2,99 €
Stress und Hektik bestimmen momentan das Leben der sechs Freunde aus Denver. Ob im ›Ice & Coffee Dream‹, im ›Figleaf‹ oder im ›Hunter‹, überall geht es drunter und drüber! Was liegt da näher, als Weihnachten mit alten Bekannten in Arapahoe Basin zu verbringen? Doch bis sie die ›besinnliche Zeit‹ genießen können, gibt es noch einiges zu tun.......
Welche Rolle spielt der neue Oberkellner des ›Hunter‹ dabei? Wie passt der Barkeeper des ›Figleaf‹ in diese Geschichte? Fragen über Fragen…
»Merry Christmas« – oder vielleicht doch nicht?
Dieses Buch ist als Print bei Epubli und allen gängigen Shops zu erhalten......
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
Kapitel 1
»Wie viele haben bis jetzt zugesagt, Darling?«, rief Andy seinem Liebsten zu. In Arapahoe Basin war wieder der Winter eingekehrt und Weihnachten stand vor der Tür. Sam kehrte den frisch gefallenen Schnee von der Veranda. Er unterbrach seine Arbeit, stützte sich auf den Besen und sah Andy beim Schneeschaufeln zu. Ihr Husky ›Ice‹ sprang wie wild um die Schaufel herum, was der Arbeit des jungen Österreichers nicht gerade zuträglich war.
»Sweetheart, bist du jetzt schon nervös?« Sam ging die Stufen der Veranda hinunter und umarmte seinen Schatz.
»In einer Woche kommen deine Eltern und Peter, der Rest der Truppe ein paar Tage später. Außer Leland und Marc, die eventuell nach Montana fahren, werden alle kommen. Wer würde sich denn Weihnachten in A. Basin entgehen lassen?«, grinste Sam. Sie hatten die ›Blockhütte‹ letztes Jahr umgebaut und konnten nun bis zu acht Gäste beherbergen. Seit zweieinhalb Jahren lebten Andy und er nun zusammen. Dieses Jahr würden sie ihr Weihnachtsfest gemeinsam mit dessen Eltern, seinem besten Freund Peter und ihren engsten Freunden feiern. Seit Wochen machte sich bei seinem Liebsten eine Nervosität breit, die Sam immer wieder zum Lachen brachte. Bereits Anfang Dezember hatten sie den Außenbereich ihres Heimes mit Unmengen von Lichterketten, beleuchteten Rentieren und einem überdimensionalen Weihnachtsmann geschmückt. Ein großer Schneemann sollte sich später noch dazugesellen. Andy schien kein Kitsch zu viel zu sein.
»Bist du sicher, dass wir nicht selbst kochen sollten, Sam?«, fragte Andy ihn bereits zum gefühlten hundertsten Male.
»Honey, wir waren uns doch einig, dass wir einen gemütlichen Abend verbringen wollen. Glaub mir, ein Cateringservice ist da genau das Richtige!« Sam klang genervt, er hatte den Caterer bereits vor zwei Monaten bestellt, diesen jetzt wieder abzusagen wäre ein Wahnsinn. Er schüttelte den Kopf, als er zur Haustüre zurück stapfte. Andy, der merkte, dass er bei diesem Thema auf Granit biss, schaufelte weiter den Schnee aus der Einfahrt. Er wusste, dass Sam Recht hatte, doch ein Catering kostete viel Geld und er durfte nichts dazu beisteuern, das wurmte ihn. Andy war bei seinem Liebsten angestellt und verdiente nicht schlecht. Er übersetzte Sams Bücher ins Deutsche und erledigte auch dessen Buchhaltung. Das war für beide die perfekte Lösung. Andy bekam dadurch eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Da Sam die ganzen Lebenshaltungskosten trug, sammelte sich das Geld auf Andys Konto.
