Perlmuttschwarze Herzen - Neobe Klein - E-Book

Perlmuttschwarze Herzen E-Book

Neobe Klein

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Beschreibung

Endlich, nach zwei quälenden Jahren, schafft es Officer Michael Thomson, den Mörder seines Kollegen und Freundes festzunehmen. Doch dieser, jünger als erwartet und noch viel aggressiver, als gedacht ist leider auch der persönliche Leibwächter der Nummer eins im Menschenhandel und dessen Festnahme somit nicht nur für Michael wertvoll. Und so endet Michaels Versuch, schnellstmöglich ein Geständnis zu erzwingen, mit einem Veilchen seinerseits, als sich auch schon ein Commissioner Mayer einschaltet und ihnen einen Deal anbietet. Während dem Leibwächter wohl keine andere Wahl bleibt, muss Michael sich nun entscheiden. Entweder gibt er diesen Fall ab oder er lässt sich zu dem Sklavenhändler Emeral mit einschleusen. Und dies auch noch mit dem verhassten Leibwächter, als einzigen Verbündeten vor. Natürlich entscheidet sich Michael dennoch dafür, diese gefährliche Mission anzutreten. Denn der Preis dafür ist das Geständnis für den Mord an seinem Freund. Doch nachdem er das Haus des Menschenhändlers betreten hat, in dem dieser tatsächlich zwei Menschen wie Sklaven hält, wird er mit unvorstellbaren Dingen und Situationen konfrontiert. Die Grenzen zwischen richtig und falsch verschwimmen zunehmend und allen Widrigkeiten zum Trotz, keimt nicht nur in Michael eine Art Hassliebe auf. Gefangen zwischen Verachtung, Faszination und Begehren muss Michael sich bald wieder entscheiden. Hält er weiterhin an der Rache für seinen getöteten Freund und somit am Hass fest oder wählt er dieses andere, nicht minder gefährliche Gefühl und entscheidet sich für den Mann, der sich langsam, aber dafür heiß brennend, in sein Herz geschlichen hat.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 2

Kapitel 9

Impressum

Sein verborgenes Herz

Neobe Klein

Impressum

Deutschland

2. Auflage April 2020

Urheber: Neobe Stone

Die Autorin schreibt unter einem Pseudonym und ist unter

[email protected]

zu erreichen.

Cover:

Andrey Kiselev/stock.adobe.com

URL: https://stock.adobe.com/de/images/handsome-young-mam/294773077?asset_id=294773077

KDdesignphoto/shutterstock.com

URL: https://www.shutterstock.com/de/image-photo/muscular-model-sports-young-man-on-1463891456

Sein verborgenes Herz

Kapitel 1

Mit trockenem Mund lief der Polizist Michael Thomson den Weg zu dem Wohnhaus des Menschenhändlers entlang. Dies jedoch natürlich nicht in Uniform, die seine wahre Identität sofort verraten hätte, sondern in einem schwarzen, teuren Anzug. Zwar fühlte Michael sich in diesen Teilen mehr als unwohl, dennoch würde er wohl die nächsten Tage oder Wochen darin herumlaufen. Und wenn dies der einzige Preis bleiben würde, den er zu zahlen hatte, um den Menschenhändler und seine Schergen hinter Gitter zu bringen, dann konnte er sich mehr als glücklich schätzen.

Während er sich dem Haus und dessen Eingangstür weiter näherte, ging Michael in Gedanken nochmal die Mission durch.

Er würde hier den Neffen eines Drogenbosses spielen und in dessen Vertretung die geschäftlichen Verhandlungen mit dem Menschenhändler Emeral weiterführen.

Denn tatsächlich hatten sie den echten Drogenboss, der mit Emeral in Verhandlungen stand, seit zwei Tagen in Gewahrsam. Diese, für sie glückliche Fügung war jedoch nur zustande gekommen, weil es gerade Emerals eigener Leibwächter gewesen war, der auf den Drogenboss losgegangen war, anstatt ihn in diesem Stripclub zu beschützen. Diese Aktion und das darauf folgende Chaos hatte es Michael erst ermöglicht, den Leibwächter und später auch den Drogenboss festzunehmen.

Den Grund für den Angriff hatte weder der Drogenboss, noch der Leibwächter Preis gegeben. Aber Michael war davon überzeugt, dass der Leibwächter einfach hoch aggressiv und gefährlich war und im Zweifelsfall nicht einmal vor Verbündeten seines Chefs Halt machte. Denn Michael hatte diesen nicht erst seit dessen Verhaftung im Visier. Genau genommen beobachtete Michael den Leibwächter Andilo bereits seit zwei Jahren. Seitdem sein Kollege und Freund Tim Benneck genau in dieses Haus, vor dem er jetzt stand, eingebrochen und nie wieder lebendig aufgetaucht war. Und auch wenn er dafür keine Beweise hatte, war er sich sicher, es war Luca Andilo gewesen, der Tim ermordet hatte.

Mit diesem Gedanken und entsprechend finsterem Blick sah Michael nach hinten und genau zu dieser verhassten Person, als er die Haustür erreicht hatte.

Denn sie hatten es tatsächlich noch geschafft, auch Andilo zur Kooperation zu zwingen und nun würde Michael den Leibwächter, nach der Attacke auf dessen Geschäftspartner, wieder zu seinem Chef zurück bringen. Und genau dies würde ihm nicht nur Tür und Tor zu diesem Haus, sondern auch zu dem Vertrauen des Menschenhändlers öffnen.

Wie schon gewohnt, konnte Michael nicht die mindeste Regung erkennen, als er den Leibwächter musterte, der gerade zu ihm aufgeschlossen hatte. So, als würde ihn die Situation einfach kalt lassen. Als kenne er keine Angst oder hatte zumindest Sorge, was sein Chef zu seiner Gewalttat sagen würde.

Aber Michael wusste, dass es hinter dessen Stirn arbeitete, auch wenn man dem Leibwächter seine Gerissenheit und seinen Scharfsinn nicht gleich ansah. Denn genau genommen war Andilo eigentlich viel zu jung, um so einen Posten bei einem der größten Kriminellen dieses Landes inne zu haben. Und auch von den feinen Gesichtszügen und seiner Statur, die man zwar als durchtrainiert, aber nicht gerade protzig muskulös beschreiben würde, hätte man Andilo in einem Kampf mit einem Angreifer wohl eher als Verlierer gesehen. Doch in Gewahrsam hatte dieser nicht nur unter Beweis gestellt, wie schnell und gewieft er sein konnte, sondern dass er durchaus in der Lage war, körperlich stärkere Gegner zu besiegen. Einem Officer hatte er die Nase gebrochen und drei weiteren, Michael inklusive hatte er ein blaues Auge verpasst, bevor sie ihn wieder zur Raison bringen konnten.

Und genau mit dieser Person als einzigen Verbündeten vor Ort würde er nun in die Höhle des Löwen gehen.

Als Michael nun an der Haustür angelangt war und sich nichts tat, überlegte er, ob er klingeln sollte und sah dabei missmutig und etwas unsicher zu Andilo.

Dieser deutete jedoch nur ein Schulterzucken an.

Wie erwartet, keine große Hilfe, fluchte Michael jetzt schon in sich hinein.

Allerdings hatten sie gerade die Eingangspforte, mit den vier Wachmännern davor, passiert. Der Menschenhändler Vincent Emeral wusste um ihre Anwesenheit und bevor Michael sich weitere Gedanken machen konnte, wurde ihnen doch noch die Tür geöffnet.

Das Gesicht einer jungen Frau kam zum Vorschein. Gerade einmal volljährig. Hoffentlich!

Sie begrüßte ihn und auch den Leibwächter sehr freundlich und bat sie herein.

Nun konnte Michael die Frau im Ganzen sehen und war schockiert. Zwar trug diese Hausmädchenkleidung, obwohl VER-kleidung wohl eher das passende Wort war. Der schwarze Rock war so kurz, dass man die Rundungen ihres Hinterns sehen konnte. Genauso wie das Oberteil mit den weißen Rüschen eher mehr zeigte, als es verbarg.

Immerhin machte das Mädchen einen aufgeweckten, wenn auch etwas scheuen Eindruck. Hilfsbereit nahm sie ihnen die Jacken ab und verstaute diese in der Garderobe.

Dabei lief sie nahe an Andilo vorbei und wenn Michael sich nicht komplett täuschte, schenkte sie diesem dabei ein verstohlenes Lächeln.

Aber die Frau war definitiv eine Sklavin. Und solch eine Emotion gegenüber dem Leibwächter ihres Besitzers war wohl eher absurd.

Er musste sich getäuscht haben!

Oder das Mädchen war so sehr eingeschüchtert, dass es nicht wagte, anders zu reagieren.

Kurze Zeit später hatte die junge Frau auf jeden Fall ihre Jacken verstaut und geleitete sie in den tatsächlichen und riesigen Eingangsbereich.

Zwei geschwungene Treppen gingen von dem saalähnlichen Raum geschwungen in den nächsten Stock. Und auch hier unten erblickte Michael auf Anhieb mehr als fünf Türen.

„Bitte folgen Sie mir in den Wohnraum des Herrn. Er erwartet Sie bereits“, flötete die junge Frau und lief voran.

Michael nickte, sah sich kurz um, ob Andilo ihnen auch brav folgte, und setzte sich in Bewegung.

In dem Wohnraum des Herrn angekommen, der für einige bereits als komplette Wohnung gereicht hätte, blickte ihnen ein grauhaariger Mann entgegen. Natürlich hatte Michael mehrere Fotos von Herrn Emeral gesehen, den man unter vorgehaltener Hand auch „den Wolf“ nannte.

Ihn in echt vor sich zu sehen, war jedoch eine ganz andere Sache.

Mit seinem, ebenfalls grauen Vollbart glich der Mann, der in einem gemütlich aussehenden Ledersessel saß, tatsächlich einem Wolf. Was jedoch eher an dessen raubtierartigem Blick lag.

