No Sweeter Kiss - Olivia Miles - E-Book

No Sweeter Kiss E-Book

Olivia Miles

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Beschreibung

Wenn die Liebe nebenan wohnt ...

Ben Sullivan hatte gedacht, dass sein Leben völlig nach Plan verläuft. Doch als seine Frau ihn und seine kleine Tochter einfach verlässt, steht er vor der Herausforderung, wieder ganz neu anzufangen. Und dieses Mal ist er fest entschlossen, sein Herz nicht noch einmal aufs Spiel zu setzen. Doch seine neue Nachbarin schafft es immer wieder, unter seine harte Schale zu dringen. Mary Harris, die Besitzerin des Eissalons "Sunshine Creamery", scheint ein Stück Sonne in ihrem Herzen zu tragen. Und damit bringt sie Bens vernünftige Vorsätze langsam aber sicher zum Schmelzen.

"Olivia Miles ist eine Expertin, wenn es darum geht einen süßen, romantischen Plot und liebenswerte Charaktere zu kreieren." ROMANTIC TIMES

Band 2 der SWEET-Reihe

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Seitenzahl: 252

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Inhalt

TitelZu diesem Buch12345678910111213EpilogDie AutorinDie Romane von Olivia Miles bei LYXLeseprobeImpressum

OLIVIA MILES

No Sweeter Kiss

Roman

Ins Deutsche übertragen von Bettina Oder

Zu diesem Buch

Wenn die Liebe nebenan wohnt …

Ben Sullivan hatte gedacht, dass sein Leben völlig nach Plan verläuft. Doch als seine Frau ihn und seine kleine Tochter einfach verlässt, steht er vor der Herausforderung, wieder ganz neu anzufangen. Und dieses Mal ist er fest entschlossen, sein Herz nicht noch einmal aufs Spiel zu setzen. Doch seine neue Nachbarin schafft es immer wieder, unter seine harte Schale zu dringen. Mary Harris, die Besitzerin des Eissalons »Sunshine Creamery«, scheint ein Stück Sonne in ihrem Herzen zu tragen. Und damit bringt sie Bens vernünftige Vorsätze langsam aber sicher zum Schmelzen.

1

Mary Harris pflegte zu sagen, dass es für jeden Menschen eine passende Eissorte gab. Für ihre Schwester Lila: Minze mit Schokoladensplittern. Für ihren zukünftigen Schwager Sam: Cookies and Cream. Für ihre Freundin Hailey, die das beste Café in Lincoln Park führte: Cappuccino natürlich. Und für ihren Ex Jason, der sich an Silvester feierlich per SMS von ihr getrennt und dann noch den Nerv gehabt hatte, ihr vorzuschlagen, Freunde zu bleiben, während sie ihm, ebenfalls per SMS, mitgeteilt hatte, wohin er sich gefälligst verziehen sollte … Gletschereis.

Mary goss mit einem Seufzer Sahne, Zucker und Vanille in die Eiscrememaschine. Auch an diesem Nachmittag war im Laden nicht viel los – so war es in letzter Zeit leider viel zu oft. Sie war ja auf einen ruhigen Winter gefasst gewesen; wer hatte bei fünfundzwanzig Grad minus und einem Meter Schnee schon Appetit auf Eis? Eigentlich stand der Frühling vor der Tür – zumindest theoretisch –, aber die Wettervorhersage sprach von weiteren zwanzig Zentimetern Schnee bis heute Abend, und die Schneeflocken fielen bereits seit Tagesanbruch. Sie sollte es wissen, denn sie war zu diesem Zeitpunkt bereits auf gewesen, hatte versucht, sich mit Dingen wie Kaffeekochen und Morgenfernsehen zu beschäftigen – Hauptsache, es gelang ihr, diesen quälenden Gedanken zu verdrängen: War das alles ein Fehler gewesen?

Sie blinzelte heftig, um diese Frage gleich wieder zu vertreiben. Lächerlich! Die Sunshine Creamery weiter zu betreiben war der einzige Job, den sie je geliebt hatte; das Einzige, woran ihr Herz je gehangen hatte, seit sie als kleines Mädchen in der Ecke gesessen und ihrem Großvater dabei zugesehen hatte, wie er Waffelhörnchen zubereitete.

Dann gingen die Geschäfte eben gerade mal nicht so gut. Dann waren ihre Eissorten Eierpunsch und Zuckerstange eben nur während der Feiertage beliebt gewesen. Das war nur die Winterflaute – über die sie froh sein sollte, denn sie konnte die Zeit nutzen, um sich zehn neue witzige Sorten für den Frühling auszudenken, vielleicht ein paar neue Schilder für die Schaufenster herzustellen oder sich einfach ein paar Wochen Zeit zum Entspannen zu nehmen. Das hatte sie schon lang nicht mehr getan. Tatsächlich hatte Jason ihr vorgeworfen, sie würde das niemals tun. Zumindest hatte er das als Grund für die Trennung angegeben, als sie ihm endlich einen Grund aus der Nase ziehen konnte.

