Mut zur Multikulturellen Minderheitengesellschaft - Wilfried Kriese - E-Book

Mut zur Multikulturellen Minderheitengesellschaft E-Book

Wilfried Kriese

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Beschreibung

Fast täglich ist in den Medien von einer multikulturellen Gesellschaft zu hören. Es ist davon die Rede, dass unterschiedliche Nationen mit ihren Kulturen, Traditionen und Religionen miteinander leben. In fünf Kapiteln behandelt das Buch Mut zur Multikulturellen Minderheitengesellschaft Ansichten und Diskussionsanstöße eines Legasthenikers, die Möglichkeit, wie mit einer multikulturellen Minderheitengesellschaft begonnen werden kann. Anhand eigener Lebenserfahrungen des Autors, als einst Lern- und Sprachbehinderter und noch Legastheniker wird erzählt, wie jemand der zu einer Minderheit gehört, denken, fühlen, hassen und lieben kann, sowie die Ursachen der Ausgrenzung, als auch Chancen der Integration aufzeigt. Seit 1993 vertritt Wilfried Kriese seine Idee zur multikulturellen Minderheitengesellschaft. Dadurch wird sie langsam zum gesellschaftlichen Begriff.

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Seitenzahl: 85

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Mut zur Multikulturellen Minderheitengesellschaft

TitelseiteVorwortZum InhaltEin weiter Begriff1. Kapitel LebenserfahrungenDER SCHICKSALSSCHLAGKINDER- JUGEND UND AUSBILDUNGSZEITGESELLSCHAFTSREIFCHANCEN BEKOMMEN ODER NEHMEN2. Kapitel MINDERHEITENGRUPPENBEHINDERTEHOMOSEXUELLEKRANKERELIGIONENROMAARBEITSLOSEASOZIALEALTE MENSCHENMIßHANDELTE KINDERFRAUEN/MÄNNERPSYCHISCH ERKRANKTEDICKESÜCHTIGEAUSLÄNDERGastarbeiter:Aussiedler:Asylanten:3. Kapitel DEUTSCHLAND UND ANDERE VÖLKEREIN ERSTES FAZITDIE GESCHICHTEN DER MINDERHEITEN IN DER BRDBEDROHTE VÖLKERFREMDE VÖLKER FREMDE SITTENNATURVÖLKER UND DAS GESETZ DER NATUR4.Kapitel WEGE ZUR MULITKULTURELLEN – MINDERHEITENGESELLSCHAFTVORURTEILE ÜBERWINDENNORMALES UND ABNORMALESNACHTEILE EINER MMGVORTEILE EINER MMGMINDERHEITENPOLITIK5. Kapitel GEMEINSAM LEBEN LERNENNACHBARSCHAFTKINDERGARTENSCHULEBERUFSLEBENQUELLENVERZEICHNISImpressum

Wilfried Kriese

Mut zur Multikulturellen Minderheitengesellschaft

Ansichten und Diskussionsanstöße eines Legasthenikers

Impressum

Wilfried Kriese

Mauer Verlag

Wilfried Kriese

Buchgestaltung Mauer Verlag

Titelbild: Beate Hübner

Edition Wilfried Kriese 2018

Erstveröffentlichung 1994

Alle Rechte vorbehalten

www.mauerverlag.de

www.wilfried-Kriese.de

Vorwort

Das vorliegende Buch ist kein Buch, das Sie so beschäftigt, daß Sie die Zeit vergessen und kein Buch, das auf die Neuerungen in der Soziologie, Politik oder im kulturellen Bereich aufmerksam macht, um den Weg zu einem interkulturellen Zusammenleben zu zeigen. Dennoch ist es aus zweierlei Gründen ein besonderes Buch und soll gelesen werden. Einmal deshalb, weil die Gedanken zum Thema Interkulturalität erneut durch eine andere Person formuliert werden und sich so bei dem einen oder anderen festsetzen können, oder für den sog. Aha-Effekt sorgen.

