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Nach einem schweren Schicksalsschlag begibt sich Lydia, wegen ihrer Depression, in die Kurklinik von Waldwünschelbach. Anfangs fällt es ihr noch unglaublich schwer, sich in den Klinikalltag einzugliedern. Jeder der Patienten dort hatte seine eigene Geschichte, mit der er fertig werden musste. Von Tag zu Tag geht es Lydia zum Glück immer besser und dazu trägt der in der Kurklinik praktizierende Arzt nicht unerheblich bei. Diese beiden Menschen verbindet sogar ein ähnliches Schicksal miteinander, wodurch sie sich zueinander hingezogen fühlen. Für den Arzt ist es schwierig, sich zu seiner Zuneigung zu Lydia zu bekennen, da er sich als Arzt niemals mit einer Patientin einlassen darf. Nichtsdestotrotz ist man vor der Liebe niemals gefeit.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Süße Küsse unterm Herbstbaum
Kurzroman
Ulrike Ina Schmitz
Roßbach 2020
Ulrike Ina Schmitz wohnt mit ihrem Mann und ihren Hunden im Westerwald.
Nach einem schweren Schicksalsschlag begibt sich Lydia, wegen ihrer Depression, in die Kurklinik von Waldwünschelbach. Anfangs fällt es ihr noch unglaublich schwer, sich in den Klinikalltag einzugliedern. Jeder der Patienten dort hatte seine eigene Geschichte, mit der er fertig werden musste. Von Tag zu Tag geht es Lydia zum Glück immer besser und dazu trägt der in der Kurklinik praktizierende Arzt nicht unerheblich bei. Diese beiden Menschen verbindet sogar ein ähnliches Schicksal miteinander, wodurch sie sich zueinander hingezogen fühlen. Für den Arzt ist es schwierig, sich zu seiner Zuneigung zu Lydia zu bekennen, da er sich als Arzt niemals mit einer Patientin einlassen darf. Nichtsdestotrotz ist man vor der Liebe niemals gefeit.
Die Handlung des Romans ist reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind völlig unbeabsichtigt.
Inhaltsverzeichnis
Zur Autorin 2
Zum Inhalt des Buches 2
Die Ankunft 4
Kartoffelpüree 6
Andere Gedanken 8
Doktor Schiwago 9
Therapie und Sahnetorte 12
Stricken, Töpfern oder Bogenschießen? 15
Verschmähte Hilfe 17
Appetitlos 20
Verluste und Ähnlichkeiten 23
Vertrauen ist gut, Misstrauen ist besser 26
Schlafstörungen 30
Schrecken ohne Ende 35
Konsequenzen 41
Unterm Herbstbaum 46
Erkenntnisse und Sympathien 49
Alles was wir wollen 52
Unerwarteter Besuch 57
Die Entdeckung 60
Alles wird gut 63
Impressum: 66
Erschöpft setzte sich Lydia Fischer auf dem Stuhl vor dem Klinikbett nieder. Sie fühlte sich so unendlich schlapp. So als wäre sie heute bereits stundenlang gelaufen. Sie guckte sich um und ihr Blick fiel aus dem Fenster. Vor ihr lag der wunderschöne Park mit den herbstlich geschmückten Bäumen. Doch all das interessierte sie nicht. Nicht wirklich. Was sollte sie überhaupt hier? Sie hätte auch gut und gerne zu Hause in ihrem Bett liegen bleiben können. Was würde das schon für einen Unterschied machen? Warum hatte sie sich bloß von Sabine dazu überreden lassen? Ihre Freundin Sabine Klein führte einen kleinen Friseursalon in Waldwünschelbach. Sie meinte, Lydia müsse endlich aus ihrem depressiven Umfeld herauskommen, dort wäre sie nämlich schon viel zu lange. Die Freundin legte ihr deshalb nahe, sich in die psychosomatische Kurklinik von Waldwünschelbach zu begeben. Es wäre eine wunderschöne Klinik, hatte sie gehört. Ein herrlicher Altbau, herrlich nostalgisch mit einem uralten Park drumherum. Die Ärzte wären dort alle unglaublich nett. Auch das hatte sie gehört, denn einige der Kurgäste kämen regelmäßig zu Sabine in den Frisörsalon und schwärmten ihr, mit schöner Regelmäßigkeit, von der Kurklinik vor.
