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In kompakter Form wird das Stoffgebiet Organisation und Projektmanagement auf der Stufe der Höheren Fachschulen präsentiert: Grundlagen - Aufbauorganisation - Prozessorganisation - Projektmanagement und Change Management. Das Buch beschränkt sich auf die Kernpunkte einer Höheren Fachschule und ist auch für Praktiker geeignet. Die einzelnen Kapitel sind mit Marginalien ergänzt. Ein reichhaltiges Glossar fasst die Fachbegriffe zusammen. Neue Aspekte wie Agiles Management, Scrum usw. wurden in den Text aufgenommen.
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Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Nach der guten Aufnahme des neuen Lehrmittels erscheint es bereits in der zweiten Auflage. Einige Illustrationen und Hinweise wurden angepasst und ergänzt. Am Konzept musste nichts geändert werden.
Zürich, im August 2021Adrian Leibundgut
Vorwort zur ersten Auflage
Mit dem vorliegenden Buch wird eine Lücke geschlossen indem nun für die HF-Stufe ein gesamtheitliches Lehrmittel für Organisation und Projektmanagement angeboten wird. Bisher wurden verschiedene Bücher verwendet. Durch das kombinierte Lehrmittel entfallen jetzt zahlreiche Redundanzen oder Lücken und der Stoff wird einheitlicher dargestellt. Das Kapitel Methodik im bisherigen Buch «Organisation» wurde durch «Projektmanagement» ersetzt. Meinem Vorbild und Lehrer, Prof. Dr. Götz Schmidt, danke ich für seine Ermutigung dazu. Das bisherige Buch «Organisation» wird aufgrund grosser Nachfrage in einer aktualisierten Version weiterhin angeboten. Ebenfalls sind für beide Ausgaben E-Books erhältlich.
Selbstverständlich war es niemals die Absicht, noch ein weiteres Buch in der unübersehbaren Menge der Projektmanagement-Literatur herauszubringen. In dieser Arbeit soll ausschliesslich das Nötige zielgerichtet zusammengefasst werden. Mit Rücksicht auf die Lehrplan der Höheren Fachschulen wurden etliche Abgrenzungen vorgenommen, z.B. detaillierte Führungsaspekte, Präsentationstechnik, Marktforschung, Teambildung usw.
Einige Themen wie Kreativität und Entscheidungstechniken wurden soweit behandelt, dass sie als Grundlage dienen und mit den übrigen Fächern vernetzt werden können. Aktuelle Aspekte wie Agiles Management, Scrum usw. wurden durchgehend eingebaut und im Glossar berücksichtigt.
Für weitergehende Ansprüche verweise ich gerne auf die Lehrmittel aus dem Verlag Dr. Götz Schmidt die seit Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum Standard sind.
Für zahlreiche Anregungen danke ich vielen Lesern und Kollegen. Ein besonderer Dank gilt meinem langjährigen Fachkollegen Reto M. Waldispühl für seine immer wieder treffenden Kommentare und für wichtige Beiträge aus seiner Praxis.
Unseren Leserinnen danke ich für die bisher bewiesene Souveränität, der Einfachheit halber eine unkomplizierte Sprache zu akzeptieren. Ihnen gilt meine besondere Wertschätzung.
Zürich, im Januar 2020Adrian Leibundgut
1.
Grundlagen
1.1. Lernziele
1.2. Überblick über die Kapitel
1.3. Aufgabenbereich der Organisation
1.4. Organisationsarbeit im Regelkreis
1.5. Entwicklung der Organisationslehre
1.6. Die Vorphase
1.7. Scientific Management: Die Arbeitswissenschaft
1.8. Die Human Relations-Periode
1.8.1. Die Hawthorne-Experimente
1.8.2. McGregor: Theorie X und Theorie Y
1.8.3. Maslow: Hierarchie der Bedürfnisse
1.8.4. Herzberg: Die 2-Faktoren-Theorie
1.9. Integrierte Konzepte
1.10. Betriebswirtschaftliche Organisationslehre
1.11. Zusammenfassung: Industrien 1.0 bis 4.0
1.12. Alternativ: Improvisation und Disposition
1.13. Über- oder Unterorganisation?
