Unbequeme Liebe - Günter Görlich - E-Book
SONDERANGEBOT

Unbequeme Liebe E-Book

Günter Görlich

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Günter Görlich, ein lebens- und schreiberfahrener Mann, hat immer gern Liebesgeschichten geschrieben. Auch das hier ist eine Liebesgeschichte - allerdings eine über eine „Unbequeme Liebe“. Was kann an einer Liebe unbequem sein? Was ist da passiert? Thomas schob das volle Schnapsglas fort. Der Wodka roch wie Spiritus. Und noch vor einer Stunde war ihm der Schnaps wie ein Labsal vorgekommen. Er hätte am liebsten das Fenster aufgestoßen, um den dumpfen Schädel im Regen zu kühlen. Blöder Satz: Das Herz ist wie eine offene Wunde. Hartnäckig haftet er im Kopf und ist doch Kitsch. Wieso Kitsch? Man kann diesen Zustand auch so beschreiben: Zwei waren fast drei Jahre zusammen, man sagt, die haben sich geliebt, haben miteinander geschlafen, es war schön und angenehm. Und nun ist alles vorbei. Man ist aber ein moderner Mensch, hat Prinzipien. Es ist eben vorbei, weil eine nicht mehr will, wahrscheinlich ist ein anderer gekommen, und mit dem will sie jetzt. Das ist, nüchtern gesehen, der Sachverhalt. Was hat das Herz damit zu tun? Angefangen hatte alles bei einem Volleyballspiel, bei dem er als Volksarmist auf Urlaub für jemanden anderen einsprang: Die Mannschaft, in die er so kurzerhand eingeordnet worden war, sammelte Punkte. Er beobachtete genau die Spieler auf der anderen Seite. Unter denen war ein blondes Mädchen in einem gelben Bikini; wenn ihr heller Schopf über dem Netzrand auftauchte, war er auf alles gefasst. Auch das Mädchen blickte manchmal prüfend zu ihm herüber. Er merkte sich ihren Namen. Ingrid. Damals hatte er sich in Ingrid, die Pädagogikstudentin, verliebt. Jetzt war es Pfingsten. Pfingstsonnabend. Und der Brief musste geschrieben werden. Sie wollte bei der Wahrheit bleiben. Ja, sie hatte einen neuen. Horlander heißt der. Er ist Schuldirektor und kennengelernt hatte sie ihn bei einer Art zusätzlichen Schulpraktikums. Anfangs gefiel er ihr gar nicht – zumal er ein kleines Kadergespräch mit ihr führte: „Lohnt sich nicht bei mir“, sagte Ingrid, „sehr durchschnittlich alles. Studiere jetzt bald vier Jahre. Werde wohl, nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Praxis, nur die Hälfte davon gebrauchen können. Habe einen Freund mit Motorrad. Nun, das wär’s. Vielleicht noch eins: Bin im FDGB, im DTSB, in der FDJ und in der DSF. In den beiden letztgenannten Organisationen habe ich Funktionen.“ Ingrid starrte auf den weißen Bogen, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Plötzlich begann sie zu schreiben, so rasch, als hätte sie keine Zeit mehr.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 208

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

Günter Görlich

Unbequeme Liebe

Erzählung

ISBN 978-3-96521-707-2 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien 1965 im Verlag Neues Leben Berlin.

© 2022 EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.edition-digital.de

1

Tagelang hatte eine glasige Sonne über der Stadt gebrütet. Seit dem frühen Nachmittag aber regnete es. Der Regen fiel auf die schmutzig-gelbe Kirchenruine, einst das Wahrzeichen dieser Stadt, wusch Kopfsteinpflaster blank, wurde aufgesogen von den Wiesen in den Parkanlagen, trommelte auf die grünspanüberzogenen Kupferdächer der alten Schlösser.

Thomas Wellm sagte: „Noch mal dasselbe!“

Der Kellner, ein älterer Mann in einer sehr weißen Jacke, schaute ihn an, als wollte er abschätzen, was es mit diesem jungen Burschen, der hier allein am Tisch saß und nun das fünfte Mal einen doppelten Wodka und ein Bier verlangte, für eine Bewandtnis habe. Ohne ein Wort hob er mit schwungvoller Bewegung die leeren Gläser vom Tisch.

Thomas saß am Fenster. Über die Tischplatte aus Marmor zogen sich feine Risse, sonderbare Figuren bildend. Eigentlich war alles so, wie man es sich in solchen Situationen vorstellt: Ein halb leeres Lokal, draußen Regen, der Held ertränkt seinen Liebeskummer im Schnaps.

Lautlos war der Kellner an den Tisch gekommen. Wieder spürte Thomas den prüfenden Blick.