Sofort schnürte sich Michaels Kehle zu und er betete inständig in sich hinein, dass seine Deckung nicht doch bereits aufgeflogen war, verlor dabei das erste Blickduell und sah zu Boden.

Anscheinend hatte sein Gegenüber genau diesen Effekt erzielen wollen, denn ein zufriedenes Lächeln zog sich über dessen Lippen, als er aufstand.

„Herr Kontow, schön Sie hier zu sehen“, begrüßte er Michael jedoch freundlich bei seinem falschen Namen.

Und einen Augenblick lang fühlte Michael sich tatsächlich nicht angesprochen, unterband jedoch gerade noch den Impuls sich suchend umzusehen und nickte stattdessen.

„Danke Herr Emeral. Ich weiß ihre Gastfreundschaft sehr zu schätzen. Ich soll Ihnen von meinem Onkel Grüße ausrichten. Er wäre gerne selbst gekommen, aber wie Sie wissen, ließen seine Verletzungen dies noch nicht zu“, sagte Michael den einstudierten Text auf, gepaart mit dem vorwurfsvollen und fast schon gehässigen Blick auf den Leibwächter Andilo. Immerhin mimte er hier den Neffen des Mannes, den dieser verprügelt hatte.

„Und ich kann nur nochmals betonen, wie leid mir dieser Vorfall tut“, antwortete sein Gastgeber. „Ich rechne es Ihnen, und auch Ihrem Onkel hoch an, dass sie mir meinen Leibwächter, nach dieser heimtückischen Attacke auf ihn, wieder zurückbringen.“

Bei diesen Worten fixierte der Herr des Hauses seinen Leibwächter mit durchdringendem Blick und auch Michael drehte sich zu diesem um.

Wie erwartet verriet dessen Gesicht nicht viel über seine Emotionen. Doch Michael kannte ihn nun immerhin gut genug, um dieses kleine Aufflackern in seinen Augen zu bemerken, als er kurz den Blick hob.

Hatte der eiskalte Leibwächter etwa die Hosen voll?!

Wenn ja, gut so!

Dennoch wich dieser keinen Millimeter zurück, als Emeral mit finsterem Blick weiter auf ihn zuging.

Er stand einfach weiter da, den Blick nun wieder gesenkt, die Arme am Körper. Seine Finger zuckten leicht und er schob sie in die Hosentaschen, ansonsten nicht die geringste Regung.

Im nächsten Augenblick hob Emeral plötzlich die Hand, und selbst Michael zuckte zusammen, als ein heftiges Klatschen durch den Raum scholl.

Nur Andilo zuckte nicht einmal mit den Wimpern, als Emerals Hand ihn mit voller Wucht traf und seinen Kopf zur Seite schleuderte.

Und obwohl Andilos Wange sich nun augenblicklich knall rot färbte und seine Lippe aufgesprungen war, nahm er auch den zweiten, nicht minder heftigen Schlag, schon fast stoisch und immer noch mit den Händen in den Hosentaschen hin.

„Das war nur ein kleiner Vorgeschmack.“, versprach Emeral seinem Leibwächter, während er sich umdrehte und sein Blick nun an der jungen Frau hängen blieb, die sie herein geleitet hatte.

„Lotta! Was ist los mit dir? Hast du unserem Gast schon etwas zu trinken angeboten?“, herrschte er sie an.

Die Angesprochene zuckte augenblicklich zusammen.

„Tut mir leid, mein Herr“, wisperte sie und beeilte sich, zu Michael zu laufen.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Sir? Wein, Cognac?“

„Nein, danke“, lehnte Michael in sanftem Ton ab. Er wollte die junge Frau auf keinen Fall noch mehr ängstigen. „Es war eine lange und anstrengende Anfahrt. Ich würde mich gerne zuerst etwas frisch machen. Wenn Sie so freundlich wären und mir…“

„Natürlich“, griff Emeral in die Unterhaltung, wenn man sie so nennen wollte, ein. „Lotta, zeige unserem Gast sein Zimmer und sorge dafür, dass er alles bekommt, was er braucht.“

Kam es nur Michael so vor, oder klangen diese Worte etwas zweideutig.

Allerdings nickte das Mädchen sofort eifrig.

„Möchten Sie mir bitte folgen, Sir?“, fragte sie nun wieder mit heller und gefassterer Stimme, als sei es ihr tatsächlich ein Vergnügen, Michael in sein Zimmer führen zu können. Wahrscheinlich war sie aber auch nur froh, aus der Nähe ihres Herrn zu kommen.

Auf jeden Fall folgte er Lotta in den ersten Stock. Dort wurde ihm freundlichst das dritte Zimmer rechts zugewiesen.

„Vielen Dank“, verabschiedete er sich und begutachtete sein neues Zuhause für die nächsten Wochen. Das Zimmer war hell und freundlich eingerichtet. Dennoch hätte er sich lieber ein Zimmer im Erdgeschoss mit Fluchtmöglichkeit aus dem Fenster gewünscht, aber na gut.

Er entdeckte seinen Koffer, den ihm einer der Wachmänner bei ihrer Ankunft abgenommen hatte, vor seinem Bett. Gerade wollte er hingehen und diesen öffnen, als er bemerkte, dass Lotta nicht, wie angenommen das Zimmer verlassen hatte.

„Ähm…“, begann er perplex. „Herzlichen Dank nochmal?“

Was erwartete sie? Etwa Trinkgeld?

Seine dumme und naive Frage wurde beantwortet, als Lotta sich, wie selbstverständlich, vor das Bett stellte und sich weit nach vorne beugte.

Nun verdeckte ihr kurzes Röckchen überhaupt nichts mehr!

Im ersten Moment war Michael einfach zu überfordert, um etwas zu sagen oder zu tun. Dann lief er mit festen Schritten zu dem Mädchen, nahm sie sanft an der Schulter und zog sie wieder nach oben.

Diese schien ebenfalls überrascht von seinem Handeln und sah ihn mit großen Augen an.

„Nochmal. Danke, dass du mir das Zimmer gezeigt hast. Aber ich würde jetzt gerne duschen gehen. Alleine!“

„Natürlich, Sir. Tut mir leid, Sir“, begann Lotta unsicher. „Soll ich hier warten oder später wieder kommen? Herr Emeral meinte, ich soll…“

„Ich habe alles, was ich brauche. Du kannst gehen. Ich werde selbst wieder hinunter finden, wenn ich fertig bin“, unterbrach Michael sie. Vor allem, weil er ihren ängstlichen Blick nicht mehr länger ertragen konnte, ohne ihr zu versichern, er würde sie bald hier heraus holen. Und das sollte er, gerade einmal fünf Minuten nachdem er die Mission angetreten hatte, um jeden Preis vermeiden!

Lotta nickte zwar und verließ brav das Zimmer. Leider nicht, ohne ihm noch einmal einen bekümmerten Blick zuzuwerfen, der Michael die Zähne zusammen beißen ließ. Er musste alles in seiner Macht stehende tun, um diesem Emeral und all seinen Leuten das Handwerk zu legen!

Doch als Allererstes musste er ins Bad und seine Utensilien checken.

In dem, natürlich ebenfalls großzügig und stilvoll gestalteten Badezimmer drehte er die Dusche auf und kramte anschließend in seinen mitgebrachten „Pflegeutensilien“.

Erleichtert stellte er fest, dass alles noch da war.

Als erstes schaltete er das Wanzensuchgerät ein. Andilo hatte erklärt, die Gäste würden in den ersten Tagen alle abgehört werden. Ansonsten gab es nach dessen Aussage keine weiteren Kameras im Haus. Es wäre auch mehr als dumm, selbst Aufzeichnungen anzufertigen, die seine Schandtaten bewiesen!

Tatsächlich zeigte das Suchgerät nur eine einzige Kamera oder Wanze an. Allerdings im Nebenzimmer, also seinem Schlafraum. Immerhin gewährte Emeral seinen Gästen etwas Privatsphäre im Duschbereich. Ansonsten schien wirklich alles wanzenfrei zu sein.

Danach schaltete er sein Handy auf Sicherheitsmodus und klickte seine eigene Überwachungs-App an.

Und Tataa. Es funktioniert!

Durch die Hightech-Kontaktlinsen mit der Kamerafunktion, die sie Andilo verpasst hatten, sah er nun alles, was Andilo sah.

Etwas ruppig und mit Schwenkungen, die auf Dauer Übelkeit aufkommen ließen, aber ansonsten hell und klar, würde er nun, quasi durch Andilos Augen, alles mitbekommen, was dort unten vor sich ging. Er stopfte sich die Ohrstöpsel in die Ohren und konnte nun durch die Wanze, die sie an Andilos Klamotten geklammert hatten, auch mithören, was gesprochen wurde.

Was im Moment gar nichts war. Auch gut.

Doch so wie es aussah, lief Andilo gerade nur durch den Eingangsbereich.

Sein Blick streifte kurz die Treppe, die Michael gerade eben passiert hatte. Dann ein Bogen nach rechts. Oder links?

Michael brauchte etwas Zeit, um sich an den Blickwinkel zu gewöhnen, und dieser andauernde Lidschlag machte es nun auch nicht besser. Aber immerhin würde man die Kontaktlinsen auch bei einer Durchsuchung nicht entdecken können. Dadurch bekamen sie auch Aufnahmen, wenn das Tragen des Mikrophons zu gefährlich war.

Nun konnte Michael sehen, wie Andilo eine Tür öffnete. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte Michael, dass Emeral ihm in den Raum folgte.

Ganz kurz erhaschte Michael einen Blick auf das Inventar des Raumes und zog grübelnd die Augenbrauen zusammen. Es war definitiv nicht Emerals Büro oder etwas Ähnliches, so viel stand fest. Die Einrichtungsgegenstände, die er kurz hatte sehen können, erinnerten ihn mehr an eine geschmackvoll eingerichtete Folterkammer.

