Mord in Spitzbergen - Anne B. Ragde - E-Book

Mord in Spitzbergen E-Book

Anne B. Ragde

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Gequält von Liebeskummer, bucht die junge Bea kurzentschlossen eine Kreuzfahrt durch die kalte und unwirtliche Inselgruppe von Spitzbergen. Doch sie kommt nicht zur Ruhe, denn unter den Passagieren befindet sich auch ihre ehemalige Klassenlehrerin, die ihr als Kind übel mitgespielt hat. Von Rache besessen, merkt Bea fast zu spät, wie explosiv die Stimmung unter den Mitreisenden ist. Hoch oben in den ewigen Weiten des Eismeers entladen sich schließlich die Spannungen auf mörderische Weise …

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Seitenzahl: 442

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Gequält von Liebeskummer, bucht die junge Bea kurzentschlossen eine Kreuzfahrt durch die kalte und unwirtliche Inselgruppe von Spitzbergen. Doch sie kommt nicht zur Ruhe, denn unter den Passagieren befindet sich auch ihre ehemalige Klassenlehrerin, die ihr früher übel mitgespielt hat. Von Rache besessen, merkt Bea fast zu spät, wie explosiv die Stimmung unter den Mitreisenden ist. Hoch oben in den ewigen Weiten des Eismeers entladen sich schließlich die Spannungen auf mörderische Weise...

ANNE B. RAGDE wurde 1957 im westnorwegischen Hardanger geboren. Sie ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Autorinnen Norwegens und wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt mit dem Norwegian Language Prize und dem Norwegischen Buchhandelspreis. Mit ihrer Trilogie Das Lügenhaus, Einsiedlerkrebse und Hitzewelle schrieb sie sich in die Herzen der Leserinnen und Leser; ihre Romane erreichten in Norwegen eine Millionenauflage. Anne B. Ragde lebt heute in Trondheim.

Inhaltsverzeichnis

Über den AutorPrologCopyright

Ein Dankeschön an die Besatzung der M/S Origo der Saison 1994, mit Kapitän Per Engwall, Reiseleiter Christian Milde und Eislotse Helmer Kristensen

Helmer kam am 31. August 1995 auf Kiepertøya bei einem Eisbärangriff ums Leben.

Dieses Buch ist Helmer gewidmet.

Prolog

Das alte Seehundweibchen machte schläfrig die Augen auf und zu. Sie rutschte ein wenig hin und her, um eine bequemere Haltung zu finden, glitt dabei jedoch nicht von der Eisscholle. Sie fühlte sich sicher dort, seitwärts gelegen auf einer nur vier Meter breiten Eisscholle, nur wenige Sekunden vom schwarzen Wasser entfernt, in dem niemand sie erreichen könnte. Sie könnte dreihundert Meter tief tauchen, wenn sie das wollte, und lange unten bleiben. Der Sauerstoff würde sich mit dem Hämoglobin in ihrem Körper verbinden und an Hirn und Muskeln weitergereicht werden; und das würde ihr die Kraft geben, zu denken, sich zu bewegen und ihre Umgebung im Auge zu behalten, ohne die Lunge benutzen zu müssen.

Sie hatte viel gesehen. Hatte es registriert, ohne weiter darüber nachzudenken. Von ihren Jungen waren mehrere gestorben. Weißlinge mit kohlschwarzen Nasen waren Stunden nach ihrer Geburt in Eisspalten verschwunden, ehe sie selber schwimmen konnten. Riesige Eisschollen, die sicher wie Festland gewirkt hatten, hatten sich beim Eisgang senkrecht erhoben und Hunderte von hilflos zappelnden Jungen in die Tiefe stürzen lassen. Andere waren von Jägern getötet worden. Mit eingeschlagenem Schädel und durchstochenem Nacken waren sie davongeschleppt worden, und auch das heisere Schreien der Mutter hatte es nicht verhindern können. Einige hatte sie lange gestillt, und die waren groß geworden, hatten mit ihr zusammen Fische gefangen, waren um die Wette geschwommen, hatten gespielt, waren selbständig geworden, um dann zu verschwinden.

Jetzt lag sie allein auf einer Treibeisscholle, im offenen Meer vor den Nordwestinseln, unter einer niedrigstehenden Mitternachtssonne, die am Horizont zu beben schien und die Meer und Wolken honiggelb färbte. Um das Boot kümmerte sie sich vorerst noch nicht. Sie hatte keine Angst vor Booten, nicht vor großen, nicht vor kleinen, nicht vor lärmenden und nicht vor leisen. Boote passierten und verschwanden dann wieder.

Aber dieses hier kam langsam doch zu nah an sie heran. Sie spannte die Muskeln in ihren Flossen an, richtete mühsam ihren schweren Körper auf und ließ den spitzen Bug, der das Wasser durchpflügte und das Schiff hinter sich herzog, nicht aus den Augen.

Die hohe Schiffswand würde die Eisscholle treffen. Die Seehündin beugte sich vor und glitt über den Schollenrand. Das Eiswasser umgab sie, sie öffnete die Augen und tauchte senkrecht nach unten, wobei ihr Fell silberblanke Luftblasen abgab. In fünfzig Meter Tiefe hielt sie inne und steuerte dann die Wasseroberfläche an, ein kleines Stück von dem Koloß entfernt, den ein Propeller antrieb, der dabei das Wasser zu weißem Schaum aufpeitschte.

Der Schnurrbart durchbrach die Wasseroberfläche. Ihm folgten die Augen. Sie zwinkerte, starrte die Schiffsseite an und beobachtete die unerwarteten Bewegungen dort. Etwas wurde aus der blauen, senkrechten Wand gepreßt. Und sie sah, wie dieses Etwas auf das Wasser traf, sie lauschte dem Platschen, witterte in der Luft, schwamm hinüber und ließ sich bestätigen, was ihre Nase ihr erzählt hatte.