„Bringen Sie mir bitte Kaffee. Nein, Mokka. Hoffentlich taugt der was?“

„Unser Mokka ist gut. Er ist stadtbekannt, junger Mann.“

Thomas dachte: Ich bin dir wohl nicht fein genug in meiner Lederjacke. Im Übrigen hängt mir deine Stadt zum Halse raus. Muffig. Überall stinkt es nach Museum …

Er starrte auf die Straße. Wie durch einen feingewebten Vorhang sah er Bäume, Häuser und vorbeifahrende Autos. Wie wäre das mit dem Zeichenstift einzufangen, der graue Regenvorhang und dahinter die weichen Umrisse der Bäume und Häuser? In einer Ausstellung hatte er einmal sehr lange vor einem Bild gestanden. „Regentag in Suchumi“. Unruhig war da die Stimmung, der Regenvorhang dichter, die Gegenstände dahinter verzerrt.

Thomas schob das volle Schnapsglas fort. Der Wodka roch wie Spiritus. Und noch vor einer Stunde war ihm der Schnaps wie ein Labsal vorgekommen. Er hätte am liebsten das Fenster aufgestoßen, um den dumpfen Schädel im Regen zu kühlen.

Blöder Satz: Das Herz ist wie eine offene Wunde. Hartnäckig haftet er im Kopf und ist doch Kitsch. Wieso Kitsch? Man kann diesen Zustand auch so beschreiben: Zwei waren fast drei Jahre zusammen, man sagt, die haben sich geliebt, haben miteinander geschlafen, es war schön und angenehm. Und nun ist alles vorbei. Man ist aber ein moderner Mensch, hat Prinzipien. Es ist eben vorbei, weil eine nicht mehr will, wahrscheinlich ist ein anderer gekommen, und mit dem will sie jetzt. Das ist, nüchtern gesehen, der Sachverhalt. Was hat das Herz damit zu tun? Wäre das Herz, dieser lebenswichtige Muskel, eine offene Wunde, müsste man schnell den Arzt aufsuchen. Sicher käme dann jede medizinische Hilfe zu spät. Aber man hört ja heutzutage von Herzoperationen der unwahrscheinlichsten Art … Thomas trank nun doch den Wodka.

Von einer Säule herab machte sich ein Lautsprecher bemerkbar.

Ein Dixieland übertönte das Klappern der Kaffeelöffel und das Lachen dreier junger Frauen mit frischfrisierten Köpfen.

Was würde passieren, wenn man eine der lieben Damen zum Tanz aufforderte? Der in der weißen Jacke würde sagen: Hab ich nicht recht gehabt? Wie dieser Kerl die Sachen hinterkippte! Kein Wunder, dass er verrückt spielt. Und ein Polizist tritt ein und stellt die Ordnung wieder her. Wenn nötig, mit Gewalt.

Was ist los mit dir? dachte Thomas. Hast noch nie krakeelt. Nicht mal bei der Lehrabschlussfeier. Dort hättest du dem Lehrmeister Robert Kallweit, der sinnlos trank und an der Theke Soldatenlieder grölte, eins aufs Maul geben müssen. Kallweit, schweißüberströmt, sang: Deutsche Panzer im Sonnenbrand, stehen im Kampf gegen Engeland. – Er hatte nur dessen Hand von seiner Schulter abgeschüttelt.

Der Kellner brachte den Mokka. Thomas griff nach der winzigen Tasse, die Hand zitterte, und er ärgerte sich darüber.

Leise sagte der Kellner: „Wenn Sie ein Motorrad hier haben, fahren Sie lieber nicht.“

Thomas blickte in besorgte Augen.

„Machen Sie sich bitte meinetwegen keine Gedanken“, entgegnete er.

Allmählich hatte sich das Lokal geleert. Auch die drei Frauen waren gegangen. Aus dem Lautsprecher ertönte eine weibliche Stimme, die über ein Buch sprach, das im Allgemeinen gut sei, aber im Besonderen …

Thomas sah auf die Uhr. Schon kurz vor sieben.

Am frühen Nachmittag war er von der Schicht nach Hause gekommen. In einem Einfamilienhaus in der Nähe des Werkes bewohnte er ein Zimmer mit schrägen Wänden, aber es war geräumig, und das breite Fenster ließ viel Sonne herein. Im Frühling wehte der Wind Kirschblüten ins Zimmer. Dort unter dem Dach fühlte sich Thomas wohl, wie früher in seiner Kammer im Häuschen der Mutter. Ingrid gefielen die hellen einfachen Möbel, die er sich gekauft hatte. „Hast Geschmack, Junge“, sagte sie, als sie ihn das erste Mal besuchte.

Auf dem Tisch im Flur unten waren die Zeitungen vom alten Herrn Dillhagen wie immer akkurat aufeinandergelegt. Das „Neue Deutschland“ ganz oben. Daneben lag ein mit bunten Marken beklebter Brief; ein Freund aus der Armeezeit, der jetzt als Maschinist auf einem Handelsschiff fuhr, schrieb aus einem fernen Hafen. Von Ingrid war kein Brief gekommen.

