Muße - Ulrich Schnabel - E-Book

Muße E-Book

Ulrich Schnabel

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Beschreibung

Wir suchen, brauchen und fürchten sie: die Kraft der Muße

Haben Sie heute schon Däumchen gedreht und an die Wand gestarrt? Und dabei an nichts Bestimmtes gedacht? Falls nicht, so holen Sie es bitte bald nach. Für Gewissensbisse gibt es keinerlei Grund. Denn: Muße ist zur bedrohten Ressource geworden. Die Beschleunigungsgesellschaft mit ihrem Arbeitsdruck und dem Zwang zur permanenten Kommunikation lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Dabei haben Gehirnforscher und Psychologen längst herausgefunden, wie wichtig Phasen absichtslosen Nichtstuns sind. Sie fördern nicht nur die Regeneration und stärken das Gedächtnis, sondern sind auch die Voraussetzung für Einfallsreichtum und Kreativität. Große Ideen brauchen vor allem eines: Zeit und Muße. Isaac Newton kam der zündende Einfall zu seiner Gravitationstheorie im Garten, als er versonnen einen Apfel betrachtete. Descartes philosophierte am besten im Bett. Doch von solch kreativen Auszeiten können die meisten heute nur träumen. Ulrich Schnabel beschreibt die Ursachen der allgemeinen Zeitnot, zeigt uns, wo wir auch heute noch Inseln der Muße finden können, und bietet eine Fülle von konkreten Anregungen und Tipps für alle, die dem permanenten Drang zur Beschleunigung widerstehen wollen.

• Eine Galerie großer Müßiggänger: von Sokrates über John Lennon bis Magdalena Neuner.
• Konkrete Tipps zu einem sinnvollen Umgang mit der Informationsflut.
• Spektakuläre Psycho-Versuche unter Tage: Was denken und fühlen wir, wenn wir lange
allein sind?

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Seitenzahl: 336

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright © 2010 by Karl Blessing Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright 2010 Ulrich Schnabel Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, Zürich Bildredaktion: Annette Mayer Layout und Herstellung: Ursula Maenner Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-05202-7V003

www.blessing-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

 
Titel
Widmung
Inschrift
Übersicht der Zeichnungen
 
Vorwort
Einführung: Eine Diät fürs Denken
 
I – GEWONNENE UND VERLORENE ZEIT
1. Im Teufelskreis des Rasierapparates
2. Die Missverständnisse um die Muße
3. Zeitdruck, Stress und Selbstkontrolle
4. Opportunitätskosten und das Paradox der Entscheidungsfindung
5. Der Reiz des Neuen
 
II – INFORMATIONSSTRESS UND SELBSTKONTROLLE
1. Die Droge Information
2. Der Muskel der Willenskraft
3. Das Betriebssystem unseres Denkens
4. Von Füchsen, Igeln und der Kunst des Lesens
 
III – DER WERT DES NICHTSTUNS
1. Lernen im Schlaf
2. Im Paradies der Nickerchen
3. Vom Leerlauf zum Geniestreich
4. Das Glück der Meditation
 
GALERIE GROSSER MÜSSIGGÄNGER(INNEN) – Querdenker, Pausenkünstler und Abwesenheitsexperten
DIE RUHELIEBENDE OLYMPIASIEGERIN – BRITTA STEFFEN
DER FAULE EXZENTRIKER – JOHN LENNON
DER HIRNFORSCHER IM BUNKER – ERNST PÖPPEL
DIE GEGENWÄRTIGE FILMEMACHERIN – DORIS DÖRRIE
DER FREIHEITSLIEBENDE UNTERNEHMER – YVON CHOUINARD
DER TRENDRESISTENTE MALER – MANFRED JÜRGENS
DIE ACHTSAMKEITSTRAINERIN – YESHE SANGMO
KOMPONIST DER STILLE – JOHN CAGE
DER ERSTE KÜNSTLER
 
IV – DAS SYSTEM DER GEHETZTEN
1. Wie Zeit zu Geld wurde
2. »Modernity is speed«
3. Rasender Stillstand oder Ökologie der Zeit?
4. Leben als letzte Gelegenheit
 
V – INSELN DER MUSSE
1. Vom Reisen und vom Ankommen
2. Ins Blaue hinein denken
3. Die Odysseus-Strategie
4. Muße und Flow
5. Das Nichts strukturieren
 
VI – WEGE DER VERÄNDERUNG
1. Ein Freund, ein guter Freund …
2. Mehr Freiheit am Arbeitsplatz
3. Grabreden und andere Motivationshilfen
4. Ein Trainingsprogramm für die Ruhe
5. Schluss
 
IHR WEG ZUR MUSSE
MUSSE FÜR EILIGE
Danksagung
ANMERKUNGEN UND LITERATURHINWEISE
BILDNACHWEIS
REGISTER
Copyright
Für Karo und Hannah
»Entspannen Sie sich. Das ist wahrscheinlich das Beste, was Sie zur Rettung der Welt beitragen können.«

Übersicht der Zeichnungen

 
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Bild 5
Bild 6
Bild 7
Bild 8
Bild 9
Bild 10
Bild 11
Bild 12
Bild 13
Bild 14
VORWORT FÜR EILIGE
Sie können dieses Buch auf zwei Arten lesen: Sollten Sie das Gefühl haben, keine Zeit verschwenden zu dürfen, dann drehen Sie es einfach um und beginnen vom Ende her. Dort finden Sie kurz und bündig die wesentlichen Thesen und Tipps zusammengefasst, quasi als Hand-out für eilige Manager, die auf ihrem gehetzten Weg zum nächsten Flughafen / der Beförderung / dem Burn-out schnell nachlesen möchten, weshalb Tempo sie nicht immer weiterbringt und Nichtstun manchmal von unschätzbarem Wert ist.
Sollte Ihnen dieser Gedanke allerdings einleuchten, dann lesen Sie dieses Buch lieber auf die althergebrachte Art – von vorn nach hinten. Erstens verpassen Sie sonst viele denkwürdige Beispiele und Anekdoten; zweitens geben Sie Ihrem Gehirn Zeit, das Gelesene wirklich aufzunehmen; und drittens praktizieren Sie damit bereits das, was dieses Buch propagiert: die Kunst, sich Zeit zu nehmen und sich nicht hetzen zu lassen (nicht einmal von sich selbst).
Auf diese Weise können Sie auch die Erfahrung machen, dass dieses Buch mehr ist als nur eine Art geistiger Bildschirmschoner, der das Durchbrennen Ihrer gestressten Mattscheibe verhindert. Im besten Falle kann es zum Treibsatz und Kreativitätsverstärker Ihrer eigenen Einfälle werden, und wenn Sie dabei auf bessere Gedanken kommen als jene, die der Autor hatte, dann hat es seinen Zweck mehr als erfüllt.
Wenn Sie allerdings am Ende das Buch entspannt aus der Hand legen und feststellen, dass Sie gar keine neuen Regeln und Leitsätze brauchen – umso besser. So oder so wünsche ich Ihnen bei der Lektüre viel Vergnügen.
Ulrich Schnabel
Einführung: Eine Diät fürs Denken
Reden wir nicht lange drum herum, sondern kommen wir gleich zum Wesentli…
- Kleinen Moment mal eben, hier klingelt gerade mein Handy … -
So, da bin ich wieder. Also: In diesem Buch geht es darum, dass wir ständig abgelenkt werden vom Wesentlichen, also von dem, äh, was uns eigentlich wichtig …
- Sorry, der Postbote an der Tür… -
Wo waren wir? Ach ja, beim Dings, dem Wesentlichen. Jedenfalls, weil wir nämlich permanent online und total vernetzt sind und ständig unterbrochen …
- Halt, da blinkt eine eilige Mail, nur kurz checken … -
Tschuldigung. Also, weil wir ständig unterbrochen werden, deshalb fällt es uns in Ruhe so schwer, nein, pardon: Deshalb fällt uns die Ruhe so schwer, also genauer gesagt die Konzentration, also die, ähm, Aufmerksamkeit … Moment, was war noch mal das Thema?
 
