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Der Ohrstecker verschönert das Ohr. Das Pendeln des Ohrhängers wirkt erregend. Die Creole ist ein attraktiver Blickfang. Der Ohrring schmückt und kleidet. Ohrringe sind unvergänglich.
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Seitenzahl: 88
Veröffentlichungsjahr: 2022
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„Sie fügte auch noch das Gehänge der dreifach leuchtenden Beeren in die durchstochenen Ohren und strahlte in Fülle von Anmut.“
Homer in der „Ilias“ über die Göttin Hera
„Wenn nur die Ohrring meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.“
Gretchen in Goethes „Faust“
„Ohne Ohrringe gehe ich nicht aus dem Haus.“
Inge
Ohrringe trägt, wer Freude daran hat
Dein Ohrring verdient deine Aufmerksamkeit
Wenn man vom Ohrring spricht
Die Vielfalt der Ohrringe
Ohrlöcher
Der Ohrring für dich und für mich
Was gegen das Tragen von Ohrringen spricht
Ohrringe für Männer
Aus der Geschichte des Ohrrings
Ohrringe werden weltweit getragen
Aussichten
Schmuck tragen ist ein menschliches Bedürfnis. Das will immer wieder befriedigt werden. Mancher Schmuck wird bevorzugt, weil man sich mit ihm wohlfühlt. Schmuck ist die Vollendung unserer Kleidung.
Schmuck möchte gesehen werden. Er darf zudem nicht aufdringlich sein.
Schmuckstücke sind Einzelgänger. Wenn ich es richtig sehe, dann gibt es nur eine einzige Schmuckart, die in Paaren getragen wird. Das sind die Ohrringe. Sie sind seit Jahrtausenden die treuesten Begleiter der Menschen.
Die meisten Frauen und Männer haben ein offenes Auge und Herz für Schmuck, auch wenn sie es nicht in gleichem Maße eingestehen. Wir haben es mit einer an Brauchtum, an Tradition gebundenen Erscheinung zu tun. Traditionen sind wandlungsfähig. Doch sie haben Bestand. Und sie sind anpassungsfähig.
*
Vor vielen tausend Jahren haben die Menschen begonnen, ihre Ohren zu schmücken. Seither hat die Geschichte der Menschheit bewiesen, dass der Ohrring unvergänglich ist. Zuerst waren es nur wenige, die ihre Ohren mit einem Loch versahen, um darin Schmuck zu befestigen. Es hatte sich herausgestellt, dass dies die einzige Möglichkeit ist und die größte Sicherheit bietet, dauerhaft Ohrschmuck zu tragen.
Ihr Beispiel sp0rach sich herum. Der Ohrschmuck war geboren. Er verbreitete sich in vielen Gegenden und schließlich auf der ganzen Welt. Was zunächst rein zufällig in den Köpfen weniger Menschen entstanden war, wurde zum weltweiten Brauch.
Ohrringe sind ungewöhnlich. Sie heben sich von jedem anderen Schmuck ab. Das kommt daher, dass sie im Ohrloch eine enge Verbindung mit dem menschlichen Körper eingehen. Sie sind mehr als Schmuck und Zierde.
Mit Ohrringen verbindet sich die Vorstellung, dass dies ein Schmuck allein für Frauen sei. Dabei tragen auch Männer Ohrringe, wenn auch weniger häufig als die Frauen. So fällt es immer noch leicht, in den Ohrringen einen Schmuck zu sehen, der eher zum Bild der Frau als zum Bild des Mannes passt. Doch das kann sich ändern.
Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat es auf den Punkt gebracht. Im ersten Teil von „Faust“ legt er Gretchen die Worte in den Mund:
„Wenn nur die Ohrring meine wären. Man sieht doch gleich ganz anders drein.“
Wenn man mit Ohrringen auch kein anderer Mensch wird, so steckt doch in der Feststellung vom ganz anderen Aussehen ein Fünkchen Wahrheit. Sieht man mit oder ohne Ohrringe genauso oder anders aus? Und wie sieht man kurz darauf mit anderen Ohrringen aus? Das wird bei keinem Schmuck so deutlich empfunden wie beim Ohrschmuck.
Die Antwort auf diese Fragen haben die Menschen bereits im frühen Mittelalter gefunden, als sie ihre Ohren zu schmücken begannen. Wir können es uns heute kaum vorstellen, dass dieser Schmuck schon seit weit mehr als hundert Generationen getragen wird. Niemand kann erklären, warum dieser Brauch nicht schon längst in Vergessenheit geraten ist. Das ist nur eines der Geheimnisse des Ohrrings. Er findet von Generation zu Generation immer mehr Aufmerksamkeit und Verbreitung.