Oder auch an ein Zimmer in einem Puff?

Irgendetwas dazwischen.

Etwas raschelte laut und an Andilos Gesicht schien etwas, von unten nach oben, vorbei zu huschen, um dann wieder aus seinem Blickfeld zu verschwinden.

Bevor Michael sich überlegen konnte, was das gewesen sein mochte, sah er nur noch das Grau des Fußbodens.

Außerdem schien das Mikrofon nicht zu funktionieren oder Andilo hatte es ausgeschaltet. Kein einziger Ton drang mehr an Michaels Ohr und das, obwohl Emeral ganz eindeutig etwas zu Andilo sagte, der nun genau vor ihm stand.

Dann sah er wieder den Boden und kurz darauf wurde es schwarz. Und das nicht nur für den Sekundenbruchteil eines Lidschlages.

Verdammt nochmal!

Hatten sie Andilo nicht klipp und klar gesagt, dass er das Mikrofon anlassen sollte, solange es möglich war? Und warum zum Teufel machte er seine Augen nicht wieder auf?

Eine endlose Ewigkeit, die wahrscheinlich eher eine oder zwei Minuten dauerte, blieb Michaels Handybildschirm schwarz. Gerade als er versucht war, es gegen eine Wand zu klopfen, kam wieder etwas Farbe ins Spiel.

Leider wieder nur das Grau des Bodens.

Klasse!

Wieder starrte Michael einige Zeit lang eine verfickte Farbe an, anstatt mehr über den Raum und vor allem das Geschehen darin zu erfahren.

Dann zuckte das Bild plötzlich. Was bedeutete, dass Andilo sich nach vorne bewegte. Oder?

Nein!

Kurz darauf sah er wieder auf die gleiche Stelle des Fußbodens, was er an dem kleinen schwarzen Fleck darauf erkannte.

Dann wieder ein Zucken. Und dann nochmal eines.

Was zum Teufel war da los?

Urplötzlich und ohne erfindlichen Grund schaltete sich kurz darauf wenigstens das Mikrofon wieder ein.

Doch was er zu hören bekam, irritierte Michael nur noch mehr.

Erst ein lauter Knall, der Michael an Spielzeugpistolen erinnerte, mit denen er als Kind immer zu Fasching gespielt hatte. Doch es war wohl eher ausgeschlossen, dass die beiden in diesem Zimmer gerade ein Karnevalstreiben zelebrierten.

Dann ein etwas seltsam klingender Laut. Ein unterdrücktes Keuchen vielleicht?

Schlagartig formte sich eine Idee in Michaels Kopf.

Hiebe? Der Knall, den er in regelmäßigen Abständen hörte, waren Peitschenhiebe? Und das seltsame Geräusch, waren unterdrückte Schreie?

Wie zur Bestätigung seiner Annahme, flackerte Andilos Blick nun doch kurz nach oben und wohl zu einem Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing.

War das eben Luca Andilo gewesen, der nackt und mit ausgetreckten Armen an einem Gestell festgebunden war?

Verdammte Scheiße!

Natürlich wusste Michael, dass es für einen Leibwächter nicht ohne Folgen blieb, wenn dieser auf den Mann losging, den er im Auftrag seines Chefs eigentlich hätte beschützen sollen.

Aber das?!

Andererseits spürte Michael auch eine kleine Genugtuung bei dem Gedanken, dass Andilo wenigstens hier für seine Vergehen umgehend bestraft wurde.

Kopfschüttelnd sah Michael dennoch wieder auf sein Handy und stopfte sich seine Ohrstöpsel noch weiter in den Gehörgang.

Trotzdem wurde er nicht mit mehr Informationen belohnt.

Zumindest vorerst nicht.

Hektisch sah Michael auf die Uhr. Er „duschte“ nun bereits seit fünfzehn Minuten und er war sich sicher, Emeral würde sich das Band der Überwachungskamera in seinem Zimmer später ansehen.

Also wenn er damit fertig war, seinen Leibwächter auszupeitschen, natürlich!

Viel länger konnte er nicht mehr hierbleiben und im Schlafraum war es zu gefährlich, das Geschehen weiter zu verfolgen. Aber ein paar Minuten gab er sich noch.

Und diesmal wurde seine Beharrlichkeit belohnt. Mehr oder weniger zumindest.

Anscheinend schaffte Andilo es inzwischen nicht mehr, zumindest ein Aufkeuchen zu unterdrücken, welches nun auf jeden weiteren Knall folgte.

Emeral sagte irgendetwas, was aber nicht zu verstehen war. Anscheinend lag das kleine Mikrofon unter Andilos Klamotten und gab deswegen keine anständige Wiedergabe. Und so, wie er Andilo inzwischen kannte, war dies kein Versehen gewesen. Er wollte nicht, dass Michael, oder auch die anderen Kollegen, mitbekamen, was gerade geschah.

Sah er deshalb die ganze Zeit zu Boden und hatte versucht, so lange wie möglich keinen Laut von sich zu geben?

Wahrscheinlich! Er hätte es auch nicht anders getan.

Andererseits konnte es auch sein, dass sie deshalb wichtige Informationen nicht mitbekamen. Denn schon wieder sagte Emeral etwas, was nach „Geschäft“ und „Vertrauen“ klang. Ganz sicher war er sich allerdings nicht.

Nicht nur das Mikrofon sendete fehlerhaft, auch das Keuchen und schwere Atmen von Andilo machten es unmöglich, das Gesagte wirklich zu verstehen.

Michael lief es heiß und kalt den Rücken hinunter. Einerseits hatte ein Mensch, wie es dieser Leibwächter war wohl nicht anders verdient.

Auf der anderen Seite….

Er konnte es sich nicht einmal vorstellen, wie es sein musste, irgendwo gefesselt zu sein und ausgepeitscht zu werden.

Etwas, was man eigentlich nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschte.

Oder?

Nun änderten sich die Laute, die Michael hörte und auch das Knallen hörte auf.

Andilo zischte irgendwelche Worte, die er aber wiederum nicht verstehen konnte und nach einigen Momenten, kam zu Andilos Fluchen, wie Michael meinte heraus zu hören, ein abermals seltsames Geräusch.

Ein Klatschen?

Hatte Emeral seine Peitsche zur Seite gelegt und machte nun mit der bloßen Hand weiter?

Oder…?

Michael lauschte angestrengter.

Er kannte diesen Laut, beziehungsweise, er hatte ihn schon des Öfteren selbst gehört und verursacht. Allerdings in seinem Bett und mit einer Person, die er liebte, oder immerhin begehrte.

Konnte es sein, dass Emeral seinen Leibwächter….?

Nein, das war nun doch etwas zu abwegig!

Zwar hatte Michael sich, in der kurzen Zeit, die er gehabt hatte, um sich vorzubereiten, keine Gedanken mehr darüber machen können, was ein Leibwächter in solch einem Fall als Bestrafung zugedacht werden könnte. Aber mit dem, was er hier mitbekam, hatte er nun wirklich nicht gerechnet und es kam ihm mehr als befremdlich vor.

Andererseits war dies hier eine ganz andere Welt! Eine Welt in der Menschen als Sklaven gehalten oder verkauft wurden. Vielleicht war diese Strafe nur die logische Schlussfolgerung aus so einem Leben.

Auf jeden Fall beschloss Michael nun genug gehört und gesehen zu haben. Er würde sowieso nichts Wichtiges mehr in Erfahrung bringen. Vielleicht konnten die Kollegen ja etwas mit ihren hochtechnischen Geräten herausfiltern.

Er nahm die Stöpsel aus den Ohren und war froh, die Laute, die daraus hervor klangen, nicht mehr hören zu müssen. Dann steckte er sorgfältig wieder alles ein und beendete den Sicherheitsmodus.

Fast hätte er vergessen, sich umzuziehen, bevor er das Bad verließ, holte dies jedoch noch rechtzeitig nach und legte sich dann erschöpft in sein Bett.

Kapitel 2

Michael musste eingeschlafen sein. Denn ein Klopfen an der Tür, ließ ihn aus einem Albtraum hochschrecken, den er Sekunden später schon wieder fast vergessen hatte.

Irgendetwas mit einem grausamen Mafiaboss, in dessen Haus er lebte.

Ach so, ja. Das war ja die verdammte Realität!

Kopfschüttelnd richtete er sich auf und atmete erst einmal tief ein und aus, bevor er „Ja, bitte?“, durch die Tür schrie.

Er musste sich zusammen reißen! Er durfte nicht schon in den ersten Stunden hier die Nerven verlieren.

„Ich soll dich zum Abendessen holen!“, drang die bekannte Stimme von Andilo zu ihm.

„Ähm… ich soll SIE abholen…Sir…“, folgte mit ein paar Sekunden Verzögerung.

An der richtigen Ansprache musste Andilo wohl noch etwas arbeiten, stellte Michael höhnisch fest, bevor ihn die Erinnerung an das Geschehene wieder einholte und er betroffen den Blick senkte.

Gut, dass sein Gegenüber ihn jetzt nicht sehen konnte. Allerdings wusste er nicht, wie er diesem nun gegenüber treten sollte?

Aber er MUSSTE ihn darauf hinweisen, in Zukunft besser auf das Mikrofon und das Bild zu achten. Sie mussten so schnell, an so viele Informationen kommen, wie es ging.

Mit einem Seufzen stand Michael auf, ging zur Tür und öffnete sie.

Täuschte er sich, oder wich auch Andilo seinen Blicken aus?

Etwas, was er bisher noch nie getan hatte!

Schnell sah Michael sich um, um sicher zu sein, dass sie niemand beobachtete.

„Achte in Zukunft besser auf das Mikro. Und halte verdammt nochmal den Blick nicht immer auf den Boden“, zischte Michael leise zur Seite, während sie den Gang zur Treppe entlang liefen.

Ein kaum merkbares Zusammenzucken war die Reaktion auf seine Worte, dann ein giftiger Blick.

