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Yara hat es geschafft! Als neue Assistentin bei Sea Wolf Gaming taucht sie in die Welt der Videospiele ein. Inmitten der Möglichkeiten und Herausforderungen trifft sie auf Nick - ihren vergebenen Vorgesetzten. Trotz seiner unnahbaren und ablehnenden Art übt er eine unbegreifliche Anziehung auf sie aus. Yara spürt, dass sich hinter seiner rauen Fassade mehr verbirgt, als er preisgibt. Doch die Situation wird noch komplizierter, als sich plötzlich jemand aus ihrer Vergangenheit meldet und alte Wunden wieder aufreißt. Auf einmal steht sie vor der Herausforderung, hinter Nicks Mauern zu blicken, ohne dabei ihre eigenen Prinzipien zu verraten. Zwischen der Anziehungskraft des Verbotenen und der Suche nach persönlichem Glück muss sie eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern könnte.
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Seitenzahl: 376
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Triggerwarnung:
Eine Liste mit sensiblen Themen und möglichen Triggern findest du am Ende des Buches.
Pass gut auf dich auf.
Playlist
Prolog
November
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechszehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Siebenundzwanzig
Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
August
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Dreiunddreißig
Vierunddreißig
Fünfunddreißig
Sechsunddreißig
Epilog
Danksagung
Wonderwall – Oasis
Best of both worlds – Hannah Montana
If I wasn't your daughter - Lena
Señorita – Shawn Mendes, Camilla Cabello
Falling – Eden Elf
Quit Playing Games – Backstreet Boys
Crush – Tessa Violett
Don’t let me down – The Chainsmokers
Kleiner Finger Schwur – Florian Künstler
Fallin' for you – Colbie Caillat
A whole new world – Mena Massoud, Naomi Scott
Secret Love Song – Little Mix, Jason Derulo
Wie viele Lieder muss ich noch schreiben? – SDP, Montez
Flowers – Miley Cyrus
Ich hätte es wissen müssen.
Schon an diesem ersten Tag, als ich ihr Bewerbungsvideo sah, hätte ich es wissen müssen. Da war etwas in ihrem Blick, das mich auf eine seltsame Weise fesselte. Ihre Augen schienen eine Vielzahl an Geschichten zu bergen, die darauf warteten, erzählt zu werden.
Vom ersten Moment an hatte ich gespürt, dass diese Frau besonders war. Ich hatte mir schreckliche Mühe gegeben, sie auf Abstand zu halten. Doch all meine Anstrengungen waren vergeblich. Stück für Stück zog sie mich ins Verderben. Obwohl ich es bemerkte, scheiterte jeder Versuch, die Notbremse zu ziehen kläglich. Ich wand mich wie wehrlose Beute im Netz einer Spinne, doch hatte keine Chance, zu entkommen. Je mehr ich es versuchte, desto mehr verstrickte ich mich.
Und nun lag sie neben mir, ihre Atemzüge gleichmäßig und beruhigend, während sanftes Licht durch das Fenster fiel und ihr Gesicht beleuchtete. In diesem Moment wollte ich nichts anderes, als dass sie für immer bei mir blieb. Ich wollte sie noch näher zu mir heranziehen, ihre Wärme spüren und diesen Augenblick für die Ewigkeit festhalten.
Aber gleichzeitig zerfraß mich eine innere Schuld. Diese nagende Gewissheit, dass das hier nicht sein durfte. Dass wir eine Grenze überschritten hatten, die niemals überschritten werden sollte. Doch die Verlockung war zu stark gewesen und jetzt lagen wir hier. In mir tobte ein Sturm aus Glück und purer Verzweiflung.
Ich sah sie an, bewunderte jede Einzelheit ihres Gesichts, die Zartheit ihrer Lippen, die leichte Bewegung ihrer Wimpern. Jeder Moment mit ihr war ein bittersüßes Geschenk, ein ständiger Kampf zwischen dem, was ich wollte, und dem, was richtig war. Mir wurde klar, dass ich schon lange verloren war, denn das hier durfte nicht sein.
Es durfte nicht sein.
»Willkommen an Bord!«, stand in großen Lettern über dem Logo von Sea Wolf Gaming auf der Mappe, die ich vor wenigen Sekunden gemeinsam mit einem Paket aus den Händen des Zustellers gerissen hatte. Ehrfürchtig strich ich mit meinem Daumen über die glatte Oberfläche. Vor einigen Tagen hatte ich bereits den erlösenden Anruf bekommen, aber es war ein anderes Gefühl, es schwarz auf weiß, oder in diesem Falle weiß auf schwarz, vor mir zu sehen.
Im Laufe des Studiums hatte ich einige Gelegenheitsjobs gehabt, aber dieses Gefühl war ein anderes. Es fühlte sich wie ein Portal in eine neue Welt an. Eine Welt, die es mir ermöglichte, mein Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen. Ich schnappte mir mein Handy, das auf der grauen Arbeitsplatte der Durchgangsküche lag und drückte den Knopf für eine Sprachnachricht.
»Lucia, rate, was angekommen ist«, forderte ich meine beste Freundin darin auf und zog die Aufforderung künstlich in die Länge, als wäre ich so in der Lage einen Spannungsbogen aufzubauen, ehe ich meinen Finger vom Aufnahmebutton nahm. Dabei war es mir klar, dass sie sofort Bescheid wüsste, schließlich redete ich seit Tagen gefühlt nur von diesem Job und der Chance, die sich mir damit bot: Zukünftig würde ich die neue Assistentin der Wölfe sein, wie sie von ihren Fans genannt wurden. Einem Zusammenschluss aus vier Männern, die ursprünglich durch ihren Gaming Content bekannt geworden waren.
Statt einer Antwort, klingelte es nur drei Minuten später an der Tür und durch die Freisprechanlage schallte mir die energische Stimme meiner besten Freundin entgegen.
»Ich weiß es, ich weiß es! Und jetzt lass mich endlich rein, du Flasche, sonst schließe ich mir die Tür selbst auf«, drohte sie mir durch den Hörer.
Lucia wohnte nicht weit entfernt. Für meine Abwesenheiten oder für den Fall, dass etwas passieren sollte, hatte sie einen eigenen Schlüssel zu meiner Wohnung – und ich zu ihrer. Ich kicherte, als sie, wie ein kleines Kind hüpfend, die Treppe hinauf stürmte und sich an mir vorbei in mein schnuckeliges Appartement drängelte. Ihre blonden Locken federten bei jedem ihrer Schritte und die einfallenden Sonnenstrahlen, die den sonst eher tristen November erträglicher machten, verliehen ihrem Haar einen goldenen Ton. Wenn man es nicht besser wusste, dann würde man sie auf den ersten Blick für einen lebendig gewordenen Engel halten. Doch in ihr steckte viel mehr als das. Wenn sie den kleinen Teufel in sich herausholte, war ich jedes Mal froh, dass sie meine Freundin war, denn Lucia wollte man wirklich nicht als Feindin haben. Sie war keinesfalls bösartig, aber ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit, ließ sie hin und wieder aus der Haut fahren.
