ihn in Ehren auf«, sagte er.

Anastasija Saizews Augen wurden nass.

Grade habe ich das Gefühl, alles auf einmal stürzt auf mich ein. Versuche abzuschalten, mich abzulenken, aber mein Kopf ist nur noch am Arbeiten, wenn ich es schaffe, das Thema Geldverdienen wegzuschieben, dann kommt gleich das nächste, wie löse ich mich von diesem Mann? Er ist mein Untergang. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel. Doch Fedor Artjomowitsch wird mich vernichten, wenn ich ihn hängenlasse. Die vielen Reize bei der Betreuung zahlungsbereiter Kunden, gegen die ich mich immer schwerer abgrenzen kann, beschaffen mir ein gutes Auskommen, machen mich aber zur Edel-Hure. Ich habe keine Kraft mehr dazu, obwohl ich wieder im Funktionsmodus bin, wo ich doch nie mehr sein wollte, aber ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen …

»Du musst nicht gleich weinen. Oder sehe ich da Freudentränen? Übrigens, dazu gibt es noch ein wunderschönes Armband und ein Collier. Beides ist für dich reserviert.«

»Ich kann das nicht«, sagte Anastasija.

»Was kannst du nicht?« , fragte Smirnov eine Spur zu scharf.

»Der Ring gehört doch zum Zarenschatz, und dieser ist Eigentum unseres russischen Vaterlandes. Es wäre Diebstahl.«

Smirnov lachte auf. »Wir kaufen deutsche Expressionisten an und verkaufen sie mit großem Gewinn an die Oligarchen, die sich damit schmücken. Unsere Galerie macht Gewinn. Und du profitierst angemessen von diesem Gewinn.« Er legte das Foto eines Ölbildes auf den Couchtisch.

»Was ist das?«

»Ein Monet von 1867. ›Frau im Garten‹. Öl auf Leinwand.«

»Und?«

»Es hängt in der Eremitage in Sankt Petersburg. Wir haben einen Sammler aus Tokyo, der sich überaus für dieses Bild interessiert.«

»Und nun suchst du einen Kopisten, der das fertigbringt?«

»Ja.«

»Wenn der Japaner ein Sammler ist, wird er sicher schon ein oder zwei Werke das Malers besitzen.«

»Ja. So sagte er.«

»Und du glaubst, du könntest ihm eine Fälschung unterjubeln?« Jetzt war Anastasija Saizew nicht mehr das kleine, verletzliche Wesen, das sie eben noch zu sein schien.

»Genau das glaube ich nicht. Er will das Original, und das wird er bekommen.«

»Aus der Eremitage?« , fragte sie entsetzt. »Das wird nie im Leben klappen.«

»Dein Ring hat doch auch geklappt, oder?«

»Er ist klein. Und das Bild?«

»82 x 100 Zentimeter … Man wird es vorsichtig rollen. Dann kommt es mit einer Diplomatenmaschine nach Köln oder Berlin. Und dort holen wir es ab. Doch zuerst brauchen wir die Kopie. Sie muss nach Sankt Petersburg. Dort erfolgt der Austausch durch einen leitenden Mitarbeiter des Museums.«

»Du bist verrückt. Dieser Größenwahn kann verdammt teuer werden«, stellte Anastasija fest.

»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, mein Täubchen.«

Die Übertragung der russischen Weihnachtsmusik aus der Stadthalle Aalen war zu Ende gegangen. Wenig später erklang die Ouvertüre zu Wagners Rienzi. Smirnov hatte die Disc eingelegt. Er liebte Wagner. Die Musik Wagners vermittelte etwas Heldenhaftes. Und exakt das war es, was ihn aufbaute, so zu sein, wie er war – erfolgreich.

»Denk an das Collier …«, sagte er wie beiläufig. Er kannte Anastasijas erlesenen Geschmack und nutzte das bei jeder Gelegenheit aus.