Oben in seinem Zimmer warf sich Thomas auf die Couch, gegen seine Gewohnheit behielt er die Lederjacke an. An der schrägen Wand hatte er mit Reißzwecken Ingrids Porträt befestigt. Streng und auch spöttisch sah sie aus. Vor einem Jahr, während eines Wochenendurlaubs, hatte er sie gezeichnet. Er zeichnete, als Ingrid am Schreibtisch über ihren Büchern saß und sich auf irgendeine dieser vielen Zwischenprüfungen vorbereitete. Und da war es ihm gelungen, den strengen, konzentrierten Ausdruck ihres Gesichts einzufangen und auch diesen spöttischen Zug um den Mund.

Thomas starrte zur Zeichnung hinauf. Warum schrieb sie nicht? Zum Teufel mit dem Ehrgeiz, wenn alles andere daran kaputtgehen sollte!

In wenigen Wochen war Pfingsten. Vier Tage Erholung vor den Examensprüfungen und sich dabei Seewind um die Nase wehen lassen: war das kein Vorschlag? Und das Ziel der Fahrt? Graal-Müritz. Vor drei Jahren an einem heißen Julitag …

Thomas sprang auf und lief hinunter.

Die Jawa war vollgetankt. Er steuerte sie zur südlichen Ausfallstraße der großen Stadt. Was waren fünfzig Kilometer? Schnell war die Stadt erreicht, in der Ingrid studierte. –

Ingrid saß am Schreibtisch und blätterte in einem dickleibigen Buch. Der Tee in der Kanne war fast schwarz.

„Hallo, Thomas!“

Er wollte zu ihr hingehen, sie küssen. Schon oft war er so überraschend gekommen, den Sturzhelm schwenkend, in der schwarzen Lederjacke, deren Geruch Ingrid mochte, und sie hatte gelacht, wenn er ihren Helm, der noch ohne Kratzer war, vom Schrank nahm und ihr auf den Kopf stülpte, über ihr glattes blondes Haar, das er so liebte. Dann waren sie meistens aus der Stadt hinausgefahren, zu ihrer Wiese am Fluss.

Heute aber blieb er an der Tür und fragte: „Warum schreibst du nicht?“

Ingrid legte einen Bleistift zwischen die Seiten des Buches und sah ihn an. „Heute wollte ich dir schreiben. Wir haben schrecklich viel zu tun.“

Er zog den Reißverschluss der Lederjacke auf. „Nun bin ich hier. Was sagst du zu meinem Vorschlag?“ Er suchte ihre Augen, aber die Regendämmerung verdunkelte ihr Gesicht.

„Ich muss arbeiten, Thomas.“

„Wie lange waren wir beide nicht mehr zusammen?“ Die ersten Regentropfen trommelten einen stockenden Wirbel auf dem Fensterblech. „Sag was!“

Ingrid schloss das Fenster.

„Ich möchte dich bitten … Thomas, ich brauche Ruhe und Zeit. Ich weiß nicht … Ich kann jetzt nicht … Der Sommer kommt und …

Er trat zögernd einen Schritt vor.

„Es soll also Schluss sein.“

Keine Geste am Fenster, kein Wort. Der Regentrommelwirbel war ein gedämpftes Rauschen geworden. Überlaut tickte der blaue Reisewecker, den er in ihrem letzten Urlaub gekauft hatte und der gleich in der ersten Nacht vom Stuhl gefallen war und seitdem eine halbe Stunde zu früh losschrillte. Zauberuhr taufte ihn Ingrid, weil eine geschenkte halbe Stunde am Morgen eine Kostbarkeit bedeute.

Ingrids Schweigen war die Antwort.

„Für uns gibt es also keinen Sommer mehr. Du willst keinen Sommer mit mir.“

„Ich muss jetzt zum Seminar“, sagte sie. „Wenn du willst, bleib hier, bis der Regen aufhört.“

Eine Tür in einem alten Haus darf man nicht zuschlagen … Bis auf die letzte Stufe, die aus Stein ist, knarrt die Treppe schrecklich.

Thomas spürte nicht den Regen, der durch die geöffnete Lederjacke bis auf die Haut drang.

Eine Marmorplatte kühlt. Man kann heiße Hände darauflegen, und die Stirn.

„Noch einen Mokka?“

„Immer her damit“, sagte Thomas, „und nehmen Sie das da weg!“

Er wies auf das Glas Bier.

„Da haben Sie recht: Wenn Bier zu lange steht, wird es schal“, bemerkte der Kellner. „Es gibt nichts Unangenehmeres als den Geschmack schalen Bieres.“

Du musst es ja wissen, dachte Thomas.