»Darling, komm rein, ich habe uns einen Eggnog gemacht. Außerdem wollten wir doch noch Plätzchen backen.« Sams Stimme riss Andy aus seinen Gedanken. Er sah zu ihm hin und grinste breit. Sam trug jenen weißen Sweater, den er ihm letzte Woche in Denver gekauft hatte. Dafür, dass er damals entsetzt erklärte, dieses Ungetüm nicht tragen zu wollen, zog er ihn ziemlich oft an. Den vorderen Teil zierte der Kopf von Rudolf mit einer extragroßen roten Nase und auf dem Rücken befand sich ein Mistelzweig unter dem ›Kiss me‹ stand. Sam drehte sich um und öffnete die Eingangstür.
»Halt!!!«, rief Andy ihm nach, schmiss die Schaufel auf die Veranda, lief die Stufen hinauf und drehte seinen Schatz zu sich herum. Andy stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte seine kalten Lippen ganz sachte auf die von Sam, der ihn perplex ansah.
»Ich mache nur, was auf deinem Rücken steht«, nuschelte er an dessen Mund und zupfte an der Unterlippe. Sam unterdrückte ein Stöhnen und zog ihn enger an sich. Heftig atmeten beide durch die Nase, als ihr Kuss fordernder wurde. Ohne sich voneinander zu lösen, taumelten sie durch die Tür in den Flur. Sam presste seinen Kleinen an die Wand und begann, ihm den Parka auszuziehen.
»Dieser blöde Spruch wird dir wohl nie zu dumm?«, keuchte er, als sich ihre Lippen trennten.
»Nö«, war Andys kurze und knappe Antwort, bevor er Sam von sich schubste und seine Schuhe auszog. Lächelnd machte er sich auf den Weg in die Küche, nicht ohne einen Klaps auf den Hintern zu kassieren.
»Frechdachs«, grummelte Sam und ging hinter ihm her. Sie setzten sich an den Tisch, auf dem bereits der Eggnog und einige Sandwiches standen, was Andys Magen zum Grummeln brachte. Mit Heißhunger machte er sich über die Brote her. Sam sah ihm belustigt zu. Er wusste, was für einen riesigen Appetit sein Schatz haben konnte. Als der das letzte Sandwich in Angriff nahm, stockte er kurz. Peinlich berührt sah er sein Gegenüber an.
»Ähm, wolltest du auch eines?«, fragte er Sam verlegen, eine feine Röte überzog seine Wangen. Dieser lachte lauthals auf und schüttelte den Kopf.
»Nein, iss nur, ich habe noch keinen Hunger«, gluckste er. Mehr brauchte Andy nicht zu hören, mit Genuss verspeiste er den letzten Happen, um sich danach zufrieden auf den Bauch zu klopfen. Er lehnte sich zurück, sah Sam liebevoll an.
»Danke, Honey«, sagte er leise und blickte in die wie Gletschereis funkelnden Iriden. Immer wieder fragte er sich, wie es möglich war, so eine Augenfarbe zu haben. Als sie sich das erste Mal begegneten, dachte er, Sam würde Kontaktlinsen tragen, ein Irrtum, wie sich herausstellte. Andy konnte sich nicht sattsehen an seinem Gegenüber. Lust keimte in ihm auf. Er spürte, wie seine Jeans enger wurde, was weniger an den Sandwiches lag, sondern eher an seinem härter werdenden Schwanz. Der begann sich unangenehm gegen den Reißverschluss zu drücken. Ohne den Blick von Sam zu lösen, stand er auf und ging zu ihm hinüber. Andy setzte sich auf seinen Schoss und legte ihm die Arme um den Hals. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, knabberte er genüsslich an Sams Ohrläppchen.