Mary versenkte einen Löffel tief in einem Behälter mit Himbeer-Schokoladentrüffel-Eis und führte ihn zum Mund. Sie genoss den süßen, cremigen Geschmack, während sie aus dem Fenster starrte, wo der Schnee gegen die Scheiben getrieben wurde und die Bürgersteige zudeckte. Sie musste zugeben, dass es schon hübsch aussah, wie sich die Flocken wie ein Kleid um die Äste der Bäume legten und die Feuerhydranten perfekte weiße Hüte aufgesetzt bekamen. Aber morgen schon, wenn der Verkehr der Großstadt seinen Tribut gefordert hatte, würde das weiße, glitzernde Winterwunderland durch braunen, dreckigen Matsch und mürrische Chicagoer ersetzt werden, die genau wie sie schon längst den Frühling herbeisehnten.

Als die Fußgängerampel auf »Gehen« umschaltete, flitzte ein Junge über die Straße, direkt auf ihre Tür zu. Schuldbewusst ließ Mary den Löffel in den Spülstein fallen und drückte die Schultern durch. Ihr kleiner Anfall von Selbstmitleid war ihr regelrecht peinlich. Erwartungsvoll lächelte sie dem Jungen entgegen, als er die Tür aufzog, eintrat und sich den Schnee aus den Haaren wischte, während er sich in dem fürchterlich leeren Laden umblickte.

»Hallo!«, begrüßte ihn Mary von ihrem Platz hinter dem Tresen aus. Der Glätte seiner Wangen und seinen bei diesem Wetter völlig unangebrachten Canvas-Sneakern nach zu urteilen schätzte sie ihn auf sechzehn, höchstens siebzehn. Cookies and Cream, entschied sie, und wartete ab, ob sie mit ihrer Einschätzung richtiglag.

Stattdessen sah der Junge sie an und fragte: »Toiletten?«

Mary blinzelte, und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Darauf bedacht, nicht überzureagieren, schluckte sie. »Am Ende des Gangs.«

Vielleicht will er ja ein Eis, wenn er wiederkommt, sagte sie zu sich selbst, als er durch die Tür verschwand. Welches Kind kann schon Eis widerstehen?

Draußen heulte der Wind und stieß die Tür ein paar Zentimeter weit auf. Mary runzelte die Stirn. Wer konnte Eis bei so einem Wetter nicht widerstehen?

Sekunden später hörte sie, dass die Toilette gespült und der Wasserhahn aufgedreht wurde. Rasch bemühte sie sich darum, beschäftigt zu wirken, indem sie einige Eiskelche geraderückte.

»Danke«, murmelte der Junge, während er mit hochgezogenen Schultern schnurstracks auf die Tür zuging.

Mary bemühte sich, die Enttäuschung zu verbergen, die in ihrer Brust aufwallte. »Gerne«, log sie. Für gewöhnlich hatte sie eine strikte Haltung, was diese Dinge betraf. In ihrer Verzweiflung schnappte sie sich einen Coupon aus der obersten Schublade neben der Kasse und winkte gezwungen fröhlich damit. »Wer ein Eis kauft, bekommt einen Rabatt von fünfzig Prozent auf das zweite.«

Der Junge zögerte an der Tür. Schließlich streckte er mit größtem Widerstreben eine Hand nach dem kleinen Zettel aus, den Mary selbst entworfen und gedruckt hatte, an einem ähnlich ruhigen Tag vor ein paar Wochen. Sie behielt ihr eingefrorenes Lächeln bei, bis er gegangen war, und redete sich ein, dass er den Coupon sicherlich behalten, mit einem Freund wiederkommen, in der Schule für sie werben würde, bis sie sah, wie er ihren hübschen handgemachten Coupon in den übervollen Mülleimer an der Straßenecke gegenüber fallen ließ.

Na schön! Mary zählte bis zehn und beschloss, nicht auf die andere Seite der verschneiten Straße zu marschieren, in den Müll zu greifen und ihr hartes Stück Arbeit zu retten. Stattdessen nahm sie sich einen frischen Löffel und gönnte sich eine ordentliche Portion Plätzchenteig – ohne Eis. Denn ja, es war schweinekalt da draußen, der Wind nahm weiter zu und sie hatte immer noch eine Gänsehaut von dem eisigen Windzug, der durch die Tür eingedrungen war, als dieser undankbare Couponwegwerfer ihren Laden verlassen hatte.

