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Was man über Panpepato wissen sollte? Fausto Panpepato, ein pensionierter Polizist mit Herz, Humor und Verstand, ist auf Zuraten seines Dassborger Polizeifreundes, nach Dassborg gezogen. Dort klärt der humorvolle und riesenhafte Sympathieträger, mit natürlichem Instinkt, gesundem Menschenverstand und Mithilfe seines Freundes, Kommissar Uwe Feindt, etliche Verbrechen in der Stadt Dassborg auf. Die Stadt Dassborg, ist eine Stadt wie (vielleicht) jede andere. Gespickt mit äußerst fragwürdigen Verbrechen aller Art.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Ulrike Ina Schmitz
Panpepato im Farbspiel der Opale
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorgeschichte
Die Ausstellung
Signor Fausto Panpepato
Rosemarie Göttert
Oskar Pattmann
Die Herrschaften von Wenden
Fausto Panpepato kommt ins Grübeln
Das Ehepaar van Laak
Panpepatos Reise
Der neue Job
Lügen und andere Halbwahrheiten
Wiedersehen mit einem alten Bekannten
Der geheime Raum
Auf der Jacht
Wo ist Oskar Pattmann?
Armin van Laak haut zu
Die Durchsuchung
Neues von Anton Weilstein
Auf der Suche nach Rosemarie
Träume sind Schäume, oder nicht?
Anton Weilstein
Zwischenspiel
Der goldene Käfig
OPI und die sieben Zwerge
Alles wird gut
Impressum tolino
Ulrike Ina Schmitz
Panpepato im Farbspiel der Opale
Kriminalroman Band 1
Ulrike Ina Schmitz - Roßbach
Anno 2008
Sämtliche Figuren und Geschehnisse sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten also rein zufällig.
Ulrike Ina Schmitz
Roßbach-Westerwald
Anno 2008
Panpepato im Farbspiel der Opale
Hauptort der Handlung, ist die kleine Großstadt Dassborg. Sie ist eine Stadt wie vielleicht jede andere. Sie hat so ca. mindestens zigtausend Einwohner, von denen mindestens bis fast drei Viertel einer regelmäßigen, legalen Beschäftigung nachgehen. Und dann gibt es die Anderen, die Kriminellen, die allerdings auch regelmäßigen Beschäftigungen nachgehen. Durch Dassborg fließen zwei Flüsse, der Propper und die Schnur. Eine der Brücken über dem Propper verbindet die Ortsteile, Schnurort und Bomberg, die Fritz-Schweinert-Brücke. Hier beginnt das Übel…
Im kleinen Städtchen Dassborg versank der Hafen just in dem Moment im Abenddunkel, als die Straßenbeleuchtung einsetzte und ihr Bestes gab, um nicht aufzufallen.
Einige der Laternen waren dem ewigen Kampf mit den steinschleudernden Jugendlichen bereits unterlegen, und hatten ein für alle Mal den Geist aufgegeben.
In dieser Trübnis fiel kaum die hässliche Gestalt auf, die an den Wänden entlang strich. Der versiffte zerknitterte Anzug passte so ganz in die vornehm verdreckte Gegend.
Im Dassborger Hafenviertel lebten die Taunus 5 Empfänger, die nicht einmal daran dachten, je wie-der einen legalen Job anzunehmen. Jobsuche ist was für Schwache und Dumme, die es nicht anders wissen. Hier biss das Arbeitsschaffeamt, kurz genannt ARSCHAMT auf Granit.
Sollte das Amt ruhig mit neuen Arbeitsstellen drohen, es gab genug Gründe um die Arbeit abzulehnen. Sollten sie doch die Stellen denjenigen anbieten, die ständig danach bettelten. Die männliche ungebügelte Gestalt hatte die Lefzen hochgezogen und brummelte undeutlich in seinen nichtvorhandenen Bart.