»Ich will dich – jetzt«, hauchte er seinem Schatz ins Ohr, was dieser mit einem leisen Stöhnen quittierte. Starke Arme zogen Andy enger an Sams harten Köper und ein heißes Lippenpaar zog eine Spur an seinem Hals entlang. Andy begann seine Hüften an seinem Liebsten zu reiben. Langsam drückte er sich an Sams Erektion, die sich in dessen Jogginghose aufgebaut hatte. Ein zischender Laut entkam ihm, als Sam sein T-Shirt hochschob und über die bereits zu harten Kieseln gewordenen Brustwarzen leckte. Andy stand auf, öffnete seine Jeans und zog sie aus. Sam, der ihn dabei beobachtete, griff sich an seine eigene Hose und streifte sie ab. Als Andy sah, dass sein Schatz noch den Slip anhatte, warf er ihm einen missmutigen Blick zu. Unterwäsche wurde einfach überbewertet, fand er. Schnell zog Sam sie aus und winkte seinen Liebsten mit dem Zeigefinger neckisch zu sich. Lasziv fuhr Andy sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. Er wusste, dass diese Geste seinen Liebsten verrückt machte. Er ging vor Sam auf die Knie, schob dessen Beine auseinander und drängte sich dazwischen. Noch immer konnte Andy seinen Blick nicht von seinem Schatz lösen. Dessen Augen wurden immer dunkler, ein Meer von Emotionen spiegelte sich darin. Sam rutschte auf dem Sessel weiter vor, sodass sich sein Schwanz dicht vor Andys Mund befand. Ungeduldig wartete er darauf, dass sich Lippen darüber stülpten, doch nur eine Zungenspitze holte sich den glänzenden Tropfen, der sich bereits auf seiner Eichel gebildet hatte. Erregt hob Sam das Becken an. Er brauchte mehr, wollte in die warme Mundhöhle, sehnte sich nach Erlösung. Andy hatte nicht vor, seinem Schatz die ersehnte Behandlung so schnell angedeihen zu lassen. Er richtete sich etwas auf und begann, abwechselnd sanft in die Brustwarzen vor ihm zu beißen.
»Himmel! Willst du mich foltern?«, keuchte Sam, beugte sich zu Andy hinab und küsste ihn fordernd.
»Nimm ihn sofort in den Mund!«, knurrte er an dessen Lippen, in der Hoffnung, sein Befehl würde unverzüglich befolgt werden. Dass Andy seine dominante Ader liebte, wusste er mittlerweile und tatsächlich spürte er, wie sein harter Schwanz langsam in der heißen feuchten Enge verschwand. Mit einem lauten Stöhnen lehnte Sam sich zurück, gab sich völlig dem Genuss hin, den ihm sein Liebster bereitete. Gemächlich begann Andy, seinen Kopf auf und ab zu bewegen, leckte immer wieder die austretenden Tropfen von der Eichel. Er fuhr mit der Zungenspitze in den kleinen Schlitz, um noch mehr von dem köstlichen Nektar herauszuholen. Eine Hand streichelte Sams Oberschenkel, während die andere zärtlich mit den Fingernägeln über den Damm kratzte. Andy fühlte, wie der Schwanz seines Liebsten immer heftiger zuckte und noch größer wurde. Ihm war klar, dass Sam kurz vor dem Abspritzen stand, er verstärkte seine Bemühungen. Als er leicht gegen die enge Rosette drückte, wurde er mit einem lauten Schrei und einer Ladung heißen Spermas belohnt. Sams Hände hatten sich in seinen Haaren verkrallt. Immer wieder stieß sein Liebster in seinen Mund, spritzte ihm den leicht salzig schmeckenden Saft tief in die Kehle. Nur allmählich beruhigte sich Sams Atem und holte ihn auf die Erde zurück.
»Gott, Honey, das war der Wahnsinn«, keuchte er und zog Andy auf seinen Schoss. Sich zärtlich küssend blieben sie engumschlungen sitzen, bis ein leises Bellen und Kratzen an der Haustür sie aus ihrer Zweisamkeit riss.
»Haben wir ›Ice‹ ausgesperrt?« Andy stand auf, zog sich seine Jeans an, dann ließ er den Hund herein, der sich beleidigt in sein Bett im Wohnzimmer verzog.