Das Wesentliche. Haben Sie auch das Gefühl, dass es Ihnen ständig durch die Finger flutscht? Dass die größte Kraft in Ihrem Leben die Zerstreuung ist? Geht es Ihnen ähnlich wie uns Journalisten, die sich allmorgendlich in die Nachrichtenflut stürzen, durch Hunderte von E-Mails pflügen, die googelnd und klickend durchs Netz tauchen, beim Luftschnappen schnell mal telefonieren und sich abends erschöpft fragen, was sie eigentlich den ganzen Tag so getan haben? Dann gibt es zumindest einen Trost: Sie sind nicht allein.
Denn der Zustand permanenter Zerstreuung breitet sich in unserer Gesellschaft aus wie ein ansteckendes Grippevirus. Wir leiden an Reizüberflutung und dem Gefühl ständiger Überforderung – und gieren doch nach schnelleren Datenleitungen und noch leistungsfähigeren Handys; wir sind permanent online und allzeit erreichbar – und haben ständig Angst, etwas zu verpassen und abgehängt zu werden; wir fühlen, wie unsere Zeit immer knapper wird, und sehnen uns nach Muße – und fürchten zugleich nichts so sehr wie das Nichtstun und die Langeweile.
Vor hundert Jahren hätte man uns vermutlich alle als Neurastheniker diagnostiziert, als nervenmüde Zeitgenossen, die in einem wahnhaften Aktionismus gefangen sind, der sie ständig vorwärtspeitscht – und doch nie bei sich selbst ankommen lässt. Und ähnlich wie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert Gesellschaftstheoretiker ein »Zeitalter der Nervosität« anbrechen sahen, leben wir heute in der Epoche der rasant zunehmenden Aufmerksamkeitsstörungen. Wie sehr das Leiden an der Ruhelosigkeit verbreitet ist, belegt jede entsprechende Umfrage: Als etwa 2009 das Meinungsforschungsinstitut Allensbach die Deutschen fragte, was sie an ihrem Charakter am liebsten verändern würden, wünschten sich die meisten ebenso schlicht wie verzweifelt, sie wären gern »viel ruhiger« 1 . Laut Forsa empfinden 67 Prozent der Mitbürger die »ständige Hektik und Unruhe« als den größten Auslöser von Stress 2 , und bei den guten Vorsätzen zum neuen Jahr stehen ganz obenan die Wünsche »Stress zu vermeiden« und »mehr Zeit für Familie und Freunde« zu haben. 3
Diese Wahrnehmung des ständigen Getriebenseins ist beileibe keine deutsche Spezialität. Auch europaweite Erhebungen belegen, wie sehr sich die Menschen gehetzt fühlen. Inzwischen sind es schon knapp 50 Prozent der Befragten, die angeben, mindestens die Hälfte ihrer Zeit »sehr schnell« arbeiten zu müssen. 4 Und bei jeder neuen Studie klagen mehr Menschen über ein zu hohes Arbeitstempo und eng gesetzte Termine. 5
Es ist keine Übertreibung zu sagen: Für die Mehrheit ist das Leiden an der Zeitnot das größte Übel der modernen Gesellschaft. Egal ob Selbstständige oder Angestellte, Manager, Politiker oder Wissenschaftler – alle eint das Gefühl, permanent unter Druck zu stehen, an Quartalsbilanzen, Umfragewerten oder Produktionssteigerungen gemessen zu werden und sich keine Atempause gönnen zu dürfen. Statt in unserer jeweiligen Handlung aufgehen und im besten Falle den Flow, den Rausch des konzentrierten Schaffens erleben zu können, fühlen wir uns zunehmend fahrig, fremdgesteuert und irgendwie nur halb anwesend. Was dabei auf der Strecke bleibt, sind nicht nur die Ruhe zum Nachdenken und die Fähigkeit zum konzentrierten, effektiven Arbeiten, sondern etwas viel Grundsätzlicheres: das Erleben der Gegenwart und damit die Wertschätzung unseres Lebens selbst, das immer nur im Jetzt stattfindet und nie in der Erinnerung an Gestern oder der Planung von Morgen.
Dass der Mensch nicht nur vom ehrgeizigen Tun lebt, haben im Lauf der Jahrhunderte viele kluge Köpfe erkannt; auch die Religionen betonen immer wieder den Wert jener Zeiten, die nicht allein dem Broterwerb gewidmet sind. Doch obwohl moderne Forschungsergebnisse diese jahrhundertealten Weisheiten mittlerweile eindrucksvoll bestätigen, haben wir es inzwischen weitgehend verlernt, »der Muße zu pflegen«, wie das in früheren geruhsamen Zeiten einmal hieß. Und dieser Mangel durchzieht alle Lebensbereiche.
Denn wir leben, wie Soziologen diagnostizieren, in einer »Beschleunigungsgesellschaft«, in der das Gefühl des Gehetztseins zum Dauerzustand geworden ist; Leistung wird über alles gestellt, das Nichtstun, der nicht zweckorientierte Müßiggang, gilt als unproduktiv und Verschwendung von (Lebens-)Zeit.
Die Folgen dieser Haltung werden einem oft erst bewusst, wenn es zu spät ist. Als etwa Arend Oetker, einer der erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands, gefragt wurde, was der »kapitalste Fehler« seines Lebens gewesen sei, antwortete der Wirtschaftsboss ebenso schlicht wie erschütternd: »Zu wenig Zeit für Freunde«. Und als er angeben sollte, welchen »völlig überflüssigen Luxus« er sich gern gönnen würde, träumte Oetker davon, »in Muße die Natur zu erleben« und im Garten seines Elternhauses »zu beobachten, wie sich die Bäume im Badeteich spiegeln.« 6
An der Unfähigkeit zur Muße leiden aber nicht nur erfolgreiche Manager, die im Hamsterrad der Geschäftigkeit stecken, sondern paradoxerweise auch jene, die ihre Arbeit verloren haben, die Ausgesonderten, Erwerbslosen, Zwangsentschleunigten. Sie haben plötzlich ein Übermaß an freier Zeit vor sich – Zeit allerdings, die ihnen nun leer, entwertet, unbrauchbar erscheint. Denn in einer Leistungsgesellschaft, die das Wachstum, den Konsum und die persönliche Erlebnismaximierung feiert, wird das Nichtstun zum bitteren Genuss.
 
