Per Zufall Vater werden - Silva Werneburg - E-Book

Per Zufall Vater werden E-Book

Silva Werneburg

0,0

Beschreibung

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. In heiterer Stimmung durchwanderte Cordula Juvenius den Stadtpark. Am Rande des großen Weihers, auf dem sich zahlreiche Enten tummelten, hatte das Gartencafé seine Pforten trotz der noch frühen Jahreszeit geöffnet. Von den ersten warmen Strahlen der Märzsonne angezogen, waren die Tische auf der Caféterrasse nahezu ausnahmslos besetzt. Cordula entdeckte aber noch einen freien Tisch und nahm daran Platz. Die neunundzwanzig Jahre alte Arzthelferin hatte es nicht eilig. Ihr Chef hatte ihr einen Tag Urlaub eingeräumt, damit sie ein paar dringende private Angelegenheiten regeln konnte. Die wichtigste davon war wohl der Termin bei ihrem Frauenarzt gewesen, von dem sie gerade zurückgekehrt war. Schon seit Wochen hatte Cordula geahnt, daß sie schwanger sein könnte. Jetzt war die Schwangerschaft definitiv bestätigt worden. Die junge Frau befand sich in der neunten Woche und stellte sich nun vor, was Robert wohl zu dieser Neuigkeit sagen würde. Seit mehr als einem Jahr war Cordula mit dem Computerfachmann Robert Hahnbusch befreundet. Sie hatten zwar noch nie über eine gemeinsame Zukunft gesprochen, doch Cordula war sicher, daß es eine geben würde. Leider würde Robert erst in knapp vier Wochen von der Schwangerschaft erfahren. Beruflich war er viel unterwegs. Im Augenblick befand er sich in Hamburg, etwa dreihundert Kilometer entfernt, und war dort mit der Installation einer neuen Computeranlage in einem großen Unternehmen beschäftigt. Derartige Aufträge beanspruchten mitunter mehrere Wochen. Zwar rief Robert mehrmals in der Woche an, aber am Telefon mochte Cordula ihm nicht mitteilen, daß sie ein Baby erwartete. Das sollte er nach seiner Rückkehr bei einem gemeinsamen Abendessen

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 130

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mami –1860–

Per Zufall Vater werden

Er hatte nichts von seinem Kind gewußt

Roman von Silva Werneburg

In heiterer Stimmung durchwanderte Cordula Juvenius den Stadtpark. Am Rande des großen Weihers, auf dem sich zahlreiche Enten tummelten, hatte das Gartencafé seine Pforten trotz der noch frühen Jahreszeit geöffnet. Von den ersten warmen Strahlen der Märzsonne angezogen, waren die Tische auf der Caféterrasse nahezu ausnahmslos besetzt.

Cordula entdeckte aber noch einen freien Tisch und nahm daran Platz. Die neunundzwanzig Jahre alte Arzthelferin hatte es nicht eilig. Ihr Chef hatte ihr einen Tag Urlaub eingeräumt, damit sie ein paar dringende private Angelegenheiten regeln konnte. Die wichtigste davon war wohl der Termin bei ihrem Frauenarzt gewesen, von dem sie gerade zurückgekehrt war. Schon seit Wochen hatte Cordula geahnt, daß sie schwanger sein könnte. Jetzt war die Schwangerschaft definitiv bestätigt worden. Die junge Frau befand sich in der neunten Woche und stellte sich nun vor, was Robert wohl zu dieser Neuigkeit sagen würde.