»Zeig mir alles«, forderte mich meine beste Freundin auf und ich tat wie mir befohlen wurde. Ich hielt das Shirt, das ich als nächstes hinauszog, an beiden Ärmeln fest und wirbelte es durch mein kleines Appartement, während ich mich vor lauter Freude im Kreis drehte. Es fühlte sich an, als würde ich eine neue Uniform in den Händen halten, selbst wenn ich im Arbeitsalltag natürlich keine Merchandise-Artikel tragen musste.
»Das könnte glatt als Bandshirt durchgehen, was bedeutet: Ich liebe es.« Sie riss mir das Shirt aus der Hand und betrachtete es mit leuchtenden Augen.
»Ich weiß, aber das ist meins!«, protestierte ich.
»Aber wenn du erstmal eine große Nummer bist, dann besorgst du mir auch eins, oder?« Lucia schob ihre Unterlippe nach vorne und sah mich aus ihren großen, warmen Augen an, als hätte sie diesen Blick ihr Leben lang geübt.
»Damit du die Jungs im Park noch offensichtlicher verrückt machen kannst? Als wäre das süße, blonde Skatergirl nicht schon genug. Nein, jetzt möchtest du auch noch die Gamerkarte spielen!«, sagte ich und lachte aus vollem Herzen. »Komm schon, wie viel feuchter Traum möchtest du denn noch sein?«
»Ich habe da noch was nachzuholen«, sagte sie und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Sie stimmte in mein Gelächter ein. Ich spürte eine innere Wärme und Zufriedenheit, sie wieder aufrichtig lachen zu sehen. Die Trennung von ihrer großen Jugendliebe hatte ihr das Herz gebrochen, aber mittlerweile sah sie nach vorne und genoss ihr Leben in vollen Zügen. Irgendwann hatte ich aufgehört, mir jeden Namen einer neuen Eroberung zu merken, aber was waren schon Namen, solange die Personen dahinter meine Freundin für den Moment glücklich machten und alle mit der Situation einverstanden waren?
Ich ließ mich neben ihr auf den grauen Zweisitzer fallen und las wiederholt die erste Seite der Willkommensmappe. Als mein Blick über das Startdatum wanderte, schlug mein Herz mit voller Kraft und ich war froh, dass die Anatomie so etwas wie einen Brustkorb vorgesehen hatte, sonst wäre es spätestens in diesem Moment in einem hohen Bogen herausgesprungen.
Zum Glück arbeitest du nur hinter der Kamera, beschwichtigte ich mich in meinen Gedanken selbst. Das Reden vor einem großen Publikum machte mich nervös, da war es ganz gleich, ob im Hörsaal bei einem Vortrag, auf einem Geburtstag bei einer Ansprache oder eben vor beinahe zwei Millionen Menschen, die vor den Bildschirmen saßen. Es konnte in solchen Situationen so vieles schief gehen. Die Angst sich zu versprechen oder einen Blackout zu haben, schwebte in jenen Momenten wie ein Damoklesschwert über mir, obwohl ich sonst redegewandt war und mitunter sogar vorlaut sein konnte.
»Morgen ist es so weit«, murmelte ich gedankenverloren.
»Du machst dir zu viel Gedanken, Guapa!«, seufzte Lucia, die meine Anspannung zu bemerken schien. Ein warmes Gefühl ereilte mich, als sie meinen spanischen Kosenamen benutzte.
»Ich weiß, aber das Gefühl, dass ich mein Leben das erste Mal vollkommen selbst in die Hand nehmen kann, überwältigt mich. Diese Bewerbung war allein meine Entscheidung, weißt du? Ich habe sie allen Ratschlägen zum Trotz und entgegen jeglicher Vernunft gefällt.«
Als ich diese Worte aussprach, schossen mir unendlich viele Gesprächsfetzen in den Kopf, als wären sie aus einer Konfettikanone abgeschossen worden und die Schnipsel regneten nun auf mich herab. Da war zum Beispiel das Angebot, dass ich dort anfangen solle, wo ich während meines Studiums mein Pflichtpraktikum absolviert hatte. Oder die Idee, dass ich noch meinen Master dranhängen könne, um später mehr zu verdienen. Und sowieso, ob es denn nicht eine viel bessere Idee wäre, wenn ich zu Mamas altem Bekannten in unserer Heimat im hohen Norden ginge. Er feuere mich sicher in den nächsten vierzig Jahren nicht und einen sichereren Job könne es nicht für mich geben.
Aber all das entsprach nicht meinen Wünschen. Ich musste diese einmalige Chance ergreifen und in meinen Traumjob einsteigen, um die Welt zu entdecken. Die Zeit, in der ich meinen Kopf mit Theorien volldröhnte, sollte endlich vorbei sein. Und selbst wenn dieser Weg in eine Sackgasse führen würde, so wollte ich es mir endlich erlauben einen potenziellen Fehler zu machen und daraus zu lernen. Allerdings fühlte sich mein Entschluss gut an. Etwas, das sich so gut anfühlte, konnte kein Fehler sein, oder? Ich hatte entschieden, dass meine Selbstverwirklichung mir wichtiger war als finanzielle Sicherheit oder eine Jobgarantie auf Lebenszeit. Solange ich mir mein bescheidenes Leben leisten konnte, war ich zufrieden. Und das ermöglichte mir diese Stelle zweifelsohne. Ich würde mir keinerlei Sorgen um meine Existenz machen müssen, so viel stand fest. Es war nicht zwingend notwendig, immer nach größeren Möglichkeiten zu streben, nur weil sie theoretisch existierten.
Doch trotz aller Zuversicht, die mein pochendes Herz erfüllte, war da dieser eine Punkt, wegen dem ich mir Gedanken machte.
»Und ich habe Angst nicht gut genug zu sein.« Ich sprach beinahe lautlos und spürte dieses leichte Zittern in meinen Armen, das mir wohl vertraut war und immer auftrat, wenn ich Angst hatte zu versagen oder wenn mich etwas über alles stresste. Es war ein Gefühl, als würde ich an einem Abgrund stehen und ein Seil fest umklammert halten, an dem zig Menschen hingen. Jeder dieser Menschen hatte eine gewisse Erwartungshaltung an mich und es war meine Aufgabe, sie nicht abstürzen zu lassen und dieses Seil mit aller Kraft zu halten.