So beginnt uns allmählich zu dämmern, dass wir für das ständige Gehetztsein und die Logik des »Immer-mehr« einen hohen Preis bezahlen. Auf individueller Ebene mit allen möglichen psychosomatischen Leiden – vom Tinnitus über Schlaf-, Ess- oder Verdauungsstörungen bis hin zum rasant um sich greifenden Burn-out-Syndrom, der Modekrankheit des gestressten Erfolgsmenschen -, deren Häufigkeit massiv ansteigt. So hat sich beispielsweise laut der Krankenversicherung DAK der Anteil psychischer Erkrankungen an den Ursachen für Fehltage am Arbeitsplatz im vergangenen Jahrzehnt fast verdoppelt. 7 Auch bei den Frühverrentungen in Deutschland zeigt sich ein ähnlich alarmierender Trend (siehe Grafik).
Kein Wunder, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO berufsbedingten Stress durch permanente Überlastung zu einer der »größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts« erklärt. 8
Bild 1
Anteil verschiedener Krankheiten an der Zahl der Frühverrentungen in Deutschland. Am häufigsten gehen Arbeitnehmer heute wegen psychischer Erkrankungen in Frührente, die Zahl der Nervenleiden hat längst die früher häufigen Skelett- und Muskelerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Leiden überholt.
Quelle: Deutsche Rentenversicherung
Wir bezahlen aber nicht nur als Individuen, sondern auch als Gesellschaft: Alle zusammen müssen wir die Folgen eines Wachstums tragen, das unseren Planeten an den Rand seines ökologischen Gleichgewichts bringt und das gerade aufgrund seiner Beschleunigung permanent aus dem Ruder zu laufen droht.
Das beste Beispiel dafür ist die globale Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise, die seit 2007 weltweit die Regierungen in Atem hält. Sie ist im Grunde nichts anderes als ein »Beschleunigungsunfall«: Während sich die Geschwindigkeit der Finanztransaktionen immer mehr erhöhte, hinkte die reale Produktion ebenso wie die politische Regulierung hinterher – bis es zum Crash kam. Weniger spektakulär, auf lange Sicht jedoch möglicherweise gefährlicher, ist die schleichende Bedrohung unserer Lebensgrundlagen – Überfischung der Meere, Klimawandel, Verknappung von Energieträgern und Ressourcen etc. Diese Gefahren führen uns drastisch die Grenzen eines Wirtschaftssystems vor Augen, das auf unbegrenztes Wachstum und immer schnelleren Kreislauf von Gütern, Geldern und Geistesschöpfungen setzt.
Selbst unter – traditionell eher konservativen – Ökonomen wächst die Einsicht, dass es so nicht weiter gehen kann. »Wohlstand ohne Wachstum« propagiert etwa Meinhard Miegel, ehemaliger Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft und heute Vorsitzender eines »Denkwerk Zukunft«. Auch für andere Ökonomen ist Nachhaltigkeit zum zentralen Begriff geworden und selbst die Politik erkennt allmählich die Notwendigkeit, neue Wirtschaftsmodelle zu entwerfen, die nicht mehr nur auf permanentes Wachstum setzen.
Um die Kraft für einen Richtungswechsel zu finden, benötigen wir jedoch ausgerechnet das, was uns am meisten fehlt: Muße und Zeit. Muße, um neue Ideen zu entwickeln, Zeit, um unsere eingefahrenen Verhaltensweisen zu überprüfen und Alternativen zu erproben, in unserem eigenen Leben wie in der großen Politik.
Wie wichtig solche Zeiten des Innehaltens sind, zeigte nicht zuletzt gerade die Finanzkrise: So war es etwa bei der akut notwendigen Stabilisierung der angeschlagenen Hypo Real Estate enorm hilfreich, dass die Börsen zwei Tage in der Woche geschlossen hatten und das Aktiengetriebe wenigstens kurzzeitig zum Erliegen kam. Anfang Oktober 2008, als der Aktienkurs der Bank in freiem Fall war, bot der arbeitsfreie Sonntag die erforderliche Atempause, um die Hypo Real Estate mit einem milliardenschweren Rettungspaket fürs Erste vor dem Bankrott zu bewahren. Als die Börse am Montag wieder öffnete, war die Hypo Real Estate stabilisiert und damit die befürchtete Kernschmelze der Börsenkurse verhindert worden. a
Eine Auszeit vom alltäglichen Immer-weiter-so ist also mitnichten verlorene Zeit; im Gegenteil, oft ist die Distanz zum üblichen Getriebe geradezu überlebensnotwendig. Und das gilt für das Börsengeschehen ebenso wie für unsere eigene Psyche. Hirnforscher haben mittlerweile festgestellt, dass unser Gehirn immer wieder Phasen des Nichtstuns braucht, dass ein gewisser Leerlauf im Kopf für unsere geistige Stabilität sogar geradezu unabdingbar ist.
Allerdings haben wir die hohe Kunst des Nichtstuns weitgehend verlernt. Das abschätzige Wort vom Müßiggang, der angeblich aller Laster Anfang sei, steckt uns derart tief in den Knochen, dass wir dem gestressten Karrieremenschen (auch wenn er mit unsinnigen Finanzderivaten hantiert) gesellschaftlich mehr Bewunderung entgegenbringen als dem genügsamen Lebenskünstler, dem es gelingt, auch ohne Reichtümer glücklich zu sein. Wir feiern die Aktivität allein um ihrer selbst willen, ohne zu fragen, ob sie denn im großen Rahmen für alle Menschen eher förderlich oder schädlich ist; und noch immer gilt das Bruttosozialprodukt als Kennzahl gesellschaftlichen Glückes – ganz so, als ob die Zahl der verkauften, konsumierten und weggeworfenen Güter etwas über die innere Zufriedenheit derer aussagen würde, die in diesem Warenberg leben. Ebenso betrachten wir es als Vorteil, wenn uns ein neues digitales Gerät wie etwa Apples iPad noch mehr Optionen eröffnet, uns noch mehr Informationskanäle erschließt – als ob es immer noch darauf ankäme, die Quantität der verfügbaren Informationen zu steigern und nicht ihre Qualität.
Es ist schon erstaunlich: Mit unserem Körper gehen wir längst pfleglicher und klüger um als mit unserem Geist. Unzählige Diätratgeber lehren uns, beim Essen Maß zu halten, wir machen Frühjahrs- und Herbstkuren, achten auf den Body-Mass-Index und die Qualität unserer Lebensmittel und empören uns, wenn Gammelfleisch über die Ladentheke geht. Doch all das, was in Bezug auf das Essen inzwischen common sense ist, scheint im Umgang mit Informationen nicht zu gelten. Dort frönen wir häufig einer ungezügelten Völlerei, stopfen unser Gehirn mit zu vielen, falschen oder unwichtigen Informationen voll und kommen kaum einmal auf den Gedanken, dass unser armes Denkorgan dies alles ja verdauen muss, dass es – wie jedes Organ – auch Zeiten der Regeneration braucht. Am Ende wundern wir uns, warum wir uns geistig so ausgebrannt fühlen und häufig die wirklich entscheidenden Aufgaben aus dem Blick verlieren.
Dieses Buch ist daher so etwas wie ein Diätratgeber für den Geist. Es will helfen, den Blick für das Wesentliche zu behalten und die Kunst dessen zu pflegen, was früher Muße genannt wurde. Dieses »Fernsein von Geschäften oder Abhaltungen«, wie Grimms Wörterbuch die Muße definiert, ist heute für viele gleichbedeutend mit erschöpftem Abhängen (vor dem Fernseher). Dabei bezeichnet Muße eigentlich etwas ganz anderes, nämlich jene Stunden, in denen wir ganz das Gefühl haben, Herr über unsere eigene Zeit zu sein, in denen wir einmal nicht dem Geld, der Karriere oder dem Erfolg hinterherrennen, sondern in denen wir zu uns selbst und unserer eigentlichen Bestimmung kommen. Muße ist nicht auf das entspannte Nichtstun beschränkt, sondern kann uns in vielen Formen begegnen – in inspirierenden Gesprächen ebenso wie beim selbstvergessenen Spiel, beim Wandern oder Musizieren, ja selbst beim Arbeiten – kurz: in jenen Momenten, die ihren Wert in sich selbst tragen und die nicht der modernen Verwertungslogik unterworfen sind.
Man muss dabei ja nicht gleich so weit gehen wie die antiken Philosophen, für die es in der Muße um nicht weniger ging als um die Ausrichtung auf eine »göttlich vollendete Wesensschau«. Gelungene Mußestunden gewährten ihnen zufolge »Augenblicke in die Ewigkeit« und wurden daher als das eigentlich erstrebenswerte Ziel des Lebens im antiken Griechenland angesehen. 9 Wem das zu abgehoben klingt, dem sollte zumindest das Argument zu denken geben, dass wir Zeiten der Ruhe und der Zurückgezogenheit sowohl für unser seelisches Gleichgewicht brauchen als auch für die Entwicklung wirklich neuer Ideen. Deshalb hängte der französische Dichter Saint-Pol-Roux, wenn er sich zum Mittagsschlaf zurückzog, an seine Tür das Schild: »Poet bei der Arbeit«. Er wusste: Wirklich schöpferische Einfälle kommen uns am ehesten dann, wenn wir sie nicht mit aller Macht zu erzwingen versuchen. 10 Und das gilt beileibe nicht nur für die Poesie. Die abendländische Geistesgeschichte ist voll von Beispielen, die zeigen, dass große Ideen aus der Muße geboren werden.
