Montana Wild: Deutsche Übersetzung - Vanessa Vale - E-Book

Montana Wild: Deutsche Übersetzung E-Book

Vale Vanessa

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Beschreibung

Violet Miller ist eine Lehrerin, die ihre Sommerferien genießt, bis sie als Verstärkung zu einem Notfall gerufen wird – einem Notfall der Beziehungsart. Sie stimmt zu, einer alten Flamme zu helfen, indem sie vorgibt, seine Freundin zu sein. In Alaska. Auf einem Familientreffen. Da der Mann ein gut aussehender Arzt der Größe eines Holzfällers ist, den sie nie ganz vergessen konnte, wird es nicht allzu schwer sein, eine Beziehung vorzutäuschen – während sie sich mehr wünscht.

Mike Ostranski ist ein verzweifelter Mann im Urlaub. Seine Mutter will Enkel und hält eine verrückte Frau aus Alaska für die perfekte Kandidatin als Schwiegertochter. Mike braucht Violet an seiner Seite, um die Avancen dieser Frau abzuwehren.

Eine Woche als Freund und Freundin in Alaska sollte ihnen leichtfallen. Sie sind zusammen aufgewachsen, hatten sogar eine kurze Affäre miteinander. Was könnte da schon schief gehen?


 

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Montana Wild

Kleinstadt-Romantik-Serie - Buch 4

Vanessa Vale

Copyright © 2018 von Vanessa Vale

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf elektronische oder mechanische Art reproduziert werden, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Autorin, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Umschlaggestaltung: Bridger Media

Umschlaggrafik: Fotolia: Jag_cz; Period Images

Inhalt

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

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ÜBER DIE AUTORIN

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Blurbs

Violet Miller ist eine Lehrerin, die ihre Sommerferien genießt, bis sie als Verstärkung zu einem Notfall gerufen wird – einem Notfall der Beziehungsart. Sie stimmt zu, einer alten Flamme zu helfen, indem sie vorgibt, seine Freundin zu sein. In Alaska. Auf einem Familientreffen. Da der Mann ein gut aussehender Arzt der Größe eines Holzfällers ist, den sie nie ganz vergessen konnte, wird es nicht allzu schwer sein, eine Beziehung vorzutäuschen – während sie sich mehr wünscht.

Mike Ostranski ist ein verzweifelter Mann im Urlaub. Seine Mutter will Enkel und hält eine verrückte Frau aus Alaska für die perfekte Kandidatin als Schwiegertochter. Mike braucht Violet an seiner Seite, um die Avancen dieser Frau abzuwehren.

Eine Woche als Freund und Freundin in Alaska sollte ihnen leichtfallen. Sie sind zusammen aufgewachsen, hatten sogar eine kurze Affäre miteinander. Was könnte da schon schief gehen?

1

Sommerferien. Kein Wort klang verlockender für Kinder. Davon träumten sie das ganze Schuljahr über. Für mich waren sie genauso wichtig, ließen mich mitten im Winter, wenn die langen Sommertage noch Monate entfernt waren, in Tagträumen verlieren. Nein, ich bin nicht dreizehn. Tatsächlich bin ich neunundzwanzig. Ich bin Violet Miller und Lehrerin. Eine Lehrerin der ersten Klasse, um genau zu sein. Als also letzte Woche die Schulglocke zum letzten Mal für dieses Schuljahr läutete und die Kinder schreiend durch die Türen der Crestview Elementary rannten, erpicht darauf, Fahrrad zu fahren, zu schwimmen, zu campen und all die anderen Möglichkeiten zehn wöchiger Sommerferien auszuschöpfen, war ich nur ungefähr fünf Minuten hinter ihnen.

Ich würde leider nicht hinter einem Limonadenstand stehen oder die Wasserrutsche im Schwimmbad hinabsausen. Stattdessen würde ich meine Tage damit verbringen, im Goldilocks zu arbeiten, Bozemans einzigem Erotikshop. Ich würde Fliegenfischen, Wandern und Campen an meinen freien Tagen unterbringen müssen. Zumindest bis meine Schwester Veronica von ihrem Roadtrip quer durchs Land zurückkehrte.

„Nein, Liebes, du kannst nicht die mit Geschmack mit denen, die im Dunkeln leuchten, vermischen“, erklärte mir Goldie West, als ich die Schachteln besonderer Kondome auffüllte. Goldie hatte den Laden vor Ewigkeiten eröffnet und kümmerte sich seitdem um alle ungewöhnlichen und einige äußert kinky Vorlieben. Beide, sie und der Laden, waren Bozemans Ikonen. Berühmt berüchtigt und schräg.

Goldie war wie ein Tasmanischer Teufel. Sie hatte fluffige Haare, lange Nägel und besaß die Fähigkeit, jeden in ihrem Weg ins Chaos zu stürzen. Heute leuchteten ihre Nägel in einem Zuckerwatte-Rosa und ihre blonden Haare waren nach oben frisiert wie die einer Südstaaten Schönheitskönigin. Sie trug ein T-Shirt mit einem roten Paillettenherz in der Mitte, eine schwarze Caprihose und schwarze Pantoffel. Für eine Frau Anfang Siebzig sah sie verflucht gut aus, obwohl ich mir nicht sicher war, ob all der Haarspray so gut für ihre Gesundheit war.

Sie hatte das Gedächtnis eines Elefanten. Sie kannte nicht nur jeden in der Stadt – deren Brüder, Cousins, Ehefrauen, Zahnärzte – sondern erinnerte sich auch an alles über sie, seit Anbeginn der Zeit. Nichts entging ihr oder ihrem telefonbuchartigen Gehirn. Wegen dieser einzigartigen und oftmals nervigen Fähigkeit versuchte ich, mich in ihrer Gegenwart so unauffällig wie möglich zu verhalten. Goldie wusste alles über Veronica, weil sie seit dem College eine treue Angestellte war, aber nur weil ich ihre eineiige Zwillingsschwester war, hieß das nicht, dass ich das auch wollte. Ich wollte nicht, dass Goldie wusste, was ich vorhatte, nicht dass ich in diesem Sommer viel vorhatte.