Seit mehr als einem Jahr war Cordula mit dem Computerfachmann Robert Hahnbusch befreundet. Sie hatten zwar noch nie über eine gemeinsame Zukunft gesprochen, doch Cordula war sicher, daß es eine geben würde. Leider würde Robert erst in knapp vier Wochen von der Schwangerschaft erfahren. Beruflich war er viel unterwegs. Im Augenblick befand er sich in Hamburg, etwa dreihundert Kilometer entfernt, und war dort mit der Installation einer neuen Computeranlage in einem großen Unternehmen beschäftigt. Derartige Aufträge beanspruchten mitunter mehrere Wochen. Zwar rief Robert mehrmals in der Woche an, aber am Telefon mochte Cordula ihm nicht mitteilen, daß sie ein Baby erwartete. Das sollte er nach seiner Rückkehr bei einem gemeinsamen Abendessen in romantischer Umgebung erfahren. Ganz bestimmt würde er sich freuen und sofort einen Hochzeitstermin festlegen wollen. Robert liebte Kinder. Das zeigte sich schon daran, wie verständnisvoll er mit Kathrin, Cordulas Tochter umging. Das Mädchen war im vergangenen Monat zehn Jahre alt geworden. Robert hatte Kathrin nie spüren lassen, daß sie ein uneheliches Kind und mit ihm überhaupt nicht verwandt war. Beinahe rührend hatte er sich stets um sie gekümmert, sie mit kleinen Geschenken überhäuft und sogar an einigen Elternabenden in der Schule teilgenommen.

Zu Cordulas Leidwesen hatte sich ihre Tochter Robert gegenüber nie besonders freundschaftlich verhalten. Sie war zwar immer höflich gewesen, hatte jedoch die Herzlichkeit, wie sie sonst zwischen Kindern und Stiefvätern üblich war, vermissen lassen. Cordula ging davon aus, daß sich das ändern würde, sobald sie und Robert verheiratet waren. Wahrscheinlich war es nur eine richtige Familie, die Kathrin fehlte und von der sie sicher sein konnte, daß dieser Familienverband Bestand haben würde.

Ein Blick auf ihre Uhr sagte Cordula, daß Kathrin bereits von der Schule heimgekehrt sein mußte. Sie bezahlte ihren Kaffee und machte sich auf den Weg nach Hause. Robert mußte zwar noch eine Weile auf die frohe Botschaft warten, aber Kathrin sollte so bald wie möglich erfahren, daß in ein paar Monaten ein kleiner Bruder oder eine kleine Schwester auf die Welt kommen würde.

Die Zehnjährige reagierte auf die Neuigkeit zunächst sprachlos. Erst als Cordula sich erkundigte, ob sie sich nicht wenigstens ein bißchen freue, umarmte Kathrin ihre Mutter.

»Natürlich freue ich mich. Ich finde es prima, endlich kein Einzelkind mehr zu sein. Wann wird das Baby denn geboren?«

»Mitte Oktober. Ein bißchen Geduld müssen wir also noch aufbringen. Aber es wird bestimmt eine schöne Zeit. Dir macht es sicher auch großen Spaß mitzuerleben, wie das Baby immer größer wird. Wenn die Zeit gekommen ist, nehme ich dich einmal mit zur Ultraschalluntersuchung. Mit etwas Glück kannst du dein Geschwisterchen dann schon auf dem Bildschirm sehen, bevor es zur Welt gekommen ist.«

Kathrin nickte begeistert. Dann jedoch verdüsterte sich ihr Blick. »Und was ist mit Robert«, wollte sie wissen. »Er ist doch der Vater. Werdet ihr beide nun etwa heiraten? Ich finde, man muß nicht unbedingt heiraten, nur weil ein Baby unterwegs ist.«

»Man muß nicht, aber besser ist es schon. Ich stelle es mir sehr schön vor, eine richtige Familie zu haben. Deshalb denke ich schon, daß Robert und ich in gar nicht so langer Zeit heiraten werden. Er wird ein sehr guter Vater und Stiefvater sein. Bisher ist er doch auch immer lieb zu dir gewesen. Ich weiß gar nicht, was du eigentlich gegen ihn hast. Gibt es denn etwas an ihm auszusetzen?«

