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Milana Petrova: Eine Serienmörderin zu sein war eine nette Beschäftigung - bis zwei Psychopathen ein Auge auf mich warfen. Geboren und aufgewachsen in Bulgarien, wurde ich seit meiner Kindheit in der Kunst des Tötens ausgebildet und war unschlagbar. Niemand konnte mich je besiegen. Zumindest nicht bis sie kamen. Revamonte-Brüder: Der Tod klammerte an ihr. Sein Duft haftete in ihrem Haar, sein Abbild tanzte in ihren Augen. Sie war der Sturm, den wir heraufbeschworen hatten, und wir sehnten uns danach, von seinen Wirbeln verschlungen zu werden. Milana Petrova würde unser Schlachthaus sein, unsere Leichenhalle und letzte Ruhestätte. Und wir hätten uns keinen befriedigenderen Tod als sie wünschen können.
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Seitenzahl: 393
Veröffentlichungsjahr: 2024
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All denen, die im Dunkel tanzen und im Blutrausch leben, ist diese Geschichte gewidmet. Möge sie eure Herzen entfesseln und eure Seelen erzittern lassen.
Doch seid auf der Hut!
Betretet diese Welt mit eigenem Risiko, denn die Gefahr lauert hinter jeder Seite, und die Liebe ist ein tödliches Spiel.
Deshalb findet ihr auf Seite → eine Inhaltswarnung, die jedoch Spoiler für die gesamte Geschichte enthalten kann.
Mit einem Hauch von Grauen und einem Kuss voller Blut, Yana Darke
Diesel
Milana
Cieran
Milana
Cieran
Milana
Diesel
Milana
Diesel
Cieran
Milana
Cieran
Diesel
Milana
Cieran
Milana
Diesel
Milana
Cieran
Milana
Diesel
Milana
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Cieran
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Cieran
Milana
Cieran
Milana
Diesel
Milana
Diesel
Milana
Cieran
Diesel
Milana
Cieran
Milana
Diesel
Milana
Lange, seidig blonde Haare fielen in lockeren Wellen über ihren Rücken und umrahmten ihr perfektes Porzellangesicht. Im Sonnenlicht schimmerten sie wie ein Heiligenschein, als hätte Gott höchstpersönlich ihr diese tödliche Anmut zugesprochen.
Die blasse Haut verlieh ihr ein beinahe gespenstisches Aussehen, während ihre durchdringenden, grünen Augen wie giftige Smaragde funkelten und eine Tiefe verrieten, die in mir den Wunsch weckten, mich darin zu verlieren.
Ihre Züge waren zart und doch markant, mit einem Hauch von Gefahr.
Schönheit und Grauen, so eng miteinander verwoben, übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus.
Ich war wie gelähmt, unfähig, meinen Blick von ihrem Bild – einem Fahndungsbild – abzuwenden, durch das sie mit einem kalten, toten Ausdruck hindurchstarrte.
Milana Petrova.
Ein Name, der wie ein Flüstern durch die Unterwelt geisterte.
Ihre Geschichte war in blutroten Buchstaben geschrieben, ein makabres Echo ihrer Taten.
Sie war eine Serienmörderin, kaltblütig und grausam, verantwortlich für den Tod von Dutzenden Menschen in Bulgarien.
Und jetzt war sie hier, in unserer Stadt, und jagte ihre Opfer in den schmutzigen Gassen von New York.
Es war perfekt. Als hätte das Universum sie zu uns geführt.
»Ich will sie«, sagte Cieran, seine Stimme von der dünnen Rauchschicht um uns herum gedämpft. Wie ein bedrohliches Echo bebte der Wunsch durch den Raum.
Ich hob den Kopf und erkannte ein kurzes Funkeln, eine Spur von Verlangen in seinen dunkelbraunen Augen, ehe sie wieder eine tiefe Finsternis füllte.
Ich spürte dieselbe Begierde. Ein unheilvoller Sog, der mich verschlang.
Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich eine Sehnsucht, die so dunkel und intensiv war, dass sie mir den Atem raubte und mein Herz unerbittlich gegen meine Rippen schlug.
Ich wollte sie berühren, diese zarte Haut fühlen, diese blutroten Lippen schmecken, in diesen hypnotisierenden Augen versinken. Ich wollte ihre Seele durchdringen, ihre Geheimnisse lüften, verborgene Sehnsüchte und die Abgründe ihrer Dunkelheit ergründen.
Milana Petrova zu besitzen, sie zu bändigen, sie an unserer Seite zu haben war eine verlockende Vorstellung.
Ich wollte es.
Und er wollte es auch.
Sie war das Spiegelbild unserer Seelen, geformt von dem Dunklen, lechzend nach dem Bösen.
Sie gehörte zu uns.
Dunkle Wolken zogen über die Skyline von New York, spiegelten die Finsternis, die in meinem Inneren wuchs. Das kalte Licht der Leuchtreklamen tanzte wie Glühwürmchen auf der Glasfassade meines Büros, ein schimmerndes Labyrinth aus Macht und Gier.
Der Rauch meiner Zigarette wirbelte in dichten Schwaden um meine Finger, während mein Bruder und ich uns ansahen.
Es war wie ein Spiel mit einer tödlichen Waffe, ein Spiel mit dem Feuer, aber genau das machte es so spannend.
»Wollen wir spielen?«, fragte Cieran, als hätte er einen direkten Draht zu meinen Gedanken.
Mehr Worte brauchte es nicht.
Nur das leise Knistern des brennenden Tabaks war zu hören, als wir einen Pakt schlossen. Ein Pakt, der diese Frau auf ewig an uns band. Ein Pakt, der uns zu Rivalen, aber auch zu Verbündeten machte. Ein Pakt, dem wir nachkamen, bis sie unseres war und die Schatten ihrer Finsternis uns umarmten.
Ich wurde gejagt. In den letzten drei Wochen wurde ich von vier verschiedenen Männern angegriffen.
Ich hatte gedacht, dass mein Leben einfacher werden würde, wenn ich nach New York käme, aber offensichtlich lag ich falsch. Eine unsichtbare Bedrohung lauerte in den schmutzigen Gassen der Metropole.
Ich hatte gerade mal mein erstes Opfer auf amerikanischem Boden gefeiert, da wurde ich von dem ersten Kerl überfallen.
Jeder Schritt, den ich tat, jeder Atemzug, den ich nahm, hatte sich wie ein Tanz auf einem Minenfeld angefühlt, bereit, jeden Augenblick in die Luft zu fliegen.
New York City, die Stadt der Träume und der unendlichen Möglichkeiten, war plötzlich wie ein Gefängnis, dessen Mauern sich unaufhaltsam um mich herum schlossen. Doch ich weigerte mich, aufzugeben.
Jemand hatte es auf mich abgesehen. Und jetzt wusste ich, wer es war.
Die ersten drei Männer sagten kein Wort. Ihre Ängste vor denen, die sie geschickt hatten, waren größer als die Angst vor mir, größer als die Angst vor dem Tod.
Dieser Typ war ein wenig gesprächiger, seine Angst vor mir und dem Tod war größer als die der anderen.
Meine Fragen hallten in der Dunkelheit wider, als ich mich über ihn beugte. Meine Augen funkelten vor Entschlossenheit und einer Prise Furchtlosigkeit. Die Wahrheit war zum Greifen nah, und ich würde nicht zulassen, dass sie mir wieder entkam.