„Ups, Sorry“, erwiderte ich, betrachtete die Packungen aufmerksamer und sortierte den Inhalt in das richtige Regal ein. Es war mein erstes Mal in der Kondomabteilung, da ich nur auf Kurzzeitbasis für Veronica einsprang. Sie hatte momentan in Florida und seinem schwülen Sommerwetter mit ihrem Freund Jack Reid ihren Spaß. Sie packten dort seine Besitztümer ein und würden dann quer durchs Land zurückfahren. Da wir in Montana wohnten, einige Zeitzonen entfernt, würden sie ein paar Wochen weg sein.

„Hast du ein paar von den Sachen ausprobiert, die ich für dich in die Schachtel gepackt habe?“ Goldie stand an der Theke und zog rote Spitzentangas aus einer braunen Versandtasche. Bei einer normalen Durchschnittsperson würde sich ein Gespräch über eine Schachtel von einer Freundin vielleicht um weitergereichte Kleider oder sogar selbstgebackene Kekse drehen. Bei Goldie ging es um Warenproben des Goldilocks: Nippelklemmen, einen Vibrator, ein Probefläschchen Gleitgel, Duftlotionen und andere Dinge, deren Namen ich immer noch nicht so genau wusste. „Ich hoffe, das Goldilocks Trainingsprogramm hat geholfen.“

Bei was? Meinen selbst verschafften Orgasmen oder beim Erlernen der A-und-Os eines Erotikshops? Nippelklemmen waren nichts, was man allein verwendete, und wenn ich ihr erzählen würde, dass ich den Vibrator ausprobiert hatte, würde sie diese kleine wertvolle Information benutzen, wenn ich es am wenigsten erwartete. Sie fischte hier und zwar nicht nach Forellen.

Ich versuchte mich an einigen meiner Yoga Atemübungen, damit ich nicht die Kondomschachtel in meiner Hand zerquetschte. Goldilocks‘ Training bestand darin, zehn vorausgewählte Filme der schmutzigsten Sorte zu schauen, eine Auswahl Sexspielzeuge zu testen, deswegen auch die Schachtel für Zuhause, sowie einen Ausflug zum nächstgelegenen BDSM Club zu machen, der auf halbem Weg nach Butte lag. All das musste innerhalb des ersten Monats der Anstellung erledigt werden. „Ähm, ja“, antwortete ich, wobei ich hoffte, dass ich einigermaßen nonchalant wirkte. Da ich nur für einige Wochen einsprang, hoffte ich, dass ich nicht alle Anforderungen erfüllen würde müssen. Ich kannte niemanden, den ich anrufen könnte, um mit mir zu einem Club zu gehen, der sich verschiedenen kinky Lebensstilen verschrieben hatte. Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass sich Goldie freiwillig melden würde, aber das war ein Mädelsabend, über den ich nicht einmal nachdenken wollte.

„Es ist genauso, wie wenn du im Küchengerätefachmarkt im Einkaufszentrum arbeiten würdest. Wenn du ein Produkt verkaufen möchtest, musst du es zuerst ausprobieren. Meine Mitarbeiter müssen Experten auf diesem Gebiet sein, denn die Leute zählen auf uns.“ Sie hatte ordentliche kleine Stapel verschieden großer Dessous vor sich auf der Theke errichtet.

Goldie redete, als ob wir Feuerwehrautos oder Rettungswesten testen würden und die Sicherheit und das Wohlbefinden einer Person auf dem Spiel stünden. Tatsächlich hatte ich die vergangen drei Abende damit verbracht, Big Boobs III, Junk in the trunk und Rump Pumping zu schauen. Es war nach wie vor fraglich, ob mir all diese Pornos die Expertise verleihen würden, die ich brauchte, um im Goldilocks zu arbeiten oder mich eher auf eine Zweitkarriere als Pornostar vorbereiteten.

Traurigerweise war das Anschauen dieser Filme das Einzige in Bezug auf Sex, was ich seit langer Zeit getan hatte. Mein Sexleben war praktisch nicht existent. Außer man rechnete den Vibratortest aus Goldies Schachtel mit ein. In dieser Schachtel steckte mehr, als ich verkraften konnte. Zumindest allein. Sie hatte mir alles für mein sexuelles Vergnügen bereitgestellt und dann noch mehr. Alles außer einem Mann.

„Richtig. Küchengeräte.“ Ich beendete das Auffüllen der Kondome, die im Dunkeln leuchten, und wandte mich denen mit Piña Colada Geschmack zu. „Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das das Gleiche wie Kochen ist.“

Goldie wackelte mit den Augenbrauen, ihre hochtoupierten Haare hoben sich einen Zentimeter. „Aber es kann genauso heiß werden.“

Ich konnte nicht anders, als meine Augen zu verdrehen.

„Wie deine Geschichte.“ Sie deutete wieder mit ihrem Finger auf mich und wechselte das Thema. „Uiui, das letzte Kapitel hat mich wieder direkt in die Menopause befördert. Hitzewallungen und alles.“

Ich musste den Kopf schütteln, während sie begann, sich mit Reizwäsche vor dem Gesicht Luft zu zufächeln. Klar, dass Goldie ein winziges schwarzes Strumpfband für das perfekte Werkzeug hielt, um ihre überhitzte Fantasie abzukühlen.

„Gut“, sagte ich, während ich mit mehr Kraft als nötig, die Kondome in die Regale stopfte. „Du hast mich zwei Monate in den Wahnsinn getrieben, damit ich dieses dumme Buch fertig schreibe. Und ich hab nicht mal hier gearbeitet!“

Insgeheim freute ich mich. Dass Goldie, die Königin der Erotik, etwas, das ich geschrieben hatte, gemocht hatte und deswegen sogar in Wallungen geraten war, gab mir ein gutes Gefühl. Ein Erstklässler-Goldstern für mich. Ich hatte viele lange Nächte damit verbracht, an der Geschichte zu arbeiten, sie auszuschmücken und hatte mein ganzes Herzblut hineingesteckt, aber das würde ich ihr nicht verraten. Mein Geheimnis, eine Erotikromanautorin zu sein, hatte ich schon seit…nun, immer, für mich behalten. Und so würde es auch bleiben – ein Geheimnis.