»Ich weiß, Yara«, riss mich Lucia aus meinen Gedanken. Sie drehte sich leicht zu mir und begann aufmunternd meinen Arm zu streicheln. »Aber lass mich dir eins sagen: Du hast das Leben bis hierher gemeistert, egal wie kompliziert es wurde und jetzt folgst du deinem Herzen. Und gerade deswegen musst du dir keinen Kopf machen. Denn das da«, sie tippte mit ihrem manikürten Finger auf meinen Brustkorb, an die Stelle, an der sie mein Herz vermutete. »Genau das da, wird dich leiten. Du hast deine Entscheidung getroffen und egal welche Herausforderung dich dort erwarten wird: Am Ende wird alles einen Sinn ergeben.«
Vermutlich hatte sie Recht. In dem Moment, als ich die Ausschreibung vor einigen Wochen gesehen hatte, spürte ich eine innere Gewissheit, die mir sagte, dass ich alles daran setzen musste diesen Job zu bekommen. Und das tat ich. Nacht um Nacht schlug ich mir um die Ohren, um an einem Videokonzept für meine Bewerbung zu arbeiten. Ich durchsuchte sämtliche Internetseiten nach Informationen zu den Wölfen und der Branche, die ich nur aus Nutzer- und Konsumentensicht kannte. Und nicht zuletzt probte ich gleich mehrfach, was ich in einem Vorstellungsgespräch sagen würde, um von mir zu überzeugen.
»Und überhaupt, wie könnte jemand wie du das Ding nicht rocken?«, fragte Lucia in ihrem Redeschwall weiter. Sie unterbrach ihren Monolog nur kurz, schielte zur Seite und ergänzte mit einem schiefen Grinsen. »Vor allem mit diesem Shirt!«
»Ist ja schon gut, ich besorge dir so schnell wie möglich auch eins«, sagte ich lachend.
Diese Frau war Fluch und Segen zugleich.
Der Nachmittag mit meiner engsten Vertrauten war wie im Flug vergangen. Ich liebte Lucia dafür, dass sie mich so gut kannte und genau wusste, welche Worte ich in jedem einzelnen Moment brauchte und ich nahm jede Sekunde der Ablenkung, die sie mir bot, dankend an. Tatsächlich war mein Freundeskreis eher klein und die meisten in meinem Umfeld würde ich vermutlich als lose Bekannte beschreiben. Jene Menschen, mit denen man sich zum Essen oder Ausgehen traf oder mit denen man Lerngruppen bildete, aber tiefe Freundschaften führte ich selten. Ich hatte über die Jahre sehr gut gelernt, wie ich Menschen an meinem Leben teilhaben lassen konnte, ohne dass sie merkten, dass ich ihnen niemals so ganz traute und einen Teil von mir sicher verborgen hielt.
Umso mehr schätzte ich meine Freundschaft zu Lucia, denn ihr musste ich nicht erklären, wie ich mich fühlte. Sie kannte meine Unsicherheiten hinter der selbst gebauten Schutzmauer. Sie wusste über meine Makel Bescheid und war dennoch mittlerweile seit sechszehn Jahren an meiner Seite. Von dem Tag an, als dieser blonde kleine Lockenkopf mit den Sommersprossen zum ersten Mal in den Klassenraum spazierte, waren wir unzertrennlich.
Als ich mich in der Grundschule vor den größeren Jungs verstecken musste, weil ich beim Pokémonkartentausch unfair verhandelt hatte, stand sie vor der Toilette Schmiere. Als ich das erste Mal verliebt war, hat sie Amor gespielt und meinen Liebesbrief zugestellt. Und als wir uns bei der Klassenfahrt nach Paris im hippen Montmartre verliefen, hatte sie uns wieder heile ins Hotel geführt und aufdringliche Verkäufer abgehalten.
Zugegeben, auch bei uns war nicht alles rosarot. Sie war nämlich ebenfalls da, als wir uns um Barbiepuppen gestritten hatten und sie mir ein Haarbüschel ausriss. Oder als wir beide für Kai aus der 6. Klasse schwärmten. Damals redeten wir ganze acht Stunden nicht mehr miteinander, bis wir uns darauf einigten, dass seine Igelfrisur sowieso schrecklich war und er doch lieber mit der doofen Melanie aus der Parallelklasse gehen sollte. Wären wir optisch nicht so unfassbar verschieden gewesen, so hätten uns die meisten sofort für Schwestern gehalten – ständig in kleine Neckereien verwickelt, aber am Ende doch ein Herz und eine Seele.
Folglich war es kein Wunder, dass sie auch in diesem Moment wieder die richtigen Worte fand, während wir Sushi essend in meiner Wohnung saßen und ein Sea Wolf Gaming Video schauten.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde Kilian einfach süß. Packst du mir den zum T-Shirt dazu?«, fragte meine Freundin lachend und pausierte das Video.
Sie hatte auf jeden Fall Recht, dass Kilian, der Jüngste der Wölfe ein echter Hingucker war. Allerdings stand sie mit dieser Meinung nicht allein da. Die halbe weibliche Fangemeinde und vermutlich ebenso viele der männlichen Anhänger liebten den Blondschopf mit dem charmanten, breiten Lächeln und den definierten Muskeln. Er war der Typ von Mann, den man ansah und bei dem man sich nicht sicher sein konnte, ob man einen spitzbübischen, offenen Kerl anschaute oder einen arroganten Sportfanatiker.
»Ich glaube die Leute werden mich lieben, wenn ich am ersten Tag ins Büro spaziere und erstmal Ansprüche auf sämtlichen Merch und den Frauenschwarm der Gruppe stelle.« Meine Stimme triefte vor Ironie.
»Wenn du deinen scharfen Arsch durch die Gänge des Büros schiebst, dann werden sie es dir verzeihen. Und da ich an diesem knackigen Hintern nicht ganz unbeteiligt bin, finde ich, dass eine kleine Belohnung angemessen wäre.«
Sie übertrieb zwar ein bisschen beim Loben meines Gesäßes, aber es gab sicherlich schlechtere Rückansichten. In den letzten Monaten hatte sie mich in den Schreibpausen meiner Bachelorarbeit immer wieder dazu gezwungen, sämtliche neue Sportarten auszuprobieren. Diesen Sommer waren wir beim Stand-Up-Paddling hängen geblieben. Ich liebte es, die Welt vom Wasser aus zu erkunden und dort, wo es mir gefiel, eine Pause auf meinem Brett einzulegen und mich in der Sonne treiben zu lassen. Beim Gedanken an den nächsten Sommer und die Ruhe des Wassers, überkam mich ein warmer Schauer und ich konnte ihn kaum erwarten.
»Vielleicht kann ich euch einander ja mal vorstellen«, antwortete ich ausweichend. »Aber ich bin wirklich nicht da, um die Jungs kennenzulernen. Also zumindest nicht auf dieser Ebene.«
»Weiß ich doch. Aber wäre es denn so schlimm, wenn sich was ergibt?« Lucia zwinkerte mir zu. Sie schloss wohl von sich auf andere, aber ich zuckte instinktiv mit den Schultern, weil ich über diese Frage bislang nicht nachgedacht hatte. Viel mehr noch, wollte ich darüber gar nicht nachdenken, da ich es für verschwendete Zeit hielt. Mein Ziel war es, in der Berufswelt Fuß zu fassen, professionelle Kontakte zu knüpfen und die Gamingwelt von einer anderen Seite kennenzulernen. Mein Privatleben oder etwaige Liebesgeschichten hatten in meiner aktuellen Planung weder Platz noch eine besondere Relevanz.