1.14. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben
2.
Aufbauorganisation
2.1. Lernziele
2.2. Erfolgskriterien
2.2.1. Bedeutung von Erfolgskriterien
2.2.2. Marktorientierung
2.2.3. Zielorientierung
2.2.4. Führbarkeit
2.2.5. Transparenz und Einfachheit
2.2.6. Agilität
2.2.7. Förderung des organisationalen Lernens
2.2.8. Wirtschaftlichkeit
2.2.9. Kontinuität
2.3. Stellenbildung und Gliederung
2.3.1. Schnittstellen begrenzen
2.3.2. Kongruenzprinzip
2.4. Formen der Stellenbildung
2.4.1. Zentralisation oder Dezentralisation?
2.4.2. Mengenteilung
2.4.3. Artenteilung
2.4.4. Job Rotation
2.4.5. Job Enlargement
2.4.6. Job Enrichment
2.4.7. Job Sharing
2.5. Gliederungsarten
2.5.1. Funktionale Gliederung
2.5.2. Objektorientierte Gliederung
2.5.3. Regionale Gliederung
2.5.4. Gliederung nach Marktsegmenten
2.6. Organisationsformen
2.6.1. Reine Linienorganisation
2.6.2. Stab-Linien-Organisation
2.6.3. Funktionsmeisterprinzip
2.6.4. Matrix-Organisation
2.6.5. Profit Center
2.7. Die Holding-Organisation
2.7.1. Management-Holding
2.7.2. Strategie-Holding
2.7.3. Finanz-Holding
2.8. Dokumentation der Aufbauorganisation
2.8.1. Organigramm
2.8.2. Stellenbeschreibung
2.8.3. Beispiel einer Stellenbeschreibung
2.9. Funktionendiagramm
2.10. Organisationsreglement
2.11. Wiederholungsaufgaben
2.12. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben
3.
Prozessorganisation
3.1. Lernziele
3.2. Wichtige Ziele der Prozessorganisation
3.3. Prozesslandkarte
3.4. Darstellung der Prozessorganisation
3.4.1. Verbale Darstellung
3.4.2. Aufgabenfolgeplan
3.4.3. Audit-Checkliste
3.4.4. Aufgabenfolgeplan: Praxisbeispiel
3.5. Prozesskennzahlen
3.5.1. Kundenzufriedenheit und Prozessqualität
3.5.2. Prozesszeit
3.5.3. Ankunftsintervall
3.5.4. Bearbeitungsrate
3.5.5. Praktisches Beispiel
3.6. Prozesskostenrechnung
3.6.1. Volumentreiber
3.6.2. Zeittreiber
3.6.3. Intensitätstreiber
3.7. Übersicht Prozesskennzahlen und Kostentreiber
3.8. Probleme ermitteln
3.9. Prozessoptimierung
3.9.1. Zusammenfassen von Schritten
3.9.2. Parallele Abwicklung
3.9.3. Schulung
3.9.4. Zeitmanagement
3.9.5. Infrastruktur
3.10. Zusammenfassendes Beispiel
3.11. Merkhilfe: Das Turtle-Modell
3.12. Wiederholungsaufgaben
3.13. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben
4.
