Mord am Wildkogel - Walter Bachmeier - E-Book

Mord am Wildkogel E-Book

Walter Bachmeier

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Ein spannender Fall für Tina Gründlich Die Sommerferien stehen vor der Tür und Inspektorin Tina Gründlich hat sturmfrei, denn ihre Kinder sind mit dem Vater im Urlaub. Sie beschließt, mit ihrer Freundin Bärbel ein paar ruhige Tage auf ihrer Almhütte am Wildkogel zu verbringen und die Alpenidylle zu genießen. Doch als beide dort ankommen, ist die Hütte verwüstet und sie finden die Leiche einer Frau in der Zisterne. Sofort beginnen sie zu ermitteln. Schnell stellt sich heraus, dass der Mord mit dem Diebstahl eines Kristallkreuzes aus dem Museum in Bramberg zu tun hat. Doch war die junge Frau am Einbruch beteiligt oder ist sie nur ein unschuldiges Opfer? Auf der Suche nach den Dieben geraten Tina und Bärbel ins Visier eines kaltblütigen Mörders …   Von Walter Bachmeier sind bei Midnight by Ullstein erschienen: Mord in der Schickeria (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 1) Mord an der Salzach (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 2) Mord in der Alpenvilla (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 3) Mord im Pinzgau (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 4) Mord in der Berghütte (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 5) Mord am Wildkogel (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 6) Affären, Alpen, Apfelstrudel (Chefinspektor Egger Fall 1) Berge, Brotzeit, Bauernherbst (Chefinspektor Egger Fall 2) Koppeln, Kühe, Kaseralm (Chefinspektor Egger Fall 3) Morde, Matsch, Marillenknödel (Chefinspektor Egger Fall 4) Diebe, Dörfer, Dampfnudeln (Chefinspektor Egger Fall 5) Gauner, Glühwein, Geigenklänge (Chefinspektor Egger Fall 6)

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Mord am Wildkogel

Der Autor

Walter Bachmeier, geboren 1957 in Karlsruhe, wuchs in Münchsmünster in der Hallertau auf. Nach seiner Ausbildung zum Koch begann er unter dem Pseudonym zu schreiben. Sein erstes Werk war ein Kochbuch, das sehr erfolgreich verkauft wurde. Dies gab ihm den Ansporn, seinen Beruf aufzugeben und weiter zu schreiben. Im Laufe der Jahre entstanden so mehrere Erzählungen, Kinderbücher und Artikel in verschiedenen Tageszeitungen. Seit etwa 2012 widmet er sich voll und ganz der Literatur. Immer wieder finden in seinen Büchern auch Erlebnisse aus seinem Leben Platz.

Das Buch

Ein spannender Fall für Tina Gründlich

Die Sommerferien stehen vor der Tür und Inspektorin Tina Gründlich hat sturmfrei, denn ihre Kinder sind mit dem Vater im Urlaub. Sie beschließt, mit ihrer Freundin Bärbel ein paar ruhige Tage auf ihrer Almhütte am Wildkogel zu verbringen und die Alpenidylle zu genießen. Doch als beide dort ankommen, ist die Hütte verwüstet und sie finden die Leiche einer Frau in der Zisterne. Sofort beginnen sie zu ermitteln. Schnell stellt sich heraus, dass der Mord mit dem Diebstahl eines Kristallkreuzes aus dem Museum in Bramberg zu tun hat. Doch war die junge Frau am Einbruch beteiligt oder ist sie nur ein unschuldiges Opfer? Auf der Suche nach den Dieben geraten Tina und Bärbel ins Visier eines kaltblütigen Mörders …

Von Walter Bachmeier sind bei Midnight by Ullstein erschienen:

Mord in der Schickeria (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 1)Mord an der Salzach (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 2)Mord in der Alpenvilla (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 3)Mord im Pinzgau (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 4)Mord in der Berghütte (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 5)Mord am Wildkogel (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 6)Affären, Alpen, Apfelstrudel (Chefinspektor Egger Fall 1)Berge, Brotzeit, Bauernherbst (Chefinspektor Egger Fall 2)Koppeln, Kühe, Kaseralm (Chefinspektor Egger Fall 3)Morde, Matsch, Marillenknödel (Chefinspektor Egger Fall 4)

Walter Bachmeier

Mord am Wildkogel

Ein Alpenkrimi

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

Midnight ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinOktober 2018 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018Umschlaggestaltung:zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95819-223-2

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Inhalt

Der Autor / Das Buch

Titelseite

Impressum

Vorwort

Die Hauptfiguren

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Nachwort

Leseprobe: Berge, Brotzeit, Bauernherbst

Empfehlungen

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Cover

Titelseite

Inhalt

Vorwort

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,ich richte mich mit diesem Vorwort an Sie, da mich zu meinen Romanen zahlreiche Zuschriften erreicht haben. Darin geht es um den Dialekt in meinen Büchern. Die meisten der Zuschriften besagen, dass der Dialekt zu einem Österreich-Krimi dazugehöre. Einige wenige wiederum schreiben mir, dass der Dialekt für sie schwer verständlich sei und beim Lesen behindere.

Mir ist es wichtig, die Atmosphäre der Region, in der meine Krimis spielen, authentisch zu vermitteln. Deshalb wird es auch zukünftig in meinen Büchern Passagen im Dialekt geben. Ich bemühe mich jedoch immer darum, diese Abschnitte trotzdem gut verständlich zu formulieren und hoffe, dass Sie auch an der Lektüre meiner neuesten Geschichte wieder Freude haben werden.

Herzlich,Ihr Walter Bachmeier

Die Hauptfiguren

Polizeimajorin Valentina (Tina) Gründlich:

35 Jahre alt, 1,80 m groß, schwarze, gelockte, nackenlange Haare, braune Augen, sportlich schlank, zwei Kinder (Tommy und Kathi), geschieden. Im Dienst streng aber gerecht. Versucht die Täter zu verstehen. Sie sieht ihr Team als Familie, was ihr nicht schwerfällt, da sie mit ihrer Kollegin Barbara (Bärbel) Kürzinger auch privat ein Team bildet.

Kommissärin Barbara Kürzinger:

28 Jahre alt, blonde, schulterlange Haare, hat eine Schwäche für Sachertorte, führt eine Beziehung mit Tina und lebt mit ihr und den Kindern im selben Haus, ist beruflich sehr engagiert und unterstützt Tina, wann immer sie gebraucht wird. Manchmal etwas eigensinnig; setzt ihren Kopf meistens durch.

Oberinspektor Gustav Hallermeier:

42 Jahre alt, Vorgesetzter Tinas, 1,85 m groß, kurze, blonde Haare, leichte Stirnglatze, schlank, hält von Sport nicht viel, raucht nicht, trinkt nicht. Ist ein loyaler Vorgesetzter, der diesen Posten nur bekam, weil Tina ihn ablehnte.