Legendär ist Isaac Newtons Entdeckung seiner Gravitationstheorie: Den zündenden Einfall hatte der Physiker nicht in der Studierstube, über seine Formeln gebeugt, sondern im heimischen Obstgarten, als er unter einem Baum saß und einen Apfel betrachtete (dass ihm dieser auf den Kopf fiel, ist allerdings eine unbewiesene Legende). Anderen großen Denkern kamen ihre besten Einfälle im Traum, beim faulen Herumliegen im Bett, am Strand oder auch beim Wandern (vor allem das philosophische Denken scheint vom Gehen ungeheuer angeregt zu werden).
Natürlich geht solchen Geistesblitzen meist eine Zeit intensiven Studierens und Nachdenkens voraus. Kaum eine Erleuchtung fällt vom Himmel, noch immer gilt das Diktum des Erfinderkönigs Thomas Edison, der bemerkte, Genie sei das Ergebnis von »1 Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration«. Doch fehlt dieses eine inspirierende Prozent, hilft auch aller Schweiß nicht weiter. Oft kommt der entscheidende Durchbruch gerade dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet und das rationale Denken eigentlich mit etwas anderem beschäftigt ist.
Dass zwischen (scheinbarer) Untätigkeit und echter Leistungsfähigkeit ein inniger Zusammenhang besteht, demonstrieren übrigens auch Tiere. Wer je eine Katze beobachtet hat, weiß, wovon die Rede ist. Einerseits sind Katzen echte Meister der Entspannung, die sich mit wohliger Hingabe stundenlang auf dem Sofa räkeln können; doch wenn irgendetwas ihre Aufmerksamkeit fordert (das Geräusch einer Maus oder das vertraute Klappern der Futterdose), sind sie von einem Moment auf den anderen hellwach und hoch konzentriert.
Die Kunst der Absichtslosigkeit, des entspannten Nichtstuns im Tun, ist in unseren modernen, hektischen Zeiten allerdings zunehmend im Verschwinden begriffen. Bloß nicht zur Ruhe kommen, lautet die unausgesprochene Devise. »Stillstand ist Rückschritt«, predigen uns die Unternehmensberater, oder: »Wer aufhört, gegen den Strom zu schwimmen, wird abgetrieben.« Fragt sich nur, welcher Strom damit gemeint ist. Ist es wirklich der vermeintliche Hang zur Faulenzerei, gegen den wir permanent ankämpfen müssen? Oder sollten wir nicht heute eher üben, uns dem allgegenwärtigen Hang zum blinden Aktionismus entgegenzustemmen?
Fragt man Mediziner, fällt die Antwort eindeutig aus: »Wir bemerken, dass im Onlinezeitalter viele Menschen die Fähigkeit verlernt haben, geistig und seelisch offline zu gehen, also abzuschalten«, diagnostiziert etwa Götz Mundle, Psychotherapeut und Ärztlicher Geschäftsführer der Oberbergkliniken, in denen schwerpunktmäßig Erkrankungen wie Sucht, Burn-out und Depressionen behandelt werden. Die meisten seiner Patienten würden gar nicht bemerken, wie viel Stress die stete Aufmerksamkeit und Bereitschaft zur Kommunikation bedeutet, sagt Mundle. »Wir alle wissen, dass wir bei einem Bürojob körperlichen Ausgleich benötigen, daher gehen viele ins Fitnessstudio. Den wenigsten ist aber bewusst, dass auch die Informationsflut geistig verarbeitet werden muss.« Viele seien mit dieser Bewältigung inzwischen überfordert. »Das Problem unserer Patienten ist nicht, Höchstleistungen zu erbringen. Im Gegenteil, das Problem ist, abschalten zu können und nichts zu tun.« 11
Wie Mundle sind viele andere Ärzte und Therapeuten überzeugt, dass die neuen Medien auch neue Wege des Stressmanagements und der Entspannung erfordern und dass, wer online sein möchte, auch aktiv offline gehen können muss. Dem Aufzeigen solcher Wege und Strategien ist daher ein Teil dieses Buches gewidmet. Allerdings macht es auch klar, dass es mit individuellen Tipps allein in vielen Fällen nicht getan ist. Denn dies ist genau der Irrtum all jener Zeitmanagement-Ratgeber, die suggerieren, die allgemeine Zeitnot sei lediglich ein persönliches Problem und wer es nicht bewältige, sei demnach selbst schuld – was uns alle letztlich noch mehr unter Druck setzt.
Dabei ist das allgegenwärtige Gehetztsein längst ein kollektives Problem geworden, das sich aus vielen Quellen speist – technischer Fortschritt, sozialer Wandel, Globalisierung und veränderte religiöse Vorstellungen. Das Gefühl der Zeitnot ist sozusagen das Charakteristikum der modernen Beschleunigungsgesellschaft, die wir alle gemeinsam am Laufen halten. Daher müssen alle Ratschläge, die diesen größeren Rahmen außer Acht lassen, auf lange Sicht notgedrungen scheitern.
Einen der schlagendsten Belege dafür liefert die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, die wie kaum eine andere die Fallen der modernen Beschleunigungsgesellschaft kennt. 2007 schrieb sie ein kluges Buch (Das Glück der Unerreichbarkeit), in dem sie den täglichen Termindruck und das Trommelfeuer der Dauerkommunikation beklagte und ihren Lesern dringend empfahl, immer wieder Ruhephasen einzuplanen und gezielt abzuschalten. Das klang alles höchst einleuchtend – drei Jahre später allerdings bewies ausgerechnet Meckel selbst, dass es mit solchen Tipps allein nicht getan ist. 2010 veröffentlichte die Erfolgsfrau, die mit 31 Jahren Deutschlands jüngste Professorin war, dann Regierungssprecherin und Staatssekretärin wurde und heute an der Universität St. Gallen in der Schweiz lehrt, ein neues Buch: Brief an mein Leben – Erfahrungen mit einem Burnout. Darin berichtet Meckel, wie ihr genau das passierte, wovor sie in ihrem ersten Buch gewarnt hatte: Während sie wieder mal eine Flut von E-Mails beantwortete, den Koffer für eine Konferenz packte und an tausend Dinge zugleich dachte, klappte sie regelrecht zusammen, ihr Körper versagte den Dienst. Nichts ging mehr. 12
Bemerkenswert an Meckels Geschichte ist nicht nur, dass sogar eine so reflektierte Frau der Erfolgsfalle nicht entkommt, die sie selbst genau beschrieben hat; interessant daran ist auch, dass ihr Buch prompt zu einem Bestseller wurde und der Wissenschaftlerin (die auch als Lebensgefährtin der Fernsehmoderatorin Anne Will im Schweinwerferlicht steht) einmal mehr große Aufmerksamkeit bescherte. Mit ein wenig Zynismus könnte man sagen: Meckel hat bewiesen, dass man selbst einen Burn-out noch zum Erfolg machen kann.
Ein Burn-out sei die einzige Seelenpein, »mit der Menschen offenbar gern an die Öffentlichkeit gehen«, schreibt dazu das Magazin Focus treffend. 13 »Gerade in den Rängen der Prominenten und Halbprominenten scheint es zum guten Ton zu gehören, sich entsprechend zu outen.« Wer ausbrennt, hat zumindest bewiesen, dass er vorher für eine Sache ganz gebrannt hat, lautet das verharmlosende Klischee. Dabei geht das Erschöpfungsleiden häufig mit schwerwiegenden Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen einher, die – wie bei dem Fussballtorwart Robert Enke – sogar zum Suizid führen können.
Das Fatale an diesem Leiden ist, dass es von den Betroffenen häufig gar nicht als »richtige Krankheit« angesehen, sondern gern verdrängt und als vorübergehende Schwäche abgetan wird, der man am besten dadurch begegnet, indem man sich mehr »am Riemen reißt«. Wer wissen will, ob er ein Burn-out-Kandidat ist, dem mag der folgende Selbsttest helfen, den der Hamburger Mediziner Michael Stark entwickelt hat.
Bin ich ein Burn-out-Kandidat?
Beantworten Sie einfach eine Woche lang jeden Tag die zehn Fragen mit einem roten oder grünen Kreuz.
Mo. Di. Mi. Do. Fr. Wie sind Sie aufgewacht? Ausgeruht (grün), kaputt (rot) Haben Sie den Morgen in Ruhe verbracht, sich z. B. Zeit für ein Frühstück genommen? Ja (grün), nein (rot) Haben Sie tagsüber kurze Erholpausen gemacht, z. B. in Ruhe zu Mittag gegessen? Ja (grün), nein (rot) Haben Sie viel oder mehr als sonst geraucht? Ja (rot), nein (grün) Haben Sie tagsüber oder nach Feierabend Bewegung gehabt? Ja (rot), nein (grün) Hatten Sie Probleme mit Ihrer Verdauung? Ja (rot), nein (grün) Hatten Sie an diesem Tag Stress? Ja (rot), nein (grün) Haben Sie nach der Arbeit bewusst etwas Erholsames gemacht (z. B. Sauna, Sport, Kino)? Ja (grün), nein (rot) Haben Sie heute genug Zeit für sich selbst gehabt? Ja (grün), nein (rot) Haben Sie zum Ein-/Durchschlafen Tabletten oder Alkohol gebraucht? Ja (rot), nein (grün)
Quelle: Michael Stark/Das Gesundheitshaus (www.prof-stark.de/)
 