„Dieser verdammte Scheißkerl. Will mich wohl verarschen. Aber der hat sich geschnitten. Die nächste Lieferung gibt es erst wieder, wenn ich die mir zustehende Kohle hab`. Und das sogar diesmal bar auf die Kralle. Soll mir bloß mit seinen Verrechnungsschecks vom Hals bleiben.“
Mangels Aufmerksamkeit stieß der Mann heftig an einen Laternenpfahl und fluchte: „Auch das soll er mir büßen der Drecksack. Dafür verlange ich Schmerzensgeld! Jawohl!“
An Hausnummer 255 angekommen trat er heftig mit seinem ungeputzten Schuh vor die Tür. Dann ballerte er mit geschlossener Faust auf die Türklingel. Aus der Sprechanlage ertönte eine näselnd quäkende Stimme: „Wer ist da?“
„Preller hier“, motzte der Verknuddelte. Der Summer wurde betätigt und Preller stampfte missmutig die Treppe herauf. Oben öffnete sich, wie durch Geisterhand, eine eklig quietschende Tür. Es wurde ein diffus beleuchteter, langer Flur sichtbar. Preller ging den Flur entlang und blieb vor einer geschlossenen Zimmertür stehen. Er setzte an, mit der Faust dagegen zuschlagen, doch die Tür öffnete sich bereits freiwillig. Ein kahler Raum tat sich vor ihm auf. Von drei Möbelstücken, die sich in dem Raum befanden, war eines ein Schreibtisch, an dem, auf einem Stuhl dahinter, ein Greis mit einem wächsernen starren Gesicht saß. Eine armselige Schreibtischfunzel erhellte einige Dokumente, welche vor dem Alten aufgetürmt lagen. Der Greis erhob den Kopf leicht, deutete mit seinem hölzernen Kinn auf einen weiteren Stuhl mitten im Zimmer und gebot Preller sich dort zu setzen.
Der Alte fragte, ohne eine Miene zu verziehen: „Was wollen Sie hier, Preller? Ich hoffe Sie sind nur hier, um mir die Ware diesmal persönlich zu bringen. Sie wissen, dass ich den persönlichen Kontakt mit meinen Beauftragten nicht sonderlich schätze. Also los! Leeren Sie ihre Hosentaschen aus und holen sich in einer Stunde ihr Geld hier ab!“
Der lange dünne Zeigefinger tippte auf die Stelle des Schreibtisches, auf die er die sogenannte Lieferung erwartete. Preller, dem im Moment die Worte fehlten, hatte sich gehorsam auf den Stuhl gesetzt. Die Macht gebietende Position Zerbinottos hatte ihn kleinlaut gemacht. Er ballte wieder die Fäuste um sich in Rage zu bringen, aber er stammelte nur:
„Ne, ne! Zerbinotto! So haben wir nicht gewettet. Sie haben den Scheck letztes Mal platzen lassen, obwohl Sie die Ware doch schon vorher erhalten hatten.“
Zerbinotto schaute nicht auf. „Die Ware kam zu spät. Meine Bedingung war, dass Sie in der sechsunddreißigsten Woche zugestellt werden sollte. Sie haben diesen Termin um eine Woche überschritten, und deshalb bin ich auch nicht geneigt, für die zu spät gekommene Ware zu bezahlen. In unserem Metier hat Pünktlichkeit oberste Priorität. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren Kerl!“
Jetzt wurde Preller wirklich stinkig. „Sie wissen genau, Zerbinotto, dass das mit der Zeit nicht immer so klappt, wie man gerne möchte. Ich bestehe auf meine Bezahlung!“
„Sie bestehen auf Ihre Bezahlung? Dass ich nicht lache! Wie wollen Sie die denn veranlassen? Sie können ja zur Polizei gehen Preller!“ Zerbinotto legte seinen Holzkopf in den Nacken und lachte unheimlich.
