Mörderische Intrigen - Martin Amadeus Weber - E-Book

Mörderische Intrigen E-Book

Martin Amadeus Weber

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Beschreibung

Eine fürchterlich zugerichtet Leiche stellt die Soko vor ein Rätsel. Ist es die Tat eines irrsinnigen Triebtäters oder womöglich ein Ritualmord? Ist es eine Strafe oder nur eine gefühlslose Irreführung? Sekte oder kriminelle Organisation? Der Kommissar tappt lange im Dunkeln, ist er doch durch persönliche Probleme extrem abgelenkt und mit seinem eigenen Schicksal, seiner familiären Zukunft, beschäftigt. Nur die fünf jungen Mitarbeiter lassen sich nicht beirren, sind sie doch mit den modernen Möglichkeiten bestens vertraut und lenken ihren Chef in ihm unbekannte Gefilde der digitalen Unterwelt. Langsam kristallisieren sich die unterschiedlichen Wege heraus und er muss sich festlegen. Auch im partnerschaftlichen Bereich warten schwere Entscheidungen. Die Auseinandersetzung mit der intriganten Schwiegermutter setzt ihm gewaltig zu und bringt ihn beruflich an den Abgrund. Was nun Herr Kommissar. Mord oder Drogen. Menschenschleusung oder Sklaverei, denkt er zornig, ballt die Fäuste und betritt den Weg, den er für den richtigen hält.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Ein neuer Fall

Zukunftsplanung

Montag früh

Nicoles Entscheidung

Frühstück im Schützenhof

Die Wohnung

Neue Erkenntnisse

Montag, 9 Uhr Kommissariat

Kranzenberg Dienstag Nachmittag

Auf Beobachtung

Montagmorgen

Bei Walchers in Baunertal

Kaltklamm Montagabend

Abend im Schwarzen Schwan, Endlich vereint

Mittwoch. Ein neuer Tag

Neue Intrigen

Der Privatdetektiv. Mittwoch Nachmittag

Stuttgart Kommissariat

Donnerstagmorgen im Kommissariat

Neue Ermittlungsergebnisses

Mittwochmorgen

Anderthalb Wochen später, Montagnachmittag

Karlsruhe Dienstagnachmittag

Zu gleicher Zeit Kaltklamm Mittwochmorgen

Krautbauernhof

Stuttgart, Wohnung Nicole

Krautbauernhof

Im Hotel

Urbach , Villa Möckeberg

Gronburg

Stuttgart, Wohnung im 5. Stock.

Donnerstagmorgen Durchsuchung bei Kovalenko

Stunden später in der Einsatzzentrale

Zwei Tage später, Stuttgart

Impressum

Alle Personen oder Namen sind reine Erfindung und mögliche Übereinstimmung mit bestehendem Namen oder Personen ist reiner Zufall und nicht gewollt. Die in diesem Buch geschilderten Ereignisse oder technische Erfindungen sind Science Fiktion und entstammen meiner Phantasie. Sollte ich jemanden beleidigen oder beschämen, so bitte ich um Entschuldigung. Wie gesagt. Die Handlungen und Abenteuer die hier geschildert werden sind erfunden und jegliche Übereinstimmung mit realen Personen sind reiner und ungewollter Zufall. Der Autor