„Fick dich!“

Michael blieb stehen.

„Wenn du nicht tust, was ausgemacht war, verfrachtet Mayer dich schneller wieder in die Zelle, als du Menschenhändler sagen kannst. Und deinen schönen Deal kannst du dir dann abschminken!“

Tatsächlich schluckte Andilo schwer und rang sich ein gehorsames Nicken ab. Anscheinend hatten diese Worte Eindruck bei dem renitenten Leibwächter hinterlassen.

Zumindest für zwei Sekunden.

Dann flackerten seine Augen wieder kampflustig auf.

„Trotzdem. Fick dich!“

Erst war Michael zu sehr verblüfft, um sich Andilo zu Gemüte zu führen. Dann hatten sie schon die Treppe zur Hälfte passiert und er sah Emeral bereits unten auf sie wartend. Trotzdem durfte und würde er das nicht auf sich sitzen lassen, soviel stand fest.

Doch zuerst stand Michael das Abendessen mit Emeral bevor.

Dieses lieferte leider keine wirklich wichtigen Erkenntnisse.

Sie sprachen über zu viel Arbeit, zu wenig Freizeit. Die schlechte Arbeitsmoral der Angestellten heutzutage, wobei Michael es vermied, sarkastische Bemerkungen zu machen. Ach ja, und sie sprachen über das verdammte Wetter. Emeral hatte wohl vor, sich erst einmal ein Bild von der Vertretung seines Geschäftspartners zu machen, bevor er mit diesem, wichtige Dinge besprach. Aber alles andere hätte Michael auch sehr gewundert.

Die einzige Neuigkeit, die er erfuhr, war, dass außer Lotta augenscheinlich noch zwei andere Sklaven in diesem Haus lebten.

Ein halb nackter Mann, der so etwas Ähnliches wie einen Lendenschurz trug, dazu Halsband und Leine, kniete wie selbstverständlich, die ganze Zeit neben Emeral und wurde von diesem häppchenweise gefüttert. Außerdem fuhr sein Herr ihm immer wieder durch die blonden Haare, wie man es wohl bei einem Hund tun würde.

Ein zweiter, ebenfalls spärlich bekleideter Mann saß in einem kleinen Käfig, der an einer Eisenkette befestigt, etwa einen Meter über dem Boden hing und wohl nur zur Dekoration diente.

Oder zur Abschreckung. Scheiß Laden!

Und obwohl er versuchte, es zu unterdrücken, erwischte Michael sich selbst einige Male, wie er mit irritiertem Blick immer wieder zu den beiden Sklaven spähte. Was aber wohl den meisten Menschen so ergangen wäre. Ob sie nun Drogenhändler waren, oder nicht.

„Oh, ich hoffe, die Anwesenheit meiner Bediensteten stört Sie nicht allzu sehr“, kommentierte Emeral einen erneuten Blick von Michael.

Dieser hatte sich genug in der Gewalt, nicht ertappt zu Boden zu sehen, sondern sah weiterhin und nun offen zu dem Mann im Käfig. Schließlich war es genau das Thema, worüber er mit seinem Gegenüber sprechen wollte.

„Nein, nein“, behauptete er. „Es ist nur… gewöhnungsbedürftig.“

„Das verstehe ich“, antwortete Emeral großzügig. „Ich wäre wohl auch etwas irritiert, wenn ich bei Ihnen päckchenweise Drogen herum liegen sehen würde.“

Ohne sein Wollen musste Michael grinsen. Natürlich wusste er es nicht genau, dennoch war er sich sicher, dass auch bei den Kontows die Drogen nicht Päckchenweise im Wohnzimmer herum lagen.

„Nun ja“, entgegnete er immer noch schmunzelnd. „Das ist bei uns Zuhause meistens nicht der Fall.“

„Natürlich nicht“, entgegnete Emeral augenscheinlich ebenfalls belustigt, obwohl Michael noch nicht so wirklich klar war, worüber. „Sie haben mit Sicherheit große versteckte Lagerhallen, in denen Sie ihre … Ware … lagern.“

„In der Tat“, gab Michael freiherzig zu.

So wie es aussah, waren sie nun endlich beim richtigen Thema angekommen.

Doch genau in dem Moment, als Michael zu einer weiteren Frage Richtung Menschenhandel ansetzen wollte, stand Emeral vom Tisch auf.

„Aber lassen Sie uns doch in meinem gemütlichen Wohnzimmer weiter sprechen“, erklärte dieser sein Tun. „Was möchten Sie trinken? Wein?“

„Gerne“, gab Michael zurück und stand ebenfalls auf.

Etwas missbilligend, aber nicht überrascht sah er mit an, wie auch Emerals Sklave, der bis jetzt neben ihm gekniet hatte, ihnen in das Wohnzimmer folgte.

Wohl gemerkt auf allen vieren und an einer Leine geführt.

Während der Boss sich wieder in den großen Ledersessel fallen ließ, nahm Michael auf dem Sofa gegenüber platz.

Auch Andilo war mit in das Zimmer getreten, verhielt sich aber wie immer unauffällig und stellte sich in eine dunkle Ecke.

Naja, sich in ein Sofa zu setzen war für dessen Kehrseite wohl sowieso nicht die beste Idee, überlegte Michael böse, verbot sich seine Gedanken diesbezüglich dann aber sofort wieder. Sie waren definitiv nicht angebracht!

Kurz darauf kam Lotta in das Zimmer, in dem ein offener Kamin eine herrliche Wärme und Gemütlichkeit verstrahlte. Sie brachte die angebotene Flasche Wein und zwei Gläser. Als sie den beiden Männern ihr Getränk mit unterwürfigen Gesten serviert hatte, setzte sie sich, ohne Befehl oder dergleichen zu Michaels Füßen.

An so eine Scheiße kann man sich doch nicht gewöhnen!

Dennoch versuchte er, cool zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen.

Beide „Herren“ nippten an ihrem Weinglas. Natürlich erst, nachdem sie den guten Tropfen vorher geschwenkt und daran gerochen hatten. Michael würde diesen Blödsinn nie verstehen, benahm sich aber, wie es wohl von ihm erwartet wurde, und lobte das gute Bukett.

Zu Michaels Verdrossenheit führten sie abermals ein Gespräch über Weinberge und tolle Urlaubsorte an der Riviera. Zudem rückte Lotta ihm immer weiter auf die Pelle. Inzwischen schmiegte sie sich an seinen Unterschenkel und hob dabei ihren Hintern hoch oder spreizte die Beine.

Und auch der männliche Sklave zu Emerals Füßen benahm sich nicht anders.

Obwohl Mayer versucht hatte, ihn auf solche Szenarien vorzubereiten, musste Michael wohl doch bald, niederschmetternde Müdigkeit aufgrund des Weines schauspielern und sich auf sein Zimmer verziehen. Es war immerhin gerade einmal der erste Abend hier, verdammt!

Hoffentlich unbemerkt blickte er fast schon hilfesuchend in die dunkle Ecke, in der sich Andilo platziert hatte. Dieser stand, so wie Michael es aus der Zelle her kannte, immer noch reglos an seinem Platz. Die Hände hinter dem Rücken, den Blick gesenkt und nicht ansatzweise irgendeine Emotion im Gesicht.

Wie abgedroschen musste man sein?

Aber wahrscheinlich hatte dieser schon weitaus andere Dinge hier gesehen, die mit den armen Sklaven veranstaltet worden waren. Sehr wahrscheinlich hatte er ihnen diese Dinge sogar selbst angetan.

Allein der Gedanke daran, ließ Michael erschauern und führte ihm wieder mehr als deutlich vor Augen, weswegen er hier war.

Und so, wie es aussah, war Michaels heimlicher Blick zu seinem „Komplizen“ wohl auch noch bemerkt worden. Denn als er sich wieder seinem Gastgeber zuwandte, der eigentlich noch damit beschäftigt sein sollte, seinem Sklaven den Hintern zu tätscheln, sah dieser ihn durchdringend und mit nachdenklichem Blick an.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Auf keinen Fall durfte Emeral auch nur den geringsten Verdacht hegen, er und dieser Andilo könnten gemeinsame Sache machen.

„Ihr Bodyguard hat sich ziemlich schnell wieder bei Ihnen eingefügt“, stellte er deshalb mit argwöhnischer Stimme fest.

Während Emeral grübelnd den Kopf schief legte, konnte Michael derweil doch noch eine Gefühlsregung von Andilo erhaschen. Erschrocken über seine Worte und definitiv auch erzürnt, was er aber anscheinend zu verbergen versuchte, sah dieser kurz auf, hatte sich aber Sekunden später bereits wieder in der Gewalt.

„Nun ja, da muss ich Ihnen wohl recht geben“, begann Emeral nach einigen Augenblicken. „Ich denke, eine angemessene Bestrafung, sollte nach so einem Vergehen schon folgen. Oder was meinen Sie?“

Nun musste Michael nicht einmal überrascht tun. Er war es! Immerhin hatte er mehr oder weniger live mitbekommen, wie sein Gegenüber, Andilo einer, anscheinend überaus angemessenen Bestrafung unterzogen hatte.

Doch dies sollte er lieber für sich behalten!

„Das liegt natürlich ganz in Ihrer Hand, Herr Emeral“, antwortete er deshalb ausweichend. Obwohl er zugeben musste, der Gedanke über Andilos zweite Bestrafung an diesem Tag, mitbestimmen zu können, gefiel ihm irgendwie. Immerhin hatte Michael nicht nur persönliche Gründe, diesen Leibwächter zu verachten. Denn mit seinem „Job“ hier, unterstützte er maßgeblich die grausamen Taten dieses Menschenhändlers.

„Nein, nein“, wiegelte Emeral derweil ab. „Nicht alle meiner Geschäftspartner hätten so loyal reagiert und mir meinen ungehorsamen Leibwächter an einem Stück wieder vorbei gebracht! Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, was so mancher an Ihrer Stelle getan hätte.“

Michael nickte wissend.

