Paris auf Zeit - Petra van Laak - E-Book

Paris auf Zeit E-Book

Petra van Laak

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Einmal in Paris leben! Gedacht, gesagt, getan - 2 Monate später findet sich die Autorin in Montmartre in einer traumhaften kleinen Wohnung unterm Dach wieder. Und bereut keinefalls ihren spontanen Entschluss, 30 Tage an der Seine zu verbringen. Paris auf Zeit - beobachtet mit einem freundlichen und einem scharfen Auge. Mit Blick fürs Ungewöhnliche, Ungesehene, Unerhörte. Paris, wie es wirklich leibt und lebt.

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Petra van Laak

Paris auf Zeit

30 Tage an der Seine

Für KerstinBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Tag 1: Und es geht doch nicht ohne Sacre Coeur

 

 

 

Sollte man ein Paris-Tagebuch mit einem Klischee beginnen? - Sacre Coeur thront als weißer Koloss über den Dächern und drängt sich in mein Küchenfenster, ich kann nicht anders, ich drücke auf den Auflöser. Geschmacksverirrung, Touristentempel, Kitsch in Stein gegossen - es gibt viele, die sich über das Gebäude mokieren, und doch ist es zuerst einmal ein Gotteshaus. Unterhalb der Kirche gehen langsam die Lichter in den vielen kleinen Dachwohnungen an, die Bewohner huschen hin und her, decken den Tisch, hängen Wäsche auf, hacken in die Tastaturen ihrer Laptops. In der Wohnung schräg gegenüber telefoniert hektisch eine Frau, immer wieder geht sie im Zimmer auf und ab, sie trägt ein rückenfreies, schwarzes, elegantes Kleid. Ich koche mir einen Kaffee und setze mich wieder ans Fenster. Mittlerweile hält sie ein Glas Wein in der Hand.

 

Hinten am Ende der Straße dreht sich lichterbekränzt ein altes Karussell - es ist heute das vierte dieser Art, das ich in dieser Stadt sehe - lieben die Pariser das oder ist das für uns Touristen?

 

Ich stelle weiterhin fest:

Es gibt hier den Himmel voller Schornsteine.

Den Anweisungen der Concierge ist unbedingt Folge zu leisten.

Nannys fahren am Nachmittag Kleinkinder in ultramodernen Buggys spazieren. Eine Nanny hat sich ihr Smartphone unter ihre Mütze geklemmt, um beide Hände freizuhaben und trotzdem unentwegt telefonieren zu können.

Das Licht ändert sich hier alle 10 Minuten. Aus grauen Häusern werden rosafarbene Luxus-Stadtvillen. Aus blütenweißer Kirche wird ein grauer Steinberg. Aus grauen Zinkdächern wird ein Mosaik aus leuchtenden Platten. Das ist spektakulärer als ein Sonnenuntergang am Strand.

 

 

Tag 2: Die Nacht war gelb

 

 

 

Und Macarons sind grün. Aber nicht immer. Die Schaufenster der Konditoreien sind zum Satt-Sehen. Das ist gut, denn dann braucht man das nicht ständig kaufen und kommt ums Hüftgold herum (zumindest anfangs).

In Ergänzung zur Schönen von gegenüber: Sie hatte nach dem Telefonat ihr Rückenfreies gegen ein grünes Schlabberkleid eingetauscht, ihre Hochsteckfrisur abgebaut und saß mit zerzaustem Kopf rauchend am Laptop. Aus dem zierlichen Weißweinglas war ein bauchiges Glas Rotwein geworden. Noch ein wenig später waren die Fensterläden geschlossen. Die Dramaturgie ist stimmig, aber führt zu einem traurigen Ende. Umgekehrt wäre es ein besserer Romananfang: Eine unbekannte Schöne von gegenüber nippt abends an ihrem Rotwein, wirre Haare, Jogginghose. Nach einem lebhaften Telefonat springt sie in ihr kleines Schwarzes, steckt sich die Haare hoch und verlässt auf hohen Absätzen die Wohnung. Im Rausgehen drückt sie ihre Zigarette aus. Eine fröhlichere Variante.

 

Gesehen:

Der Himmel über Paris leuchtet gelb in der Nacht. Von Dunkelheit keine Spur. Der Eiffelturm blitzt wütend durch den Dunst.

Im Kaufhaus Printemps gibt es vor den Edel-Abteilungen wie Chanel und Louis Vuitton extra Aufpasser, die die Kundengruppen zu ordentlichen Warteschlangen formen, sie in kleine Einheiten zwischen schwarze Samtkordeln bändigen, um dann zwei bis drei Personen nach Absprache mit den Verkäuferinnen in die Boutique zu entlassen.Tag 

Tag 3: Die perfekte Stunde

 

 

Plötzlich fängt es an zu nieseln, alles zieht sich zu. Auf der Pont Alexandre III ein Blick über die diesige Seine zum kopflosen Eiffelturm. Die Stadt wird schöner fast bei Regen. Die Touristen verschwinden in von falscher Bronze strotzenden Brasserien, die nur für sie gemacht sind und die Ecken der Straßenkreuzungen beherrschen. Die Pariser Passanten flüchten in die U-Bahn-Eingänge. Die Autos fahren eine Spur langsamer. Tauben verstecken sich unter alten Eisenträgern. Ich ziehe meine Kapuze auf und streune weiter. Es ist die perfekte Stunde.

 

Die abgehalfterte Kneipe schräge gegenüber meiner Dachwohnung ist ein solch ein Montmartre-Prototyp, dass dort heute Morgen gedreht wurde. Ich kam von der Boulangerie, mit einem Baguette unter dem Arm, wie es sich gehört, und in dem alten Bistro saßen sich zwei moderne Franzosen gegenüber, umringt von Kamera, Aufnahmeleiter, Regisseur, Maske und Garderobe. Ein zweifach vorgeführter Ort.

 

Erfahrenes:

Die Metro hat ihren eigenen Geruch. Ganz anders als die Londoner Tube oder die Berliner U-Bahn. Eine Wette abschließen: sämtliche U-Bahnen der Welt an ihrem Geruch erkennen.

In der Metro sind alle ganz höflich. Man bietet sich gegenseitig seine Sitzplätze an. Warum geht das nicht in Berlin?

Die Ansagen in der Metro erfolgen zwei Mal: Erst mit Fragezeichen, dann mit Ausrufezeichen. Pigalle? Pigalle!

Um 18.00 Uhr sind viele kleine Kinder in der Metro. Sie werden vom Kindergarten abgeholt. Die müden Mütter und Väter sind lieb zu ihnen und ermahnen sie, sich festzuhalten. Die Kleinen plappern in herzallerliebsten Kinder-Französisch auf alle Reisenden ein.

 

Tag 4: Versuch eines Alltags

 

 

 

Das erste Mal muss ich nicht nachsehen, um den Code für das schwere hölzerne Tor in der Rue Tardieu einzugeben. Sesam öffnet sich, das Tor fällt hinter mir ins Schloss. Hausschlüssel sind hier unbekannt. Umso wichtiger die heimlichen Herrscher über die Häuser - die Conciergen, hier in Paris fast immer Portugiesinnen. Unsere hat jetzt noch (im Januar) einen Weihnachtsbaum in vollem Schmuck stehen. Ich gehe links an ihrer Behausung im Hof vorbei, zum Seitenflügel, wieder einen anderen Code eingeben und dann hoch in die sixième Étage. Ich laufe die sechs Treppen, ich traue dem winzigen, wackligen Aufzug nicht.