Mary rieb sich die Arme und zog ihren Wollpulli ein wenig enger um den Körper. Sie hasste es, die Heizung weiter aufzudrehen – wenn sie an diese Rechnung nur dachte, wurde ihr schon übel –, aber sie hielt die Kälte einfach nicht länger aus.

Mit einem Blick auf die Uhr und der stillen Bestätigung an sich selbst, dass es okay war, das »Geöffnet«-Schild angesichts des Beinahe-Blizzards und alles anderen heute Abend mal ein wenig früher umzudrehen, begab sie sich in den Vorratsraum im hinteren Teil des Ladens, um den Thermostat zu überprüfen.

Ihre Schritte verlangsamten sich, als sie das Geräusch fließenden Wassers vernahm. Sie presste die Lippen aufeinander und marschierte zur Toilette, leise vor sich hinfluchend – wie leichtfertig hatte dieser Junge ihre Bemühungen abgetan, wo es doch so nett von ihr gewesen war, gegen ihre eigenen Grundsätze zu handeln und ihn die Toilette benutzen zu lassen. Sie knipste das Licht an. Im Raum war es still, der Wasserhahn war zugedreht. Marys Herz begann mit einem Mal wie wild zu schlagen, sie machte auf dem Absatz kehrt und starrte mit wachsender Angst auf die Tür des Vorratsraums, unter der – möge Gott ihr beistehen! – ein Rinnsal hervorsickerte.

Kaum hatte sie den Flur durchquert, riss sie auch schon die Tür auf. Ihr blieb der Mund offen stehen, als sie an der Decke einen großen braunen Fleck auf der frisch gestrichenen Oberfläche entdeckte, der von Wasser verursacht wurde. Ein dicker eisiger Tropfen traf sie mitten ins Auge. Rasch wischte sie ihn fort, und ihr Blick fiel auf die seichte Pfütze, in der sie stand, und auf die durchweichten Beutel in Industriegröße, die mit Zucker und Schokoladensplittern gefüllt waren. Ein weiterer Tropfen landete auf ihrem Kopf, und als sie aufblickte, noch einer auf ihrer Wange. Das war der Augenblick, in dem sie beschloss, dass es mit ihrem Optimismus für diesen Tag offiziell vorbei war.

Mary ballte die Fäuste und schrie. Sie schrie, weil es möglich war, weil niemand da war, der sie hören konnte. Weil sich dieser ganze Frust seit dem ersten Tag des neuen Jahres in ihr aufgestaut hatte, als ihr Santa-Eisbecher keine Kunden mehr anzulocken vermochte und der Frühling immer noch beinahe drei Monate weit entfernt war. Der Frust hatte in ihr gegärt und gebrodelt und war immer weiter angewachsen, und jetzt wütete auch noch wenige Wochen, bevor der Frühling endlich kommen sollte, ein verdammter Schneesturm – und sie hatte endlich einen guten Grund, alles rauszulassen. Sie stieß einen weiteren Schrei aus, und als ihr bewusst wurde, wie gut sich das anfühlte, schrie sie noch ein wenig lauter. Sie hätte den ganzen Tag schreien können, wenn dieser große rostrote, gruselige Fleck an der Decke nicht mit jeder Sekunde ein wenig größer geworden wäre.

Rasch dachte sie nach; sie musste das Wasser abstellen. Die Handwerker, die ihr letzten Sommer geholfen hatten, den Laden auf Vordermann zu bringen, hatten ihr gezeigt, wie man das machte. Natürlich hatte sie sich nicht wirklich bemüht, sich all das langweilige Zeug zu merken, das sie ihr erklärten; schließlich überschlugen sich in ihrem Kopf die neuen Ideen für die Eiskarte nur so, und sie musste sich zwischen vierzehn verschiedenen Schattierungen von Pastellfarben für den Waschraum entscheiden …

Sie watete zur Tür des Haustechnikraums an der hinteren Wand der Vorratskammer und begann hektisch nach etwas zu suchen, das ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen würde. Es gab alle erdenklichen Arten von Knöpfen und Schaltern. Einer kam ihr irgendwie bekannt vor … Sie blinzelte und streckte ihre Hand danach aus. Schließlich entschied sie, dass sie wohl keine andere Wahl hatte, und drehte ihn mit all ihrer Kraft.

Okay, der Laden war zumindest nicht in die Luft geflogen, das war doch ein gutes Zeichen.

Was kein gutes Zeichen war, merkte sie, als sie in den Vorratsraum zurückhastete – dass es nämlich keineswegs aufgehört hatte, zu tropfen.

Sie beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken, was sie da wohl gerade abgeschaltet haben mochte, biss sich auf die Lippe, sprach ein kurzes Gebet und drehte den gleichen Schalter energisch in die entgegengesetzte Richtung, sodass alles wieder wie vorher war.

Immer noch keine Explosion. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. Siehst du, du schaffst das schon.