„Für meinen Onkel und mich war das selbstverständlich.“

„Was natürlich auch daran liegt, was für eine überaus wichtige Persönlichkeit Sie sind, Herr Emeral“, gab er nachträglich zu, was diesem, ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte.

„Sie schmeicheln mir, Herr Kontow.“

Ein Augenrollen unterdrückend setzte Michael sein sympathischstes Lächeln auf.

„Ich sage nur die Wahrheit“, beteuerte er.

„Und das soll belohnt werden“, verkündete Emeral laut. „Wie würden Sie einen Leibwächter bestrafen, der Ihre Befehle missachtet hat?“

Fuck! Keine Ahnung! Ich hatte noch nie einen!

Auf der einen Seite hätte er schon gerne mit eigenen Augen gesehen, wie Emeral diesen Bastard in die Mangel nahm. Vor allem, nachdem er nun wusste, wie unangenehm es Andilo augenscheinlich war, wenn er eine solche Bestrafung mitbekam.

Allerdings kam es ihm, nachdem was er gesehen und gehört hatte, irgendwie falsch vor.

Andererseits witterte Michael auch eine Art Falle oder gar Prüfung seines Gastgebers.

Welcher Neffe würde nicht auf eine Bestrafung pochen, wenn sein Onkel zusammen geschlagen worden war.

Also sah er sich suchend nach einer Alternative um und wurde tatsächlich fündig.

„Nun, es kommt immer darauf an, in wieweit es dem Beschuldigten leidtut, was er getan hat“, begann er rätselhaft und Emeral zog, wie erwartet, fragend die Augenbrauen hoch.

„Mein Onkel hat mir einmal erzählt, dass bei ihm in der Schule, die Prügelstrafe noch an der Tagesordnung war“, fuhr Michael mehr oder weniger erklärend fort. „Einen Lehrer gab es, der die Strafe anhand dessen festlegte, wie reumütig sich der Delinquent zeigte.“

„Und wie hat er das herausgefunden?“, hakte Emeral nach, der augenscheinlich mehr als angebissen hatte, während Andilo ihnen einen herrlich beunruhigten Blick zuwarf.

„Der Lehrer hatte immer ein Holzscheit in dem Klassenzimmer deponiert“, erzählte Michael weiter und sah dabei auf die vielen Holzstücke, die neben dem Kamin aufgeschichtet lagen. „Der Schüler musste sich dann auf die Kante des Holzscheites knien. Verharrte er die Unterrichtsstunde lang so, sah der Lehrer von einer Bestrafung ab.“

„Das ist eine sehr interessante Idee“, gab Emeral mit glitzernden Augen zu.

„Ja, das ist es“, nickte auch Michael.

„Luca!“

Dieser sah auf, ebenfalls mit einem Glitzern in den Augen. Jedoch ein gänzlich anderes, als das seines Chefs: Widerwille gepaart mit einer guten Portion Frust?

Dennoch gab er sich gehorsam.

„Ja Sir?“

„Komm zu uns“, befahl Emeral weiter und Andilo setzte sich widerwillig in Bewegung. „Ach, und bringe doch bitte ein Holzscheit mit, ja?!“

„Ja Sir!“, presste Andilo aus zusammen gebissenen Zähnen hervor.

Würde sich der, aufrührerische junge Mann nun auch gegen seinen Chef so auflehnen, so wie er es im Gefängnis getan hatte? Aber dies war nur schwer vorstellbar. So jemand würde als Leibwächter nicht geduldet werden! Obwohl sich Michael schon öfter gefragt hatte, warum Emeral gerade einer, so hoch aggressiven und unzugänglichen Person sein Leben anvertraute. Die Antwort lag jedoch auf der Hand: Genau wegen dieser Attribute!

Wie erwartet schnappte Andilo sich mit harschen Bewegungen einen der etwa dreißig Zentimeter langen Holzstücke. Bei ihnen angekommen, legte er diesen nicht etwa auf den Boden, sondern ließ ihn einfach achtlos fallen, wohl um zu demonstrieren, wie bescheiden ER diese Idee fand.

Emeral übersah diese Geste großzügig. Zu sehr war er darauf erpicht, seinen renitenten Leibwächter darauf knien zu sehen. Und dies befahl er auch augenblicklich.

„Wenn du genug Reue zeigst, bleibt dir, dank Herrn Kontow eine weitere Bestrafung erspart“, fügte er, tatsächlich im Ton eines strengen Lehrers, hinzu.

Andilo erwiderte nichts, sein Blick sprach jedoch Bände.

„Er scheint nicht wirklich erfreut über Ihren Einfall zu sein, Herr Kontow“, stellte Emeral hämisch fest.

„Nun…“, entgegnete dieser ungerührt und musste zugeben, ihm gefiel das Bild, welches sich ihm bot, als Andilo sich tatsächlich mit einem frustrierten Schnauben, kniend auf dem Holzscheit nieder ließ. „…ich glaube, mein Vater hat erwähnt, dass diese Methode auch bei den Schülern nicht wirklich beliebt war.“

Beide, Emeral wie Michael, verfielen in ein spöttisches Lachen, während Andilos Miene sich noch mehr verfinsterte und dies nicht nur wegen des Spottes.

Zwar war er so schlau gewesen, oder hatte auch nur Glück gehabt, ein Scheit zu wählen, dessen Kante etwas abgebrochen und somit nicht ganz spitz war, aber dennoch zeigte die, mehr als unangenehme Position schnell ihre Wirkung. Michael sah mit Genugtuung, wie Andilo bereits jetzt, nach noch nicht einmal einer Minute, zu kämpfen hatte, um seinen Schmerz nicht allzu deutlich zu zeigen.

„Nun wollen wir uns aber den etwas erfreulicheren Dingen zuwenden“, entschied Emeral.

Michael nickte, hatte dabei allerdings überhaupt kein gutes Gefühl.

Aber wenigstens hatte Emeral inzwischen eingesehen, dass sein Gast wohl noch nicht so weit war, um sich der Sklavin zu seinen Füßen zuzuwenden. Deshalb orderte er sie mit einem Wink zu sich, was Michael aufatmen ließ. Vorerst zumindest.

„Lotta, hole doch bitte den Spielzeugkoffer. Vielleicht hat unser Gast ja Interesse daran, einer schönen Show zuzusehen?“

Der letzte Satz war an Michael gerichtet und dieser beeilte sich zu nicken. Schließlich war er der Neffe eines Drogenbosses, der in den Menschenhandel einsteigen wollte. Es wäre nicht hilfreich, wenn er sich zu sehr zierte. Und ja, er wusste, er musste bald damit rechnen, auch selbst Hand anlegen zu müssen, schob diesen Gedanken jedoch schnell wieder zur Seite.

Nicht am ersten Abend!

Wie befohlen holte Lotta tatsächlich einen Koffer, stellte ihn zwischen Michael und Emeral und öffnete ihn. Zum Vorschein kam allerlei „Spielzeug“ für Erwachsene. Mehrere Dildos, Plugs, Klammern und auch zwei Peitschen, wie ein dünner Schlagstock.

„Sunny…“, forderte Emeral nun den männlichen Sklaven zu seinen Füßen auf. „…erfreue unseren Gast, zusammen mit Lotta, mit einem kleinen Schauspiel eures Repertoires.“

Sofort nickte dieser und kroch auf allen vieren zu der jungen Frau, die sich bereits mit dem Rücken auf den weichen Teppich zwischen dem Sessel und der Couch gelegte hatte.

Deshalb steht hier also kein Wohnzimmertisch, überlegte Michael gereizt, suchte und fand einen kleinen Beistelltisch neben dem Sofa, auf dem er saß und stellte dort sein Weinglas ab. Er hatte das sichere Gefühl, dass er in den nächsten Minuten lieber nichts in der Hand halten sollte, was er vor Schreck über den, teuer aussehenden Teppich schütten konnte.

Tatsächlich legten Sunny und Lotta, ohne weitere Aufforderung, mit ihrer „Show“ los und man musste kein Experte sein, um zu erkennen, die beiden taten dies nicht zum ersten Mal.

Sunny begann, seine Zunge über Lottas Oberschenkel fahren zu lassen, und hob dabei mit gespreizten Beinen seinen Hintern in die Höhe, während Lotta sich wollüstig auf dem Boden rekelte.

Hätte man nicht gewusst, dass die beiden dies nur aus Zwang heraus taten, hätte man das Geschehen sogar als anregend empfinden können. Denn die beiden gingen durchaus liebevoll miteinander um, auch wenn Michael diese Beschreibung völlig aus dem Kontext gegriffen vorkam. Dennoch versuchte er, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die in ihm keinen Ekel oder Wut auslösten.

Zu diesen gehörte auch der unfreiwillige Nebendarsteller, der immer noch auf seinem Holzscheit kniete, dabei jedoch inzwischen sichtlich ins Schwitzen kam.

Michael entfloh ein schadenfreudiges Grinsen, bevor er seinen Blick wieder auf die Hauptdarsteller richtete.

Inzwischen hatte Sunny sich verkehrt herum über Lotta postiert. Somit konnten sie sich gegenseitig oral verwöhnen, was sie auch intensiv taten.

Sunnys Glied war inzwischen steif und zuckte jedes Mal, wenn Lotta gekonnt ihre Zunge über dessen Spitze flattern ließ. Michael legte den Kopf schief und schaute interessiert.

Er hatte nicht mitbekommen, dass Emeral diesem irgendein Aphrodisiakum oder dergleichen gegeben hätte.

War es echte Lust, die der junge Mann in diesem Moment verspürte? Denn aus reinem Gehorsam oder gar Angst heraus, konnte man doch keine solche Erektion bekommen?! Zumindest nicht, soweit Michael dies beurteilen konnte.

Dieser Gedanke, auch wenn es vielleicht nur ein Schönreden war, stimmte Michael zumindest etwas versöhnlich.