Kathrin zog die Schultern hoch. »Eigentlich nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich ihn nicht so gut leiden kann. Er ist vielleicht nicht genau der Vater, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe. Irgendwie finde ich ihn manchmal seltsam. Es kann aber sein, daß ich mich noch an ihn gewöhne. Gar so übel ist er möglicherweise überhaupt nicht. Wirst du ihn, wenn ihr verheiratet seid, lieber mögen als mich?«

»Ganz sicher nicht«, versprach Cordula und schloß ihre Tochter in die Arme. »Du bist und bleibst für mich das Liebste auf der Welt. Robert habe ich auf eine ganz andere Art lieb als dich. Das hat nichts miteinander zu tun. Du mußt meine Liebe nicht mit ihm teilen. Zwischen uns beiden ändert sich nichts. Das verspreche ich dir. Du bekommst zu deiner Mutter eben einfach noch einen Vater, so wie es sich für eine richtige Familie gehört. Das wird schön für uns alle, Kati.«

Immer wenn Cordula besonders gut gelaunt war, nannte sie ihre Tochter Kati. Kathrin wollte ihr die frohe Stimmung nicht verderben und sprach nicht weiter darüber, daß sie Robert Hahnbusch eigentlich nicht als Stiefvater haben wollte. Wenn ihre Mutter ihn wirklich liebte, dann mußte sie sich damit abfinden und das Beste aus der Situation machen. Zugegeben, Robert war immer nett zu ihr gewesen. Von seinen Reisen, die er häufig von Berufswegen unternehmen mußte, brachte er ihr jedes Mal ein kleines Geschenk mit und zeigte sich auch sonst recht großzügig, wenn es um die Erfüllung von Wünschen ging. Trotzdem spürte Kathrin deutlich etwas Trennendes, das zwischen ihr und Robert stand.

An einem der folgenden Tage sprach Kathrin mit ihrer Freundin Nina über die Heiratspläne ihrer Mutter. Nina Ottersbach war ein Jahr älter als Kathrin und lebte mit ihren Eltern auf derselben Etage, gleich in der gegenüberliegenden Wohnung. Ihre Mutter, Eva Ottersbach, war eng mit Cordula befreundet. Beide Mütter freuten sich darüber, daß ihre Töchter sich so gut miteinander verstanden. Seit zwei Jahren hatte Nina einen Stiefvater. Ihr leiblicher Vater war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Nina noch nicht drei Jahre alt gewesen war. Mit ihrem Stiefvater kam die Elfjährige gut aus. Probleme gab es nicht.

»Es ist gar nicht so schlimm, einen Stiefvater zu bekommen«, meinte Nina. »Außerdem ist der Freund deiner Mutter doch ganz in Ordnung. Ich glaube, du bist einfach ein bißchen eifersüchtig. Das ist mir genauso gegangen, als meine Mutter heiraten wollte. Aber dann habe ich mich schnell an meinen neuen Vater gewöhnt. Heute sind wir die besten Freunde. Dir wird das nicht anders ergehen. Wenn deine Mutter und Robert Hahnbusch erst einmal verheiratet sind, wirst du merken, daß es gar keinen Grund gibt, eifersüchtig zu sein. Vielleicht adoptiert er dich sogar. Dann bekommst du seinen Namen. Ich habe nach der Adoption auch den Namen meines Stiefvaters bekommen.«

Kathrin war nicht sicher, ob sie sich adoptieren lassen wollte. Ihr lag nicht viel daran, in Zukunft Hahnbusch zu heißen. Juvenius klang nach ihrer Ansicht viel besser. Außerdem glaubte sie nicht, eifersüchtig zu sein. Wenn ihre Mutter einen anderen Mann hätte heiraten wollen, der ihren Vorstellungen von einem idealen Vater entsprach, wäre sie sofort einverstanden gewesen. Mit dem Gedanken, daß Robert ihr Stiefvater werden sollte, konnte sie sich einfach nicht anfreunden.

