Naturkatastrophen in den Alpen - Barbara Haid - E-Book

Naturkatastrophen in den Alpen E-Book

Barbara Haid

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Beschreibung

ÜBERFLUTUNGEN UND BERGSTÜRZE, LAWINEN- UND MURENABGÄNGE - seit Jahrhunderten leben die Bewohner des Alpenraums in stetiger Angst vor verheerenden Naturkatastrophen. Hans Haid, der große Experte für die Geschichte und Kultur des Alpenraumes, stellt gemeinsam mit seiner Tochter Barbara MEHR ALS 35 DER GRÖSSTEN NATURKATASTROPHEN VOM MITTELALTER BIS ZUM LAWINENUNGLÜCK VON GALTÜR 1999 dar. In ORIGINALEN ZEITDOKUMENTEN lässt er die Betroffenen selbst berichten und zeichnet so ein bedrückend lebendiges und authentisches Bild von den elementaren Naturereignissen, die das Leben im Alpenraum bedrohen. AUS DEM INHALT: Was ist eine Naturkatastrophe? Naturkatastrophen des Hochgebirges - Lawinen Bionnassay-Gletscher 1892 Bergemoletto 1755 Les Diablerets - Derborence 1714 und 1749 Giétroz 1818 Bisgletscher und Randa im Mattertal 1819 Schweiz 1951 - Wallis - Andermatt - Bosco Gurin - Die Rhätische Bahn - Vals - Zuoz - Zernez - St. Antönien Biel in Goms 1827 Andermatt 1839 Goldau 1806 Elm 1881 Plurs im Bergell 1618 Saas im Prättigau 1689 Großes Walsertal 1954 Galtür und Valzur 1999 Calancatal Rueras 1749 Rueras 1817 Selva 1808 Selva 1923 Außerfern - Elmen im Lechtal 1664 - Lechtal 1689 - Bach im Lechtal 1693 - Lähn im Außerfern 1456 - Lähn im Außerfern 1689 Moos und Neder im Ötztal 1817 Longarone 1963 Obertilliach 1631 Maria Luggau 1909 Heiligenblut am Großglockner 1951 Gasteiner Tal 1951 Salzburg 1669 Hallstätter See 1822 Traunsee 1680, 1854 und 1910 Grundlsee 1738 Grimming

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Barbara & Hans Haid

Naturkatastrophen

in den Alpen

Vorwort

Für Millionen von Menschen sind die Alpen Lebensraum und wirtschaftliche Basis. Und seit jeher stellen die Alpen für ihre Bewohner und Gäste eine Bedrohung dar:

Lawinen- und Murenabgänge, Überflutungen und Bergstürze, auch Gletscherseeausbrüche sind jene alpinen Naturereignisse, die immer wieder zu Katastrophen anschwellen und mit immenser Wucht verheerende Schäden anrichten.

Wenn solche Ereignisse über die Menschen eines Dorfes, eines Tales hereinbrechen, scheint der Mensch hilflos und total ausgeliefert zu sein. In allen historischen Ereignissen haben die Menschen nicht über die gegenwärtig greifbaren Hilfen durch mächtige Bagger und Raupen, über die mitunter allmächtig wirkenden Maßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung, über Zahlungen aus Katastrophenfonds und internationale Solidarität verfügen können. Wie hat sich der von Naturgewalten heimgesuchte Mensch geholfen?

Die mächtigste Hilfe kam in allen Weltteilen und bei allen Völkern aus dem Glauben, aus der religio, aus einem Kult. Das alles seit Jahrtausenden mit Gebeten, mit Verlobungen und Versprechungen, mit Gelöbnissen und mit Darstellungen zur Erinnerung. Sogenannte „Martertäfelchen“ erinnern an Ereignisse, die Jahrhunderte zurückliegen. Es ist Katastrophenbewältigung aus dem Glauben heraus. Der Mensch betet oder er flucht. Alle Mittel der Vorbeugung, also der Prävention, versagen in extremen Situationen.

Wir wissen von vielen Dörfern in den Alpen, die durch Lawinen oder Muren zerstört worden sind, dem Erdboden gleichgemacht und niemals mehr aufgebaut worden sind. Die Menschen sind geflohen.

Zur Bewältigung können aber auch Schilderungen beitragen, dramatische und bis ins Traumatische gesteigerte Augenzeugenberichte und Dokumente gelebter, praktizierter Solidarität und Nachbarschaftshilfe; auch als Mahnung für morgen und übermorgen, auch gegenwärtig und beispielhaft gegen die überaus bedrohlichen Auswirkungen des „Klimawandels“ und konkret des Hinaufrückens des Permafrostes um Hunderte von Metern. Es sind neue und beinahe apokalyptische Szenarien, auch noch verstärkt durch brutale Natureingriffe eines mitunter aus den Fugen geratenen Massen-Tourismus bis hinauf in die Gletscherregionen.

Unser Naturkatastrophen-Lesebuch aus beinahe allen Teilen der Alpen besteht in der Hauptsache aus vielfältigen Zeugnissen von „Katastrophenbewältigung“; zumeist erschütternd und ergreifend.