Außerdem hatte auch er keine andere Wahl!

Er musste sich angetan geben, ob er wollte oder nicht! Alles andere wäre mehr als kontraproduktiv.

Also machte er es sich in seinem Sitz gemütlich und sah weiter zu, auch wenn er insgeheim erleichtert feststellte, dass sich in seiner Hose nicht das Mindeste regte.

„Sehr schön“, kommentierte auch Emeral sichtlich zufrieden die Bemühungen seiner Sklaven. „Und jetzt wollen wir noch etwas Pep in die Sache bringen!“

Lotta, Sunny und auch Michael sahen auf.

Nur Andilo war zu sehr damit beschäftigt, das Zittern, welches sich langsam in seinem Körper ausbreitete zu unterdrücken.

„Herr Kontow. Als mein Gast dürfen Sie das erste Spielzeug bestimmen“, erklärte Emeral weiter und deutete auf den Koffer.

Sich zu einem lüsternen Lächeln zwingend, besah Michael sich die Gegenstände im Koffer und überlegte fieberhaft, welches wohl noch das kleinste Übel für die beiden wäre.

Klammern? Autsch, nein!

Peitsche, auf gar keinen Fall!

Neben den Dildos, die allesamt eine furchteinflößende Größe aufwiesen, fiel sein Blick auf die wesentlich kleineren Plugs.

Er nahm nicht an, dass Lotta, und Sunny erst recht nicht, noch einen jungfräulichen Hintereingang besaßen. Und so wie die beiden miteinander umgingen, sollte es zumindest nicht schmerzhaft werden, diese zu benutzen.

Also fiel seine Wahl auf die Plugs, auf die er auch im selben Moment noch deutet, während er gleichzeitig hoffte, diese nicht selbst benutzen zu müssen. Somit blieb er nach seiner Wahl sitzen und wartete. Er würde den Teufel tun, und die Plugs freiwillig oder ohne Aufforderung auch nur in die Hand nehmen.

Doch zumindest in dieser Sache hatte er sich zu viel Panik gemacht.

Mit flinken Fingern fischte Lotta sich das ausgesuchte Spielzeug heraus. Wohlgemerkt zwei von ihnen!

Einen davon reichte sie an Sunny weiter und keine zwei Sekunden später wurde das Schauspiel fortgesetzt.

Wie angenommen und erhofft, drückten sie die Plugs nicht einfach rüde in die vorgesehene Körperöffnung des jeweils anderen hinein.

Das wäre ja auch einfach nur geschmacklos gewesen, durchfuhr Michael der sarkastische Gedanke.

Allerdings musste er zugeben, dass das, was er nun zu sehen bekam, auch nicht ganz spurlos an ihm vorbei ging.

Erst hatten Sunny und Lotta die Plugs noch auf den Boden neben sich gelegt und begonnen den anderen, zugegeben lustbringend, auf diese vorzubereiten.

Michaels Blick konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf Sunnys hintere Körperregion, welche dieser inzwischen, sichtlich erregt, vor und zurück bewegte, während Lotta dabei war, ihn mit zwei ihrer Finger, die sie zuvor mit ihrem Speichel benetzt hatte, zu penetrieren.

Es dauerte nicht lange und der Schließmuskel des jungen Mannes war weit genug gedehnt, um den Plug problemlos aufzunehmen. Allerdings schien auch das, was Lottas Gegenspieler gerade tat, ziemlich lustbringend zu sein. Denn die Sklavin nahm den Plug nun zwar auf und hob ihn an Sunnys, vor Erwartung zuckendes Loch, machte dann aber nicht weiter, sondern warf stöhnend ihren Kopf in den Nacken.

Also entweder waren die beiden wirklich verdammt gute Schauspieler oder sie schafften es tatsächlich, die zwei grausamen und lüstern zusehenden Männer an ihrer Seite komplett auszublenden. Wahrscheinlich etwas von beidem.

Lottas Wangen schimmerten inzwischen rot vor Erregung und auch Sunny biss sich gerade höchst erotisch auf die Unterlippe, wie Michael bei einem Seitenblick erhaschen konnte.

Es war ein gegenseitiges, aufheizendes Triezen, welchem sich auch Michael inzwischen nicht mehr entziehen konnte.

Lotta spielte gekonnt mit Sunnys, immer größer werdenden Verlangen. Jedes Mal, wenn sie den Plug schon fast unbeschreiblich langsam in ihm versengt hatte und als Lohn ein leichtes Zittern durch dessen Körper lief, zog sie das Spielzeug wieder aus seinem angespannten Loch heraus und Sunny keuchte frustriert auf, während sein Schwanz zuckend um Aufmerksamkeit bettelte. Dieser wurde von ihr jedoch, mit schon an teuflischer Ignoranz bestraft. Warum auch immer!

Und somit schlich sich auch in Michael, langsam aber sicher der Wunsch, zu sehen, wie Sunny endlich die erlösenden Berührungen zugedacht bekam, nach der dieser sich so offensichtlich sehnte.

Bevor Michael sich seiner Gedanken bewusst wurde und diese nieder kämpfen konnte, war Emeral es, der ihn mit seinen Worten auf den harten Boden der Realität zurückwarf und dies so wuchtig, als hätte ihn tatsächlich ein Faustschlag getroffen.

„Gut so, mein geiles Mädchen!“, feuerte dieser Lottas Tun an. „Bring ihn dazu, mich anzuflehen, abspritzen zu dürfen!“

Und an Sunny gewandt fügte Emeral hinzu:

„Na, mein Sklave? Dir müssen langsam aber sicher die Eier platzen, wie?“

Dieser nickte verzweifelt.

„Bitte Herr! Bitte!“, keuchte er abgehackt.

Schockiert hörte Michael dieser surrealen Unterhaltung zu und seine Emotionen mussten ihm wohl mehr als deutlich im Gesicht stehen. Auch wenn Emeral sie wohl anders interpretierte.

„Ich verstehe, wenn Sie gerne den finalen Shot gesehen hätte, Herr Kontow“, begann dieser an Michael gewandt. „Aber ein Sklave muss begreifen, dass sein Körper nicht ihm selbst gehört, sondern seinem Herrn! Und mein Sunny hier, braucht in dieser Hinsicht immer wieder Erinnerungslektionen, nicht wahr?“

Dieser sah mit glasigem Blick auf.

„Ja … mein … Herr!“

Zufrieden lehnte Emeral sich wieder zurück und befahl Lotta weiter zu machen, was diese natürlich augenblicklich befolgte, während sich ein fieses Grinsen auf den Zügen ihres Herrn ausbreitete.

„Ich habe Sunny seit drei Wochen nicht mehr erlaubt zu kommen, wobei ich Lotta, so alle zwei bis drei Tage Hand an ihn legen lasse. Sie ist inzwischen eine wahre Meisterin darin, ihn in den Wahnsinn zu treiben, bis ihm die Eier platzen. Finden Sie nicht auch?“

Erst nach einigen Sekunden begriff Michael, dass Emerals Worte eine Frage beinhaltet hatten, und hätte dann beinahe mit einem gehorsamen „Ja, mein Herr“, geantwortet, bevor er sich seiner Stellung hier wieder bewusst wurde und ein mehr oder weniger anerkennendes Nicken zustande brachte. Zu hart traf ihn das Begreifen, dass seine gut gemeinte Wahl des Spielzeuges, das genaue Gegenteil bewirkt hatte.

„Nun ja. Es wäre natürlich schon ein schöner Abschluss der Show gewesen, zu sehen, wie er sich auf Ihren Befehl hin aufbäumt und seine Ladung verschießt“, begann Michael, als er sich wieder einigermaßen im Griff hatte und versuchte dabei so viel Enttäuschung in seine Stimme zu legen, wie es ihm möglich war.

Noch während er diese Sätze sagte, um seinen Fehler vielleicht wieder etwas wettmachen zu können, hatte Michael das ungute Gefühl, die Situation, vor allem für Sunny, dadurch nur noch mehr zu verschlimmern, als zu verbessern.

Aber nun konnte er nicht mehr zurückrudern und so, wie es aussah, schien der Hausherr tatsächlich gewillt, seine Bitte zu erfüllen.

Allerdings anders als erwartet.

Emeral orderte Lotta zur Seite und ließ Sunny alleine auf dem Boden zu Michaels Füßen knien.

Sollte ER etwa?!

Nein!

Michael blieb weiterhin Zuschauer dieses nervenaufreibenden Schauspieles, während Emeral sich eine der Peitschen aus dem Koffer fischte.

„Wichse deinen Schwanz“, befahl dieser nun.

Sein Sklave gehorchte augenblicklich, wenn auch, mit fast schüchtern wirkenden Bewegungen. Außerdem war dessen Erregung sichtbar zurückgewichen. Wahrscheinlich aus Angst vor dem Kommenden.

Während Emeral sich hinter Sunny aufstellte und begann die ersten Hiebe auf dessen Hintern zu platzieren, fluchte Michael in sich hinein.

Er sollte sich auf seine Mission konzentrieren und aufhören, den Sklaven helfen zu wollen! Vor allem, da seine dummen Versuche jedes Mal nach hinten losgingen. Und er war sich sicher, Emeral verursachte dies mehr als bewusst!

Also sah er mit steinerner Miene dabei zu, wie Sunny nun, im Gegensatz zu vorhin, mehr als Schwierigkeiten hatte, seinen Schwanz überhaupt wieder steif zu bekommen, während Emeral weiterhin seinen Hintern malträtierte.

„Na los, Sunny“, feuerte dieser seinen Sklaven an. „Jetzt oder nie! Und glaube mir, so schnell wirst du nicht mehr die Erlaubnis bekommen!“

Diese Worte wirkten.