Projektmanagement
4.1. Lernziele
4.2. Einleitung
4.2.1. Was ist ein Projekt?
4.2.2. Merkmale von Projekten
4.2.3. Typische Beispiele von Projekten
4.2.4. Erfolgsfaktoren
4.2.5. Zielkonflikte in Projekten
4.3. Vorgehen in Projekten
4.3.1. Vielfalt an Methoden
4.3.2. Grundprinzipien
4.3.3. Bekanntere Standards
4.4. Lineares Vorgehen
4.5. Zyklisches Vorgehen
4.6. Die Projektinitialisierung
4.6.1. Aufgaben der Projektinitialisierung
4.6.2. Auftragsanalyse
4.6.3. Ziele und Kriterien festlegen
4.6.4. Risikoanalyse
4.6.5. Projektbudget
4.6.6. Stakeholderkonzept
4.6.7. Projektantrag
4.6.8. Projektauftrag
4.6.9. Projektsteckbrief
4.7. Projektgruppen bilden
4.7.1. Reine Projektorganisation
4.7.2. Stabs-Projektorganisation
4.7.3. Matrix-Projektorganisation
4.8. Projektmarketing und -information
4.8.1. Instrumente des Projektmarketings
4.8.2. Ein Projektinformationskonzept
4.9. Struktur- und Zeitplanung
4.9.1. Projektstrukturplan
4.9.2. Arbeitspaketauftrag
4.9.3. Balkendiagramm (Gantt Chart)
4.9.4. Netzplan
4.9.5. Wie ermittelt man den Kritischen Pfad?
4.10. Erhebung
4.10.1. Interviews
4.10.2. Fragebogen
4.10.3. Beobachtung
4.10.4. Dokumentenstudium
4.10.5. Selbstaufschreibung
4.10.6. Erhebungstechniken kombinieren
4.11. Analyse
4.11.1. Analyse: Gliederung
4.11.2. Darstellung der Aufgabenanalyse
4.12. Anforderungsermittlung (Präzisierung)
4.13. Lösungsentwurf
4.13.1. Lösungsentwurf und Bewertung trennen
4.13.2. Brainstorming und Brainwriting
4.13.3. Brainwriting 6-3-5
4.13.4. Polares Denken
4.13.5. Collective Notebook
4.13.6. Morphologie, Morphologischer Kasten
4.14. Bewertung und Auswahl
4.14.1. Abgrenzung
4.14.2. Verbale Bewertung
4.14.3. Punktwertung
4.14.4. Nutzwertanalyse
4.14.5. Paarweiser Vergleich
4.14.6. Antrag und Erfolgssicherung
4.15. Projektsteuerung
4.15.1. Aufgaben der Projektsteuerung
4.15.2. Statusbericht
4.15.3. Kennzahlen in Projekten
4.15.4. Balanced Scorecard (BSC)
4.15.5. Das Earned Value-Konzept
4.15.6. Verlaufsgrafik
4.15.7. Handlungsmöglichkeiten bei Abweichungen
4.16. Projektabschluss
4.16.1. Abschlussmeeting des Projektteams
4.16.2. Typische Inhalte eines Abschlussberichtes
4.17. Wiederholungsaufgaben
4.18. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben
5.
Change Management
5.1. Lernziele
5.2. Was ist Change Management?
5.3. Typische Gründe für Change
5.4. Organisationsdynamik
5.5. Hindernisse bei Reorganisationen
5.6. Typischer Verlauf in Change Projekten
5.7. Wichtige Verhaltensweisen im Change
5.7.1. Betroffene einbeziehen
5.7.2. Rückendeckung durch die Geschäftsleitung
5.7.3. Kommunizieren
5.7.4. Widerstände
5.7.5. Umgang mit Widerständen
5.8. Change Agents: Veränderungsbegleiter
5.9. Hauptkonzepte für Change Management
5.9.1. Begriffsvielfalt
5.9.2. Organisationsentwicklung (OE)
5.9.3. Ein OE Praxisbericht
5.9.4. Business Reengineering (BR)
5.9.5. Aktuell: 90°-Shift und Vernetzung
5.9.6. Lean Management und KAIZEN/KVP
5.9.7. Six Sigma
5.10. Veränderungscontrolling
5.10.1. Balanced Scorecard
5.10.2. Das EFQM-Modell
5.11. Zu viele Modelle?
5.12. Auf den Punkt gebracht: John Kotter
5.13. Wiederholungsaufgaben
5.14. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben
6.