Sonntagmorgen

Seufzend legte Kommissar Alexander Brantel den Aktenordner zur Seite. Wieder hatte er eine Nacht in seinem Kommissariat zugebracht und strich sich jetzt müde über die Stirn. Blicklos strichen seine Augen durch das nüchterne Büro im dem nur der Computer aus diesem Jahrzehnt zu stammen schien. Der alte, mit Aktenmappen überladen Schreibtisch war ein hässliches, aber unzerstörbares Monstrum, dass schon sein Vorgänger geliebt und gehegt hatte. Langsam schob er den Armlehnenstuhl, den er schon einige Male vor dem Sperrmüll gerettet hatte, zurück und begann knarrend zu wippen. Zum Glück war Simone, die Abteilungssekretärin und guter Geist der Abteilung nicht da, dachte er grinsend. Die würde jetzt wieder einmal zitternd vor Zorn explodieren. Schon mehrmals hatte sie angedroht, eine Axt mitzubringen und das alte Monster zu Kleinholz zu verarbeiten, wenn sie dieses entsetzliche Geknarre weiter ertragen müsste. Scheiße, dachte er wehmütig, während seine Erinnerungen zu wandern begannen. Gestern, also am Samstag, hatte ihm seine Frau Viola, mit der er jetzt schon 19 Jahre verheiratet war, sein Bettzeug ins Gästezimmer, gepackt. Dort hatte sie auch zwei Koffer mit seinen Kleidern deponiert. Ich halte das nicht mehr aus, hatte sie geschrien. Abend für Abend, Nacht für Nacht hocke ich hier allein, mache mir Sorgen, während du die Welt rettest. Dir ist es ja anscheinend scheißegal, dass ich hier vor Sorgen vergehen. Seit Jahren schon streiten wir wegen diesem Thema. Die Kinder sind schon abgehauen, weil sie es nicht mehr ertragen können. Nicki ist fast zu einer Freundin gezogen und Matze hat sich in seine Studentenbude verkrochen. Alles machst du mit deinem Scheißberuf kaputt. Zieh doch in dein Büro, dann kannst du Tag und Nacht die bösen Menschen jagen. Hier in meinem Haus will ich dich nicht mehr sehen. deine restlichen Sachen kannst du abholen, wenn du weißt, wo du in Zukunft wohnst. Zum Glück ist dies mein Haus. Morgen werde ich das Schloss wechseln lassen. Versunken saß er da und die Bilder der Erinnerungen überrollten ihn. Langsam wurde er sich bewusst, dass er sein Leben ordentlich verkackt hatte. Die Jahre zogen an ihm vorbei und ihm wurde immer bewusster, wie egoistisch er sich seiner Familie gegenüber benommen hatte. Eigentlich sollte er Viola bewundern, weil sie es solange ausgehalten hatte. Plötzlich stand Nicoles Bild vor seinen Augen. Ihr vorwurfsvoller Blick, als er mal wieder dringend zu einem Fall musste, anstatt sich um sie zu kümmern, um auf eine ihrer Schulaufführungen zu gehen. Ständig hatte er berufliche Gründe gehabt, die ihn daran hinderten, sich seinen Kindern zu widmen. Immer weitere Bilder überfluteten ihn und er versank in seinem schlechten Gewissen, je mehr ihm bewusst wurde, wie er seine Liebsten vernachlässigt und verletzt hatte. Nach einer Weile raffte er sich hoch und wurde sich wieder seines Büros bewusst. Komisch, dachte er. Ich habe noch nie bemerkt, welche Höhe dieser Raum hat. Langsam schweifte sein Blick weiter und blieb an der weißen Tafel hängen, an der noch die Bilder und Notizen des letzten Falles sichtbar waren. Mühsam unterdrückte er weitere Erinnerungen, die in ihm hochquollen. Viola hat wohl ihre Drohung wahr gemacht, hat mich wirklich rausgeschmissen, wurde ihm langsam in aller Deutlichkeit bewusst. Sinnend blieb sein Blick auf der Tasche und den beiden Koffern hängen, die neben seinem Schreibtisch standen. Zuerst muss ich mir eine Bleibe suchen, diesmal kriege ich Viola nicht mehr so schnell rum. Marianne wird jubeln. Ich befürchte, jetzt macht sie ernst und eigentlich muss ich ihr recht geben. Ich bin ein Idiot. Sinnend schaute er auf den flimmernden Bildschirm und schüttelte ratlos den Kopf. Nach einiger Zeit straffte er sich entschlossen. Am besten rufe ich im Schützenhof an. Der Schützenhof war ein kleines Hotel, direkt neben seinem Kommissariat. Auch eines der wenigen Altbaugebäude, die den Krieg überstanden hatten. Im Schützenhof brachten sie gelegentlich Besucher unter. Wenig später hatte er Bruno Walter, den Besitzer am Telefon und schilderte ihm sein Problem. Mit Bruno hatte er schon öfters zusammengesessen und war über dessen Weltoffenheit, Toleranz und gelassener Ruhe erstaunt gewesen. Bruno führte zusammen mit Maria, seiner Frau, seit vielen Jahren das kleine, gemütliche, bei seinen Stammkunden sehr beliebte, Hotel. Die haben sich ein richtiges Zuhause geschaffen, dachte er fast neidisch, während er mit Bruno verhandelte. Mit Bruno und Maria war er schon länger befreundet. Sie kannten seine familiären Umstände und seinen fanatischen Drang, die Welt vor den kriminellen Gefahren zu schützen. Bruno und Maria hatten sich schon oft über ihn unterhalten und befürchtet, dass genau das geschehen würde, was jetzt geschah. Wenig später betrat er bereits das enge Foyer des Schützenhofs und wurde von Bruno freundlich empfangen. „Du bekommst Nr. 101, unser schönstes Zimmer im ersten Stock. Es ist momentan frei und du kannst gleich hinein. Maria lässt fragen, ob du ein Frühstück willst, sie ist gerade in der Küche am Werkeln.“ Der Schützenhof hatte früher ein kleines Restaurant besessen, in dem Maria liebevoll gekochte und schwäbische Hausmannskost angeboten hatte. Heute aber gab es nur noch Frühstück für die Hotelgäste und gelegentlich, auf Vorbestellung, nur für Hausgäste, ein Abendessen. Der ständige Restaurantbetrieb war Maria zu viel geworden, der reine Hotelbetrieb genügte den beiden und ernähren sie sehr zu ihrer Zufriedenheit. Erfreut nickte er und bemerkte jetzt, dass er richtig hungrig war, er hatte seit gestern früh nichts mehr gegessen. „Ein Frühstück? Das wäre super, ich habe Hunger wie ein Wolf.“ Maria, die fragend aus ihrer Küche gesehen hatte, nickte strahlend. „Setz dich schon mal hin, ich bringe dir gleich etwas“, hörte er sie aus ihrer Küche rufen. Bruno grinste zustimmend und wehrte Alexanders Erklärungsversuche ab. „Später! Später können wir reden. Jetzt iss erst mal und komm etwas zur Ruhe. Mir ist schon klar, dass du nicht grundlos so plötzlich hier auftauchst und hier Quartier suchst, aber alles zu seiner Zeit.“ Eine halbe Stunde später lehnte er sich mehr als satt zurück und trank zufrieden seine vierte Tasse Kaffee. Bruno und Maria setzten sich zu ihm und sahen ihn fragend und erwartungsvoll an. Sinnend musterte er die beiden lieben Menschen, mit denen er schon seit Jahren befreundet war. Vor acht Jahren, er war zu dieser Zeit Assistent des damaligen Hauptkommissars gewesen, hatte es hier einen brutalen Überfall gegeben und er konnte Maria, welche die Verbrecher als Geisel genommen hatten, in letzter Sekunde retten. Bruno war schwer verletzt im Foyer gelegen und er hatte einen der Geiselnehmer, den, der Maria, mit dem Messer am Hals als Schild vor sich gehalten hatte, mit dem Mut der Verzweiflung, erschossen. Noch heute wurde ihm schlecht bei dem Gedanken an diesen riskanten Schuss. Seit diesem Vorfall waren sie befreundet und er war zu jeder Zeit ein gern gesehener Gast und Freund. Seine Beteuerungen, er habe ja nur seine Pflicht getan, ignorierten sie einfach. In ihren Augen war er ihr Retter und sie waren einfach nur dankbar. Fast eine Stunde lang redete er und berichtete seine Sünden. Maria, die zwischenzeitlich immer wieder mal in ihre Küche eilte, setzte sich am Schluss neben ihn und nahm ihn in den Arm. „Mein lieber Junge, dass hast du aber wirklich gründlich verbockt. Ich kann verstehen, dass dich deine Viola rausgeschmissen hat. Wenn Bruno sich so benommen hätte, wäre er auch hochkant rausgeflogen.“ Der Kommissar nickte zerknirscht. „Du bist ganz schön streng mit mir, aber du hast leider recht, ich bin wirklich ein Idiot. Ich befürchte, ich habe alles kaputt gemacht. Viola hat sich immer wieder beklagt, dass mir mein Beruf wichtiger als meine Familie ist. Ich habe das einfach ignoriert und als Nörgelei abgetan. Auch meine beiden Kinder habe ich vernachlässigt und jetzt hat Viola die Reißleine gezogen. Aber was soll ich machen? Meine Arbeit ist mein Leben. Warum versteht Viola das nicht? Am Anfang war sie doch so stolz auf mich.“ Bruno sah ihn lange abwägen an. „Ich kann deine Frau auch verstehen. Ich beobachte dich schon eine ganze Weile und habe mich immer gewundert, warum Viola das so lange aushält, warum es nicht schon längst gekracht hat. Keine Frau kann es auf Dauer ertragen, wenn ihr Mann eine Geliebte hat. Irgendwann knallt es eben.“ Alexander riss erschrocken und empört die Augen auf. „Aber ich habe doch keine Geliebte. Ich habe Viola nie betrogen. Auch dann nicht, als wir uns schon nichts mehr zu sagen hatten und nur noch nebeneinander her lebten.“, widersprach er energisch und lehnte sich aufgebracht zurück. Bruno lächelte beschwichtigend, nickte aber gleichzeitig bekräftigend. „Doch mein Freund. du hast eine Geliebte und du bist jeden Tag mit ihr zusammen. Bevor du wieder hochfährst, hör mir zuerst zu.“ Bruno hatte seine Hände ergriffen und hielt ihn nieder. „Deine Geliebte heißt Soko und wohnt im Haus nebenan. Sie hat dich praktisch jeden Tag mindestens 12 Stunden, manchmal sogar noch länger in ihren Armen, in ihrem Bett gehalten und du bist sehr zufrieden und glücklich mit diesem Arrangement.“ Reglos saß der Kommissar auf seinem Stuhl und sah Bruno mit weit aufgerissenen Augen an. Dann wanderte sein Blick zu Maria und die nickte zustimmend. „Ich bin hier ausnahmsweise mal mit meinem Gatten einig. Er hat recht, ich sehe es leider genauso.