Die Dirigentin Teil I - Martin Amadeus Weber - E-Book
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Die Dirigentin Teil I E-Book

Martin Amadeus Weber

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Beschreibung

Die Dirigentin Alexandra und Claudia, zwei Absolventinnen der bayrischen Musikakademie München haben als Abschluss ihres Studiums ihr erstes Konzert. Claudia an der Position der Konzertmeisterin, sie ist eine begnadete Geigerin und Alexandra als einzigartige Dirigentin. Das Konzert wird zu einem triumphalen Erfolg, die Welt der Musik steht den beiden ab jetzt offen. Rainer, der Freund von Alexandra ist krankhaft neidisch und als Alexandra ihn nicht in ihr Orchester holt, beginnt er sie und ihre Freundin aufs tiefste zu hassen. Alexandra muss ihre tolle Karriere abbrechen, da ihre Eltern erkrankt sind und sie den elterlichen Hof übernehmen soll. Jahre vergehen, sie hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Rainer verfolgt die Frauen noch immer und wird zunehmend brutaler. Dann soll Alexandra, auf Bitten Claudias, als Dirigentin für ihren schwer erkrankten Maestro einspringen, was sie nach langem Zögern macht. Es wird ein Riesenerfolg und die Musikwelt liegt ihr wieder zu Füßen. Ihre zweite Karriere beginnt, in kurzer Zeit ist sie ein Weltstar. Rainer verfolgt und bedroht die beiden Freundinnen weiter. Jedes Familienmitglied, dass er erwischt, ist ihm willkommen, um Alexandra leiden zu lassen. Je größer die Erfolge werden, umso brutaler werden die Überfälle von Rainer. Mörder und Dirigentin scheinen durch ein unseliges Band miteinander verwoben. Eine Wechselwirkung aus Hoch und Tief, Gut und Böse setzt ein und schaukelt sich immer weiter auf.

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Inhaltsverzeichnis

Das erste Konzert

Vier Monate später

Frühjahr 2013 München

Sommer 2014

Hamburg Immobilienbüro am Wansbeker Markt.

Mittenwald Café

Hamburg

München in Claudias Villa

München abends 20 Uhr

Hamburg Samstagmittag

Wagnerhof Samstag

München Juli 2014 Polizeihauptquartier.

Wagnerhof, Oktober 2014

München, Kommissariat

Hinterbach November 2014

Hamburg Mirkos Stammkneipe Hinterzimmer

Mai 2015 Hinterbach Beerdigung

15. Juni 2015 Geburtstag Alexandra

Hamburg, Ende November 2015

München Anfang Dezember 2015 Kommissariat, Montag-Morgen

25. Dezember 2015

Februar 2016

Hamburg Februar 2016

München 14. Februar

Hamburg Corneliusstrasse

Verlobung

Dritte Märzwoche Wagnerhof

Mai 2016 Konzert in Mittenwald

Heimlicher Beobachter

Wagnerhof nach dem Konzert

Rainers Vorbereitungen

München Hotel Orton direkt neben dem neuen Konzertzentrum

Erste Probe

Das Unglück braut sich zusammen

Hauptprobe in München

Vorbereitung des Überfalls

Nachmittag Konzerthalle, Nebenraum

Der Überfall

In der Klinik

Drei Tage später.

Rainer

München, Hotel

Zwölf Tage später, Hauptprobe

2. Konzert

Drei Wochen später Ende Juni Stuttgart

2016 Wagnerhof. Festigung der Liebe

Zwei Tage später, Donnerstag.

Mitte August 2016 Wagnerhof Sonntag

Hamburg Juli 2016

Hamburg Ende August 2016

Zwei Wochen später September

Dienstag 30. August Frankfurt

Oktober London

Oktober Wagnerhof

November Kopenhagen

Stockholm November 2016

16.November, Stockholm, Überfall

Drei Tage später, 22. November.

Zwei Wochen später

Dezember Philadelphia

Dezember 2016, erstes Konzert

Dezember, zweites Konzert

Dezember abends, Heimflug

Ankunft Wagnerhof

21. Dezember 2016

Sonjas Freund

Heilig Abend im Wagnerhof

Mitte Januar 2017 München

Wieder im Wagnerhof

Montag erste Februarwoche 2017

Schwere Zerwürfnisse

München Hotel am Konzerthaus.

Drei Wochen später erstes Konzert Tschaikowski

Februar 2017, Samstag

Westlich von Moskau am Rand von Kubinka, Einsames Landgut

München drei Tage nach dem Konzert

Impressum

Vorwort

Als ich die Idee zu diesem Buch hatte, war mir überhaupt nicht klar, wo es am Ende hinführen würde. Wie bei allen Büchern vorher habe ich es einfach sich entwickeln lassen und es niedergeschrieben wie es kam. Alexandra, die Hauptperson der Geschichte entstand aus einem Traum und wuchs in meiner Fantasie immer weiter. Es handelt sich um eine frei erfundene Geschichte, die keinerlei Anspruch auf Stimmigkeit erhebt und teilweise auch in das Fantasieland und Paraphysische abgleitet. Die Personen dieses Romans sind frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Menschen sind Zufall und nicht beabsichtigt. Viele der Handlungsorte sind ebenfalls erfunden manche existieren, und wurden in den Ablauf eingebunden, die dort geschehende Handlung aber ist wieder von mir erdacht und hat sich so nie ereignet. Da ich kein Musiker bin kann sich auch der eine oder andere musikalische Fehler eingeschlichen haben, aber da das für das Geschehen keine Rolle spielt, möge man mir eventuelle Fehler verzeihen. Diese Buch dient rein und ausschließlich zur Unterhaltung und erhebt keinen Anspruch auf besondere literarische Finessen oder besondere Tiefen. Wer sich besondere philosophische oder sonstige geistige Erkenntnisse erhofft hat hier das falsche Buch. Das die Elbphilharmonie eigentlich erst im Herbst 2016 fertiggestellt wurde spielt hier keine Rolle, es passte für die Geschichte einfach so besser, man möge mir verzeihen.