 
Auswertung: Wenn Sie bei insgesamt fünf oder sechs Fragen überwiegend rote Kreuze gemacht haben, zeigen Sie erste Anzeichen eines Burn-outs. Bei sieben oder mehr Fragen mit überwiegend roten Kreuzen, sollten Sie ärztlichen Rat einholen.
Dieses Buch will Sie allerdings nicht nur vor einem Burn-out bewahren, sondern auch die Ursachen der überall spürbaren Beschleunigung analysieren.
Das erste Kapitel widmet sich daher dem Paradox, dass wir immer weniger Zeit zu haben scheinen, obwohl wir ständig neue Techniken zum Zeitsparen entwickeln. Wo ist all die gewonnene Zeit geblieben? Warum führen die üblichen Methoden des Zeitmanagements in der Regel zwar zu mehr Effizienz, aber nicht zur Gelassenheit? Und wie ist es zu erklären, dass der technische Fortschritt mit seiner Vielzahl an Optionen und Wahlmöglichkeiten uns das Leben nicht erleichtert, sondern uns eher stresst?
Im zweiten Kapitel geht es um die Frage: Wie bewältigen wir die Herausforderungen der modernen Informationsflut am besten? Hier wird beschrieben, wie Internet, Smartphones und permanenter E-Mail-Verkehr unser Denken verändern, wie unser Gehirn auf eine Vielzahl auf uns einprasselnder Reize reagiert und wie dies unsere Willenskraft und die Fähigkeit zur Selbstkontrolle beeinflusst. Letztlich geht es in diesem Teil um die Kunst, von der Fremd- auf die Selbststeuerung umzuschalten.
Den Wert des Nichtstuns dagegen beschreibt Kapitel drei. Im Licht der Wissenschaft offenbaren die scheinbar unproduktivsten Fähigkeiten – Schlafen, Tagträumen, Meditieren – verblüffend wertvolle Eigenschaften. Und es zeigt sich, dass Zeiten gelegentlichen Nichtstuns nicht nur für unsere geistige Gesundheit unabdingbar sind, sondern auch für unsere Konzentration und Kreativität.
Doch warum kommen wir so selten dazu? Das ist das große Thema in Kapitel vier. Hier wird die Funktionsweise der Beschleunigungsgesellschaft analysiert und die Frage beantwortet, wie technischer Fortschritt, sozialer Wandel und veränderte Wertvorstellungen unausweichlich dazu führen, dass heute in allen Bereichen unseres Lebens die Zeit knapp zu werden scheint.
Dass es auch anders geht, zeigt Kapitel fünf. Es berichtet von Orten und Kulturen der Muße, stellt sinnvolle Gegenmodelle und Verlangsamungsstrategien vor, die als Vorbild und Anregung zu eigenen Verhaltensänderungen dienen können.
Da man allerdings bei entsprechenden Vorsätzen bald auf die Macht der Gewohnheit stößt, geht es in Kapitel sechs um die richtigen Strategien auf dem Weg zur Veränderung. Psychologen und Verhaltensforscher erklären, wie es gelingt, aus vertrauten Strukturen auszubrechen und alteingefahrene Gewohnheiten zu verändern. Dabei geht es nicht allein um nötige Auszeiten und Ruhephasen vom alltäglichen Getriebe, sondern letztlich um die Grundfrage, was wir in unserem Leben als wesentlich erachten.
Natürlich steuert jeder Mensch nach seinem eigenen Navigationssystem, der »innere Kompass« ist bei uns allen unterschiedlich ausgerichtet. Daher will dieses Buch auch kein für alle gleichermaßen gültiges Patentrezept liefern, sondern vor allem vielfältige Anregungen und Anstöße geben, die jede Leserin und jeder Leser auf ihre ganz persönliche Tauglichkeit überprüfen kann.
Diesem Zweck dient auch die »Galerie großer Müßiggänger«, eine Reihe von Kurzporträts, die jeweils Menschen vorstellen, die alle – auf ihre ganz eigene Art – die Kunst des Nichtstuns perfektionierten. Sie machen uns bewusst, wie wichtig es ist, in einer hektisch beschleunigenden Welt die eigenen Prioritäten und die Selbst-Besinnung nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Beispiele dieser Müßiggänger belegen zugleich, dass wir der allgemeinen Hetze nicht hilflos ausgesetzt sein müssen, sondern dass es immer wieder Wege und Möglichkeiten gibt, auf kluge Weise damit umzugehen. Denn so, wie wir das System der Beschleunigung alle zusammen in Gang gesetzt haben, können wir es auch alle gemeinsam ändern.