“ Langsam ließ er seinen Kopf sinken, seine Gedanken rasten in einem fürchterlichen Wirbelsturm durch seinen Kopf. Dann, während der Gedankenwirbel langsam ruhiger wurde, entstand ein vollkommen neues Bild. Es ist wie in einem Film, dachte er erstaunt. Vor seinem inneren Auge stand er an einen breiten, reißenden Strom. Am gegenüberliegenden Ufer stand Viola, die sich traurig wegdrehte und mitten im Strom auf einem Floß seine Kinder, die nicht wussten, wohin es sie zog. Blitzschnell verschwand das Fantasiebild und machte der Realität Platz, aber er hatte die Botschaft seines Unterbewusstseins, seiner inneren Stimme, die schon so lange nicht mehr mit ihm gesprochen hatte, verstanden. Unsere Lebenswege, unsere Lebensplanung passen einfach nicht zusammen. Es stimmt schon, was Bruno sagt. Mein Lebensinhalt ist der Kampf um Recht und Gerechtigkeit. Dem habe ich mich mit Haut und Haaren verschrieben und da passt ein friedliches, gemütliches Haus, mit Freunden und Festen, mit Galas und Konzerten, mit einem regelmäßigen Feierabend, nicht dazu. Unsere Lebensskripte sind einfach viel zu verschieden. Wie erschlagen saß er da, den Kopf in die Hände gestützt, während sich seine Gedanken langsam klärten und beruhigen. Vor seinen Augen entstand das Bild seiner Freunde. Maria war hinter ihren Bruno getreten und hatte ihre Hände liebevoll auf seine Schultern gelegt. Aufmerksam betrachtete er das Bild. Maria hatte schneeweiße Haare, die sie zu einem strengen Dutt hinter dem Kopf trug. Einige Haarsträhnen hatten sich allerdings vorwitzig gelöst und bewirken ein fast jugendliches, mädchenhaftes Aussehen, was durch das runde, fast faltenlose Gesicht und die blitzenden, blauen Augen verstärkt wurde. Maria ist eine tolle Frau, durchfuhr es ihn und er erkannte schuldbewusst den Neid, den er spürte. Sie haben einen gemeinsamen Lebensweg gefunden, dachte er bewundernd und musste wieder neidvolle Anwandlungen in den Hintergrund verdammen. Bruno, leicht rundlich, hatte nur noch einen weißen Haarkranz und dunkelbraune, lustig funkelnden Augen, die trotzdem aufmerksam in die Welt blickten. Wenn ich einen zufriedenen, humorvollen Mönch malen müsste, dann würde er wie Bruno aussehen, dachte er innerlich lächelnd, während er die beiden betrachtete. Wie gut, dass ich solche Freunde habe, wallte es durch seinen Kopf. Also gut. Was mache ich jetzt. Meine Beziehung mit Viola ist offensichtlich gescheitert und konnte so, wie ich es jetzt sehe, gar nicht gut gehen. Wir wollten es beide erzwingen und haben die unumschiffbaren Klippen einfach ignoriert. Viola hat alle Trümpfe in der Hand. Das Haus gehört ihr, das Auto ist ihres, eigentlich gehört ihr praktisch alles, bis auf meine Klamotten. Die Schwiegermutter wird triumphieren, war sie doch von Anfang an gegen diese nicht standesgemäße Beziehung. Sie hätte für ihr einziges Töchterlein gerne einen netten, reichen Erben aus ihrem Umfeld gehabt, aber nein, ihre undankbare Tochter musste ja diesen kümmerlichen Polizisten ehelichen. Und sie hat recht gehabt, musste er jetzt zornig zugeben. Liebe und Sex können eine Partnerschaft nicht zusammenhalten, wenn die gemeinsamen Interessen nicht vorhanden sind. Eigentlich habe ich das schon vor zehn Jahren erkannt, aber da waren die Kinder noch so klein und ich dachte, wir könnten uns zusammenraufen. Vor allem aber war ich auch zu feige, hatte Angst vor einer Veränderung, wollte keinen neuen Anfang wagen, habe mich einfach in meiner Existenz vergraben, habe den Kopf in den Sand gesteckt. Auch Viola muss so gedacht haben, sonst hätte es nicht so lange halten können. Ok, es ist wie es ist und ich muss jetzt sehen, wie ich wieder auf die Beine komme. Als erstes brauche ich eine Bleibe. Das Hotelzimmer hier bei Maria und Bruno ist keine Lösung auf Dauer. Gleich Morgen werde ich mich auf die Suche nach einer kleinen Wohnung machen. Die beiden Wirtsleute hatten schweigend zugesehen, wie er sich langsam fasste und anscheinend zu einem Ergebnis gekommen war. „Also ihr zwei. Zuerst mal vielen Dank, dass ich vorerst hier bei euch bleiben kann. Ich habe mich entschlossen, diesen, meinen neuen Lebensabschnitt anzupacken, obwohl ich ziemlich Angst davor habe, aber es muss wohl sein. Zuerst werde ich mich auf Wohnungssuche machen, denn hier bei euch kann ich ja nicht ewig bleiben, so schön es bei euch auch ist. Zum Glück ist heute Sonntag und daher im Büro wenig los, so dass ich jetzt zuerst mal Zeit habe und mein Zeug verstauen kann. Nachher gehe ich kurz hinüber um nach dem Rechten zu sehen. Am Abend bin ich dann wieder hier.“ Maria und Bruno sahen sich stumm grinsend an, dann meinte Maria leicht spöttisch nickend. „Die Geliebte ruft und er eilt zu ihr. Er ist einfach ein braver Junge.“ Erstarrt saß Alexander da und starrte sie an. Verdammt, sie hat recht. Ich bin schon wieder in dem alten Trott, durchfuhr es ihn. Hilflos grinsend nickte er. „Du hast natürlich wie immer recht, aber ich kann einfach nicht über meinen Schatten springen.“ Maria lächelte nickend. „Ist schon recht. Du kannst nicht alles auf einmal ändern. Immer langsam, nichts überstürzen, no nix narrets, wie der Schwabe sagt. Das wird schon wieder, da bin ich mir sicher. Bis du dich wieder gefangen hast, kannst du natürlich bei uns bleiben, wir haben dich gerne bei uns. Was deine Wohnungssuche betrifft, habe ich möglicherweise eine Lösung.“ „Eine Lösung? Habt ihr etwa hier im Haus eine Wohnung frei?“, fragte Alexander überrascht. Stock fünf und sechs über dem Hotel waren Mietwohnungen, die allerdings an langjährige Mieter vergeben waren. „Nein. Aber drüben, drei Etagen über deinem Büro ist ein der beiden Dachwohnungen freigeworden. Barbara ist vor ein paar Wochen gestorben. In der anderen Wohnung wohnt Emma Roth, die Hausbesitzerin. Emma ist eine gute, alte Freundin von uns, wir treffen uns regelmäßig zum Kaffeetrinken und tratschen. Wenn du willst, rufe ich sie gleich mal an und frage, ob die Wohnung noch frei ist.“ Das wäre natürlich eine super Lösung. Da bräuchte ich nicht mal ein Auto und könnte einen Dienstwagen nehmen, dachte er stumm und nickte Maria zu. „Mensch Maria, dass wäre natürlich super, das würde meine Probleme fürs erste lösen“, meinte er hoffnungsvoll. „Gut. Es ist jetzt halb zehn. Vor halb elf ist Emma nicht ansprechbar, ich probiere es dann. Du kannst ja inzwischen das Zimmer endgültig beziehen und dann hinüber in dein geliebtes Büro gehen. Sicher warten schon sämtliche Verbrecher Stuttgarts zitternd auf dein Kommen“, schob sie stichelnd hinterher. Grinsend erhob sich der Kommissar und drückte der verdutzten Frau einen Kuss auf die Backe. „Bruno, ich liebe diese Frau. Du bist wirklich zu beneiden. Am liebsten würde ich sie dir ausspannen, aber ich vermute, dass das leider nicht geht“, meinte er lächelnd und eilte dann hinaus. Kurze Zeit später betrat er sein sonntäglich leeres Kommissariat und ließ sich zuerst einen starken Kaffee aus dem supermodernen Kaffeeautomat, dessen Bedienung er inzwischen beherrschte. Zufrieden brummend setzte er sich an seinen Schreibtisch und las an seinem Bildschirm die neuesten polizeilichen Nachrichten. Nichts los, brummte er und sah sich um. Draußen auf Simones Arbeitsplatz im Vorzimmer türmten sich die Aktenmappen. Jetzt haben wir die tolle Computerausrüstung, aber wir versinken immer noch in Papier, dachte er unwillig und sah grimmig auf die Akten, die seinen Schreibtisch bedeckten. Missmutig machte er sich über die Ordner her und versank im Studium vergangener Fälle. Plötzlich zuckte er zusammen und schreckte hoch. Jemand hatte die Räume betreten. Sein eigener Bereich war durch eine, ab der halben Höhe verglasten Zwischenwand, deren Türe momentan geschlossen war, vom übrigen Raum abgetrennt. Bis zur halben Höhe standen Regale, gefüllt mit Ordnern und Büchern und auf den Regalen standen mehrere Blumentöpfe mit Grünpflanzen, einem Hobby von Simone. Vom Eingang her war er hinter seinem Monitor praktisch unsichtbar, konnte aber selber die Geschehnisse beobachten. Niko und Marion, die beiden jungen Mitarbeiter, er kurz vor seiner Ernennung zum Kommissar und sie als Auszubildende, standen kichernd am Kaffeeautomaten und Niko hatte den Arm um das hübsche Mädchen neben sich gelegt, was sich die, wenn auch zögernd, gefallen ließ. Schau an, dachte er von seiner Beobachtungsposition aus. Da ergeben sich doch tatsächlich neue Bindungen. Hoffentlich beeinträchtigt das die Arbeit nicht. Gerührt lächeln beobachtete er die schüchternen Annäherungsversuche der zwei jungen Menschen. Die beiden finden sich vielleicht und meine Bindung geht den Bach runter. C‘est la vie, so ist das Leben, sagen die Franzosen. Fast neidisch beobachtete er die beiden und schalt sich dann heftig einen missgünstigen alten Knacker. Als sein Computer mit einem lauten Ping eine neue Nachricht angekündigte, fuhren die beiden erschrocken auseinander und drehten sich verlegen zu ihm herum. Lächelnd winkte er ihnen zu und rief fröhlich „Hallo ihr beiden. Bringt ihr mir auch einen Kaffee mit, wenn ihr gerade dabei seid?“ „Danke“, meinte er dann freundlich, als Niko eine dampfende Tasse vor ihn hinstellte „Ich wollte euch nicht erschrecken, es ist OK. Wenn ihr jetzt aber anfangt, sie zueinander zu sagen, dann werde ich ärgerlich. Ihr braucht euch nicht zu genieren, wir hier im Team wissen schon längst, dass ihr euch mögt“, lächelte er weiter freundlich und wandte sich dann wieder seinem Bildschirm zu um die neue Nachricht zu lesen. „Es ist eine neue Meldung hereingekommen, ein Leichenfund auf der Wangener Höhe. Da fahrt ihr sofort hin und nehmt alles auf. Achtet bitte auf alle Details. Jeder Schnipsel, so unscheinbar er auch erscheint, kann wichtig sein. Ich halte hier die Stellung. Wenn etwas unklar ist, dann meldet euch sofort.“ „Sollen wir wirklich allein gehen? Wir haben sowas noch nie gemacht.“ Schmunzelnd sah er die beiden an. „Jeder muss mal anfangen. Wenn ihr nicht weiterwisst, dann ruft an, ich komme dann sofort.“ Immer noch stark verunsichert stapften die beiden hinaus, der Kommissar sah ihnen lächelnd hinterher. Kaum eine halbe Stunde war vergangen, als das Telefon schrille. Er war gerade mitten in einer Aufräumaktion. Auf und um seinen Schreibtisch stapelten sich die Aktenmappen. In einen großen Karton verbannte er Ordner, die er mit Sicherheit nicht mehr brauchen würde.