Der Autor

DieDirigentin Teil I

Das erste Konzert

Nach vorne gebeugt stand Alex reglos und starr da. Mit verschwommenen Augen sah sie in die Gesichter ihrer Orchestermitglieder, die sie fassungslos ansahen. Wie gelähmt hörte sie die letzten Klänge des Finales von Beethovens 3. Sinfonie im Raum verhallen, dann war es totenstill, man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. War das wirklich? Träumte sie? Sie schloss ihre Augen und schüttelte zweifelnd innerlich den Kopf. Jetzt wache ich gleich auf und alles ist weg, dachte sie und öffnete die Augen, aber das Orchester war immer noch da und die Musiker hatten sich inzwischen erhoben. Dann brach laut der Applaus los, das Konzerthaus erbebte unter dem begeisterten Toben der Zuhörer, die wie die Musiker, aufgestanden waren. In ihrem Kopf dröhnte es und sie riss ungläubig die Augen auf. Es stimmte, sie stand tatsächlich hier vor allen Leuten auf dem Dirigentenpodest und die Musiker verbeugen sich vor ihr. Diese alten erfahrenen Symphoniker applaudierten ihr und hatten Tränen in den Augen. Ergriffen drehte sie sich um und sah die begeistert klatschenden Menschen an. Nach einer Weile, sie hatte inzwischen begriffen, dass etwas ungeheuerliches geschehen war, winkte sie Claudia, die stellvertretende Konzertmeisterin zu sich, reichte ihr tränenverhangen die Hand, umarmte sie und sie verbeugten sich gemeinsam in dem weiter anschwellenden Applaus. Nachdem sie sich mit allen Stimmführern, die sie zu sich geholt hatte, verbeugt hatte, ging sie erleichtert und müde hinaus. Der nicht abnehmende Applaus zwang sie aber noch einige Male auf die Bühne zurück. Nach der dritten Zugabe und ihrem letzten Zurückkommen, ergriff sie das Mikrofon, welches von einer vorherigen Vorstellung noch auf der Seite stand. Der findige Tontechniker in der Regie schaltete es geistesgegenwärtig ein und ihre klare, schöne Stimme war laut und deutlich zu vernehmen. „Meine Damen und Herren, Vielen Dank für ihren Applaus. Das Orchester und auch ich sind vollkommen erschöpft und müde. Ich bitte sie, entlassen sie uns jetzt. Wir werden sicherlich bald das nächste Konzert haben, auf dem wir uns wiedersehen werden. Ich wünsche Ihnen im Namen des Orchesters und natürlich auch in meinem Namen eine gute Nacht und ein glückliches Heimkommen. Nochmals vielen Dank, dass sie uns zugehört haben.“ Sie verneigte sich abermals und stand dann reglos da. Eine wunderschöne, große, schlanke Frau in einem langen schwarzen, schlichten Kleid, ohne jeden Schmuck, aber den brauchte sie auch nicht. Dann drehte sie sich um und verließ den Saal. Den Zuhörern war klar, dass sie nicht nochmal kommen würde und der Applaus verebbte langsam, der Saal begann sich zu leeren. Wie in Trance ging sie durch den verwinkelten Gang zu der Dirigentengarderobe. Wie oft war sie hier gestanden und hatte geträumt, einmal in diesen Raum zu dürfen. Jetzt öffnete sie zitternd die Türe und trat in ihr Traumreich ein. Überwältigt sah sie sich um. Hässliche graue Wände, eine Couch mit Tischen, ein Sessel, auf dem Boden ein schmuckloser Teppich. Den Hauptbereich nahm gegenüber dem Eingang der große Schminkspiegel mit Schminktisch ein, auf dem unzählige Flaschen, Tiegel Töpfchen und Cremedosen, sowie ein Behälter für Gesichtspuder standen. Stolpernd wankte sie ins Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Atemlos blieb sie still stehen, holte mehrmals tief Luft und versuchte sich zu sammeln. Was war eigentlich passiert? Immer noch drehte sich der Raum um sie. Sie schlich zu dem großen Stuhl vor dem Tisch und ließ sich aufatmend hineinfallen. Die hellen Lampen rings um den Spiegel beleuchteten gnadenlos ihr bleiches Gesicht. Ermattet schloss sie ihre wunderschönen dunkelblauen großen Augen und lehnte sich zurück. Nach einer Weile öffnete sie ihre Augen und sah sich im Spiegel kritisch an. Eine hohe, glatten Stirn, leicht bogenförmig geschwungenen, dunkle Augenbrauen und tiefblaue Augen, beherrschten zusammen mit den sanft geschwungenen Lippen ihr schmales Gesicht. Regelmäßige, schneeweiße Zähne und kleine, schön geschwungene Ohren, mit deutlich ausgebildeten Ohrläppchen, rundeten den Eindruck ab. Sie löste den streng geflochtenen Zopf ihrer langen dunkelbraunen Haare auf und ihr volles Haar floss über ihre Schultern bis weit über die Mitte ihres Rückens in weichen Wellen herab. Sie hatte helle, fast blonde Strähnen im Haar, die natürlichen Ursprungs waren, also nicht von einem Friseur gestylt. Ihre Haare waren das schönste an ihr, fand sie, wogegen jeder, der sie sah heftig widersprochen hätte. Sie war von ihrer ganzen Erscheinung her eine ausgesprochen schöne Frau. Als kleines Mädchen war sie hellblond gewesen, ein richtiger Engel, alle hatten sie bewundert. Papa war ihr regelrecht verfallen gewesen, sehr zum Missfallen ihrer Geschwister. Auch ihr vier Jahre älterer Bruder Maximilian hatte sie vergöttert und immer beschützt. Max bewirtschaftete jetzt zusammen mit dem Vater den Hof, auf dem sie groß geworden war. Schlagartig wurde sie sich ihrer Umgebung wieder bewusst. Was war mit ihr los? Warum verfiel sie in Kindheitserinnerungen? Sollte sie sich jetzt nicht über ihren fantastischen Erfolg freuen? Kritisch schaute sie wieder in den Spiegel. Ich bin wirklich hier in diesem Raum. Ich habe das Orchester dirigiert und zwar nicht schlecht, denke ich. Na du Wesen, ich gebe jetzt zu, dass ich doch schön bin und gute Arbeit geleistet habe. Zum ersten Mal konnte sie der Frau im Spiegel zulächeln und die lächelte zurück. Lange war sie in ihre Betrachtung versunken, als es laut an die Türe klopfte. Mit Schwung kam Claudia, ihre beste Freundin und Mitbewohnerin herein, riss sie hoch und umarmte sie stürmisch. Dann tanzte sie mit der vollkommen Überraschten wie wild im Zimmer umher und küsste sie mehrmals. „Du warst super, himmlisch, großartig, einfach fantastisch. So wurde die Dritte noch nie gespielt, ich bin immer noch total weg. Und ich als Konzertmeisterin verdanke dir meinen Durchbruch. Der oberste Manager der Orchesterleitung war gerade da und hat mir die Stelle angeboten. Hans, der alte Konzertmeister hat die Gicht und kann nicht mehr spielen. Mensch freu dich doch endlich. Auch dir wollen sie eine Stelle anbieten. Du hast heute dirigiert, wie von einem anderen Stern. Sie haben das Konzert aufgezeichnet, du wirst weltberühmt.“ Claudia drückte sie weg und sah sie an. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Hast du verstanden was ich gesagt habe?“ Alex nickte und sah sie verständnislos an. „Findest du mich eigentlich schön?“ wollte sie wissen. Claudia, die Schönheit mit den langen gewellten blonden Haaren, die wie flüssiges Gold an ihr herunterwallten, sah sie mit ihren hellblau leuchtenden Augen, verständnislos an. „Wie bitte? Wie kommst du den darauf? Fehlt dir was? Da feiert diese absolut schöne Frau den größten Triumph in der Musikgeschichte und will wissen ob sie gut aussieht? Hast du sie noch alle? Komm setz dich hin. Ich richte dich ein bisschen her, am besten duscht du schnell, dann gehen wir hinunter ins Restaurant, deine Musiker warten auf dich. Marsch, zieh dich aus und ab unter die Dusche, ich richte dir frische Sachen.“ Während Alex die warme, entspannende Dusche genoss, hörte sie ihre Freundin fröhlich singen und trällern, während sie frische Wäsche aus ihrer Tasche nahm, die sie zum Glück, wie bei jeder Veranstaltung mitzunehmen pflegte, selbst ein Duschtuch war vorhanden. Kurze Zeit später war sie wieder angezogen und fühlte sich in frischer Wäsche wieder richtig wohl. Als sie vor dem mannshohen Spiegel stand, fand sie ihre schlanke und doch wohlgerundete Figur eigentlich sehr schön und war zufrieden. Zum Glück hatte sie auch schicke High Heels eingepackt. Zum Dirigieren brauchte sie flache feste Schuhe, um besseren Halt zu haben. Dann stand sie vor ihrer Freundin, jetzt dank der Schuhe etwa gleich groß. Claudia musterte sie anerkennend und reckte den Daumen nach oben. „Du siehst umwerfend aus, du blöde Kuh.