Hofrat Magister Ernst Steiger:

Ein langjähriger Freund der Familie. Er ist nicht nur der Gedi (Taufpate) von Bärbel, sondern auch Tinas Vorgesetzter, der ihr hilfreich zur Seite steht, wenn es mal Probleme gibt. Er ist gute 60 Jahre alt (sein wirkliches Alter ist sein Geheimnis), 1,75 m groß, hat graue Haare und einen grauen Vollbart. Er trägt mit Vorliebe Tracht und isst gerne, was man ihm durchaus ansieht.

Kapitel 1

»Acht Wochen Ferien«, sagte Tina mit einem Seufzen, als die Kinder mit ihren Zeugnissen nach Hause kamen. »Was habt ihr jetzt mit dieser vielen Zeit vor?«

»Ich hab mit Papa ausgemacht, dass wir nach Italien fahren. An die Adria!«, rief Tommy freudig.

»Ach? An die Adria? Mit Papa? Das wüsste ich aber«, widersprach Tina.

»Papa hat es dir sicher gesagt«, meinte Kathi.

»Ich sag doch, ich weiß nichts davon.«

»Oooch Mama. Immer dasselbe! Papa hat es dir bestimmt gesagt und du hast es vergessen«, sagte Tommy enttäuscht.

»Das kann schon sein, Tommy. Am besten ruf ich deinen Vater noch mal an.« Tina nahm das Telefon und wählte Günthers Nummer.

Er meldete sich sofort: »Günther Gründlich.«

»Hallo Günther. Ich bins, Tina. Sag mal, hast du mir gesagt, dass du die Kinder mit in den Urlaub nehmen willst?«

»Ja, das hab ich und zwar schon vor drei Monaten. Hast du das etwa vergessen?«

»Weißt, ich hab grad viel um die Ohren und da vergess ich halt ab und zu mal was.«

»Tststs, man merkt, du wirst alt. Alzheimer lässt schön grüßen«, meinte er spöttisch.

»Was heißt da Alzheimer? So weit bin ich noch lange nicht. Auch du vergisst manchmal etwas. Ich darf dich vielleicht daran erinnern, dass du mir schon lange versprochen hast …«

»Ja ja, ich weiß. Das Dachfenster ist undicht. Ich mach das gleich, wenn wir wieder daheim sind.«

»Wo solls denn hingehen? Tommy sagte etwas von Adria?«

»Ja, stimmt. Ich hab schon für uns drei gebucht. Den Kindern wird es sicher gefallen.«

Tina und Günther lebten schon seit vielen Jahren getrennt. Tommy und Kathi waren die Kinder aus ihrer Ehe. Tommy war jetzt dreizehn Jahre alt und Kathi hatte grade ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Günther war mehr für eine antiautoritäre Erziehung, wogegen Tina eher konservativ dachte. Während Günther als Zimmerermeister viel in Österreich unterwegs war, arbeitete Tina als Polizeimajorin bei der Abteilung Leib und Leben in der Dienststelle in Zell am See. Da beide viel unterwegs waren, passte oft Frieda, Günthers Schwester, auf die Kinder auf, die bei Tina lebten. Frieda kümmerte sich auch um den Haushalt, weil Tina das kaum schaffte. Zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Bärbel bildeten sie bei der Gendarmerie ein Team, das sehr erfolgreich seine Arbeit tat.

Tina schaute sich die Zeugnisse der beiden an. Sie war zufrieden mit ihnen. Kommentieren wollte sie sie aber nicht, denn egal wie sie es machte, es konnte nur verkehrt sein. Einer war immer beleidigt, weil er oder sie meinte, nicht genug gewürdigt worden zu sein. Geld gab es für die Zeugnisse grundsätzlich nicht, auch wenn Tante Frieda meinte, ihnen stünde eine Belohnung zu. Dafür wurden sie aber auch nicht bestraft oder gerügt, wenn mal eine Note nicht so gut ausfiel.

»Was machen wir jetzt? Gehen wir in den Garten? Es ist so schön heut draußen«, fragte Bärbel.

Tina sah aus dem Fenster. Die Rosen bräuchten schon mal wieder einen Schnitt und die verblühten Dahlien müssten auch weg. In den Gemüsebeeten das Unkraut? Na ja, so viel ist es noch nicht. Aber wie heißt’s so schön? Wehret den Anfängen!, überlegte Tina. »In Ordnung. Machst du den Rasen und ich den Rest?«, fragte Tina.

»Dürfen wir helfen?«, erkundigte sich Tommy.

»Ja sicher. Aber passt auf, dass Poldi nichts davon mitbekommt«, antwortete Tina in weiser Voraussicht. Poldi war der Hausdackel der Familie. Eigentlich hieß er Leopold von der Praterinsel. Tommy hatte ihn von Hofrat Ernst Steiger bekommen. Steiger war ein alter Freund der Familie und der Gedi, also der Taufpate, Bärbels. Für Tina war er nicht nur ein Vorgesetzter, sondern auch ein guter Freund, an den man sich wenden konnte, wenn es mal Probleme gab.

Poldi hatte die Angewohnheit, immer ausgerechnet dort, wo gearbeitet wurde, seine Nase in den Dreck zu stecken und zu buddeln. Natürlich wurde er dabei ebenfalls schmutzig und trug den Dreck ins Haus. Mit Genuss schüttelte er sich dann ausgerechnet im Wohnzimmer, wenn frisch geputzt war.

»Herrschaftszeiten! Glumperts oids!«, schimpfte Bärbel, als sie den alten Rasenmäher vor sich herschob.

»Komm, lass ihn stehen. Ich mach das schon«, bot sich Tommy an. Der Rasenmäher stammte noch aus Vorkriegstagen, Tina hatte ihn von ihren Eltern übernommen. Günther nahm ihn sich eigentlich jedes Jahr vor und schliff ihn. Aber dieses Jahr war er noch nicht dazu gekommen. Bärbel fiel es deshalb schwer, ihn einen halben Meter zurückzuziehen und dann wieder einen Meter vorwärtszuschieben. Dabei ratterte das Ding, als ob es gleich auseinanderfallen würde. Tommy nahm ihr den Mäher ab und machte weiter. Kathi holte sich einen Rechen aus der kleinen Werkstatt neben dem Haus und schob den Rasenschnitt zusammen. Tina beschäftigte sich mit ihren Rosen und begutachtete sie sorgfältig, ehe sie eine der verblühten Blüten abschnitt.

»Was kann ich noch für dich tun, Mama?«, fragte Tommy, als er völlig durchgeschwitzt zu ihr kam.

»Seid ihr schon fertig mit dem Rasen?«

»Ja, sind wir«, bestätigte Tommy.

»Gut, dann dürft ihr euch um das Unkraut in den Gemüsebeeten kümmern«, meinte Tina.

»Unkraut?«, fragte Kathi und zog die Nase kraus.

»Ja, Unkraut. Das muss raus, das nimmt dem Gemüse die Nährstoffe weg und dann wächst es nicht richtig«, erklärte Tina.

»Das ist doch egal, Mama. Ich mag eh kein Gemüse«, widersprach Tommy.