»Die Revamonte-Brüder«, brachte er erstickt hervor, als ich meine langen, schwarzen Fingernägel an seine Wange presste, eine scharfe Kontrastlinie zwischen seiner blassen Haut und meinen dunklen Nägeln. Ich hatte ihm damit gedroht, seine Augäpfel herauszukratzen.
»Wer sind sie?«, fragte ich, doch er schwieg. Ein Schauer durchlief seinen Körper, als er spürte, wie die Spitzen meiner Nägel tiefer in seine Haut tauchten, bereit, sie zu durchdringen und seine Augäpfel zu erreichen. Sie fanden ihren Weg entlang seines Kiefers, von seinem Kinn hinauf zu seinen Wangenknochen, wie Schatten, die auf der Suche nach einem schwachen Punkt waren.
»Sie herrschen über die Unterwelt von New York«, gestand er, seine Stimme bebend vor Furcht. »Sie führen das größte Drogenkartell der Stadt.«
Die Antwort ließ mich einen Moment innehalten. Drogenhändler. Warum sollten sie es auf mich abgesehen haben? Die Verbindung schien vage, aber ich spürte, dass es mehr gab, als auf den ersten Blick ersichtlich war.
»Warum wollen sie mich töten?«, wollte ich wissen. Meine Gedanken wirbelten wild, um die Verbindung zwischen mir und diesen Männern zu verstehen.
»Sie wollen nicht, dass du getötet wirst.«
Langsam beugte ich mich näher zu ihm hinab, unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Mein Atem formte kleine Wölkchen in der kalten Luft, während ich ihn intensiv fixierte. »Was wollen sie dann?«
»Ich…« Seine Stimme brach in einem Krächzen ab. »Ich weiß e-es nicht«, stammelte er von panischer Angst gepackt.
»Lügen haben kurze Beine, Rafe«, sagte ich, während ich meine Fingernägel zu seinem Oberschenkel gleiten ließ. Es war eine Vorwarnung für das, was ihm bevorstand, wenn er mir nicht die Wahrheit gesagt hätte.
Der Mann schluckte schwer, seine Lippen zitterten vor Furcht. »Ich… ich weiß es wirklich nicht«, brachte er mühsam hervor. »I-Ich sollte dich nur finden und zu ihnen bringen.«
Seine Augen füllten sich mit Tränen, und ich schmeckte die süße Note der Todesangst, die in der Luft lag. Er war ein Spielzeug in meinen Händen, eines, das nur ich allein kontrollierte. Ein zynisches Lächeln spielte um meine Lippen, während ich die Kontrolle über die Situation fest in meinen Händen behielt.
»Wohin solltest du mich bringen? Wo sind sie?«, bohrte ich weiter nach, meine Geduld langsam schwindend, während ich ihn mit starrem Blick fixierte und meine Muskeln sich unwillkürlich anspannten.
Er zögerte, und ich spürte den Drang, ihn zu brechen, ihn zu zwingen, mir die Informationen zu geben, die ich brauchte. In einem Versprechen von Schmerz und Qual, presste ich meine Fingerspitze tiefer in sein Fleisch.
»Riverside Residence«, stieß er über die Lippen. »Das Penthouse-Apartment.«
Ich kannte das Gebäude nicht, aber ich würde es finden und es diesen elenden Arschlöchern heimzahlen. Ich würde ihnen zeigen, dass man sich nicht mit einer Serienmörderin anlegte. Sie hatten den falschen Menschen gejagt. Jetzt würde ich ihnen die Konsequenzen dafür zu spüren geben.
Als ich von Rafe wegtrat, hörte ich, wie er erleichtert aufatmete. Ein Fehler. Denn in meiner Welt gab es keine Gnade, keine Vergebung und kein Erbarmen – nur Dunkelheit und den unstillbaren Durst nach Blut.
Er hatte mir geholfen, aber das half ihm nicht. Er war gezeichnet. Gezeichnet als mein Opfer in dem Moment, als meine kalten, schonungslosen Augen auf ihm gelandet waren.
»Jetzt machen wir den Brüdern ein schönes Geschenk, meinst du nicht auch?«, wisperte ich mit einem unheilvollen Schmunzeln auf den Lippen.
»Ja.« Seine Antwort kam hastig und zustimmend, begleitet von einem nervösen Grinsen und heftigen Nicken.
Was ein Idiot. Er hatte ja keine Ahnung.
Das finstere Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter. Ich ging zum anderen Ende des Tisches, der hinter dem Stuhl stand auf dem er saß, wo ich meine Sammlung von Messern bereitgelegt hatte.
Mit den Fingern glitt ich liebevoll über die glänzenden Klingen, spürte ihre scharfen Ränder, die verheißungsvoll auf mich warteten. Jedes Messer hatte seine einzigartige Geschichte, seine einmalige Vergangenheit aus Blut und Schrecken, keines war wie das andere. Jedes war für eine spezifische Art von Schmerz und Leid geschaffen.
Ich hielt inne, als meine Fingerkuppen auf ein besonderes Messer mit einem Griff aus dunklem Holz, verziert mit gravierten Symbolen, trafen – eine schlanke Klinge aus schimmerndem Stahl, scheinbar unscheinbar, aber von tödlicher Präzision. Es war eines meiner Lieblingsmesser, mein Werkzeug der Wahl für spezielle Anlässe, und es würde auch heute die Hauptrolle einnehmen.
Es war perfekt für Rafe, einen Mann, der glaubte, dass er dem Schicksal entrinnen konnte. Doch er hatte sich geirrt. Denn in meinen Händen würde dieses Messer zu seinem Richter, zu seiner Verdammnis werden.
Ich nahm es, spürte die feinen Gravuren in dem Griff, die sich in meine Haut gruben, und lächelte düster. Rafe würde dieses Messer kennenlernen, seine Schönheit und seine Grausamkeit, bevor es sein Fleisch durchdrang und sein Leben beendete.
Ich drehte mich wieder zu ihm um. Meine Hand glitt über die dreckige Tischkante, die Fingerspitzen kalt wie der Tod, bis sie schließlich auf seiner Schulter landeten und ihn festhielten.
»Möchtest du wissen, was ihr Geschenk sein wird?« Ich lehnte mich neben seinem Kopf hervor.
Er reagierte nicht mehr. Er erkannte seinen Irrtum. Er realisierte, dass er hier nicht lebendig herauskommen würde.
Ein teuflisches Lächeln spielte um meine Lippen, als ich mich an sein Ohr lehnte. Meine Lippen berührten sein warmes, zartes Ohrläppchen, als ich flüsterte: »Ich werde ihnen deine Einzelteile schicken.« Sein Körper verkrampfte sich. »Eines nach dem anderen. Solange bis keines mehr übrig ist.«
Verzweifelt schüttelte er den Kopf. »Bitte«, flehte er, seine Stimme zitternd vor Panik, »bitte nicht. Ich habe dir alles erzählt, was du wissen wolltest.«
Auch ich schüttelte den Kopf und drückte die Spitze des Messers gegen seinen Handrücken. »Das Schicksal hat dich zu mir geführt, und ich werde entscheiden, wann es vorbei ist«, erklärte ich. »Aber keine Sorge, ich mache es kurz.« Nicht schmerzlos.
Bei meinen letzten Opfern hatte ich eine neue Vorliebe von mir entdeckt. Ich zog es vor, mich erst so richtig mit ihnen zu befassen, wenn sie bereits tot waren, wenn ich ihre Herzen zum Stillstand gebracht hatte und sie ganz mir gehörten. Also würde ich es für Rafe kurz machen.