Ob ein Ohrring auffällt, ist nicht allein von seiner Größe und Form abhängig. Und wie auffällig oder unauffällig er sein soll, das bestimmt jeder selbst.
Wie man mit Ohrringen aussieht, zeigt nicht nur der Blick in den Spiegel. Das ist genauso von der Umgebung abhängig, in der man sie trägt. Man möchte doch auch dem Auge des Betrachters gefallen.
Wer Ohrringe trägt, der weiß, dass man mit ihnen wirklich etwas anders aussieht als ohne sie, auch wenn man sich selbst sehr schnell an sein verändertes Aussehen gewöhnt.
Vielleicht bemerkt man nicht sofort, dass sich das eigene Aussehen wiederum verändert, wenn man seine Ohrringe nicht mehr trägt. Später fällt es dann doch auf, dass man ein wenig anders aussieht. Vorher waren die Ohrlöcher Bestandteil des Schmucks. Jetzt sind sie vereinsamt. Man kann sie immer noch schön finden, aber ohne Ohrringe machen die Ohrlöcher keinen Sinn.
Mit etwas Fantasie kann man annehmen, dass es einst wohl die Männer waren, die experimentierfreudig zuerst den Ohrschmuck anprobiert haben. Frauen sind von Natur vorsichtiger. Sie haben sich gewiss erst von der Attraktivität dieses Schmucks überzeugt, ehe sie ihn zur bevorzugten Frauensache machten. Vielleicht war es auch ganz anders.
Der erste Ohrring war gewiss kein Ring, sondern eher ein Dorn oder ein Splitter. Bald hatte sich nämlich gezeigt, dass man die Ohren ohne Schmerz immer wieder schmücken kann, wenn man ausgeheilte Löcher in den Ohren besitzt. Diese Erkenntnis hat man sich bis heute zu eigen gemacht.
Der Ohrschmuck der Männer ist gegenüber dem der Frauen bis vor wenigen Jahren eher zurückhaltend getragen worden und zeitweise fast ganz aus dem Blickfeld verschwunden. War das Tragen von Ohrringen eine Frage des Geschmacks oder des Geschlechts geworden?
Es soll Menschen geben, die in den Ohrringen ein Erzübel der Menschheit sehen. Für sie ist der Ohrring ein Fremdkörper, den man allenfalls dulden, aber nach Möglichkeit beseitigen sollte. Und manchen Leuten ist der Ohrring gleichgültig. Unterschiedliche Meinungen zum Ohrring wird es immer geben.
Natürlich kann jeder Mensch Ohrringe tragen, wenn er es möchte, Frauen wie Männer, Junge wie Alte. Bei den Männern ist der Ohrring bei weitem weniger verbreitet als bei den Frauen. Schätzungen besagen, dass hierzulande mehr als die Hälfte aller Frauen Ohrringe trägt. Die Männer liegen hingegen im einstelligen prozentualen Bereich.
Die Wahl der richtigen Ohrringe sowohl für sich selbst als auch für die kleinen Töchter wird traditionell von den Frauen entschieden. Diese Wahl ist für die Frau nicht zuletzt eine Sache des Gefühls. In vielen Fällen kann die familiäre Herkunft, weniger der Wohlstand einen gewissen Einfluss auf das Tragen von Ohrringen haben. In vielen Familien ist der Ohrring Tradition.
Ohrringe sollen nicht nur gefallen, sondern auch zur Person „passen“. Das zu bestimmen, was zu wem passt, fällt oft gar nicht so leicht. Und das familiäre Umfeld möchte da vielleicht auch noch mitreden. Deshalb ist es mitunter auch ratsam, sich seriöse Meinungen einzuholen. Denn erst wenn der zum eigenen Typ passende Ohrring gefunden ist, wird die Freude daran nachhaltig sein.
Das Tragen von Ohrringen ist in früheren Zeiten gewiss mit der sozialen Stellung der jeweiligen Person verbunden gewesen. Man musste sich so etwas „leisten“ können. Zum Kreis der Bewerber für edlen Schmuck konnte man zumindest nicht die Masse der ländlichen Bevölkerung und einen großen Teil der städtischen Bevölkerung rechnen.
Sie waren in ihrem materiellen Mitteln wie auch in ihren Rechten sehr eingeschränkt. Meine Großmütter, die als Schönheiten auf dem Lande im vorletzten Jahrhundert aufwuchsen, konnten von Ohrringen nur träumen. Und die Großväter hätten Seeleute sein müssen, um sich einen Ohrring zu leisten. Aber sie waren nur kleine Bauern.
