Passion! - Sina Graßhof - E-Book

Passion! E-Book

Sina Graßhof

4,7

Beschreibung

NEUAUFLAGE mit 6 neuen Geschichten dieser Sammlung von Erzählungen mit künstlerisch-erotischer Färbung. Enthält den preisgekrönten Titel "Verbotene Leidenschaft". "Er spürte Fingernägel auf seiner Haut. Ein Schauer der Erregung durchfuhr seinen Körper. Sie löste sich von ihm. Er öffnete die Augen. Ihr nackter Oberkörper überraschte ihn. Blitzschnell schoss ein Warnsignal durch seine Gedanken, doch dieses offenherzige Angebot konnte er unmöglich ausschlagen. Er gab sich der Versuchung hin, tauchte ungestüm in ihre wollüstige Weiblichkeit ein und ließ den Liebeswahnsinn passieren..."

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Seitenzahl: 184

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Inhaltsverzeichnis

Verbotene Leidenschaft

Spielerei

Zu viel Angst

Spanische Begierde

Und trotzdem

Kassensturz

Unisex

Nur Freunde

Der Seitensprung

Aufguss

Australische Hitze

Tango Argentina

Die erotischste Stimme New Yorks

Ich kann nicht

Dan

Jedermann

Chatroom

Jahre des Wartens

Sex oder Liebe?

Real Love

Verbotene Leidenschaft

Der Tag hatte seinen Höhepunkt längst überschritten. Kühler Wind wehte kraftvoll durch die langsam dunkler werdenden Straßen. Menschen, die unter derartigen Bedingungen das Haus verließen, hatten guten Grund dazu. So auch eine elegant gekleidete Frau, die auf schmalen Absätzen gekonnt die Einkaufspassage entlang lief.

Lara Westphal hatte ihren Tag damit zugebracht, ihrem Apartment und lästigen Gedanken zu entfliehen. Ihre Haare und Nägel wurden in Topform gebracht, sie hatte edel zu Mittag gegessen und ein paar Boutiquen beehrt. Doch jetzt stürmte sie gleichgültig an einladenden Auslagen vorbei. Sie war aufgebracht und es gab nur einen Mann, der sie beruhigen konnte: Polizeiermittler Anton Winder. Die laufenden Ermittlungen gegen ihren Ehemann hatten sie Nerven gekostet, sie hatte das Vertrauen in ihn verloren. Nur Winder schaffte es, ihre Ängste zu lindern, auch wenn es gegen die Regeln verstieß. Er hatte ihr seine Adresse mitgeteilt, entgegen aller Vernuft, und ihr erlaubt zu ihm zu kommen.

"Geht es Ihnen etwas besser?" fragte er, nachdem sie auf dem Sofa Platz genommen hatten. „Seit ich hier bin schon. Es ist beruhigend, einen normalen Mann bei sich zu haben." Sie wurde langsam wieder sie selbst.

Laras Worte durchdrangen Winder mühelos. Er gab sich ungewohnt sanft. "Gibt es denn sonst niemanden, den Sie anrufen können?"

"Sie meinen sicherlich einen Freund? Nein, den gibt es nicht."

"Das kann ich mir nur schwer vorstellen." Winder lächelte. "Was haben Sie denn gestern Abend gegen Ihre Angst unternommen?"

"Whisky." Lara schaute ihn lächelnd an. "Haben Sie welchen?“ Er nickte. „Trinken Sie etwas mit mir?“

"Eigentlich sollte ich lieber nicht."

Während er sprach hatte sie sich auf den Weg zur Küche begeben. Natürlich war Anton Winder dem Getränk nicht abgeneigt. Die Versuchung wurde noch unwiderstehlicher, als sie mit zwei vollen Gläsern vor ihm stand. "Kommen Sie, es muss ja niemand erfahren."

Nach einem kurzen inneren Kampf nahm er das Glas dankend entgegen. Wenn er sich einen kleinen Schluck genehmigte, würde das schon in Ordnung sein, dachte er sich.