Ohne Vorwarnung hob ich das Messer und rammte es in seinen kleinen Finger. Ein Aufschrei zerriss die Ruhe der Nacht, gefolgt von einem unaufhaltsamen Strom von Blut.
»Noch neun, dann bringe ich dich um und nehme dir jedes weitere Glied deines Körpers.« Meine Stimme war so kühl wie die Klinge meiner Waffe, meine Augen so leer wie mein Inneres.
Ich tat, was ich sagte, und mit jedem abgetrennten Finger wuchs meine Leidenschaft. Sie war ein betäubender Rausch.
Ich fühlte die Hitze seines Blutes auf meiner Haut, spürte den Widerstand seiner Knochen, während ich sie mit unerbittlicher Entschlossenheit durchtrennte.
Sorgsam legte ich einen Finger nach dem anderen auf den Tisch und schuf ein künstlerisches Meisterwerk.
Als alle seine Finger zusammengefügt waren und seine Hände vor Blut trieften, hielt ich mein Versprechen. Ich legte das zehnte Glied zu den anderen und drehte mich zu ihm um, fuhr mit der scharfen Schneide des blutigen Messers über seine Kehle. Das Blut schoss aus seinem Hals wie das Wasser aus einem Springbrunnen.
Rafe riss den Mund auf, ein Schrei entkam, der abrupt erstickte. Seine Augen, einst voller Leben und Angst, erloschen langsam, als sein Körper aufgab und sich dem endgültigen Schicksal überließ.
Sein letzter Schrei hallte in meinen Ohren wider, ein verzweifelter, qualvoller Klang, der mir eine süße Befriedigung verschaffte.
Ich spürte keinen Hauch von Reue, nur die finstere Euphorie, die mich erfüllte, als ich meinen Akt der Zerstörung vollendete.
Jeder Schnitt war von einem leisen Zischen begleitet, während das rote Blut in dünnen Rinnsalen zu Boden tropfte.
Als ich das letzte Stück seines Körpers abtrennte, lag mein Opfer vor mir auf dem Tisch, verstümmelt in viele Einzelteile und nicht wiederzuerkennen, ein hinreißendes Werk meiner düsteren Kunst.
Mit zärtlichen Händen nahm ich eines der abgetrennten Ohren und legte es in eine kleine Schachtel. Sie war verziert mit filigranen Mustern, die im schwachen Licht, das durch die schmutzigen Fenster in das verlassene Gebäude fiel, metallisch schimmerte.
Ich betrachtete das Ohr, das darin ruhte, wie ein kostbares Juwel. Denn für mich war es nicht nur ein Körperteil, es war ein Symbol meiner Macht. Die Haut war blass und kalt, die Blutspuren getrocknet und dunkel, sie waren eine direkte Verbindung zu den Abgründen meiner Seele.
Vorsichtig klappte ich den Deckel zu und schloss die Schachtel mit dem Wissen, dass die Revamonte-Brüder die nächsten sein würden, die sie öffneten.
Es war seltsam, wie sehr ich mich auf diesen Moment freute, auf ihre Reaktion, wenn sie die Schachtel öffneten und die Grausamkeit meiner Natur erkannten.
Vielleicht würde ich sie aus der Ferne beobachten, verborgen in den Schatten, ein stiller Zeuge ihres Entsetzens. Oder vielleicht würde ich selbst in ihr Versteck eindringen, mich in ihrer Angst suhlen und an ihrem Schrecken laben.
Wie auch immer. Die Brüder würden mich nie mehr unterschätzen. Sie würden meine dunkle Macht und meinen unersättlichen Hunger nach Grauen kennenlernen – und sie würden zittern vor der Gewissheit, dass ich ihnen immer einen Schritt voraus war. Ihr Wunsch, mich in ihr Leben bringen zu wollen, würde ersticken. Sie würden bereuen es sich jemals erhofft zu haben. Und noch mehr werden sie bereuen, mich herausgefordert zu haben.
Die Wohnung war ein stickiges Gefängnis, umhüllt vom dumpfen Duft kalten Kaffees und abgestandener Luft, der sich wie ein unsichtbarer Schleier über den Raum legte. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein Kampf gegen die Schwere der Atmosphäre.
»Wo ist sie?«, entfuhr es mir, meine Stimme ein raues Flüstern, das die düstere Stille durchdrang. »Wo zum Teufel ist sie?!«
Wochenlang jagten wir sie, doch alles, was wir zurückbekamen, waren die Leichenteile unserer besten Männer. Rücksichtslos und schamlos zerstückelte Milana jeden einzelnen und brachte sie als grausige Botschaften zurück an unsere Tür.
Jede Nacht verbrachten wir wach, um sie zu fangen, während sie eine weitere Schachtel vor unserem Apartment platzierte, aber irgendwie entkam sie uns trotzdem jedes einzelne Mal.
Diesel stand auf und ging zum Fenster. Er blickt hinaus auf die Stadt, die allmählich im Abendlicht versank. »Wir werden sie finden«, sagte er fest entschlossen.
Ich war genauso wild entschlossen, sie zu finden, dieses Ziel schien mir bloß unerreichbar zu sein. Es wirkte, als wären wir nicht einmal ansatzweise in ihre Nähe gekommen, als wäre sie meilenweit entfernt, auch wenn sie sich in derselben Stadt wie wir aufhielt.
»Wieso?«, keifte Ryleigh. Sie machte sich nicht mal die Mühe, ihren Unmut zu verbergen. »Was ist so besonders an ihr? Warum seid ihr so besessen davon, sie zu schnappen?«
Ich presste die Lippen zusammen, unterdrückte den Drang, ihr die Zähne aus dem Gesicht zu schlagen und ihr die Wahrheit entgegen zu schleudern. Die Wut in mir brodelte, ein siedendes Inferno, das drohte, mich zu verschlingen.
Milana Petrova war die Perfektion des Bösen. Die personifizierte Verkörperung des Bösen. In ihren giftig grünen Augen lag der Tod, gepaart mit einer verführerischen Leere, die mich anzog, die mich fesselte. Es war, als kontrollierte sie meine Seele, als ließe sie mich wie eine Marionette nach ihrem Willen tanzen.
Es war ein Zwang. Wir konnten nicht anders. Sie hatte uns in ihren Bann gezogen. Sie hatte uns gefangen genommen, uns in ihren Strudel aus Dunkelheit und Verderben gezogen, vor dem es keine Chance auf Flucht gab. Wir mussten sie haben – ganz egal wie weit wir dafür gehen und wie viele Regeln dafür gebrochen werden mussten.
Mein Blick verlor sich in der Leere, meine Augen flackerten unruhig. Ryleigh würde das niemals begreifen können.
»Sie ist clever«, beharrte sie hartnäckig. »Zu clever für euch.«
Ein Funken Zorn entzündete sich in meinen dunkelbraunen Augen.
Diesel wirbelte zu uns herum. »Clever? Nein, sie ist nicht clever, sondern verdammt dumm und glücklich! Sie spielt mit uns, tanzt uns auf der Nase herum! Und ich wette, sie genießt jede verdammte Minute davon.«
»Vielleicht solltet ihr einfach aufhören, wie eine Horde wilder Tiere hinter ihr herzujagen, als würdet ihr sie zur Strecke bringen wollen«, riet sie uns. »Sie ist verrückt, sie ist eine Mörderin. Sie liebt dieses Spiel.«
Ihr Verhalten ging mir auf die Nerven.