»Ich würde dir sogar Kilian überlassen«, bot Lucia großzügig an. »Ihr würdet richtig gut zusammenpassen. Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.«
»Hast du mich gerade hässlich genannt, du Hexe?«, spielte ich auf die gottgleiche Optik des SWG-Mitglieds an. Ich schmiss beherzt ein Kissen nach ihr, das sie in letzter Not abwehren konnte.
»Man hört nur, was man hören will«, sagte sie und warf mir einen Kussmund zu.
Mittlerweile saß ich allein in meiner hellen Einzimmerwohnung und blickte in den begrünten Hinterhof, der bereits im Dunkeln lag. Ich kontrollierte noch einmal meine Bahnverbindung für den kommenden Morgen. Der erste Tag des Monats fiel auf einen Dienstag. Aus diesem Grund hatte ich mich mit der Geschäftsführung von Sea Wolf Gaming darauf geeinigt, die ersten Tage bis zum Wochenende vor Ort in Köln zu verbringen. Dort würde ich sowohl eingearbeitet werden als auch das Equipment für meine Homeoffice Tage bekommen. Zufrieden schaute ich auf meinen gepackten Koffer für die kommenden Tage und ging ein letztes Mal meine Checkliste, in dem kleinen roten Buch, durch. Ich goss meine geliebte Monstera, die auf einem goldenen Hocker direkt vor der Nische zu meinem Schlafbereich stand. Abgehakt.
Mein Satinpyjama kühlte meine Haut, die auf Grund der Aufregung, wie Feuer brannte. Mit einem beherzten Ruck schmiss ich mich schließlich in mein Bett, das von tausenden Kissen bedeckt war und griff eines davon, um es eng an mich zu drücken. Wenn ich das nächste Mal hier liegen würde, hätte mein neues Leben begonnen. Ich fühlte, wie eine tiefe Zufriedenheit durch mich hindurch strömte und glitt beruhigt ins Land der Träume.
Die Kälte der frühen Morgenstunden drang durch meine Jacke und ließ mich sie enger um mich schlingen, während ich die Straßen entlangging. Die Pflanzen am Straßenrand wirkten eisig und zerbrechlich in der kalten Luft. Der Frost bedeckte sie wie ein zarter Schleier, als ich mich auf den Weg nach Köln machte, wo sich das Büro von Sea Wolf Gaming befand. Es lebte zwar nur ein Bruchteil der Gründungsmitglieder und Mitarbeiter in der Stadt am Rhein, aber eine Basis in einer der größten Medienstädte des Landes war sicher keine schlechte Wahl.
Die örtliche Flexibilität meine Arbeit weitestgehend von überall ausführen zu können war ein unwiderlegbarer Vorteil der Branche und des neuen Jobs. Denn so konnte ich weiterhin in meinem kleinen Örtchen, in rund hundert Kilometern Entfernung, wohnen bleiben. Die horrenden Mieten in der Millionenstadt hätte ich mir mit dem zukünftigen Gehalt zwar leisten können, aber zum einen war der Wohnraum knapp und zum anderen bestand ein entscheidender Unterschied zwischen dem, was man sich leisten konnte und dem, was man sich leisten wollte.
Selbstverständlich war es verlockend, in die Großstadt zu ziehen und mitten im Geschehen zu sein, aber gleichzeitig war ich nicht gewillt, die unverschämten Immobilienpreise mitzutragen. Es lag zwar eine gewisse Entfernung zwischen meinem Wohnort und meiner Arbeitsstätte, aber da ich selten vor Ort sein musste, empfand ich es nicht als problematisch. Ich sah schlichtweg keinen Grund, umzuziehen. Außerdem wäre es mir schwergefallen, meine Freunde aus Studientagen und den geliebten kleinen See in meiner Nachbarschaft hinter mir zu lassen. Ich würde das Beste aus beiden Welten bekommen: Das Kleinstadtleben und die Natur auf der einen Seite und die kosmopolitische Atmosphäre der Großstadt und Onlinewelt auf der anderen.
Als ich vor dem großen Backsteingebäude ankam und in den kleinen Innenhof trat, musste ich beinahe schmunzeln. Ich hätte hier vieles vermutet: ein kleines Atelier oder den Laden einer Schneiderin, vielleicht auch einen Antiquitäten- oder Plattenladen. Aber eines hätte ich hinter den dicken Wänden des alten Gebäudes nicht erwartet – das Büro von einem der größten deutschen Gamingkanäle.
Ich zog den Zopf noch einmal enger, zu dem ich meine langen, braunen Haare gebunden hatte und richtete den Kragen meines schlichten Turtleneck-Shirts. Ich sog die kalte Dezemberluft ein letztes Mal tief in die Lungen ein, zählte bis drei, ehe ich sie wieder entweichen ließ und drückte gegen die eingerastete Tür, die sich unter einem leisen Klicken öffnete. Die Fahrt mit dem Aufzug in den zweiten Stock fühlte sich wie eine Ewigkeit an und ich checkte sicher nicht weniger als fünfzehn Mal mein zartes Alltagsmakeup und meine Haltung in der verspiegelten Wand.
Hallo, Yara Ziegler mein Name, ich habe heute meinen ersten Tag als Assistentin, übte ich mehrmals meine Vorstellung im Kopf, ehe ich in den Eingangsbereich des Sea Wolf Gaming Büros eintrat. Das Licht eines großen, indirekt beleuchteten Logos strahlte mich von der Wand aus an. Es zeigte einen heulenden Wolf auf einer Welle, statt des geläufigen Felsvorsprungs, wie man es vermutlich erwarten würde. Obwohl ich zum ersten Mal in diesen Mauern stand, fühlte ich mich auf eine seltsame Weise zuhause und angekommen. Sofort beruhigte sich mein Pulsschlag. Ich betrachtete die Lichtinstallation ehrfürchtig. Das dumpfe Gefühl, als würde ich alles wie durch eine Wolke wahrnehmen, welches mich auf der gesamten Hinfahrt begleitet hatte, war auf einmal wie weggeblasen.
»Yara?«, riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Und ich blickte in ein freundlich grinsendes Gesicht. Meine vorher geprobte Vorstellung schien also nicht mehr vonnöten zu sein.
»Das bin wohl ich. Hallo!«, erwiderte ich.
»Hey, ich schätze, dass du mich kennen könntest, aber der Höflichkeit wegen, stelle ich mich nochmal vor. Ich bin Sinan«, sagte er überflüssigerweise, denn natürlich wusste ich, wer er war. »Hast du gut hergefunden?«
»Ja, alles wunderbar. Freut mich dich kennenzulernen.«
Ich lächelte den dunkelhaarigen Mann mit den beinahe schwarzen Augen, der mir gegenüberstand, an. Er trug eine zerrissene dunkelgraue Jeans und ein schlichtes weißes Sweatshirt, das einen intensiven Kontrast zu seiner gebräunten Haut bildete. Auf der Brust war nahezu unerkennbar der Schriftzug SWG gestickt. Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Ich hatte absichtlich auf mein neues Shirt verzichtet, um nicht wie ein aufdringlicher Fan zu wirken. Doch nun stand mir dieser Mann gegenüber und trug selbst einen der Sea-Wolf-Gaming-Fanartikel.