Ein neuer Fall

Niko war am Telefon. „Alex, du musst herkommen, das ist eindeutig eine Nummer zu groß für uns.“ Alexander stoppte ihn, bevor er weitere Details hervorsprudeln konnte. Am Klang der Stimme seines jungen Mitarbeiters erkannte er den Ernst der Lage und machte sich bereits auf den Weg. „Ich möchte mir ein unbeeinflusstes Bild von dem Fall machen, also bitte keine Informationen vorher, ich bin in wenigen Minuten da“, verlangte er und beendete das Gespräch. Während er mit dem Aufzug ins Erdgeschoss fuhr dachte er noch, ob Maria wohl schon mit ihrer Freundin gesprochen hat? Der Aufzug ging tatsächlich bis zum fünften Stock, das hatte er vorher schon ausprobiert. Wäre nicht schlecht, wenn es klappen würde. Das Ping der sich öffnenden Türe schreckte ihn aus seinen Gedanken. Gegenüber dem Parkplatz sah er Maria, die auf einen Besen gestützt mit einer anderen, älteren Frau tratschte und ihm nebenbei zuwinkte. Maria hat‘s gut. Deren Probleme beschränken sich auf ihre überschaubare Umgebung. Die muss sich nicht mit verrückten Kriminellen und einer außer Kontrolle geratenen Familie herumschlagen, dachte er neidisch, während er in den dunkelrote Golfkombi, seinen Lieblingsdienstwagen, einstieg und zufrieden dem satten Brummen des Diesels lauschte. Zügig fuhr er aus der Roterstrasse heraus, an der Jakobschule vorbei und dann in die Hauptstätterstraße in Richtung Charlottenplatz. Wenig später bog er in Richtung Olgaeck ab und fuhr die Alexanderstrass hinauf. Kurze Zeit danach, erreichte er, beständig weiter bergauffahrend das Bubenbad und bog nach einer Weile in die Pischekstrasse ein, der er weiter bergauf bis zur Geroksruhe folgte, wo er links auf die Waldebene Ost wechselte. Konzentriert folgte er der schmalen Straße durch den dichten Laubwald und sah bald darauf Niko an der Einfahrt zum engen Dürrbachweg warten. Nachdem er Niko aufgenommen hatte, holperte er langsam den Waldweg entlang. Hier war er oft mit seinem Hund spazieren gegangen. Dort vorne teilte sich der Weg. Links ging es hinab zum Dürrbachtal. Gerade aus kam man auf einen weiteren Weg, der an der Frauenkopfsiedlung endete, erinnerte er sich weiter, während er sein Auto neben anderen Einsatzsfahrzeugen der Polizei, parkte und dann Niko folgte, der mit langen, raumgreifenden Schritten, nach rechts ins Dickicht verschwand. Ob Maria schon mit dieser Emma gesprochen hat? Fuhr es ihm wieder durch den Sinn, währen er im letzten Moment einem, auf ihn zuschnellenden Zweig mit erhobenen Armen entging. „Pass doch auf Niko“, fauchte er den vor ihn gehenden an. „Lass die Äste nicht einfach los, ich bin direkt hinter dir.“ Erschrocken zuckte Niko herum. „Entschuldige bitte, ich habe nicht daran gedacht. Wir sind gleich da“, meinte er aufgeregt und trat auf eine fast kreisrunde, freie Stelle mitten in dem Buschdickicht. Erstaunt sah sich der Kommissar um. Von außen war nicht erkennbar gewesen, dass es hier eine freie Stelle gab. Diverse Abfallreste und andere Hinterlassenschaften zeigten, dass die Stelle häufig genutzt wurde. Das ist ein idealer Platz für Liebespaare, die ungestört sein wollen, dachte Alexander, während er sich aufmerksam umsah. Links von ihm hatte Bauer von der Spurensicherung seinen Arbeitstisch aufgestellt und kroch mit seinen beiden Assistenten suchen auf dem Boden herum. Direkt vor ihm stand eine Einzelstehende, hohe Waldkiefer, deren rötliche Borke im Frühlicht sanft leuchtete und einen bizarren, schönen Hintergrund für das eigentlich grässliche Objekt seiner Aufmerksamkeit lieferte. In ca. 3 m Höhe hing ein menschlicher, nackter, von blutigen Striemen bedeckter Körper, der den Stamm kopfüber umschlungen hielt, als wollte er herunterklettern. Am Boden des Stammes hatte sich zwischen den Wurzelsträngen dunkle Flecken gebildet, Flecken geronnenen Blutes, wie er vermutete. Von Ekel und Entsetzen geschüttelt hätte er sich am liebsten abgewendet, aber das konnte er natürlich nicht bringen, er war ja schließlich der Kommissar. Jetzt konnte er allerdings das grünlich bleiche Gesicht seines Assistenten verstehen, der sich immer mehr in Richtung Lichtungsrand zurückzog und soeben verstohlen ins Gebüsch kotzte. Auch du wirst dich mit der Zeit an solche Anblicke gewöhnen, dachte Alexander grimmig, während er selbst seine Übelkeit niederkämpfte. Langsam ging er um den Baum herum und zwang sich, den Anblick sachlich zu ertragen. Grimmig bemerkte er, dass die beiden Füße mit dicken Nägeln an den Stamm genagelt waren. Scheiße, so wie es aussieht war der arme Kerl noch am Leben, sonst hätte er nicht so geblutet. Dass es sich um einen Mann handelte hatte er beim herumgehen bereits registriert. Die, wie vor Schmerzen zu Krallen gebogenen Hände, waren ebenfalls mit dicken Eisennägeln an den Stamm fixiert, auch hier lief ein dunkelroter Streifen am borkigen Holz herunter. Mehrere Fingernägel fehlten, waren ganz offensichtlich herausgerissen worden, auch der Nagel der großen Zehe des rechten Fußes fehlte. Lothar Gmeiner, der Gerichtsmediziner, trat neben ihn. „Was für eine Scheiße. Ich hab ja schon viel gesehen, aber das da, dass schlägt alles. Das müssen mindestens zwei, eher drei Täter gewesen sein. Einen Menschen so, in dieser Höhe und vermutlich lebend an einem Baum zu nageln, dazu braucht es meiner Meinung nach mehr ere Täter. Wir müssen ihn abnehmen, damit ich ihn weiter untersuchen kann. Die SpuSi hat schon alles fotografiert, er kann also herunter“, meinte der Doktor inzwischen wieder ungerührt. „Wie weit seid ihr, Friedhelm? Können wir ihn abnehmen?“, wollte der Kommissar wissen und sah den Leiter der Spurensicherung fragend an. Sonja, die inzwischen eingetroffen war, stand plötzlich neben ihm und nahm das Geschehen, sichtlich betroffen aber doch erstaunlich gefasst, auf. Irritiert musterte er sie, hatte er doch damit gerechnet, dass sie sich, wie viele der anwesenden Untersuchungskräfte, angeekelt ins Gebüsch übergeben würde, aber sie schien mit dem schrecklichen Anblick klar zu kommen, betrachtete anscheinend professionell konzentriert den Tatort und stellte klare Fragen zum Tatbestand. Wow, dachte er. Da habe ich Sonja aber gewaltig unterschätzt. Eigentlich habe ich sie immer für eine liebe, gefühlvolle Frau gehalten. Er sah seine Partnerin mit einem neuen Blickwinkel an. Ihre goldbraunen Haare, deren leuchtende Farbe ihm so gefiel, hatte sie in einem Pferdeschwanz gebändigt. Als ob sie seinen Blick spüren konnte, richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf ihn und diese strahlend grünen Augen lächelnden ihn an. Diese Kaltschnäuzigkeit habe ich ihr nicht zugetraut. Jetzt allerdings merke ich, dass es nur eine Schutzmaske ist, die Sonja übergezogen hat. In Wirklichkeit ist sie starr entsetzt und ringt um ihre Fassung. Er versank in ihrem Blick, in seinem Bauch bildete sich eine warme Blase die ihn erfüllte und erschauern ließ. Fast gewaltsam riss er sich von ihrem Blick los und bedauerte es im gleichen Moment, während er wieder die Gestalt am Baum ansah, bei der seine Männer gerade versuchten, die Nägel aus Füßen und Händen zu ziehen, damit man den Körper abnehmen konnte. Verstohlen schwang sein Blick zurück zu der neben ihm stehenden