"Trinken wir darauf, dass der Fall bald gelöst ist. Und auf diesen Abend", fügte Lara hinzu. Ihr durchdringender Blick ließ Winder für keine Sekunde aus den Augen. Sie streichelte mit den Fingerspitzen beiläufig ihren Hals.

Der Ermittler war gut aussehend, groß und schlank. Sein Dreitagebart gab ihm eine Verwegenheit, die ihn sehr interessant machte. Er hatte breite Schultern, kräftiges Haar. Viele Frauen würden ihn als sehr attraktiv bezeichnen. "Diese Gläser sind immer so schnell leer. Möchten Sie noch eins?" Winder kannte die Antwort auf diese Frage. Doch er zögerte, schüttelte den Kopf. Dann machte sein Mund sich selbständig. "Zur Hölle, ja!"

Die Vertrautheit zwischen ihnen war äußerst unprofessionell, das stand außer Frage. Sie schien über seine Anwesenheit jedoch sehr erleichtert zu sein. Er empfing sie, um einer ängstlichen Zeugin Beistand zu leisten, nicht etwa, weil er ihre Gegenwart genoss. So rechtfertigte er die Situation vor sich selbst, einem professionellen Polizeibeamten.

Lara hatte inzwischen die Flasche aus der Küche mitgebracht, um sich die Wege zu ersparen. Winder war von ihrer Trinkfestigkeit beeindruckt. Der Alkohol hatte ihn mittlerweile etwas enthemmt – mit ungewohnt charmantem Lächeln fragte er: "Wo haben Sie so trinken gelernt?" "Ist das eine dienstliche Frage?"

"Nicht ausschließlich." "Ich bin russischer Abstammung, das hier ist nichts gegen unsere Familienfeste."

Winder lachte und nickte verständig. Sie sahen sich an, schwiegen. Lara hatte ihren Kopf sehr nah an seinen heran bewegt. Nur eine Handbreit passte noch zwischen ihre Gesichter. Er konnte sie riechen. Ihr Duft raubte ihm fast den Verstand. Ihr Kopf kam näher…

Der Kuss offenbarte ungeahntes Verlangen. Nach einem kurzen Moment der Irritation lösten sie sich voneinander. Winders Verstand schaltete sich ein. "Das hätte nicht passieren dürfen."

Lara reagierte mit deutlicher Verzögerung. "Sie haben völlig Recht. Verzeihung." "Nein, nein, ich muss mich entschuldigen ... Am besten vergessen wir es einfach." „Ja, richtig, ich sollte gehen.“

Als sie ihn mit ihren warmen Augen anblickte wurde seine harte Schale endgültig zerbrochen. Er blieb ihr eine Antwort schuldig.

„Wo ist ihr Badezimmer?“ „Den Flur runter links.“

Winder verharrte regungslos und in freudiger Erwartung auf seinem Sofa, bis Lara sich wieder zu ihm gesellte.

Sie saßen schweigend nebeneinander und ließen ihren Blick durch die Wohnung schweifen. "Darf ich Sie etwas fragen, Anton? Etwas Persönliches?" "Sie dürfen." "Gut. Ohne Sie beleidigen zu wollen – wie können Sie sich in so einer trostlosen Wohnung nur wohl fühlen?" Winder lachte. "Ich bin selten hier, das ist vielleicht das Geheimnis." Mit gespielter Entrüstung schüttelte sie den Kopf. "Ist noch eine Frage erlaubt?" "Nur zu."

Sie zögerte. "Waren Sie schon einmal verliebt?"

Winder lachte mit geschlossenem Mund. "Über dieses Thema rede ich nur in Bars."

Er lehnte sich lässig zurück. Sein Blick haftete nun auf ihr. Lara hielt seiner Fixierung stand. „Haben Sie noch mehr Whisky?“

Er unterbrach für den Bruchteil einer Sekunde ihren Augenkontakt, um mit seitlichem Nicken auf die Schrankwand zu deuten. Lara Westphal verlor keine Zeit. Mit katzengleicher Geschmeidigkeit bewegte sie sich vorwärts. Der Anblick versetzte Winders Körper in angespannte Starrheit. Nur seine Augen bewegten sich, folgten ihr, sahen sie die Flasche aus dem Schrank nehmen.