»Die Freude ist ganz meinerseits. Wir brauchen deine Verstärkung und ein paar frische Blickwinkel wirklich dringend. Steffen ist leider noch in einem Gespräch mit unserem Management, aber begrüßt dich sicher gleich auch noch persönlich.«
»Gar kein Problem, ich will keine Umstände machen.«
Ich machte eine abwinkende Handbewegung und betrachtete Sinan genauer. Es war ein merkwürdiges Gefühl, jemanden durch hunderte Videos und Streams zu kennen, aber gleichzeitig einem komplett Fremden gegenüberzustehen.
»Darf ich dir deine Jacke abnehmen?«, fragte er mich.
»Natürlich.« Etwas ungeschickt schälte ich mich aus meiner Jacke und reichte sie meinem zukünftigen Kollegen, der sie mir sofort abnahm und an die Garderobe hing.
»Soll ich dir schon mal ein bisschen vom Büro zeigen, solange du noch warten musst?«
»Wahnsinnig gerne, meine Bewerbungsgespräche fanden tatsächlich ausschließlich online statt. Ich bin also noch komplett jungfräulich«, plapperte ich, ohne nachzudenken, drauf los und errötete, als mir bewusst wurde, was ich gesagt hatte. »Also was das Wissen über das Büro angeht, meine ich natürlich.«
»Na, wenn’s nur das ist«, lachte mein Gegenüber. »Also nicht, dass es schlimm wäre, wenn es auch woanders wäre. Und nicht, dass es mich etwas anginge, wenn also …«
»Lass uns mit der Tour beginnen.« Ich rettete ihn aus der unangenehmen Situation und seine Wangen färbten sich in dem gleichen glühenden Rot wie meine eigenen.
Sinan nahm den ihm gebotenen Ausweg dankend an und führte mich durch eine gläserne Tür, in der ich mit einem kurzen Seitenblick versuchte, mein Spiegelbild zu prüfen.
»Den Empfang hast du ja jetzt gesehen, kommen wir zum Gemeinschafts- und Arbeitsbereich«. Er drehte sich mit ausgebreiteten Armen um die eigene Achse und ich hatte kurz Angst, dass er sich gleich auf die Nase legen würde, als seine Pirouette wackelig endete. Ich konnte meinen Augen beim Anblick des großen, offenen Raums kaum trauen. Ich hatte mich wahnsinnig darüber gefreut, in meinen eigenen vier Wänden zu arbeiten, aber beim Anblick dieses Büroraumes, war ich kurz davor es mir noch einmal anders zu überlegen. Die massiven Backsteinwände des Gebäudes verblassten im Hintergrund, während die großen Fenster das Tageslicht hereinließen. Schlicht verputzte Wände trennten den Raum und schufen eine helle und moderne Atmosphäre.
»Hey, ich bin Severin«, grüßte mich ein Mann, der an einer der drei Tischgruppen saß und kurz seinen Blick vom Bildschirm hob. Ich winkte ihm kurz zu, doch er hatte sich bereits wieder von uns abgewendet und sah konzentriert auf seinen Bildschirm.
Zwischen den einzelnen Schreibtischen klemmten längliche Blumenkästen, die mit immergrünen Pflanzen bestückt waren und so einen natürlichen Sichtschutz zwischen den jeweiligen Arbeitsplätzen bildeten. Hinter einigen Monitoren erkannte ich schemenhaft weitere Personen, die aber alle in ihre Arbeit vertieft zu sein schienen. Zumindest vermittelte das kontinuierliche Klappern der Tasten diesen Eindruck.
»Ich liebe diesen Mix aus massiver Bausubstanz und moderner Einrichtung.« Ich nickte anerkennend und ließ meinen Blick über die einzelnen Elemente wandern. Die Tische schienen aus einem hellen Ahornholz gefertigt zu sein. Ich hatte viele Nachmittage nach der Schule in der Werkstatt meines Großvaters verbracht, ehe meine Mum mich nach der Arbeit und ihren Therapiestunden abholen konnte und glaubte daher, es als solches identifizieren zu können. Auf den Tischen standen Curved Monitore und Dockingstationen, mit denen man sein eigenes Equipment an jedem der Plätze anschließen konnte.
»Dann wirst du unseren Meetingraum lieben«, erwiderte Sinan lachend und bat mich mit einer einladenden Handbewegung hinein. »Hier haben wir einen von zwei Meetingräumen, falls mal Gäste oder Geschäftspartner hier sind. Letztens waren sogar Landespolitiker vor Ort, um über eine kommende Kampagne zu reden.« Sinan flüsterte die Worte fast ehrfürchtig, als wäre er selbst beeindruckt, was aus dem einst kleinen Projekt von vier Freunden erwachsen war.
Unter dem Namen Sea Wolf Gaming veröffentlichten die Jungs längst nicht mehr nur Gaming-Videos, sondern auch Streams, Live-Events, Merchandise und alle anderen gängigen Marketingmittel und Unterhaltungsformate, die heutzutage von prominenten Persönlichkeiten erwartet wurden.
»Ich habe davon gelesen«, erwiderte ich beeindruckt. Dass sich die Mitglieder über die Grenzen der Spielewelt hinweg engagierten und unter anderem ein Informationsprogramm zur Mobbingprävention betrieben, imponierte mir bei meiner tiefergehenden Recherche, im Vorfeld meiner Bewerbung, besonders und war ein ausschlaggebender Punkt, weswegen ich mit meiner Bewerbung alles auf dieses eine Pferd gesetzt hatte. Oder diesen Wolf.
»Der andere Raum liegt dort auf der anderen Seite neben den Toiletten. Aber da ist Steffen ja gerade noch. Also im Meetingraum, nicht … Ach, du verstehst mich schon.« Sinan seufzte und rieb sich mit der Hand nervös den Nacken, als er sah, wie bemüht ich meine Lippen aufeinanderpresste, um ein lautes Lachen zu unterdrücken.
Wir betraten den leeren Raum und er hatte Recht. Dieses Zimmer war noch eindrucksvoller. Die Wände besaßen eine grobe, betonähnliche Textur, während eine Sitzgruppe in einem frischem Mintgrün einen belebenden Kontrast zum industriellen Ambiente bildete. Doch das wirkliche Highlight zeigte sich erst, als mein Blick zur Decke wanderte, die mit üppigem Efeu bestückt war.
»Wow«, entfuhr es mir. »Hier hatte aber jemand Geschmack!«
»Das war tatsächlich Eva, Nicks Freundin«, erklärte mir mein Gesprächspartner. Nick war ebenfalls eines der Gründungsmitglieder von Sea Wolf Gaming. Er und Sinan kannten sich bereits vor der Gründung des Kollektivs aus der Schule. Sie waren gemeinsam aufgewachsen und beste Freunde. Es fiel mir schon immer schwer, diese Konstellation zu verstehen. Natürlich kannte ich beide nur aus den Videos und Streams, aber Sinan schien eine echte Frohnatur zu sein, während Nick eher launisch und bisweilen arrogant erschien. Aber offenbar war dies kein Hindernis für ihre besondere Bindung.