Einleitung

Was ist eine Naturkatastrophe?

Erst die Auswirkungen auf Menschen und ihre Zivilisation macht das große Naturereignis zur Katastrophe.

Aber wie kann man „Naturkatastrophe“ überhaupt definieren? Josef Nussbaumer umreißt in seinem Buch „Die Gewalt der Natur. Eine Chronik der Naturkatastrophen von 1500 bis heute“ den Begriff:

„Im Wesentlichen sind es drei inhaltliche Kriterien, die bei den Definitionsversuchen meist herangezogen werden. Erstens wird die Anzahl der Todesopfer (oder der in Todesgefahr Schwebenden), zweitens die Anzahl der Verletzten (eventuell auch der Betroffenen) und drittens werden die Sachwertverluste (meist in Geldeinheiten) herangezogen …

So beginnt eine Katastrophe bei manchen Autoren bereits bei 10 Todesopfern, andere Autoren lassen eine Katastrophe erst bei 100 und mehr Toten beginnen, wieder andere sprechen von einer Katastrophe erst, wenn ‚zwischen 1000 und 1 Million Tote …‘ (Daily Telegraph, London, 1962) zu verzeichnen sind …“ (Nussbaumer, S. 15)

Gemäß der letztgenannten Definition hätte es im Alpenraum in historischer Zeit keine einzige wirkliche Naturkatastrophe gegeben. Im engeren Sinn der Definition gab es im Alpenraum in historischer Zeit hunderte „Naturkatastrophen“ mit mindestens jeweils mehr als 10 Toten.

Maßstab sind aber auch Sachschäden. Gemäß der Intention der Münchner Rück als wichtigstem und anerkanntem Versicherer auch von Naturereignissen stehen die messbaren Sachschäden im Vordergrund.

Die Toten sind keine messbare Dimension. Der Verlust von Menschenleben ist eine kulturelle und eine soziale Größe. Dann erst zählt die Sache: der Hof, die Scheune, der Stall, das tote Vieh (auch das ist „messbar“), die weggerissene Straße, die zerstörte Brücke.

Die „Encyclopédie des Alpes“, die große Alpen-Enzyklopädie aus dem französischen Glénat-Verlag, widmet dem Thema Naturkatastrophen ein kleines Kapitel:

Als Definition für Naturkatastrophen wird die von den Vereinten Nationen anlässlich des Jahrzehnts zur Reduzierung von Naturkatastrophen in den 1990er Jahren formulierte wiedergegeben: „Eine Katastrophe ist die Unterbrechung der Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft, die Verluste an Menschenleben, Sachwerten und Umweltgütern verursacht und die Fähigkeit der betroffenen Gesellschaft aus eigener Kraft damit fertig zu werden, übersteigt“. Gemäß dieser Definition gibt es daher keine Naturkatastro-phe ohne eine betroffene menschliche Besiedlung.

Mit der Bevölkerungsentwicklung seit den 1960er Jahren kam es zu häufigeren Schäden und Kata-strophen. Das Bevölkerungswachstum in manchen Regionen führte dazu, dass vormals nicht besiedelte Gebiete – beispielsweise in der Nähe von Flussbetten – nun bebaut wurden.

Die Permafrostgrenze ist laut Schweizer Forschern im Laufe des 20. Jahrhunderts um 150 bis 250 Meter in die Höhe gewandert, was die Labilität von Hängen erhöhte und den Abgang von Muren förderte.

Die Datenbank „Centre de recherche sur l’épidémiologie des désastres (CRED)“ (Zentrum zur Erforschung der Epidemiologie von Katastrophen) in Louvain-la-Neuve in Belgien verzeichnet für die Alpen keine besondere Häufigkeit oder Schwere von Katastrophen. Das Forschungszentrum sammelt die Daten der großen Rückversicherer und unterwirft sie einer kritischen Analyse. Für die drei am stärksten alpin geprägten Länder im Alpenraum – Schweiz, Österreich und Slowenien – finden sich in der Datenbank 27, 23 bzw. 1 Katastrophe im Zeitraum von 1975 bis 2001. Unter den angeführten Katastrophen sind außerdem einige nicht spezifisch alpine Ereignisse. Für den gleichen Zeitraum finden sich für Bangladesch mit einer durchschnittlichen Höhe von unter 30 Metern 150 Katastrophen. Auch die Schwere – in Bezug auf Opferzahlen und Höhe der finanziellen Schäden – der Naturkatastrophen im Alpenraum ist im Vergleich zu außeralpinen Ereignissen gering. Das Erdbeben von Kobe in Japan verursachte Schäden in der Höhe von zweihundert Milliarden Dollar. Die Schäden des sogenannten Jahrhundert-Hochwassers 1991 in Österreich, das drei Städte verwüstete, wurden hingegen nur auf 82 Millionen Dollar geschätzt. Und nur die erste der drei genannten Städte (Salzburg, Linz und Krems) kann als alpin bezeichnet werden.