Nur, dass sie immer noch nicht wusste, wo sich nun das Absperrventil für das Wasser befand. Ja, so hieß das Ding: Absperrventil.

Sie hielt inne, sagte sich, dass sie sich beruhigen müsse, und versuchte, sich zu konzentrieren. Es hatte keinen Zweck.

Also griff sie in die Gesäßtasche, wo sich ihr Handy befand, doch wieder stockte sie. Das war im Grunde genommen kein Fall für einen Notruf, oder? Und die Handwerker waren ja nicht mal ans Telefon gegangen, als sie noch eine schöne Summe Geld pro Stunde von ihr erhalten hatten.

In Zeiten wie diesen wünschte sie sich, sie hätte noch einen Vater. Oder einen Großvater. Oder einen Freund …

Sie dachte an Jason und seine blöde SMS, die er seit Gott weiß wann geplant und ausgerechnet an dem Tag abgeschickt hatte, auf den sie sich so gefreut hatte. Dann fiel ihr das sorgfältig eingewickelte Geschenk ein, das sie ein wenig voreilig bereits für den Valentinstag gekauft hatte und das jetzt auf dem Grund ihres Müllschluckers ruhte.

Sie brauchte keinen Mann. Nicht, um nachts im Arm gehalten zu werden. Nicht, damit er ihr sagte, wie man ein verdammtes Absperrventil zudrehte.

Sie würde das schaffen. Entschlossen stemmte sie eine Hand in die Hüfte, dachte lange und sehr genau nach, musterte einige Minuten lang einen anderen Griff und drehte schließlich daran.

Innerhalb weniger Minuten hörte das Wasser auf zu tropfen, und nach weniger als einer Stunde war es ihr gelungen, den größten Teil der Pfütze auf dem Boden aufzuwischen. Als sich nach zwei eindringlichen Sprachnachrichten an den Handwerker immer noch kein Kunde blicken ließ, beschloss Mary, dass es an der Zeit war, Feierabend zu machen.

Er hatte es schon wieder geschafft. Ben Sullivan schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin, während er seine Fahrkarte aus der Brieftasche fischte, sich auf den Weg zurück zur Chicagoer Hochbahn machte und mit schweren Schritten die Stufen zu dem Bahnsteig emporstapfte, der dem gegenüberlag, an dem er gerade erst ausgestiegen war.

Er klappte seinen Kragen hoch, drehte den Kopf und blickte die dunklen Bahngleise entlang. Stirnrunzelnd registrierte er, dass keine Scheinwerfer in der Ferne zu sehen waren. Eigentlich sollte er inzwischen zu Hause sein. Zu Hause in dem Haus, in das Dana und er vor acht Jahren gezogen waren, mit der Küche, die er persönlich entworfen und eingebaut hatte, und mit dem Wintergarten, den er vor vier Jahren angebaut hatte. In dem Haus, wo seine Tochter im ersten Stock schlief.

Stattdessen hatte er eine weitere lange Nacht vor dem Fernseher vor sich, mit einer Tiefkühlpizza und einem eiskalten Bier, während die Nanny seine Tochter zu Bett brachte und seine Exfrau sich auf die wahre Liebe ihres Lebens konzentrierte: ihren Job.

Aus zusammengekniffenen Augen blickte er in die Ferne, durch den dichten Schneefall hindurch, vorbei an Restaurants und Bars und Gebäuden, deren Lage sich im Laufe der Zeit in sein Gedächtnis eingeprägt hatte, und dachte daran, wie nah sein Haus war und wie unfassbar es war, dass er nicht mehr dort lebte und nie wieder dort leben würde. Dass ein ganzer Teil seines Lebens jetzt nur noch ein Kapitel war, beendet und zu den Akten gelegt, weit entfernt und nebelverhangen. Es war fast unmöglich, zu glauben, dass dieses Kapitel einmal real gewesen war.

Ben schob energisch die Hände in die Taschen und wandte sich wieder den Gleisen zu. Als er die Lichter in der Ferne auftauchen sah, richtete er sich auf. Der Zug kam zum Stehen, seine Türen öffneten sich vor ihm, und er trat erneut in einen hell erleuchteten Wagen, darauf erpicht, seiner Vergangenheit zu entkommen und in seine neue Wirklichkeit zurückzukehren. Allerdings hatte er es immer noch nicht geschaffte, diese zu akzeptieren, auch wenn er wusste, dass das das Beste wäre.