Prellers Adern schwollen am Hals an vor Wut. „Was soll das denn? Meinen Sie, ich lass' mich von Ihnen bescheißen? Das werde ich Ihnen heimzahlen Zerbinotto, darauf können Sie Gift nehmen! Ich weiß auch ohne die Bullen, wie ich Sie drankriegen werde.“
Zerbinotto schaute nur kurz auf. „Ja wirklich? Haben Sie am Ende sogar noch Freunde, die Ihnen helfen, wenn Sie in Not sind? Wie wollen Sie das sonst anstellen, Sie armseliger Wicht. Schauen Sie sich doch nur an! Sie sind besoffen und stinken nach Pisse. Meinen Sie irgendeiner, würde sich darum kümmern, was Sie zu melden haben?“
Preller zog wieder die Lefzen hoch. „Vielleicht sag ich's ja ihrem Nachbarn. Meinen Sie, ich wüsste nichts über ihn? Ich weiß genau, dass der Sie betrogen hat. Vielleicht ist der froh etwas über Sie zu erfahren. Sie sind ein Idiot, ziehen in die Nähe dieses Mannes.“
Zerbinotto stand auf und zog die Bändel seines Bademantels glatt. „So, so! Sie denken also Sie wären so schlau und ich wäre dumm, nicht?“ Er kicherte wie ein Wahnsinniger.
Preller, der sich abermals über das Verhalten des Greises aufregte, stand auf und wollte den Alten mit seiner Faust auf den hölzernen Schädel schlagen. Das wurde ihm jedoch zum Verhängnis, denn dicht vor ihm war in Knöchelhöhe ein Draht. Bei der ersten Bewegung spannte er sich, und Preller fiel kopfüber zu Boden. Jammernd stand er auf und rieb sich seine blutige Lippe. „Sie Schwein! Ich hätte mir den Hals brechen können. Ich werde ihnen eine verpassen, dass ihnen Hören und Sehen vergehen!“
Unbemerkt war Zerbinotto jedoch hinter Preller getreten und säuselte ihm ins Ohr. „Wie wollen Sie das denn machen, Preller? Scheinbar sind Sie doch sogar zu blöd um einen einfach gespannten Draht zu bemerken und da glauben Sie tatsächlich noch, zu anderem fähig zu sein?“ Wieder kicherte er bestialisch.
Preller wollte Zerbinotto mit seiner Hand ergreifen, fasste allerdings ins Leere. Zerbinotto hatte bereits die Zimmertür geöffnet und lief den langen Flur entlang. Preller polterte hinter ihm her, konnte ihn jedoch nicht mehr sehen. Er eilte die Treppe herunter und stieß Flüche aus. Als Preller aus der Haustür treten wollte, stellte er fest, dass diese verschlossen war. Er trat mit Wucht gegen das starke Holz, ohne damit etwas zu erreichen. „Jetzt hast du endgültig verschissen! Zerbinotto! Ich hab' jetzt die Schnauze voll von deinen Faxen. Jetzt hol' ich wirklich die Bullen. Da kannst du deine feige Visage nicht mehr verstecken. Sollen die dir doch deine hölzerne Fratze runterreißen!“
Preller hörte daraufhin ein leises Pfeifen. Neugierig blinzelte er nach oben übers Geländer. Da segelte ein harter hölzerner Gegenstand mitten in sein Gesicht. Preller schrie auf. Stolperte rückwärts und fiel hart gegen die Kante einer Treppenstufe. Stöhnend tat er seinen letzten Atemzug. Eine hölzerne Maske lag neben seinem Kopf. Von oben her ertönte noch das grausige Gelächter.
In der Dassborger Protzhalle fand, wie in jedem Jahr, immer und immer wieder, eine Juwelenausstellung statt. Alles, was Rang und Namen hatte, ließ sich nicht lumpen, um dort die eigenen Glitzersteinchen vorzuführen und bei der Gelegenheit, den Prolls-Royce, vom eigenen Chauffeur, zum Lüften nach draußen fahren zu lassen.
Aus eines der letzten ankommenden Fahrzeuge, einen Panther Cabrio, stieg ein kleiner pummeliger Mann, er hatte selbst chauffiert, aus. Trotz seiner üppigen Dickte trug er enge elegante seidene, schwarze Leggins. Darüber einen Frack, Marke Schwalbenschwanz und einen leichten Klappzylinder. So ausgestattet ließ der edle Herr seinen Wagen durch einen Parkplatzwächter einparken und schritt nahezu königlich zum Portier.
Er zückte nonchalant seine Eintrittskarte und nickte dem Pförtner huldvoll zu.