“ Alex trat auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Bitte Claudia, verstehe mich jetzt nicht falsch, ich bin nicht lesbisch und möchte dir keinen Antrag machen, aber ich liebe dich als Freundin. Ich bin so froh, dass ich dich habe. Ich brauche dich einfach. Du bedeutest mir mehr als meine Schwestern, die mich beide nicht verstehen.“ In enger Umarmung standen sie da und beide hatten feuchte Augen. „Oh, Alex, mir geht es genauso und ich bin so froh, dass du es gesagt hast. Wir beide halten zusammen, egal was passiert und jede von uns nimmt die Hilfe der anderen an, ohne zu murren.“ Claudia versuchte Alexandra auf die Wange zu küssen, da die aber das gleiche plante, trafen sich ihre Lippen zu einem zarten Kuss. Beide zuckten zurück und begannen dann heftig zu kichern. „Gut, lass uns zu den anderen gehen, ich hoffe, sie haben auf uns gewartet.“ Kurze Zeit später betraten sie das Nebenzimmer des Lokals und wurden mit lautem Applaus begrüßt. Bewundernde Blicke trafen die beiden schönen Frauen, beide auf ihre Art perfekt. Alex wurde von allen begrüßt und beglückwünscht. Der Sprecher des Ensembles brachte es auf den Punkt, „Frau Wagner, das heutige Konzert war eine Jahrhundertkonzert, so etwas habe ich in meiner langen Orchesterlaufbahn noch nicht erlebt. Sie waren einfach göttlich und wir durften Ihnen folgen. Wir alle fühlen uns geehrt, dass wir dabei sein durften und hoffen alle, dass es noch viele Konzerte mit Ihnen und uns geben wird.“ Alex umarmte ihn gerührt und sah dann in die Runde. „Mir fehlen einfach die Worte“, schluckte sie. „Ich sage einfach Danke, vielen Dank, dass ich mit Ihnen musizieren durfte.“ Ihre Stimme brach und sie stürzte sich in Claudias Arme. Die schob sie mit den Worten: „Der kann dich besser trösten“, Rainer in die Arme. Rainer Goll, der Freund von Alex, der im Hintergrund gewartet hatte und sie jetzt umarmte. „Du warst gut,“ flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie dann flüchtig auf die Stirn, weiter sagte er nichts. Er wirkte wortkarg und mürrisch. Erst morgens gegen drei Uhr stolperten sie kichernd die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Claudia bekam erst nach mehreren Versuchen den Schlüssel ins Schloss. Rainer bewahrte derweil Alex vor dem Hinunterfallen und bugsierte sie sofort ins Bett. Sie schlief schon bevor sie richtig lag. Gegen neun Uhr wachte sie auf und stürzte ins Bad. Sie saß auf dem WC und ließ den gestrigen Abend nochmal Revue passieren. Viel getrunken hatte sie nicht, sie war nur entsetzlich müde gewesen. Jetzt war sie wieder halbwegs fit und gedachte, sich nach einer Dusche wieder zu Rainer ins Bett zu kuscheln. „Mal sehen ob was läuft“, grinste sie unter der Dusche. Rainer war kein Sexy Boy, eher zurückhaltend und keusch. Als sie zu ihm kuschelte, sie hatte nur ein winziges Höschen an, brummte er nur unwillig und drehte sich herum. Frustriert stand sie nach einer Weile auf und ging Frühstück machen. Zuerst aber machte sie Kaffee, der sogar Claudia aus dem Bett lockte. „Heute ist Samstag, lass uns mal wieder shoppen gehen, ich hätte richtig Lust“, schlug Claudia vor und Alex war Feuer und Flamme. Rainer, der bald darauf erschien, verzog gequält sein Gesicht. „Geht ihr ruhig, ich habe heute Abend Konzert und muss noch üben.“ Damit nahm er seine Jacke vom Haken und verschwand ohne Gruß oder Kuss. Alex und Claudia sahen sich verblüfft an. „Was war denn das?“ fragte Claudia kopfschüttelnd. „Was ist denn mit dem los?“ Alexandra senkte betrübt den Kopf. „Ich glaube, er ist auf mich eifersüchtig und neidisch, mein Erfolg wurmt ihn. Er will mit mir, mit uns, im gleichen Orchester spielen, aber dafür reicht es bei ihm einfach nicht und das will er nicht wahrhaben. Wir haben schon öfters deswegen Streit gehabt und er wird immer unausstehlicher und manchmal richtig gemein. Dass wir jetzt shoppen gehen wollen, sieht er als persönliche Zurücksetzung und ist wütend.“ „Der spinnt doch total“, steigerte sich Claudia und strich sich ihr blondes Haar zurück. „Wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich ihn noch nie so recht gemocht und ihn eigentlich nur wegen dir ertragen. Das Verhalten aber geht ja gar nicht, da musst du dir überlegen, ob du das weiter aushalten willst. Liebst du ihn denn noch?“ Alexandra hatte den Kopf gesenkt und mied Claudias Blick. Dann schüttelte sie zaghaft ihren Kopf. „Langsam bin ich froh, wenn er nicht da ist, er verbreitet so eine miese Stimmung. Nein, ich glaube, ich liebe ihn nicht mehr.“ „OK, dann trenn dich schnell von ihm, bevor es noch schlimmer wird. Ich beobachte dich schon eine ganze Weile und merke, wie es dir emotional immer schlechter geht. Komm zu mir, ich bin immer für dich da und helfe dir. Du bist so eine schöne Frau, deinen Seelenmann wirst du sicher noch finden. Ich habe meinen mit meinem Hartmut ja auch gefunden. Hardy müsste übrigens gleich kommen und frische Semmeln mitbringen.“ Sie hatte Alex fest in die Arme genommen und drückte sie zärtlich. Hardy, der fast geräuschlos eingetreten war, beobachtete die Szene erstaunt. „Denk nichts falsches“, lächelte Claudia, zog ihn zu sich und küsste ihn leidenschaftlich, ließ aber Alex nicht los. Er grinste und fragte: „Bist du jetzt Bi?“ Claudia lachte schallend, während sich Alex endlich freizappeln konnte und mit rotem Kopf dastand. Claudia schmiegte sich an ihn und erzählte ihm, was alles passiert war. „So ein Depp, wie kann man eine Frau wie dich so behandeln?“ sagte er zu Alex, die er ebenfalls sehr mochte. „Aber herzlichen Glückwunsch ihr beiden, ihr seid das Stadtgespräch in Musikkreisen. Alle sind des Lobes voll, ihr seid die absoluten Stars momentan.“ Er nahm sie beide in seine Arme, knuddelte sie und küsste sie beide auf die Wange. Mit seinen fast zwei Metern und einem durchtrainierten Körper hob er beide mit Leichtigkeit hoch bis sie kreischten und er zufrieden grinste. Hartmut König war ein hervorragender Bassist und spielte ebenfalls in einem der ersten Orchester, daher wusste er genau, wovon er sprach. „Leider weiß ich auch den Grund, warum Rainer sich so verändert hat. Ich spiele ab Dezember, also ab nächsten Monat bei meiner Maus im gleichen Orchester und zwar als Stimmführer. Er ist nun der irrigen Meinung, dass er jetzt ebenfalls bei uns spielen kann, aber das bayrische Rundfunksymphonieorchester ist ein paar Nummern zu groß für ihn und dass wurde ihm neulich deutlich gesagt. Er hat sich auch auf euch berufen, vor allem auf dich Alex, aber sie haben ihn rausgeschmissen. Jetzt meint er, Claudia hätte mich ins Orchester geholt, was natürlich nicht stimmt und du würdest nichts für ihn tun.“ Er sah Alex an. Die nickte verstehend. „Was soll ich denn jetzt machen? Eigentlich habe ich genug von ihm, er wird immer widerlicher und gemeiner, er hat mich sogar schon geschlagen.“ Als Claudia das hörte, rastete sie endgültig aus. „Was?“ schrie sie „Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte ihm eine verplättet und ihn rausgeschmissen. Mein armer Schatz“, impulsiv nahm sie die Unglückliche in ihre Arme. Hartmut stand grimmig daneben und meinte. „Wenn du Hilfe brauchst, dann sag es, ich schmeiß ihn hochkant raus. So ein Arschloch, aber ich habe mir sowas schon fast gedacht, so wie der über dich herzieht.“ Alex wischte sich die Tränen weg. „Ich will ihn nicht mehr sehen, bitte sag ihm das. Ich traue mich nicht, ich habe Angst vor ihm. Zum Glück hat er hier keine Sachen, also braucht er auch nicht mehr herkommen.“ Harry schüttelte den Kopf. „Mit ihm Schluss machen musst du schon selber, aber ich begleite dich, falls er ausrastet, ist das ein Angebot?“ Dankbar nickte sie. „Aber nicht jetzt. Jetzt frühstücken wir erst mal und dann gehen wir shoppen und zwar nur wir Mädels. Ich hoffe, du bist darüber nicht böse.“ Er schüttelte lächelnd den Kopf und knuddelte seine Claudia, die sich verliebt an ihn schmiegte.