Ein heiseres Lachen entwich meinen Lippen. »Sollen wir ihr etwa Blumen schenken und sie um ein Date bitten?«, höhnte ich gereizt. »Vielleicht lädt sie uns dann ja auf einen Kaffee ein und wir können uns über ihre Lieblingsfarbe unterhalten.«
Ryleigh sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, als ob ich plötzlich den Verstand verloren hätte, als hätte ich das Offensichtliche nicht erkannt. »Ehm, ja«, sagte sie. »Genau das.«
Bedrohlich beugte ich mich über sie. »Aber wir wollen kein Date, Ryleigh«, entgegnete ich, meine Stimme gefährlich leise und ruhig. »Wir wollen nicht mit ihr reden und uns über ihre Lieblingsfarbe unterhalten. Wir wollen sie in Besitz nehmen, Milana soll uns gehören. Wir wollen sie ficken.«
Sie schluckte heftig und senkte den Kopf. Ihre Miene verriet eine Mischung aus Furcht und Unterwerfung.
Ryleigh überschätzte sich selbst. Sie positionierte sich auf eine Weise, die wir ihr nie zugestanden hatten. Sie glaubte, sie hätte eine Stimme, eine Meinung, die zählte, einen Standpunkt, den sie vertreten könnte, obwohl sie in Wirklichkeit nur eine weitere Angestellte in unserem Drogenring war. Sie war austauschbar. Mehr nicht.
Das Schweigen, das auf diese Worte folgte, war schwer und bedrückend. Ich spürte, wie sich eine Spannung im Raum ausbreitete, Aggression und Frustration gemischt lasteten wie ein unsichtbares Gewicht auf unseren Schultern.
Schließlich löste sich Ryleigh aus ihrer erstarrten Haltung und hob den Blick. »Ich verstehe«, murmelte sie leise, doch ich wusste, dass sie das nicht tat. Sie verstand es nicht. Sie hatte nicht die geringste Ahnung.
Ihre Worte klangen hohl in meinen Ohren, als ob sie einfach das sagte, was sie glaubte, dass wir hören wollten. Aber die Bedeutung dessen, was wir durchmachten, durchdrang sie nicht. Ryleigh war eine Fremde in unserer Welt der Dunkelheit und Gewalt, und sie würde niemals die tiefen Abgründe verstehen, in die wir uns hineinbewegten.
Ich wandte den Blick von ihr ab und ließ ihn durch den Raum schweifen. Die düsteren Schatten, die sich in den Ecken versteckten, schienen sich mit jedem Augenblick zu verdichten, während die Sehnsucht in uns immer stärker wurde. So stark, dass ich das Gefühl hatte, es hätte mich umbringen können. Wir mussten Milana finden, ehe es uns wirklich tötete.
Ein Seufzen entrang sich meiner Kehle, als ich mich daran erinnerte, wie sie uns immer wieder einen Schritt voraus war. Ihre Taktik war raffiniert, ihre Bewegungen geschmeidig wie die einer Raubkatze.
Aber wir würden nicht aufgeben. Nicht bevor sie uns gehörte. Die Jagd war noch lange nicht vorbei. Sie hatte gerade erst begonnen.
Das Verlangen nach ihr und der Kontrolle über sie loderte in uns wie eine unsterbliche Flamme, die niemals erlöschen würde, bis diese Frau endlich in unseren Händen war.
»Ich checke noch mal die Sicherheitskameras«, verkündete ich und zog mich in mein Büro zurück.
»Und ich rufe Officer Floyd an«, meinte Diesel und folgte mir in Richtung unserer Arbeitszimmer.
Der Flur, über den wir liefen, wirkte wie ein dunkler Schacht, der in die Tiefen unserer Besessenheit führte. Jeder Schritt hallte von den Wänden wider, als ob die Finsternis selbst uns zu verschlucken versuchte. Aber wir würden uns nicht verschlucken lassen. Nicht bevor wir Milana fanden und von ihrer Dunkelheit verschlungen wurden.
In meinem Büro angekommen, ließ ich mich auf meinen Stuhl aus schwarzem Leder fallen.
Moderne Möbel in dunklen Farben prägten den Raum, ein Schreibtisch aus dunklem Holz dominierte die Mitte. Durch die Glasfront hinter mir erstreckte sich die Skyline der Stadt, ein Lichtermeer, das in der Nacht funkelte. Doch die neonfarbenen Reklamen und die gleißenden Hochhäuser lenkten mich nicht ab.
Ohne Umschweife wandte ich mich den Monitorbildschirmen zu. Die Kameras waren unsere Augen und Ohren in dieser endlosen Jagd nach Milana Petrova.
Ich scrollte durch die Aufnahmen, studierte jede Bewegung, jede verdächtige Geste, auf der Suche nach einem Hinweis, einer Spur, die uns näher an unser Ziel bringen könnte.
Die Zeit verstrich wie in Zeitlupe, während ich mich durch die Aufzeichnungen kämpfte. Stunden verflogen, doch meine Entschlossenheit blieb unerschütterlich. Wir würden sie finden. Wir mussten sie finden.
Dann plötzlich, nach unzähligen Minuten des Durchsuchens, erkannte ich etwas. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich näher heranzoomte und versuchte, jedes Detail zu erfassen.
Das war sie. Zu einhundert Prozent. Sie war da, auf dem Bildschirm, in all ihrer finsteren Pracht. Milana Petrova, die Meisterin des Versteckens, war endlich wieder auf unserem Radar aufgetaucht.
Ihre Gestalt wirkte wie eine düstere Erscheinung in der kalten Nacht. Sie trug einen dicken Pelzmantel, der bis zu ihren Knöcheln reichte und sie ertrank beinahe vollständig darin, während ihre sanften, blonden Wellen im schwachen Schein der Straßenlaterne glänzten.
Ich betrachtete sie mit einem brennenden Verlangen, das sich in meinem Inneren entzündete. Nach all den Wochen hatten wir endlich wieder eine Spur.
Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich mich aus meinem Stuhl erhob. Schnellen Schrittes ging ich über den Flur zu meinem Bruder und verkündete ihm mit einem festen Ton: »Wir haben sie.«
Gemeinsam tauschten wir einen bedeutungsvollen Blick aus, ein stummer Austausch von Entschlossenheit und Siegesgewissheit. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machten wir uns auf den Weg.
Die feuchte Luft der Gasse roch nach Eisen und Verwesung. Ich atmete den Duft in meine Lungen ein.
Ein Schauer lief mir über den Rücken, doch nicht aus Angst oder Reue. Es war die Befriedigung, die mich durchdrang.
Die kalte Klinge in meiner Hand war noch warm vom letzten Atemzug meines Opfers.
Es war ein Akt der Macht, ein Tanz mit dem Tod, den ich beherrschte wie kein anderer.
Mit einem letzten, gleichgültigen Blick auf die leblose Gestalt wandte ich mich ab und schritt davon. Die Absätze meiner Stiefel klackten auf dem schmutzigen Pflaster, ein staccato Rhythmus, der mein Herzblut widerspiegelte.
Ein eisiger Windstoß pfiff durch die engen Spalten der Häuserschluchten und schlängelte sich unter meinen Pelz, als wollte er sich mit der Kälte meiner Seele duellieren.
Aber er hatte keine Chance. Meine Seele war ein eisiger Ozean, dessen Tiefen von unergründlicher Schwärze umgeben waren. Sie war frei von Warmherzigkeit und Mitgefühl, ein Ort, an dem Emotionen in Eisblöcke erstarrten und kein Funke menschlicher Wärme mehr leuchtete.