Lydia seufzte lautlos. Warum hatte sie nur auf Sabine gehört? Jetzt saß sie hier, vor ihrem gepackten Koffer und verspürte nicht die geringste Lust ihre Sachen in den Schrank zu hängen. Es war ihr einfach total egal. Es war doch eh alles gleich. Vielleicht würde man sie hier auch in Ruhe lassen und sie könnte sich gleich wieder ins Bett legen, wie zu Hause. Allerdings würde sie hier die grün gestrichene Wand anstarren. Doch, was machte es schon aus, welche Farbe eine Wand hatte? Sie würde sich schnell daran gewöhnen. Das Gute an einer Wand war nämlich, sie sah immer gleich aus. Man konnte sich darauf verlassen, dass sie so aussah, wie sie aussah. Warum sollte man das auch ändern? Lydias früheres Leben könnte ihr sowieso keiner mehr zurückgeben. Es würde also auf ewig kalt, öde und leer bleiben.
Nach einem kurzen Klopfen an der Zimmertür trat eine Frau ein. „Hallo, Frau Fischer!“, grüßte die Frau sie freundlich. „Kommen Sie zurecht oder brauchen Sie Hilfe?“ Mit einem Blick hatte die hilfsbereite Frau erfasst, dass Lydias Koffer noch nicht ausgepackt war. „Ich könnte Ihnen beim Auspacken behilflich sein, wenn sie wollen?“
Lydia schaute müde auf. „Meinen Sie, das lohnt sich? Ich glaube nicht, dass ich lange hier bleiben werde.“
Die Frau lächelte aufmunternd. „Natürlich. Bestimmt bleiben Sie. Es wird Ihnen hier so gut gefallen, dass Sie gar nicht mehr wegwollen. Übrigens habe ich mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt …“, die Frau reichte ihr die Hand. „Ich heiße Angelika Seifert und gehöre zum Hilfspersonal hier. Doch sagen Sie ruhig Geli zu mir. So nennen mich hier alle. Mich können Sie immer ansprechen, wenn Sie irgendwelche Fragen haben, womit die Ärzte und Therapeuten hier nichts am Hut haben“, lachte Geli verschmitzt. „Sie werden sehen, unsere Ärzte hier sind ausgezeichnet. Und erst die Aktivitäten, die hier im Haus angeboten werden … unglaubliche Vielfalt sage ich Ihnen. Sie können sich das Beste herauspicken. Oder, Sie machen einfach alles, woran sie Spaß finden. Und was Ihnen dann nicht gefällt, lassen Sie einfach wieder bleiben.“
„Und wenn mir hier gar nichts gefällt?“
Geli lachte: „Oh, das wird es. Da bin ich ganz sicher. Sie werden schon sehen.“
Lydia antwortete nicht und schaute ergeben auf ihre Füße. Wer, von ihren alten Bekannten, die früher so erfolgreiche und aufstrebende Rechtsanwältin jetzt sehen würde, würde es nicht glauben wollen. Die einst so taffe Frau, nur noch ein schwaches Abziehbild ihrer selbst.