Wenig später saß sie wieder neben ihm auf der Couch. Es schien ihm, als wäre sie näher gerückt. Er konnte ihre Körperwärme spüren, schloss die Augen, überließ seinem Verlangen in Gedanken die Kontrolle.

Schnell spülte er die aufkommenden Fantasien mit zwei hastig herunter gekippten Gläsern hinab. Lara war über sein Trinktempo erfreut und kehrte ohne Umschweife zum Thema zurück. "Bekomme ich jetzt meine Antwort, Anton?"

Ihre Stimme war sanft, liebkoste ihn. Winder zögerte, doch er wollte sich ihr anvertrauen. "Ja, vor sehr langer Zeit. Aber Beziehungen liegen mir nicht."

"Ach, kommen Sie. Das kann ich nicht glauben, bei einem Mann wie Ihnen; Sie sind ein guter Fang." Sie lächelte, er hob die Augenbrauen. Lara hakte nach. "Ein Fang, der nicht ins Netz gehen möchte?"

"So ungefähr."

"Egal, wer dieses Netz auswirft?"

Während sie ihn anlächelte, biss sie sich leicht auf die Unterlippe.

Es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen, doch es wäre nicht richtig. Nicht an diesem Tag. Nicht, bevor der Fall abgeschlossen war. Er ignorierte ihre Anspielung, sie schenkte nach. Beide tranken gegen ihr Schweigen an.

Nach zwei weiteren Runden fasste Lara neuen Mut. Sie hatte Winders Blicke bemerkt und verstand diese als Aufforderung. Entschlossen wandte sie sich in seine Richtung. Die Beine hatte sie übereinander geschlagen, ihr linker Fuß berührte leicht seinen Unterschenkel. Wie ein sanfter Hauch wanderte sie daran auf und ab. Sie schaute ihn einladend an, er blickte starr geradeaus. Um endlich seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, begann sie, seinen Oberschenkel zu massieren.

Winder zeigte noch immer keine Reaktion. Da er sie jedoch ebenso wenig unterbrach, knöpfte sie ihm das Hemd auf und entledigte sich ihrer Bluse. Währenddessen küsste sie ihn leidenschaftlich.

Er spürte Fingernägel auf seiner Haut. Ein Schauer der Erregung durchfuhr seinen Körper. Sie löste sich von ihm. Er öffnete die Augen. Ihr nackter Oberkörper überraschte ihn. Blitzschnell schoss ein Warnsignal durch seine Gedanken, doch dieses offenherzige Angebot konnte er unmöglich ausschlagen. Er gab sich der Versuchung hin, tauchte ungestüm in ihre wollüstige Weiblichkeit ein und ließ den Liebeswahnsinn passieren. Zwei heiße Körper pressten sich im gleichen Rhythmus aneinander, bewegten sich auf und ab, umschlungen sich. Zungen bewanderten Täler und Berge, bis ihnen die Puste ausging. Doch davon ließen sie sich nicht stoppen. Erst als sie bebend und laut stöhnend den Höhepunkt erreichten, beendeten sie die Vereinigung.

*

Das Telefon klingelte beharrlich. Den ersten Versuch hatten sie nicht wahrgenommen, den zweiten ignoriert, doch das pedantische Geräusch verschaffte sich hartnäckig Gehör. Winder machte Anstalten, aufzustehen. Enttäuscht ließ Lara sich rückwärts in die Couch fallen. Er warf einen verstohlenen Blick auf ihren nackten Körper, dann nahm er den Hörer in die Hand.

Winder hatte große Mühe, sich auf die gesprochenen Worte zu konzentrieren. Er hielt den Anruf so kurz wie nötig.

Lara saß lasziv auf der Couchkante, bereit fortzufahren. Anton Winder scheute den Blick in ihre Richtung. Diese Störung hatte die Atmosphäre ruiniert und ihn in Verlegenheit gebracht. Die Realität hatte ihn wieder, der Bann war gebrochen.