Es ist eigentlich immer so gewesen, daß die Künstler/-innen in ihren Werken nichts Neues besprochen haben, und dennoch hatten sie viel zu vermitteln und haben damit dazu beigetragen, daß die Demokratie lebt bzw. sich regeneriert und fortpflanzt.

Es hat selten unter den Autor/innen welche gegeben, die mit ganz etwas Neuem oder sogar partiell etwas Neuem an die Öffentlichkeit herangetreten sind. Jedes Buch, jede/r Autor/in versucht also seine/ihre eigene Version zu präsentieren. Für die Autor/innen, geprägt durch ihre Sozialisation und ihre Welt das, was sie fühlen und sind zu thematisieren bzw. die vorliegenden kulturellgesellschaftlichen Probleme zu erfassen. Durch diese verschiedenen Herangehensweisen, die auf unterschiedliche Sozialisationen, ja sogar Weltanschauungen basieren, entstehen Relativierungstechniken oder- sinne, die uns bei der Suche nach besseren Wegen für zwischenmenschliche Beziehungen helfen, die das Leben, das demokratische Zusammenleben, ermöglichen.

So ist die Arbeit von Wilfried Kriese eine von vielen. Es gibt aber viele Autoren/innen, die in das angenehme, gemütliche Dasein in der BRD- Gesellschaft hineinkriechen und bedingungslos, völlig unkritisch, das für die Mehrheit „Angenehme“ noch angenehmer zu machen. Also das Süße noch Süßer machen. Praktisch nach dem Motto: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man nimmt was man will, es ist immer süß und süß soll es bleiben“.

Wilfried Kriese geht von seiner eigenen Welt aus und versucht, das individuell Spezifische herauszuarbeiten und seine Erfahrungen zur Diskussion zu stellen. Er geht aber dabei auf Opposition. Er zeigt zwar seine Sicht, wie alle anderen, aber dabei stellt er sich quer zu den Machthabenden und versucht, ehrlich zu appellieren! Appellieren für eine interkulturelle Gesellschaft, ohne sich dabei zu rechnerisch zu verhalten. Er singt die starke, zur Harmonie zwingende Melodie der herrschenden Parteien nicht mit.

Der nächste Aspekt, der das Leben dieses Buches erforderlich macht, ist die Legasthenie des Autors, worauf er an und für sich im Buch nicht eingeht, was vonnöten wäre. Damit dem / Leser/in geholfen wird, nachvollziehen zu können, daß es eine beträchtliche Leistung ist, wenn jemand wie W. Kriese sein Kokon zerreißt.

Ich habe im Psychischem, klinisches Wörterbuch, nachgeblättert, um zu wissen, was ein Legastheniker ist. Wie verhält er sich? Was sind die Symptome solch einer Krankheit?

Legasthenie heißt auf lat. „Legere“ lesen, auf griechisch aber „astheneia“, Schwäche, Lese- und Rechtschreibschwäche (LSR), auf Frz. dyslxie und schließlich auf Englisch reading- spelling disability. Mit anderen Worten es heißt „Hirnteilleistungsstörung“. Ob es angeboren ist, wird bezweifelt. In jedem Fall besitzen die Legastheniker eine normale od. gar überdurchschnittliche Intelligenz.

Meist im 1. bzw. 2. Schuljahr tritt sie auf. Die Legastheniker haben folgende Begleitstörungen:

d)Wahrnehmungsdezifite 11%

e)auditive,optische Wahrnehmungsdezifite 55%

f)Hinweis auf Vererblichung (Heredität) liegen etwa bei 17 – 40 %. wird nach der Diagnose, die jeder Lehrer wenigstens verdachtsweise stellen können müßte (was aber nur in 5- 8 % der Fall ist), nicht richtig gehandelt, kommt es zur sekundären Neurotisierung, oft mit Verwahrlosung, wobei die Häufigkeit wesentlich von der Lernmethode abhängt, bei lautsynthet. Lernen etwa 5-8 % bei Ganzheitsmethode 20-25% LRS! Bei der Behandlung müssen der Arzt, Psychologe und Lehrer zusammenarbeiten gemeinsam einen Intelligenztest konzipieren. Wenn ein Legastheniediagnose sicher scheint, sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

1.Verbleiben im Klassenverband (keine Sonderschule oder reine Legasthenikerklasse!),

2.zusätzlich (auditiver) Einzelunterricht mit Spezialist-Lesehter,

3.keine Zensierung im Lesen- und Schreibbereich (wegen der negativen Konditionierung, die psychischen Störungen Vorschub leistet).