Mit, teils angestrengter, teils schmerzverzerrter Miene massierte und wichste Sunny seinen Schwanz immer härter und schneller, bis er sich irgendwann aufbäumte. Es war dennoch mehr ein frustrierter, denn befreiender Aufschrei, den er dabei ausstieß, als er sich zuckend auf dem Boden ergoss.

Derweil maß Emeral seinen Gast mit einem Blick, der wohl so etwas wie: „Und, zufrieden?“ bedeuten sollte.

Natürlich war Michael alles andere als das! Einzig und allein der Gedanke, dass es nun wenigstens vorbei war, ließ ihn aufatmen und brachte ihn dazu, einen hoffentlich vergnügt aussehenden Blick an den Tag zu legen.

Trotzdem hatte er das Gefühl, hier einfach nur weg und raus zu müssen, bevor er diesem Bastard einfach an die Gurgel springen würde. Deshalb kramte er nach der Zigarettenschachtel in seiner Hosentasche und zog sie hervor.

„Ich werde mal kurz vor die Tür gehen, wenn Sie erlauben?!“

„Sie können auch gerne hier rauchen“, gab Emeral freimütig zurück.

Ich will aber raus, verdammte Scheiße!

„Das ist sehr großzügig, aber ich glaube, ein bisschen Frischluft wird mir nach dieser heißen Show gut tun“, gab er anstelle seiner wahren Gedanken zurück.

„Natürlich, wie Sie wünschen.“

Na also, geht doch!

„Sind Sie nur so freundlich, Herr Kontow und warten einen kleinen Augenblick, dann werde ich Sie natürlich begleiten.“

Nein!

„Gerne.“

Nervös auf seine Zigarettenschachtel tippend, lief Michael dennoch schon einmal zur Terrassentür und versuchte nicht hinzuhören, als Emeral seinem Sklaven nun befahl, die Sauerei, die er verursacht hatte, wieder aufzulecken und sich dann sauber zu machen.

Noch bevor sein Gastgeber danach ganz zu ihm getreten war, öffnete Michael selbstständig die Tür, trat ins Freie und zog wenige Sekunden später gierig den Rauch in seine Lungen.

Eigentlich hatte Michael vor einigen Jahren mit dem Rauchen aufgehört. In weiser Voraussicht hatte er sich trotzdem ein paar Päckchen seiner alten Lieblingsmarke eingepackt. Über gesundheitliche Konsequenzen konnte er sich immer noch Gedanken machen, wenn er das hier überlebt hatte.

„Ich möchte Sie etwas fragen, Herr Kontow“, begann Emeral eine erneute Unterhaltung, auf die Michael lieber verzichtet hätte, aber dennoch auffordernd nickte.

„Sie müssen mir nicht antworten, wenn es Ihnen zu intim ist.“

Beinahe hätte Michael bei diesen Worten hart aufgelacht.

Zu intim?

Er hatte gerade dabei zugesehen, wie zwei Menschen, jeglicher Selbstbestimmung beraubt, sich gegenseitig Dinge in ihre Körperöffnungen geschoben hatten! Von dem erzwungenen Orgasmus mal ganz zu schweigen!

Dennoch ließ er seinen Gastgeber natürlich weiter sprechen.

„Mir ist aufgefallen, Ihr Interesse scheint mehr an meinem Sklaven zu hängen, als an Lotta. Zudem muss ich zugeben, ich habe berichtet bekommen, dass Sie meinen Willkommensgruß in Form meiner Sklavin wohl abgelehnt haben.“

Berichtet bekommen, oder abgehört, du Bastard?!

Allerdings war beides möglich und außerdem sollte er sich wohl lieber nicht auf diese Kleinigkeit versteifen, während Emeral ihn anscheinend gerade nach seiner sexuellen Gesinnung fragte.

„Erst habe ich natürlich angenommen, Lotta habe sich einfach nur dumm angestellt. Aber inzwischen…“

Emeral brach ab und sah sein Gegenüber erwartungsvoll an.

„Ja, ich bin schwul“, stieß Michael herausfordernd hervor, auch wenn sie ihm auf der Wache noch davor gewarnt hatten, diese Tatsache überhaupt zu offenbaren. Aber das war ihm im Augenblick egal! Er wollte diesem Bastard Paroli bieten, auch wenn es eher ein jämmerlicher Versuch der Auflehnung war. Das wusste er selbst.

„Ich muss sagen, ich mag ihre Ehrlichkeit, Herr Kontow“, konterte Emeral jedoch mit Freundlichkeit, der Michael nichts mehr entgegenzusetzen wusste. Aber wenn sie schon beim Thema Ehrlichkeit waren…

„Sie haben ebenfalls ZWEI männliche Sklaven in Ihrem Haushalt, Herr Emeral. Deswegen nahm ich an, mein Interesse an Männern sollte kein Problem für Sie sein?!“

Denn im Gegensatz zu allen anderen, hatte Michael den armen, jungen Mann, der anscheinend immer noch in diesem kleinen Käfig im Esszimmer hing, nicht vergessen!

Sein Gesprächspartner legte tatsächlich nachdenklich den Kopf zur Seite, bis er sich dann doch noch zu erinnern schien.

„Oh, Sie meinen Frankie“, stellte er dann schmunzelnd fest. „Nein. Lotta und Sunny gehören mir und wie sie damit erkennen können, sehe ich Vorzüge in jedem Geschlecht. Frankie ist nicht mein Sklave. Er gehört einem guten Freund von mir. Vito ist allerdings gerade geschäftlich im Ausland und ich habe Frankie so lange bei mir … beherbergt.“

Ehrlich jetzt?!

Zum einen würde Michael, in einen Käfig sperren, nicht gerade beherbergen bezeichnen! Zum anderen sprach Emeral, wieder einmal, über einen Menschen, wie von einem Haustier. Fehlte nur noch, dass er einen seiner Sklaven an einer Autobahn aussetzte, wenn er ihn nicht mehr haben wollte!

„Ich werde ihn morgen auf dem Sklavenmarkt wieder an ihn übergeben“, fuhr Emeral weiter fort.

Dies ließ Michael sofort aufhorchen.

Denn mit Vito konnte nur Viktor Demali gemeint sein. Ein ebenfalls großer Fisch im Menschenhandel, von dem sie jedoch bis jetzt nicht wussten, dass dieser mit Emeral zusammen arbeitete und nach dessen Aussage, sogar ein guter Freund von ihm war.

Das musste Mayer und sein Team erfahren, wenn sie nicht sogar gerade mithörten!

Unbewusst sah Michael sich nach dem, immer anwesenden Schatten von Emeral, seinem verwanzten Leibwächter um, bevor ihm mit einem Blick nach drinnen einfiel, dass dieser immer noch verbissen auf diesem Holzscheit kniete.

Fuck!

„Alles in Ordnung, Herr Kontow?“, fragte Emeral nach, dem seine Reaktion nicht entgangen war.

„Ja… Ja, alles gut“, log er. „Ich habe mich nur gefragt, ob es möglich wäre, Sie morgen vielleicht dorthin begleiten zu können.

Mit Kamera und Mikrofon, versteht sich!

„Natürlich werden Sie mich begleiten, mein Freund“, erklärte Emeral schon fast belustigt. „Sie müssen doch wissen, was bald zu Ihren Aufgaben gehören wird, wenn Sie, Ihr Onkel und ich uns einig werden, und davon gehe ich aus.“

Dankbar und erleichtert nickte Michael.

„Außerdem habe ich dort eine Überraschung für Sie geplant“, fuhr Emeral weiter fort. „Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es ist gut, dass wir Ihre Vorlieben heute noch geklärt haben, ansonsten hätte ich wohl einen massiven Fehlgriff begangen.“

Es war nicht schwer zu erraten, welche Überraschung sein Gastgeber auf dem Sklavenmarkt für ihn geplant hatte, dennoch gab Michael sich erwartungsvoll.

„Nun, dann bin ich sehr gespannt auf den morgigen Tag und bedanke mich schon einmal im Voraus.“

„Nein, nein“, wiegelte Emeral ab. „Danken Sie mir erst, wenn Sie mein Geschenk auch wirklich erfreut. Doch ich muss zugeben, ich habe bereits eine gewisse Vorahnung, was Ihnen gefallen könnte. Aber lassen Sie uns wieder rein gehen. Der gute Wein trinkt sich schließlich nicht von selbst.“

„Gerne“, stimmte Michael zu, auch wenn er über Emerals Worte grübeln musste.

Natürlich würde sein „Geschenk“ nun männlich ausfallen, so viel stand fest. Doch das hatte sein Gegenüber mit seinen letzten Worten nicht gemeint, dessen war Michael sich sicher. Aber er würde es wohl auf sich zukommen lassen müssen.

Michael nahm sich einen letzten Zug, drückte seine Zigarette aus und folgte Emeral dann wieder nach drinnen.

Dort empfing sie Lotta, die brav neben dem Sofa kniend auf sie wartete und Sunny, der schon wieder sein Hinterteil in die Höhe streckte, da er immer noch dabei war, den Teppichboden mit seiner Zunge zu säubern. Allein der Gedanke bereitete Michael Übelkeit und mit dieser stieg auch wieder die Wut über das Geschehene in ihm hoch.

Deshalb beäugte er Sunnys Hintern kritisch, stellte jedoch etwas erleichtert fest, dass dieser zwar noch etwas rot war, doch außer einer kleinen, leicht rötlichen Linie, wäre in spätestens einer Stunde nichts mehr von den Schlägen zu sehen.

Mit diesem Gedanken sah Michael zu Andilo, der immer noch und inzwischen unübersehbar zitternd, auf seinem Scheit kniete.

Warum war er nicht einfach längst aufgestanden und hätte dafür den kürzeren und wie Michael ja nun gesehen hatte, nicht sehr schlimmen Schmerz einer Peitsche auf sich genommen?

Weil er sturer ist, als eine ganze Horde Esel!, beantwortete Michael sich die Frage selbst. Wahrscheinlich würde er einfach alles tun, damit Michael nicht dabei zusah, wie Emeral seinen, vielleicht bloßen Hintern bearbeitete.