Nach einem schweren Autounfall hatte Lydia ihren Mann und ihr geliebtes fünfjähriges Kind verloren, ihre kleine Nina. Das Schlimmste jedoch war, Lydia hatte das Fahrzeug selbst gefahren, wenn sie auch schuldlos an dem Unfall war. Sie machte sich trotzdem die heftigsten Vorwürfe. Natürlich hätte sie nichts verhindern können. Der Geisterfahrer war einfach in ihren Wagen hineingeschlittert. Was nutzte es ihr da noch, dass sie so viele Jahre unfallfrei gefahren war? Ihre ganze kleine Familie, einschließlich des Geisterfahrers, waren dabei ums Leben gekommen. Eigenartigerweise war ihr selbst, außer ein paar geringfügigen Kratzern, nichts weiter zugestoßen. Es gab keinen, den man für den Unfall zur Rechenschaft ziehen konnte. Nicht, dass das ihre Lieben jemals zurückbringen würde. Warum nur bin ich dabei nicht gestorben? So ging es Lydia immer und immer wieder durch den Kopf, sobald ihre Gedanken beim Unfallgeschehen waren.
Geli hatte mittlerweile Lydias Sachen in den Schrank geräumt und erklärte ihr nun wo sie den Speisesaal finden könnte. Sie solle ebenfalls darauf achten, dass es schon in einer halben Stunde Mittagessen gäbe. „Im Flur finden Sie einen Plan an der Wand. Dort sind alle jeweiligen Aktivitäten verzeichnet und auch wann, wo und von wem sie veranstaltet werden.“
Lydia blickte müde auf ihr Handy, nachdem sie noch einige Zeit vor dem Fenster gesessen hatte. Es war bereits zehn vor zwölf. Nach Gelis Aussage würde um zwölf Uhr zu Mittag gegessen. Demnach müsste sie sich wohl jetzt aufraffen. Sie atmete noch einmal tief ein und aus und stand auf, um sich auf den Weg zu begeben. Sie verschloss die Tür mit dem Schlüssel, den sie bei ihrer Ankunft erhalten hatte. Lydia überprüfte nachdrücklich, ob die Tür sich danach wirklich nicht mehr öffnen ließe. Das war ihr so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht mehr drüber nachdachte. Und das war so, seit sie eines Tages vergessen hatte die Tür zu ihrer Eigentumswohnung abzuschließen. Als sie damals von der Arbeit kam, hatte man ihr wertvolle Elektrogeräte gestohlen. Gleichwohl war sie froh, dass weder ihr Mann, noch ihr Kind zu Hause gewesen waren. Doch jetzt war eh alles egal. Die paar Elektrogeräte ließen sich schnell ersetzen, doch ihr Kind und ihren Mann konnte ihr niemand ersetzen.
Lydia war in der ersten Etage untergebracht, sie ging allerdings davon aus, dass der Speisesaal sich im Erdgeschoss befand. Der Flur in der ersten Etage war herbstlich geschmückt und unübersehbar hing dort ein großer bunter Plan an der Wand. Wie Geli gesagt hatte, waren die Aufteilungen der Räume im Erdgeschoss und im Keller gut aufgezeichnet. Der Speisesaal befand sich also von der Treppe aus links. Im Feld Speisesaal war unter anderem ein Sternchen mit einer 1 gekennzeichnet. In der Legende am unteren Rand stand unter Sternchen 1, dass der Menüzettel, den man bei seiner Ankunft erhalten habe, mitzubringen wäre. Lydia konnte sich indes an keinen Menüzettel erinnern. Da fiel ihr ein, dass sie unten am Empfang eine Mappe erhalten hatte. Sie vermutete, dass der Menüplan darin wäre. So ging sie noch einmal zu ihrem Zimmer zurück und versuchte sich zu erinnern, wo sie die Mappe hingelegt haben könnte. „Meine Güte“, sagte sie laut zu sich. „Wo kann ich diese dumme Mappe nur hingelegt haben?“