Als sie sich getrennt hatten, war Ben davon ausgegangen, dass er die Wohnung, die er für sich gemietet hatte, nur vorübergehend bewohnen würde. Sie war klein, besaß aber ein zweites Schlafzimmer für die Nächte, in denen Violet bei ihm war, und eine für seine Zwecke ausreichende Küche, angesichts der Tatsache, dass er nicht kochen konnte. Außerdem lag sie in der Nähe einer Bahnstation und – wie er sorgfältig ausgetüftelt hatte – nur drei Haltestellen von seiner Ex entfernt; gerade weit genug, dass er nicht befürchten musste, ihr zufällig zu begegnen; gerade nah genug, dass er seine Tochter an den verabredeten Abenden und Wochenenden problemlos abholen konnte. Er hatte geglaubt, dass er sich bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Scheidung rechtskräftig würde, wieder gefangen hätte, dass er neue Wurzeln geschlagen hätte, sich vielleicht sogar schon wieder mit Frauen verabreden würde.

So viel dazu.

Und was die Wohnung betraf … Irgendwie hatte er sich einfach nicht dazu aufraffen können, nach etwas Besserem zu suchen; und je länger er darin wohnte, umso einfach erschien es ihm, alles so zu lassen, wie es war, anstatt mehr zu wollen. Schließlich war genau das der Grund, warum er in dieser Misere gelandet war, indem er auf mehr gedrängt hatte, oder nicht? Seine Schwester sagte ihm immer, seine Bequemlichkeit sei darauf zurückzuführen, dass er insgeheim immer noch hoffte, wieder mit Dana zusammenzukommen, aber damit lag sie so was von falsch. Es war eher so, dass er immer noch nicht fassen konnte, wie sich sein Leben entwickelt hatte; und ein wirklicher Neuanfang, der Versuch, wieder ein richtiges Leben zu führen, bedeutete, genau das zu akzeptieren.

Der Wind fegte durch das warme Zugabteil, als sich die Türen erneut öffneten, und Ben hastete vier Blocks weit zu dem großen Gebäude, das sich nach wie vor fremd und seltsam anfühlte, eher wie ein Hotel als wie eine dauerhafte Bleibe. Er holte seine Post und lief die Stufen in den zweiten Stock hinauf, den Kopf nach vorn gebeugt, die Augen nach unten gerichtet. Auch dazu hatte seine Schwester eine Meinung. Sie behauptete, er wäre auf dem besten Weg, ein Einsiedler zu werden. Mit dreiunddreißig sei er noch viel zu jung, um sich vor der Welt zu verschließen. Vielleicht war er das – aber er war noch nicht dazu bereit, wieder jemanden in sein Leben zu lassen.

Als er sein Stockwerk erreichte, ließ er den Schlüssel rasch ins Schloss gleiten. Er wollte nur noch die Tür hinter sich schließen und eine Weile abschalten, doch als er plötzlich ein Geräusch hörte, erstarrte seine Hand. Er hielt inne und wartete ab, ob er es sich nur eingebildet hatte, aber dann hörte er es wieder, diesmal lauter und deutlicher. Da weinte eine Frau. Nein, sie weinte nicht, sie heulte – und nicht irgendeine Frau, es war seine Nachbarin. Die Nachbarin, der er aus dem Weg gegangen war, seit sie vor zwei Monaten in dieses Haus eingezogen war und es gewagt hatte, ihm ein breites, freundliches Lächeln zu schenken und Hallo zu sagen. Dieses Wort hatte ihn beinahe erstarren lassen. Er hatte eine Art Antwort gegrunzt und sich geschworen, von jetzt an Abstand zu halten. Als er noch nicht verheiratet war, hätte eine Frau wie sie auf jeden Fall sein Interesse geweckt, aber seitdem hatte er sich verändert. Das konnte eine schlechte Ehe mit einem machen.

Ben fluchte leise vor sich hin und hantierte hastig mit seinem Schlüssel, als das Geräusch eines Naseschnäuzens den schmalen Korridor erfüllte. Er war nicht schnell genug, verdammt! Schon hörte er, wie hinter ihm eine Tür geöffnet wurde, dazu einige entschlossene Schnieflaute, und dann sagte eine Stimme, zart und süß: »Entschuldigung?«

Ben schloss die Augen. Er hatte den Zettel an der Tür zum Treppenhaus gesehen: die Unterschriftensammlung für ein Recycling-Programm für das Gebäude. Zweifellos wollte sie mit ihm darüber reden, ihn fragen, warum er noch nicht unterschrieben hatte, ob er vielleicht nichts von Recycling halte.

Seit sie in das Haus eingezogen war, entpuppte sich die Frau von gegenüber als eine Quelle von Verbesserungsvorschlägen. Da war beispielsweise die Idee, einen Gemeinschaftsgarten auf dem Fleckchen Erde hinter dem Haus anzulegen, das man mit etwas gutem Willen »Hof« nennen konnte. Oder eine Initiative für einen »aufgehübschten« Waschraum in dieser Höhle von Keller sowie die Aufforderung, den Vordereingang zu »verschönern«, was auch immer das heißen sollte. Und wer könnte die Einladung zu einem netten Beisammensein bei Eiscreme vergessen, um »Ihre Nachbarn besser kennenzulernen«. Sobald ein Zettel abgenommen wurde, hing auch schon der nächste da. In Kürze würde sie vermutlich ein Running Dinner vorschlagen, bei dem jeder Gang bei einem anderen Nachbarn eingenommen wurde! Ein weiterer Grund, weshalb er ihr sicherheitshalber aus dem Weg gegangen war.