„Du hast ja auch lang genug gebraucht.“ Sie legte den Spitzenfetzen auf die Glastheke. „Und es ist nicht dumm. Es ist H-E-I-ß, heiß.“

„Es ist Wortporno“, erklärte ich ihr, womit ich ihr meinen Lieblingsbegriff für meine schlüpfrige Schreiberei nannte. Goldie hatte auch Veronica dazu gezwungen, ein Buch anzufangen, aber hatte sie vom Haken gelassen, als sie sich in Jack Reid verliebt hatte. Da Veronica einen echten, lebenden, sexy Kerl für sich hatte, brauchte sie keinen Fiktiven mehr, den man in einem Liebesroman finden konnte.

Da Goldie meinen Singlestatus zu ihrer nächsten Lebensaufgabe ernannt hatte, hatte sie mich attackiert. Und mit mir gerungen, mich beschwatzt, mich belästigt, bis ich einen heißen, erotischen Liebesroman geschrieben hatte. Ich hatte den Großteil meines erwachsenen Gejammers vorgetäuscht, da ich Goldie nicht wissen lassen wollte, dass ich mich nach einer Entschuldigung sehnte, einen Wortporno zu schreiben. Ein sexy Buch mit der Ausrede, dass Goldie mich dazu gezwungen hat, zu schreiben, verhinderte, dass mein Geheimnis ans Licht kam. Jeder in der Stadt war zu irgendeinem Punkt in seinem Leben von Goldie zu irgendetwas gezwungen worden. Außerdem hatte ich angenommen, dass selbst Goldie schockiert sein und mich nicht weiter belästigen würde, wenn ich das erotische Buch schrieb, das ich hatte schreiben wollen, wenn ich die Worte aufschrieb, die ich in mir eingeschlossen hatte. Aber nein. Das hatte ihren Elan, das Buch bis zum letzten Satz zu lesen, nur noch verstärkt. Ich hatte das Buch während des Memorial Day Wochenendes fertiggestellt, eine perfekte Ablenkung von den Zeugnissen, die ich eigentlich hätte schreiben sollen.

„Wortporno, das ist gut. Da ist auf jeden Fall was dran“, sagte Goldie glucksend und dann ging sie durch den Raum, um die Dessous aufzuhängen. „Hast du was von deiner Schwester gehört?“

„Nein, aber das bedeutet, dass alles in Ordnung ist.“

Goldie nickte zustimmend mit dem Kopf. Wir schienen beide darin übereinzustimmen, dass ‘Keine Neuigkeiten, gute Neuigkeiten‘ waren.

„Sie ist aber nicht noch immer sauer auf dich, oder?“

„Nein. Bedingungslose Liebe hat sie weich gemacht.“

Diese mochte Veronica weich gemacht haben, aber ließ in mir winzige Schuldgefühle hochkommen. Seit dem Vorfall mit Veronica und der Stalkerin letzten Winter hatte ich mich dazu verpflichtet gefühlt, für sie einzuspringen, wenn es nötig war, damit sie Zeit mit Jack verbringen konnte. Es war nicht meine Schuld gewesen, dass die Frau des Schuldirektors leicht verrückt war und durchgedreht war, als er versuchte hatte, sie zu überraschen, indem er Skiunterricht nahm. Ich war die unschuldige Skilehrerin in dem ganzen Haus-Abfackeln-Fiasko.

Das Timing war nicht auf meiner Seite gewesen, denn auch Jack Reid, Veronicas Highschool Schwarm, war zurück in die Stadt gekommen. Sicher, damals in der Highschool hatte ich meiner Schwester erzählt, dass Jack mit mir anstatt mit ihr ausgehen wollte. Nicht, dass ich ihn gewollt hätte. Ich hatte auf jemand ganz anderen ein Auge geworfen. Ich war nur wütend auf Veronica gewesen, was ein häufiges Vorkommnis war. Wir waren achtzehn gewesen und sie hatte sich meine Lieblingsbluse genommen. Die Bluse, auf die ich lange gespart und wegen der ich Babysitten gegangen war. Sie hatte Ketchup auf die Vorderseite gespritzt und sie dadurch ruiniert, bevor ich auch nur die Gelegenheit gehabt hatte, sie einmal zu tragen.

Dumm, ich weiß, aber wir waren Teenager. Und Schwestern. Eineiige Zwillinge obendrein. Wir waren engstirnig, gehässig und einfach nur dämlich. Selbst zehn Jahre später war Veronica wegen diesem speziellen Vorfall wütend auf mich. Genauso wie Jack. Schlussendlich war aus lang verloren geglaubter Liebe eine Vollzeit-Romanze geworden, aber sie und ich hatten immer noch mit den Auswirkungen des Ganzen zu kämpfen. Zerbrechliche Gefühle, verletzte Egos. Daher auch meine vorübergehende Rolle als Goldies neueste Angestellte. Je mehr Aufgaben von Goldies Angestellten-Einarbeitung ich jedoch erfüllte, desto mehr begann ich meine emotionale Schuld als vollständig abbezahlt zu betrachten.

Ich musste gestehen, es war ein interessanter Sommerjob. Es war auf jeden Fall besser, als Kindern Nachhilfe zu geben, die lieber überall außer an ihrem Küchentisch waren, wo sie Lesen lernen sollten. Aber wenn ich zur Uni gehen wollte, brauchte ich das zusätzliche Geld. Für Veronica einzuspringen, war eine gute Möglichkeit, genau das zu tun. Einen Master in Erziehungswissenschaften zu machen, war nicht billig, aber auf lange Sicht würden die daraus resultierenden besseren Karrierechancen das ausgleichen.

Leider hatte die Arbeit im Goldilocks auch einige wirklich ernsthafte Nachteile. Goldie machte mich beispielsweise verrückt. Ein sechsjähriger Nasenbohrer wäre geradezu eine Erleichterung im Vergleich zu Goldies nicht nachlassenden Befragungen. Ich würde ihren Kuppeleien nur entgehen können, wenn ich mir einen Mann angelte. In letzter Zeit hatte ich allerdings kein großes Glück bei der Männerjagd gehabt. Tatsächlich fing ich mehr Wildtiere als Männer. Andererseits, wenn ich die Kerle, die auch nur annähernd attraktiv waren, mit einem Jagdgewehr und einem Beruhigungspfeil jagen würde, würden die Chancen für mich wahrscheinlich auch besser stehen. Daher schienen Kuppeleien eine neue Konstante in meinem Leben zu werden.