Frau. Forschend musterte er seine Partnerin und stelle zum wiederholten Mal fest, dass Sonja eine wirklich schöne Frau war und er diese Gedanken eigentlich nicht haben sollte. In seinem Bauch rumorte es aber wieder heftig und er musste sich zwingen, dass er Sonja nicht einfach in seine Arme zog. Scheiße, reiß dich zusammen, rief er sich zur Ordnung. Sonja darf kein Ersatz für Viola sein, das hat sie nicht verdient. sie ist meine Partnerin und Kollegin, mehr darf nicht sein, alles andere wäre unprofessionell. Krampfhaft versuchte er sich zur Ordnung zu rufen, aber sein Bauch war einfach dagegen und sandte weiter warme Gefühlsstöße in seinen Körper. Schnell ging er zu Lothar, der das Opfer zusammen mit seinen Assistenten inzwischen auf einer Plane gelegt hatte und untersuchte. Erst jetzt konnte man erkennen, wie entsetzlich der etwa 30 jährige Mann gefoltert und misshandelt worden war. Die Augen hatte man ihm offenbar herausgestochen und in den blutigen Augenhöhlen steckten Fleischklumpen. Da er nackt war, erkannte der Kommissar jetzt, dass man das Opfer kastriert hatte, Penis und Hoden waren anscheinend mit Gewalt einfach herausgerissen worden. Den zerfetzten Penis zog Lothar soeben mit einer Pinzette aus dem Mund des Mannes und Alexander wurde entsetzt klar, was das für Fleischstücke waren, die in den Augenhöhlen steckten. Während sich diese Bilder und Erkenntnisse in sein Gehirn gruben, erkannte er an Sonjas entsetztem Luftholen, dass auch sie die schreckliche Wahrheit erkannt hatte. Am liebste hätte er sie von dem grässlichen Anblick weggeführt, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass sie das aushalten musste. Ihre Blicke trafen sich und beiden wurde das Entsetzen des anderen bewusst. Erstaunt, als wäre er ein außenstehender Beobachter, erkannte der Kommissar, dass es seiner Partnerin nicht anders ging, dass auch sie sich am liebsten trostsuchend in seine Arme geworfen hätte und sich nur mit Mühe beherrschte. Behutsam nahm er ihre Hand und zog die um Fassung ringende langsam weg. „Komm. Wir lassen Lothar seine Arbeit tun, wir werden später einen ausführlichen Bericht bekommen. Mal sehen, ob Friedhelm neue Erkenntnisse hat“, meinte er ablenkend und zog sie mit sich zum Chef der Spurensicherung. „Es gibt hier unendlich viele Spuren, aber leider sind die meisten alt, oder aber von uns. Wir schauen, ob wir etwas Verwertbares finden, aber ich habe wenig Hoffnung. Hier parken ständig viel zu viele Autos und die Gegend hier ist ein beliebtes Spaziergebiet für Hundefreunde“, meinte Friedhelm, sah sie an und schüttelte bedauern den Kopf. „Na gut. Wir gehen wieder ins Kommissariat und schauen, was wir über so eine Tat herausfinden können. Das schaut mir ganz wie ein Ritualmord, oder etwas in der Art aus. Komm Sonja, wir fahren ins Büro.“ Mit raumgreifenden Schritten wandte er sich in Richtung Auto und zog seine Partnerin, deren Hand er immer noch hielt, mit sich. Sonja sah stirnrunzelnd auf ihre Hand und machte sich dann lächelnd, aber doch energisch frei. Irgendwie ist Alex heute anders, dachte sie. So wie er sich benimmt, das ist nicht nur dieser grässliche Mord, da steckt etwas anderes dahinter. Ich kenne doch meinen Chef. Irgendetwas beschäftigt ihn, lähmt ihn regelrecht. Er wirkt auf mich wie neben sich. Ist etwas mit seinen Kindern, oder mit Viola? Na gut, dass kriege ich noch raus. Aber ich muss vorsichtig sein, sonst mauert er. Er ist ja leider so empfindlich, wenn es um sein Befinden geht. Fast zärtlich sah sie ihn von der Seite an, während er den Wagen durch das Waldstück lenkte. Ob Maria schon mit dieser Emma geredet hat, fragte er sich zum wiederholten Mal stumm. Ich muss in den nächsten Tagen, mein Leben wieder in den Griff bekommen. So wie Viola drauf war, kommt es nicht mehr in die Reihe und ich glaube, dass ist auch gut so. Schon während der grüblerischen Nachtstunden war ihm klar geworden, dass sich Viola und er völlig auseinandergelebt hatten. Unsere Interessen und Lebensziele stimmen einfach nicht mehr überein. Ich habe geglaubt, sie ist zufrieden, aber das war natürlich nur Wunschdenken von mir. Ich bin wirklich ein Idiot. Viola war in letzter Zeit so viel unterwegs. Ich glaube sie hat jemand anderen, mit dem sie sich trifft. Früher hat sie immer auf mich gewartet und versucht, mich auf die Konzerte und Partys mitzuschleppen. Seit einiger Zeit habe ich sie kaum noch gesehen. Na gut. Ich bin selber schuld. Ich habe mich in meine Welt zurückgezogen, in eine Welt, mit der sie nichts anfangen kann, die einfach nicht ihre Welt ist. Ich wiederum kann mit ihrer Welt, dem vornehmen Getue ihrer Eltern, nicht ertragen, habe Mutters arrogantes Geschwätz nicht ausstehen können. Ich, der einfache Polizist, der arme Habenichts und ihre Tochter, die aus reichen Verhältnissen stammt. Bei jeder Gelegenheit hat sie mich das spüren lassen. Anfänglich war Viola auf meiner Seite, inzwischen aber ist sie ganz die Mutter, ganz das Industriellentöchterchen. Scheiße, jetzt brauche ich zuerst eine Bleibe, muss mir ein eigenes Bankkonto einrichten und mein Gehalt umlenken. Meinen Kontozugriff auf unser Konto hat sie garantiert gesperrt. Papa sorgt sicher dafür, dass es seinem Töchterchen an nichts fehlt. Ich bin wirklich ein Depp. Habe mich um nichts gekümmert. War nur mit der Verbrecherjagt beschäftigt. Jetzt muss ich feststellen, dass mein ganzer Besitz, meines bisherigen Lebens, in diese beiden Koffer passt, die sie mir vor die Türe gestellt hat. Egal. Ich bin eigentlich nur beleidigt, nicht betroffen oder verletzt. Die Liebe zu Viola hat sich schon längst totgelaufen. Nur um die Kinder tut es mir leid. Um die muss ich mich kümmern, aber die sind zum Glück schon fast erwachsen. Erschrocken zuckte er hoch und bemerkte, dass er bereits in die Roterstrasse einbog. Verdammt, wie sind wir hierher gekommen? Zum Glück fährt mein Unterbewusstsein besser Auto als ich, dachte er erleichtert und bemerkte die intensiven Blicke, mit denen ihn die neben ihm sitzende Sonja musterte. „Na, bist du wieder da? Seit fünf Minuten versuche ich mit dir zu reden, aber du grummelst nur vor dich hin. Was ist denn los mit dir? Komm rücks schon raus. Hast du Ärger? Ist was mit deinen Kindern? Hast du Krach mit Viola? Los raus damit. Ich kenne dich doch, in dir kocht und brodelt es.