In den schmutzigen Fensterscheiben reflektierte sich das grelle Licht der Reklametafeln, verzerrte Fratzen, die mich anflehten, stehen zu bleiben.
Unberührt ging ich an ihnen vorbei.
In der Ferne flackerte ein Schild mit der Aufschrift »Bar« im Wind und meine Schritte beschleunigten sich.
Ich öffnete die Tür mit einem leisen Knarren. Der Geruch von Alkohol, Rauch und Schweiß stieß mir in einer erstickenden Hitze entgegen. Der dumpfe Klang von Musik erfüllte den Raum, zusammen mit dem Gemurmel der Gäste.
Die schwüle Luft setzte sich auf meiner Haut ab und hinterließ einen feinen, klebrigen Film, der mich unweigerlich zum Schwitzen brachte. Ich schob den schweren Pelzmantel von meinen Armen, um ihn an die Garderobe zu hängen.
Ein paar vereinzelte Lichtstrahlen kämpften sich durch die Dunkelheit des Raumes und tanzten in winzigen Reflektionen auf den zerkratzten Oberflächen der Tische.
Ich spürte die Blicke auf mir lasten. Die Blicke der Männer waren schwer und abschätzend, wie hungrige Wölfe, die ein neues Opfer beäugten. Die wenigen Frauen studierten mich mit neidischen Augen, ihre spitzen Zungen zischelten leise hinter vorgehaltener Hand.
Meine Augen gewöhnten sich langsam an das gedimmte Licht und ich glättete mit den Fingern den Stoff meines Kleides. Die kühle Seide raschelte sanft an meiner Haut.
Die Barkeeperin, eine rothaarige Frau mit einem frechen Funkeln in den Augen, musterte mich unverblümt.
»Was darf es sein, Schätzchen?«, fragte sie mit einer rauchigen Stimme, als ich mich an die Bar setzte.
»Ein Whiskey«, sagte ich und legte meine Hand auf die Theke. »Doppelt.«
Die Frau nickte wortlos und wandte sich ab, um mein Getränk zuzubereiten.
Ich beobachtete im Spiegel hinter dem Tresen, wie sie die Flasche aus dem Regal nahm und den goldenen Whiskey eingoss. Ihre Bewegungen waren routiniert, fast schon mechanisch.
Schließlich reichte sie mir das Glas. Ich nahm einen tiefen Schluck und spürte, wie die Wärme des Alkohols durch meinen Körper strömte.
Mit überkreuzten Beinen beobachtete ich die Barkeeperin, während ich an dem Whiskey nippte. Sie wischte mit einem feuchten Lappen über den Tresen. Ihre haselnussbraunen Augen huschten immer wieder zu mir herüber.
Bis ich eine Präsenz neben mir spürte.
Ohne ein Wort wich sie zurück, als ob die bloße Anwesenheit dieses Mannes eine unsichtbare Grenze überschritten hätte.
Ich hatte bereits auf ihn gewartet. Auf ihn und seinen Bruder.
Langsam wandte ich meinen Kopf zu ihm.
Dunkles Haar, wie Ebenholz, umrahmte ein Gesicht, dessen Züge wie aus Stein gemeißelt schienen. Seine Augen, tief und dunkel wie die Nacht, fixierten mich mit einem unnachahmlichen Ausdruck.
In seiner Hand hielt er eine Zigarette, die er mir wortlos entgegenstreckte. Auf seinem Handrücken schlängelten sich kunstvolle Muster aus dunkler Tinte an seinem Arm hinauf. Die Details waren präzise, als wären sie mit der Spitze eines Sterns eingraviert worden.
Ich nahm die Zigarette an, meine kalten Finger streiften seine warmen für einen kurzen Moment. Ich klemmte die Kippe zwischen meine Lippen, er entzündete sie mit seinem Feuerzeug. Die Glut der Spitze spiegelte sich in seinen dunkelbraunen Augen.
Ich nahm einen tiefen Zug, der Rauch füllte meine Lunge, während ich mit kühlen Augen das Gesicht des Mannes betrachtete.
Keine Regung, keine Emotion, nur ein starrer Blick, der mich durchbohrte.
Mit einem Mann wie diesem hatte ich nicht gerechnet. Als ich von den Revamonte-Brüdern hörte, stellte ich mir zwei fünfzigjährige Männer mit grau werdendem Haar vor. Keinen heißen Typen, der höchstens Anfang dreißig war.
Ich blies ihm den Rauch in sein erschreckend gutaussehendes Gesicht. Eine kleine Wolke, die sich in der dicken Luft auflöste.
Er zuckte nicht mal mit der Wimper.
Ein weiterer Kerl trat von der anderen Seite an mich heran. Ein Mann, dessen Erscheinung genau wie die des ersten aus einem finsteren Märchen entsprungen schien. Groß, muskulös, dunkel gekleidet, mit einem scharfen Blick, der wie ein Dolch durch die dichte Atmosphäre schnitt.
Er hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem anderen Kerl, wirkte aber ein paar Jahre jünger. Dann musste das Diesel gewesen sein.
»Milana Petrova.« In Cierans Mund hallte mein Name unheilvoll durch die Bar.
Gelassen zog ich an der Zigarette und fragte, ohne einen der beiden anzusehen, was sie von mir wollten.
»Wir haben ein Angebot.«
Unbeeindruckt atmete ich den Rauch aus.
Das war alles? All dieser Aufwand dafür?
Ich hatte Kerle wie sie getroffen. Menschen, die mir eine Menge Geld anboten, um andere Menschen verschwinden zu lassen.
Sie wollten, dass ich für sie arbeitete, dass meine mörderischen Fähigkeiten in ihren Diensten standen.
Doch ich war kein Söldner, der für das höchste Gebot tötete. Ich suchte mir meine Opfer selbst aus.
»Kein Interesse.«
Die Zigarette zwischen meinen Fingern war fast abgebrannt. Ich drückte die Glut im Aschenbecher aus, glitt von dem Hocker und legte zehn Dollar auf den Bartresen.
»Ich arbeite allein«, sagte ich und ging Richtung Ausgang. Von der Garderobe nahm ich meinen Pelzmantel, ein schweres Stück aus schwarzem Samt, das mir bis zu den Knöcheln reichte. Der kalte Stoff umschloss mich wie eine schützende Hülle, als ich ihn über die Schultern zog.
Als ich die Schwelle der Bar übertrat, schlug mir die kalte Nachtluft entgegen. Ich zog den Mantel enger und schritt die neonbeleuchtete Straße entlang.
Die zwei Schatten verfolgten mich. Ich hörte ihre Schritte hinter mir und spürte ihre Blicke auf meinem Rücken, nagend, kalt und voller Verlangen.
In einer verlassenen Seitengasse brachen sie aus den Schatten hervor. Sie schlossen sich um mich herum und zwangen mich zum Stehenbleiben.
Einer von ihnen machte einen weiteren Satz auf mich zu. Er drang in meinen Raum ein und ich erkannte sein Gesicht. Ich blieb standhaft und wich nicht zurück.
»Komm mit uns«, hauchte Diesel, sein heißer, rauchiger Atem strich über meine Wange. »Wir können dir jeden Wunsch erfüllen, du kannst alles haben, dir könnte die Welt gehören – angefangen bei dieser Stadt.«
Sein Bruder trat ebenfalls an mich heran. »Macht«, raunte er an mein Ohr, »Kontrolle. New York zu deinen Füßen. Alles ist möglich, wenn du dich uns anschließt.«
Ihre Worte waren wie ein leises Flüstern der Versuchung.