Ehrfürchtig katzbuckelnd eilte der Dienstfertige herbei, um dem Freiherrn die Tür zu öffnen. Dankend schritt sodann Freiherr von Piepahn in die Vorhalle, ohne zu ahnen, dass er bereits von einem wachsamen Augenpaar beobachtet wurde. Freiherr von Piepahn wollte sich nun gemächlich in den Ausstellungssaal begeben, als sein Körper von einem riesigen Schatten verdunkelt wurde.
Eine tiefe sanfte Bassstimme ertönte: „Scusi Signor! Dürfte ich Sie wohl uno momento sprechen?“
Von Piepahn sah nach oben und prallte leicht zurück. Fast wäre er gefallen, wenn ihn der Koloss nicht sicher am Arm gehalten hätte.
„Ja, bitte? Ähem. Kennen wir uns? Ich wüsste nicht...“ Eingeschüchtert, aufgrund der Riesenhaftigkeit dieses Goliaths, ließ er sich willig in einen kleinen Nebenraum führen.
„Purtroppo, ich glaube Sie kennen mich noch nicht. Ich bin Privatdetektiv und gehöre zum Sicherheitsdienst.“
Mittlerweile hatte der Riese den Adligen in die hintere Räumlichkeit geführt. Dort platzierte er ihn so, dass Piepahn nichts anderes über blieb, als sich mit seinem edlen Gesäß auf einen kleinen rotgoldenen Stuhl niederzulassen. Nun endlich ließ der Hüne ihn los und stellte sich vor ihm auf. „Ich darf mich Ihnen vorstellen? Ich heiße Fausto Panpepato. Und Sie, Sie sind un ladro. Ein kleiner Ganove namens Joe Schmitt. Tut mir leid lieber Freiherr, dass ich ihr Inkognito gelüftet habe.“
Der dem Adel entblößte Exfreiherr schnappte nach Luft. „Was? Wie bitte? Sie müssen sich irren. Schauen Sie doch auf meine Eintrittskarte! Dort steht Gold auf Ocker, Freiherr Esau von Piepahn! Und der bin ich!“
Panpepato verzog bedauernd sein Gesicht. „Ich muss Sie leider enttäuschen. Haben Sie vielleicht das Gedächtnis verloren? Amnesie? In meinem Schreibtisch habe ich ein wundervolles Hochglanzfoto von Ihnen. Wenn Sie möchten, kann ich jemanden danach schicken. Dann werden wir beide es uns anschauen und feststellen, dass es nicht nur ein guter Doppelgänger von Ihnen ist.“ Der Detektiv nahm die Eintrittskarte und schaute darauf. „Esau? Ausgerechnet! Haben Sie vielleicht einen Bruder der Jakob heißt? Vielleicht kaufe ich ihnen die Geschichte dann ab.
Sein verdächtiges Gegenüber schaute ihm zweifelnd in sein schmunzelndes Gesicht. „Meine Güte! Ja, ich gebe es zu, ich bin nicht der, den ich zu sein vorgebe. Was soll ich es auch lange abstreiten. Was wollen Sie jetzt mit mir machen? Aktuell liegt ja nichts gegen mich vor.“ Hämisch schaute Joe Schmitt dem Riesen ins Gesicht.
„Allora, pazienza! So ist es eben! Vielleicht kann ich Sie aber vor einer neuen Dummheit bewahren. Bedenken Sie doch. Signor Schmitt! Wenn nun heute hier etwas gestohlen würde, Sie wären der Verdächtige Numero uno. Selbst wenn Sie ganz unschuldig wären.“
„Meine Güte! Na und? Ich bin halt an edlen Steinen interessiert. Das ist doch schließlich kein Verbrechen, oder?“
„Das nicht gerade, ragazzo mio, sennonché...”
„Seien Sie doch kein Spielverderber und lassen mich doch nur mal kurz in den Saal. Ich möchte doch wenigstens mal einen Blick auf das berühmte Kohlenauge, werfen!
Es heißt, es soll heute gestohlen werden.“
„Vero? Umso besser ist es, dass ich Sie auf keinen Fall in den Saal lasse.“
„Aber ich bitte Sie? Ich ...“
„No, No! Sie bleiben hier sitzen Joe Schmitt! Und ich werde in den Ausstellungsraum gehen und sehen, was dort los ist.“ Ohne weitere Einsprüche entgegen zu nehmen, machte Panpepato sich auf den Weg.