»Shit, der ist ordentlich sauer«, lachte Sam und streifte sich seinen Sweater und die Jogginghose über.
»Das ist deine Schuld, also leistest du Wiedergutmachung.« Andy ging lachend zum Küchentresen, auf dem die Leckerlis für ihren verwöhnten Rabauken standen. Wortlos nahm Sam die Box, die ihm hingehalten wurde entgegen und machte sich auf, ›Ice‹ wieder gnädig zu stimmen. Grinsend sah Andy ihm nach. Er wusste, dass sein Schatz die nächste halbe Stunde ein nasses Fell streichelnd, sowie leise Worte säuselnd bei dem Hund verbringen würde.
Kapitel 2
Das ›Figleaf‹ war in der Adventzeit immer sehr gut besucht. Massen von Kaufwilligen bevölkerten das riesige Einkaufszentrum. Das Pub war ein beliebter Treffpunkt für jene Männer geworden, deren Frauen sich im Shoppingwahn befanden. Brad und Alec hatten ihr Stammpersonal zu dieser Jahreszeit mit Aushilfen aufgestockt, trotzdem mussten sie sich auch selbst hinter die Theke stellen.
»Wenn Liam nicht öfter hier vorbeischauen würde, wüsste ich nicht mehr, wie er aussieht.« Alec hatte sich kurz zu Brad ins Büro verzogen. Er saß auf dem Sofa. Er massierte sich die schmerzenden Füße. Sein Geschäftspartner und bester Freund schloss den Ordner in dem er gelesen hatte, danach kam hinter dem Schreibtisch hervor. Er öffnete die Minibar, nahm den Single-Malt heraus, füllte zwei Gläser großzügig mit der braunen Flüssigkeit. Seinen Drink stellte er sich auf den Tisch, den anderen reichte er Alec.
»Ich bin auch froh, wenn es auf den Heiligen Abend zugeht. Bist du immer noch der Meinung, dass es eine gute Idee ist, wenn wir vom Dreiundzwanzigsten an bereits zusperren? Werden unsere Stammgäste das tolerieren?« Brad setzte sich wieder hinter den großen Schreibtisch und nahm sein Glas in die Hand. Fragend sah er seinen Freund an. Alec legte seinen Kopf zurück und starrte in die Luft.
»Mit den meisten habe ich gesprochen. Sie verstehen es. Vor allem als ich ihnen sagte, dass wir wegfahren wollen.« Er nahm einen großen Schluck Whiskey, dann stellte der das Getränk zu Brad auf den Tisch. Mit einem Ächzen beugte er sich vor und zog seine Schuhe wieder an.
»Gott, du stöhnst wie ein Neunzigjähriger«, feixte Brad.
»Ich stöhne nicht nur so, ich fühl mich auch wie neunzig. Seit fünf Stunden renne ich wie ein Wahnsinniger durch die Gegend, meine Füße bringen mich fast um und mein Rücken streikt auch langsam.« Alec richtete sich mühsam auf, nahm sein Glas und leerte es in einem Zug.
»So, ich stürze mich wieder ins Gewühl, bevor da draußen alles Drunter und Drüber geht.« Er verließ das Büro, ging den Flur entlang. Nach einem kurzen Rundumblick, stellte er sich hinter die Theke.
»Alles paletti?«, fragte er den Barmann, der gerade ein Tablett mit Biergläsern auf den Tresen stellte.
»Klar, Boss, es ist ein bisschen ruhiger geworden. Draußen schneit es wie verrückt. Da wollen alle schnell nach Hause, bevor es auf der Straße Probleme gibt«, bekam er als Antwort. Alec wusste, dass er sich auf seine Mannschaft verlassen konnte und Ian, sein Gegenüber, war einer seiner besten Mitarbeiter.
»Hattest du schon Pause?«
»Nein, aber wenn es dir recht ist, geh ich jetzt eine halbe Stunde. Ich brauch noch ein Geschenk für meine Freundin.« Ian grinste und nahm die schwarze Kellnerschürze ab.