Anhang
Abb.1: Überblick über die Kapitel
Abb.2: Regelkreis-Mode
Abb.3: Fayol‘sche Brücke
Abb.4: Eisberg-Modell
Abb.5: Soziogramm
Abb.6: Soziomatrix
Abb.7: Theorie X/Y
Abb.8: Typische Hygienefaktoren und Motivatoren
Abb.9: Industrien 1.0 bis 4.0
Abb.10: Kongruenzprinzip
Abb.11: Zentralisation und Dezentralisation
Abb.12: Funktionale Gliederung
Abb.13: Objektorientierte Gliederung
Abb.14: Regionale Gliederung
Abb.15: Gliederung nach Marktsegmenten
Abb.16: Reine Linienorganisation
Abb.17: Stab-Linien-Organisation
Abb.18: Ausprägungen von Stabsstellen
Abb.19: Funktionsmeisterprinzip
Abb.20: Matrixorganisation
Abb.21: Grundschema einer Holding-Organisation
Abb.22: Stellenbeschreibung
Abb.23: Funktionendiagramm in Textform
Abb.24: Funktionendiagramm mit Abkürzungen
Abb.25: Prozessschema (Wertschöpfung)
Abb.26: Prozessorientiertes Organigramm
Abb.27: Prozesslandkarte
Abb.28: Wichtige Symbole (DIN 66001)
Abb.29: Aufgabenfolgeplan
Abb.30: Darstellung mit Organisationsbändern
Abb.31: Übersicht Prozesskennzahlen und Kostentreiber
Abb.32: ISHIKAWA-Diagramm
Abb.33: Prozessoptimierung: Zusammenfassendes Beispiel
Abb.34: Turtle-Modell
Abb.35: Typische Merkmale eines Projekts
Abb.36: Magisches Viereck der Projektleitung
Abb.37: Wasserfall-Modell
Abb.38: Agiles Projektmanagement (Prinzipskizze)
Abb.39: Lineares Vorgehen
Abb.40: Zyklisches Vorgehen
Abb.41: Organisationszyklus allgemein
Abb.42: Organisationszyklus mit behandelten Techniken
Abb.43: Aufgaben der Projektinitialisierung
Abb.44: Ziele und Kriterien
Abb.45: Risikoanalyse
Abb.46: Projektbudget (Schema)
Abb.47: Stakeholder-Matrix
Abb.48: Projektantrag
Abb.49: Projektauftrag
Abb.50: Projektsteckbrief
Abb.51: Reine Projektorganisation
Abb.52: Stabs-Projektorganisation
Abb.53: Matrix-Projektorganisation
Abb.54: Projektinformationskonzept
Abb.55: Projektstrukturplan
Abb.56: Arbeitspaketauftrag
Abb.57: Balkendiagramm (Gantt Chart)
Abb.58: Vorgangsknoten
Abb.59: Vorgangsliste
Abb.60: Netzplan
Abb.61: Ermittlung des Kritischen Pfades
Abb.62: Multimoment-Aufnahme
Abb.63: Auswertung der Multimoment-Aufnahme
Abb.64: Aufgabenanalyse
Abb.65: Prüffragenkatalog
Abb.66: Formular und Vorgehen «6-3-5»
Abb.67: Polares Denken
Abb.68: Morphologischer Kasten
Abb.69: Nutzwertanalyse
Abb.70: Paarweiser Vergleich
Abb.71: Balanced Scorecard
Abb.72: Kennzahlen des EV-Konzepts
Abb.73: Verlaufsgrafik
Abb.74: Organisationsdynamik
Abb.75: Häufige Hindernisse im Change
Abb.76: Typischer Verlauf in Change Projekten
Abb.77: Umgang mit Widerständen (Beispiele)
Abb.78: Business Reengineering, schematischer Ablauf
Abb.79: Das Deming-Rad
Abb.80: Six Sigma-Stufen
Abb.81: Balanced Scorecard
Organisation, Improvisation und Disposition unterscheiden
Drei Grundfragen zum Aufgabenbereich der Organisation stellen
Formelle und informelle Organisation unterscheiden
Ein Soziogramm und eine Soziomatrix aufstellen und die Grenzen ihrer Anwendung beschreiben
Die Phasen des Scientific Managements, der Human Relations-Periode und der Integrierten Konzepte unterscheiden
Wichtige Ansätze aus diesen Phasen beschreiben: Scientific Management nach Taylor, Motivationskonzepte von Maslow, Herzberg und McGregor, Führungsmodelle und deren Bedeutung für die Organisation
Den Hawthorne-Effekt an einem praktischen Beispiel erklären
Zusammenhänge zwischen Motivationslehre und Organisation beschreiben
Vier «industrielle Revolutionen» umschreiben
Den Begriff «Agilität» beschreiben
Kapitel
Fragestellungen
1
Grundlagen
Wie hat sich die Organisationspraxis entwickelt? Wo stehen wir heute?