“ Sanft legte sie ihre Hand auf seine, auf dem Wahlschalter der Automatik ruhende Hand. Erstaunt, ja bestürzt erkannte er ihre Besorgnis. Wow, dachte er. Meine Partnerin kennt mich besser als ich glaubte. sie wird mich solange löchern, bis sie alles weiß. Routiniert kurvte er auf den Dienstparkplatz, stellte den Motor ab und sah dann Sonja lange an. „Dir kann ich natürlich nichts verheimlichen, du kennst mich viel zu gut. Komm lass uns hinauf in unser Büro gehen, dann erzähle ich dir alles. In ihrem gemeinsamen Büro saßen sie kurz darauf mit einer dampfenden Tasse Kaffee, den Sonja mit viel Glück dem Automaten entlockt hatte und er begann stockend zu berichten. Was sie zu hören bekam, hatte sie schon lange befürchtet und kommen sehen. Dass er jetzt mit ein paar Koffern bei Bruno und Maria im Schützenhof logierte, entsetzte sie aber doch ziemlich. Sie hatte immer Viola, die den Spagat zwischen ihren vermögenden Eltern, die in einer völlig anderen Welt lebten und dem fanatischen Kommissar, der ebenfalls in seiner Welt unterwegs war, bewundert. Sie hatte ihn öfters auf seine totale Ignoranz, auf sein Unverständnis für die Bedürfnisse seiner Frau hingewiesen. Es hatte ihn irgendwie nicht interessiert, war ihm völlig unverständlich gewesen. Er konnte mit der Welt seiner Schwiegereltern, die ja auch die ursprüngliche Welt von Viola war, nichts anfangen, tat sie als unwichtig ab. Jetzt war Violas Geduld, ihre Liebe zu dem engstirnigen Kommissar anscheinend zu Ende und sie hatte die Reißleine gerissen, um sich selbst zu retten. Liebevoll sah sie ihren zusammengesunkenen Partner an, dessen Welt sie so gut verstand, war es doch auch ihre Welt. Auch ihre Partnerschaft, war aus ähnlichen Gründen zerbrochen. Auch sie hatte mit der Welt der Manager und Makler ihres Freundes nichts anfangen können, konnte Jörgs Vorstellung von einem hübschen, meinungslosen Vorzeigepüppchen nicht entsprechen, wollte nicht dieses Püppchen sein. Schnell hatte sie die groteske Scheinwelt dieser rücksichtslosen, über Leichen gehenden, oberflächlichen Protzen erkannt, sich abgewendet und war von Jörg daraufhin knallhart abserviert worden. Sanft kraulte sie ihrer geliebten Hundedame, die wie immer mit im Büro war und ihren Kopf auf ihre Schenkel gelegt hatte, den Nacken, was der Hündin ein wohliges Grunzen entlockte. Am Anfang hatte sie sich immer wieder gefragt, was sie falsch gemacht hatte und war zu der Erkenntnis gelangt, dass sie beide die gleiche Schuld traf, wenn man überhaupt von Schuld reden konnte. Eigentlich waren ihre unterschiedlichen Welten, ihre unterschiedliche Auffassung davon, was wichtig im Leben war, Schuld am misslingen ihrer Partnerschaft, wenn man überhaupt von einer Partnerschaft reden konnte. Für Jörg war sie eigentlich nur ein Sex- und Vorzeigeobjekt gewesen. Sie aber hatte es für Liebe gehalten, was sich schnell als Irrtum, als Traum herausgestellte. Wenn sie ehrlich sein wollte, musste sie allerdings zugeben, dass sie zuerst Jörg die alleinige Schuld gegeben hatte, denn der hatte sie ja schließlich eiskalt abserviert und sitzen gelassen. Tod, Pest und Teufel hatte sie ihm gewünscht und war tränenüberströmt in Selbstmitleid versunken. Erst ihre Freundin Carla hatte ihr in langen Gesprächen den Kopf geradegerückt, was anfänglich fast zu einem Bruch ihrer langen Freundschaft führte. Sie hatte sich gegen den Gedanken gewehrt, dass auch sie einen Teil der Verantwortung für das Scheitern ihrer Beziehung tragen musste. Dass es schwierig war, von Schuld zu reden, wenn beide eigentlich mit der Beziehung unzufrieden waren. Carla hatte selber eine gescheiterte Partnerschaft hinter sich und hatte sie liebevoll, aber bestimmt zum Nachdenken gezwungen. Wenn eine Beziehung scheiterte, waren meistens beide Seiten irgendwie beteiligt. Selbst wenn Mann oder Frau fremdgingen, musste man sich fragen, warum sie das taten. Lange hatte sie sich gegen solche Gedanken gewehrt, musste aber schließlich zugeben, dass Carla recht hatte, dass auch sie zum Scheitern ihrer Beziehung beigetragen hatte und nicht nur das Opfer war. „Solange du dich als Opfer fühlst, kannst du die Trennung nicht verarbeiten und beenden, wirst niemals aus dieser Schuldzuweisung herauskommen, wirst immer weiter leiden müssen“, hatte sie gesagt und sie liebevoll in den Arm genommen. Carla hatte recht behalten und sie war langsam, zu Beginn allerdings sehr schmerzvoll, zur Ruhe gekommen, hatte ihre Trennung akzeptiert und Schritt für Schritt verarbeitet. Inzwischen fühlte sie sich nicht mehr als Opfer und war mit sich und ihrer Welt wieder im Reinen. Na gut, dachte sie. Jetzt hat es meinen Kommissar also auch erwischt. Was mach ich denn jetzt mit ihm? Carla hat mir damals als beste Freundin geholfen, jetzt muss ich ihm die beste Freundin sein, denn einen besten Freund hat er meines Wissens nicht, aber das kann auch gefährlich werden. Nachdenklich musterte sie den Mann, der wie ein Häufchen Elend vor ihr saß und sich krampfhaft an seinem Kaffeebecher festhielt. Noch ist er in der Rolle des missverstanden Opfers und ich denke, dass wird ein hartes Stück Arbeit, aber jetzt braucht er zuerst mal eine Bleibe. Bei Bruno und Maria ist er zwar gut aufgehoben, aber der Schützenhof ist keine dauerhafte Lösung. Laute Stimmen unterbrachen ihre Gedanken und sie sah hoch. Niko und Marion waren hereingekommen und hatten sich auf den Kaffeeautomaten gestürzt. Erstaunt bemerkte sie, dass auch Karin und Andreas, das zweite Ermittlerpaar inzwischen gekommen war und jetzt von Niko auf den neuesten Stand gebracht wurden. Tja, mein süßer Kommissar, wir müssen deine familiären Probleme zurückstellen, jetzt müssen wir erst mal unseren Job tun. Momentan hast du ja eine Bleibe. Ich werde Karin und Andi auf die weitere Ermittlung ansetzen, sie sollen erst mal alle Fakten zusammentragen. Ich schnappe mir Alex und gehe mit ihm zu Maria und Bruno. Er braucht jetzt erst mal Ruhe und Abstand von der ganzen Misere. Hoffentlich lässt er mich an sich ran. Ich denke er braucht jetzt einen vertrauten Gesprächspartner und vorher hat er sich ja schon ziemlich geöffnet. Ich muss nur aufpassen, dass er nicht merkt, was ich für ihn empfinde, sonst denkt er noch, ich wolle die Situation ausnutzen. Alexander hatte den Aufruhr am Kaffeeautomaten ebenfalls registriert und richtete sich entschlossen auf. Schluss mit dem Selbstmitleid und dem Gejammere. Ich muss die Leitung wieder übernehmen, ich kann nicht alles auf Sonja abladen. Verdammt, ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, was soll ich denn jetzt machen? Währen er noch im Aufstehen begriffen war, summte sein Handy und er sah das Bild von Nicole auf dem Display. Entschlossen drückte er sie weg. Später, jetzt nicht, dachte er verzweifelt. Nicht noch mehr Vorwürfe, dass ertrage ich jetzt nicht auch noch. Niki war voll auf Violas Seite und er sah ihre vorwurfsvollen, grünen Augen, die denen seiner Frau glichen, vor seinem inneren Auge. Sonja hatte das Displaybild aus den Augenwinkeln erkannt und dachte. Scheiße, Nicole ist natürlich auf der Seite ihrer Mutter und das weiß er natürlich. Gott sei Dank hat er sie weggedrückt, die Auseinandersetzung schafft er nicht auch noch, das muss warten, bis er mehr Abstand zu dem ganzen Schlamassel hat. Während sie ebenfalls aufstand, ergriff sie seine Hand und drehte ihn zu sich herum. „Wir werden jetzt die Aufgaben an unsere Truppe für die nächstes Tage verteilen, aber wir müssen daran denken, dass heute Sonntag ist. Ich wundere mich sowieso, warum heute alle da sind und wir sollten sie eigentlich zuerst einmal heimschicken. Vor morgen Vormittag kommen erfahrungsgemäß keine Berichte, es reicht also, wenn wir Morgen anfangen. Niko und Marion kannst du ja schon mal aufs Internet ansetzen, die haben sowieso nichts anderes vor, als sich in Gefilden zu bewegen, von denen wir keine Vorstellungen haben.“ Zustimmend nickte der Kommissar und sah seine Kommissarin dankbar an. Erleichtert folgte er ihr und blieb an der Türe stehen, während sie die Aufgaben verteilte und das Team dann nachhause schickte.