Sie umkreiste es neugierig, während es versank, wollte ihm aber nicht zu nahe kommen. Sie wartete auf ein Zeichen, daß das andere lebte und wieder die Oberfläche ansteuern würde. Nur sie und ihresgleichen konnten so tief schwimmen und jagen. Aber sie konnte keine planmäßigen Bewegungen wahrnehmen, nur eine langsame Rotation, kraftlos herabhängende Körperteile.

Auf zweihundert Meter Tiefe stellte sie ihre Beobachtungen ein. Mit einer Schwanzbewegung stieg sie dann blitzschnell zum Licht empor, während schwarzes Polarmeer das verschlang, was unter ihr versank.

Wieder durchbrach ihr Schnurrbart die Wasseroberfläche. Sie zwinkerte mit den Augen, um sie von Wasser auf Luft umzustellen. Das Schiff war inzwischen schon mehrere hundert Meter von ihr entfernt. Ihre Eisscholle war zerbrochen, die Meeresoberfläche, die vor kurzem noch wie gehämmertes Kupfer dagelegen hatte, war nun im Kielwasser des Bootes aufgewühlt. Fernes Motorendröhnen war noch zu hören. Sie schnaubte energisch und ließ einen Schwarm von Salzwassertropfen zur Sonne hochwirbeln. Ein kleiner Regenbogen zeichnete sich für einen Moment in den Tropfen ab.

Sie legte elegant den Kopf in den Nacken und war verschwunden.

Eigentlich fahre ich zum Trinken nach Svalbard. Das sagte ich mir jedenfalls mit lauter Stimme, als ich an einem Tag Mitte August alles stehen- und liegenließ, um in aller Eile eine Reise zu buchen, die ein Heidengeld kostete, mir aber eine reiche Auswahl an Begegnungen mit wilden Tieren in einer atemberaubenden Natur verhieß. Ich dachte ein wenig darüber nach: Wieso man das schon im voraus versprechen konnte. Nicht, daß die Natur so schön war, daß man es nicht glauben konnte, wenn man sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Jeder Idiot weiß schließlich, daß Svalbard eine Perle ist. Aber das mit den Tieren, das glaubte ich nicht so ganz. Man kann doch keine zähnefletschenden Eisbären und schlafenden Walrösser bestellen. Ein Bild zeigte einen Eisbären, der auf einem Schiff den Kopf durch ein Bullauge quetschte. Er leckte sich den Mund. Auch Wale wurden mir versprochen, und ich fand es beeindruckend, daß das Reisebüro das Leben im Meer dermaßen gut unter Kontrolle hatte.

Das einzige, worauf ich mich felsenfest verließ, war die Alkoholpolitik. Der norwegische Staat würde es nicht schaffen, den Leuten auf Svalbard ihre Steuerprivilegien unter der Nase wegzuschnappen, ehe ich dort oben angelangt wäre. Und der Wucherpreis, den die Reise kostete, wirkte gar nicht mehr so schlimm bei der Vorstellung, in Ruhe und Frieden trinken zu können, ohne grauenerregende Rechnungen anstellen zu müssen, bei denen mir jeder Schluck im Hals steckenblieb. Und weil ich eine Meisterin in der Kunst bin, den reinen Alkohol zu verbergen, der in meinem Blut herumschwimmt, freute ich mich auf einen fast ununterbrochenen Rausch, bei dem ich jedoch niemals benebelt genug sein würde, um zu vergessen, was mich zu der Entscheidung getrieben hatte, eine Reise in den höchsten Norden zu unternehmen. Und ich würde auch nicht so alkoholisiert und lässig sein, daß ich mein Vorhaben nicht präzise und unwiderruflich ausführen könnte. Mein oberflächliches, munteres Auftreten würde, das hatten viele Jahre des Trainings mich gelehrt, als perfekte Tarnung fungieren. Ein guter steuerfreier Drink würde mir zu der Schlagfertigkeit verhelfen, die ich brauchte, um als ich selber auftreten zu können. Ein guter Drink, und ich konnte fast immer meine Umgebung davon überzeugen, ich sei bis ins Mark munter und oberflächlich.

Aber ich hatte nicht viel Zeit, um alle Vorbereitungen zu treffen. Ich mußte ja schon in drei Tagen aufbrechen. Am Sonntagabend setzte ich mich deshalb mit eiskaltem Weißwein und frischgespültem Aschenbecher an meinen Schreibtisch und machte eine Liste. Die Abreise fand am Mittwochmorgen statt, oder, genauer gesagt, in der Nacht zum Mittwoch. Das Flugzeug nach Tromso startete um sieben Uhr. Das bedeutete, Taxi für Viertel nach sechs bestellen, rechnete ich aus, und das notierte ich dann auch. Ganz oben auf meiner Liste stand Andersen. Er brauchte ein Zuhause für die Zeit meiner Abwesenheit.

Ich blickte zu ihm hinüber, zu meinem gelben Wellensittich, und griff zum Telefon. Ich fing mit meinen beiden Exmännern an, mit denen ich noch Kontakt hatte. Beide interessierten sich für meine Svalbardreise, und beide wollten mir von ihrem Verhältnis zu polaren Gegenden und Kälte und Winter erzählen. Und was, wenn mir ein Eisbär begegnete?

»Das will ich hoffen«, antwortete ich. »Bei dem Preis.«

»Vielleicht wirst du aufgefressen«, sagte Leif, der Ex Nummer eins. »Die Eisbären da oben fressen gern Touristen, das weißt du doch sicher?«

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