Er drehte sich um, hob, wie er hoffte, höflich, aber nicht allzu interessiert eine Augenbraue und starrte die Frau gegenüber ausdruckslos an. Sie war einige Jahre jünger als er, vermutlich Mitte bis Ende zwanzig, und sie war hübsch. Nicht, dass das eine Rolle spielte. Er musste zugeben, dass er eine leichte Neugier verspürte, als er feststellte, dass die kleine Miss Sonnenschein tatsächlich geweint hatte, aber er widerstand dem Drang, sie nach dem Grund zu fragen. Es ging ihn nichts an, und er wusste aus Erfahrung, dass es besser war, in Ruhe gelassen zu werden, wenn es einem so richtig schlecht ging.

Ihre großen braunen Augen waren geschwollen und rot gerändert. Er schluckte, weil er sich auf einmal wie der letzte Mistkerl vorkam. In all der Zeit, in der sie beide im zweiten Stock wohnten, hatte er kaum mit ihr gesprochen, und wenn, dann nur als Erwiderung auf eine ihrer Initiativen. Er kannte nicht einmal ihren Namen. Den zu wissen würde sie realer werden lassen, sie zu jemandem machen, den er zur Kenntnis nehmen musste, mit dem er über das Wetter plaudern konnte. Dann zu ignorieren, wie ihr rotbraunes Haar um ihre Schultern tanzte und wie sich ihre rosa Lippen zu einem Schmollmund formten, wenn sie am Briefkasten stand und ihre Post inspizierte, wäre kaum mehr möglich.

In diesem Moment standen ihr die Haare allerdings eher zu Berge; die eine Hälfte war zu einem nachlässigen Pferdeschwanz zurückgebunden, die andere stand in alle Richtungen von ihrem Kopf ab. Ihre Wangen waren gerötet, in ihren leuchtenden Augen schwammen Tränen, und er wollte verdammt sein, wenn sie das nicht sogar noch attraktiver machte.

»Als ich heute unten bei den Briefkästen war, ist mir aufgefallen –«

Er hob eine Hand. »Hören Sie, ich weiß ja, dass Ihnen diese Recycling-Sache am Herzen liegt, aber ich glaube, Sie haben inzwischen sämtliche Unterschriften, die Sie brauchen. Ich habe im Moment eine ganze Menge um die Ohren, und obwohl ich Ihr Anliegen gutheiße, habe ich einfach nicht die Zeit, an all diesen kleinen Haus-Aktionen teilzunehmen.«

Die Augen der jungen Frau blitzten überrascht auf. Gleich darauf kniff sie sie ein wenig zusammen. »Das ist eigentlich nicht der Grund, aus dem ich Sie sprechen wollte, aber wo Sie es gerade erwähnen, vielen Dank für Ihre Meinung. Ich werde sicherstellen, dass meine nächste kleine Haus-Aktion eine Anmerkung enthält, dass sie alle außer Ihnen betrifft.« Ihre Nasenflügel weiteten sich leicht, als sie die Arme verschränkte.

Ben stieß einen langgezogenen Seufzer aus. Auf einmal vermisste er Bonnie schrecklich. Bonnie, die Frau Anfang fünfzig, die schon vor seinem Einzug jahrelang gegenüber gewohnt hatte; die mit einer einfachen Begrüßung zufrieden gewesen war; die von dieser Welt nichts weiter verlangt hatte als ihre getigerte Katze und ihren Wein, der in Kartons geliefert wurde. Bonnie klopfte nicht an seine Tür oder veranstaltete Unterschriftensammlungen. Bonnie war vielleicht nicht so schön wie ihre Nachfolgerin, aber dafür war sie die ideale Nachbarin gewesen.

Er fragte sich plötzlich, was eigentlich aus Bonnie geworden war, und Scham überkam ihn, als ihm klar wurde, dass er sich nicht einmal richtig von ihr verabschiedet hatte.

Vielleicht hatte seine Schwester recht. Vielleicht stand sein Leben kurz vor dem Zusammenbruch.