„Deine Geschichte ist ein Wortporno, okay.“ Goldie schüttelte ihren Kopf, sodass ihre goldenen Hängeohrringe klimperten. „In dem Augenblick, in dem MeMe Harding dein Cover fertig designt hat, musst du das Baby veröffentlichen und zwar schnell.“

„Es veröffentlichen? Wer würde solches Zeug überhaupt lesen?“, fragte ich mich laut, während ich meine glatten, schnurrgeraden Haare hinter mein Ohr steckte. Sie waren schwarz und reichten bis zur Hälfte meines Rückens, außer wenn sie mir ins Gesicht hingen. Furcht und Begeisterung rangen allein bei der Vorstellung miteinander. Ich konnte es mir nicht vorstellen…ein Buch von mir, das veröffentlicht wurde! Ich konnte mir jedoch den Aufruhr vorstellen, den es hervorrufen würde – ein äußerst versautes Buch von einer Erstklasslehrerin, die in einer kleinen, konservativen Stadt lebte. Ich erinnerte mich nach wie vor an die Witze, die mein Englischlehrer in der Highschool auf meine Kosten gerissen hatte, als ich ihm erzählt hatte, dass ich eine Liebesromanautorin werden wollte. Im Nachhinein betrachtet, war er ein richtiger Arsch, weil er das Selbstvertrauen eines Teenagers auf diese Weise zerstört hatte. Dann die nächste Demütigung: im College mit meinem damaligen Freund Todd. Er war schockiert von meinen obszönen – sein Wort – Gedanken gewesen und hatte mir schnell den Laufpass gegeben. Jetzt hatte ich nur wegen Goldie etwas geschrieben. Goldie war meine Ausrede, die perfekte Deckung für meine schändliche Wortporno-Schreiberei.

Goldie senkte ihren Kopf und blickte mich über den Rand ihrer Brille, die auf ihrer Nasenspitze saß, an. Sie hatte eine glitzernde Kette daran angebracht, die um ihren Hals hing. „Junge Dame, vergisst du etwa, wo du dich gerade befindest?“

Ich sah mich in dem Erotikshop um, der mit aufblasbaren Puppen, nuttigen Dessous, Spielzeugen, Videos und Scherzgeschenken gefüllt war. „Richtig. Meine Weltanschauung verschiebt sich gerade vom ABC zu FSK 18.“

Ein weiterer wirklich schrecklicher Nachteil des Jobs lief zufälligerweise gerade durch die Tür. Innerlich schnitt ich eine Grimmasse und äußerlich stöhnte ich. Olive Perlnutter, Bibliothekarin der Grundschuldbücherei, Sittenpolizistin in ihrer Freizeit. Sie war in Stöckelschuhen ein Meter fünfzig groß, graue Haare bedeckten ihren Kopf wie ein Helm und sie stellte einen säuerlichen Gesichtsausdruck zur Schau, als ob sie an einer Zitrone lutschen würde.

Nicht gerade meine liebste Person auf der Welt und ein perfektes Beispiel dafür, warum ich nicht zulassen konnte, dass mein Interesse am Schreiben erotischer Geschichten allgemein bekannt wurde. Wenn ich hinter der Auswahl an Partygegenständen für Junggesellinnenabschiede im Boden versinken könnte, hätte ich das getan, aber sie hatte mich bereits entdeckt. Es war ein kleines Geschäft, also konnte man Goldie und mich nur schwer übersehen. Ich trug Cargoshorts und ein weißes T-Shirt und versuchte etwas unauffälliger zu sein als meine Chefin. Allerdings könnte man Goldie super mit zum Jagen nehmen, weil niemand sie mit den Wildtieren verwechseln könnte.

„Violet Miller“, sagte Olive. Ich schwor, ich hörte ein missbilligendes TssTss im Anschluss. Es hätte auch ihre Gehstütze beim Laufen sein können, aber ich war mich nicht sicher. „Ist das ein Laden für ein Vorbild unserer Kinder?“

Ich starrte sie ausdruckslos an, als ob sie verrückt wäre – was sie war – und sagte: „Ich bin Veronica.“ Meine Schwester und ich wurden immer verwechselt, schon seit…unserer Geburt. Es war an der Zeit, das zu meinem Vorteil zu nutzen. Ich spielte selten das doppelte Lottchen, aber verzweifelte Zeiten erforderten verzweifelte Maßnahmen.

Olive musterte mich von Kopf bis Fuß, offenkundig nicht überzeugt.

„Was kann ich für Sie tun, Olive?“, fragte Goldie, du uns beide aufmerksam beobachtet hatte. Sie konnte eine Situation immer richtig einschätzen und ich hoffte, dass sie diese schnell verstanden hatte. Es stimmte, ein Sommerjob in einem Erotikladen mochte nicht das Beste für eine Grundschullehrerin sein, aber es war ja nicht so, als würde ich die Produkte an Sechsjährige verkaufen. Ihren Eltern vielleicht, aber das war alles. Goldie zog eine kompromisslose Grenze, wenn es darum ging Kindern irgendwelche Erwachsenenprodukte zu verkaufen. Sie schenkte manchen Kondome, aber dazu mussten sie zuerst Goldies Sexgespräch überleben. Und ich bezweifelte, dass irgendein Kind nach diesem lieblichen Gespräch Sex haben würde, bis es vierzig war.

Olive stand da und beäugte mich, ein Taschenbuch an ihre Brust gedrückt, als ob Goldie oder ich es ihr entreißen würden.

„Veronica“, sagte Goldie, womit sie dankenswerterweise die angebliche Verwechslung mit meiner Schwester bestätigte. „Warum holst du mir nicht die Filme aus der Abgabebox, während ich Olive helfe?“

Begeistert der mürrischen Bibliothekarin zu entkommen, holte ich die Videos, die in der vergangenen Nacht in die Box am Fenster geworfen worden waren. Olive war näher zu Goldie getreten und sie führten ein vertrauliches Vieraugengespräch. Goldie gab nicht viel Preis, aber es war eindeutig, sogar aus einer Entfernung von sechs Metern, dass Olive in ihrem Element war. Entweder plauderte sie über den aktuellsten Tratsch oder zog jemandes Ruf durch den Dreck.