Ein Soldat trat ein, legte die Hand vorschriftsmäßig an den Schirm seiner Mütze, blieb aber unschlüssig an der Tür. Natürlich war sein Mädchen nicht da. Würde vielleicht gar nicht kommen, hatte einen besseren gefunden. Thomas dachte: Gleich wird er das Koppel unter die Uniformjacke schnallen.

So geschah es, und der Soldat wählte einen Tisch, von dem aus er die Tür gut im Auge behielt. Einen nicht gerade freundlichen Blick schickte er zu Thomas hinüber.

Der grinste. Bleib ruhig, Junge. Ein Unteroffizier der Reserve schenkt dir seine Aufmerksamkeit: zwar ist er im Augenblick ein wenig ramponiert, aber drei Jahre lang hat auch er, betrat er ein Lokal, das Koppel unter die Uniform geschnallt.

Der Regenvorhang war dünner geworden. Jetzt könnte man zahlen. Dem alten Herrn Ober müsste man noch die Hand drücken. Und dann eine Rolle Pfefferminz besorgen. Der Fuselgeruch verpestete ja die Frühlingsluft.

Thomas hielt aber eine kleine dumme Hoffnung am Marmortisch fest. Was war das für ein Seminar? Natürlich würden sie wieder kein Ende finden. Diese Leute hatten die schöne Gabe, über einen Satz in ihrem Lehrbuch drei Stunden zu reden.

Er sah hinaus auf den feuchtglänzenden Asphalt, auf die tropfenden Bäume. Dann beobachtete er den Soldaten, der eine Zigarette nach der anderen rauchte. Ein Raucher wird mit dem Warten besser fertig, die Hände haben Beschäftigung.

Ingrid könnte doch diese Straße entlangkommen. Zur Pädagogischen Hochschule gehörten verschiedene Gebäude. Über die Rolle des Zufalls gab es sogar gelehrte Abhandlungen. Ingrid wird den Pfützen ausweichen, sie schreitet locker und mühelos. Sie spottet: Lange gelauert? Ja, mit mir ist das schon ein Kreuz.

Thomas rieb sich die Schläfen. Auf jeden Fall wird er die einsame Straße aufsuchen, nahe der gelben Kirchenruine, und vor dem Haus mit der verschnörkelten Jahreszahl 1745 über der Tür wird er stehenbleiben. Ist ihr Fenster erleuchtet, geht er die Treppe hinauf. Entschuldige. Wir sollten uns aussprechen.

Immer mehr Leute betraten das Lokal, meistens Pärchen. An einem Tisch servierte der Kellner Wein. Der Soldat rauchte nicht mehr, sein Mädchen war gekommen. Ihr langer schwarzer Zopf lag auf der Schulter, auf einer knallgelben Bluse. Aufreizend lachte der Soldat.

Wie war denn das gewesen in den letzten Monaten? Betrat er Ingrids Zimmer, traf er dort streitende und lärmende junge Leute. Kommilitonen. Allein das Wort, als wären sie eine besondere Gattung Mensch! Sie stritten hitzig über Dinge, die er nicht verstand und die ihn nicht interessierten. Psychologie des Vorschulalters. Probleme der Methodik. – Schön und gut. Prüfungen sind streng. Und niemand will vier Jahre umsonst studiert haben. Schon gar nicht Ingrid. Er saß jedes Mal wortkarg und verbittert in einer Ecke. Ingrid war ihm fremd und fern, als hätte es die schöne Gewohnheit, zu ihrer grünen Havelwiese zu fahren, niemals gegeben. War dann der Zigarettenqualm aus dem geöffneten Fenster entwichen, saß sie meist erschöpft und stumm auf der Couch. Und vorher hatte sie stundenlang lebhaft gestritten. Auch gelacht. Es war gut, sich das Nachtlager auf der Luftmatratze zu bereiten; die Couch war auf einmal für beide zu schmal.

Sie hatten sich ja auf Grundsätze geeinigt: Liebe lässt sich nicht erzwingen, Liebe muss frei sein von Misstrauen, Eifersucht ist spießig und verletzend.

Grundsätze sind gut. Aber nun sitze ich hier und habe zu viel Schnaps getrunken, dachte Thomas.