Vier Monate später

Alex war auf dem Weg nach Hause in die bayrischen Berge zu ihren Eltern auf den Wagnerhof in Hinterbach, einem kleinen Dorf bei Mittenwald, nicht weit von der österreichisch-tschechischen Grenze entfernt. Während die Landschaft am Fenster vorbeizog wanderten ihre Gedanken zurück. Mit Rainer hatte es eine hässliche Szene gegeben. Er war völlig ausgerastet und nur Hardy, der dabeistand, verhinderte Schlimmeres. Dann hatte er sie übel beschimpft und war hinausgestürmt. „Das wirst du noch bereuen“, hatte er geschrien und war verschwunden. Hardy hatte ihm zuvor die Wohnungsschlüssel abgenommen und so konnten sich die beiden Mädchen vor Besuchen sicher fühlen. Das Management des Orchesters hatte ihr tatsächlich die Dirigentenstelle angeboten. Der etatmäßige Dirigent war schwer erkrankt und fiel für lange Zeit aus. Hardy, der sie auch hier begleitet hatte, bewahrte sie davor, den Vertrag leichtsinnig zu unterschreiben, vorher strich er im Kleingedruckten einige Stellen. Vom Konzert war eine CD gepresst worden, die in den nächsten Tagen in den Handel kommen sollte und man bot ihr 10% an. Hardy hatte schallend gelacht und hatte 50% gefordert. Auf das empörte Verneinen hin hatte er sie hochgezogen. „Komm wir gehen, hier wirst du nur übers Ohr gehauen.“ Wie in Trance war sie ihm gefolgt, aber als sie schon fast draußen waren, hatte die Vorsitzende des Gremiums sie zurückgerufen und sie hatten sich auf 35% geeinigt. „Jetzt kannst du unterschreiben“, hatte er zufrieden gemeint. Hardy war ein toller Typ, sie beneidet Claudia um ihn. Rainer hatte versucht, gegen sie bei gemeinsamen Bekannten Stimmung zu machen, war aber abgeblitzt und sie mieden ihn jetzt. Er hatte München wutentbrannt, auf Rache schwörend, verlassen und war nach Norddeutschland in seine Heimat Hamburg zurückgekehrt. Gott sei Dank habe ich das überstanden. So schnell will ich keinen Mann mehr, es sei denn, er wäre wie Hardy, den würde ich schon nehmen. Der aber liebt seine Claudia abgöttisch und ist gegen jede Versuchung immun, was man bei einer solchen Schönheit, die auch noch lieb und normal ist, gut verstehen kann. Wieder versank sie in Erinnerungen. Claudia war jetzt Konzertmeisterin und begann ihre internationale Karriere. Sie war eine fantastische Geigerin und sah auch noch umwerfend aus. Die Musikagenten und Medienfirmen stürzten sich förmlich auf sie, prallten dann aber, von dem schützend vor ihr stehenden Hardy, förmlich ab, der sie managte und ein knallharter Verhandler war. So wie er sie vertreten hatte, sorgte er nun dafür, dass auch seine Claudia super Verträge bekam. Die Medienvertreter, die Claudia wollten, knirschten mit den Zähnen, mussten aber nachgeben, da Hartmut König vor niemanden Angst hatte. Die beiden hatten sie zum Bahnhof gebracht und sie hatten sich lange umarmt.

Frühjahr 2013 München

Das letzte halbe Jahr hatte auch Alex den Durchbruch gebracht. Sie war inzwischen eine gefeierte, gefragte Dirigentin und galt international als Beethoven Spezialistin. Niemand sonst konnte eine der neun Sinfonien so interpretieren und dirigieren wie sie. Sie wohnte immer noch mit Claudia zusammen, allerdings inzwischen in einer schönen Villa, die sich Claudia und Hartmut gekauft hatten. Alex war auf Drängen der beiden in die Einliegerwohnung mit eingezogen und war dort sehr glücklich. Dienstagmorgen saß Alex in der großen Küche, sie pflegten gemeinsam zu frühstücken und sah ihre Post durch. Ein Brief der Mutter war dabei und als sie in las, brach ihre Welt zusammen. Claudia, die gerade hereinkam, sah entsetzt die tränenüberströmt zitternde Alex an. Mit großen Schritten kam sie heran. „Was ist los?“ Wortlos reichte ihr Alex den Brief. Sie las und wurde blass. „Scheiße, was machst du jetzt?“ Max, Alex‘s Bruder war mit dem neuen Traktor verunglückt und lag in der Intensivstation der Klinik. Die Mutter hatte Rheuma und konnte sich kaum noch bewegen, der Vater hatte schwere Gicht und war an manchen Tagen ans Bett gefesselt und die Oma war inzwischen zum Pflegefall geworden. Die Mutter bat Alexandra inständig: „Komm heim, deine Familie braucht dich jetzt dringend, der Hof ist sonst verloren und das würde deinen Vater umbringen.“ „Was soll ich schon machen? Ich muss heim, meine Familie braucht mich.“ „Und deine Karriere? dein Leben hier? Deine Freunde?“ Alex sagte traurig. „Ich weiß, aber meine Familie geht vor, ich kann sie nicht im Stich lassen. Ich werde meine Verträge kündigen und heimkehren, dass bin ich Ihnen schuldig, sie haben sich schließlich auch um mich gekümmert.“ Tieftraurig saß sie mit gesenktem Kopf da, ihre ganze glückliche Welt war in Trümmern. Claudia, das Orchester und viele ihrer Freunde versuchten sie zum Bleiben zu überreden, aber Alex stand loyal zu ihrer Familie und kündigte alle ihre Verpflichtungen. Ihre musikalische Karriere war beendet.