»Hören Sie, so hatte ich es nicht gemeint. Ich wollte ja nur sagen, dass ich –«

Jetzt war sie es, die die Hand hob, in der allerdings ein zusammengeknülltes, durchnässt aussehendes Taschentuch steckte. »Ich weiß, ich weiß. Machen Sie sich bloß keine Sorgen. Ich bin nicht hier, um Sie dazu zu drängen, sich ein bisschen nachbarschaftlicher zu verhalten. Ich wollte Sie lediglich wissen lassen, dass ich Post für Sie erhalten habe. Jedenfalls denke ich, dass sie für Sie ist. Es steht Ihre Wohnungsnummer darauf, aber sie ist an jemanden namens Violet adressiert.« Als sie den Kopf fragend zur Seite legte, spürte Ben, wie sich sein ganzer Körper in Abwehr versteifte.

»Ja, die ist für mich. Ich meine, für Violet.«

Die Frau zog die Augenbrauen fast unmerklich zusammen. »Ich weiß auch nicht, warum ich dachte, dass Sie allein leben. Aber ich bin ja erst vor Kurzem eingezogen und an den Abenden und Wochenenden nur selten hier.«

Und wenn du hier bist, bist du damit beschäftigt, Unterschriftensammlungen zu organisieren, dachte Ben bei sich.

Die Frau verschwand für einen Moment hinter der Tür, um gleich darauf mit einer kleinen Schachtel in den Händen zurückzukehren. Es war die Kette, die er zu Violets Geburtstag bestellt hatte.

»Danke«, sagte er.

»Na ja, dafür sind Nachbarn schließlich da.« Die Frau schürzte die Lippen und machte sich daran, die Tür zu schließen.

»Warten Sie«, sagte Ben, um den Mund auf der Stelle wieder zu schließen – er verfluchte sich selbst. Schließlich kannte er diesen Typ Frau: kontaktfreudig, fröhlich, für jeden Spaß zu haben. Immer mittendrin, liebt es, Leute um sich zu versammeln. Sie war auf der Suche nach einer großen, glücklichen Familie, und er … na ja, die hatte er gehabt. Und verloren. »Ist … alles in Ordnung?«

Oh nein, jetzt hatte er es doch tatsächlich geschafft, das Richtige zu fragen. Als Nächstes würde sie bei ihm klingeln, um sich Zucker auszuleihen. Nicht, dass er welchen hatte.

Sie blinzelte ein paarmal, und ihre Wangen röteten sich. »Es ist nur … Es war ein schlimmer Tag.« Sie schenkte ihm ein tränenschweres Lächeln.

Ben lächelte verhalten zurück. »Das kenne ich«, gab er zu.

Ihr Lächeln wirkte sofort aufrichtiger. »Ich bin übrigens Mary.«

»Ben«, erwiderte er, doch sie nickte bereits.

»Ich weiß.«

Natürlich wusste sie das. Sie war mit einem erwartungsvollen Lächeln eingezogen, voller fröhlicher Hallos und Gute Nachts, innerhalb einer Woche war sie mit jedem befreundet, vom Souterrain bis zum ersten Stock. In seinem Kopf begannen Alarmglocken zu schrillen. Zeit zu gehen, Ben. Zeit zu gehen! Bring das jetzt zu einem höflichen Abschluss, zieh dich in deine Wohnung zurück und schließ die Tür hinter dir. Und verschließe sie. »Na ja, dann gute Nacht. Und nochmals danke.«

»Wie schon gesagt, dafür sind Nachbarn da.« Sie lächelte, und das war angesichts ihrer vollen rosa Lippen, der rosigen Wangen und strahlenden Augen ein so lieblicher Anblick, dass er zu schwanken begann.

Ben umfasste die Schachtel mit festem Griff und dachte an seine Tochter, an die Tränen in ihren Augen, als er ausgezogen war, und bestärkte sich in seinem Vorsatz: In dieser Stadt gab es viele hübsche Mädchen, aber das hieß nicht, dass er auf der Suche war.

Von jetzt an gab es nur Platz für ein Mädchen in seinem Leben, und das war fünf Jahre alt.

Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Mary starrte ihr Bild im Badezimmerspiegel an und sah zu, wie eine weitere Träne ihre mit Mascara verschmierte Wange hinunterlief.

Nein, entschied sie, wohl kaum.

Wenn sie gewusst hätte, dass sie aussah wie jemand aus, na ja, einem Horrorfilm, hätte sie es sich zweimal überlegt, ob sie die Tür öffnen und ihrem ach so heißen und ach so unnahbaren Nachbarn von nebenan das Päckchen überreichen sollte. Aber sie hatte sich eingebildet, dass ihre Wangen vom Weinen vermutlich nur hübsch rosig überhaucht wären, und es wäre einfach nicht richtig gewesen, ihm das Päckchen vorzuenthalten, vor allem, da sich ihre Wege nur so selten kreuzten und sie keine Ahnung hatte, wann das wohl das nächste Mal der Fall sein würde. Die Vorstellung, an seine Tür zu klopfen, behagte ihr nicht. Er hatte jedenfalls nicht sehr aufgeschlossen gewirkt, als sie das zum ersten Mal getan hatte; beinahe drohend hatte er sie so lang angestarrt, dass sich ihr Herzschlag beschleunigt und sie zu stottern angefangen hatte. Dabei wollte sie ihn doch lediglich nach dem Code des Lagerschranks im Keller fragen. Und da sie den Inhalt des Päckchens nicht kannte, konnte sie es nicht verantworten, es einfach auf seiner Fußmatte abzulegen.