Er winkte dem Kellner. „Bitte noch einen Mokka.“

„Sie sind seltsam. Erst Alkohol. Und jetzt wüten Sie gegen Ihr Herz mit Koffein.“

Thomas lächelte schwach. „Mein Herz ist in Ordnung. Ich bin oft untersucht worden.“

Da drüben sitzen der Soldat und sein schwarzhaariges Mädchen. Die Bluse hat das Gelb von Sonnenblumen …

Vor drei Jahren an einem Tag im Juli trug Ingrid einen gelben Bikini …

In jenem Sommer war Thomas mit seiner Jawa nach Norden gefahren. Eine Urlaubsfahrt ins Blaue sozusagen. In Graal-Müritz bekam er für ein paar Tage einen Strohsack in einem der vielen Zelte zugewiesen. Er kümmerte sich wenig um das Treiben im Lager. Gemeinschaft hatte er genug während der Monate in der Kaserne und in den Feldlagern. Er döste lange Stunden am Strand, sah schläfrig auf Wellen und Möwen. Sein Skizzenblock blieb leer, selten griff er nach dem Feldstecher.

Einmal schaute er einem Volleyballspiel zu. Man spielte recht gut, Thomas konnte das beurteilen. In der einsamen Heide bei Neubrandenburg gab es viel Zeit für Volleyball.

Jemand stürzte und hinkte aus dem Spielfeld.

Ein langer Kerl tippte Thomas auf die Schulter. „Du spielst doch auch, was?“

Thomas nickte und wickelte Skizzenblock und Feldstecher in die Trainingsjacke.

Im Spiel lockerten sich die Muskeln. Er geriet in Eifer, schmetterte die Bälle sicher und gewandt.

Die Mannschaft, in die er so kurzerhand eingeordnet worden war, sammelte Punkte. Er beobachtete genau die Spieler auf der anderen Seite. Unter denen war ein blondes Mädchen in einem gelben Bikini; wenn ihr heller Schopf über dem Netzrand auftauchte, war er auf alles gefasst. Auch das Mädchen blickte manchmal prüfend zu ihm herüber. Er merkte sich ihren Namen.

Ingrid.

Einmal sprangen sie beide nach dem sich hochdrehenden Ball. Er sprang höher und schlug die Lederkugel unhaltbar ins gegnerische Feld. Die Arme des Mädchens verfingen sich im Netz. Thomas sah Schweißtropfen auf der braun gebrannten Stirn. Die Lippen waren spröde und rissig.

„He, Jugendfreundin, nicht so stürmisch.“

Sie kniff die Augen zusammen. „Hab mich verrechnet. Entschuldige.“

Die Mannschaft, in der er spielte, gewann.

Das Mädchen im gelben Bikini sagte: „Ihr habt einen guten Tausch gemacht. Sonst hättet ihr einpacken können.“

Sie lag im sommerdürren Gras und blinzelte zu Thomas hinauf, der sich den rötlichen Staub von der Sporthose klopfte.

„Du bist ja nun auch nicht gerade zu unterschätzen“, sagte er, „nur ein bisschen zu hitzig. Manche Fehler ließen sich vermeiden.“

Der Lange, der ihn aufgefordert hatte mitzuspielen, setzte sich neben Ingrid ins Gras und meinte: „Jetzt hast du dein Fett weg.“

Sie wandte sich herausfordernd an Thomas: „Wie wär’s? Du wirst unser Trainer. Bist du von der Sporthochschule?“

„Sportstudent?“ Er lachte. „Volksarmist auf Urlaub.“

Der Lange sagte: „Aha … Also, du bist geworben.“

Thomas hatte seinen Urlaub allein und herrlich faulenzend verbringen wollen, aber das Mädchen im Gras und die Nachmittagssonne …

„Gut! Nehme an."

Er erfuhr, dass sie, Studenten der Pädagogik, noch eine Woche hierblieben. Am Schluss fände ein Wettkampf in Volleyball statt.

„Man hat doch Ehrgeiz“, spottete Ingrid.

Wenig später stoben die Studenten davon. Der Lange lief neben Ingrid, und sie stieß ihn freundschaftlich in die Seite.

Thomas dachte: Schön blöd von mir, so schnell die Zusage zu geben.

Eine Woche danach war er noch immer in Graal-Müritz. Und eine Woche, das waren sieben Tage seiner großen, blauen Urlaubsfahrt. Das Lager hatte er verlassen müssen, aber er bezog eine Dachkammer in einem Fischerhaus. Die Pädagogikstudenten lächelten. Nur der Lange verzog keine Miene. Jeder ahnte: Der Urlauber hat sich in Ingrid verliebt.

Thomas schalt sich einen Trottel. War er mit Ingrid allein, und das kam selten genug vor, brachte er keinen vernünftigen Satz zustande.

Und sie? Sie war spöttisch und freundlich.

In seiner Dachkammer schwor er sich Abend für Abend: Ab morgen wird das anders. Entweder … oder!

Dann kam der letzte Tag mit der Lagermeisterschaft auf staubigem Platz. Thomas stand am Rand des Spielfelds. Ingrid sah oft zu ihm herüber. Nun, wie beherzige ich deine Lehren? Ja, sie spielte gut.

Nach dem Sieg fielen sie sich um den Hals und hoben Thomas hoch. Die Urkunde war mit Goldbuchstaben bedruckt.