»Woran hast du gedacht?«

»Unser Mann am Bodensee macht hervorragende Kopien. Sie sind besser, als ich sie je von einem asiatischen Meister gesehen habe. Weißt du warum? Den Asiaten fehlt der Sinn für europäische Historie. Du kannst dafür nicht einfach eine Leinwand und Farben aus einer modernen chinesischen Herstellung verwenden.«

»Aber?«

»Unser Mann am Bodensee malt Expressionisten, die vor Ort gelebt haben. Zumindest zeitweise wie Otto Dix. Was wir brauchen, ist ein Mann, der Impressionisten perfekt kopiert, und zwar so, als wäre das Bild tatsächlich rund 140 Jahre alt.«

»Dafür wirst du kaum jemanden finden«, widersprach Anastasija.

Smirnov lachte auf. »Sei nicht so voreilig.«

»Du hast schon jemanden im Auge?«

»Du kennst doch mein Organisationstalent!« Smirnov hustete. Es klang nicht gut, und Anastasija dachte, dass er sich wohl sehr erkältet haben musste.

Er stand auf und ging zum Fenster. Draußen war es bereits stockdunkel. Sie ist tüchtig, dachte er. Aber ihm wurde auch schlagartig bewusst, dass er sich mit seiner Offenbarung über den Petersburg-Deal gefährlich in ihre Hände begeben hatte. Leute wie er, das wusste er nur zu gut, schwebten ständig in Gefahr. Sie drohte von allen Seiten. Der deutsche Staat konnte seine Tätigkeiten entdecken. Oder schlimmer, die russische Staatsmacht, auch einer der betrogenen russischen Oligarchen. Einer der Kopisten konnte ihn erpressen, und selbst seine derzeitige Geliebte Anastasija war letztlich eine große Gefahr.

»Es gibt einen Mann, der das perfekt kann.«

»So …«

»Ich habe eine Telefonnummer«, sagte Smirnov. »Ich kann einen Termin für ein Gespräch vereinbaren.«

Es klang wie eine Frage, nicht wie eine Feststellung.

»Aber?«

»Die Krux ist, dass er verdammt vorsichtig ist.«

»Ist das nicht jeder, der sich auf so etwas einlässt?«

Aus der Ferne klang das Bellen eines Hundes aus der Nachbarschaft an ihr Ohr.

»Was ist das für ein Bellen?«

»Der Wind trägt die Geräusche heran«, stellte Smirnov fest. »Es ist der große Köter des Bauern am Wald. Ich kenne seine Stimme.«

Mit einem Mal war das Geräusch des Hundes weg.

»Sie haben ihn sicher reingenommen. Was soll die Kreatur auch bei dieser Kälte draußen.« Smirnov schob sich vom Fenster ab und ging zu der kleinen Bar. Er goss sich einen Malt Whisky ein und hob das Glas hoch, sodass sie es sehen konnte. Er meinte es gut mit sich. »Du auch einen?« , fragte er.

»Nein. Ich wette, dafür hast du auch schon eine Lösung«, sagte Anastasija.

»Wofür?« , fragte Smirnov. Es war eigentlich nicht sein Art, unaufmerksam zu sein. Einen Augenblick hatte er sich von dem Gebell des Köters ablenken lassen. Er tauchte vor ihm wie aus dem Nichts auf. Groß, grau-schwarz wie ein Wolf und sehr gefährlich. Sobald er einen Fremden sah, fletschte er seine Zähne. Man tat gut daran, ihn nicht zu provozieren.

»Die Überwindung der Krux«, sagte sie ruhig. »Wie?«

»Er liebt junge Frauen.«

Anastasija Saizew lachte auf. »Ist dein Held nicht verheiratet?«

»Doch. Der erste Kontakt kam auch über die Frau. Sie hält dort wohl die Fäden in der Hand. Geschäftlich meine ich.«

Anastasija dachte kurz nach. »Da würde ich an deiner Stelle eher vorsichtig sein. Wenn sie verärgert wird, lässt sie jede mögliche Verbindung zu dir sausen. Und nichts verärgert eine Frau mehr, als wenn ihr Mann fremdgeht und dabei auch noch von möglichen Geschäftspartnern gefördert wird.«