„…und Kinder auf diese Weise beeinflusst.“

Ich schnappte das Ende ihres Satzes auf. Mein Gesicht wurde heiß, da ich nun wusste, dass Olives momentane Schimpftirade über mich war. Vielleicht war dieser Job doch keine so gute Idee. Er könnte sich ohne Weiteres auf das nächste Schuljahr auswirken. Was, wenn ich das Buch veröffentlichte? Olive hätte dann noch mehr, was sie gegen mich verwenden könnte.

Goldie hob ihren Kopf – sie hatte sich nach unten beugen müssen, um sich der kleinen Statur der Meckerliese anzupassen – und schürzte ihre Lippen, genauso wie Olive.

Ich stapelte die Videos auf der Theke und spielte abwesend an ihnen herum, während ich vortäuschte, sie nach dem Alphabet zu sortieren.

„Olive Perlnutter“, schimpfte Goldie. „Wenn dieses Mädchen hier drüben“, sie deutete auf mich, „wirklich Violet wäre, dann würde ihre Arbeit in diesem Laden sich nicht auf ihre Fähigkeit, Kinder zu unterrichten, auswirken. Genauso wenig wie es sich auf die gleichen Kinder auswirkt, die Bücher in der Grundschulbücherei ausleihen, dass du und Ralph Videos über Frau-mit-Frau-Action anschauen.“

Ich dachte, Olive würde an Ort und Stelle eine Herzattacke erleiden, ihr Gesicht wurde so rot. Ich versuchte, mein zufriedenes Grinsen zu verbergen, als Goldie die alte Schachtel in ihre Schranken verwies. Zur gleichen Zeit versuchte ich auch, das Bild von Olive und ihrem Ehemann, wie sie Frau-mit-Frau-Action schauten, aus meinem Gedächtnis zu löschen. Bei diesem Bild kam mir die Galle hoch.

„Nun“, sagte Olive, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Laden.

Goldie zuckte mit den Schultern. „Huh. Ich schätze, sie wird später wegen ihrem Film zurückkommen.“

2

Am nächsten Abend arbeitete ich wieder mit Goldie und ihrer Schwiegertochter Jane. Es war Samstagabend und der Laden brummte. Ich stand hinter der Kasse, während Goldie einem Siebzehnjährigen ihren üblichen Sexvortrag hielt, der versuchte hatte, die Tatsache zu umgehen, dass Goldie jeden – und eines jeden Kinder – kannte. Und die Enkelkinder. Der arme Junge hatte nur ein Video ausleihen wollen, um es mit seinen Freunden anzuschauen. Stattdessen erhielt er eine Lektion über sicheren Sex, wie man eine Frau befriedigte und die Realität von Pornos. Warum er nicht einfach Online gegangen war, war mir ein Rätsel.

Jane, die ein paar Jahre älter war als ich, hatte einen toten Ehemann, zwei süße Jungs und war mit einem heißen Feuerwehrmann verlobt. Sie war größer als ich. Sie war blonder als ich. Ihre Möpse waren größer. Und sie hatte den extrem scharfen Verlobten. Man könnte meinen, dass ich sie allein aus Prinzip hassen würde, aber das war schwer, wenn sie so verflixt nett war. Wir hatten parallel Videoausleihen und einige kleinere Spielzeugverkäufe an der Kasse abgefertigt, als eine Frau Mitte dreißig einen riesigen Kanister Gleitgel auf die Theke wuchtete.

„Hey, Rhonda, wie geht’s dir?“, erkundigte sich Jane, während sie auf den gigantischen Kanister vor sich starrte. Das war eine Größe, die man normalerweise bei Costco erstand oder wenn man in der Pornoindustrie arbeitete.

Jane arbeitete sogar noch länger als Veronica für Goldie – und war ihre Schwiegertochter – weshalb sie hinter Goldie an zweiter Stelle stand, wenn es darum ging, Leute zu kennen. Und sie war nicht einmal in Bozeman aufgewachsen.

„Hi, Jane. Ich hab gestern deine Jungs mit deinem Verlobten im Schwimmbad gesehen. Ich muss zugeben, Ty ist ein wirklich gut aussehender Mann.“

Jane lächelte verträumt und strich sich eine lose Locke hinters Ohr. „Ja, das finde ich auch. Das ist eine Menge Gleitgel, die du da hast.“ Sie hob den Scanner hoch und hielt ihn über den Barcode an der Seite.

„Nun, weißt du, Brad und ich versuchen, Kinder zu bekommen.“

Ich hörte auf, Rechnungsbelege zu sortieren und schaute zu Rhonda. Zierlich, brünett, lebhaft. Ich merkte, dass eine Geschichte hinter dem Ganzen steckte. Eine Gallone Gleitgel ging immer mit einer Geschichte einher, oder?

Jane nickte. „Okay. Und wie läuft‘s?“

„Es passiert nicht so schnell, wie ich es gerne hätte. Wir versuchen es schon seit Monaten ohne Erfolg.“

„Ich habe gehört, dass Tag zwölf ein guter Tag ist, um Sex zu haben“, erwiderte Jane in mitfühlendem Tonfall. „Aber ich verstehe nicht ganz, warum du so viel Gleitgel brauchst.“

Ich hatte keine Ahnung, was Tag zwölf zu bedeuten hatte. Aber ich nahm an, dass ich das schon rausfinden würde, wenn es an der Zeit war, zu versuchen, mir einen Braten in die Röhre zu schieben. Oder ich würde es mir von Jane übersetzen lassen.

„Hat das bei dir funktioniert?“, wollte Rhonda wissen, erpicht auf Tipps zum Erfolg. „Tag zwölf?“ Sie sah zu mir, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keinen blassen Schimmer. Ich dachte jeder Tag wäre ein guter Tag zum Üben.

Sicher, ich wollte Kinder. Aber ich wollte sie mit einem Mann nach der Hochzeit. Da war ich traditionell eingestellt. Weil ich keinen Mann hatte, würde auch der Rest nicht passieren. Zum Glück hielt mich meine so genannte biologische Uhr nachts nicht wach. Noch nicht.