Hastig griff er nach seiner Hose. "Es tut mir leid, wir sollten das besser nicht wieder tun." "Ja..." Auch sie griff nach ihrer Bluse.

Zwischen ihnen herrschte unangenehme Stille, die sich wie Nebel im Raum ausbreitete. Keiner der beiden wusste, was in einer derartigen Situation zu sagen war.

"Vielleicht sollte ich gehen." "Ja, das wäre wohl das Beste." Er war erleichtert.

Während Winder ihr in den Mantel half, machte er ein Eingeständnis, das ihm nicht leicht über die Lippen kam: "Unter anderen Umständen hätte ich sehr gerne den weiteren Abend mit Ihnen verbracht."

Lara gab ihm einen flüchtigen Kuss, schob sich elegant durch die halb offene Tür und war verschwunden.

Spielerei

Der Zug fuhr an, von Hamburg nach Frankfurt – eine lange Reise. Er machte es sich auf seinem Platz bequem und sah sich um. Fast alle Plätze waren belegt, es herrschte ein enormer Lärmpegel. Da sah er sie. Sie las in einem Buch, ganz ruhig und konzentriert, beachtete ihn nicht. Vielleicht war es das, was ihn an ihr reizte. Normalerweise konnte er sich vor den Blicken der Frauen kaum retten. Es nervte ihn fast schon ein wenig. Sie schienen etwas auf ihn zu projizieren. Was genau es war konnte ihm niemand erklären. Alle meinten nur, er sähe aus wie ein Filmstar. Vielleicht erwarteten die Frauen einen solchen Status und das dazugehörige Geld, was er nicht besaß. Möglicher-weise ging es gar nicht so weit und sie labten sich einzig und allein an seinem Äußeren. Herausgefunden hatte er dies nie, weil er fremde Frauen normalerweise nicht ansprach. Er mochte es generell, wenn sie die Initiative ergriffen. Bei dieser Frau jedoch konnte er den Spieß einmal umdrehen. Er starrte sie ungeniert und unbemerkt an. Keine sehnsüchtigen, erwartungsvollen Blicke ihrerseits. Er konnte sich dem Moment vollends hingeben, genoss den Anblick ihrer weich aussehenden Haare, vollen Lippen und sportlichen Brüste. Ihre Augen hatte er noch nicht erblickt, doch er war sicher, dass sie weltoffen und sanft waren.

Mit jedem Stopp wuchs die Gefahr sie könnte das Großraumabteil verlassen und seinem Blick entfliehen. Einfach aus seinem Leben treten, auch wenn das lächerlich war. Er kannte sie nicht und wusste nichts über sie. Aber das machte es aufregend. Und er musste sich eingestehen, er war ein wenig vernarrt.

Er hasste Dates, langweilige Gespräche und peinliches Schweigen. Dies hier war Perfektion. Er musste kein Interesse vorgaukeln, im Gegenteil, es wuchs in ihm, stetig und hartnäckig.

Sie erinnerte ihn an eine Lehrerin, in die er als Junge verliebt war. Von Leidenschaft wusste er damals noch nichts. Er stellte sich lediglich vor, dass sie ihn beachten würde, so wie er es sich wünschte. Doch Welten lagen zwischen ihnen, das weiß er heute. Aber heute würde er sich die Chance auf solch eine Frau nicht entgehen lassen. Er wollte sie erobern, Dinge mit ihr anstellen, von denen er bisher nur geträumt hatte. Sich in ihrem Busen vergraben, seine Männlichkeit darin reiben, bis er den Wahnsinn der Begierde nicht mehr aushielt. In ihrem Mund, ihrer Weiblichkeit versinken. Erst langsam, dann schneller, bis sie schrie. Alle Positionen mit ihr durchgehen, bis sie schweißgebadet und befriedigt auf die nächste Runde warteten. Er wollte sie von vorne bis hinten, oben bis unten vernaschen, sie kommen hören. Wollte nichts dringlicher, als den Klang ihres Höhepunktes vernehmen. Wollte sie seinen Namen schreien hören, während sie schwer atmend kam.