»Das wiederum ist mir egal. Also los jetzt. Raus mit dem Zeugs.«

»Aber das ist doch kein Unkraut. Wir haben in der Schule gelernt, dass das alles nur Beikraut ist und man manches davon sogar essen kann«, widersprach nun Kathi.

»Das mag schon sein, aber ich will es nicht in meinen Gemüsebeeten«, erwiderte Tina.

»Machen wir eine Pause? Mir ist heiß und ich brauch ein wenig Ruhe. Außerdem tut mir mein Kreuz weh«, bat Bärbel kurze Zeit später.

Tina überlegte. »Na gut. Eine Viertelstunde Pause. Aber dann geht’s weiter«, erklärte sie.

»Soll ich euch was zu trinken bringen?«, fragte Kathi.

»Ja bitte. Mir einen Sportler«, bat Tina.

»Mir auch«, sagte Bärbel.

»Und ich hätte auch gerne einen Sportler«, bestellte Tommy.

»Mit Eis oder ohne?«, fragte Kathi.

»Mit Eis bitte.«

Kathi verschwand im Haus.

»Setzen wir uns in die Laube?«, fragte Bärbel.

»Ja, sicher. Da ist es schön kühl.«

Die Laube in Tinas Garten stammte noch aus der Zeit, als Tina mit Günther verheiratet gewesen war. Er hatte sie von einem befreundeten Schmied anfertigen lassen. Als sie aufgestellt gewesen war, bepflanzte sie Tina rundherum mit leuchtend roten Rosen, die herrlich dufteten. Nun war die Laube ein gern genutzter Treffpunkt für die Familie. Auch wenn Besuch kam, führte Tina ihn dorthin. Sie war überaus stolz auf ihre Bepflanzung, denn sie brauchte viel Arbeit und Pflege, die Tina gerne aufwandte.

Kathi brachte die bestellten Getränke und auch ein Glas für sich selbst.

»Pack mers wieder?«, sagte Tina, nachdem sie ihr Glas ausgetrunken hatten.

»Ja, pack mers«, stimmte Bärbel zu.

Am nächsten Morgen wurden Tina und Bärbel unsanft geweckt. »Mama! Tante Bärbel! Aufstehen!«, rief Kathi und zog ihnen die Bettdecke weg. Nur mühsam kamen die beiden aus den Federn. Die Kinder hatten das Frühstück fertig hergerichtet. Sogar frische Semmeln gab es.

»Wo kommen die denn her?«, wunderte sich Tina.

»Ich war schon beim Bäcker in Bramberg drüben und hab welche geholt. Ich hab auch gleich mehr mitgenommen, damit wir eine Jause unterwegs haben. Dann muss Papa nicht an einem Imbissstand halten«, erklärte Tommy.

»Habt ihr für euren Vater auch was hergerichtet?«, fragte Tina.

»Na logisch. Wir können unseren Vater doch nicht verhungern lassen«, meinte Kathi. Von draußen war das Hupen eines Autos zu hören.

»Das ist Papa!«, riefen die Kinder und sprangen auf. Sie rannten hinaus zu ihrem Vater, der inzwischen bereits ausgestiegen war und sich auf den Weg zum Haus machte. Er kam in die Küche. Die Kinder folgten ihm.

»Hast du den Kindern alles eingepackt, was sie brauchen?«, fragte er Tina.

»Das haben sie selbst erledigt. Wenn was fehlt, sind sie selber schuld. Ich halt mich da an deine Regeln. Nicht zu viel Aufsicht, damit sie lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen.«

»Wir müssen aber jetzt los«, drängte Tommy.

»Na gut«, gab Tina nach und zeigte auf ihre Wange. Sie beugte sich zu Kathi, die ihr einen dicken Kuss gab. Tommy dagegen hielt Tina nur die Hand hin.

»Was soll das? Krieg ich kein Busserl von dir?«

»Pah! Kinderkram. Aus dem Alter bin ich raus«, erwiderte Tommy ernsthaft.

Als auch Günther ihr noch einen Kuss geben wollte, schubste sie ihn von sich weg. »Lass das. Die Zeiten sind vorbei. Das weißt du.«

»Ja, leider«, meinte Günther mit einem bedauernden Schulterzucken.

Tina und Bärbel folgten den Dreien bis zur Haustüre. Sie warteten, bis sie eingestiegen waren, und winkten ihnen hinterher, bis sie an der nächsten Kurve aus ihrem Sichtfeld verschwanden. Es war still im Haus, sehr still. Bis Bärbel fragte: »Und wos mochn mia iatz? Foahrn mer aa furt? So, wia i de Soch siech, ruaft spätestens heit Omd da Onkel oder da Herr Hallermeier on und hot a Oarbat füa uns.«

»Du host recht. Mia miassn unerreichboar sei. As Telefon aussteckn wead woih nit reichn. De kemmand notfois sogoa zu uns her.«

»Und wos moch mer?«

»I hob a Idee. Mia gengan auf unsa Hüttn. De Handys loss mer dahoam und durt om gibt’s eh koa Telefon nit.« Tina und Bärbel unterhielten sich meist nur dann im Dialekt, wenn sie alleine waren. Sobald sich aber die Kinder oder Fremde in der Nähe befanden, redeten sie Hochdeutsch miteinander. Das war so vereinbart, damit keine Missverständnisse aufkamen. Auch Tommys und Kathis Lehrerin hatte darum gebeten, wenn die Kinder Hochdeutsch sprachen, würde es ihnen auch leichter fallen, es zu schreiben.

Tina und Günther hatten sich vor Jahren eine alte Almhütte oben am Wildkogel gekauft. Sie war vakant geworden, nachdem der Vorbesitzer verstorben war. Die Erben hatten sie nicht haben wollen und verkauften sie deshalb. Günther hatte im Kollegenkreis davon erfahren. Es waren nicht viele Dinge gewesen, die repariert werden mussten, und Günther als Zimmerermeister hatte keine Mühe gehabt, die Arbeiten auszuführen. Die Hütte war ein regelrechtes Schmuckstück geworden. Das Dach war neu eingedeckt, die undichten Wände abgedichtet sowie die Fenster und Fensterläden erneuert.

Tina machte sich sofort daran, die Rucksäcke zu packen. Nur das Notwendigste kam hinein. Bärbel richtete derweil ein dickes Paket her, in dem sich die Essensration für die nächsten acht Tage befand. Gemeinsam gingen sie los zur Hütte. Nach etwa dreieinhalb Stunden hatten sie das größte Stück geschafft. Es führte nur ein Weg nach oben. Bis zur Hütte ihres Nachbarn Toni Weiherer wand sich ein einigermaßen gut ausgebauter Wirtschaftsweg. Von dessen Hütte zu ihrer war es aber noch gut eine Stunde zu laufen.