Zukunftsplanung

„Mensch, es ist ja schon Nachmittag, ich habe Hunger wie ein Wolf. Wollen wir nicht zuerst in den grünen Krug gehen und etwas essen. Vielleicht erfahren wir auch was Neues, Holger hört doch das Gras wachsen.“ Holger war der Wirt des grünen Kruges, der Gaststätte, die er vor ein paar Jahren zusammen mit seiner Irina übernommen hatte. Irina war von einer, sich in Stuttgart ausbreitenden Zuhälterbande, zur Prostitution gezwungen worden. Holger war ein unfreiwilliges Mitglied der Bande gewesen, hatte sich aber in Irina verliebt und versucht sie und die anderen Mädchen zu beschützen. Dabei hatte er sich mit den Anführern überworfen und war brutal zusammengeschlagen worden. Im letzten Moment waren Sonja und Alex aufgetaucht und hatten Schlimmeres verhindert. Hier hatte Sonja zum ersten Mal ihren Kommissar kämpfen gesehen. Alex, der vor seiner Polizeizeit Mitglied in einer Elitetruppe der Bundeswehr gewesen war und daher ein Meister im waffenlosen Nahkampf, hatte die vier Schläger in wenigen Sekunden ausgeschaltet. Wie ein Bulldozer war er anschließend durch das Quartier der Bande gewalzt, eine Spur von schmerzverkrümmten Kerlen hinter sich lassend. Sonja, die ihm so schnell wie möglich folgte, konnte ihn dann bei der Festnahme der beiden Anführer, die gerade damit beschäftigt waren, zwei schreiende junge Frauen einzureiten, unterstützten, indem sie die verblüfften Zuhälter mit ihrer Dienstwaffe bedrohte und zur Warnung zweimal vor ihnen in den Boden schoss. Eines der beiden Mädchen war Irina gewesen, die sich, nachdem Sonja die Kabelbinder, mit denen die Mädchen gefesselt waren, losgeschnitten hatte, in die Arme des schwer angeschlagenen Holger geworfen hatte, der ihnen mühsam gefolgt war. Während sie das Lokal betraten, standen diese Erinnerungen wieder vor Sonjas Augen. Damals hatte sie sich endgültig in ihren Kommissar verliebt obwohl sie noch mit Jörg zusammen gewesen war, es aber schon heftig in ihrer Beziehung gekriselt hatte. Irina hatte ungarische Wurzeln, war eine temperamentvolle, schöne Frau und eine begnadete Köchin, die sowohl ihre ungarische und böhmische Küche beherrschte, als auch schwäbische Gerichte wie eine einheimische Hausfrau zubereiten konnte. Irina, die gerade bei Holger am Tresen stand, kam freudestrahlend auf sie zu und umarmte sie nacheinander. „Das ist aber schön, dass ihr wieder bei uns hereinschaut“ meinte sie und sah sie mit ihren dunkelbraun blitzenden Augen an. „Ich habe mal wieder Appetit auf deinen unvergleichlichen Braten mit Spätzle “, meinte Alex, der die schöne Wirtin immer noch im Arm hatte. Irina löste sich jetzt zufrieden lachend von ihm und nickte zustimmend. „Kommt, unser Gästetisch ist gerade frei geworden“, meinte sie und steuerte auf eine Nische links neben der Theke zu, in der ein kleiner runder Tisch vor einer Rundbank mit einem einzelnen Stuhl stand. Holger, der die Nische gerade abgeräumt und ein frisches Tischtuch aufgelegt hatte, begrüßte die beidem ebenfalls und schüttelte beiden die Hand. Holger war ein typischer, zurückhaltender Schwabe mit einem breiten ausgeprägten Dialekt. In die Verbrecherkreise war er nur hineingeraten, weil ein Vetter von ihm ihn mit Versprechungen hineingelockt hatte. Als er bemerkt hatte, wo er hineingeraten war, war es schon fast zu spät und als er wieder aussteigen wollte, war er heftig angeeckt. Er hatte versucht, den Mädchen zu helfen, vor allem Irina, in die er sich verguckt hatte und wäre unter den brutalen Prügeln wohl gestorben, wenn der Kommissar zusammen mit Sonja nicht eingegriffen hätte. Kurze Zeit später saßen sie in der gemütlichen Nische und Holger brachte ihnen die Speisekarte, obwohl sie eigentlich schon wussten, was sie essen wollten, Irinas Sauerbraten mit handgemachten Spätzle war legendär. Aufseufzend lehnte sich Sonja auf ihrem Sitz zurück und strich sich über ihren Bauch. „Mensch habe ich viel gegessen. Ich bin gestopft voll“, stöhnte sie und wies Holgers Frage nach einem Dessert entschieden zurück. „Sag deiner Irina, es wäre wieder unvergleichlich gut gewesen, aber wenn ich jetzt noch irgendwas esse, dann platze ich“, lehnte sie Holgers Angebot entschieden ab. Alexander hatte seinen leeren Teller ebenfalls zurückgeschoben und wehrte weitere Angriffe auf seinen Bauch genauso energisch ab. Nachdem Holger abgeräumt hatte, setzte Alexander an und wollte ihren aktuellen Fall besprechen, aber Sonja blockte sofort ab. „Stopp. Das hat Morgen noch Zeit. Viel wichtiger ist mir jetzt, was mit dir passiert ist. Du und Viola, ihr habt euch also getrennt und du bist mit Sack und Pack bei Bruno gelandet?“ Alexander sah sie traurig an und nickte zögerlich. „Ok. Dass habe ich kommen gesehen. Ihr seid in euren Welten einfach zu verschieden. Viola ist eine klasse Frau, hat aber vermutlich ganz andere Vorstellungen vom Leben als du. Seit ich dich kenne, habe ich befürchtet, was jetzt passiert ist und wundere mich eigentlich nur, dass es so lange gehalten hat. Ich habe auch so eine Trennung hinter mir und kann nachempfinden, wie es dir jetzt geht. Also, wie soll es jetzt weitergehen. Wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe, dann hat dich deine Frau rausgeschmissen, dir deine Koffer vor die Türe gestellt und du hast dir bei Bruno ein Zimmer genommen.“ Alexander nickte bestätigend. „Ok, dann gehen wir jetzt in den Schützenhof, richten dich dort ein und schauen, wie es mit dir weitergeht.“ Im Schützenhof wurden sie von Bruno herzlich begrüßt und dann betraten sie sein Zimmer im ersten Stock. Es war relativ groß. An der rechten Seite war ein Doppelbett mit einer schicken, dunkelblauen Tagesdecke. Gegenüber der Türe stand ein kleiner runder Tisch mit zwei Sesseln, die sehr bequem aussahen und auch waren, wie sie später feststellten. Auf der linken Seite gab es einen großen Einbauschrank mit integriertem Fernseher und einem kleinen Schreibtisch. Alle Möbel waren in einem freundlichen, hellen Holzton gehalten und wirkten nicht billig. Sonja drehte sich einmal im Kreis und meinte dann zufrieden. „Na, hier kannst du es eine Weile aushalten, aber wir müssen trotzdem so schnell wie möglich nach einer Wohnung für dich suchen.“ Ein Klopfen an der Türe unterbrach sie und Maria betrat mit einem Tablett bewaffnet das Zimmer. „Ich habe euch Kaffee gebracht.“ sie stellte das Tablet auf den runden Tisch und richtete sich wieder auf. „Emma habe ich leider noch nicht erreicht, sie ist bei ihrem Sohn, kommt aber gegen 16 Uhr wieder heim. Ich habe ihr auf ihren Anrufbeantworter gesprochen und sie gebeten, mich zurückzurufen. Sobald sie sich gemeldet hat, gebe ich dir Bescheid. Jetzt macht es euch gemütlich. Sonja, du kannst ihm ja nachher helfen, seine Klamotten ordentlich in den Schrank zu räumen, aber wartet, bis sich Emma gemeldet hat, vielleicht braucht ihr die Koffer ja gar nicht auspacken. Alex soll dir erklären, wie ich das meine“, schmunzelte sie und rauschte hinaus. Alexander sah auf seine Uhr. Der heutige Tag hat es aber in sich, dachte er verwundert. Es ist gerade mal Nachmittag und meine ganze Welt steht auf dem Kopf. Ich habe das Gefühl als wären seit meinem Rausschmiss mehrere Wochen vergangen und dabei war es erst gestern. Die Zeit rast an mir vorbei und dabei scheint sie aber paradoxerweise still zu stehen, ein irres Gefühl. Sinnend betrachtete er das Display seines Smartphones. Niki hat schon dreimal angerufen. In ihrer WhatsApp las er. Papa was soll das? Du kannst nicht einfach abhauen und uns allein lassen. Du bist ein elender Feigling. Mama hat schon recht, wenn sie das von dir sagt. Wir sind dir egal. Ich ziehe jetzt zu Oma, da bin ich wenigstens willkommen. Scheiße, meine Kleine hat recht. Ich bin tatsächlich ein Feigling. Das tut richtig weh, so etwas von seinem Kind zu hören, aber ich glaube, ich habe sie wirklich allein gelassen und jetzt landet sie in den Fängen ihrer Großmutter. Von seinem Sohn las er. Papa, ich kann dich verstehen. Dieses spießige, vornehme Getue von Oma, das Mama jetzt leider übernommen hat, kann ich auch nicht ausstehen. Ich bin froh, dass ich meinen WG Platz habe und hier mit meinen Kumpels abhängen kann. Lass dich von Niki nicht ärgern, sie fährt voll auf Mamas Schiene und versteht nicht, dass du anders tickst. Wenn du eine Bleibe gefunden hast, dann melde dich mal bei mir. Tschau Papa, ich drücke dir die Daumen. Gedankenverloren sah er auf das Bild seines Sohnes auf dem Display. Wenigstens Matze hat erkannt, was abläuft, Niki ist anscheinend wütend und hält zu ihrer Mutter, aber das soll sie auch, ich will sie schließlich nicht ihrer Mutter entfremden. Es wäre allerdings schön, wenn sie auch meine Seite verstehen würde, aber da funkt Marianne garantiert dazwischen. Marianne, Violas Mutter hasste ihn und arbeitete von Anfang an gegen diese unstandesgemäße Ehe ihrer Tochter. Wilfried, ihr Mann, lebte in seiner eigenen Welt der Industriellen und kümmerte sich nicht um die Intrigen seiner Frau. Er hatte mit Alexander keine Probleme, er interessierte sich einfach nicht für ihn, konnte mit seiner Welt der Kriminalität nichts anfangen. Langsam fand er wieder in die Gegenwart und sah Sonja vor sich, die ihn aufmerksam musterte. sie hatte seine Handyaktivitäten natürlich bemerkt und konnte sich seine Gefühle vorstellen. Als sie bemerkte, dass Alexander sie wach ansah, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie fasste seine Hände. „Na, bist du wieder hier?“, wollte sie wissen und lächelte ihn liebevoll an. Mein Gott, sie mag mich wirklich, wurde ihm schlagartig klar und er senkte verwirrt seinen Blick. Obwohl er auf seine Hände herabsah flammte ihr Bild vor seinen Augen. Das Bild einer außergewöhnlichen, schönen Frau, die ihn voller Liebe musterte, wie ihm jetzt zum ersten Mal richtig klar wurde. Diese Erkenntnis überfuhr ihn völlig, machte ihn hilflos und verlegen, einen Zustand, den er eigentlich nicht mochte, der jetzt aber langsam in sein Bewusstsein sickerten. Vorsichtig löste er seine Hände, stand langsam auf und trat an das Fenster. Sonja blieb reglos sitzen und sah ihn weiter an. Jetzt findet in seinem Kopf ein Kampf der Emotionen statt. Er hat erkannt, wie seine momentane Lage ist und er hat auch erkannt, dass ich bei ihm bin, nicht nur Kollegin, sondern auch Freundin und vielleicht auch mehr. Ich sollte aber jetzt versuchen, ihn auf seine jetzige Lage zu fokussieren, alles andere kann später erfolgen. Was hat es mit dieser Emma auf sich, von der Maria vorher sprach? Alex schien zu wissen, um was es ging. Ich glaube ich frage ihn am besten, das lenkt auch von den Emotionen ab, die im Augenblick den Raum beherrschen. „Was meinte Maria mit dieser Emma, die erst heute Nachmittag wieder Zuhause wäre?