2
Aufbauorganisation
Wie strukturieren wir Organisationen? Wie teilen wir Aufgaben, Verantwortung und Kompetenzen zu?
3
Prozessorganisation
Wie sorgen wir für gute Workflows? Wie gestalten wir kundenfreundliche Prozesse? Wie werden die Prozesse effektiv gesteuert?
4
Projektmanagement
Welche Methoden und Techniken setzen wir ein? Wie führen wir Organisationsprojekte zum Ziel?
5
Change Management
Wie gehen wir mit Veränderungen um? Wie passen wir die Organisation an?
Abb.1: Überblick über die Kapitel
Fredmund Malik (geb. 1944) präzisiert den Aufgabenbereich prägnant: »Im Kern gilt es, genau drei Fragen zu beantworten, es sind die Grundfragen allen Organisierens. Sie bewahren davor, eine Organisation zu überladen und zu überfordern.»1 Die Fragen sind hier mit Blick auf ein Wirtschaftsunternehmen formuliert. Sinngemäss gelten sie aber allgemein:
«Wie müssen wir uns organisieren, damit das, wofür der
Kunde
uns bezahlt, im Zentrum der Aufmerksamkeit steht und von dort nicht wieder verschwinden kann?»
«Wie müssen wir uns organisieren, damit das, wofür wir unsere
Mitarbeiter
bezahlen, von diesen auch wirklich getan werden kann?»
«Wie müssen wir uns organisieren, damit das, wofür die
Firmenspitze
, das Top-Management, bezahlt wird, von diesem auch wirklich getan werden kann?»
Das Regelkreis-Modell, auch kybernetischer Regelkreis2 genannt, zeigt die vernetzte Situation der Organisationsarbeit: Laufende Rückkopplungen und der Einfluss von Störgrössen beeinflussen die Resultate. Störgrössen sind beispielsweise Widerstände, Konkurrenzeinflüsse, Auswirkungen der Wirtschaftslage oder finanzielle Einschränkungen. Durch dieses vernetzte Denken und das Bedenken der Konsequenzen kann bewusster vorgegangen werden.
Abb.2: Regelkreis-Modell
Eindrücklich zeigt sich der Regelkreis am Beispiel einer Pandemie: Die Massnahmen der Politik, Medizin usw. zeigen ihre Einflüsse auf die betroffenen Menschen. Störgrössen aller Art wie Gegner, Fake News usw. beeinträchtigen den Erfolg der Massnahmen. Die Resultate sind je nachdem sinkende oder steigende Infektionszahlen. Diese Ergebnisse sind wieder die Basis für neue Massnahmen und Korrekturen.
Die Organisationslehre - im angelsächsischen Bereich ‚Organizational Behaviour‘ genannt - gehört in den Bereich der Soziologie, einer inexakten Wissenschaft. Richtig und falsch wird es nicht immer geben, eher sinnvoll oder weniger sinnvoll. In jedem Fall haben wir es mit Menschen und ihren Gefühlen zu tun.
Nicht alles, was heute als «neu» angepriesen wird, ist wirklich neu und nichts was etwas älter ist, muss einfach als «veraltet» abgetan werden (Vgl. Mozart und Beethoven, die heute noch beispielhaft sind und täglich immense Summen einspielen). Schon vor rund 100 Jahren entwickelte Porsche das erste Hybrid-Auto.3
Organisations- und Managementliteratur im eigentlichen Sinn existiert erst ab etwa 1900. Aus der sogenannten Vorphase vor 1900 kennen wir faszinierende Organisationsgrundsätze, die jedoch für die betriebliche Arbeit nicht direkt anwendbar sind, so etwa die Staatsführung in Hochkulturen oder die Arbeiten über Strategie, die im Grundsatz auf Kriegsführung ausgerichtet sind (z.B. Clausewitz)4.