4.Psychotherapie. Bei rechtzeitiger Diangnostik können 64% mit oben genannten Methoden allein behandelt werden.

Bei der 2. Methode brauchen Legastheniker zusätzlich eine Psychotherapie! Das große Problem der LRS wird leider von den Pädagogen nicht sehr verständig gehandhabt, sowie auch W. Kriese in dem Buch einstweilig über sein Schicksal schildert.

Alles, was er beschreibt, hat ein ungewöhnliche Sprache. Man kann nicht behaupten, daß es eine einfache Sprache ist. Es ist etwas mehr als das. Es ist die Sprache des Betroffenen, eines Legasthenikers. Er geht damit unter die Haut, auch wenn er hier und dort selten, aber doch euphorische wird!

Obwohl, hierbei muß sich das Urteil auf die Euphorien relativieren, wenn man seine Schmerzen, entstanden durch seine Krankheit, berücksichtigt.

Man merkt, daß er noch einen langen Weg vor sich hat, aber er ist jemand, der ankommt.

Der Schmerz ist eigentlich ein wesentlicher Grund, der mich bei seiner Anfrage, ob ich das Vorwort schreiben würde, motiviert hat.

Er versucht, über dieses Buch auf seinen Schmerz und den Schmerz der Minderheiten aufmerksam zu machen. Sein Buch gehört zu den Büchern, die die Entstehung einer interkulturellen Gesellschaft fördern, aber leider nur einen kleinen Teil der Leser/innen erreicht. Das Buch spricht den gemeinsamen Schmerz der Minderheiten an, wobei er Freud und Leid der Randgruppen als gemeinsam betrachtet, ohne zu differenzieren, daß zwar schmerzen gleich sind, aber nicht Inhalte der Schmerzen.

Somit wären die Schmerzen von Farah Diba dieselben wie die von W. Kriese.

Feststeht, daß er gelitten hat und aus dieser Position heraus und durch kontinuierliche Arbeit, ist ihm eine stabilere Position gelungen, von der man einen notwendigen Blick für die relative Objektivität, einen Sinn für die relative Objektivität bekommen kann.

Mit dieser Objektivität betrachtet er seinen Werdungsprozeß und beobachtet die Umgebung und zieht damit einen Vergleich zwischen dem Heute und der Vergangenheit. Er stellt fest, daß heute die Einrichtungen für die Behindertenintegration und das Verständnis der Bevölkerung für sie relativ besser geworden sind als vor 50 Jahren.

Bessere, komfortablere Einrichtungen, ja, das stimmt, aber ist dann mit dem Verständnis der Bevölkerung soeben eine Verbesserung eingetreten? Früher versteckte man sein behindertes Kind zu Hause. Heute nicht, dafür aber steckt man es kurzerhand in ein Heim!

Das Heim und die Existenz eines Berufsgrundbildungsjahres machen ihm Freude und haben mit Gewißheit bei seiner Entwicklung eine wesentliche Rolle gespielt. Er fordert sie an! Er appelliert an die Bevölkerung für mehr Verständnis für die Integration der Minderheiten, aber dabei fragt er nicht, woher solche Möglichkeiten kämen! Wie werden sie finanziert? Oder wie kann der Staat heute so etwas finanzieren?

Der Bezug zur internationalen Wirtschaftslage der BRD und den unterentwickelt gehaltenen Ländern wird nicht erwähnt. Dennoch ist die Möglichkeit des Berufsgrundbildungsjahres eine vorteilhaftere Maßnahme.