Als Kathrin abends in ihrem Bett lag, streichelte sie mit einer Hand die kleine Mischlingshündin Maika, die sich neben dem Bett in ihrem Korb zusammengerollt hatte. Seit knapp drei Jahren gehörte Maika zur Familie. Dr. Korbmacher, der Arzt, in dessen Praxis Cordula Juvenius arbeitete, besaß eine Pudelhündin. Diese Hündin war damals durch ein Loch im Gartenzaun geschlüpft und erst nach mehreren Stunden wieder zurückgekehrt. Zunächst hatten ihre Besitzer sich nichts weiter dabei gedacht, und erst viel später stellten sie fest, daß ihre Pudeldame während ihres Ausfluges einen Partner gefunden haben mußte und nun tragend war. Drei niedliche kleine Welpen hatten wenig später das Licht der Welt erblickt. Weil es keine Rassehunde mit Stammbaum waren, war es schwierig gewesen, die jungen Hunde in gute Hände zu vermitteln. Zwei fanden schließlich ein Zuhause, und den dritten hatte Kathrins Mutter zu sich genommen und ihn Maika getauft. Im Grunde genommen sah Maika aus wie ein waschechter Pudel mit langem Schwanz. Wenn man aber genauer hinsah, konnte man hier und dort einige Details erkennen, die auffallend an einen Foxterrier erinnerten. Der Apotheker, der in der Nähe des Hauses von Dr. Korbmacher wohnte, besaß einen Foxterrierrüden. Vermutlich war er der Vater der Welpen. Doch beweisen lassen hatte sich das natürlich nicht, und Maikas Mutter allein wußte, welchem Rüden sie ihren Nachwuchs zu verdanken hatte. Kathrin machte sich keine Gedanken um Maikas Abstammung. Sie war froh, die kleine Hündin zu besitzen, die ihr vom ersten Tag an eine treue Begleiterin gewesen war. Mit Maika konnte das Mädchen über Dinge sprechen, die es nicht einmal seiner Mutter anvertraute. Die Hündin hörte stets geduldig zu und plauderte kein Geheimnis aus. Ihr konnte man getrost von allen Sorgen und Kümmernissen berichten.

»Ich freue mich auf das Baby«, erklärte Kathrin, während sie Maika streichelte. »Es ist schon eine tolle Sache, einen Bruder oder eine Schwester zu bekommen. Aber daß Mutti Robert heiraten will, finde ich nicht so gut. Wir könnten uns auch ohne ihn um das Baby kümmern. Leider kann ich nichts dagegen unternehmen, daß er mein Stiefvater wird. Mutti liebt ihn und wird glücklich sein, wenn sie ihn heiraten kann. Ich hätte ja nichts dagegen, wenn er ab und zu kommt, uns besucht und ein paar Tage bleibt. So ist es bisher immer gewesen. Wenn er verheiratet ist, wird er vielleicht nicht mehr soviel reisen müssen und dauernd bei uns sein. Das gefällt mir nicht. Ich bin jedes Mal froh, wenn er wieder einen Auftrag hat und ein paar Wochen nicht da ist. Vielleicht haben wir Glück, und Robert muß auch in Zukunft oft verreisen. Oder magst du ihn etwa so gerne, daß du ihn lieber dauernd hier bei uns zu Hause hättest?«

Maika schaute Kathrin an. Dann seufzte sie abgrundtief. Diesen Seufzer interpretierte die Zehnjährige auf ihre eigene Weise.

»Ich habe es gewußt. Du willst das auch nicht. Aber wir beide sind leider machtlos und können uns nicht wehren. Naja, vielleicht wird alles doch nicht so schlimm, wie wir jetzt denken. Wenn wir Glück haben, ist Robert auch nach der Hochzeit selten zu Hause. Gute Nacht, Maika, schlafe schön und träume süß.«

*

Kathrin versuchte nicht, ihrer Mutter die Hochzeit auszureden. Sie freute sich allerdings darüber, daß sich Roberts Rückkehr um eine Woche verzögerte. Die Installation der Computeranlage in Hamburg dauerte wegen technischer Probleme länger als vorgesehen. Doch der Tag, an dem Robert zurückkam, ließ sich nicht aufhalten. Bestens gelaunt traf er am frühen Nachmittag ein. Diesmal hatte er Kathrin eine Schmuckdose mitgebracht. Auf dem Deckel war das Bild eines Segelschiffes zu sehen, und wenn man den Deckel öffnete, erklang die Melodie eines bekannten Seemannsliedes. Artig bedankte Kathrin sich für das Geschenk, obwohl es ihr ein bißchen kitschig erschien.