Sommer 2014

Der Hof war wieder halbwegs in Schuss. Alex hatte von ihrem verdienten Geld einen neuen Traktor gekauft und einen Teil der Schulden bezahlt, die auf dem Hof lasteten. Nach der anstrengenden Stallarbeit saß sie müde vor dem Haus in der Sonne. Dem Vater ging es wieder schlecht und Mutter versuchte zwar zu helfen, stand aber mehr im Weg. Sonja, die jüngere Schwester machte gerade Abitur und war auch keine Hilfe. Sie rührte im Hof keinen Finger und hatte schon verkündet, dass sie im Herbst in München studieren wollte und dann Geld brauchte. Als sie mal wieder mit ihrem Schicksal haderte, kam Franz vorbei, der Nachbar und setzte sich zu ihr. „Alex, du solltest die Kühe verkaufen solange du noch was für sie bekommst. Nochmal einen Winter ohne eigenes Futter überstehst du nicht. Überlege es dir, ich würde dir einen guten Preis machen und ich hätte da vielleicht auch noch eine bessere Idee. Denk mal darüber nach, allein schaffst du es nicht und ich befürchte, mit dem Max wird es auch nichts mehr werden.“ Er sah sie lange an. Sie dachte erstaunt bei sich. He, wo habe ich meine Augen gehabt, der Franz ist ja inzwischen ein richtiges Zuckerstückchen geworden und er ist eigentlich immer da, wenn ich jemand brauche. Sie bemerkte mit neuen Augen, dass er einen hochgewachsenen, von der Landarbeit durchtrainierten Körper hatte. Fast wie Hardy, dachte sie und auch so nett und ehrlich. Lange sah sie ihm nach, als er ging und ihr wurde eigenartig warm. Reiß dich zusammen, wies sie sich zurecht. Komm nicht auf falsche Gedanken. Aber wieso eigentlich falsch? Franz ist ein lieber Kerl, ich mag ihn sehr und ich glaube, er ist schon seit Ewigkeiten verliebt in mich. Still lächelte sie vor sich hin. Zwei Tage später war sie in Mittenwald und erfuhr auf der Bank, dass eine Immobilienfirma hier in der Gegend Land kaufte und auch einige der guten unteren Wiesen des Wagnerhofes kaufen wollte. Die Bank war darüber sehr erfreut, kam doch endlich wieder Geld in die Region. „Vor allem ihre drei unteren Wiesen wollen sie haben, die entlang des Baches. Sie machen ein ordentliches Angebot, Sie sollten es annehmen.“ „Erstens habe ich kein Angebot bekommen und zweitens, wovon soll der Hof dann noch leben, wenn die besten Wiesen weg sind?“ „Es tut mir leid, aber unsere Zentrale in München ist dabei, Schuldverschreibungen zu verkaufen und ihre Schulden sind leider auch dabei. Wenn diese Immobilienfirma ihre Schulden kauft, wird sie sie sofort von Ihnen fordern und wenn Sie nicht zahlen können, die Sicherheiten einfordern, dann sind Sie die Wiesen zu noch schlechteren Konditionen los. Ich weiß, das sind schlechte Nachrichten für Sie, aber ich kann nichts dafür und kann es auch nicht ändern.“ Wie vor den Kopf geschlagen, drehte sie sich wortlos um und ging hinaus, während Tränen ihre Wangen herunterrollten. Betreten sah der Filialleiter ihr nach, dass hatte er nicht gewollt, aber die Anweisung aus München war eindeutig, er musste auch diese Schuldverschreibung weiterreichen. Eben wollte er es tun, da kam eine Anfrage einer Münchner Privatbank nach genau dieser Verschuldung. Er las den Auftraggeber der Bank und stellte fest, dass es Claudia Hammer war, die Freundin der Wagnerin, wie er wusste. Schnell verkaufte er die Verschuldung an diese Bank und gratulierte sich insgeheim. Als er das Münchner Paket packte, war diese Schuldverschreibung nicht mehr dabei. Am liebsten wäre er Alex hinterhergelaufen, aber eine neue Kundin wartete auf ihn. Wie in Trance ging Alex in Richtung des Cafés, dass sie vorher gesehen hatte. Erst das laute Quietschen und Hupen riss sie aus ihrer Lethargie und sie sah verständnislos das Auto an, von dem sie fast überfahren worden war. Entschuldigend lächelte sie den schimpfenden Fahrer an, der nach einem Blick auf ihr verweintes Gesicht verstummte und zurück lächelte. Schnell ging sie weiter, betrat das Café und fand in der Ecke noch einen freien Tisch. Geistesabwesend bestellte sie eine Tasse Kaffee und grübelte weiter. Mensch, was mach ich bloß, ich kann die Wiesen doch nicht verkaufen, Vater trifft der Schlag. Aber wenn ich es nicht tue, dann kassiert eine Bank die Wiesen und wir sind noch schlechter dran.

Hamburg Immobilienbüro am Wansbeker Markt.

Rainer saß mit seinem Vater, Ronald Goll, in dessen Büro und plante die weiteren Aktionen. Nervös kippelte er mit seinem Stuhl, während sein Vater mit einem Kollegen telefonierte. Die Wut fraß ihn innerlich auf. Er wollte das Miststück endlich am Boden sehen. Sie hatte ihn verschmäht und nicht akzeptiert, dass er besser als sie war. Dieser ganze beschissene münchner Klüngel hielt zu ihr und das andere Miststück hatte auch noch riesigen Erfolg. Aber der würde er es noch zeigen, ihren Lover hatte er bald am Haken. Mit innerer Genugtuung dachte er an die beiden Schläger, die er auf ihn angesetzt hatte. Wenn sie mit ihm fertig waren, war es aus mit dem Musizieren. Wenn einem ein paar Finger fehlten, dann war es schwierig ein Instrument zu spielen, vor allem ein Saiteninstrument. Sie sollten ihn in die Berge locken und dort fertig machen. Die andere Schlampe hatte er auch bald am Haken. Mit den Verbindungen seines Vaters war es leicht gewesen, die Verschuldung ihres elterlichen Hofes raus zu kriegen. Er wollte sie am Boden sehen und den Hof ruinieren oder aber besser kaufen und die ganze Sippe rausschmeißen. Wieder blätterte er die verschiedenen Schuldverschreibungen der Bayrischen Bank durch, konnte aber keine vom Wagnerhof finden. Von dem Typen in der Bank wusste er aber, dass der Hof verschuldet war, wo also waren die verdammten Dokumente. Seine Wut stieg immer mehr, aber er war momentan hilflos.