Als sie die Lichtung betraten, die die Hütte umgab, und etwas Wasser aus dem Brunnen schöpfen wollten, fiel Bärbel auf, dass der hölzerne Trog davor trocken war. Der Brunnen wurde aus einer Zisterne gespeist, die sich hinter der Hütte befand. Diese wiederum wurde aus einer Quelle oberhalb der Hütte mittels eines Waals befüllt. Tina lief um die Hütte herum und hob den Deckel der Zisterne, um zu sehen, ob sie vielleicht leer war. Erschrocken ließ sie den Deckel wieder fallen. Es knallte so laut, dass Bärbel, die Tina gefolgt war, erschrak. »Wos is denn los? Host an Geist durt drin gsechn?«, fragte sie.

Tina deutete auf den gemauerten Behälter. »Naa, do is a Leich drin. A dots Maderl, wenn i richtig gsechn hob.« Sie trat wieder näher an den Behälter und hob den Deckel abermals. Vorsichtig lugten die beiden hinein.

»Tatsächli. A Maderl!«, entfuhr es Bärbel. Um Genaueres erkennen zu können, zog Tina den Deckel herunter und legte ihn beiseite. Sie besahen sich die Tote. Sie trieb auf dem Bauch in der Zisterne, die langen blonden Haaren trieben sternenförmig um sie herum im Wasser. Sie trug Jeans und ein rot kariertes Hemd. Auch der Statur nach ein junges Mädchen.

»Lauf bitte zum Toni nauf und ruaf de Kollegn on«, bat Tina Bärbel. Toni lebte zwar auch auf einer Alm, aber er hatte zumindest den Luxus, über elektrischen Strom zu verfügen, den er selbst mittels eines Generators und einer Fotovoltaikanlage erzeugte. Dadurch konnte er fernsehen, Radio hören und sein Handy aufladen, wenn der Akku leer war. Auch der Kühlschrank, in dem er Getränke aufbewahrte, wurde damit betrieben.

Bärbel rannte los. Tina sah sich um und versuchte Spuren zu erkennen. Leider wurde sie nicht fündig, denn ihr fehlte die notwendige Ausrüstung dazu. Aber die Kollegen würden schon wissen wo und wie sie zu suchen hatten. Tina beschloss, sich auch in der Hütte umzuschauen, ob etwas verändert worden war. Natürlich konnte das Mädchen in die Zisterne gefallen sein, doch das hielt Tina für unwahrscheinlich. Viel eher hatte sie jemand gestoßen.

Tina holte ihren Schlüssel aus der Tasche, um das Schloss aufzusperren. Als sie das schwere Vorhängeschloss in die Hand nahm, stellte sie fest, dass es aufgebrochen war. Vermutlich war jemand in die Hütte eingedrungen. Das kam zwar manchmal vor, aber meist informierte sie Toni, denn er schaute ab und zu nach dem Rechten. Diesmal schien er nichts bemerkt zu haben. Vielleicht war er in den letzten Tagen nicht vorbeigekommen.

Sie wusste noch nicht, wie lange die Leiche schon in der Zisterne lag und wann eingebrochen worden war. Dass es hier einen Zusammenhang gab, war für Tina offensichtlich.

Tina ließ das Schloss so hängen, wie sie es vorgefunden hatte. Die Spurensicherung würde sich sicher darum kümmern. In die Hütte wagte sie nicht zu gehen, da sie befürchtete, Spuren, die eventuell vorhanden waren, zu vernichten oder sonst wie unbrauchbar zu machen. Sie setzte sich vor der Hütte auf die handgezimmerte Bank, die Günther aus einem Baumstamm geschlagen hatte.

Tina schloss die Augen und lehnte sich zurück. Sie genoss die Stille. Nur ein paar Vögel zwitscherten im nahegelegenen Wald. Ein Buchfink oder eine Meise? Eine Meise, ja. Eine Kohlmeise, und jetzt? Eine Amsel?, riet Tina. Nun war auch ein Kuckuck zu hören. Das laute Rattern eines Spechts ließ den Kuckuck verstummen. War das der Specht? Nein, eher nicht. Tina öffnete die Augen und schaute in den Himmel. Dort zog ein Adler seine Kreise. Immer weiter, immer höher wand sich seine Spirale. Auf seinen Ruf antwortete ein weiterer Adler, den Tina aber von ihrem Platz aus nicht sehen konnte. Bald wird es vorbei sein mit der Ruhe hier. Gleich kommen die Kollegen und suchen hier alles ab. Hoffentlich ist nicht zu viel kaputt gegangen in der Hütte. Das hatten wir ja schon mal. Vandalismus hat der Herr von der Versicherung gemeint. Das wäre nicht versichert. Aber hier liegt der Fall anders. Das war Einbruch oder mehr. Dafür sind die Kollegen vom Eigentum zuständig. Aber die Tote hinten im Wasser? Das ist eigentlich mein Fall. Sicher, der Mord oder Unfall, was immer es auch war, ist auf meinem Grundstück passiert. Aber wenn ich das Opfer nicht persönlich kenne, sollte ich den Fall trotzdem übernehmen können, überlegte Tina. Sie schaute auf ihre Uhr. Bärbel ist jetzt seit über zwei Stunden weg. Langsam müsste sie doch zurückkommen. Ob ihr was passiert ist?

»So! Do bin i wieda!«, riss Bärbels Stimme Tina aus ihren Gedanken.

»Und? Wos songs?«

»Se kemman glei rauf. In zwoa Stund miassatns do sei, hot da Herr Langner vo da Technik gsogg.«

»Do bei uns oda beim Toni?«

»Do bei uns natürli.«

Bärbel setzte sich neben Tina auf die Bank. »Wos moch mer iatz, bis de kemman?«

»Wos scho? Nix natürli. Mia geniessn iatz de Luft und de Sunn do herom.«

»I hob an Hunga«, verkündete Bärbel und packte das Paket mit den Lebensmitteln aus. Tina schaute ihr nur zu. Sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt auch etwas essen sollte. Aber als ihr der Duft des Käses und des frischen Brotes um die Nase zog, konnte sie nicht widerstehen und griff ebenfalls zu. »Mogst wos zum dringa?«, fragte Bärbel.

»Ja scho, aba vom Brunna kriang mer iatz koa Wassa nit.«

»I geh schnö auffi zu da Qwön und hoy uns wos«, beschloss Bärbel und wollte in die Hütte laufen.

»Wos wüst do drin?«, fragte Tina ungehalten.

»An Kruag hoyn. Wos sunst?«

»Du gehst iatz nit do nei. Do muass erscht de SpuSi eini.«

»Wia soy i nacha a Wassa hoyn?«

»Nacha loss es hoyt bleim. So an Durscht hob i iatz aa nit.«

Bärbel setzte sich wieder. Nachdenklich fragte sie: »Wos moanst, wea des Maderl is? Wos glaubst, worum se umbrocht wurn is?«

»I dat song, mia woartn erscht amoi ob, wos de Grichtsmedizin und de SpuSi song. Nacha sehng mer weida. Alloa weads woih nit in de Zisterna einighupft sei und den Deckl zuagmocht hom.«

»Naa gwieß nit«, antwortete Bärbel darauf.

»Hoff mer bloß, dass de Kollegn boid do sand«, sagte Tina seufzend.