Ich sah in ihre glühenden Augen und wusste, dass sie die Wahrheit sagten. Sie würden mir alles geben, was ich wollte, und noch mehr.
Aber alles hatte seinen Preis. Und dieser war keiner, den ich zahlen wollte.
Ich beugte mich vor, meine Lippen berührten fast Diesels Lippen, als ich »Nein« flüsterte, mein Messer zückte und zustach.
Doch bevor ich ihn abstechen konnte, umfasste er die scharfe Kante mit seiner bloßen Hand. Blut tropfte auf den Asphalt.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem Grinsen. »Fuck«, wisperte er, ohne einen Zentimeter zurückzuweichen. »Das war heiß.«
Mit einem Schlag stieß ich das Messer ein zweites Mal in Richtung seines Körpers, sein Griff um die Klinge war jedoch zu fest und seine Handfläche war die einzige Haut an ihm, die ich aufschlitzte.
Ich griff unter meinen Mantel. Meine Finger ertasteten das kühle Metall meiner CZ 75 und ich richtete sie auf ihn. Ehe ich allerdings schießen konnte, spürte ich plötzlich die eisige Mündung einer Pistole an meiner eigenen Schläfe.
»Komm runter«, sprach Cieran mit einer Stimme, die so kalt war wie der Stahl seiner Waffe.
Er machte mir keine Angst.
»Ihr wollt mich«, sagte ich, ohne den Blick von dem Mann, dessen Leben ich in meiner Hand hielt, zu nehmen. Mein Finger umschloss den Abzug. »Ihr würdet mich nicht töten.«
Ein Moment der Stille legte sich über uns, nur das leise Klicken der Pistole durchbrach die Nacht.
Noch im selben Augenblick packte er meinen Arm und riss ihn zur Seite.
Der Knall schnitt durch die Luft und hinterließ den Geruch von Pulver und Eisen.
Es war nicht nur ein Streifschuss, die Kugel war durch sein Fleisch gedrungen, Blut spritzte in einer roten Fontäne aus Diesels Schulter, doch alles, was er von sich gab, war ein leises Knurren.
Verdammt. Ich hätte schneller sein müssen.
Ich riss meinen Arm frei und trat einen Schritt zurück, ehe ich die Öffnung auf das Arschloch richtete, das meinen Schuss versaut hatte.
Sein Bruder hob jedoch den Arm – trotz verletzter Schulter – und senkte die Pistole zum Boden.
»Entspann dich, Kätzchen. Das war genug Blut für einen Tag.«
Mit ungestümer und furchtloser Entschlossenheit feuerte ich los, die Kugeln schossen durch die Luft, um sie von mir fernzuhalten und die Flucht zu ergreifen.
Die Schüsse hallten durch die Nacht, begleitet von dem Klacken meiner Stiefel auf dem Asphalt.
»Du kannst nicht vor uns davonlaufen.« Cierans Stimme, fest und unerbittlich, dröhnte durch die schmale Straße. »Du gehörst uns. Wir werden dich nicht entkommen lassen.«
Mit einem schnellen, schwungvollen Drehen auf meinen Absätzen wandte ich mich um und feuerte drei weitere Male in ihre Richtung.
Knall auf Fall. Die Kugeln pfiffen durch die Luft, rissen tiefe Furchen in den Asphalt, rissen Löcher in die Wand hinter ihnen und zerschmetterten Fensterscheiben.
Ich spürte den Adrenalinschub, der durch meinen Körper schoss, die Hitze der Waffe in meiner Hand, meine Freiheit. Und niemand würde sie mir rauben. Nicht Interpol, nicht das FBI, nicht irgendein Profiler, nicht die Polizei und schon gar nicht diese Dreckskerle.
Ich war wie eine Katze, wild und frei, in die Enge getrieben und bereit, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.
Entschlossenheit brannte in meinen Augen. Ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Nicht heute, nicht hier. Meine Freiheit war zu wertvoll, um sie einfach so herzugeben.
Sie hatten unterschätzt, mit wem sie es zu tun hatten. Ich war keine leichte Beute, kein schwächliches Opferlamm. Ich war eine Kämpferin, eine Überlebende – eine Überlebenskünstlerin –, getrieben von einem unbändigen Willen zur Freiheit. Wenn jemand versuchte, mich in die Enge zu treiben, lieferte ich ihm einen höllischen Kampf.
Ein letzter Blick auf die heranstürmenden Männer, ich grinste. Adrenalin pumpte durch meine Adern, mein Herz hämmerte in meiner Brust. Meine Sinne waren geschärft, jeder noch so kleine Reiz brannte sich in mein Gedächtnis ein. Das war der Rausch, den ich so sehr liebte, den ich so sehr brauchte.
Mit einem geschmeidigen Sprung duckte ich mich hinter einem verrosteten Mülleimer.
Ich sah mich um. Enge Gassen, verfallene Gebäude, ein Labyrinth aus Schatten und Licht. Ein perfekter Ort, um zu verschwinden, um in der Dunkelheit aufzugehen.
Mit einem beherzten Griff holte ich mein Messer hervor. Die Klinge blitzte im schwachen Licht der Straßenlaterne. Ich war bereit, mich zu verteidigen, mit größtem Vergnügen durch tödliche Gewalt.
In diesem Moment hörte ich ein Geräusch. Schritte, die sich näherten.
Ich presste mich dichter an die Mülltonne. Der Geruch von faulendem Abfall drang mir in die Nase und ich unterdrückte den Drang, zu würgen.
»Die Dunkelheit birgt so viele Geheimnisse.« Diesels Worte klangen wie das Gewisper eines Wahnsinnigen. »Aber sie kann die Wahrheit nicht für immer verhehlen. Sie kann die Schatten nicht vor uns verbergen.«
Gott, sie waren zwei verfickte Psychopathen. Der Wille, sie zu erledigen, wurde immer größer.
»Komm raus, kleines Kätzchen«, fuhr Cieran fort, sein Tonfall voll von boshafter Vorfreude. »Es ist Zeit. Zeit uns zu zeigen, wie gut du spielen kannst. Aber ich muss dich warnen, wir werden die Gewinner sein.«
Eine Gestalt tauchte aus dem Schatten auf. Groß, muskulös, mit einem schelmenhaften Zug im Gesicht. Diesel.
Ich zögerte nicht eine Sekunde und rammte mein Messer in sein Bein, noch im selben Augenblick wurde ich jedoch von hinten gepackt und zurückgerissen.
Das Messer entglitt meiner Gewalt und landete mit einem dumpfen Klirren auf der Straße.
Ohne Verzug machte ich einen Ellbogenstoß nach hinten. Das tat mir wahrscheinlich mehr weh als ihm. Seine Bauchmuskeln waren aus Stahl gemacht. Es war, als würde man den Arm gegen eine Eisenwand schlagen.
Er stieß ein finsteres Lachen hervor. Sein heißer Atem kitzelte meinen Nacken.
Mit einer kraftvollen Hand schlug ich ihm ins Gesicht, meine langen Nägel schrammten über seine Haut.
Ich hörte nichts von ihm, doch seine Hände lösten sich von mir, ich stieß ihn weg und sprang auf.
Diesel ging direkt auf mich los. Schnell duckte ich mich unter seinen Pranken, wich seinen Angriffen aus, tanzte wie ein Schatten um ihn herum. Seine Hände griffen ins Leere, seine Fäuste verfehlten ihr Ziel. Immer wieder nutzte ich seine Größe gegen ihn, lenkte ihn ab, um ihm dann einen gezielten Schlag zu verpassen.