»Apropos Nick, war er nicht mal niedlich?«, ergänzte Sinan seine Ausführungen und deutete auf ein kleines gerahmtes Bild an der Wand. »Das war unser erstes Treffen zu viert außerhalb des Internets. Verrückt, wenn man überlegt, dass das jetzt über zwölf Jahre her ist und was aus vier nerdigen Teenagern geworden ist, die sich in einem Gaming Forum kennengelernt haben.«
Ich betrachtete das Bild und der Anblick war wirklich bezaubernd. Da standen vier Jungs in der Höchstphase ihrer Pubertät, so breit grinsend, dass man ihre Zahnspangen sah. Mit stolzgeschwellter Brust trugen sie ihre Gaming-T-Shirts. Obwohl sie äußerlich komplett verschieden waren, schienen sie auf eine gewisse Art schon zu diesem Zeitpunkt sehr verbunden zu sein. Kilian sah bereits mit dreizehn Jahren wie ein kleiner Herzensbrecher aus und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie die Mädels auf ihn geflogen sein mussten. Steffen überragte seine Freunde fast um einen ganzen Kopf und hob den Daumen in die Kamera. Sinan und Nick standen am Rand und hatten den Arm über die Schulter des jeweils anderen gelegt. Ersterer sah exakt so aus, wie die kindliche Version des Mannes, der neben mir stand und das Bild amüsiert betrachtete. Den vierten im Bunde – Nick – hätte ich beinahe nicht erkannt. Mir blickte ein mittelgroßer, pummeliger Teenager entgegen, der fast schon traurig in die Kamera schaute. Seine Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln nach oben gezogen waren, aber irgendetwas in seinen Augen sprach eine andere Sprache. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich von Sinan aus meinen Gedanken gerissen.
»Und hier haben wir unser Studio.« Er deutete auf die Tür am Ende des Flures und wir begaben uns in die gezeigte Richtung.
»Oh ja, das kenne ich aus einigen Videos«, platzte es aus mir heraus und ich hätte mich dafür ohrfeigen können, dass ich kurz das Fangirl raushängen lassen hatte. Obwohl ich mich nicht als klassischen Fan bezeichnet hätte, schaute ich ihre Videos regelmäßig, um über die neuesten Entwicklungen informiert zu werden. Natürlich war jedem bewusst, dass die Menschen, die neu bei den Wölfen anfingen, oft Zuschauer waren, aber ich wollte nicht zu unangenehm auffallen. Ich versuchte abzulenken und bestaunte die Wände auf Rädern, die je nach gewünschtem Hintergrund ausgetauscht werden konnten. Glücklicherweise ging Sinan nicht weiter auf meine Bemerkung ein und bot mir stattdessen an, dass wir zurück in den Gemeinschaftsraum gehen könnten, um uns bei einem Getränk weiter zu unterhalten.
»Hey Yara, entschuldige, heute geht es drunter und drüber. Mir haben ein paar Leute für unser Event in eineinhalb Wochen abgesagt und ich versuche gerade ein paar Sachen hinzubiegen«, unterbrach der Geschäftsführer von Sea Wolf Gaming meinen gemütlichen Plausch mit seinem Kumpel. »Aber egal, das muss dich jetzt nicht kümmern.«
»Wenn ich irgendwie helfen kann«, stieg ich sofort darauf ein. Steffen winkte energisch ab. Ich kannte ihn schon aus unseren Gesprächen vor meiner Einstellung persönlich, doch so direkt vor mir, war er wirklich eine imposante Erscheinung. Ich schätzte ihn auf fast zwei Meter und in seinen Augen spiegelte sich ein fester, entschlossener Blick, der durch seine massiven Kieferknochen zusätzlich betont wurde. Wäre ich ihm ohne Vorwissen auf der Straße begegnet, hätte ich Respekt vor ihm gehabt. Seine rot-blonden Haare umrahmten sein Gesicht und nahmen etwas von der Härte. Ich hatte keinerlei Zweifel, dass er diesen Laden unter Kontrolle hatte und genau wusste, was er tat und welche Entscheidungen er im Leben traf.
»Darf ich die Dame entführen, Sinan? Dann gebe ich dir deinen Laptop und zeige dir deine ersten Aufgaben«, sagte er an mich gewandt und ich folgte ihm zu meinem heutigen Arbeitsplatz.
Mein Kopf schwirrte von all den Eindrücken des Tages und gleichzeitig war ich erfüllt von den zahlreichen positiven Emotionen. Die kurzen Wintertage sorgten dafür, dass ich den Weg zu dem kleinen Hotel im Dunkeln zurücklegte. Ich sog die Stimmen der Menschen und das orangene warme Licht Kölns am Abend auf meinem Rückweg entlang des Rheins auf. Der Spaziergang am Wasser hatte eine beruhigende Wirkung und ich freute mich, nach meiner erfrischenden Dusche, noch eine Runde mit meinen Freunden im Spiel zu verbringen.
Ich hatte den schweren Gaming-Laptop, für den ich viele Stunden in einer kleinen Boutique in Friedrichstadt jobben musste, natürlich mitgenommen. Damals hatte ich für ein Semester in Düsseldorf gelebt, ehe mir meine Mum eröffnet hatte, dass wir uns das Studium und die Miete in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt nicht mehr leisten konnten. Da es für mich nicht in Frage kam, mein Studium zu beenden, suchte ich nach einer Alternative im Umland und wurde schließlich nördlich vom Ruhrgebiet fündig. Zwar brauchte ich von dort aus eine Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Universität, aber diese Zeit konnte gezielt zum Lernen genutzt werden.
Als ich die Mietobjekte in dem kleinen Städtchen besichtigte, war Lucia stets meine treue Begleiterin und verliebte sich in eine Wohnung, die für mich zu groß und kostspielig war. Da meine beste Freundin die Spontaneität in Person und durch ihr Fernstudium ungebunden war, entschied sie kurzerhand mit umzuziehen und mietete sich in dem alten Fachwerkhaus ein. Sie bot mir sogar an, dass ich zu ihr ziehen könnte, aber so sehr ich sie liebte, so sehr wollte ich auch auf eigenen Beinen stehen. Die Geschichte meiner Mutter hatte mir beigebracht, mich niemals von einem Mann abhängig zu machen und ich hatte diese Regel auf das gesamte Leben ausgeweitet. Ich, Yara Ziegler, würde meine Unabhängigkeit niemals für eine andere Person opfern. Ich würde mein Leben selbst in die Hand nehmen und meinen Träumen nachjagen, ehe es zu spät war oder jemand mich zerstören konnte.
Als ich endlich in der kleinen Pension ankam, war mein erster Instinkt, mich von den Fesseln des Tages zu befreien. Der BH flog nach einem langen Tag der Enge auf den Boden, gefolgt von der Jeans, die ich förmlich abstreifte, als wollte ich die Anspannung des Tages mit ihr loswerden.