IGEWONNENE UND VERLORENE ZEIT

Wenn Babbitt in die Nähe seines Büros gelangte, ging er schneller und schneller und murmelte dabei: »Muss mich sputen.« Um ihn herum sputete sich die ganze Stadt, Eile um der Eile willen. Männer in Autos eilten, einander zu überholen in dem rasenden Verkehr. Männer eilten, um Züge zu erreichen, auf Zügen, die mit Verspätung anlangten, sprangen von den Zügen, galoppierten über die Straßen, stürzten in die Häuser und in die auf und ab schießenden Expressaufzüge. Männer in Speisewirtschaften sputeten sich, ihr Essen hinabzuwürgen, das der Koch in rasender Eile gebraten hatte. Männer in Frisierläden keuchten: »Rasieren Sie mich ein bisschen fix. Bin eilig.« In fiebernder Hast suchten Männer ihre Besucher loszuwerden in Büroräumen, die mit der Aufschrift »Bin heute beschäftigt« oder »Der Herr hat die Welt in sechs Tagen erschaffen, du kannst alles Nötige in sechs Minuten sagen!« verziert waren. Männer, die im vorletzten Jahr 5 000 und im letzten Jahr 10 000 Dollar verdient hatten, trieben ihre zerrütteten Nerven und ihr erschöpftes Gehirn in toller Hast an, um dieses Jahr 20 000 herauszuschlagen; und die Männer, die schon 20 000 Dollar verdient hatten und gleich hinterher zusammengebrochen waren, hasteten, um Züge zu erreichen und ihre Ferien, eilig von hastenden Ärzten verschrieben, in Hast und Eile zu verbringen.
 