New York Holiday Inn

Zum wiederholten Mal versuchte Claudia ihren Hartmut zu erreichen, bekam aber immer nur die Mailbox. „Verdammt, wo ist er denn? Er müsste doch schon längst in Innsbruck sein, es wird doch nichts passiert sein?“ Unruhig rannte sie im Zimmer umher. Dann wählte sie Marias Nummer. Maria war die Nachbarin, die auf ihr Haus aufpasste und den Briefkasten leerte. Nach dem fünften Läuten ging sie ran. „Hallo Maria, hier Claudia, gibt es was Neues, hast du etwas von Hardy gehört?“ „Nein, er ist doch schon gestern gefahren, er müsste doch schon längst da sein, aber bis jetzt habe ich noch nichts von ihm gehört. Na ja, Männer, er wird sich schon melden. Aber gut, dass du anrufst, da ist ein Brief von deiner Bank, der sieht wichtig aus.“ „Mach ihn auf und schau, ob es was Wichtiges ist.“ Sie hörte das Rascheln von Papier, dann meldet Maria sich wieder. „Die Bank meldet nur, dass die gewünschten Schuldverschreibungen erworben und in deinem persönlichen Schließfach deponiert wurden. Sagt dir das etwas?“ „Ja, das ist gut, dass es geklappt hat, aber eine Nachricht von Hardy wäre mir viel lieber gewesen.“ „Sobald ich was höre, melde ich mich sofort, jetzt mach dir keinen Kopf, der taucht schon wieder auf. Mein Holger hat es mal geschafft, vier Tage zu verschwinden und hat hinterher behauptet, er hätte wohl kein Netz gehabt, dabei hat er es einfach vergessen, denn Fremdgehen tut er nicht, das würde ich sofort merken, er kann mich einfach nicht anlügen. Hast du heute Abend wieder Konzert? Bei dir ist es ja erst Nachmittag.“ „Ja, heute Abend ist das letzte Konzert, morgen fliegen wir wieder heim, Gott sei Dank. Also bis morgen oder übermorgen, aber wenn du was hörst, schreib mir eine SMS oder WhatsApp, hast du gehört.“ „Mach ich, mach dir keine Sorgen, Tschüss.“ Sie begann sie sich für den Abend her zu richten.

Mittenwald Café

„Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?“ Alex zuckte erschrocken hoch. Vor ihr am Tisch stand eine hübsche junge Frau. Sie sprach etwas holprig mit fremdem Akzent aber gut verständlich. „Natürlich. Bitte entschuldigen Sie, aber ich war gerade in Gedanken“, sie lächelte die Fremde an. „Das habe ich gemerkt“, lachte diese. „Ich habe Sie bereits dreimal gefragt, bevor sie reagiert haben.“ Beide lachten und die junge Dame sagte, „Ich heiße Serina und komme aus Neu Seeland.“ Alex sah sie forschend an. „Da sind Sie aber weit von Zuhause weg.“ „Ja“, lachte Serina, „Ich glaube weiter geht gar nicht mehr. Meine Oma ist Deutsche, von ihr habe ich die Sprache gelernt und jetzt will ich ihre Heimat kennen lernen, aber das ist nicht so einfach. Ich muss mir erst eine Bleibe und einen Job suchen. Mein Freund kommt morgen, er ist Maori und versteht sehr wenig Englisch und noch weniger Deutsch.“ Alex lächelt sie an. „Sie sind sehr mutig, so einfach hierher zu kommen. Was für eine Arbeit suchen Sie denn?“ „Ach, ich mache alles, es gibt kaum etwas, was ich noch nicht gemacht habe. Ich bin auf einer Schafsfarm aufgewachsen, meine Eltern züchten Schafe und verkaufen Wolle.“ Alex wurde auf aufmerksam, sollte hier eine Lösung ihrer Probleme in Sicht sein? Diese junge Frau verstand sicher viel mehr von Schafen als sie. Eine Weile plätscherte das Gespräch dahin, dann wurde es konkret. „Ich muss weiter, ich muss mir noch ein Quartier für die Nacht suchen und natürlich auch für morgen, wenn Bran kommt, mein Freund.“ Alex streckte die Hand aus und hielt sie fest. „Sie können heute Nacht bei mir auf meinem Hof schlafen und wenn Sie etwas von Schafen verstehen, dann hätte ich vielleicht auch einen Job für Sie.“ Serina strahlte sie freudig an. „Wirklich, Sie haben einen Hof, einen Bauernhof?“ „Ja, ich wohne dort mit meinen kranken Eltern und meinem gelähmten Bruder, aber es ist Platz genug. Ich heiße Alexandra oder Alex und wir können du zueinander sagen, das ist hier unter Freunden und Bekannten so üblich.“ Serina stand glücklich strahlend auf und sie gingen gemeinsam nach draußen. Alex rief über ihr Handy Franz an und bat ihn, sie abzuholen, was dieser auch bereitwillig machte. Für sein Alexmädchen, wie er sie still bei sich nannte, tat er alles. Erstaunt registrierte er die fremde junge Frau, die Alex dabeihatte und erfuhr, dass sie Serina hieß und aus Neu Seeland stammte. Die beiden hatten sich im Café kennen gelernt und Alex hatte sie eingeladen. Misstrauisch musterte er sie, aber sie schien freundlich, fröhlich, aufgeschlossen und ehrlich zu sein. Bis sie zum Wagnerhof kamen, wusste er bereits alles. Dass sie etwas von Schafszucht verstand, ließ ihn aufhorchen, er musterte Alex und erkannte sogleich ihren Plan. Ganz schön raffiniert, dachte er, aber wenn es klappt, dann würde mich das sehr freuen. Am nächsten Morgen frühstückten sie alle gemeinsam. Die Eltern waren mit allem einverstanden, was Alex machte und Max interessierte sich nicht dafür. Serina gefielen die Schafe. „Es sind natürlich viel zu wenige, um sinnvoll wirtschaften zu können, brauchst du mindesten hundert, besser fünfhundert, vorher macht es keinen Sinn. Die Gegend hier ist für Schafe ideal. Es gibt gutes Gras, Wasser und jede Menge Sträucher. Wenn du willst, helfe ich dir, eine Zucht aufzubauen, wenn ich mit Bran hier wohnen darf und wir hier essen können.“ Alex umarmte sie spontan und nickte zur Bestätigung. „Ich freue mich ja so, natürlich könnt ihr bei mir wohnen, schau da drüben, das alte Knechtehaus könnten wir für euch herrichten. Möbel haben wir auf der Bühne genug, ihr könnt es euch richtig gemütlich machen.“ Arm in Arm beratschlagten sie, als Franz erschien. „Na ihr zwei, habt ihr euch gefunden?“ „Stell dir vor, Serina will mir helfen, eine Schafszucht auf zu bauen, sie hat mächtig viel Ahnung davon.“ Plötzlich öffnete sich die Beifahrertür und ein junger Mann stieg lächelnd aus. Serina stieß einen Jubelschrei aus und flog in seine Arme. „Den jungen Mann habe ich unterwegs aufgelesen, er wollte hierher und soweit ich ihn verstanden hatte, ist er der Freund deiner jungen Dame hier, wie man jetzt auch unschwer erkennen kann.“ Bran und Serina lagen sich immer noch in den Armen und unterhielten sich in einer fremden Sprache. „Kommt herein, wir haben zwar schon gefrühstückt, aber es ist noch genug da für ein zweites Frühstück. Das junge Paar hatte anscheinend mächtig Hunger, Franz sah andächtig zu, welche Brotmengen Bran vertilgen konnte. Alex erzählte ihm von Serinas Beurteilung, vor allem, dass es zu wenig Schafe waren schien ihn zu befriedigen. Alex sah ihm an, dass er noch etwas in der Hinterhand hatte und gab ihm einen Schubs. „Na jetzt spucke schon aus, du hast doch noch etwas.“ Franz grinste. „OK, ich schlage dir folgenden Deal vor. Du gibst mir deine 13 Kühe und du bekommst dafür meine 117 Schafe. Du hast dann das Futterproblem nicht mehr und ich bin die lästigen Schafe los. Dein Gelände ist für Schafe viel besser geeignet. Du verpachtet mir deine Wiesen am Bach und ich verpachte dir meinen Sommerhang, der für die Kühe zu steil ist, Schafen aber keine Probleme bereitet. Ist das ein Deal?“ Alex sah ihn lange an und überlegte. Das Angebot war hervorragend und löste die Probleme. Am liebsten würde ich ihn jetzt abknutschen, aber ich trau mich nicht. Serina und Bran hatten da keine Probleme, na ja, ich warte lieber noch, ob sich was entwickelt, aber trotzdem könnte ich ihn knuddeln. „Meinst du das wirklich, dass wäre natürlich super. Serina, was meinst du? Wir hätten dann 231 Tiere, wäre das ein Anfang?“ Serina nickte, „Damit kann man wirtschaften, zumal du ziemlich viele Mutterschafe hast. Ich denke, Bran und ich fangen gleich an. Aber zuerst wollen wir das Häuschen hier für uns herrichten. Knechtehaus hast du gesagt, das habe ich noch nie gehört, aber es gefällt mir, dann sind wir jetzt Schafsknechte.“ Sie lachte hell auf und küsste ihren Bran. In der Maorisprache erklärte sie ihm, was besprochen wurde und er lachte zustimmend. Auf dem Wagnerhof zog Zufriedenheit ein, Franz würde die Kühe am Nachmittag holen und den beiden Neuseeländer die Schafe übergeben. „Morgen regeln wir dann alles schriftlich, das ist für uns beide sicherer als eine rein mündliche Absprache, die mir bei dir allerdings reichen würde. Er sah Alex auf eine Art an, dass ihr ganz warm wurde, aber sie nickte nur und sah dem davongehenden nach. Serina trat neben sie, legte den Arm um sie in meinte leise: „Merkst du es nicht? Er liebt dich über alles, er würde dich am liebsten in die Arme reißen und mitnehmen. Wäre er ein Maori, dann hätte er dich schon längst entführt.“ Sie lächelte still und zog die Zweifelnde an sich. Alex nickte stumm. „Ich weiß, aber bis jetzt hatten wir zu verschiedene Interessen. Ich merke jetzt selber, dass das dumm war, aber es ist halt so, ich weiß keinen Ausweg.“ Serina lachte laut und belustigt. „Nimm ihn einfach in den Arm und küsse ihn, dann siehst du gleich was passiert. Wenn du es nicht machst, wirst du es nie erfahren, er hat viel zu viel Achtung vor dir, um selbst die Initiative zu ergreifen, dass musst du machen, sofern du willst.“ „Meinst du?“ Alex sah sie an. Serina nickte lächelnd. „Er ist ein guter Mann, dass spüre ich und er liebt dich. Er wird dir niemals weh tun und alles für dich geben, was er kann und wahrscheinlich noch mehr.“ Alex lächelte nun auch still in sich hinein und sah sich in Gedanken mit Franz auf der Sommerweide liegen und schöne Dinge tun. Einige Momente ging ihre Fantasie mit ihr durch und sie musste sich energisch zur Ordnung rufen. Mit leicht rotem Kopf drehte sie sich herum und ging ins Haus um nach ihren Eltern und dem Bruder zu sehen.