»Kein Problem, lass dir ruhig Zeit, wir schaffen das schon. Weißt du schon, was du ihr schenken willst?« Alec nahm ein Tuch in die Hand und begann, die gespülten Gläser zu polieren.
»Ich habe drüben beim Juwelier wunderschöne Ohrringe gesehen, die sind noch haarscharf in meiner Preisklasse. Sie steht auf Schmuck.« Ian zog sich seinen Parka über und ging Richtung Tür.
»Oh, eine Dame mit Geschmack«, sagte Alec und hoffte, dass man seinen Sarkasmus nicht zu sehr heraushörte. Er hatte die Freundin seines Barkeepers einmal gesehen. Er mochte sie nicht. Natürlich konnte er Ian nicht sagen, was er von der affektierten, aufgetakelten Tussi hielt. Seit einem halben Jahr waren die beiden zusammen und so wie er die Sache sah, konnte man die junge Frau nur mit teuren Geschenken bei der Stange halten. Doch das sollte nicht sein Problem sein, fand er. Alec machte sich mehr Gedanken um seine Beziehung zu William, der von ihm zärtlich Liam genannt wurde. Seit ungefähr einem Jahr waren sie nach monatelanger Trennung wieder ein Paar. Schuld an ihrem damaligen Beziehungsaus war Liams notorisches Fremdgehen gewesen. Auch wenn sein Partner ihm immer wieder versicherte, dass er ihn nie wieder betrügen würde, vertraute ihm Alec noch immer nicht vollständig. Die viele Arbeit trug auch nicht gerade dazu bei, seine Zweifel zu zerstreuen. Er sah Liam derzeit lediglich zwischen Tür und Angel. Seinem Liebsten gehörte das ›Hunter II‹, das ebenfalls in der Einkaufspassage lag. Wie überall zu dieser Jahreszeit ging es auch in diesem vornehmen Restaurant rund. Weihnachtsfeiern der großen Firmen waren an der Tagesordnung. Alec seufzte, er sehnte sich danach, wieder einmal einen ruhigen Abend mit Liam verbringen zu können, doch bis zum dreiundzwanzigsten Dezember würde das wohl ein Wunschtraum bleiben.
»Hey Alec, kann ich ein Coke und ein Sandwich haben?« Eine müde Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und sah sich Amy gegenüber. Die rothaarige junge Frau hatte dunkle Ränder um ihre Augen. Sie war, die Restaurantleiterin in Liams Restaurant.
»Ja klar, Süße. Du siehst ganz schön fertig aus.« Alec stellte ihr ein Glas des gewünschten Getränkes auf die Theke und ging in die Küche, um ihr ein Thunfischsandwich herzurichten. Alec wusste genau, wie Amy es mochte, da brauchte er gar nicht erst nachzufragen. Als er ihr den Teller auf den Tresen stellte, machte sie sich gierig darüber her.
»Lässt William euch hungern?«, fragte Alec sie belustigt. Amy blickte von ihrem Essen hoch, den Mund vollgestopft sah sie aus, wie ein Hamster, was ihn nur noch breiter grinsen ließ. Hastig kaute sie und schluckte das Brot hinunter.
»Ich hab ihn heute noch nicht gesehen. Bei uns ist die Hölle los. Ich hatte einfach noch keine Zeit zum Essen«, teilte sie Alec pikiert mit. Dessen Kopf ruckte in die Höhe.
»Was heißt das, du hast ihn heute noch nicht gesehen? Wo ist er denn?«, fragte er Amy schroffer als beabsichtigt. Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von der Coke.