Ingrid, noch ganz außer Atem, hielt seine Hand fest und sagte: „Heute Abend bist du eingeladen. Von mir. Wir feiern Abschied.“

Er sagte: „Ich werf mich in Gala“, und ärgerte sich, dass ihm nichts anderes eingefallen war.

Am Abend trug Ingrid einen engen, schwarzen Rock. Eine weiße Bluse fiel lose auf die Hüften.

Er starrte sie wortlos und verwirrt an.

„Gefall ich dir?“

„Du siehst schön aus.“

Ingrid wies auf zwei Stühle an der schmalen Seite des Tisches. „Komm, Thomas!“

Der Lange, Klaus hieß er, setzte sich mit verschlossenem Gesicht ihnen gegenüber.

In der Gaststube war es heiß und stickig. Thomas stieß ein Fenster auf.

„Zieht es?“

Ingrid schüttelte den Kopf, sie biss gerade in eine Bockwurst. Er sah ihre Schultern und die gebräunte Haut ihres Halses.

„Ich hab einen guten Urlaub mit euch verlebt.“ Er bestellte fünf Flaschen Wein.

Man schrie Hallo, lachte und blickte Ingrid an.

Thomas trank wenig und sprach auch nicht viel. Die Kommilitonen redeten über ihre Dozenten, ahmten sie nach, oft gutmütig, manchmal auch bissig. Thomas verstand ihre Andeutungen nicht: die Leute, über die sie spotteten, waren ihm fremd. Und dann saß er ja neben Ingrid. Sie hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und das Gesicht in die Hände gelegt und lachte.

Klaus stieß zwei Gläser zusammen, bis Ruhe eintrat. Er saß da mit hängenden Schultern und umfasste sein Glas.

Fortwährend blickte er zu Ingrid hinüber.

„Na, halt schon deine obligatorische Rede“, sagte jemand.

Trotz der Sonnenbräune wirkte Klaus’ Gesicht merkwürdig blass.

„Kommilitonen unserer bedeutsamen Fakultät“, begann er, „ein Jahr haben wir hinter uns, ein Jahr kennen wir uns, ein Jahr. Allmählich dringen wir sozusagen in die Wissenschaft der Wissenschaften ein, ganz allmählich … Aber verstehen wir uns? Von uns, ja, von uns wissen wir nicht so viel …“ Mit seiner Faust umspannte er das Weinglas.

Eine seltsame Ansprache, dachte Thomas. Alle schwiegen verlegen.

Klaus wollte anscheinend weiterreden, er fuhr sich über die Stirn.

Da erhob sich Ingrid, strich den Rock glatt und sagte so laut, dass es jeder am Tisch hören konnte: „Komm, Thomas! Wir laufen zum Strand. Hier ist es ja stinkfeierlich.“ Zornig blickte sie zu Klaus hinüber.

Sie wich den tief hängenden holzgeschnitzten Lampen aus und dem über der Tür baumelnden ausgestopften Fisch. Von der Tür aus blickte Thomas noch einmal auf die schweigende Tischrunde zurück.

Auf der Düne sprang sie der Wind an. Im Westen zogen dunkle Wolken auf. Der östliche Himmel aber glitzerte voller Sterne. Die Wellen schäumten.

Um die lärmende Brandung zu übertönen, sprach Ingrid laut: „Muss er sich so benehmen? Warum lallt er konfuses Zeug zusammen? Er weiß es schon lange, dass ich ihn nicht will. Soll ich denn aus Mitleid Liebe heucheln?“

Thomas schwieg. Was hatte er schon von der Liebe erfahren?

Ihre Hand berührte leicht seinen Arm, die Haut zog sich zusammen.

Sie liefen durch den lockeren Sand die Düne hinab. Den Wellen ausweichend, schritten sie auf dem wasserfesten Streifen entlang. Thomas stieß mit dem Fuß gegen Glas, eine seltsam geformte, fremdländische Flasche, die das Meer an den Strand gespült hatte.

Auch Ingrid blieb stehen. Er konnte in der Dunkelheit ihre Augen nicht erkennen. War Spott oder Nachdenklichkeit in ihrem Blick?

„Du gefällst mir“, sagte sie, „ich weiß nicht, ob ich mich in dich verliebt habe, oder wie man das nennt.

Ich möchte dich einfach sehen. Ich weiß nicht einmal, ob du ein Mädchen hast oder eine Frau. Ich weiß aber, dass ich deine Hände gern habe. Lächerlich, was?“

Als sie weitergingen, legte er den Arm um ihre Schulter.

„Der Wind ist ziemlich stark heute“, sagte Ingrid.

Später setzten sie sich eng nebeneinander auf die Ruderbank eines Fischerkahns, der auf den Strand gezogen war.

