Omas neuer Opa - Günter Görlich - E-Book
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Omas neuer Opa E-Book

Günter Görlich

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Beschreibung

Zwei ihr unbekannte Wörter lernt Juliane von ihrem Papa und ihrer Mama. Beide beziehen sich auf ein- und dieselbe Person: ihre Oma. Das eine Wort heißt Vermögen, das andere Wort heißt Büchernärrin. In beiden Fällen geht es um die große Büchersammlung von Julianes Oma. Ein Vermögen, so erfährt ihre Enkelin, bedeutet viel Geld, sehr viel Geld. Eine Büchernärrin sei ihre Oma, weil sie sehr lange überlege, wenn sie ein neues Kleid brauche. Bei Büchern jedoch überlegt sie nie, sagt Mama. Bei einem ihrer nächsten, überraschenden Besuche bei Oma überwindet Juliane zunächst die Angst vor einem Hund und trifft dann auf eine Oma, die irgendwie anders aussieht als sonst: Oma trug ein Kleid und Schuhe mit hohen Absätzen. Eine goldene Kette glänzte an ihrem Hals. Die Haare waren sehr schön frisiert. Oma erwiderte Julianes Kuss sehr vorsichtig mit ihrem geschminkten Mund. So hatte Juliane die Großmutter noch nicht oft gesehen, nur wenn die Familie an Feiertagen zum Essen wegging oder ins Theater. Und dann sieht Juliane, dass ihre Oma noch anderen Besuch hat: Auf dem Sofa saß ein Mann. Vor ihm auf dem runden Tisch standen zwei hohe Gläser und eine Weinflasche auf einem Tablett. Der Mann hatte eine Glatze, die sehr glänzte, und eine lange Nase im schmalen Gesicht. Oma sagte zu dem Mann: „Das ist meine Enkelin Juliane, meine Jule.“ Der Mann wuchs vor dem Mädchen in die Höhe. „Herr Büdner“, stellte Oma ihn vor. „Felix heiße ich auch noch“, sagte der Mann mit tiefer Stimme, „klingt doch besser.“ Julianes Hand verschwand in der großen des Herrn Felix. Dann sank Herr Felix wieder hinunter auf das Sofa. Juliane schaute auf seine Glatze. Wenig später staunt Juliane noch mehr, denn ihre sonst immer so gastfreundliche Oma bittet sie, zu gehen und an einem anderen Tag wiederzukommen. „Pass auf, Jule. Träum nicht zu viel auf dem Heimweg.“ Vor dem Haus sah Juliane zum Fenster hoch, hinter dem sie die beiden wusste. Die Gardine wehte im Wind. Oma aber zeigte sich nicht. Sonst schaute sie ihrer Jule immer sehr lange hinterher und winkte. Etwas später beschwert sie sich bei Mama, dass Oma einen Herrn Felix zu Besuch hat, der auf ihrem Sofa sitzt. Sie erzählt, dass Herr Felix mit einem gelben Stock Bücherregale bauen will für Oma. „Er wird ausgemessen haben, Juliane“, sagte ihre Mutter, „aber wo sollen dort noch Regale hin?“ Aber vielleicht ist dieser Felix Büdner für Oma Ingrid mehr als ein Tischler, der sich um neue Regale kümmert?

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Seitenzahl: 47

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Impressum

Günter Görlich

Omas neuer Opa

ISBN 978-3-96521-699-0 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien 1991 im Arena Verlag, Würzburg (Band 2057 Arena-LiLaLeseratz).

© 2022 EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.de

Omas neuer Opa

„Hier ist Juliane Jonas“, sagte das Mädchen in das Telefon.

In der Hörmuschel klang Mamas Stimme. „Julchen, Papa und ich kommen heute später. Papa muss länger arbeiten. Bei mir wird es auch nicht pünktlich werden. Der Doktor braucht mich. Das Wartezimmer ist noch sehr voll. Du weißt, Zahnschmerzen sind ganz schlimm.“

„Ja, Mama“, sagte Juliane.

„Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“

„Ja, Mama.“

„Im Kühlschrank sind Kuchen und Milch. Trink keine Cola.“

„Ja, Mama.“

„Juliane, hast du was?“

„Wir wollten heute Turnschuhe kaufen für mich. Hast du versprochen, Mama.“

In der Hörmuschel blieb es eine Weile still. „Wir kaufen ja welche“, sagte die Mutter, „du musst nicht traurig sein, Juliane. Bist doch schon unser großes Mädchen.“

„Ich bin aber traurig, Mama.“

„Wir kaufen in der nächsten Woche Turnschuhe. Du kannst dir aussuchen, welche du willst.“

„Ich möchte gern weiße mit blauen Streifen an der Seite, Mama.“

„Genau die, Juliane. Ich muss jetzt Schluss machen. Der nächste Patient kommt. Julchen, wir beide machen uns heute einen gemütlichen Abend.“

„Ich geh zu Oma rüber, Mama.“

„Zu Oma? Jetzt noch?“

„Ich möchte gern zu Oma.“

„Gut. Aber pass auf.“

„Vielleicht schlafe ich bei Oma.“

„Dann musst du die Schulmappe mitnehmen, Juliane.“

„Hab sie doch immer mitgenommen.“

„Grüß Oma, Julchen.“

„Ja, Mama.“

In der Muschel knackte es, dann schnarrte es lang und hell. Juliane legte den Hörer auf die Gabel. Juliane lief die Treppen zum Fußgängertunnel hinunter.