»Aba wenn de iatz in unsa Hüttn nei miassn und ois duachsuacha. Nacha wead de doch vosieglt?«

»Ja, des weads gwieß.«

»Nacha kenna mia ja goar nit do bleim. Wos mach mer dann?«

»Hoam geh. Wos sunst?«

Kapitel 2

Nach einer guten halben Stunde hörten Tina und Bärbel Stimmen aus der Richtung, in der Tonis Hütte lag.

»Wie weit ist das denn noch? Mir tun schon die Beine weh!« Das war eindeutig Hallermeier.

»Gleich haben wirs. Nur noch ein paar Meter«, sagte eine beruhigende Stimme, die Tina sofort als die von Otto Gerber, dem Gerichtsmediziner, erkannte. Otto kannte die Hütte. Er war schon mehrmals hier oben gewesen, denn auch er war begeisterter Bergwanderer und durfte die Hütte als Ausgangspunkt für seine Wanderungen nutzen, bei denen er unter anderem Kräuter sammelte.

Erleichtert stand Tina auf. »Se kemmand«, sagte sie zu Bärbel.

»Jo, i hers.«

Schon war eine Kolonne von mehreren Männern und Frauen zu sehen, die schwer mit Rucksäcken bepackt aus dem Wald kamen. Otto kam als Erster bei ihnen an. Er lehnte seinen Nussbaumstock, den er als Wanderstab benutzte, an die Hütte und schnallte seinen Rucksack ab. Auch den lehnte er an die Hüttenwand.

»Wo ist jetzt die Leiche?«, fragte er Tina.

»Komm mit. Ich zeig sie dir«, antwortete sie und ging voraus. Otto folgte ihr hinter die Hütte, wo Tina auf die Zisterne zeigte. »Da drin liegt sie«, sagte sie.

»Habt ihr sie angefasst?«

»Nein, natürlich nicht.«

Otto hob den Deckel an und schaute hinein. Dann zog er seine Handschuhe an und drehte die Tote um.

Tina trat einen Schritt zurück. »Ich kenn das Mädel«, sagte sie entsetzt.

»Wer ist sie?«, fragte Otto überrascht.

»Das ist Mandy Sänger. Ein Lehrmädchen aus der Bank.«

»Wie kommt sie denn hierher?«

»Das weiß ich nicht. Sag mir lieber, wie sie ums Leben gekommen ist. Von selbst wird sie wohl nicht da reingefallen und ertrunken sein.«

Otto wand sich um. Nach einem lauten Pfiff kamen zwei Männer angerannt. Otto zeigte auf die Leiche. »Holt sie mir raus, bitte. Ich schaff das alleine nicht. Passt aber auf, dass ihr keine Spuren verwischt.«

»Herrschaftszeiten no amoi! Ham mers endlich?«, hörte Tina jemanden vor der Hütte schimpfen. Sie ging um die Hütte herum und sah zwei Männer der Bergwacht, die eine Gebirgstrage mit sich führten. Es war eine dieser Tragen, die etwa in der Mitte ein Rad befestigt hatten.

»Kemmts doher! Do is de Leich!«, rief sie ihnen zu.

Sie kamen zu ihr und stellten die Trage bei Otto ab. »Haltet sie fest«, befahl Otto, als die beiden Kollegen die Leiche aus dem Trog holten und auf die Trage legten. Otto besah sich kurz das tote Mädchen. »Ich kann sie jetzt nur oberflächlich untersuchen«, gab er an.

»Was glaubst du, wie lange sie schon tot ist und im Wasser liegt?«

»Das kann ich dir erst …«

»Nach der Obduktion sagen, ich weiß. Aber ungefähr wirst du mir das doch sagen können?«

»Dem äußerlichen Zustand nach würde ich sagen, dass sie etwa zwei Tage tot ist. Also seit Donnerstag.«

»Und wie ist sie umgekommen? Ertrunken sicher nicht?«

»Auch das kann ich wirklich erst nach der Obduktion sagen. Aber …« Er zog die Oberlider des Mädchens hoch. »Es könnte sein, dass sie erwürgt oder erdrosselt wurde. Schau mal hier, die Petechien in den Augen.«

Hallermeier kam zu ihnen. »Die Spurensicherung ist in Ihrer Hütte, Frau Gründlich. Sie konnten auf den ersten Blick nicht viel feststellen. Nur dass da die Vandalen gehaust haben müssen. Würden Sie bitte mitkommen und nachsehen, ob etwas fehlt? Frau Kürzinger konnte nichts feststellen. Alles scheint noch da zu sein.«

»Gut, ich komm mit«, antwortete Tina und folgte ihm.

Vor der Hütte reichte ihr ein Kollege der SpuSi einen Overall, Latexhandschuhe und Überzieher für die Füße. Tina zog beides an. Danach setzte sie sich noch eine Haube auf, die ihr der Kollege ebenfalls gab. So ausgestattet betrat sie die Hütte. Was sie sah, ließ sie blass werden. Sie schlug die Hände vor den Mund und schrie: »Um Gottes willen! Was ist denn hier passiert?«

Überall lag Tinas Geschirr, das glücklicherweise aus Blech bestand, auf dem Boden herum. Das Mobiliar schien unbeschädigt zu sein, wenn man von dem bunten Fleckerlteppich absah. Den hatten Bärbel und Tina selbst aus alten Stoffresten gewebt. Von seinen Farben war nicht mehr viel zu erkennen, denn er war regelrecht versaut mit halb Verdautem. Offenbar hatte sich hier jemand übergeben. Die von Hand gezimmerte Sitzecke, die aus einer Bank, einem Tisch und zwei Stühlen bestand, war ebenfalls voll Flecken und Essensresten.

Vorsichtig ging Tina an dem Teppich vorbei zu dem Schrank, der an der rechten Wand stand. Sie öffnete die Türchen und blickte hinein. »Da ist nichts mehr drin! Die haben das ganze Geschirr ausgeräumt.« Sie schloss ihn wieder und ging weiter zu einer Tür, die in einen Nebenraum führte. Da lag etwas auf dem Boden. Ein Zettel. »Habt ihr den schon fotografiert?«, fragte sie die Spurensicherung.

»Ja, haben wir«, kam die Antwort.

Tina bückte sich und hob das Papier auf. Sie besah es sich. In krakeliger Schrift stand da: »David Ackermann, Kevin Lehmann, Maik Kastner, Frank Frühauf, Mandy Sänger. Mittwoch zweiundzwanzig Uhr, Bauernhofmuseum Bramberg.«

»Was haben Sie da?«, fragte Hallermeier und blickte neugierig darauf.

»Offenbar eine Namensliste. Auch Frau Sänger steht darauf. Mit den anderen Namen kann ich nichts anfangen.« Sie steckte den Zettel in ein Tütchen. »Bärbel? Schreib mal bitte die Namen auf«, bat sie.

Bärbel kam zu ihr herüber und schrieb den Zettel ab. Sie gab ihn gleich an die Kollegen der Spurensicherung weiter. Tina reichte sie die Abschrift. Diese schob sie in ihre Geldbörse. Erst dann öffnete sie die Türe. Sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

Auch hier schien eine Bombe eingeschlagen zu haben, denn die Betten waren aufgeschlitzt und die Federn flogen überall umher. Vorsichtig schloss Tina die Türe wieder und ging vorbei an dem alten Holzofen zur nächsten. Auch diese öffnete sie und blickte hinein.