Lydia zuckte zusammen, als es hart an die offenstehende Tür klopfte. Mitten in ihrem Zimmer stand urplötzlich ein grauhaariger alter Herr. Lydia sah den Mann entgeistert an. „Wer sind Sie?“
„Oh, ja hallo, ich bin Manfred. Manfred Häusle.“ Der Mann hatte einen schwäbischen Akzent. „Ich sah, dass ihre Tür offen stand und wollte nach dem Rechten sehen. Sie müssen wissen, ich bin von Beruf Nachtwächter und da kommen mir prinzipiell offene Türen verdächtig vor. Sie sind seit heute hier, habe ich gesehen. Ich bin schon seit einer Woche im Haus. Schlecht ist es hier nicht. Ganz gut sogar. Alle Leute sind hier sehr sympathisch bis auf Einen oder Zweien von den Verantwortlichen, ich meine, von den Mitarbeitern hier. Der Ort hier … Waldwünschelbach … waren Sie schon mal hier? Ist ganz nett. Ja, der Ort ist ziemlich beschaulich.“ Mit einem Mal äugte der Mann auf seine Armbanduhr und sagte abrupt: „Ach, ich muss jetzt gehen. Heute gibt es Kartoffelpüree. Die Kartoffeln hier sind im Übrigen ausgezeichnet.“ Manfred drehte sich also auf dem Absatz um und verschwand durch die Zimmertür. Mit offenem Mund sah Lydia ihm hinterher. Da kam ihr abermals in den Sinn, dass sie ja auf der Suche nach ihrer Mappe war. Glücklicherweise fand sie den Hefter in dem kleinen Duschbad am Waschbeckenrand. Sie erinnerte sich schwach daran, dass sie die Mappe mitgenommen hatte als sie auf die Toilette musste. Lydia blätterte behände durch die eingefügten Unterlagen und fand sogleich den Menüzettel. Schnell überflog sie die Zeilen und las: „Für Neuankömmlinge gibt es standardmäßig, Kartoffelpüree, Spinat und Ei, es sei denn es wurde vorab etwas anderes geordert. Für die kommenden Tage gewünschte Speisen bitte ankreuzen!“ Lydia machte sich auf den Weg in den Speisesaal. Als sie den Raum betrat, fiel ihr Blick sogleich auf Manfred. Der Mann war ihr spontan etwas befremdlich vorgekommen. Deshalb begab sie sich lieber zügig in entgegengesetzter Richtung, um dort einen freien Platz zu besetzen. Sie saß bereits, als Geli mit einer jungen Frau im Schlepptau an ihren Tisch kam.
„Hallo Frau Fischer. Schön, dass sie da sind. Ich möchte Ihnen Frau Meuser vorstellen. Sie isst heute erstmals hier unten. Darf sie eventuell mit an ihrem Tisch Platznehmen?“
Am liebsten wäre Lydia für sich geblieben, doch sie wusste, dass das hier wohl nicht angehen konnte. Und wie hätte sie dies Anliegen auch ablehnen sollen? So nickte sie nur. Lydia schaute die junge Frau an, die ihr einen recht verschüchterten Eindruck machte. Sie sagte deshalb auffordernd: „Setzen Sie sich ruhig zu mir Frau Meuser!“
„Danke“, flüsterte die junge Frau ohne aufzusehen. „Bitte, nennen Sie mich doch Nina.“
Bei der Nennung dieses Namens zuckte Lydia leicht zurück und konnte ebenfalls nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Nina. So hatte ihre kleine Tochter geheißen. Lydia nahm sich zusammen.„Okay Nina. Ich bin Lydia. Haben Sie schon etwas zu essen bestellt?“
„Ja, Geli war so freundlich, es zu tun. Ich bekomme Kartoffelpüree.“
Lydia lächelte wissend. „Ja, das bekomme ich auch. Es ist hier das Standardgericht für Neuankömmlinge.“
Lydia hatte es noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als eine weißbekittelte Frau mit zwei dampfenden Tellern auf sie zusteuerte. „Hallo, die Damen! Für Sie heute das Kartoffelpüree. Für ihre morgigen Menüwünsche füllen Sie bitte dann, nach dem Essen, notwendigerweise den Menüplan aus.