Das Scientific Management, die wissenschaftliche Betriebsführung mit dem Fokus auf der technischen Seite der Arbeit, hat ihren Ursprung im Zeitalter der industriellen Revolution ab ungefähr 1880 als die sogenannte «Industrie 1.05» mit der maschinellen Massenproduktion entstand. Die industrielle Produktion machte immense Fortschritte und löste viele Handwerksbetriebe ab. Das tayloristische, Modell und auch der sogenannte Fordismus traten ihren Siegeszug an.
Als «Industrie 2.0» gilt die 2. Industrielle Revolution mit Elektrizität als Arbeitskraft und dem Entstehen der Fliessbandarbeit. Das Interesse galt vor allem der Perfektionierung der Technik. Den Menschen wurde wenig Beachtung geschenkt. Allgemein wurde von der Annahme ausgegangen, Menschen arbeiteten vor allem aus wirtschaftlicher Notwendigkeit und kaum aus eigenem Interesse (Economic Man). Deshalb wurde auf genaue Vorgabe und strikte Kontrolle grosser Wert gelegt. Der wichtigste Anreiz waren Prämien für gute Leistungen.
Frederick Winslow Taylor (1856-1915), ein hochbegabter Ingenieur, beschäftigte sich in der Epoche des Scientific Management mit Fragen des Bewegungsablaufes, der Bedienungsweise von Maschinen, Arbeitsplatzgestaltung, Beleuchtung, Zeitpunkt und Länge der Pausen Entgegen vieler Meinungen ging es ihm nicht darum, Menschen auszubeuten sondern um sie ihren Fähigkeiten entsprechend richtig einzusetzen.6
Taylors Passion war die dauernde Optimierung der Betriebsabläufe bis auf die unterste Stufe. Dies geschah vorwiegend durch genaueste Strukturierung der Arbeit, in der Zuweisung der Schritte und durch intensive Kontrollen. Die Arbeiten Taylors werden oft kritisiert, weil sie die Prinzipien starr und ohne Toleranz anwenden würden, ohne dabei die menschliche Natur zu berücksichtigen. Das entspricht nicht den Tatsachen, Taylor stand jeder Ausnutzung von Arbeitskräften ablehnend gegenüber.7 Von bleibendem Wert haben sich die analytische Vorgehensweise bei der Arbeitszerlegung und das Funktionsmeistersystem erwiesen. Die heute aktuellen Qualitätssysteme verdanken ihre Grundlagen zum grossen Teil den Forschungen des Scientific Management.
Auf der administrativen Seite entstanden ebenfalls Prinzipien, wie die Arbeit zu strukturieren und abzuwickeln sei. Henry Fayol (1841-1925) publizierte sein Werk «Administration Industrielle et Générale». Seine Managementgrundsätze sind auf klare Arbeitsteilung, Transparenz und Ausgewogenheit ausgerichtet. Im Detail beschrieb er bereits einen Managementprozess. Dabei legte er grossen Wert auf Führungseffizienz und Effektivität.8 Ein typisches Beispiel:
Offiziell geregelte Direktabsprachen zwischen gleichrangigen Stellen werden Fayolsche Brücken genannt.9 Im folgenden Beispiel können die Gruppen in den Abteilungen A und B gewisse Entscheidungen direkt treffen, ohne den Dienstweg zu beanspruchen (Entlastung der Leitung). Vorgesetzte dürfen aber nicht bewusst umgangen werden. Disziplin ist eine Grundvoraussetzung. Fayol nannte dieses Prinzip den «kurzen Dienstweg».
Abb.3: Fayol‘sche Brücke
1921 erschien postum das berühmte Hauptwerk von Max Weber (1864-1920): «Wirtschaft und Gesellschaft». Weber, ursprünglich Jurist, gilt als wichtiger Mitbegründer der modernen Soziologie, der Wissenschaft vom Zusammenwirken der Menschen. Er wird oft als «Einstein» der Soziologie» bezeichnet.