Im Saal tummelte sich die Dassborger Creme der Gesellschaft bereits müßig neugierig vor den Vitrinen. Mit gelangweilt gierigen Blicken fraßen diese Herrschaften nimmersatt, die Aura der köstlichen Juwelen.
Der Detektiv erfasste, dank seiner stattlichen Größe von 2 Metern 25, alles mit einem Blick. Er erspähte schnell das ältliche Ehepaar von Wenden, welches das berühmte Kohlenauge sein eigen nennen durfte. Frau von Wenden trug ein faszinierendes, bordeauxrotes Seidenkleid mit goldener Schärpe, von dem man sagen konnte, dass es vielleicht eine Spur zu unzüchtig weit ausgeschnitten wäre. Ablenkung widerfuhr nur durch das feurige schwarze Kohlenauge, welches in Zaum, in Form einer Kette gehalten wurde. Das Farbspiel dieses edlen Opals lenkte einigermaßen von dem faltig üppigen Busen der Frau von Wenden ab.
Panpepato hob die Hand und gab damit einem kleinen bebrillten Mann ein Zeichen. Dieser flinke Kerl bemühte sich daraufhin, emsig an dessen Seite zu gelangen.
„Herr Rost, ich habe den kleinen Taschendieb Joe Schmitt hinten im Raum sitzen.“
„Wirklich? Wollen Sie die Polizei alarmieren?“
„No! No! Nicht doch! Weshalb denn? Es liegt nichts gegen ihn vor. Er könnte ohne Weiteres bereits davon spaziert sein. Aber er hat mir berichtet, dass heute das Kohlenauge, der berühmte Opal gestohlen würde.“
„Wirklich? Das kann ich gar nicht glauben. Im Moment ist jedenfalls alles in Ordnung. Nur bekannte Persönlichkeiten sind anwesend. Alle mit dem nötigen Kleingeld versehenen Herren, die ihren mehr oder minder angetrauten Frauchens, ein kleines neues Schmucksteinchen gönnen können.“
„Lassen Sie aber keinesfalls Signora von Wenden aus den Augen. Wir tragen die Verantwortung hier.“
„Natürlich! Die faltigen Formen der Frau von Wenden lasse ich mir nicht aus den Augen kommen.“
„Nötiger als die Formen der Signora wäre allerdings, ihr Augenmerk auf die Form des Opals zu senken.“
Rost entfernte sich grinsend.
Panpepato begab sich derweil wieder ins Hinterzimmer, wo noch immer brav der kleine Exfreiherr verharrte.
„Mein lieber Joe Schmitt! Ich denke ich kann Sie jetzt getrost entlassen und Ihrem kleinen schicken Panther übergeben. Vielleicht spart ihnen das etwas vom Mietpreis, wenn Sie den Wagen etwas früher zurückgeben.“
„Ich beuge mich der Gewalt. Woher wollen Sie überhaupt wissen, dass der Panther nicht mein eigener ist?“
„Si, ragazzo mio! Autos gehörten noch niemals zu Ihrer Diebesbeute. Warum sollte es das auf einmal tun?“
Panpepato nahm den kleinen Dicken am Arm und begab sich mit ihm zum Ausgang. Dem Pförtner nickte er freundlich zu, woraufhin dieser ihm flink die Tür öffnete.
Der Detektiv war sehr beliebt. Blieb er doch immer höflich und freundlich. Und strahlte er nicht eine Souveränität aus? Man hatte das Empfinden, nur er wüsste, worum sich alles dreht. Man fuhr immer damit am besten, wenn man das tat, was er von einem erwartete.
Der Parkwächter hatte bereits den Panther vorgefahren und Panpepato verabschiedete sich nun von Joe Schmitt. „Mein lieber Esau von Piepahn! Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt. Vielleicht sieht man sich ja mal! Dassborg ist klein.“ Er winkte dem davonrasenden Panther nach.