“, fragte Sonja und sah den vor ihr wieder auf dem Sessel kauernden Mann fragend an. Alexander zuckte aus seiner nachdenklichen Haltung hoch und sah sie überlegend an, richtete sich auf und erzählte ihr von Marias Idee. „Dieser Emma gehört unser Haus und sie wohnt drei Stockwerke über uns“, staunte sie. Die zweite Dachwohnung ist momentan frei und du bewirbt dich für sie?“ Sonja sah ihn erstaunt, aber auch zustimmend an. „Wenn das klappen würde, wäre das natürlich eine super Lösung für dich. Jetzt verstehe ich Marias Rat, die Koffer vorerst nicht auszupacken. Mensch, wenn das klappt, das wäre doch super. Aufgeregt war Sonja aufgestanden und ging in dem Zimmer hin und her. Fasziniert beobachtete Alexander seine Kollegin. sie hat eine tolle Figur, unglaublich lange, schlanke Beine, einen hinreißenden Hintern und flachbrüstig ist sie auch nicht, dachte er fast beschämt, als er sie mit Blicken fast verschlang. Das honigbraune Haar hatte sie mit einer Klammer am Hinterkopf zusammengefasst, was ihr ein edles Aussehen gab. Einige vorwitzige Haarsträhnen, die sich gelöst hatten, bewirkten ein jugendliches Aussehen. Mit ihren leuchtend grünen Augen funkelte sie ihn an. Ihm wurde wieder einmal die Schönheit seiner Kollegin bewusst, als er in ihr herbes, aber außerordentlich attraktives Gesicht sah. Du blöder Idiot, gellte es in seinem Kopf, als sich sein innerer Ratgeber und Kritiker lautstark zu Wort meldete. Seit Jahren weißt du, dass es mit Viola nichts mehr wird und hast diese tolle Frau als Kollegin und Freundin. Seit Jahren ist sie nicht nur eine Kollegin, sondern liebt dich auch und du Depp willst es einfach nicht wahrhaben, bist der Meinung, dass mehr als Freundschaft zwischen Kollegen einfach nicht sein darf und blockiert einfach. Überlege es dir gut. ewig macht sie bei deinen blöden Spielchen nicht mit. Irgendwann findet sie einen anderen und dann ist sie weg. Liebe zwischen Kollegen geht nicht, ist verboten, widersprach er heftig und jetzt halt deinen Mund, das Thema ist einfach tabu. Grummelnd verzog sich sein innerer Freund, nicht ohne ihn nochmals zu beschimpfen und einen sturen Idioten zu nennen. Dieser ganze innere Dialog spielt sich in Sekundenbruchteilen ab. Sonja, die seine kurze Abwesenheit bemerkt hatte, kniete sich vor ihn hin. „Na, bist du wieder bei mir?“, wollte sie wissen und lächelte ihn auf eine Art an, dass es in seinem Bauch zu rumoren begann. Reiß dich zusammen, befahl er sich entschlossen. Sonja ist eine liebe Kollegin und Freundin, mehr nicht, mehr darf nicht sein. Entschlossen stand er auf und zog Sonja hoch. Komm, lass uns noch mal rüber ins Büro gehen, vielleicht gibt es ja schon neue Erkenntnisse. Enttäuscht sah Sonja dem zur Türe eilenden Mann hinterher und verdrehte resignierend ihre Augen. Wenn ich es nicht anders wüsste, würde ich ihn für einen gefühllosen, unsensiblen Klotz halten. Ich habe den Eindruck, er flüchtet vor mir. Aber warum? Hat er Angst davor, ich könnte ihn verführen? Das habe ich doch schon längst aufgegeben, aber vielleicht ergibt sich ja jetzt doch noch eine Chance, ich muss allerdings sehr vorsichtig sein. Wenn er es merkt, dann flüchtet er so schnell, so schnell kann ich gar nicht gucken. Ich glaube, er hat wirklich Angst, ein Liebesverhältnis mit mir würde unsere Partnerschaft zerstören. Na ja. Ich denke ich muss geduldig bleiben, vielleicht überwindet sich mein geliebter Kommissar und springt über seinen eigenen Schatten. In Alexanders Kopf wurde er von seinem inneren Freund wieder verhöhnt und verspottet. „Du bist so ein erbärmlicher Feigling und unbelehrbarer Sturkopf“, tobte die Stimme wütend, während der Kommissar immer schneller wurde und fast Fluchtartig den Schützenhof verließ. Kopfschüttelnd sah Bruno den beiden hinterher. Manche Menschen sind einfach zu doof, um das Nächstliegende zu bemerken. Das Sonja in Alex mehr als verschossen ist, sieht ein Blinder mit dem Krückstock, nur Alex bemerkt es nicht, oder aber er ignoriert es. Warum er Sonja so im Regen stehen lässt, ist mir schleierhaft. Auch wenn Maria dagegen ist, werde ich mir den Knaben mal vornehmen, wenn das nicht bald aufhört, das kann man ja nicht mehr mitansehen. Aber zuerst muss er sein Familienproblem in den Griff kriegen, vielleicht erledigt sich ja dann auch das andere Problem von selbst, brummte Bruno unhörbar in seinen Bart und schloss die Türe hinter den beiden. Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug in den zweiten Stock, wo ihr Büro lag. „Wenn das mit der Wohnung klappt, dann brauchst du nur drei Stockwerke höher fahren, dann wärst du daheim“, sagte sie leise und sah ihn fragend an. Sie will eigentlich ganz etwas anderes wissen, dachte er bekümmert. Warum kann sie denn nicht verstehen, dass wir kein Paar werden können, weil sonst unsere Partnerschaft, unsere Freundschaft kaputt gehen würde. Das kann ich nicht zulassen, dass will ich nicht. Die Freundschaft mit Sonja ist mir viel zu wichtig, die setze ich nicht aufs Spiel, auch wenn ich Sonja noch so sehr mag. Am liebsten würde ich sie ja in meine Arme reißen, aber das darf nicht sein, da muss wenigstens ich mich beherrschen. Inzwischen bin ich mir sicher, dass sie sich in mich verliebt hat und ich muss stark sein und sie zurückweisen, auch wenn es mir schwerfällt und sie möglicherweise verletzt. Zornig ballte, er seine Faust, sagte aber nichts, sondern stieß die Aufzugstüre auf und betrat ihre Arbeitsräume. Aufatmend ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl plumpsen und schaltete seinen Monitor ein. Sonja, die es aufgegeben hatte, mit ihm zu reden, setzte sich resignierend an ihren Platz, ihm gegenüber und studierte ebenfalls die Mitteilungen auf ihrem Bildschirm. Nach einer Weile sah er hoch. Er wirkte ganz sachlich und sah seine Kollegin freundlich lächelnd an. „Wie sieht es bei dir aus? Ich habe noch keinerlei neue Meldungen.“ Sonja riss sich zusammen. Jetzt sind wir wieder im „lieber Partner Modus“. Ok, mein Freund. Wenn du es so willst, dann kannst du es haben. Auch ich kann auf Abstand gehen. Am besten gehe ich jetzt erst mal heim, Tessa braucht auch mal wieder Auslauf. Liebevoll kraulte sie die Hündin, die ihren Kopf auf ihren Schenkel gelegt hatte. „Bei mir ist auch nicht Neues. Ich denke, dass heute auch nichts mehr passiert. Tessa und ich gehen jetzt erst mal spazieren und dann nach Hause.“ Sie stand auf und nahm den freudig wedelnden Hund an die Leine. „Also tschüss. Morgen ist auch noch ein Tag. Mach nicht mehr so lange. Komm Tessa, wir gehen Gassi. Fassungslos sah Alexander seiner Kollegin nach, die mit wiegenden Hüften auf dem Flur entschwand, den freudig wedelnden Hund neben sich. Das hast du jetzt davon, du blöder Depp. Du hast deine Chance gehabt und sie gründlich in deiner Sturheit vermasselt. Wieso? Ich bin doch korrekt und sachlich gewesen. Was, habe ich denn jetzt wieder falsch gemacht? Du willst doch gar nicht, dass sie geht und das merkt sie und verwirrt sie. deine Körpersprache sagt etwas völlig anderes als dein Mund und damit kann sie nichts anfangen, es verletzt sie lediglich. Wenn du so weiter machst, treibst du sie endgültig in die Flucht und womöglich in die Arme eines anderen Mannes, der sie in den Arm nimmt und wertschätzt. Schlagartig verstummte der innere Freund und der Kommissar saß reglos, wie gelähmt auf seinem Stuhl. Blicklos starrte er auf den Monitor und seine Gedanken rotierten. Nach einer Weile straffte er sich. Nein, ich habe richtig gehandelt. Liebe, oder sogar Sex würde meine Freundschaft zu Sonja zerstören. Unsere super Partnerschaft und Zusammenarbeit wäre dann nicht mehr möglich. Mir reicht es, wenn sich Viola von mir trennt. Wenn jetzt auch noch meine Freundschaft zu Sonja kaputt geht, das halte ich nicht auch noch aus. Mit Gewalt riss er sich zusammen und wandte sich seinem Monitor zu. Entschlossen begann er im Netz nach Informationen über Sekten und religiöse Gemeinschaften zu suchen und wurde sehr schnell fündig. Ach du liebe Scheiße. Es wimmelt ja von Sekten. Gerade im Schwarzwald scheint es mehrere zu geben. Da muss ich Niko und Marion darauf ansetzen. Die sollen sich mal so richtig austoben. Vor allem nach Ritualen und Zwängen müssen sie suchen. Ich vermute, dass unser Toter Opfer solch eines Strafrituals wurde. Wenn nicht, dann haben wir es womöglich mit einem sadistischen Mörder zu tun. Auf jeden Fall müssen wir unsere Datenbanken auf ähnliche Fälle überprüfen. Vielleicht gibt es Parallelen zu unserem Mord. Erschrocken sah er auf seine Uhr. Mensch es ist ja schon halb sechs. Der Kommissar hatte, trotz aller moderner Speichermöglichkeiten, die Angewohnheit, für jeden Fall ein DIN A5 Schreibheft anzulegen, in das er alle seine Überlegungen, Gedanken und Fakten eintrug. In einem der niedrigen Schränke unter der Glaswand hatte er immer einen kleinen Vorrat dieser fest gebundenen Hefte. Jetzt nahm er eines heraus, schlug es auf und begann zu notieren was er bis jetzt wusste. Montag, Niko und Marion sollen mit Andi zusammen das Internet durchforsten, Marion, Darknet. Sinnend hob er den Kopf. Marion war seiner Abteilung als Azubi und Assistentin zugeteilt worden und er hatte schnell ihre Fähigkeiten erkannt. Marion hatte stark autistische Züge, hatte sich aber doch mit Niko, seinem Kommissaranwärter angefreundet und die beiden waren auf dem besten Weg, ein Paar zu werden. Marion war ein Computernerd. sie hatte einen gewöhnungsbedürftigen Kleidergeschmack, schlabbelige Pullover, zerfetzt Jeans und abgelatschte Turnschuhe. Sie bewegte sich, mit absoluter Sicherheit durch das Darknet, in dem sie sogar einen Tarnnamen trug. Darkmoon war dort ihr Name und sie war von den Insidern akzeptiert und genoss Vertrauen. Niko hatte alle Prüfungen der Polizeiakademie mit Auszeichnung bestanden und würde in absehbarer Zeit zum Kommissar befördert werden. Sinnend sah er auf die noch leere Glaswand, auf der sie ihre Ergebnisse und Gedanken festhalten, sowie Verbindungen und Bezüge einzeichnen konnten. Marion lag ihm allerdings dauernd im Nacken, weil sie gerne ein elektronisches Whiteboard haben wollte, das mit ihrem Computer verbunden war und sie elektronisch Diagramme erstellen konnte, die von jedem in der Abteilung abgerufen werden konnten. Jeder könnte so seine Gedanken und Ideen dazu fügen. Vielleicht sollte ich doch so ein Ding beantragen, dachte er und trug weitere Aufgaben für die kommenden Tage in sein Heft ein. Einen Vorteil hat meine altmodische Methode, dachte er, als er grinsend sein Heft betrachtete. Meine Eintragungen kann niemand hacken, dass hatte sogar Marion zähneknirschend zugeben müssen.