Also hatte sie stattdessen das getan, was sie für richtig hielt, und sich dabei bis auf die Knochen blamiert.

Mit einem Schniefen knipste sie das Licht aus. Ja, sicher, der Kerl sah gut aus und hielt sie jetzt zweifellos für labil oder so. Außerdem war er, wie sie aus Erfahrung wusste, ein totaler Idiot. Hatte sie von denen in letzter Zeit nicht mehr als genug gehabt? Es spielte keine Rolle, was er von ihr dachte, schließlich hielt sie doch selbst nicht allzu viel von ihm.

Außerdem lebte er offenbar mit jemandem namens Violet zusammen. Vermutlich war er verheiratet.

Mary ging in die Küche und füllte den Kessel, um sich Tee zu kochen. Dann änderte sie jedoch ihre Meinung und holte sich stattdessen eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. Nur ein Glas, dachte sie. Ein Glas, und danach würde sie sich mit ihren Rechnungen hinsetzen, die Wohnung putzen, die sie kaum bezahlen konnte, und das ganze Schlamassel beseitigen, in das sie sich hineinmanövriert hatte.

Das Gute war, überlegte sie, dass sie sich den ganzen Tag über so viele Sorgen um ihren Laden gemacht hatte, dass sie kaum über Jason nachdachte.

Dafür belohnte sie sich mit einem Stück Schokolade. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung für sie.

2

Morgens wirkte alles viel heller, zumindest hatte Mary das immer geglaubt. Doch heute versteckte sich die Sonne hartnäckig hinter dichten grauen Wolken, und das laute, entschlossene Jaulen des Schneepflugs weckte sie lange vor der Morgendämmerung.

So war Mary die erste Kundin des Tages in der Corner Beanery, dem Café am Lincoln Park, das ihre Freundin Hailey Wells betrieb. Auf der Matte in dem von Fenstern eingerahmten Vorraum stampfte sie sich den Schnee von den Stiefeln, dann stieß sie die Tür zu dem warmen, gemütlichen Raum auf, während ihre Schultern noch ein letztes Mal vor winterlicher Eiseskälte erschauerten.

»Ganz schön kalt da draußen!«, kommentierte Hailey, die gerade eine Platte voller riesiger Blaubeermuffins auf den Tresen stellte.

Mary war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese Bemerkung traf. Während es – vorläufig – aufgehört hatte, zu schneien, waren die Temperaturen weiter gefallen, und es blies ein heftiger Wind. Mary trug ein langärmliges Hemd unter ihrem Rollkragenpullover aus Wolle, aber nicht einmal Daunenparka, Schal, Mütze und Handschuhe hatten sie warmhalten können.

Natürlich war die Viertelstunde Fußmarsch dafür auch nicht gerade hilfreich gewesen.

Als sie sich dem Tresen näherte, glitt ihr Blick über die Croissants und Scones, die sich in den Körben türmten. Eine Tasse Kaffee würde ihr guttun. Nicht, dass sie heute Morgen nicht schon zwei Tassen getrunken hätte, während sie eine Liste von Klempnern zusammenstellte, bei denen sie heute gleich als Erstes anrufen würde, nur für den Fall, dass der Handwerker, den sie für gewöhnlich beschäftigte, ihr ein Angebot machen sollte, das ihr nicht gefiel. Sie klopfte auf ihre Tasche, um sicherzustellen, dass die Liste sich noch dort befand. Sicherlich würde einer der Klempner ihr einen Preis nennen, den sie sich leisten konnte. Wenn nicht … Ihr Herz begann zu hämmern. Na ja, dann würde sie eben einfach einen anderen anrufen.

»Du bist heute aber früh dran«, bemerkte Hailey, als sie Marys Lieblingskaffeemischung in eine große Tasse goss und ihr diese reichte.

»Ja, die Schneepflüge haben mich so früh geweckt.« Mary reichte ihr ein paar Dollars und ließ das Wechselgeld in das Trinkgeldglas fallen. Seitdem sie mit der Sunshine Creamery angefangen hatte, wusste sie, wie sehr Trinkgeld die Moral stärken konnte. Selbst wenn es nur ein paar Cent waren, hob allein die gute Absicht schon ihre Stimmung ein wenig und rief ihr in Erinnerung, warum sie das Ganze überhaupt machte.