In seiner Hose machte sich eine gewaltige Wölbung aus. Er war so erregt, dass er nicht mehr klar denken konnte. Seine Fantasie machte sich selbstständig. Wäre er doch nur mit ihr allein.

Es waren nicht mehr viele Fahrgäste im Abteil, kurz vor Mitternacht. Seine Qualen gingen schon eine ganze Weile, aber seine Fahrt war noch lang. Er hoffte, ihre ebenso. Sein Verlangen machte ihn halb wahnsinnig, dennoch versuchte er, das süße Gefühl zu genießen. Die reine Vorstellung von etwas, das womöglich nie eintreffen würde.

Sie trug einen kurzen Rock, ohne Strumpfhose – das war ihm sofort aufgefallen. Sein Blick wanderte ihre Beine auf und ab, stoppte an ihren Brüsten, ihren Lippen, wanderte wieder hinab. Sie war purer Sex. Er brauchte Abkühlung, so konnte er sich ihr unmöglich vorstellen. Zum Glück hatte niemand etwas bemerkt. Er dachte an die Arbeit, an nicht Erledigtes, an Einkäufe, die er noch tätigen musste. Langsam schwoll sein Glied ab. Erleichtert setzte er sich auf. Nun galt das alte Motto Jetzt oder nie! Er erhob sich und ging auf sie zu. Sein Atem beschleunigte sich, er fühlte sein Herz wie wild pochen. Doch davon bekam sie nichts mit. Sie sah immer noch nicht auf.

Das Risiko war zu groß, sie hatte ihn noch nicht bemerkt, er konnte einfach wieder auf seinen Platz gehen und nichts wäre geschehen. Doch sein Verlangen trieb ihn weiter an. Er musste den Ball flach halten. Jeder Spruch den er jetzt bringen konnte musste in die Hose gehen. Also beließ er es dabei sich neben sie zu setzen. Dabei rempelte er sie versehentlich an.

Sie wandte sich von ihrem Buch ab und blickte ihm feurig in die Augen. Nicht etwa sanft, nein, feurig. Er hatte sich getäuscht, doch es gefiel ihm fast noch mehr. Als ihre Blicke sich lösten schienen Jahre vergangen. Er streifte mit den Augen erneut ihren Wahnsinnskörper und fand sich ein weiteres Mal bei ihren Augen ein; sie hielt seinem Blick stand. Jetzt hatte er sich verraten, doch das war ihm nur recht. Er wollte sie, noch mehr als zuvor, wenn das möglich war.

Was tun?, fragte er sich. Er schloss für einen Moment die Lider, spürte ein Kribbeln in seinem Körper und sie an sich vorbeigehen. Das durfte nicht wahr sein, dieser kurze Augenblick hatte ihm alles kaputt gemacht. Er riss die Augen auf und sah sie gerade noch in einem der Sechser-Abteile verschwinden – sah, wie sie die Tür schloss und die Vorhänge zuzog. Das war es wohl, sicher wollte sie ein wenig schlafen.

Doch er war nicht der Mann der ahnungslos blieb. Er musste herausfinden was dort vor sich ging.

Langsam, aber zielsicher bewegte er sich auf das Abteil zu. Er konnte nicht hineinsehen und hörte keinen Ton. Er klopfte und nach einem Augenblick der Stille öffnete sich wie von Zauberhand die Tür. Sie hatte auf ihn gewartet – so, wie die Natur sie geschaffen hatte.

Der Anblick verschlug ihm die Sprache. Er stammelte unhörbar, doch sie küsste seine Unsicherheit weg und zog ihn zu sich hinein. Er hätte sich nicht schneller seiner Kleidung entledigen können. So standen sie sich gegenüber und genossen gegenseitig ihren Anblick. Dann fielen sie unaufhaltsam übereinander her. Seine Hände wanderten jeden Zentimeter ihrer Haut ab, sein Mund küsste, seine Körpermitte rieb, seine Zähne bissen verspielt in ihren Nacken. Sie stöhnte in sein Ohr – ein Geräusch, das bei ihm sofort die Fahne hisste. Nun wanderten ihre Fingernägel seinen Oberkörper hinab, bis seine Erektion sie stoppte. Sein Penis verschwand in ihrem Mund und wurde leidenschaftlich liebkost. Unzählbar die Male, die er fast gekommen wäre.