Die darin befindlichen Regale waren bis auf ein paar Dosen Ravioli leer. Nichts mehr war zu sehen von den anderen Lebensmitteln, die Tina vorsorglich hier gelagert hatte. Stattdessen lagen aufgerissene Mehlpackungen auf dem Boden, der Zucker war verstreut und ein paar Marmeladengläser lagen zertrümmert dazwischen.

Ferdinand Oberlinski, der Leiter der Spurensicherung, kam zu ihr. »Fehlt irgendetwas?«, fragte er.

»Auf den ersten Blick kann ich nichts erkennen. Nur den Saustall hier. Da haben wir eine Menge zu putzen.«

»Sie wissen aber schon, dass wir die Hütte versiegeln müssen? Sie können erst wieder hinein, wenn alle Unklarheiten beseitigt sind.«

»Das ist mir bekannt. Wir gehen ohnehin wieder nach Hause.«

Hallermeier, der ebenfalls Schutzkleidung trug, kam in die Hütte. Er sah sich um und meinte anerkennend: »Schön haben Sie es hier. Da lässt es sich sicher gut aushalten.«

»Im Moment sieht es aber gar nicht danach aus«, meinte Tina und lächelte säuerlich.

»Falls das Mädchen ermordet wurde, glaube ich, haben wir eine Spur«, meinte Hallermeier kurz.

»Zu dem Mädchen?«

»Vielleicht. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde in Bramberg im Museum eingebrochen. Eine Zeugin hat so gegen zweiundzwanzig Uhr eine Beobachtung gemacht. Sie sah vor dem Museum zwei junge Männer in Begleitung von Frau Sänger. Sie hat Frau Sänger erkannt, weil sie Kundin in der Bank ist, in der Frau Sänger ihre Lehre absolviert. Nun könnte es sein, dass Frau Sänger zumindest Mittäterin bei dem Einbruch war. Offenbar warteten sie auf irgendetwas oder auch jemanden.«

»Und? Was hat das mit dem Mord zu tun? Dafür sind doch die Kollegen vom Eigentum zuständig?«

»Nun, es ist so, dass bei dem Einbruch das berühmte Kristallkreuz aus dem Museum gestohlen wurde. Die Tote war offenbar an dem Einbruch beteiligt und ich könnte mir vorstellen, dass ihre Komplizen sie umgebracht haben«, erklärte Hallermeier.

»Warum sollten die das tun? Es gibt sicher einen Grund, weswegen das Kreuz gestohlen wurde und aufteilen kann man es wohl kaum«, erwiderte Tina.

»Genau das ist der Punkt! Gestern ging eine Lösegeldforderung bei der Nationalparkverwaltung ein, die ja auch für das Museum zuständig ist. Man will fünf Millionen Euro. Falls die nicht bezahlt werden, wird das Kreuz zerstört.«

»Und Sie glauben nun, dass unsere Tote daran beteiligt ist?«

»Die Hinweise deuten jedenfalls darauf hin. Zum einen hat die Zeugin offenbar die Täter gesehen und, wie gesagt, war Frau Sänger dabei. Und zum anderen: Frau Sänger hat auch ehrenamtlich für das Museum gearbeitet und besaß einen Schlüssel für die Räumlichkeiten.«

»Wer ist diese Zeugin? Hat die auch einen Namen?«

»Ja natürlich. Sie heißt Christine Stopper und wohnt in Neukirchen.«

»Was hatte Frau Stopper um diese Zeit in Bramberg zu tun? Warum war sie nachts um zweiundzwanzig Uhr in Bramberg? Ist sie vielleicht auch eine der Täterinnen? Oder will sie uns auf eine falsche Spur locken? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«, fragte Tina misstrauisch.

»Ja natürlich. Wir haben uns erkundigt. Frau Stopper hat sich mit Freunden getroffen, um für eine Lesung zu üben.«

»Jetzt bringen Sie mich aber ganz schön durcheinander, Herr Hallermeier. Was für eine Lesung? Wieso üben?«

»Nun, Frau Stopper ist eine Mundartdichterin. Sie hat sich mit Freunden zusammengetan, um gemeinsam ihre Gedichte und Mundartgeschichten bei einer Lesung vorzutragen. Das muss natürlich vorher geübt werden und deshalb haben sie sich getroffen.«

»Und das hat so lange gedauert?«

»Die Gedichte und Geschichten sind offenbar sehr umfangreich.«

»Wie kommt es denn, dass ich von dieser Frau Stopper noch nie gehört habe?«

»Wahrscheinlich interessieren Sie sich zu wenig für unser Volks- und Brauchtum?«

»Pah! Ich war schon im hiesigen Trachten- und Musikverein, da sind Sie noch mit der Blechtrommel um den Christbaum gerannt!«

»Also? Übernehmen Sie den Fall?«

»Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Obwohl – irgendwie bin ich in diesen Fall involviert, schließlich wurde die Leiche auf meinem Grund und Boden gefunden«, überlegte Tina laut. »Also gut, Herr Hallermeier, wir übernehmen.«

Tina und Hallermeier verließen die Hütte. Während Hallermeier sich noch mit den Kollegen der Spurensicherung unterhielt, ging Tina wieder zur Zisterne. Die Leiche war bereits weggebracht worden. »Bärbel? Kommst du? Wir können heim!«, rief sie. Bärbel nickte. Gemeinsam holten sie ihre Rucksäcke und traten den Heimweg an.

Kapitel 3

Am nächsten Tag trafen Tina und Bärbel früh in der Dienststelle ein. Sie begannen sofort, sich über die weiteren Ermittlungsfortschritte zu informieren. Tina rief zuallererst den Bericht auf, der von der Abteilung Eigentum erstellt worden war. Sie erhoffte sich weitere Informationen über den Einbruch. In diesem Bericht war auch ein Abschnitt der Spurensicherung vermerkt, der besagte, dass bei dem Einbruch mindestens fünf Personen beteiligt gewesen sein mussten. Das Mädchen mit eingerechnet.

Außerdem las sie einen Bericht über den Erpresserbrief. Fünf Millionen wollten die Täter für das Kreuz. Im Grunde genommen war das viel zu wenig, denn das Kreuz hatte einen weitaus höheren Wert. Es war einmalig. »Mia miassn zu de Öltern vo da Mandy«, sagte Tina zu Bärbel.

»Mia miassn rauskriang, wöche Freind de Mandy khob hot. Leicht ergibt se do a Spur«, erklärte Tina.