Webers sogenanntes Bürokratiemodell enthält für die damalige Zeit symptomatische Begriffe wie Herrschaft und Fügsamkeit. Obwohl der Name des Modells heute nicht gerade motivierend tönt, sind doch Webers Forderungen überall dort aktuell, wo Menschen vor Willkür geschützt werden müssen.
Weber forderte schon damals eine faire Behandlung der Menschen10:
Vorgänge müssen dokumentiert sein (Aktenmässigkeit)
Kompetenzen müssen personenunabhängig sein (keine Willkür)
Es muss immer einen Beschwerdeweg geben
Vor allem in staatlichen Bereichen wie Gerichten, Polizei und Armee werden diese Prinzipien von Gesetzes wegen angewandt.
Die Human Relations-Periode ist etwa zwischen 1930 und 1960 einzuordnen. Stand früher die formale Organisation im Vordergrund, wandte man sich jetzt der informalen Organisation zu. Diese entsteht durch menschliche Aufmerksamkeit, Gefühl und Interesse. Sie ist beispielsweise erkennbar an der Stimmung in Teams, am Betriebsklima und als Ausdruck von Sympathien und Antipathien.
Während die formale Organisation auf den offiziellen Dokumenten und Regeln beruht, basiert die informale Organisation auf Sympathie und Antipathie sowie Werten und Anschauungen. Das Zusammenwirken von Menschen wird wesentlich durch diese informalen Aspekte geprägt, oft stärker als aufgrund formeller Regelungen. Die informale Organisation entsteht eher subjektiv und beruht auf Sympathie, Antipathie, auf Werten und Interessen. Oft wird ihr Einfluss auf das Betriebsgeschehen unterschätzt.
Das Eisberg-Modell hilft, den Zusammenhang darzustellen11. Wie bei einem Eisberg ist der grösste Teil unter der Wasseroberfläche, dadurch kaum sichtbar, aber mitunter sehr gefährlich12.
Formale Organisationen sind bewusst geschaffen und werden in Organigrammen dargestellt und durch Stellenbeschreibungen, Funktionendiagramme und weitere Dokumente ergänzt. Informale Organisationen hingegen entstehen im Lauf der Zusammenarbeit und beeinflussen das Geschehen oft stark. Es können sich auch sogenannte «Informale Führer» herausbilden: Menschen, die zwar nicht von Amtes wegen Vorgesetzte sind, jedoch ihre Umwelt stark beeinflussen (Meinungsbildung, Kommentare, Verhalten usw.).
Abb.4: Eisberg-Modell13
In einem Soziogramm werden die angenommenen persönlichen Beziehungen zwischen Menschen visualisiert: Normale Beziehungen werden durch gerade Pfeile, Spannungen mit Blitz-Symbolen bezeichnet. Die Strichdicke entspricht der beobachteten Intensität. Zu beachten: Die Wahrnehmungen sind nicht immer von den Beteiligten aus gleich. Im folgenden Soziogramm erkennt man mehrheitlich problemlose Beziehungen. Die Sekretärin ist mit der Teamleiterin B und dem Teamleiter A näher bekannt. Etwas problematisch ist die Stellung des Praktikanten in der Gruppe: Offenbar kommt er mit dem Abteilungsleiter und dem Teamleiter A nicht gut aus. Beim Teamleiter A beruht dies auf Gegenseitigkeit. Der Abteilungsleiter findet aber offensichtlich den Praktikanten ganz in Ordnung. Weitere Beziehungen sind noch nicht bekannt.14
Abb.5: Soziogramm
In der Soziomatrix15 werden die Beteiligten horizontal und vertikal in der gleichen Reihenfolge aufgeführt. Die entsprechenden Beziehungen können verbal dargestellt oder mit Piktogrammen symbolisiert werden.
Abb.6: Soziomatrix
Soziogramm und Soziomatrix sind keine offiziellen Dokumente sondern persönliche Gedankenstützen. Sie entstehen spontan und können sich im Lauf der Zeit wesentlich verändern. Aus Rücksichtnahme sollten sie nicht offiziell publiziert werden!