Er ist Herr seiner eigenen Lage, seiner eigenen Sozialisation! In einem Zeitalter der Postmoderne, in der Depressionen und Bindungslosigkeiten Herr der Lage sind.

Er hat es geschafft, und da muß man ihm anrechnen und seine Entwicklung als eine gelungene belobigen! er schreibt, daß man ihn in einen unerwünschten Beruf hineinzwängte und beklagt sich darüber berechtigterweise! Zugleich betont er diesbezüglich die besser gewordenen Bedingungen. Warum aber ist die Lage besser geworden? etwa deshalb, weil die rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft durch Demokratie nach und nach integriert worden sind? Oder, weil es die Studentenrevolution gegeben hat, im Jahr 1968, wobei die Strukturen der Autorität und die gewaltsame Erziehung zerbrochen wurden. Noch dazu spielen die Verblassung der Mythen und religiösen Denkweisen eine wichtige Rolle! Abgesehen davon, daß der BRD-Staat in den vergangenen 50 Jahren reicher geworden ist, und es somit eine Frage des Wirtschaftsinteresses geworden ist, daß man große Fabriken und moderne Produktion von Ersatzteilen der Maschinen den Händen und Füßen der Behinderten überläßt. Na Gott sei Dank! Freie Marktwirtschaft hat auch solche Vorteile; leider aber hat sie noch nicht die Kraft, die rassistische Tendenz in der Gesellschaft zu integrieren! Ganz im Gegenteil, sie produziert sogar dieselben Tendenzen.

Bei der Beschreibung der Odyssee durch sein Leben gibt W. Kriese uns, ja uns allen, aber besonders den Minderheiten eine sehr wichtige Botschaft mit, wenn er schreibt: „Der große Teil der Leute, mit denen ich außerhalb der Einrichtung zusammenkam, hatte zwar alte Vorurteile im Kopf, aber gegenüber Behinderten waren sie offen.“

Ich denke, sein Appell auf den Verzicht der oberflächlichen Wahrnehmung zugunsten einer scharfsinnigen Betrachtungsweise der Dinge im Zusammenleben trifft aufs beste. Jede/r von uns Nicht- Deutschen hat diese Erfahrung gemacht, daß uns häufig etwas Feindliches gesagt wird, aber nichts Feindseliges dahintersteht. Nach dem Motto: „Es wird heißer gekocht als gegessen.“

Es ist in der Tat ein Hindernis der interkulturellen Verständigung, wenn die Nicht- Deutschen und ihren „spitzen Bemerkungen“, die keine sind, begegnen. Wenn wir mit Deutschen gleichgestellt sein wollen, dann müssen wir die spitzen „Bemerkungen“ die die Deutschen sich gegenseitig auch machen, als zum Alltag gehörend hinnehmen. Das Leben ist voller Ungerechtigkeit, und wenn man diese „Bemerkungen“ auf die Goldwaage legen soll, dann bleibt man auf der Oberfläche. Man läßt sich nicht durch die Begegnung mit dem Kern der Handlungen prägen. Und handelt in der Gefangenschaft der Hoffnungslosigkeit eskapistisch. Das Leben ist aber auch voller Möglichkeiten für die Überwindung der Probleme. Mit Geduld und Reife lassen sich die Probleme leichter meistern.

Diese sind aber selbst von der Position und/ bzw. Opposition des Individuums abhängig. Die Position und Opposition selbst sind aber in dem Gehege der Macht verhaftet, wobei die Reifwerdung und das Aufbringen von Geduld objektiv das Instrumentarium der Macht wegen sind. Sie werden in unterschiedlichen Positionen bzw. Oppositionen dasselbe herstellen. Denn das ist der Raum und das Gehege unserer Gesellschaften, die vom Machtstreben erfüllt sind. Es kann nur dann alles durch Bewegung und Fließen von Macht befreit sein. Wie auf der Reise! Und eine interkulturelle Gesellschaft trägt mit sich solche Momente, sie ist stets in Bewegung.