Jane gluckste. „Bobby war eine Überraschung, wie man sagen würde.“ Sie hatte zwei Söhne, Zach, sieben, und Bobby, vier, mit ihrem Ehemann – Goldies Sohn – der vor einigen Jahren an einem Herzinfarkt gestorben war. So etwas Ähnliches hatte ich zumindest gehört. Ich kannte Jane auch außerhalb des Goldilocks, weil ich Zachs Lehrerin in der ersten Klasse gewesen war.

Jetzt war Rhonda mit Nicken dran. „Nun, wir haben es an Tag zehn, Tag elf, Tag zwölf gemacht…du verstehst schon.“ Sie kicherte wie ein Teenager. „Brad sagt, dass Sperma bis zu fünf Tage im Darm überleben kann. Aber damit wir auf der sicheren Seite sind, machen wir es jeden Tag. Also brauche ich jede Menge Gleitgel.“

Mein Gehirn legte bei Rhondas Worten eine Vollbremsung hin. Ich war zwar neu, was das ganze Erotikshop-Ding anging, aber ich dachte, ich hätte im Aufklärungsunterricht etwas anderes darüber gelernt, wie Babys gemacht wurden. Ich drehte mich, um zu Jane zu schauen. Sie stand da, als ob gerade ein Alien vor ihr gelandet wäre. Ihr Mund stand auf, aber keine Worte kamen raus. Ihre Augenbrauen hingen praktisch in ihrem Haaransatz. Sie räusperte sich. „Ähm, was hast du gesagt?“

Rhonda kicherte wieder und sah nah links und rechts, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhörte. „Obwohl Sperma fünf Tage überleben kann – “

Jane hielt ihre Hand hoch, um sie zu stoppen. „Wo?“

Rhonda hob ihre Schultern, sodass sie ihre Ohren berührten, und ließ sie wieder sinken. „Dem Darm. Brad sagt, obwohl das stimmt, müssen wir trotzdem jeden Tag Sex haben. Nur um ganz sicher zu sein.“

Ich konnte nicht sagen, ob Rhonda eine Vollidiotin war oder ihr Ehemann ein absoluter Drecksack. Oder beides. Ich glaubte, Jane dachte über das Gleiche nach. Kein Wunder, dass sie all das Gleitgel brauchte.

In einem Wirbel aus Parfüm und toupierten Haaren gesellte sich Goldie zu uns. Ich sah, wie der arme Kerl, dem sie einen Vortrag gehalten hatte, aus der Tür stürzte, als wäre er von Goldies ‘Gespräch‘ fürs Leben gezeichnet.

„Hallo, Rhonda. Wie geht’s deiner Mutter?“

„Hi, Miss Goldie. Ihr geht’s gut. Sie plant dieses Jahr mit ihren Wicken am Festival teilzunehmen. Ich mag deine Ohrringe“, antwortete Rhonda und wechselte das Thema. Das Wicken-Festival fand erst Anfang August statt, aber die Hardcore-Gärtner, die am jährlichen Blumenwettbewerb teilnahmen, hatten bereits Samen in den Boden gesteckt und Schösslinge rankten an Blumendrähten in die Höhe.

Goldie strahlte und berührte ihre goldenen Ohrringe. „Was gibt’s Neues bei dir?“

„Ähm, Goldie.“ Jane schluckte. „Ich glaube, Rhonda braucht eventuell deine Hilfe.“ Sie wedelte mit ihrem Finger zu Rhonda. Ich konnte sehen, dass sie sich sehr bemühte, nicht zu lachen. Sie hustete und dann räusperte sie sich. „Nun…es scheint, dass Rhonda Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden.“

Goldie tätschelte Rhondas Arm. „Versuch es einfach weiter, Liebes. So wie ich Brad kenne und so scharf wie er auf dich ist, ist es nur eine Frage der Zeit.“

Jane kniff die Lippen zusammen, versuchte durch ihre Nase zu atmen und ein ernstes Gesicht zu wahren, aber ein merkwürdiges Schnauben entwich ihr. Selbst ich wusste, dass es nicht gut war, über die Kunden zu lachen.

„Sie hat Schwierigkeiten, schwanger zu werden, weil – “, begann ich und übernahm das Gespräch. Doch es hatte keinen Sinn. Ich konnte auch kein ausdrucksloses Gesicht beibehalten. In dem Versuch, mich zusammenzureißen, neigte ich meinen Kopf nach unten und rieb mir über die Stirn, während ich fortfuhr: „Rhonda, vielleicht ähm...kannst du es Goldie erzählen.“

Rhonda hob den Kanister Gleitgel hoch und drückte ihn fest an sich wie das Baby, nach dem sie sich sehnte. „Alles?“, fragte sie mich und Jane. Wir nickten gemeinsam wie synchrone Wackeldackel. Jane hatte eine Hand über ihren Mund gelegt. Ich biss auf die Innenseite meiner Wange.

„In Ordnung.“ Rhonda wandte sich an Goldie. „Ich bin hergekommen, um mehr Gleitgel zu kaufen. Es ist uns gestern Abend ausgegangen. Brad sagt, dass wir, obwohl Sperma über fünf Tage im Darm überleben kann, trotzdem jeden Tag Sex haben sollten, um sicherzustellen, dass wir ein Baby machen. Aber es funktioniert nicht.“

Goldies Mund klappte auf, ihr Kopf schüttelte langsam von links nach rechts, ihre Augen schlossen sich für einen Moment. Sie flüsterte etwas zu sich selbst. Ich war kein Lippenleser, konnte aber erahnen, dass sie etwas zwischen ‘Heilige Mutter Gottes‘ und ‘Heilige Scheiße‘ gemurmelt hatte. Goldie legte ihre Hand sanft auf Rhondas Schulter. „Ladies, Rhonda und ich werden hinten ein kleines Gespräch führen. Wir sind in einer Minute wieder zurück.“

Jane und ich nickten wieder, bis die Tür zum Lagerraum hinter ihnen zufiel. Dann brachen wir in Gelächter aus. So stark, dass mir sogar Tränen übers Gesicht liefen. Ich hatte seit langer Zeit nichts so Lustiges, so absolut Irrsinniges gehört. Das schloss Janes Geschichte darüber, wie Bobbys Arm in einem Sonnenschirmständer festgesteckt hatte, ein. Das glaubte ich erst, wenn ich das Foto sah.