Als sein hartes Glied sich endlich zwischen ihren festen Brüsten auf und ab bewegte, raubte es ihm beinahe den Verstand. Er genoss für eine Weile, dann zog er sie zu sich hoch, hob sie an und drang endlich in sie ein. Er bewegte sich hart und schnell. Sie stöhnte, biss sich auf die Lippen um nicht zu schreien. Sein Saft ergoss sich in ihr, kurz bevor sie den Höhepunkt erreichte. Er konnte sich nicht länger beherrschen. Doch das Liebesspiel war nicht beendet. Mit ihrem linken Bein auf seiner Schulter und einem auffordernden Lächeln auf ihren Lippen zeigte sie auf ihren Lusttempel. Diese Frau wusste was sie wollte. Er zögerte keine Sekunde. Seine Zunge umkreiste ihre Klitoris sanft und hart im Wechsel, spielte mit ihr, neckte sie, bis die Unbekannte ihre Schreie nicht mehr zurückhalten konnte. Ihr Körper bebte vor Erregung, ihre Beine zuckten, während er sich zufrieden zu seinen Fähigkeiten beglückwünschte.

Nachdem das Feuer der Leidenschaft etwas abkühlte kam die Scham ins Spiel. Sie waren Fremde, was hatten sie getan? Und noch dazu in aller Öffentlichkeit. Er war kein Kind von Traurigkeit, aber soetwas waghalsiges hatte er in seinem Leben noch nicht veranstaltet. Was hatte diese Frau mit ihm gemacht? Ok, er war nicht schüchtern, aber mit einer wildfremden in einem Zugabteil? Komm schon. Dass es spannend war konnte er allerdings nicht abstreiten.

Der Zug hielt. Sie verabredeten sich dazu, gemeinsam den Stopp zu nehmen, um sich möglichen Ärger und Peinlichkeiten zu ersparen. Ihre Termine konnten warten, dies war eine einmalige Gelegenheit und ihr Feuer noch immer heiß. Den Rest dieser Nacht würden sie in einem schönen Hotel verbringen und sich bis zur Erschöpfung verwöhnen.

Zu viel Angst

Es war ein schöner Tag im Mai. Die Sonne schien, es war mild, aber im Watt war es matschig. Amelie war mit einer Gruppe Bekannten unterwegs nach Neuwerk, einem Stadtteil Hamburgs mit circa 60 Einwohnern, der zugleich eine Insel in der Nordsee war. Sie hatten dort für ein paar Tage ein Schullandheim gemietet, das leer stand, um dort für ein paar Tage auszuspannen.

Ihre Schuhe waren längst im Matsch stecken geblieben und versunken. Diesen Fehler würden sie bei der Rückkehr nicht machen. Auf Socken gingen sie durch das kalte Watt, was trotz der milden Temperaturen nicht warm wurde. Zu zehnt liefen sie, scherzten, genossen den Ausblick und mussten sich beeilen, denn die Flut stand bevor.

Das Wasser begann langsam zu Steigen, als sie endlich Land betraten. Die Vögel zwitscherten und flogen um sie herum. In der Abgeschiedenheit würden sie ihre Gedanken und Leben neu ordnen können. Hier würde Amelie ihre schreckliche Beziehung vergessen, in der es am Ende immer wieder zu Gewalt gekommen war. Zudem hatte ihr Exfreund sie mehrmals betrogen, was sie kaum verkraften konnte. Es fiel ihr schwer, Vertrauen zu einem Mann aufzubauen – schon immer; der letzte Mann in ihrem Leben hatte ihr dies nur erschwert. Sie war nicht offen für Neues, das merkte man ihr an. Dennoch suchte Alexandros, ein griechischer Bekannter ihrer besten Freundin immer wieder ihre Nähe. Sie seilte sich ab, weil sie es nicht aushielt. War er bei ihr, begann sie zu zittern, innerlich und äußerlich. Sie war nicht sicher, ob er es bemerkte, aber darüber zerbrach sie sich nicht den Kopf. Sie wollte nur weg von ihm, denn er gefiel ihr. Das musste sie sich eingestehen, doch sie konnte nichts damit anfangen.