Meine Präzision und mein Durchhaltevermögen waren ihm überlegen.
Schließlich, nach einem letzten, kraftvollen Tritt in seine Kniekehle, ging er zu Boden.
Ohne einen weiteren Blick auf einen der beiden zu werfen, wandte ich mich ab und ging davon, verließ den Schauplatz, als wäre nie etwas geschehen. Meine Schritte waren leicht, mein Kopf erhoben.
Ich hatte den Tod besiegt – wieder einmal.
Fünf Wochen. Fünf verdammte Wochen hetzen wir dieser Frau hinterher, wie Jagdhunde auf der Fährte ihrer Beute. Aber jedes Mal, wenn wir dachten, wir würden sie kriegen, entwischte sie uns.
Sie war fort. Fort, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Der Zorn, die Enttäuschung, der Schmerz – all das brodelte in mir wie ein unkontrollierbares Feuer.
Wütend trat ich gegen die Mülltonne, hinter der sie sich vor genau sieben Nächten versteckt hatte. Die Straße war still, nur das dumpfe Geräusch meines Stiefels, der gegen den Metallbehälter prallte, durchbrach die nächtliche Stille.
Wie konnten wir sie wieder verlieren? Wir hatten jede Spur verfolgt, jeden Winkel dieser Stadt durchkämmt und trotzdem hatten wir sie wieder durch die Finger gleiten lassen.
Diese Frau war schneller und schlauer, als ich es mir je hätte vorstellen können. Sie war wie ein Geist, der sich in den Schatten versteckte, und jedes Mal, wenn wir dachten, wir hätten sie eingeholt, war sie schon längst wieder verschwunden.
Verdammt noch mal, wie machte sie das? Wir kannten jeden ihrer Tricks, jedes ihrer Verstecke, aber sie war immer einen Schritt schneller, immer einen Gedanken voraus.
Der Frust brodelte in mir wie ein unkontrollierbares Feuer, das meinen Verstand verschlang.
Die Besessenheit fraß mich auf. Ich schlief nicht mehr, ich aß kaum noch. Mein Leben war nur noch ein leeres Gefäß, getrieben von der Jagd nach dieser Frau.
Ich wollte sie endlich haben. Ich musste sie haben.
Die Stadt lag vor mir, ein Labyrinth aus Beton und Stahl, ein Versteck für jene, die im Dunkeln blühten. Und irgendwo in diesem Labyrinth verbarg sich Milana, bereit, wieder zuzuschlagen, bereit, uns erneut zu demütigen.
Aber ich schwor bei allem, was mir heilig war, dass ich sie finden würde. Selbst wenn es bedeutete, dass ich jedes verfickte Steinchen dieser Stadt umdrehen musste.
Ich würde sie finden, würde sie fangen. Und das nächste Mal, wenn ich sie sah, hätte ich sie nicht entkommen lassen.
Auf dieser Jagd gab es kein Zurück. Es gab nur Sieg oder Niederlage, und ich weigerte mich, zu verlieren – sie zu verlieren.
Die Kälte der Nacht klammerte sich an meine Haut, während meine Gedanken wild umherirrten.
Ein Schatten huschte an mir vorbei, und ich wirbelte herum, bereit zum Angriff. Doch es war nur Bodhi, sein Gesicht von Müdigkeit gezeichnet.
»Boss, wir sollten uns schlafen legen«, sagte er. »Wir werden hier nichts finden.«
Er wollte lieber schlafen. Schlafen, während sie da draußen herumlief, frei wie ein Vogel.
Aber ich konnte nicht schlafen. Tag und Nacht kreisen meine Gedanken nur um sie. Wenn ich meine Augen schloss, war ihr Gesicht alles, was ich sah. Ihre giftgrünen Augen, ihre blutroten Lippen und diese wunderschöne Porzellanhaut.
Und ich wollte ihr Gesicht so sehr mit meinen Händen packen, ihre Haut unter meinen Fingern fühlen, ihren Atem auf meinem Körper spüren, ihren verdammten Hals dafür würgen, dass sie sich vor uns versteckte. Die Vorstellung, wie sie sich wand, wenn meine Finger ihren Hals umschlossen, war greifbar. Ihre Augen würden sich weiten und ich könnte ihr Herz in ihrer Halsschlagader spüren.
Ich brauchte das. Ich brauchte sie. Ich musste sie fühlen.
»Schlafen?« Meine Stimme war ein düsteres Geflüster. »Wir werden nicht schlafen. Nicht solange sie da draußen ist. Nicht solange sie noch frei atmet. Wir werden weitermachen, bis wir sie gefunden haben.«
Er schwieg, vielleicht aus Furcht oder vielleicht nur resigniert. Es spielte keine Rolle. Ich würde mich nicht abbringen lassen. Nicht jetzt. Nicht bevor Milana Petrova in meinen Händen war.
Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche, und als ich den Bildschirm sah, erkannte ich Diesels Anruf. Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt das Telefon an mein Ohr.
»Was gibt’s?«, fragte ich ruhig, dennoch mit einer Spur von Ungeduld behaftet.
»Washington Heights«, war das Einzige, das er zur Antwort gab, doch es war Information genug.
Ein tiefes Knurren entfuhr mir. Die Junkies aus dem Herz der Drogenszene New Yorks machten wieder Probleme, verweigerten die Zahlungen oder so ein Scheiß.
»Kann das nicht warten? Wir haben wichtigeres zu tun.« Wir mussten Milana finden. Sie zu finden, stand an oberster Stelle.
»Du weißt, das geht nicht«, entgegnete er.
Ein schwerer Seufzer entwich mir, während sich Verärgerung in mir ausbreitete. Aber ich musste Diesel zugestehen, dass er recht hatte.
Wir konnten es uns nicht leisten, die Kontrolle über unsere Geschäfte oder diese Stadt zu verlieren. Wir hatten sie die letzten Wochen bereits wegen einer gewissen Bulgarin vernachlässigt. Wir durften keine Schwäche zeigen und uns angreifbar machen.
»Ich kümmere mich darum«, brummte ich, bevor ich mit einem wütenden Fluch das Gespräch beendete und mein Handy zurück in meine Hosentasche steckte.
Die Vorstellung, mich mit diesen lästigen Junkies anstelle von ihr herumschlagen zu müssen, machte mich rasend.
»Geh schlafen«, meinte ich im Vorbeigehen zu Bodhi.
Mit einem finsteren Blick stieg ich in meinen schwarzen Mustang. Der Motor heulte auf, als ich die Zündung einschaltete und das Auto zum Leben erweckte. Ein energischer Gasstoß und ich bretterte durch die belebten Straßen von New York.
Als ich in Washington Heights ankam, dauerte es keine zwei Minuten, bis ich die Gruppe von Drogensüchtigen ausfindig machte, die sich in einer engen, mit Kopfstein gepflasterten Gasse versammelt hatte.
Sie erkannten den glänzenden Lack meines Wagens und meine strengen Gesichtszüge und ihre Augen rissen sich vor Schreck auf.
Ich parkte den Wagen und stieg aus, spürte den Adrenalinschub in meinen Adern, während ich sie mit einem durchdringenden Blick überflog.
»Oh, verdammt«, murmelte einer von ihnen, als er mich bemerkte. Diese Idioten hatten mich oder meinen Bruder wahrscheinlich nicht persönlich erwartet. Jetzt machten sie sich in die Hose wie kleine Jungen. Es brauchte nicht viel mehr als meine bloße Gegenwart, um sie wieder zur Besinnung zu bringen.