„Hier war ich oft in den letzten Tagen“, sagte Thomas, „ich mag den Teergeruch. Du auch?“

„Nein. Aber heute gefällt es mir hier.“

Ein schwarzer Fischerkahn verwandelt sich in solchen Augenblicken in eine bunte Luftschaukel. Ingrid lehnte den Kopf an seine Schulter. Thomas kam es vor, als hätte er jetzt unheimlich viel Zeit. Und auf einmal dachte er an seine Mutter. Er tritt vor sie hin und sagt: Das ist Ingrid!

Über dem Meer schluckte die dunkle Wetterwand die Sterne. Thomas zog Ingrid fester an sich heran.

Einen Augenblick gab sie nach, dann löste sie sich aus seinem Arm.

„Ich will meine Leute nicht verärgern. Schreib mir deine Adresse auf. Ich werd dich besuchen, bald.“

Ingrid kam mit hinauf in die Dachkammer, in der es nach getrocknetem Heu und geteerten Netzen roch. Sie setzte sich auf das schmale Bett.

„Bisschen eng. Nun schreib schon deine Adresse auf.“

„Eine Hitze wie im Backofen“, murmelte er. Er fand den Notizblock nicht.

Ingrid kauerte auf dem Bett. Ihr Rock hatte sich verschoben, die Knie waren rund und hell. Thomas malte seine Adresse: Postfach 10/41, Neubrandenburg. Ingrid sprang auf und beugte sich zu ihm hinab. Der strenge Geruch von Seetang mischte sich mit dem Duft einer milden Seife.

„Hier“, sagte er, „hier, vergiss nicht!“

Ingrid lächelte. Sie küsste ihn auf die Stirn und lief aus der Kammer.

Wie ein wirrer Traum war alles … Aber die eingedrückte Decke über dem Strohsack, die er am Morgen wie gewohnt peinlich glatt gezogen hatte, bezeugte, dass es kein Traum war.

Thomas klappte das winzige Fenster auf. Die Gewitterwand war vorbeigezogen. Nur in der Ferne zuckte Wetterleuchten. Vom Krug schimmerte Licht, Gesang schallte herüber.

Wo war seine überlegene Ruhe hin? Thomas ging zum Dorfkrug, sah durchs Fenster:

Ingrid saß im Kreis ihrer Freunde, lustig, ungezwungen.

Vorhin hatte sie auf seinem schmalen Bett gehockt, das Gesicht weich und verträumt.

An diesem Abend zog es Thomas noch einmal zum Fischerkahn. Wollte er, dass sich der Kahn wieder in die bunte Luftschaukel verwandelte? Allein saß er auf der Ruderbank. Der Wind war schwächer geworden. Die Wellen schlugen dumpf auf den Sand.

Er lehnte sich zurück und sah über das Wasser zum Himmel auf, an dem zerrissene Wolken trieben. Und dann war wieder weit und ruhig ein Fleck voller Sterne.

Als er in das strohgedeckte Häuschen zurückkehrte, waren die Fischerleute schon aufgestanden. Er packte seinen Campingbeutel, brachte die Kammer in Ordnung und ging nach unten.

Der heiße Kaffee tat ihm gut. Die Frau musterte ihn erstaunt: er bezahlte großzügig.

Er schob die Jawa auf die Dorfstraße und putzte die verchromten Teile. Dann fuhr er aus dem Dorf hinaus zum Zeltlager, das sich hinter den Dünen versteckte.

Den Eingang flankierten zwei windschiefe Pfähle, und die grüngestrichene Wächterbude daneben sah aus wie ein Zöllnerhäuschen. Thomas legte sich ins Dünengras. In den frühen Morgenstunden sollte hier ein Bus anrollen. Mit ihm würden die Studenten abfahren …

Ein Motor brummte. Sandwolken wirbelten. Wie gewohnt, war Thomas sofort hellwach. Er hörte die Stimme von Klaus: „Leute, habt ihr auch nichts vergessen?“

Langsam, die Daumen in die Taschen seiner Lederhosen gehakt, schlenderte Thomas zum Bus hinüber. Seinen Hals zierte ein bunter Seidenschal.

Ingrid kam auf ihn zugelaufen.

„Thomas!“

In ihren Augen bemerkte er unverhohlenes Erstaunen und, wie er glaubte, auch Freude. Sie trug ein Kopftuch, so bunt wie sein Schal.

Er sagte: „Ich fahr dich nach Hause. Ich fahr aber auch, wohin du willst.“

„Du fährst mich, wohin ich will?“

„Ja, ich hab Zeit!“

Mitten auf dem Weg, neben dem staubigen Bus, kniete sie sich in den Sand und klappte ihren Koffer auf. Sie wühlte die Sachen durcheinander, stopfte, was ihr unentbehrlich schien, in ihren Campingbeutel.