Nun saß sie für sich auf einem Stein und beobachtete das Meer, den sich verdunkelnden Horizont, die Vögel. Sie atmete tief. Nichts konnte ihr mehr passieren, sie war in Sicherheit. Mike, ihr Exfreund war Kilometer weit entfernt und wusste nicht wo sie war. Sie konnte sich entspannen.

Beim Abendessen langte sie richtig zu. In den letzten Monaten hatte sie viel Gewicht verloren, die Beziehung hatte sie Nerven gekostet und an ihr gezehrt. Sie genoss die Gesellschaft der anderen, sie fühlte sich gut aufgehoben. Nach ein paar Runden Scharade war es Zeit schlafen zu gehen. Alexandros hatte sich das Etagenbett neben ihr reserviert, sie wusste nicht, ob sie das gut fand.

Sie fand es nicht gut, entschied sie, als sie schlaflos dalag. Die junge Frau auf der anderen Seite seines Bettes hatte ihm schöne Augen gemacht, das wurmte sie. Sie wollte ihn nicht, konnte nicht über ihren Schatten springen, aber sie war eifersüchtig gewesen. Auf deren Flirterei war er eingegangen, hatte dabei aber immer wieder zu ihr herüber geschaut.

Amelie musste sich von den Gedanken an ihn lösen, doch sie beobachtete wie er friedlich schlief, konnte ihre Augen nicht von ihm nehmen. Am nächsten Morgen war sie unausgeschlafen und angeschlagen. Sie hatte sich erkältet, fühlte sich nicht gut. Alexandros machte ihr einen Tee und servierte ihn mit mildem Lächeln. Seine Augen waren unglaublich freundlich, sein Blick liebevoll. Doch sie konnte diesem nicht standhalten. Bedankte sich nüchtern und gab sich Träumereien hin. Wie wäre es wohl? Sie mochte ihn. Aber dieses Zittern bekam sie nicht in den Griff. Und der Gedanke, jemandem körperlich nahe zu kommen, sich verwundbar zu zeigen, machte ihr Angst. Sie ging zurück ins Bett und schlief endlich, während die anderen einen schönen Tag verlebten. Ein wenig ärgerte sie sich schon darüber, dass sie es verpasste, aber Erholung ging vor und die hatte sie bitter nötig.

Am nächsten Tag stand eine Vogelwanderung auf dem Programm. Marie, die Konkurrentin, hing Alexandros am Hacken, während er versuchte, auf Amelies Höhe zu bleiben. Er erzählte ihr von sich, seiner Kindheit in Griechenland, seiner Familie, die er über alles liebte und den Gründen, wegen denen er das Land verließ. Er wollte eine bessere Zukunft als sie ihm dort blühte. Das war verständlich. Amelie hörte aufmerksam und geduldig zu. Das wusste er zu schätzen und bedankte sich mit einer Umarmung, die sicherlich nicht ganz uneigennützig war. Es fühlte sich gut an, soweit sie das beurteilen konnte, denn ihr Kopf ratterte. Sie war froh, als sie sich wieder lösten. Auf dem Weg zurück schwiegen sie. Bis Marie dazukam und ihr Redeschwall auf sie einprasselte. Niemand hörte ihr zu, aber das störte sie wenig. Sie war endlich der Mittelpunkt, das war alles was sie interessierte. Doch sie merkte wenn sie den Anschluss verlor. Egal wie schnell oder langsam die beiden anderen gingen, sie passte sich an. Sie war zu hartnäckig um sich abschütteln zu lassen.