Die warme Dusche prasselte wie ein sanfter Regenschauer auf meine Haut. Ich ließ mich von ihrem beruhigenden Rauschen umhüllen. Nachdem ich meine Gedanken mit dem Wasser den Abfluss hinuntergespült hatte, schlüpfte ich stattdessen in eine graue, weite Jogginghose und pflanzte mich vor den Laptop. Die gedämpfte Beleuchtung des Raumes und das leise, gleichmäßige Summen des Computers ließen mich endgültig hinunterkommen. Ich loggte mich routiniert in den Channel ein, in dem ich mich regelmäßig mit meinen Onlinefreunden traf und atmete tief durch, um den entspannten Part des Abends einzuläuten.
»Aaaauuuuuuh«, imitierte Organixx – oder Flo, wie er im echten Leben hieß – einen Wolf, als ich den Raum betrat. Ich war froh, einige vertraute Stimmen zu hören und mich fallen lassen zu können. Meine Gamingfreunde kannten mich womöglich besser als mein Umfeld im realen Leben, wobei ich diese Bezeichnung und Unterteilung nicht wirklich mochte. Für mich waren diese Menschen, die ich ursprünglich virtuell kennengelernt hatte, ebenso vollwertige Freunde. Die meisten hatte ich bereits im echten Leben getroffen. Mit meiner Freundin Lina, die sich online nur Disguised nannte, durfte ich sogar schon Urlaube verbringen. Daher lehnte ich die veraltete Auffassung, dass Onlinefreunde weniger Wert hatten, vehement ab. Der Ort des Kennenlernens war zugegebenermaßen ein anderer als bei unseren Eltern und Großeltern, aber wir lebten nun einmal in einer anderen Zeit und mittlerweile spielte sich das Leben so ab. Uns stand die Welt so offen, wie keiner Generation vor uns und ich liebte den Umstand, dass es egal war, wo du herkamst, wer deine Eltern waren und ob du reich oder arm warst. Es interessierte niemanden, ob du dick oder dünn warst, Electro oder Klassik hörtest. Alles, was zählte, war die gemeinsame Leidenschaft. Und so genoss ich an der Gamingszene nicht nur das gemeinsame Eintauchen in eine andere Welt im Spiel, sondern auch die Möglichkeit tiefere Verbindungen aufzubauen.
»Sei still«, versuchte ich ernst zu sagen, wobei ich mich beinahe an meinem unterdrückten Lachen verschluckte.
»Okay, dann mal serious, wie lief’s?«, fragte Asaurus, den ich schon vor über fünf Jahren in einem anderen Spiel kennengelernt hatte, in seinem typischen Denglisch.
»Sehr gut und es war unfassbar spannend. Ich freu mich wahnsinnig auf meine Aufgaben.« Ich erklärte, dass ich zukünftig zunächst bei bestehenden Formaten redaktionell unterstützen sollte, aber perspektivisch auch Events und Reisen mitplanen und gestalten dürfte. Gleichzeitig würde mir aber genügend Raum für meine eigene Kreativität gelassen werden. Sofern ich neue Formate pitchen wollte, standen mir alle Türen offen. Bei diesem Gedanken flatterten meine Oberarme leicht und ich merkte, wie Hitze in mir aufstieg. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass ich den Mut haben würde, in absehbarer Zeit eine eigene Idee auszuarbeiten und schob den Gedanken schnell beiseite, bevor die Nervosität mich vollends ergreifen konnte.
»Und wie sind die Jungs so drauf?«, wollte eine mir unbekannte Person wissen, die sich als Asaurus Cousin herausstellte. Er hatte sich, wie so oft, umbenannt, weswegen ich ihn nicht sofort anhand seines Nicknamens zuordnen konnte.
Natürlich war diese Frage für alle von großem Interesse, denn selbst wenn nicht alle Sea Wolf Gaming Fans waren, so war der Name doch unweigerlich mit der deutschen Gamingszene verbunden und jedem ein Begriff. Schon als ich von meinem Plan erzählte, dass ich mich bewerben würde, war die Aufregung groß und als ich den Job bekam, hofften alle auf Insidernews und jede Menge internen Gossip. Auch wenn die Männer in der Runde es niemals so bezeichnet hätten, hofften auch sie einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können und das ein oder andere Geheimnis zu erfahren.
»Steffen war, wie schon in unseren vorherigen Gesprächen, super professionell und Sinan ist ein echter Schatz«, erzählte ich und sah ihn wieder vor mir, wie er seine Drehung vollführte. »Ansonsten waren nur noch Severin und einige andere vom Schnitt da.«
»Und was ist mit Kilian? Und ehm … Nick natürlich?«, fragte Lina aufgeregt, um sich nicht nur nach dem Mädchenschwarm zu erkundigen.
»Die waren tatsächlich nicht vor Ort, sondern im Homeoffice. Scheinbar sind beide nicht so oft in Köln, aber ich habe sie trotzdem kurz kennengelernt«, druckste ich bei der Erinnerung an unseren virtuellen Erstkontakt herum.
Die Situation war mir unangenehm und der einzige negative Eindruck des Tages. Nach meiner Mittagspause wies Steffen darauf hin, dass die anderen online in einer Aufnahme seien und dass ich gerne kurz dazu stoßen könnte, dann könne er mich der Gruppe vorstellen. Als ich den Channel betrat, schallte mir ein lautes »Weil du der verdammte Bodensatz der Gesellschaft bist« entgegen und ich konnte die Stimme gleich Nick zuordnen. Anscheinend waren sie gerade in die Aufnahme von einem Shooter-Spiel vertieft und die Emotionen kochten über.
Die Heftigkeit seiner Beleidigung war mir zu viel und traf offenbar einen wunden Punkt. Ich stammte selbst nicht aus einem reichen Elternhaus und kam mir hin und wieder weniger wert vor als die besser betuchten Mitmenschen, die mir im Laufe des Lebens begegnet waren.
»Oh, ich habe scheinbar die Einladung nicht richtig gelesen und mein Arschgeigen-Kostüm vergessen. Vielleicht gehe ich lieber wieder«, sagte ich instinktiv und hielt mir sofort die Hände vor den Mund. »Also nichts für ungut an den Rest. Tut mir leid«.
In meinem Dekolletee hatten sich rote Flecken gebildet und ich hatte gehofft, dass man mir meine Reaktion nicht übelnahm. Leider gehörte ich nicht der Sorte Mensch an, die in solchen Situationen wegsahen und schwiegen. Auf der einen Seite schätzte ich meine Schlagfertigkeit, aber sie war nicht immer hilfreich. Einmal war ich in einer Bahn fast in eine Schlägerei verwickelt worden, weil ich unüberlegt auf einen Kommentar reagierte.
»Ist mir recht«, war Nicks einzige Reaktion auf mein Angebot gewesen, dass ich den Raum wieder verlassen könne.