Wieder musste Michael zugeben, dieser Gedanke gefiel ihm!

Luca Andilo, dieser widerspenstige Bastard, der von Emeral übers Knie gelegt wurde und den nackten Hintern versohlt bekam. Zumindest hätte dieser es tausend Mal mehr verdient, als der arme Sunny! Außerdem stellte er im Nachhinein fest, dass Sunny, im Gegensatz zu Andilo, nicht geschrien hatte, als er Emerals Peitsche zu spüren bekommen hatte. War der, sich so hart gebende Leibwächter vielleicht doch nicht so stark, wie er einem immer weismachen wollte?

„…und einen hübschen Knackarsch hat er auch“, drang indessen an Michaels Ohr.

Er war so sehr in seinen kleinen Rachegedanken versunken gewesen, dass er Emeral nur halbherzig zugehört hatte, als dieser begonnen hatte, über seinen Sklaven zu schwärmen.

„Ja, aber etwas dünn“, gab Michael unkonzentriert und damit ehrlich zur Antwort.

„Nein, tut mir leid. Er ist wirklich ein Augenschmaus“, fügte er dann hastig hinzu.

„Ich mag sie ja lieber sehnig“, gab Emeral zurück, sah aber gleichzeitig und fast schon lauernd zwischen Sunny und Andilo hin und her, als müsse er überlegen, welchem von beidem Michaels letzte Worte gegolten hatten.

Michael war alleine über diese abwegige Idee, er könne diesen Andilo auch nur ansatzweise ansprechend finden, mehr als entsetzt! Schließlich war er noch nie einem so renitenten und aufmüpfigen Menschen begegnet.

Und dies sollte sein Gastgeber ruhig erfahren!

„Nun“, begann er mit dunkler Stimme. „Der Lehrer meines Vaters hätte den Delinquent nun übers Knie gelegt und ihm ordentlich den Arsch versohlt.“

Natürlich schoss Andilo ihm augenblicklich, einen seiner dunklen, aggressiven Blicke zu, mit dem er ihn wohl am liebsten aufgespießt hätte, während Emeral überrascht eine Augenbraue hochzog.

„Ich dachte, er hat über eine Bestrafung hinweg gesehen, wenn, der zu bestrafende genug Reue gezeigt hat? Alles andere wäre wohl sehr als sehr unfair anzusehen gewesen.“

Und diese Worte aus dem Munde eines Menschenhändlers!

Schulterzuckend drehte Michael sich zu Emeral um.

Immerhin hatte er inzwischen an Sunny gesehen, ein paar Peitschenhiebe waren nicht so schlimm, wie er es heute Nachmittag vermutet hatte.

„Es ging vielleicht damals nicht immer fair zu, aber in der Klasse dieses Lehrers gehorchten die Schüler und es herrschte Ordnung!“, gab er zu bedenken.

Emeral schien angebissen zu haben. Er legte den Kopf schief, wie er es öfter tat, wenn ihm eine interessante Idee unterbreitet wurde, und setzte sein zähnefletschendes Lächeln auf.

„Was sagst du dazu, Luca? Denkst du, es wäre dienlich für deinen Gehorsam und deine Treue, wenn ich dir hier, vor den Augen meines Gastes und wie einem Schuljungen, den Hintern versohle?“

Nun waren alle Augen auf Andilo gerichtet. Selbst Sunny hörte mit seiner haarigen Aufgabe auf und tauschte einen verstohlenen Blick mit Lotta aus.

War es Mitleid, welches er in den Augen der beiden las? Zumindest Bedauern über die Situation, in der Andilo sich gerade befand. Bereits bei ihrer Ankunft hatte Michael die Sympathie bemerkt, die Lotta augenscheinlich für den Leibwächter hegte. Wie auch immer diese zu erklären war.

Auf jeden Fall reagierte Andilo erst einmal überhaupt nicht, auch wenn er die Frage seines Chefs durchaus gehört hatte.

Nur einen entsetzten, bis fassungslosen Blick hatte er kurz nach oben geworfen.

Doch auch wenn er nun wieder zu Boden starrte, konnte Michael sehen, wie es hinter dessen Stirn arbeitete. Seine Mundwinkel wirkten verkrampft und zuckten leicht. Und seine Brust hob und senkte sich angestrengt, als habe er Mühe zu atmen.

Dann schluckte er und bemühte sich um eine gefasste Miene, während er die folgenden Worte aus sich heraus zwang.

„Das liegt alleine in Ihrem Ermessen, Sir. Ich werde mich Ihrem Urteil fügen, wie auch immer dieses lautet.“

„Und du wirst dich, bei jedem Schlag mit einem „Danke, Sir“ bei mir bedanken, oder?“, forderte Emeral streng noch mehr ein.

„Ja, Sir.“

Andilos Stimme schien nun brüchig, auch wenn er sich wohl alle Mühe gab, dies zu unterbinden.

Michael drehte sich augenblicklich um und lief ein paar Schritte abseits, um seine wahren Emotionen zu verbergen. War es vor wenigen Sekunden noch Schadenfreude gewesen, die er empfunden hatte, so drängte sich jetzt ein ganz anderes Gefühl in seine Brust.

Erst wollte er sich selbst weismachen, dass es Verwirrtheit war. Was um alles in der Welt, bewegte diesen jungen Mann, den er bisher nur als dreist und abgebrüht kennengelernt hatte, zu solch, fast schon unterwürfigen Worten?

Aber diese Frage allein war es nicht!

Auf einmal hatte Michael das Gefühl, er könne diese Bestrafung, die er vor nicht einmal zwei Minuten selbst eingefordert hatte, um keinen Preis der Welt zulassen.

Wahrscheinlich war es einfach diese Umgebung und diese zwei Sklaven, die ihm unendlich leidtaten, was ihn dazu veranlasste, nun auch, und dies unerklärlicher Weise, für diesen Mörder, so etwas wie Mitgefühl zu empfinden.

Entschlossen drehte er sich wieder zu dem Geschehen um. Er würde, zumindest heute Abend, keine weiteren Schläge und Demütigungen zulassen. Egal bei wem!

Inzwischen hatte sich der Herr des Hauses auf seinem Sessel nieder gelassen. Andilo war aufgestanden, schaffte es aber noch nicht, dem auffordernden Wink seines Chefs nachzukommen und sich tatsächlich die Hose herunter zu ziehen.

„Herr Emeral“, schritt Michael ein. „Ich fürchte, der Wein ist mir doch etwas mehr in den Kopf gestiegen, als ich dachte, und morgen wird mit Sicherheit, ein sehr interessanter und anstrengender Tag werden. Wäre es möglich, die Bestrafung auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen? Ich würde mich gerne schlafen legen.“

Natürlich war Emeral, von seinen Worten, mehr als überrascht und nicht gerade sehr angetan. Außerdem zog er wieder eine seiner Augenbrauen nachdenklich, fast lauernd, hoch und sah abwechselnd Michael und Andilo an, bevor er sich dann doch dazu durchringen konnte, zu nicken.

„Sie sind mein Gast, Herr Kontow und natürlich möchte ich Sie nicht an Ihrem ersten Abend hier überanstrengen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich es doch etwas bedauere. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, nicht wahr?“

Es war nicht auszumachen, wem diese letzten Worte galten, dennoch nickte Michael zustimmend, da Andilo so sehr die Zähne aufeinanderpresste, dass die Wangenknochen hervortraten und somit eine Antwort von ihm eher ausgeschlossen war.

„Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis“, fügte Michael schnell hinzu, bevor Emeral es sich doch noch einmal anders überlegen würde.

„Natürlich“, entgegnete dieser. „Luca, bringe unseren Gast doch bitte auf sein Zimmer. Ich denke, ich werde mir hier mit Sunny und Lotta noch ein wenig die Zeit vertreiben.“

Immerhin schaffte es Andilo, nun wenigstens zu nicken und beeilte sich dann, voraus zu eilen, um Michael, wie angewiesen zu seinem Zimmer zu bringen.

Michael wartete, bis die Tür zum Herrenzimmer geschlossen war und sie sich bereits auf der Treppe nach oben befanden, bevor er es wagte, sich leise an Andilo zu wenden.

„Wir werden morgen zu einem Sklavenmarkt gehen“, gab er seine neue Information weiter.

„Ich weiß“, flüsterte Andilo tonlos zurück.

Noch bevor Andilo den Mund geöffnet hatte, hatte Michael diese Antwort anhand dessen Reaktion - nämlich keine, erahnt.

Verdammt nochmal! Er sollte mit allem sofort zu ihm kommen und ihm alles erzählen, was er mit Emeral besprach! Vor allem bei so wichtigen Dingen!

„Und wann zum Teufel wolltest du mir davon berichten, hä?“, hakte Michael verärgert nach.

„Hätte ich getan, wenn du nicht bisher zu beschäftigt damit gewesen wärst, Emerals kleines Arschloch zu spielen!“, gab dieser patzig zurück.

Empört schnappte Michael nach Luft.

Wie hatte dieser Bastard ihn gerade genannt?!

Andererseits musste Michael zugeben, dass seine Aktion eben, wohl alles andere als fair gewesen war. Aber Andilo hatte es auch nicht anders verdient!

Oder?

Langsam aber sicher begann Michael an allem zu zweifeln, was er bisher als unumstößliche Tatsache gesehen hatte. Andilo war ein eiskalter Mann! Ein Mörder und Sadist! Er hatte keine Fairness und auch keine Gnade verdient! Die hatte er bei Tim auch nicht gezeigt!

Tief ein und aus atmend mahnte Michael sich selbst zur Ruhe. Es gab wichtigere Sachen zu klären!

„Du wirst morgen auf dem Markt die Kontaktlinsen und die Wanze tragen“, befahl er.

Wieder bekam er eine, mehr als unzufrieden stellende Antwort.

„Nein. Zu gefährlich.“