»Woyn mer nit liaba auf de SpuSi woartn? Leicht wissen de jo mehra. Leicht homs bei dem Maderl wos gfundn?«

»I suach erscht amoi de Adress vo ihra raus«, meinte Tina. Sie suchte im Einwohnerverzeichnis von Neukirchen und hatte sofort Erfolg. Nicht nur Mandys Adresse, die offenbar nicht mehr daheim wohnte, sondern auch die Adresse ihrer Eltern hatte sie sofort auf dem Schirm. »Mia foahrn iatz erscht amoi zu de Öltern. Auf geht’s, Bärbel.«

»Ja ja, a oide Frau is doch koa Schnözug!«

Als sie in Neukirchen ankamen, warf der Gerlos bereits seinen Schatten in das Tal. Das Haus von Mandys Eltern lag an einem Hang am Ortsausgang von Neukirchen, kurz bevor die Straße hinaufführte zum Mitterhohenbramberg. Von dort hatte man einen herrlichen Blick hinüber sowohl zum Kleinvenediger wie auch zum Großvenediger, die jetzt eine rötliche Haube zu tragen schienen. Das Haus der Familie Sänger war nicht sehr groß, beinahe so wie Tinas Haus. Es sah gepflegt aus, da das Dach neu mit Schindeln bedeckt worden und auch die Wände mit Zirbenholz verkleidet waren.

Tina drückte den Klingelknopf, der neben dem Hoftor angebracht war. Es dauerte nur einen Moment, ehe sich die Haustüre öffnete und eine Frau mittleren Alters herauskam. Sie machte einen gediegenen Eindruck, jedoch hatte sie tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. »Bitte? Sie wünschen?«

Tina zog ihren Ausweis und hielt ihn der Frau hin. »Major Gründlich von der Kripo Zell am See. Sind Sie Frau Sänger?«

»Ja, das bin ich. Haben Sie meine Tochter gefunden?«

»Frau Sänger, seit wann vermissen Sie Ihre Tochter?«

»Seit Mittwochabend. Sie ist nicht von der Arbeit nach Hause gekommen und …«

»Nicht nach Hause gekommen? Ich denke, sie hat eine eigene Wohnung?«

»Ja schon, aber zum Abendessen war sie immer hier.«

Tina zeigte zum Haus. »Dürfen wir hereinkommen?«

»Ja bitte«, antwortete Frau Sänger. Tina öffnete das Hoftor und folgte ihr gemeinsam mit Bärbel ins Haus.

Tina sah sich unauffällig um. Hier war alles sauber und aufgeräumt. Es schien sich um eine ganz normale Familie zu handeln. Frau Sänger ging voraus bis ans Ende des Flurs. Dort öffnete sie eine Türe und zeigte hinein. »Bitte nehmen Sie doch Platz. Ich komme gleich zu Ihnen. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

»Nein danke«, lehnte Tina ab. Tina und Bärbel traten ins Wohnzimmer. Auch hier sah sich Tina um und stellte fest, dass die Einrichtung zwar schon etwas älter war, aber doch eine gewisse Ausstrahlung hatte. Auf der Anrichte, die sich gegenüber der Couch befand, standen etliche Fotos, die unter anderem sicherlich Mandy zeigten. Mandy als kleines Kind, Mandy vermutlich mit dem Vater und einem anderen Kind beim Schlittenfahren, Mandy mit einer Kommunionskerze und noch etliche weitere.

Tinas Handy klingelte. Sie nahm den Anruf an und da sie erkannte, dass es sich um eine Nummer der Dienststelle handelte, meldete sie sich mit Dienstgrad: »Major Gründlich. Was gibt es?«

»Gerichtsmedizin. Otto hier. Seid ihr gerade bei der Familie Sänger?«

»Ja, sind wir«, antwortete Tina kurz.

»Würdet ihr Herrn und Frau Sänger bitte zu mir schicken? Sie müssten ihre Tochter identifizieren.«

»Ich lasse sie zu dir in die Gerichtsmedizin kommen.«

Im selben Moment kam Frau Sänger ins Wohnzimmer. Das Glas, das sie in der Hand hatte, fiel klirrend zu Boden und zerbrach. Offenbar hatte sie noch mitbekommen, was Tina gesagt hatte. Sie stand in der Türe und starrte Tina wortlos an. Bärbel, die bereits auf der Couch Platz genommen hatte, sprang auf und rannte zu ihr. Gerade noch rechtzeitig, denn Frau Sänger brach im selben Moment zusammen. »Ruf einen Arzt! Schnell! Beeil dich!«, rief Bärbel Tina zu.

Tina trennte die Verbindung mit Otto und wählte den Notruf. Sie gab die erforderlichen Daten durch und ging dann zu Frau Sänger, die mit Schnappatmung auf dem Boden saß. »Se hyperventiliert! Geh in de Küch und suach a Tütn! Schnö, dummel di!«, rief sie Bärbel zu.

Bärbel rannte hinaus. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie zurückkam. Sie hielt eine kleine Papiertüte in den Händen, die sie Tina reichte. Tina hielt sie Frau Sänger vor den Mund, um sie hineinatmen zu lassen, und redete beruhigend auf sie ein. »Bleiben Sie ruhig, Frau Sänger. Nicht aufregen. Der Arzt kommt gleich.«

Der Notarzt war ziemlich schnell da und versorgte Frau Sänger sofort. Wo Herr Sänger war, blieb zunächst ein Rätsel. Tina und Bärbel beschlossen, in ihrem Wagen draußen zu warten, bis der Notarzt wieder weg war.

Endlich kam er heraus. Tina ging zu ihm und fragte, was denn mit Frau Sänger sei.

»Sie hatte einen Schock. Was haben Sie zu ihr gesagt?«

»Sie hat ein Telefonat mitbekommen, bei dem ich gesagt habe, dass ihre Tochter tot sei.«

»Lassen Sie Frau Sänger jetzt bitte in Ruhe. Sie soll sich erst erholen. Ich hab ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und den Hausarzt verständigt. Er wird gleich da sein und sich weiter um die Frau kümmern. Ich hab jetzt leider keine Zeit mehr. Ein Unfall auf der Einhundertachtundsechzig. Sie verstehen? Einer der Sanitäter bleibt einstweilen bei ihr.«

»Danke«, antwortete Tina und ging zum Auto zurück.

»Wos is mit dem Mon?«, fragte Bärbel.

»Koa Ahnung. Dea muass doch irgendwo sei? Frong mer amoi de Nochboarn. Du gehst rechts, i geh links.«

Schon beim ersten Nachbarn bekam Tina die Auskunft, dass Herr Sänger nicht mehr lebte. Er sei vor einem Jahr an Krebs gestorben, hieß es.

»Mia foahrn iatz zu da Wohnung vo da Mandy. Leicht find mer do ja wos«, bestimmte Tina.

»Aba mia hom koan Schlüssl nit?«

»Koa Problem. Des hom mer glei«, antwortete Tina und zog ihr Handy. Sie rief in der Gerichtsmedizin an.

»Gerichtsmedizin, Doktor Gerber?«, meldete sich Otto.

»Otto, ich bins, Tina. Habt ihr bei der Leiche auch einen Schlüsselbund gefunden? Wir wollen in ihre Wohnung.«

»Ja, den hab ich. Was ist mit der Familie der Toten?«

»Das wird heut nichts mehr«, antwortete Tina und erklärte ihm die Lage.