»Wir kennen das doch alle, wenn im Spiel die Emotion etwas hochkocht«, hatte Steffen beschwichtigt, um Nicks Verhalten zu relativieren. »Entschuldige die raue Begrüßung.«
»Kein Ding, ich habe ja auch nicht gerade den richtigen Ton getroffen«, hatte ich zerknirscht erwidert.
Er hatte Recht. Es gehörte dazu, denn Gaming war Emotion und gerade in einer Aufnahme war eine gewisse Würze sicher für die Zuschauer unterhaltsam. Dennoch hatte ich mir unsere erste Begegnung anders vorgestellt und sie hinterließ einen faden Beigeschmack.
»Ich war kurz in ihrer Aufnahme und kann noch nicht viel über sie sagen, aber sie wirkten auf jeden Fall auch nett«, flunkerte ich, als ich aus der Erinnerung aufgetaucht war und mich wieder besann, dass ich mit meinen Freunden sprach. Ich fühlte mich nicht in der Stimmung die Erfahrung zu teilen. Außerdem erschien es mir nicht korrekt, am ersten Tag negativ über meinen Arbeitgeber zu sprechen. Zwar war im rechtlichen Sinne nur Steffen mein Vorgesetzter, aber wenn man es realistisch betrachtete, war ich als allgemeine Assistenz und Mitarbeiterin aller vier Jungs eingestellt worden.
»Wollen wir dann finally starten?«, fragte Asaurus ungeduldig.
Ich vermutete schon länger, dass er ein Auge auf Lina geworfen hatte und ihr übermäßiges Interesse an den Sea Wolf Gaming Boys schien ihm nicht zu gefallen. Bei diesem Gedanken grinste ich dümmlich vor mich hin, denn er hatte keine Ahnung, dass Lina immer wieder davon schwärmte, wie aufmerksam und süß Andy – sie nannte ihn gerne bei seinem richtigen Namen – doch sei.
»Ay, ay, Sir«, übernahm Organixx das Kommando und startete ein Spiel.
»Wehe du wählst wieder die Heilerin«, mahnte Lina und beanspruchte ihren liebsten Charakter damit für sich.
Ich selbst spielte einen Krieger, der vom Charakterdesign mein komplettes Gegenteil widerspiegelte. Es war nicht unbedingt die typische Rolle für eine junge Frau, aber die Figur hatte für mich die perfekte Kombination von Fähigkeiten, weswegen ich immer wieder zu diesem Charakter griff. Insgeheim freute ich mich darüber hinaus, dass ich das Klischee nicht reproduzierte, indem ich eine leicht bekleidete und sexualisierte Frau spielte. Sexismus war ohnehin ein ernstzunehmendes Problem, dem ich leider nur allzu oft begegnete. Zwar traf das Klischee vom zockenden und wenig sozialen Teenager oder jungen Erwachsenen in seinem Keller bei weitem nicht auf alle zu, aber sie existierten. Es gab diesen kleinen Prozentsatz an Kerlen, die in Videospielen ihre toxische Männlichkeit heraushängen ließen, aber im echten Leben beim Anblick einer Frau erstarrten. Doch trotz einiger negativer Erfahrungen war meine Liebe für Videospiele bei weitem größer und die positiven Aspekte meines Hobbys überwogen. Zumal meine Freunde allesamt bewiesen, dass es anders ging. Sie standen mitten im Leben, hatten Jobs oder studierten und zockten abends nur zum Ausgleich, so wie andere Leute Serien anschauten, strickten oder lasen.
»Keine Sorge, ich spiele einfach Agonée«, lachte Organixx, als er kurz antäuschte die Heilerin zu wählen, um letztendlich auf eine andere Supportrolle auszuweichen.
»Fight with honor«, erklang der Spruch, der den Rundenbeginn markierte und ich tauchte für die nächsten Stunden in meine vertraute Welt ein.
Ich strich über den weichen, blutroten Einband meines Kalenders, wodurch sich sogleich eine wohlige, warme Gänsehaut auf meinem ganzen Körper ausbreitete. Die Seiten waren gefüllt mit einer Vielzahl von Aufgaben und Events, die in naher Zukunft anstanden. Durch das Fenster meines Arbeitszimmers sah ich, wie einige Vögel über den Himmel flogen, vermutlich auf der Suche nach einem warmen Plätzchen für den Winter. Nach den ersten redaktionellen Aufgaben und dem ermutigenden Feedback meiner Kollegen und Vorgesetzten konnte ich es kaum erwarten, weiterzumachen. In meinem Inneren sehnte ich mich danach, gleich mit dem ersten Punkt auf meiner neuen Liste zu beginnen.
Ein leises Pling riss mich aus meinen Gedanken. Ich drückte auf den kleinen Umschlag, der daraufhin auf meinem Bildschirm erschienen war.
»Möchtest du die Aufnahme gleich mitverfolgen?«, fragte mich Kilian im Chat. Mein Herz machte einen aufgeregten Sprung. Es war meine erste selbst vorbereitete Sendung und sollte der krönende Abschluss meiner Arbeitswoche in Köln sein.
»Natürlich«, tippte ich euphorisch und ließ meine Maus anschließend über dem Link tanzen, den er hinzugefügt hatte.
Atmen nicht vergessen, mahnte ich mich selbst und folgte schließlich der Einladung. Kilian wartete bereits und empfing mich mit einem strahlenden Lächeln.
»Hey, wie geht's dir?«, fragte Kilian, nachdem ich meine Kamera eingeschaltet hatte. Er befand sich, wie die meisten anderen, bereits im Raum. Nur Sinan ließ noch auf sich warten. Im Nachbarzimmer konnte ich hören, wie er die Hintergründe hin und herschob, es konnte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er sich auch einloggen würde.
»Sehr gut, ich glaube man kann sagen, dass ich mich immer besser zurechtfinde«, erwiderte ich.
»Das hört man doch gerne. Wenn du etwas brauchst oder Fragen hast, gib gerne jederzeit Bescheid«, bot er mir an. Seine strahlend weißen und kerzengeraden Zähne blitzten zwischen seinen Lippen hervor.
»Aktuell bin ich wunschlos glücklich. Und tierisch gespannt, was ihr zu dem Quiz sagt«, entgegnete ich.
»Vermutlich A, B oder C«, mischte sich Nick in das Gespräch ein. Seine Stimme klang leicht spöttisch. Ich zwang mich zu einem kleinen, gequälten Lächeln. Normalerweise hätte ich über diesen Witz gelacht, aber da er von Nick kam, zögerte ich etwas.
In den letzten Tagen hatte er mir weiterhin den ein oder anderen gehässigen Spruch zugeworfen, jedoch blieben sie alle oberhalb der Gürtellinie. Trotzdem berührte mich seine unterkühlte Art. Ich konnte mir nicht erklären, warum er mir gegenüber so negativ eingestellt war. Zugegebenermaßen war mein Spruch etwas vorlaut gewesen, aber ich hatte nur auf seine Unverschämtheit reagiert. Schließlich war er derjenige, der das Ganze ins Rollen gebracht hatte.