Ohrringe galten lange Zeit als Wohlstandsmerkmale. Wer sie trug oder tragen durfte, der besaß ein betuchtes Zuhause oder zumindest ein Elternhaus, das dem guten Aussehen seiner Mitglieder und zumal der Töchter einen hohen Rang einräumte.
Was kann Frauen und Männer dazu anregen, Ohrringe zu tragen? Es gibt etliche Beweggründe, die hierfür in Betracht kommen. Ohrringe lassen sich als Zierde und Merkmal, als Brauchtum, vielleicht auch als Bekenntnis beschreiben. Die Liebe zu einer nahestehenden Person und die Erinnerung an Vorbilder oder die Gewöhnung an den schon liebgewonnenen Schmuck können die Zuneigung zum Ohrring beeinflussen.
Der Ohrschmuck hat im Bewusstsein vieler Menschen einen festen Platz, denn Ohrringe sollen zuerst eine Zierde sein.
Das wird seit vielen Generationen weltweit so gesehen. Als eine Zierde gilt, wenn etwas erkennbar Schönes und Angenehmes noch verschönert wird. In unserem Beispiel ist bereits ein kleiner edler Ring oder Stift geeignet, ein Ohr zu zieren. Man kann selbstverständlich auch auffälligere Ohrringe tragen. Die können attraktiv wirken, wenn man es mit Geschick und Gefühl macht. Wer übertreibt, hat freilich schon verloren.
Ein weniger häufig erkannter Grund für die Beliebtheit von Ohrringen ist ihre über die Zierde hinausgehende Anpassung an die Erfordernisse des Alltags. Unzählige Beispiele zeigen, dass Ohrringe im normalen Tagesablauf nicht hinderlich sind. Sie werden nicht als Belästigung oder auch nur als Fremdkörper wahrgenommen. Selbst bei vielen sportlichen Aktivitäten, die ohne Verletzungsrisiko sind, wird kleiner Ohrschmuck getragen.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Schmuckarten werden kleine Ohrringe auch zur Nacht nicht abgelegt. Das erfordert nur ein wenig Gewöhnung.
Es gibt emotionale Gründe, die das Tragen von Ohrringen bedingen und sogar fördern. Manche Frauen tragen Ohrringe, weil dies in ihrem persönlichen Umfeld üblich ist und weil sie von Angehörigen ihrer Familie oder von bekannten Personen ebenfalls getragen werden. Da spielen Vorbilder eine Rolle.
Die örtliche oder die familiäre Umgebung kann bewirken, dass Ohrringe ganz selbstverständlich getragen werden, denn Ohrringe sind bekanntlich auch Brauchtum.
Bräuche und Traditionen sind in allen sozialen Schichten der Bevölkerung verbreitet. Wenn Ohrringe aus Tradition getragen werden, so spielt der Gedanke mit hinein, dass es so gut wie nichts gibt, was gegen das Tragen von Ohrringen spricht.
Gleichermaßen gibt es die althergebrachte Meinung, dass der Ohrring seit jeher allein ein Schmuck der Frauen sei. Diese Meinung stand schon immer indirekt in der Kritik. Sie lässt sich heute in dieser Absolutheit erst recht nicht aufrechterhalten. Doch kann man sie mit einem Augenzwinkern gelten lassen, wenn man einlenkend sagt: Bei weitem nicht alle, aber manche Ohrringe betonen die Fraulichkeit. Das sind dann gewiss die größeren, die schwereren, die auffälligeren Ohrringe. Die wären für Männergewiss sehr gewöhnungsbedürftig.
Heute ist die Vorstellung vom Vorrang der Frauen auf dem Gebiet der Ohrringe ins Wanken geraten, seit mehr Männer ihr Interesse am Ohrschmuck zu erkennen geben.
Meine unmaßgebliche Meinung lautet: Lasst doch die Männer einen kleinen Ohrring tragen, aber nur in einem Ohr. Was morgen sein wird, wissen wir noch nicht.
Wer Ohrringe trägt, hat zu diesem Schmuck ein besonderes Verhältnis. Wer an Ohrringe gewöhnt ist, fühlt sich ohne diesen Schmuck unvollständig gekleidet und geht ohne ihn gar nicht auf die Straße.
Zu manchen Ohrringen fühlt man sich magisch hingezogen. Das sind die Ohrringe, die man gern trägt oder gern tragen würde, wenn man sie denn besäße. Sie entsprechen dem eigenen Typ und passen auch zur gewohnten Kleidung. Man weiß, dass mit der Attraktivität von Kleidung und Ohrschmuck auch das Ansehen der Person steigt.