Es dauerte einige Minuten, bis wir uns endlich wieder am Riemen reißen konnten. Tatsächlich wischte ich mir immer noch mit einem Taschentuch über die Augen, als Rhonda aus dem hinteren Zimmer stürmte. Sie ließ den Kanister Gleitgel in der Größe einer Trommel so hart auf die Glastheke fallen, dass das Körbchen kostenloser Kondome in die Luft hüpfte. Sie stürmte mit einem teuflischen Funkeln in den Augen aus der Eingangstür.

Goldie näherte sich der Theke, lehnte einen Arm darauf und beobachtete, wie die Tür zu schwang. „Meint ihr, ich sollte die Polizei rufen und Brad warnen? Kommenden Dienstag ist Brad entweder tot oder sie schwanger, merkt euch meine Worte.“

Ich schaute Jane in die Augen und wir brachen von Neuem in Gelächter aus. Das Telefon klingelte und ich ging ran. „Goldilocks“, sagte ich, während ich versuchte, mich zu beruhigen.

„Ich möchte gerne Veronica sprechen“, antwortete ein Mann. Ich erkannte die Stimme nicht, aber sie war tief und attraktiv.

„Sie arbeitet heute nicht. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“

Der Mann seufzte. „Hier ist ein Freund von ihr, Mike. Ich versuch es einfach auf ihrem Handy.“

Mein Herz machte Kadabumm. Ich kannte die Stimme doch. Und andere Teile des Mannes ebenfalls. „Oz?“, fragte ich. Mike Ostranski war ein enger Freund meiner Schwester und ein einmaliger Liebhaber meinerseits. Wortwörtlich, ein Mal. Á la der Nacht des High School Abschlusses. Damals hatte ich ihn Oz genannt, aber seitdem nicht mehr. Nicht, dass ich ihn oft gesehen hätte. Selbst nach all der Zeit ging mein Blutdruck durch die Decke, wenn ich ihn mir nur bildlich vorstellte. Es war ein sehr gutes Bild: über ein Meter achtzig rothaariger männlicher Perfektion.

Es entstand eine Pause. „Ja.“

„Hier ist Violet. Veronica ist in Florida. Ich springe für sie ein, jetzt da die Schule vorbei ist.“

Mike fluchte. „Sorry, Vi.“ Ich hörte ihn glucksen, aber es klang leicht angestrengt. „Ich hätte wissen sollen, dass du dran bist. Du bist die Einzige, die mich so nennt. Ich brauche Veronica wirklich für etwas.“

„Stimmt etwas nicht?“ Allein seine tiefe, sexy Stimme zu hören, erhöhte meine Herzfrequenz ins Schlaganfall-Risiko. Wir mochten uns nur ein paar Mal über den Weg gelaufen sein, seid wir uns unbeholfen gegenseitig unsere Jungfräulichkeit geschenkt hatten, aber das bedeutete nicht, dass ich mir keine Sorgen machte. Oder ihm nicht weiterhin hinterher schmachtete. Okay, ich war wütend auf ihn, dass er mit mir geschlafen und mich dann einfach so sitzengelassen hatte, aber ein Mädchen konnte trotzdem schwärmen.

„Niemand ist krank oder so. Ich habe nur ein Problem. Ich brauche eine Frau.“

Mein Mund klappte auf, denn ich war mir nicht sicher, was ich sagen sollte. Jetzt hüpften noch mehr erotische Bilder des Kerls, der viele meine Teenagerfantasien gefüllt – und erfüllt – hatte, in meinem Kopf umher. Mike brauchte eine Frau? Als ob. Er könnte jede Frau haben, die er wollte. „Ähm…“

Mike gluckste wieder. „Ich meine…Scheiße…es ist nicht das, wonach es klingt.“ Er machte eine Pause und ich konnte mir richtig vorstellen, wie er sich mit den Fingern durch seine roten Haare fuhr. Ich erinnerte mich daran, wie dicht und weich sie zwischen meinen Fingern gewesen waren. „Ich bin in Alaska im Haus meines Onkels und es gibt hier diese verrückte Nachbarsfrau, die beschlossen hat, dass ich ihr zukünftiger Ehemann bin. Nichts, das ich sage oder tue, kann sie davon überzeugen, mich in Ruhe zu lassen.“

Goldie war verschwunden, um einer Kundin in der Junggesellinnen-Abteilung zu helfen, und Jane ordnete die kostenlosen Kondome in dem Korb, was bedeutete, dass sie sich selbst beschäftigte, um nicht den Anschein zu erwecken, als würde sie lauschen.

„Hast du versucht, ihr zu erklären, dass du schwul bist?“

„Ja“, antwortete er. „Sie hat mir nicht geglaubt.“

„Wer würde das schon?“ Scheiße. Hatte ich das laut gesagt?

Mike Ostranski war der personifizierte Paul Bunyan: groß, muskulös und regelmäßig in einem Flanellhemd gekleidet. Er hatte wundervolle rote Haare, Muskeln, die sich an all den richtigen Stellen spannten und wölbten. Und er hatte noch eine andere Wölbung, die ich niemals vergessen würde. Aus jeder seiner Poren tropfte förmlich Testosteron und Frauen wurden von ihm angezogen, wie Bienen von Honig. Ich wusste das nur allzu gut.

Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, war er Arzt. Klug, heiß und sexy alles vereint in einer Person. Er war ohne Weiteres Bozemans begehrtester Junggeselle. Das dachten viele Frauen, die ich kannte. Er war Podologe und hatte den ganzen Tag mit den Füßen anderer Leute zu tun, was für mich nicht gerade reizvoll klang. Andererseits hatte ich mit Kindern zu tun, die Kleister aßen und gelegentlich ihre Hosen einnässten, also war alles relativ.