Hamburg

Rainer stand mit seinem Vater, Helmut Goll, und einem Ehepaar vor der Immobilie. Bewundernd beobachtete er seinen Vater, der das Paar gekonnt einwickelte und Vorzüge des Hauses anpries, die es überhaupt nicht gab. Das Dach zum Beispiel durfte nicht ausgebaut werden, dafür war die Bauausführung nicht geeignet. Das Paar hatte drei Kinder und wollte oben einen Kinderwohnbereich einrichten, was gar nicht zulässig war, von seinem Alten aber in allen Tönen gepriesen wurde. In der Mauer und im Keller gab es Schimmelbefall, was er ebenfalls verschwieg. Genau aus dem Grund verkaufte der jetzige Besitzer ja das Haus, seine Familie war schwer erkrankt. Der Alte ist eigentlich ein fieses Schlitzohr, aber nur so wird man reich. Wer sich übers Ohr hauen lässt, ist selber schuld und verdient es nicht anders. Selbst die übrigen Kanalisationsrohre, die herumlagen baute er positiv ein, dabei waren sie von der schlampigen Baufirma, die die Kanalisation notdürftig geflickt hatte, einfach vergessen worden. Jedem Kundigen wäre sofort aufgefallen, dass hier gepfuscht worden war, denn die verwendeten Rohre waren nicht zulässig, aber viel billiger, was selbst er, der noch wenig Ahnung vom Baugewerbe hatte, inzwischen wusste. Er lernte ständig dazu, dafür sorgte sein Erzeuger. Vater ist eine richtige Sau, dachte Rainer. Jetzt macht er sogar ohne Gutachten einen Notartermin. Das wäre nicht nötig, man sehe doch, dass alles in Ordnung wäre. Ich kotze gleich. Das ist sogar mir zu viel, aber der Alte ist auf seine Art großartig. Kein Wunder, dass Mama ihn verlassen hat, mit ihm wollte ich auch nicht zusammenleben. Er ist wirklich eine gefühllose, skrupellose Sau, aber so ist er reich geworden. Später im Auto, natürlich einem protzigen BMW, ließ sich der Alte über die Dummheit des Paares aus. „Die sind ja so blöd, dass tut schon fast weh. Ich wäre ja noch fünfzig Mille runtergegangen, aber sie haben es nicht mal probiert.“ Er schüttelte den Kopf und zog dann eine seiner dicken Zigarren heraus und paffte das Auto voll. Sein Sohn rang mit dem Erstickungstod, aber das interessierte ihn kein bisschen. Rücksichtnahme kannte er nicht. Die Schuldverschreibungen sind noch immer nicht da, dachte Rainer wütend. Was die Bank geschickt hat, interessiert mich nicht. Ich will die Schlampe fertig machen und brauche nur diese Papiere, aber die gibt es anscheinend nicht, oder sie wurden anderweitig verkauft. Verdammt, es ist zum Kotzen. Die beiden Idioten, die den Fettsack etwas beschneiden sollten, melden sich auch nicht, womöglich haben die auch Scheiße gebaut. Na ja, warte ich noch mal ab, vielleicht tut sich ja noch was. Den Alten muss ich auch bald abservieren, der wird langsam unerträglich, dieser Widerling. Sicher geht er nachher wieder zu seiner Madame und lässt sich einen blasen, darauf scheint er ja zu stehen. Je jünger die Weiber, desto besser. Schon kam die Direktive zum Wechsel des Fahrziels und sie hielten bald vor dem Haus. „Komm mit rein, du kannst auch mal einen schönen Fick gebrauchen, damit du wieder etwas lockerer wirst.“ „Nein danke, kein Bedarf, ich warte hier auf dich.“ Kopfschüttelnd stieg der Alte aus und ging hinein zu seiner Olga.