Thomas stemmte die Hände in die Hüften. „Nimm auch den schwarzen Rock mit. In meinem Beutel hat er noch Platz.“

Ingrid tat erstaunt. „Gehen wir mal tanzen?“

Freunde waren herangekommen.

„Was machst du denn, Ingrid?“

Sie sagte laut und unbekümmert: „Nehmt meinen Koffer mit. Ich fahre mit Thomas.“

Nebeneinander hingen dann ihre Campingbeutel an der Jawa – der eine knallrot, der andere dunkelblau …

Ingrid schwang sich auf den Sitz. Thomas tippte an seinen Sturzhelm. „Macht’s gut!“, brüllte er; er hatte den Kickstarter schon durchgetreten.

Er jagte die Maschine mit aufheulendem Motor durch den feinen Sand. Ingrid klammerte sich mit einer Hand an seiner Lederjacke fest, mit der freien winkte sie zurück.

Blank dehnte sich der Morgenhimmel. Nur fern am Horizont schwebte ein Wolkenschleier. Zu dieser frühen Stunde lagen die Landstraßen wie vergessen. Der Fahrtwind pfiff.

Thomas drehte sich um und rief: „Wohin?“ Dicht vor seinen Augen war Ingrids Mund.

„Wohin du willst!“

Die Jawa rollte auf der Straße, die nach der Stadt am Strelasund führte. Thomas steuerte die Maschine in das Gewirr der schmalen Straßen. Er fluchte: „Verdammter Schilderkram!“

Ingrid rief alle Augenblicke irgendetwas in den Wind.

„Ist das ein Kirchturm! Wie ein uralter Riese. Hast du gelesen? Dreihundert Jahre alt ist das Haus! Die Inschrift sieht aber noch frisch aus.“

Thomas aber hatte Mühe, den Marktplatz zu finden. Er suchte ein Spezialgeschäft für Motorradersatzteile.

„Ich bin für deinen Kopf verantwortlich“, sagte er und zog die widerstrebende Ingrid in den Laden hinein. Sie wählte einen Sturzhelm von schneeweißer Farbe, mit einem Streifen schwarzer Karos verziert, und dazu eine Motorradbrille.

„Der Helm steht Ihrer Braut ausgezeichnet“, sagte die Verkäuferin.

„Ja, der steht meiner Braut ausgezeichnet“, sagte Thomas.

Den Sturzhelm behielt Ingrid gleich auf.

„Jetzt kann ich schon mal einen Salto riskieren. Und die Brille setze ich auf, wenn ich rot werde. Bei deiner Anmaßung. Von wegen Braut.“

Auf der Straße küsste er sie auf den Mund. Sie fassten sich an den Händen und bummelten durch die alten Gassen.

„Eine schöne Aussprache haben die Leute hier. So sauber“, sagte Ingrid.

Und dann wollte sie zaubern, mit einem Schwupp an einer einsamen Stelle sein, irgendwo, nur Ruhe muss sein und weißer Sand und grünes Wasser. Thomas kaufte eine Karte der Insel Rügen und ließ sich erklären, wo viel Ruhe sei und weißer Sand und grünes Wasser. Der Verkäufer meinte, die jungen Leute sollten zum Tromper Wiek fahren, Richtung Kap Arkona.

„Dort ist doch sozusagen der nördlichste Punkt der Republik?“, fragte Ingrid.

„Genau“, sagte Thomas. „Und dort zaubern wir uns hin.“ –

Schön war das Land, die Dörfer heute besonders sauber, die Weiden grüner.

„Thomas, die Kühe! Junge, sind die hier fett!“

Bei jeder neuen Entdeckung trommelte Ingrid auf Thomas’ Rücken ein.

Sie schoben die Jawa durch Sand und Kieferngehölz bis an die Dünen. Der Sand glühte. Thomas warf die Campingbeutel in eine halbverfallene Burg.

Das Wasser kühlte. Ingrid tauchte und riss Thomas die Beine weg. Ihr blondes Haar lag glatt am Kopf, ihr Gesicht wirkte zart. Und ihre Augen, hatten sie nicht die Farbe des Wassers? Graugrün.

„Thomas! Tauch, aber halt die Augen offen. Das Wasser ist durchsichtig wie Glas.“

Sie stieg aus dem Wasser. Die Wassertropfen auf ihrer Haut schimmerten, wie Perlen, dachte Thomas. Solche Vergleiche waren ihm noch nie eingefallen.

Aus Kiefernästen und seinem Bademantel baute er ein Sonnendach. Ingrid kroch darunter.

„Du hast mir was Geniales hingebaut. Jetzt seh ich erst, was ein Soldat alles lernt. Nun kannst du meinen Schlaf bewachen. Hab ich das nicht schön gesagt?“