Perry Rhodan 1327: Das Geheimnis der Wissenden - Marianne Sydow - E-Book

Perry Rhodan 1327: Das Geheimnis der Wissenden E-Book

Marianne Sydow

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Beschreibung

Sie wollen ein Rätsel lösen - und verursachen eine Katastrophe Während Menschen aus der Milchstraße sowohl in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu als auch in der Menschheitsgalaxis gegen die Ewigen Krieger kämpfen, wird die Lage in Pinwheel erneut spannend. Dort belauern sich nämlich Terraner auf der einen Seite und die katzenartigen Kartanin auf der anderen Seite - jeder versucht hinter die Geheimnisse der anderen Gruppe zu kommen. Dabei sind die Kartanin nicht einfallslos, wie sich jetzt erst wieder einmal zeigte. Denn mit ihrer letzten Aktion im April des Jahres 446 Neuer Galaktischer Zeitrechnung konnten die Terraner um Nikki Frickel nicht rechnen: Auf einmal landeten Methanatmer auf Kabarei und durchsuchten die Hinterlassenschaften aus dem Giftatmerkrieg. Den terranischen Erkundern blieb nichts anderes übrig, als sich in den Untergrund des Planeten zurückzuziehen. Die Maakar auf das Hauptquartier der Pinwheel Information Group (PIG) anzusetzen, war wirklich ein schlauer Plan. Doch reichte der clevere Schachzug letztlich nicht aus, um den Kartanin den richtigen Erfolg zu bringen. Und natürlich geben die Terraner auf der anderen Seite nicht ihre Absichten auf, die Aktivitäten der Kartanin auszuspähen. Ganz im Gegenteil: Jetzt ist Nikki Frickel mehr denn je daran interessiert, hinter das Geheimnis der Feliden zu kommen. Der Chefin der PIG geht es letztlich um DAS GEHEIMNIS DER WISSENDEN ...

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Nr. 1327

Das Geheimnis der Wissenden

Sie wollen ein Rätsel lösen – und verursachen eine Katastrophe

von Marianne Sydow

Auf Terra schreibt man den Juni des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus ESTARTU führten, mehr als 16 Jahre vergangen.

Seither haben die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult in der Galaxis ihren Einzug gehalten – Tyg Ian hat nachhaltig dafür gesorgt. Dennoch hat der Sotho den Widerstand der Galaktiker nicht brechen können. Geheimorganisationen, allen voran die von Julien Tifflor geleitete GOI, sorgen dafür, dass die Hoffnung auf Freiheit von fremder Unterdrückung erhalten bleibt.

Die GOI ist es auch, die durch Taten beweist, dass die Herrschaft des Sothos und seiner Schergen nicht so gefestigt ist, als dass sie nicht erschüttert werden könnte. Ereignisse wie das Scheitern der Invasion des Haluterplaneten und die Falle für Pelyfors Flotte sind bezeichnend dafür.

Die Hauptpersonen des Romans

Nikki Frickel – Die Chefin der PIG als unerbittliche Jägerin.

Narktor und Wido Helfrich – Nikkis Freunde und Mitverantwortliche.

Poerl Alcoun – Eine tefrodische Paratensorin.

Dao-Lin-H'ay – Eine Wissende wird gejagt.

Vai-Sinh-H'ay

1.

»Die Galaktiker werden niemals aufgeben«, sagten die Wissenden. »Solange wir leben, werden sie versuchen, unser Geheimnis zu ergründen. Sie sind hartnäckig und ausdauernd, und sie werden es schaffen, wenn wir sie nicht ein für alle Mal von dieser Spur abbringen.«

»Das wird schwer sein«, bemerkte Dao-Lin-H'ay. »Ich glaube einfach nicht daran, dass sie sich jemals von etwas ablenken lassen, worauf sie einmal ihre Aufmerksamkeit gerichtet haben.«

»Das stimmt genau«, erwiderten die Wissenden. »Aber es gibt hier eine gewisse Grenze, über die auch sie nicht hinausgehen können.«

Darauf schwieg Dao-Lin-H'ay.

Genau genommen war auch sie eine Wissende, aber sie gehörte erst seit kurzer Zeit zu diesem Kreis, und innerlich betrachtete sie sich noch nicht vollständig als dazugehörig. Sie kannte jetzt das Geheimnis der Kartanin. Sie wusste auch, warum es unbedingt gewahrt bleiben musste. Aber manchmal waren ihr die anderen Wissenden noch immer fremd und sogar ein wenig unheimlich.

Sie fragte sich, was sie sich diesmal ausgedacht hatten, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, die anderen zu drängen. Sie waren längst tief in ihre Rolle hineingewachsen. Manchmal kam es ihr so vor, als könnten sie gar nicht anders als geheimnisvoll sein. Sie war sich auch nicht sicher, ob man sie tatsächlich schon in alles eingeweiht hatte. Wahrscheinlich gab es noch vieles, was sie nicht wusste – was man ihr vielleicht erst in vielen Jahren sagen würde, wenn sie selbst schon alt war.

So alt wie die anderen, die sich auf unheimliche Weise in allem, was sie sagten und taten, zu gleichen schienen.

»Wir haben einen Plan«, sagten sie. »Und du, Dao-Lin-H'ay, wirst eine wichtige Rolle in diesem Plan zu übernehmen haben. Du kennst die Galaktiker besser als die meisten anderen Kartanin, und du bist eine von uns. Du bist die Einzige, der wir in dieser Angelegenheit vertrauen können.«

Wahrscheinlich war dies ein Kompliment, aber Dao-Lin-H'ay fühlte sich nicht geschmeichelt. Sie wartete geduldig ab.