In unnachahmlicher Weise hat Sinclair Lewis 1922 in seinem Roman Babbitt das gehetzte Leben der modernen Gesellschaft nachgezeichnet. 1 Lewis’ Immobilienmakler George F. Babbitt hat den Drang, Zeit zu sparen, vollständig verinnerlicht und sein ganzes Leben dem Effektivitätsprinzip verschrieben. Nichts geschieht bei ihm spontan; Babbitt hält sich an alle geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze des bürgerlichen Lebens – und erhofft doch insgeheim nichts so sehr wie einen Ausbruch aus diesem strengen Raster.
Sinclair Lewis’ provokante Porträts des amerikanischen Bürgertums wirkten wie eine Karikatur der Realität und schockierten die Zeitgenossen. Eine Steigerung der von ihm geschilderten Zustände schien kaum vorstellbar. Und doch wäre selbst einem George F. Babbitt schwindelig geworden, hätte man ihn plötzlich an den Beginn des 21. Jahrhunderts versetzt, in dem die Zeit ein noch viel knapperes Gut geworden ist. Angesichts der Kommunikation mit Lichtgeschwindigkeit, der globalen Just-in-time-Lieferung und der nanosekundengenauen Taktung von Produktionsprozessen erschiene Lewis’ Helden sein Leben der zwanziger Jahre wohl wie ein Relikt aus »guter alter Zeit«.
Musste damals schon alles schnell gehen, so heißt es heute: instantan. Babbitt wäre auf dem Weg zum Büro bereits online und mitten in der Arbeit, die gemütlichen »Speisewirtschaften« hätten längst einem Fast-Food-Imbiss Platz gemacht, und statt zum gemächlichen Zug würde er zum Flugzeug hasten. Auch Babbitts Hör- und Sehgewohnheiten hätten sich zweifellos verändert. Dieselbe Jazzmusik, die ihm in den 1920er Jahren wild und atemlos erschien, würde er heute als entspannende Hintergrundmusik in ruhigen Stunden auflegen. Theaterstücke, die ihn damals schockierten, empfände er nun als langatmig und öde, und die ruhigen Angelurlaube, die er sich zur Entspannung seinerzeit gönnte, hätten wohl einem aufregenden Erlebnisurlaub Platz gemacht. Der Vergleich der Lebenstempi Anfang des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts erinnert damit unwillkürlich an das überspannte Taktmaß in Robert Schumanns 2. Klaviersonate g-moll (opus 22), die mit der Aufforderung »so rasch wie möglich« beginnt – nur um als Nächstes vom Pianisten zu fordern »noch schneller«.
Wie sehr sich das Gefühl der knapper werdenden Zeit ausbreitet, weisen Studien seit Jahrzehnten nach. Schon 1970 sprach der Sozialwissenschaftler Staffan Linder in The Harried Leisure Class (etwa: Die gequälte Klasse der Müßiggänger) von einer allgemeinen »Zeit-Hungersnot«. 2 Und die Zeitbudgetforscher John Robinson und Geoffrey Godbey stellen fest: »Der unerfüllte Hunger nach Zeit führt nicht zum Tod, sondern eher, wie schon die alten Athener Philosophen feststellten, dazu, dass man nie beginnt zu leben.« 3
Dabei ist nichts so verbreitet wie das Bemühen, Zeit zu sparen. Bücher zum Time-Management sind Bestseller, Arbeitsprozesse werden genauso optimiert wie die alltäglichen Verrichtungen des Lebens, und ständig beglückt man uns mit neuen »Zeit-Spartechniken« wie Mikrowelle, Digitalkamera oder Speed-Dating, die das lästige Kochen, Knipsen oder Kennenlernen enorm beschleunigen und uns damit unendliche Zeitgewinne verheißen.
Doch seltsam, trotz all dieser Anstrengungen geht es uns wie den Figuren in Michael Endes Kinderbuchklassiker Momo, die verwundert feststellen: Je mehr Zeit sie sparen, umso weniger haben sie. In Endes Geschichte sind dabei die Schuldigen leicht auszumachen: Es sind die »grauen Herren« von der »Zeit-Spar-Agentur«, die den Menschen ihre Zeit rauben, um selbst davon zu leben. Wer aber ist im wirklichen Leben für den Zeitnotstand verantwortlich? Wer oder was spielt die Rolle der »grauen Herren«? Und wo ist all die Zeit versteckt, die uns auf geheimnisvolle Weise abhanden gekommen zu sein scheint?
Offenbar müssen wir uns nicht auf die Suche nach der verlorenen Zeit begeben (wie einst Marcel Proust), sondern vielmehr die Suche nach der gewonnenen Zeit in Angriff nehmen.