Die hochgestellten geladenen Persönlichkeiten schlenderten unterdessen schauend, durch die wertvollen Auslagen der Ausstellung. Es waren natürlich nicht nur eingefleischte Dassborger, die sich hier tummelten. Selbst eine echte Dame befand sich unter den Illustren. Nämlich, Lady Meredith Princeton-Wackernagel. Verheiratet mit Otto Wackernagel. Sie, eine wunderschöne Brünette und Er, ein alter ergrauter Geldsack, mindestens zwanzig Millionen englische Pfund schwer.
Im angeregten Plauderton faselnd, schlenderten untergehakt, Eleonore van Laak eine professionelle Schmuckdesignerin und Milliardär Oskar Pattmann. Frau Eleonore van Laak war in letzter Zeit ein wenig in Verruf geraten. Man brachte sie mit einigen Imitationen in Verbindung, die jeglicher Legalität entbehrten. Da die Dassborger Exekutive aber bislang nichts Handfestes vorweisen konnte, war der Dame nicht beizukommen.
Eleonore, die eine verheiratete Frau war, ließ sich ganz gerne von dem hageren Milliardär ein wenig den Hof machen. Der magere Reiche schwänzelte deshalb auch unermüdlich um seine Angebetete herum, ohne dabei seine eigene Lächerlichkeit zu berücksichtigen.
Mitten im Getümmel blickte der gute Doktor von Wenden plötzlich auf seine Prollex und erschrak.
„Luise! Es ist Zeit, dass wir uns von hier entfernen! Wir waren uns doch einig, dass wir nicht mit dem gesamten neugierigen Volk durch den Ausgang stürmen.“
„Ja, ja, natürlich! Lass mir aber bitte noch ein wenig Zeit, um mir meine Nase zu pudern!“
Während sich Herr von Wenden gemächlich zur Garderobe begab, steuerte seine Frau die hinteren Toilettenräume an. Nach Verrichtung dringendster Bedürfnisse stellte sie sich vor dem Spiegel und begutachtete ihren opalgeschmückten Schwanenhals. Selbstzufrieden ließ sie ihre altersbefleckten Hände, streichelnd auf den Opal nieder. Hatte ihr Gatte ihr doch versprochen gleich noch einen kleinen Abstecher zum Juwelier zu machen, damit sie sich noch etwas Kleines aussuchen konnte. Sie hob Zeigefinger und Mittelfinger an ihre lippenbestifteten Lippen und warf ihrem Spiegelbild eine Kusshand entgegen.
„Gleich bekommst du noch ein neues Schmuckstück mein Liebes. Juwelier Neumann erwartet uns in der Schrottstraße in seinem Atelier.“ Luise von Wenden war immer sehr freundlich zu sich. Sie wusste, dass wenn sie sich nicht selbst gut zureden würde, würde es keiner tun. Und so tat sie es. Sie ergriff ihr paillettenbesticktes Abendtäschchen und verließ die Bedürfnisräume.
Eleonore van Laak hatte sich zwischenzeitlich, ihr Handy in die Handtasche steckend, wieder in die Ausstellung begeben.
„Meine Liebe!“ Mit seinen dünnen Armen schlenkernd, kam im pressanten Laufschritt, der Milliardär Pattmann auf sie zugeeilt.
„Wo waren Sie bloß? Ich habe Sie so schmerzlich vermisst. Ich dachte die Sonne wäre für mich untergegangen!“
„Ach! I wo, Herr Pattmann, oder darf ich Oskar sagen? Ich war doch wirklich nur eine kurze Zeit weg!“
„Für mich war es eine Ewigkeit“, stöhnte der Dünne.
„Ach, Sie sind ein Schmeichler Oskar! Ich war doch gerade eben mein Make-up ein bisschen auffrischen. Sie wissen doch, wie viel Aufmerksamkeit die Männer in puncto unseres Aussehens von uns Damen erwarten. So eine Nase soll doch schließlich nicht glänzender sein, als die Juwelen die wir hier betrachten!“
Es folgten Phrasen über Phrasen, und so ging es weiter mit dem schier endlosen Geschwafel der Wohlsituierten. Und zwar, bis ein eleganter Gong das Ende des Spektakels verkündete.