Die gelbrote Schultasche baumelte auf ihrem Rücken.

Der zerzauste, strohblonde Kopf ihrer Puppe Jenny schaute aus der Tasche und nickte auf und ab.

Juliane sprang in Tanzschritten. Sie konnte nicht anders, sie musste tanzen und springen, dass ihre braunen Haare flogen. Sie freute sich auf Oma.

Tanzen war Julianes größtes Vergnügen. Jede Woche einmal ging sie zum Ballett. Auf blankem Parkett übten die Mädchen und Jungen die Schritte. Frau Wohmann war eine strenge Tanzlehrerin, sie war groß, und ihre Stimme drang bis in die hinterste Ecke des Saals.

Vor Frau Wohmanns Blick konnte sich niemand verstecken. Frau Wohmann verfolgte Julianes Tanzschritte sehr genau. „Du kannst eine gute Tänzerin werden, Juliane“, hatte sie einmal zu dem Mädchen gesagt, „die Pirouette ist ja eine nicht leichte Drehung auf dem Standbein. Sie gelingt dir schon sehr gut. Nur, du bist nicht ausdauernd genug und manchmal ganz weit weg mit deinen Gedanken. Warum bloß, Juliane? Du verpatzt dir viel. Nimm dich zusammen, Mädchen.“

Aus dem Fußgängertunnel aufgetaucht, sah Juliane den weiten Platz vor sich liegen.

Viele Autos, Busse und Lastkraftwagen fuhren über ihn hinweg.

Für Juliane war das nichts Besonderes, sie kannte das alles. Solange sie denken konnte, lebte sie an diesem großen Platz in Berlin.

Juliane hatte noch drei Straßen zu überqueren. Zwei hatten Ampeln, die grün, gelb und rot aufleuchteten. Als Juliane noch klein war, hatte ihr Oma Ingrid eingeschärft: „Jule, nur bei Grün geht es über die Straße. Auch wenn andere bei Rot über den Damm laufen, du wartest auf Grün. Die bei Rot losgehen, sind dumm. Wenn sie ein Auto umfährt, was ist dann?“

Juliane hatte die zweite Ampelstraße überquert. Ein Fuß rutschte ihr aus der Sandale. Die Riemchen waren ausgeleiert, da konnte kein neues Loch mehr helfen, das Papa in das Leder einstanzte. Juliane liebte aber diese Sandalen, wollte sie nicht hergeben für die Mülltonne.

Sie dachte an die weißen Turnschuhe mit den blauen Streifen an der Seite. Juliane bog in die Nebenstraße ein, und der Lärm vom großen Platz war nur noch schwach zu hören.

Sie hatte es nicht mehr weit zu Oma. Hier waren die Häuser nicht hoch gebaut, hatten keine Fahrstühle.

Bäume und Büsche wuchsen an den schmalen Straßen und Wegen.

In diesen Straßen musste Juliane keine Angst vor Autos und schnellen Motorrädern haben. Höchstens vor Hunden.

In diesem Augenblick entdeckte das Mädchen einen der gefürchteten Vierbeiner. Er saß vor dem Eingang zum Haus, in dem Oma wohnte.

Er saß auf den Hinterbeinen.

Juliane kannte den struppigen Gesellen nicht.

Sie lief immer langsamer, blieb dann stehen.

Der Hund hatte sie noch nicht bemerkt, dem gefiel es, in der Maisonne zu sitzen.

Die wärmte seinen Pelz.

Vielleicht erinnerte er sich an den feuchten, kalten Winter und freute sich, dass er vorbei war. Niemand zeigte sich, dem der Hund gehörte, kein Mensch kam mit einer Leine, pfiff oder rief.

Vielleicht war der Hund ausgerissen? Omas Fenster stand offen, und die Gardine wehte im Windzug. Oma ist zu Hause, dachte Juliane, aber ich kann nicht zu ihr.

Hunde fürchtete Juliane, ein Pudel hatte sie einmal in die Wade gekniffen.

„Du musst keine Angst haben, Jule“, hatte Oma zu ihr gesagt, „ein Hund spürt deine Angst, und dann wird er übermütig, dann geht er dir an die Beine.“

In Omas Zimmer stand ihr Bett.

Am Tage war es ein kleines Sofa, auf dem zwei Leute sitzen konnten. Juliane kuschelte sich oft in die dicken Kissen, und Oma las ihr vor.

Das begann, als Juliane noch nicht lesen konnte.

Aber auch jetzt hatte sie es gern, wenn Oma mit ihrer warmen Stimme vorlas.

Am schönsten war es, wenn es dunkel wurde und Oma die Leselampe einschaltete. Die Bücher in den Wandregalen schauten dann auf sie herab.

Papa hatte einmal gesagt: „Omas Bücher sind ein Vermögen wert.“ Juliane wusste nicht, was ein Vermögen war und fragte danach.

„Das ist viel Geld, Juliane, sehr viel Geld“, hatte Papa geantwortet. Oma ist eine Büchernärrin.

Das Wort lernte Juliane von ihrer Mama.

„Braucht Oma ein neues Kleid, überlegt sie lange“, sagte Mama, „bei Büchern überlegt sie nie.“

Die Gardine in Omas Zimmer wehte, und der Hund saß immer noch vor der Haustür.

Wie lange aber sollte Juliane noch warten?

Sie entsann sich wieder an Omas Rat.

„Du musst keine Angst haben, Jule.“ Im Kopf hatte Juliane diesen Rat, aber noch nie ausprobiert, ob er auch hilft.