München in Claudias Villa

Stöhnend knallte sie ihren Koffer in den Flur und rief nach Hardy. Sie hatte gehofft, dass er inzwischen wieder Zuhause wäre. Sein Termin in Innsbruck war doch schon gestern Mittag zu Ende gewesen. Auf dem Anrufbeantworter war auch keine Nachricht von ihm, nur verschiedene Nachrichten von Freunden. Na gut, er wusste ja, dass ich nicht da bin, also logischerweise keine Nachricht auf dem AB. Aber auf meiner Mailbox ist auch nichts, langsam mache ich mir Sorgen, das passt so gar nicht zu ihm. Gegen später kam Maria. Sie hatte Claudias Ankunft beobachtet und sie saßen lange beim Kaffee und tratschten die neuesten Gerüchte. Maria war eine rundliche, lebenslustige Frau, die gegenüber in dem kleinen, aber sehr gemütlichen Haus mit ihrem Mann und den drei Kindern wohnte und sich auch etwas um die beiden Künstlerinnen kümmerte. Hardy meldete sich immer noch nicht. Es meldete sich bei Anruf nur seine Mailbox. Es war schon einige Zeit dunkel, als Maria aufstand. „Mach dir keine Sorgen, geh ins Bett, du fällst ja gleich um. Morgen sieht die Welt gleich wieder anders aus.“ Beklommen und von bösen Ahnungen erfüllt sah sie der Freundin hinterher. Am nächsten Morgen wachte sie sehr spät auf. Als sie die Haustür öffnete, um die Zeitung zu holen, entdeckte sie die Tüte mit Brötchen. Maria ist ein Engel, dachte sie erfreut und ging in die Küche. Am Kalender sah sie, dass heute der fünfte Juni war. In zehn Tagen hat Alex Geburtstag. Sie wird 29, ich darf es nicht vergessen, dachte sie nachdenklich und verzehrte unlustig eines der knusprigen Brötchen, die sie normalerweise zum Frühstück so liebte, aber sie hatte heute keinen Appetit, die Sorge um Hardy brachte sie fast um. Am Nachmittag, sie hatte den Vormittag mit auspacken und aufräumen verbracht, klingelte es an der Haustür. Auf dem Bildschirm erkannte sie eine Frau und einen Mann, die beide in die Kamera schauten, die sie entdeckt hatten. Sie öffnete die Tür und die beiden wiesen sich als Kriminalbeamte aus. „Ich bin Hauptkommissarin Schlegel und das ist mein Kollege, Kommissar Seidel. Sind sie Frau Hammer?“ Claudia überfielen böse Ahnungen. „Um Gottes Willen, ist etwas mit Hartmut passiert?“ Schreckensbleich trat sie zurück und bat die beiden herein. „Frau Hammer, in welchem Verhältnis standen sie zu Herrn König?“ „Standen? Herr König und ich sind Lebenspartner, wir wollen heiraten.“ Sie begann zu zittern. „Frau Hammer, es tut mir leid, Herr König ist vorgestern in Österreich tödlich verunglückt.“ Claudia stand vollkommen starr und reglos, dann schrie sie in einer Lautstärke, dass selbst Maria im Nachbarhaus aufschreckte und herübergerannt kam. Maria erfasste mit einem Blick die Situation und nahm die vor Entsetzen und Schmerz Schreiende in den Arm. Die beiden Beamten sahen sich hilflos an und sagten, sie wollten besser später nochmal kommen und gingen schnell. Maria hielt die Schreiende fest, sie schrie nach Alex. Maria wusste von der innigen Freundschaft. Sie rannte ans Telefon und rief Alex an, die sich zum Glück sofort meldete. „Alex, hier Maria, komm schnell, Hardy ist tot und Claudia schreit nur noch nach dir.“

Wagnerhof, 5. 06.2014

Mit hellem Entsetzen hörte Alexandra der aufgelösten Maria zu. Im Hintergrund hörte sie die grässlichen Schreie ihrer Claudia. „Ich komme“, sagte sie nur, legte auf und rannte hinaus. Draußen stand zum Glück Serina, der sie schnell erzähle, was passiert war. Die sagte nur. „Pack ein paar Sachen, oder nein, besser hol sie her, deine Freundin braucht dich jetzt dringend. Alles andere ist unwichtig, ich kümmere mich um den Hof und deine Eltern. Mach schon, geh, beeile dich.“

München abends 20 Uhr

Alex klingelte Sturm und Maria, die das Auto gesehen hatte, öffnete erleichtert. Dann flog Claudia in ihre Arme und sie setzte sich, die weinende Freundin auf dem Schoß auf einen Stuhl in der Wohnküche. Zwei Stunden lang, Maria war inzwischen gegangen, da sie nach ihren Kindern sehen musste, hielt sie Claudia im Arm und streichelte sie beruhigend. Claudia klammerte sich zitternd an sie und ließ nicht mehr los. Als Alex dringend aufs Klo musste, nahm sie die Freundin einfach mit, da die ihre Hand nicht hergab. Dann ging sie mit ihr ins Schlafzimmer und packte die wichtigsten Sachen für ein paar Tage, die Koffer standen ja noch da und so war sie schnell fertig. Eine Stunde später waren sie bereits wieder auf der Autobahn.Wagnerhof

Morgens, um ein Uhr fuhr sie auf den Platz vor dem Haus und dirigierte die total desorientierte Freundin hinein. Serina lag im Wohnzimmer auf dem Sessel und stand jetzt hastig auf. Mit einem Blick erkannte sie, was notwendig war, bugsierte die beiden ins Bad und anschließend ins Bett. Alex hatte zum Glück ein sehr breites Bett, so dass sie beide bequem Platz fanden. „Schlaft euch aus, ihr beiden, morgen sehen wir weiter, dann sieht alles schon anders aus“, sagte Serina und ging hinüber zu ihrem Bran, der schon sehnsüchtig auf sie wartete. Die ganze Nacht weinte Claudia leise, endlich gegen Morgen schlief sie eng an Alex geschmiegt ein. Es war schon später Morgen, als sich Alex vorsichtig löste und leise hinausging. Die Tür ließ sie offen, damit sie Claudia hörte, wenn sie rief. In der Küche saß Serina mit Franz, der heraufgekommen war, um zu erfahren was los war. Er nahm Alex einfach in seine Arme und drückte sie innig. „Halt mich bitte ganz fest und gib mir Kraft, damit ich meine Claudia über das Schlimmste bringen kann, du musst mir helfen, ich brauche dich jetzt.“ Franz nickte nur und küsste sie erst zart und dann, als sie mehr forderte, leidenschaftlich. Endlich, endlich habe ich sie im Arm und kann sie küssen und liebhaben. So schlimm es ist. Claudias Elend wird anscheinend zu meinem Glück. Ich liebe Alex doch so sehr und jetzt hat sie es anscheinend endlich gemerkt. Ich glaube, sie liebt mich auch. Fest drückte er sie an sich und streichelte ihre Haare. Ihr Körper presste sich an ihn und er registrierte ihre fraulichen Formen, die heftige Reaktionen in ihm auslösten, die sie sehr wohl registrierte und trotz der schlimmen Situation, lächelnd willkommen hieß.

---ENDE DER LESEPROBE---