Cordula hatte für den Abend dieses Tages einen Tisch in einem nicht ganz billigen, aber stilvollen Restaurant reservieren lassen. Robert war neugierig geworden, als sie ihm von einer Überraschung erzählte, die sie für ihn bereithielt. Er mußte sich allerdings gedulden, bis schließlich das gesamte Menü verzehrt war. Erwartungsvoll schaute er Cordula an. Sie lächelte geheimnisvoll.

»Während du in Hamburg warst, hat sich etwas ereignet«, begann sie schließlich. »Dieses Ereignis betrifft uns beide. Wir kennen uns nun schon so lange und lieben uns. Wahrscheinlich hast du auch schon einmal daran gedacht, daß wir irgendwann heiraten sollten. Ich glaube, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gekommen, ganz konkret an unsere Hochzeit zu denken. Zwei Tage, nachdem du nach Hamburg abgereist warst, bin ich beim Arzt gewesen. Er hat bestätigt, was ich bereits seit ein paar Wochen vermutet habe. Robert, wir beide bekommen ein Baby. Ist das nicht wunderbar?«

Robert starrte Cordula an, und es hatte den Anschein, als fände er diese Tatsache alles andere als wunderbar. Panik stand in seinen Augen.

»Du bist schwanger? Das gibt es doch gar nicht. Bist du sicher? Vielleicht hat sich der Arzt geirrt. Du solltest den Test noch einmal wiederholen lassen.«

»Das ist nicht nötig. Er ist völlig sicher. Ich bin jetzt bereits in der vierzehnten Woche, also Anfang des vierten Monats, und ich habe in den letzten beiden Wochen schon zwei Kilo zugenommen. Was ist denn los mit dir? Ich dachte, du würdest dich über die Nachricht freuen.«

»Freuen? Wie könnte ich mich über so eine Katastrophe freuen? Du kannst dieses Kind nicht austragen, Cordula. Es gibt doch Mittel und Wege, eine Schwangerschaft zu beenden. Wenn es hier nicht möglich ist, dann eben in Holland. Da sieht man das nicht so eng. Fahre nach Holland. Natürlich komme ich für alle Kosten auf.«

»Wie bitte?« fragte Cordula und glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Abgesehen davon, daß es für eine Schwangerschaftsunterbrechung viel zu spät ist, käme sie für mich auch gar nicht in Frage. Was hast du gegen ein Baby, und was hast du dagegen, mich zu heiraten? Liebst du mich denn nicht? Ist der Gedanke, mit mir verheiratet zu sein, so erschreckend für dich?«

»Nein, natürlich nicht. Aber wir hatten nie von einer Heirat gesprochen. Ich mag dich und bin gerne mit dir zusammen. Wir haben unsere gemeinsamen Stunden beide genossen. Das ist auch ganz in Ordnung gewesen. Auf mehr habe ich dir allerdings nie Hoffnungen gemacht, und ich bin davon ausgegangen, daß auch du nicht mehr von mir erwartet hast. Wie hätte ich ahnen sollen, daß du es darauf anlegst, mich an dich zu binden?«

»Das habe ich nicht getan«, widersprach Cordula. »Aber nun ist es eben geschehen. Das Baby ist unterwegs. Es ist nicht nur mein, sondern auch dein Kind. Wir beide tragen die Verantwortung dafür. Vegiß das nicht.«