Das CRED erachtet ein Ereignis erst dann als Katastrophe, wenn es mindestens 10 Tote oder 100 Betroffene gibt oder wenn Hilfe von auswärts nötig ist. In der „Encyclopédie des Alpes“ wird die Frage aufgeworfen, ob diese Kriterien auch auf die Alpen anwendbar sind. So wären beispielsweise die Überschwemmungen im August 1987 im Martelltal, hätten sie sich in China ereignet, weitgehend unbeachtet geblieben. (Auszug aus Encyclopédie des Alpes, S. 79–82, Übersetzung aus dem Französischen von Barbara Haid)

Noch ein Wort zum Klimawandel: Die Fragen der Experten und der Politik nach den Folgen und Auswirkungen, vor allem der künftigen Szenarien, sind je nach Ideologie verschieden. Die weitaus überwiegende Zahl der international anerkannten Experten der einschlägigen Wissenschaftsbereiche stellen jedoch die Mitwirkung des Menschen als Faktum hin.

Naturkatastrophen des Hochgebirges – Lawinen

Der Föhn braust über die Alpen. Er umspielt die Grate mit ihren Schneebalkonen und stürzt sich in die Kare, wo schwere Schneelasten die Steilhänge bedecken. Der Schnee sitzt nur lose, hängt gleichsam auf den Felsen und ist jeden Augenblick zum Abgehen bereit. Schon wirft die höher steigende Sonne ihren wärmenden Schein auf die Hänge, da zerreißt ein Knall die Stille des Tales. Eine Gratwächte ist abgebrochen und auf den Schneehang gestürzt. Einen Augenblick ist es still, da beginnt ein rasch anwachsendes Rauschen und Poltern. Die Schneedecke ist in Bewegung geraten, immer breiter und breiter. Dumpfer Donner erschallt mit heftigen Schlägen dazwischen, und bald ist der ganze Hang ein sturmgepeitschtes, wogendes Meer, in dem alles brodelt und wirbelt und haushohe Wogen emporspringen. Jetzt stürzt die tosende Masse aufbrüllend über eine Wand. Wie hundertfältiges Geschützfeuer hallt es von den Hängen, und mächtige Schneewolken steigen gleich Dampfsäulen zum Himmel empor.

Das Wüten hat nun den ganzen Gebirgskessel erfaßt, das weiße Ungetüm stürzt auf das Tal los. Auf dem Boden des Kares findet es den ersten Widerstand. Hoch schießt es auf der anderen Seite hinauf. Doch bevor es die Stelle erreicht hat, braust der Lawinensturm, die gepreßte Luft, die der Schneestrom vor sich herjagt, mit unwiderstehlicher Gewalt heran und legt einen Wald nieder, der sich hoch oben am Abhang in scheinbarer Sicherheit befand. Die dicken Stämme brechen wie Zündhölzer, man sieht abgebrochene Baumkronen durch die Luft fliegen, dann stürmt die Lawine, hoch aufschießend, über das Leichenfeld. Der Berg erdröhnt, Finsternis liegt über der Landschaft, denn bergehoch wirbeln dichte Schneestaubwolken empor und verwehren dem Sonnenlicht jeglichen Zutritt. Darunter aber geht das Wüten weiter, bis die Kraft der Lawine erlahmt ist. Dann wird das ohrenbetäubende Krachen zum fernen Donnerrollen und kommt, dumpf verhallend, allmählich zur Ruhe.

Die Lawine ist bekanntlich ein Schneerutsch von steiler Bergeslehne, ganz ähnlich, wie man ihn bei Tauwetter an den beschneiten Dächern der Stadt beobachten kann, nur in ganz ungeheuren Ausmaßen. Sie ist eines der großartigsten unter den häufigeren Naturereignissen der Erde.

aus: Benesch, Gewalten der Berge, S. 143–144

Bionnassay-Gletscher 1892

In der Nacht vom 11. auf 12. Juli 1892 brachen im Gletscher von Bionnassay zwei große „Wasserstuben“ aus. „Wasserstuben“ sind Hohlräume im Gletscher, in denen sich Wasser ansammelt. Zwei auf diese Weise entstandene „Wasserstuben“ im Ausmaß von etwa 20 m Höhe und 38 m Länge mussten sich innerhalb von drei oder vier Monaten gebildet haben.

Mit dem Wasser aus dem bisher gefüllten Hohlraum brach eine gewaltige Menge Eis und Schutt ins Tal.

Die Flut zerstörte den Weiler Bionnay, die Badeanlage des Nobel-Badeortes Saint-Gervais-les-Bains und den Ort Le Fayet. Insgesamt starben 130 Personen in der Flutwelle.

Ähnliche Ausbrüche ereigneten sich an diesem Gletscher auch wieder 1894 und 1896. Im Jahre 1901 wurde eine weitere Wasserstube entdeckt. Durch zwei bis zu 200 m lange Eis- und Felsstollen, die in den Jahren 1899 und 1904 angelegt wurden, konnten weitere Katastrophen verhindert werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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