»Was zum Teufel denkt ihr, wer ihr seid?!«, brüllte ich. »Ihr schuldet uns Geld, und ihr werdet bezahlen, oder glaubt ihr, ihr könnt einfach so davonkommen?!«
Einige der Dreckskerle versuchten zu fliehen, aber ich war schneller. Unnachgiebig packte ich zwei von ihnen am Kragen und zog sie an mich heran.
»Ihr zahlt jetzt, oder ihr werdet es bereuen«, knurrte ich bedrohlich.
»E-entschuldigung«, stammelte einer und Gott, ich schwor, ich roch, wie er sich einpisste. »Ich werde das Geld so schnell wie möglich besorgen.«
Ich funkelte ihn an. »So schnell wie möglich« war nicht schnell genug.
»M-Morgen«, fügte er hastig hinzu, »morgen habe ich es.« Der andere schloss sich mit einem übereifrigen Nicken an: »Ich auch.«
Ich ließ sie los, aber mein Blick verriet, dass ich keine Widerrede duldete. Sie würden uns unser Geld bezahlen, oder es würde sie die Hölle kosten.
Die anderen Anwesenden verstanden die Botschaft: Mit uns war nicht zu spaßen.
Die Straßen von Washington Heights würden sich zweimal überlegen, bevor sie sich jemals wieder gegen uns auflehnten.
Als ich ihnen den Rücken zukehrte und ging, ihre Ehrfurcht im Schlepptau, fühlte ich eine gewisse Befriedigung in mir aufsteigen. Ich liebte es, zu sehen, wie viel Macht ich über die Anwohner New Yorks hatte.
Ich hob den Blick. Bei meinem Auto stand jemand.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich die vertraute Silhouette erkannte.
Da war sie, umhüllt von einer düsteren Ausstrahlung, die durch die glimmende Kippe zwischen ihren vollen Lippen unterstrichen wurde.
Mein Herz schien einen Moment lang stehen zu bleiben, es wurde von einem eisigen Griff erfasst, bevor es in glühende Hitze getaucht wurde und wie verrückt in meinem Brustkorb hämmerte.
»Drei Sekunden«, sagte sie, während sie eine Rauchwolke ausstieß. »Ich hätte erwartet, dass du mich schneller wiedererkennst.«
»Milana.«
Sie lächelte nur und ließ sich von meinem Wagen gleiten, gewandt wie eine Katze. Ihr Blick, scharf und durchdringend, traf mich mit einer Mischung aus Herausforderung und Überlegenheit.
»Hallo, Cieran. Wie geht‘s?« Sie kannte meinen Namen. Ihre Stimme, ein samtiges Flüstern, umspielte ihn vertraut und doch fremd zugleich. »Ich habe mitbekommen, dass du ziemlich viel Zeit damit verbringst, nach mir zu suchen.«
Sie kam näher. So verflucht nah, und lehnte sich noch näher. Ich konnte ihren heißen Atem spüren.
»Du wirst mich nie finden, wenn ich nicht gefunden werden möchte… Hast du es vergessen?« Ihre Lippen streiften mein Ohr. »Ich bin ein kleines Kätzchen«, hauchte sie und strich dabei mit ihren langen Fingernägeln, spitz wie kleine Dolche, über meinen Nacken.
Ihre Augen, giftig grün und unnahbar, spiegelten die Wildheit und Unabhängigkeit einer Katze. Wie eine Katze konnte sie sich lautlos und geschmeidig durch die Menge bewegen, immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer oder einem gemütlichen Platz zum Beobachten. In ihren Bewegungen lag eine anmutige Eleganz, gepaart mit einer unvorhersehbaren Kraft, die jeden in ihren Bann zog, der sie beobachtete.
Und genau wie eine Katze war sie ein Rätsel, schwer zu durchschauen und voller Geheimnisse. Man wusste nie, was sie als nächstes vorhatte, ob sie sich anschmiegen und Zuneigung zeigen würde oder ob sie kratzen und ihre Unabhängigkeit verteidigen würde.
»Mich kann man nicht einsperren oder zähmen. Ich brauche meine Freiheit, und wenn jemand versucht, sie mir zu nehmen, fahre ich meine Krallen aus.«
Mit einem leisen Rascheln ihres Pelzes sank sie zurück auf ihre Absätze, während ihre Nägel über meinen Hals fuhren, ehe sie den Arm schlaff an ihrer Seite hängen ließ. Ihre Augen wanderten über die Schrammen um mein linkes Auge. Die Erinnerung daran, wie sie mir vor sieben Nächten das Gesicht zerkratzt hatte, lebendig.
»Das hier mag eure Stadt sein, aber ich kenne Ecken und Winkel zum Verstecken, von denen du noch nicht einmal gehört hast.« In ihrem Ton lag ein Versprechen und eine Warnung zugleich.
Sie wollte einen Schritt zurücktreten, doch ich kam ihr zuvor. Mein Arm schlang sich blitzschnell um ihren Rücken und zog sie fest an mich heran.
Dieses Mal würde ich sie nicht entkommen lassen. Dieses Mal würde ich sie packen und niemals wieder loslassen.
»Wenn du eine Katze bist, bin ich ein Dobermann. Und ich werde dich bis ans Ende der Scheißwelt jagen. Ich werde dich finden, egal wo du dich versteckst«, raunte ich, meine Worte tropfend vor Besitzgier. »Du kannst versuchen wegzulaufen, aber du wirst nie mehr frei von mir sein.«
Ihr Atem traf erneut auf mein Gesicht. Er roch nach Verführung und Verderben. Und ich war sowas von bereit, mich von ihr verführen und verderben zu lassen.
»Du willst ein Spiel spielen?«, fragte sie. »Dann spiel es doch. Aber mach dir keine Hoffnungen, dass du gewinnen wirst. Dein Hund-Katz-Spiel ist mir zu langweilig. Lass uns lieber ein anderes Spiel spielen.« Ihre Augen vernichteten mich nur mit einem Blick, der in mein tiefes Inneres einzudringen schien. »Wie wäre es mit Leben oder Tod?«
Verdammt. Sie war noch heißer als ich sie in Erinnerung hatte. Ich hatte noch nie eine Frau wie sie gesehen. Und Gott, das war ein herber Verlust. Denn diese Frau verkörperte alles, wonach ich mich sehnte.
Ein Lächeln kräuselte sich um ihre Mundwinkel, als sie sagte: »Ich fange an.«
Im nächsten Moment; ein stechender Schmerz. Milanas Klinge tauchte mit einem eintönigen Zischen in mein Fleisch ein.
Ihre Augen glitzerten. So rücksichtslos, wie sie das Messer eingeführt hatte, riss sie es auch wieder heraus. Ein raues, kehliges Geräusch drang aus mir heraus.
Tückisch blitzte die blutige Kante im schwachen Licht, ein tödliches Spielzeug in ihrer Hand.
Sie tanzte um mich herum, flink und unaufhaltsam wie eine Katze, die mit ihrer Beute spielte.
Blut tropfte von der Wunde an meiner Seite, ein roter Teppich auf dem dreckigen Boden.
»Du bist dran.« Sie klang aufgeregt, entzückt. »Fang mich.« Sie drehte sich um, ihr Mantel wirbelte um sie herum, und sie lief los, verschwand in der Finsternis. Nur noch ihre Absätze waren auf dem Kopfsteinpflaster zu hören.
Ich verlor sie. Wieder.