»Er war ganz kurz am Morgen im Restaurant, danach ist er mit dem neuen Ober weggefahren. Hat mir Amaury erzählt.«
»Mit dem neuen Ober? Diesem blonden eingebildeten Schnösel? Wo sind sie hingefahren?«, bohrte Alec hastig nach. Ihm wurde schlecht. Bilder von damals schoben sich vor seine Augen. Bilder, die er nie wieder sehen wollte. Liam, engumschlungen mit einem fremden Mann in ihrem Bett. Er fühlte, wie seine Beine nachgaben und ihm Schweiß auf die Stirn trat. Amy sah ihn besorgt an. Sie kam hinter die Bar, legte ihm stützend einen Arm um die Taille.
»Komm, du siehst aus, als würdest du gleich zusammenbrechen.« Behutsam führte sie ihn an einen freien Tisch und setzte ihn dort auf einen Stuhl. Alec atmete ein paar Mal tief ein, er musste die Übelkeit vertreiben. Auch wenn im Moment nur wenige Gäste im Pub waren, würde es kein gutes Bild abgeben, wenn er sich mitten im Lokal übergab. Langsam konnte er wieder klarer denken, sein Magen schien sich zu beruhigen. Amy wusste, was damals zwischen Liam und ihm passiert war, er brauchte also kein Geheimnis daraus machen, warum er sich so mies fühlte. Alec schnappte sich sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer seines Liebsten. Nach einer gefühlten Ewigkeit sprang die Mobilbox an. Er legte auf. Sein Magen begann erneut zu rebellieren. Wieder sah er Liam auf dem Körper seines Angestellten. Hörte sein Stöhnen, während er sich hemmungslos in den anderen Körper hinein rammte. Alec sprang auf, lief auf die Toilette und übergab sich. Pausenlos krampfte sich sein Magen zusammen, bis nur noch ätzender Gallensaft seine Speiseröhre hochkam.
»Alec, bist du da drinnen?«
»Ich komme gleich«, krächzte er. Amy hatte anscheinend Brad Bescheid gegeben. Der stand nun vor der Kabinentür. Mühsam kam er auf die Beine und wischte sich mit dem Toilettenpapier den Mund ab. Alec drehte sich um, öffnete die Tür. Er ging an seinem Freund vorbei zum Waschbecken. Er beugte sich vor, ließ das kalte Wasser über seinen Kopf laufen. Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, zuckte er leicht zusammen.
»Was ist passiert, Kumpel?«, hörte er Brad leise fragen. Alec schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht. Liam ist nicht in der Arbeit. Amy sagte, er wäre mit dem neuen Ober weggefahren und ich habe wohl überreagiert. Es geht schon wieder.«
»Es kann viele Gründe geben, warum William mit dem Mann weg ist. Er liebt dich, Alec. So etwas wie damals, würde er dir nie mehr antun«, versucht Brad seinen Freund zu beruhigen.
»Du gehst nach Hause und ruhst dich aus. Okay? Ian ist gerade zurückgekommen, die letzten zwei Stunden schaffen wir auch alleine. Es würde mich sehr wundern, wenn Leland nicht auch noch vorbeikommen würde. Der kann auch helfen«, bestimmte Brad und schob Alec aus der Toilette.
»Ich kann jetzt nicht alleine zu Hause herumhängen«, flüsterte Alec und ging wieder hinter die Bar.
»Geht es dir besser?«, fragte Amy, die wieder auf dem Barhocker saß.
»Ja danke, Süße, alles in Ordnung.« Alec sah sie dankbar an und stellte ihr noch ein Coke hin.
»Ich weiß, wie das ist, mit einer Magenverstimmung sollte man nicht spaßen«, plapperte Ian drauflos. Jetzt wusste Alec wenigstens, womit man sein Unwohlsein begründet hatte und war seinen Freunden sehr verbunden dafür. Ohne weitere Worte zu verlieren, machte er sich wieder an die Arbeit. Das lenkte ihn wenigstens vom Grübeln ab. Das Pub füllte sich erneut, die letzten Einkäufer kamen mit ihrer Ausbeute und schmerzenden Beinen auf einen kleinen Absacker vorbei. Amys Pause war zu Ende, sie musste ins Restaurant zurück. Mit dem Versprechen, herauszufinden, wo William mit seinem Ober hingefahren war, verabschiedete sie sich. Wie Brad prophezeit hatte, dauerte es nicht lange und Leland betrat das Lokal. Er setzte sich an die Bar und Alec öffnete sofort eine Flasche Champagner. Das ›Blubberwasser‹ war Lelands Lieblingsgetränk, daher hatten sie es immer vorrätig.