»Holst du den Schlüssel ab?«, fragte Otto.

»Nein, schick mir einen Kollegen von der Bereitschaft. Ich geb dir die Adresse.«

Danach fuhren sie los. Wieder bewunderte Tina die gegenüberliegenden Berge. Noch jetzt im Sommer lag Schnee auf den Gipfeln der beiden Venediger und die Sonne brachte ihn dazu, rötlich, silbern und golden zu glänzen, sodass man meinen konnte, die Venedigermanndl hätten einen Berg Gold und Silber aufgehäuft.

Mandys Wohnung lag in einer ehemaligen Arbeitersiedlung mit Mehrfamilienhäusern. Die Gegend selbst sah nicht gerade einladend aus, schien aber ein Viertel zu sein, in dem die Mieten nicht allzu hoch waren. Bevor Tina an die Türglocke drückte, sah sie sich um. Als Erstes fielen ihr die Kinder auf, die im Sandkasten spielten.

Ein Kind rief plötzlich: »Schaut mal, was ich da habe.« Unwillkürlich schaute Tina hin. Ein eisiger Schreck durchfuhr sie. Das Kind hatte eine Spritze in der Hand und hielt sie hoch. Die anderen Kinder rannten neugierig auf es zu. »Zeig mal her«, riefen sie durcheinander.

Tina rannte hinüber. Vorsichtig trat sie näher an die Kinder heran. Sie sagte zu dem Mädchen: »Darf ich auch mal sehen?« Das Mädchen blickte sie misstrauisch an. Tina machte offenbar einen vertrauenswürdigen Eindruck, denn das Mädchen gab ihr die Spritze. Tina besah sie sich kurz. Sie bemerkte, dass etwas rötliche Flüssigkeit, vermutlich Blut mit Drogen vermischt, darin war und steckte sie sofort in eine Plastiktüte.

Plötzlich fing das Kind zu schreien an. Das war ja klar, denn schließlich hatte Tina ihm den vermeintlich wertvollen Fund weggenommen. Das Schreien war offenbar bis ins Haus zu hören, denn plötzlich rief jemand aus einem Fenster im oberen Stockwerk: »He! Sie da! Was tun Sie da? Lassen Sie das Kind in Ruhe, sonst rufe ich die Polizei!«

Tina blickte nach oben. Sie konnte nicht viel erkennen, nur dass es sich bei der Person um eine Frau handelte.

»Wir sind von der Polizei! Machen Sie mal die Türe unten auf, bitte!«

»Da könnte ja jeder kommen und behaupten, er sei von der Polizei! Zeigen Sie mir erst Ihren Ausweis!«

Tina war klar, dass das nicht viel bringen würde, denn die Frau am Fenster konnte mit Sicherheit nicht erkennen, um welche Art von Ausweis es sich handelte, den Tina ihr jetzt nach oben hielt. Doch entweder hatte die Frau Augen wie ein Adler oder sie war unsicher. Auf jeden Fall summte kurz darauf der Türöffner und Bärbel drückte die Türe auf. Tina betrat den Hausflur nach Bärbel.

Ekel überfiel sie, als ihr der Geruch entgegenschlug. Hier stank es fürchterlich nach Exkrementen und Urin und offenbar hatte sich auch irgendjemand unterhalb der Kellertreppe übergeben. Tina zeigte nach oben »Die Wohnung ist im zweiten Stock. Gehen wir schon mal rauf und warten auf die Kollegen.«

Die alte Holztreppe knarrte bedenklich, als sie die Stufen hinaufschritten. Auch das Geländer wirkte nicht gerade vertrauenerweckend, sodass Tina darauf verzichtete sich daran festzuhalten. Endlich waren sie oben angelangt. Tina suchte nach dem Türschild. »Da ist es. Das ist die Wohnung«, sagte sie, als sie den Namen las.

»Da steht aber Amanda Sänger«, meinte Bärbel.

»Das ist doch logisch. Mandy kommt sicher von Amanda.«

»Da steht aber noch ein Name«, stellte Bärbel fest.

»Frank Frühauf«, las sie leise vor. »Der Name sagt mir was.« Tina holte den Zettel aus ihrer Geldbörse, den sie auf der Hütte eingeschoben hatte. »Ja, der Name steht auch hier drauf«, bestätigte sie.

Bärbel drückte den Klingelknopf.

Von drinnen war klar und deutlich eine Melodie zu hören, die Tina an die Stimme von Peter Alexander erinnerte: »Hier ist ein Mensch, der will zu dir! Komm wach auf, öffne die Tür …«

»Humor haben sie ja«, stellte Tina schmunzelnd fest. Das Lied dudelte noch ein paar Mal den Anfang. Endlich ging die Türe auf. Ein junger Mann in einem verwaschenen T-Shirt und filzigen Haaren blickte heraus.

»Wer stört?«, fragte er.

Tina hatte noch ihren Ausweis in der Hand. Sie hielt ihn dem Mann entgegen. »Major Gründlich. Kripo Zell am See. Sind Sie Herr Frühauf?«

»Ja, der bin ich. Was wollen Sie von mir?«

»Es geht um Frau Sänger. Sie wohnt doch hier?«

»Ja, aber sie ist im Moment nicht da. Kann ich ihr was ausrichten?«

»Wann haben Sie Frau Sänger das letzte Mal gesehen?«, fragte Tina.

»Ich glaub, das war am Mittwoch«, antwortete Frühauf nach längerem Überlegen.

»Sind Sie sicher? Sie haben Sie nachher nicht mehr gesehen?«, fragte Bärbel.

»Ja, absolut sicher.«

»Wissen Sie wo sie jetzt ist?«

»Nein, wozu auch? Es interessiert mich nicht.«

»In welcher Beziehung stehen Sie zu Frau Sänger?«, wollte Tina wissen.

»Wir sind verlobt«, antwortete Frühauf.

»Und da interessiert es Sie nicht, wo Ihre Verlobte ist? Das ist schon seltsam, meinen Sie nicht auch?«

»Was soll daran seltsam sein? Mandy hat ab und zu die Spinnerritis und da haut sie eben mal für ein paar Tage ab. Das ist nichts Besonderes.«

»Wo waren Sie vergangenen Mittwoch gegen zweiundzwanzig Uhr?«

Wieder überlegte Frühauf eine Weile und sah dabei Tina, die die Frage gestellt hatte, nachdenklich an. »Hier, ich war hier in der Wohnung.«

»Gibt es dafür irgendwelche Zeugen? Kann jemand bestätigen, dass Sie um diese Zeit zu Hause waren?«

»Nein, die gibt es nicht. Brauche ich für irgendetwas ein Alibi?«

»Ich denke schon. Ihre Verlobte wurde heute tot aufgefunden und es besteht der Verdacht, dass Sie an ihrem Tod nicht ganz unschuldig sind.«

Frühauf trat einen schnellen Schritt zurück, schlug die Türe zu und sperrte sie von innen ab.

»Fluchtgefahr?«, fragte Bärbel.