1. Im Teufelskreis des Rasierapparates

Vor einigen Jahren erschien eine großflächige Anzeige des Computerkonzerns IBM, die einen etwa zehnjährigen Jungen zeigte, der in einem Chefsessel saß und traurig den Betrachter anblickte: »Wenn er groß ist«, so lautete der Anzeigentext, »erbt er die Firma von dem komischen Typen, der nie Zeit für ihn hatte.« Selbstverständlich wusste IBM auch gleich ein probates Mittel gegen die kindliche Traurigkeit: Wenn der Vater in eine neue Software zur Unternehmenskommunikation investiere, könne er »zeitraubende Entscheidungsprozesse« verkürzen. Auf diese Weise werde IBM ihm »wieder etwas von der Zeit zurückgeben«, die er in seine Firma investiert hat.
Das suggestive Plakat dürfte seine Wirkung auf Väter mit schlechtem Gewissen nicht verfehlt haben. Was es allerdings verschwieg, waren jene Konsequenzen, die der Kauf der Zeitspartechnik wirklich zur Folge hätte: Denn würde der investierende Unternehmer tatsächlich fortan schon um vier Uhr das Büro verlassen, um mit seinem Sohn Fußball zu spielen? Im Gegenteil: Die neue Software würde wohl dafür sorgen, dass die Firma effizienter wird, also mehr produziert, worüber wiederum mehr kommuniziert werden muss, sodass sich am Ende der Stress des Vaters eher noch erhöht. Und selbst wenn er sich fest vornähme, mit besserer Technik auf dem alten (Produktions-)Stand zu bleiben, dürfte ihn die Konkurrenz, die sich ja ebenfalls der zeitsparenden Software bedient, schon bald davon abbringen. Im Endeffekt bekäme der Sohn wohl eine produktivere Firma, aber keinen entspannteren Vater.
»Jede neue Technologie, die uns objektiv Zeit gewinnen lässt, beschleunigt unseren Rhythmus und den Fluss unserer Tätigkeit. Sie verschafft uns mehr Arbeit, anstatt dass sie uns mehr Zeit bescheren würde«, bringt es Jeremy Rifkin, Leiter der amerikanischen Foundation on Economic Trends auf den Punkt. 4 Als Ergebnis sieht Rifkin »eine Zivilisation der Ungeduld«. Wir seien weniger tolerant, leichter genervt und verzweifelten schon, wenn der Computer nicht innerhalb von drei Sekunden reagiert. »Wir verlangen sofortige Belohnung oder wir werden wütend.« Der amerikanische Ökonom Nicholas Georgescu-Roegen hingegen sieht den modernen Menschen im »Teufelskreis des Rasierapparates« stecken: »Ich rasiere mich schneller, damit ich mehr Zeit habe, eine Maschine zu erfinden, mit der ich mich schneller rasieren kann, damit ich noch mehr Zeit habe …« 5
Dabei war die Sache doch ursprünglich ganz anders gedacht. Die moderne Technik und der ökonomische Fortschritt sollten den harten Arbeitsalltag erleichtern, die Menschen von ungeliebten Tätigkeiten entlasten und ihnen mehr Freiraum für die angenehmen Dinge des Lebens eröffnen. So prophezeite 1930 der Ökonom John Maynard Keynes in einem Essay über die »Ökonomischen Möglichkeiten unserer Enkel«, die zentrale Herausforderung kommender Generationen bestünde in der zu erwartenden Überfülle an freier Zeit und Muße und der Frage, wie man diese sinnvoll nutze. 6 Selbst in den sechziger Jahren, als eigentlich schon absehbar war, dass es mit dem Muße-paradies nichts werden würde, hielt sich dieser Glaube noch ungebrochen. 1964 behauptete etwa das Life-Magazine: »Amerikaner stehen vor einer Fülle an Muße – die Aufgabe jetzt: Wie man das Leben leicht nimmt.« 7
Heute kann man solche naiven Vorstellungen nur belächeln. Vom Zeitwohlstand sind wir weit entfernt, stattdessen leiden wir an einer steten Verknappung der wertvollen Ressource Zeit. »Ich muss nur einen ehemaligen Angestellten, einen höheren Staatsbeamten oder, schlimmer noch, einen Professor anrufen, um von ihnen zu erfahren, dass es diese Woche oder diesen Monat wirklich nicht geht«, klagte der inzwischen verstorbene britische Soziologe und Labour-Politiker Michael Young in seinem Buch The Metronomic Society, »als ob man unbedingt gedemütigt werden muss mit der Liste all jener Ansprüche, die an ihre Zeit gestellt werden und so viel wichtiger als meine sind.« 8
Dass das von Keynes propagierte Zeitalter der Muße einfach nicht eintreten will, belegt unter anderem eine Studie der Ökonomen Valery Ramey und Neville Francis. Sie haben die Entwicklung von Arbeits-, Schul-, Haushalts- und Freizeiten in den USA von 1900 bis 2005 bilanziert und kommen zu dem Ergebnis, dass die Zeit für Muße b keinesfalls zugenommen hat, sondern im Schnitt »heute dieselbe wie vor 105 Jahren ist«. 9
Dabei arbeiten wir heute in der Regel doch deutlich weniger als unsere Väter und Großväter. Seit Jahren weisen die Statistiken eine stetig sinkende Arbeitszeit aus, in Deutschland sind es heute gerade mal 30 Stunden pro Woche, die der durchschnittliche Angestellte arbeitet, dazu kommen 31 Tage Urlaub und je nach Bundesland 9 bis 13 Feiertage. Von solch gemütlichen Verhältnissen konnten unsere Vorväter doch nur träumen, oder?
Von wegen. Denn die Statistik führt in die Irre. Die Arbeitszeit sinkt eben nur im Durchschnitt. Aber anders als früher, als nahezu alle Beschäftigten auch wirklich Vollzeit arbeiteten, hat sich der Arbeitsmarkt aufgespalten in Teilzeit-, Halbtags- und Minijobber auf der einen Seite, sowie Vielabeiter, Überstundenfresser und Dauererreichbare auf der anderen Seite. Einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zufolge widmet etwa jeder zehnte Vollbeschäftigte in Deutschland mehr als 60 Stunden pro Woche seinem Beruf 10 – Freizeit wird unter solchen Umständen zum Fremdwort.
Bild 2
Seit dem Jahr 1900 hat sich die Zahl der frei zur Verfügung stehenden Mußestunden kaum verändert – sieht man einmal von den Jahren des Zweiten Weltkriegs ab.
Quelle: Ramey / Francis 2006
Doch das ist nur ein Teil der Antwort auf die Frage, wo die Muße geblieben ist. Einige Menschen arbeiten ja tatsächlich weniger als ihre Vorfahren. Müsste daher nicht im Mittel die frei zur Verfügung stehende Zeit eigentlich zunehmen? Leider nein, argumentieren die Ökonomen Ramey und Francis. Im selben Maße wie die reine Arbeitszeit (über ein ganzes Leben gerechnet) in den vergangenen Jahren gesunken ist, sind die Schulzeiten angestiegen; durch den Zwang zur permanenten Fortbildung dehnen sich die Zeiten aus, die mit dem Konsum und Verarbeiten von Informationen zugebracht werden. Erstaunlicherweise hat sich – trotz allen technischen Fortschritts – nicht einmal die Zeit verringert, die wir für Hausarbeiten aufwenden! Frauen sind zwar heute weniger im Haushalt tätig als im Jahr 1900; dafür aber hat der Anteil der Männer deutlich zugenommen, sodass am Ende die Summe der mit Hausarbeit verbrachten Zeit dieselbe geblieben ist.
Wie ist das möglich, fragt man sich verwundert? Schließlich war doch die Hausarbeit vor hundert Jahren ein ungleich mühsameres Geschäft als heute! Um etwa einen Wäscheberg sauber zu bekommen, den heute die Waschmaschine beinahe von alleine wäscht, war damals die arme Hausfrau gut vier Stunden lang beschäftigt; Ähnliches gilt für das Putzen ohne Staubsauger, das Vorrathalten ohne Kühlschrank oder das Kochen ohne Mikrowelle oder Tiefkühlkost. Wo ist all die Zeit geblieben, die uns der technische Fortschritt doch eigentlich abgenommen hat?
Eine erste Antwort liefert Parkinson’s law: »Eine Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht – unabhängig davon, wie groß die Arbeitsmenge tatsächlich ist.« Dieses (nur halb scherzhaft gemeinte) Gesetz formulierte der britische Historiker und Soziologe Cyril Northcote Parkinson einst mit Blick auf das Wachstum von Bürokratien; seine Beobachtung lässt sich aber leicht auf nahezu alle Arbeitsprozesse in Betrieben und im Haushalt ausdehnen. 11
Freundlicher formuliert kann man Parkinsons Gesetz auch so interpretieren: In dem Maße, in dem wir durch Technik Zeit gewinnen, steigen unsere Ansprüche und Anforderungen. Vor hundert Jahren galten gepflegte Kleider, ein sauberes Haus und ein Essen mit mehreren Gängen noch als Luxus, heute sind diese Dinge weitgehend zum Standard geworden. Und dieses Prinzip gilt für alle Lebensbereiche: Die Kommunikation via E-Mail, Fax oder Telefon ist ungleich schneller geworden als die Briefpost im Jahre 1900 – was zur Folge hat, dass wir mehr kommunizieren als je zuvor und die (eigentliche arbeitsvereinfachende) E-Mail ein zeitfressendes Folterinstrument geworden ist. Schnellere Autos, Züge und Flugzeuge versprechen uns enorme Zeitgewinne beim Reisen – was allerdings nicht dazu führt, dass wir kürzer unterwegs wären, sondern dass wir mehr und weiter reisen, sodass unsere Fahr- und Transportzeiten insgesamt so lange sind wie vor hundert Jahren 12 . Gäben wir uns mit denselben Speisen, Reisen und Unterhaltungen zufrieden wie unsere Vorväter – wir lebten im Zeitparadies. Stattdessen sehen wir uns dem Paradox gegenüber, dass wir keine Zeit haben, obwohl wir sie doch im Überfluss gewinnen.
Und daran ändern nicht einmal die viel gepriesenen Seminare zum Zeitmanagement etwas. Denn dort lernt man in der Regel nur, seine (Arbeits-)Zeit effizienter zu nutzen, nicht aber, sich mehr Zeit zu lassen. Das kann am Ende geradezu einen kontraproduktiven Effekt haben: Wer es nämlich dank Zeitmanagement schafft, noch mehr Dinge in noch kürzerer Zeit zu erledigen, profiliert sich als besonders effizienter Angestellter, der umgehend mehr Arbeit aufgebürdet bekommt, und letztlich ist der Stresspegel dann so hoch wie zuvor. 13

2. Die Missverständnisse um die Muße

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