„Eine Frau, die dir zu Füßen liegt? Das klingt nicht nach etwas Schlechtem für einen Kerl. Es klingt sogar viel eher wie der Traum eines jeden Mannes.“

„Ja, das würde man meinen. Aber nein. Es ist ein absoluter Albtraum. Sie spricht von Ehe und Kindern, die in der Arktis großgezogen werden. Ich kenne sie erst seit vier Tagen. Hochzeitsglocken? Eher Klapsmühle.“

„Wie lange musst du denn noch dort ausharren? Kannst du nicht noch etwas durchhalten, bis du gehen musst?“

„Noch eine Woche. Violet, die Frau war nackt. In meinem Bett.“

Eifersucht durchbohrte mich wie ein Messerstich, obwohl er nur für eine Nacht mein gewesen war. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, mit wie vielen Frauen er seitdem zusammen gewesen war. „Ich kapier es immer noch nicht.“ Ich strich meine glatten Haare hinter mein Ohr. „Welcher Mann beschwert sich über eine nackte Frau in seinem Bett?“

Ich spürte, wie sich Janes Augen in meinen Hinterkopf bohrten. Ich konnte ihr wegen ihres Interesses keinen Vorwurf machen. Das Gespräch war faszinierend.

„In diesem Fall? Tue ich es. Wenn ich eine Frau in meinem Bett haben möchte, das verspreche ich dir, wird sie es wissen.“

„Oh, ja das weiß ich nur allzu gut“, grummelte ich. Ich war mir mehr als bewusst, dass meine Zeit mit ihm von kurzer Dauer gewesen war. Sie war sogar so kurz gewesen, dass er schnell zur nächsten übergegangen war. Ich hätte sagen können, dass es eine Sommerromanze gewesen war, aber es war nicht einmal das gewesen. Wir waren gemeinsam aufgewachsen, waren einige Zeit lang nur Junge und Mädchen gewesen. Dann Junge und Mädchen, die sich zueinander hingezogen gefühlt hatten, aber zu nervös gewesen waren, um deswegen irgendetwas zu unternehmen. In einer Sommernacht, als wir sechzehn waren, hatten wir einen Pakt geschlossen. Einen Pakt, der besagte, dass wir am Abend unseres Abschlusses mit einander schlafen würden, wenn wir dann noch immer Jungfrauen waren.

Da ich tief in meinem Inneren nur Mike gewollt hatte, war das ein Pakt gewesen, dem ich nur zu gerne zugestimmt und dessen Einlösung ich freudig entgegengefiebert hatte. Ich war Jungfrau gewesen, als wir die High School abgeschlossen hatten. Mike musste genauso empfunden haben oder hatte nicht die nötigen Kenntnisse, um ein Mädchen in sein Bett zu bekommen, denn er war ebenfalls noch Jungfrau gewesen. Also hatten wir eine Nacht gehabt. Ein Mal, bei dem wir uns gegenseitig etwas bedeutet hatten. Bei dem wir uns gezeigt hatten, wie wir für einander empfanden und wie viele Gefühle wir zurückgehalten hatten. Dass wir uns für einander aufgehoben hatten. Für unser erstes Mal.

Er war in der darauffolgenden Woche verreist, um in einem Sommerlager in Idaho, an dem er seit seinem siebten Lebensjahr jeden Sommer teilgenommen hatte, ein Betreuer zu sein. Von dort war er direkt nach Stanford gegangen, anschließend zum Medizinstudium, Assistenzzeit als Arzt, das Leben.

Ich hatte den Sommer vor dem College allein und verletzt verbracht, bevor ich nach Tulane gegangen war. Vier Jahre später war ich zurück nach Hause gekommen, um an meiner alten Grundschule zu unterrichten.

Ich hatte ihn seit dieser schicksalshaften Nacht nur selten gesehen. Mike war jahrelang auf der Uni gewesen und dann in Krankenhäusern im ganzen Land, war selten nach Hause gekommen. Und wenn er doch mal gekommen war, hatte ich von meiner Schwester von seinen Besuchen erfahren, die irgendwie weiterhin mit ihm befreundet war. Der Grund dafür war vielleicht, dass er mit ihr nicht geschlafen hatte. Sie hatte sich nicht die Weise mit ihm vereinigt, wie ich das getan hatte. Hatte nicht eine Nacht mit ihm verbracht, die ich mir regelmäßig wieder ins Gedächtnis rief – und gedanklich durchlebte.

Ich war keine völlige Null in der Männerabteilung, aber Mike Ostranski hatte mir etwas bedeutet. Einst. Das Gefühl, als hätte mir jemand in den Magen geboxt, das ich bei seinen Worten empfand, machte mir klar, dass er mir vielleicht nach wie vor etwas bedeutete. Und das war einfach nur dämlich. Er mochte zwar zurück nach Hause gezogen sein und sich in seiner eigenen Praxis eingelebt haben, aber er hätte genauso gut in…Alaska sein können, so selten hatte ich ihn gesehen.

„Du weißt genau, was ich meine, Vi.“ Mikes Stimme wurde ganz tief und heiser. Vielleicht erinnerte er sich auch an jene Nacht. „Anders als du, jagt mir diese Frau eine Scheißangst ein.“

Ich räusperte mich. „Wow. Du meinst es ernst.“ Zumindest wusste ich jetzt, dass ich ihm keine Scheißangst einjagte. Damit konnte man nicht gerade viel anfangen. Ich spielte mit einer Schere herum, die auf der Theke lag.

„Todernst. Was ich vielleicht bald bin, wenn du nicht hierherkommst und mir hilfst.“

„Hilfe? Welche Art von Hilfe?“ Ich legte die Schere wieder hin und begann, die kleinen Fetzen Spitzenunterwäsche zusammen zu legen, damit meine Hände beschäftigt waren. Selbst nach zehn Jahren brachte mich der Kerl durcheinander. Machte mich nervös. Angespannt. Er weckte Gefühle in mir, die ich vor langer Zeit weggeschlossen hatte.

„Ich brauche eine vorübergehende Freundin. Wenn Susan – so heißt die verrückte Frau – sogar gewillt ist, in mein Bett zu steigen, will ich nicht darüber nachdenken, was sie als nächstes tun könnte. Ich hatte gehofft, dass Veronica nach Alaska kommen und vorgeben würde, eine Beziehung mit mir zu führen, damit Susan kapiert, dass ich nicht an ihr interessiert bin, und sich jemand anderen krallt.“

„Veronica führt jetzt eine Beziehung mit Jack. Ich würde sagen, es ist sehr ernst zwischen ihnen. Sogar mehr als ernst, weswegen ich bezweifle, dass sie irgendetwas mit dir hätte vortäuschen wollen. Ich bezweifle auch, dass Jack allzu begeistert von dieser Idee gewesen wäre.“