»Gott, seht ihr müde aus, da erübrigt sich wohl meine Frage, was wir heute noch unternehmen.« Lee nahm einen großen Schluck seines Getränkes. Er sah resigniert in die Gesichter seiner Freunde. Alec schüttelte fassungslos den Kopf.
»Du sagst es, Kleiner. Wir sind seit Stunden auf den Beinen und hundemüde. Bei uns steppt um diese Jahreszeit der Bär, falls du es noch nicht mitbekommen hast«, fauchte Brad Leland an. Der zog entrüstet die Augenbrauen hoch. Diesen Ton war er von seinen Freunden nicht gewohnt.
»Das könntest du auch höflicher sagen. Marc und ich arbeiten auch, falls du das vergessen haben solltest, aber wir sind deswegen nicht so unfreundlich. Ich denke, so ein Verhalten ist nicht gerade geschäftsfördernd«, erklärte er Brad mit stoischer Miene. Der bekam einen hochroten Kopf. Man hatte das Gefühl, gleich müsste Dampf aus seinen Ohren schießen. Plötzlich begann er süffisant zu grinsen.
»Ian hat so viele Überstunden in diesem Monat, ich würde ihm morgen gerne freigeben. Wie wäre es, wenn du uns aushelfen und seine Schicht übernehmen würdest?« Brad sah seinen Freund lauernd an. Wäre doch gelacht, wenn er diesem überheblichen Kerl nicht einen Dämpfer verpassen könnte. Leland betrachtete das Champagnerglas vor ihm, unschlüssig, was er von dieser Frage halten sollte. Marc und er waren stille Teilhaber des ›Figleaf‹, sie hatten bereits öfter ausgeholfen, aber diesmal hatte er das Gefühl, als wollte Brad ihn reinlegen. Kurz überlegte er, ob morgen was Wichtiges in ihrem Architekturbüro anstand.
»Okay, warum nicht. Ich brauch sowieso etwas Abwechslung, bei uns ist es immer ruhig vor Weihnachten«, antwortete er, nachdem ihm keine Termine eingefallen waren. Alec sah Brad fassungslos an. Da diese Woche sein Freund Bürodienst hatte, würde er sich morgen mit Leland herumschlagen müssen. Wie konnte er ihm das nur antun?! Er liebte Leland wie einen Bruder, aber er wusste auch, dass der nie und nimmer eine so harte Schicht durchhalten würde. Zumindest nicht, ohne ihn in den Wahnsinn zu treiben. Schnaubend ging er um die Theke herum und begann den gerade frei gewordenen Tisch abzuräumen.
»Ian, hast du gehört? Du hast morgen frei«, hörte er Brad hinter sich schadenfroh sagen. Der hämische Tonfall trug nicht wirklich zu seiner Beruhigung bei.
Kapitel 3
»Und, glaubst du auch, dass er ihn wieder betrügt, Honey? Für so dumm halte ich ihn eigentlich nicht.« Tom kuschelte sich zu seinem Schatz auf die Couch. Brad drehte sich zur Seite, legte sich zurück und zog Tom zwischen seine Beine. Er genoss ihren gemeinsamen Abend. Viele gab es davon nicht in letzter Zeit.
»Ich kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen, aber wer weiß. Auf alle Fälle befürchtet es Alec. Du hättest ihn sehen sollen.« Brad streichelte über Toms Bauch.
»Er war völlig durch den Wind. Es war furchtbar anzusehen. Wenn William ihn wirklich betrügt, überlebt er das nicht.«