Mit spitzen Ellbogen und vorprogrammiertem Schrittmuster näherte sich die reiche Meute, den schon vor Aufregung zitternden Garderobieren. Die Dienerinnen streckten den Nahenden schon die flache Hand vor, um die Garderobenmärkchen entgegen zu nehmen. Teilweise hatten nämlich die Mesdames ihre Märkchen, aufgrund der glänzenden Köstlichkeiten, verschusselt. Bei dem darauf folgenden allgemeinen Gerangel verloren die Damen ein paar Tränchen und die wütenden Gatten ein paar Spucketröpfchen. Die fleißigen Garderobenmäuschen hatten jedoch alles verhältnismäßig schnell wieder aufgeklärt. Wobei sie anhand ihrer feinen Schnüffelnäschen, verschieden zugehörige Gerüche leicht assimilierten, und demnach sogleich zügig zuordnen konnten. Leichte Differenzen gab es nur mit den Duftkomponenten, einiger Eau de Toilettenbenutzerinnen. Bei den Duftsorten: Parmesani und Alvin Fein. Das schrie geradezu nach zukünftigem Handlungsbedarf. Was nunmehr bedeutete, dass die Schulungen der Garderobieren, zukünftig definierter geprägt auszufallen hatten.
So ging auch dieser, für die Wohlstandler so bedeutungsreiche Tag zu Ende. Als endlich die Eingangspforten von außen betrachtet werden konnten, und die Parkwächter die sprittfressenden Nobelkarossen, den jeweiligen Chauffeuren wieder ausgeliefert hatten, konnten die Heimfahrten durchgeführt werden.
Signor Fausto Panpepato freute sich auf seinen Feierabend. Behaglich gähnend reckte er seine kräftigen Arme nach oben, nahm seinen dunkelblauen Blazer vom Haken und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Er benutzte immer die öffentlichen Verkehrsmittel, obwohl er sich, wie viele Dassborger über die gestiegenen Fahrpreise ärgerte. Es fuchste ihn, dass vieles privatisiert wurde, und die Folgen überhaupt noch nicht abzusehen waren. Manchmal spielte er sogar mit dem Gedanken sich ein Fahrzeug anzuschaffen, nahm aber immer wieder Abstand davon. Das Einzige, was ihn wohl interessieren könnte, wäre die Anschaffung eines Fahrrads. Doch, da befiel ihn die Befürchtung, dass das Rad gestohlen werden könnte. Was in Dassborg höchstwahrscheinlich war. Die Leute klauten hier ja wie die Raben. Man brauchte sich nur kurz umzudrehen und schon wäre so ein Rad weg. Auf nimmer Wiedersehen. Vielleicht fand man dann und wann mal, im nächsten Gebüsch ein paar Einzelteile davon wieder, aber doch nicht so viel, dass man es sich wieder zusammen puzzeln könnte.
Das war ihm in seiner früheren Heimat in Trugano nicht so erschienen. Da war die Welt noch in Ordnung, oder nicht? Aber vielleicht kam es ihm auch nur so vor. Damals, als er noch im Dienst war, und ein Fahrrad besaß war er noch jung, und es war eine andere Zeit. Sogar hier in Dassborg war damals die Welt noch in Ordnung. Es gab da noch nicht so viele Menschen, die auf Taunus 5 angewiesen waren. Da gab es nur normale Arbeitslose, die irgendwann zu normalen Sozialhilfeempfängern wurden.
Besser er ging weiter zu Fuß und besorgte sich ein Jahresticket für Bus und Bahn. Das war natürlich auch teuer und kostete gleich so viel auf einmal. Na gut. Das wollte er sich gönnen. Seit drei Jahren lebte er jetzt in Dassborg. Er mochte die Stadt mit ihren Menschen. Natürlich wäre er ohne seinen Freund, Hauptkommissar Paul Feindt, niemals von Trugano weggezogen. Dort war er geboren, und hatte immerhin Jahre dort seinen Dienst als Kantonspolizist versehen. Doch Paul wollte, dass er nach Dassborg zog. Und was sollte er auch schließlich noch in seiner alten Heimat. Seine Frau war gestorben, Kinder hatte er keine und seine Freunde, die lebten in Dassborg.
Sein bester Freund war Paul Feindt. Paul, seine Frau Therese und deren kleiner Sohn Uwe hatten damals in Trugano Urlaub gemacht.