»Wir werden die Galaktiker überlisten«, verkündeten die Wissenden. »Wir werden dafür sorgen, dass sie nie wieder Fragen über die Vergangenheit unseres Volkes stellen.«

»Wie sollen wir das tun?«, fragte Dao-Lin-H'ay, als die anderen sie erwartungsvoll anstarrten. Wahrscheinlich warteten sie darauf, dass Dao-Lin ihren Plan intuitiv erkannte. Sie war weit von solchen Erkenntnissen entfernt. Sie hatte keine Ahnung, auf welche Weise es möglich sein sollte, die Galaktiker zur Aufgabe zu bewegen.

»Wir werden sterben«, sagten die Wissenden schließlich.

Dao-Lin-H'ay starrte sie erschrocken an.

»Wenn wir tot sind«, fuhren die anderen fort, »dann müssen die Galaktiker uns in Ruhe lassen. Den Toten kann man keine Fragen mehr stellen. So einfach ist das.«

Dao-Lin-H'ay wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Es stand ihr gewiss nicht zu, die Entscheidungen der anderen zu kritisieren, aber im Augenblick war sie auch gar nicht fähig, dies zu tun. Es hatte ihr die Sprache verschlagen.

»Bist du bereit, für das Wohl unseres Volkes zu sterben?«, fragte eine der Wissenden. »Wirst du in den Tod gehen, um unser Geheimnis zu wahren?«

Dao-Lin-H'ay spürte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten. Sie konnte nichts dafür – es war eine Reaktion ihres Körpers, nicht ihres Verstandes.

»Ja«, sagte sie heiser.

»Wirklich?«

»Ich werde tun, was nötig ist!«, versicherte Dao-Lin-H'ay ärgerlich, und sie meinte es ernst.

Aber insgeheim fragte sie sich, ob dies wirklich der richtige Weg war.

Wenn die Wissenden starben und das Geheimnis der Kartanin mit sich ins Grab nahmen – was nützte das? War dann nicht sowieso alles vorbei? Wer sollte dem Volk den Weg nach Lao-Sinh zeigen, wenn es die Wissenden nicht mehr gab?

»Wir sollten noch dafür sorgen, dass das Geheimnis weitergegeben wird«, sagte sie zögernd. »Sonst war alles umsonst.«

»Wenn wir es jemandem verraten, werden die Galaktiker früher oder später davon hören. Dann fängt alles wieder von vorne an, und unser Opfer war umsonst.«

»Wir könnten es aufschreiben und irgendwo hinterlegen«, überlegte Dao-Lin.

»Das hätte genau denselben Effekt.«

»Dann muss wenigstens eine von uns übrig bleiben.«

»Auch das ist nicht möglich. Die Galaktiker würden diese einzelne Wissende bis ans Ende des Universums verfolgen, um die Wahrheit aus ihr herauszuholen.«

»Aber wenn wir alle sterben ...«

»Es gibt eine Möglichkeit«, sagten die Wissenden ernst zu der verzweifelten Dao-Lin-H'ay. »Aber sie verlangt von dir ein Opfer, das vielleicht noch größer und noch schwerer zu erbringen ist als die Aufgabe des eigenen Lebens. Wir wollen nicht, dass du stirbst. Du musst am Leben bleiben – um jeden Preis. Und die Galaktiker dürfen nicht merken, dass du davongekommen bist.«

»Ich werde nicht zusehen, wie ihr euch tötet«, widersprach Dao-Lin-H'ay.

»Eben wolltest du noch dein eigenes Leben opfern.«

»Das ist etwas anderes.«

»Mag sein. Aber manchmal sind Opfer unumgänglich. Achtzehn Leben, geopfert für das Wohl eines ganzen Volkes ...«

»Achtzehn? Aber das würde bedeuten, dass keine von uns überlebt!«

»Achtzehn Leben sind nicht viel«, sagte eine der Wissenden sanft. »Achtzehn für ein ganzes Volk. Meinst du nicht, dass sich ein solches Opfer rechtfertigen ließe?«

Dao-Lin-H'ay wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie war verwirrt.

»Heißt das, dass eine andere für mich sterben soll?«, fragte sie.

»Nicht nur für dich«, sagte die Wissende. »Wir haben das Geheimnis unseres Volkes so lange Zeit hindurch gehütet – wir können jetzt nicht einfach aufgeben. Wir haben die Pflicht, am Leben zu bleiben. Das weißt du auch, Dao-Lin-H'ay. Du hast selbst verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, unser Wissen für uns zu erhalten.«

Dao-Lin-H'ay sprang auf und ging unruhig hin und her. Die anderen Wissenden, zu alt für heftige körperliche Reaktionen, beobachteten sie aufmerksam.

»Ihr wollt achtzehn Kartanin opfern«, stellte Dao-Lin schließlich fest. »Sie sollen an unserer Stelle sterben.«

»So ist es«, sagte die Wortführerin der Wissenden ruhig.

»Aber das ist Mord!«

»Es ist Notwehr. Wir müssen die Galaktiker von uns ablenken. Sie dürfen unser Geheimnis nicht erfahren. Du weißt, warum das so ist.«

»Ja«, murmelte Dao-Lin. »Aber das ...«

»Es gibt kein ›Aber‹ in dieser Angelegenheit«, erklärte die Wissende streng. »Die Zukunft aller Kartanin steht auf dem Spiel. Meinst du nicht, dass jeder gute Kartanin bereit wäre, mit Freuden sein Leben zu opfern, um diese Zukunft zu sichern?«

»Dann handelt es sich also um Freiwillige?«, fragte Dao-Lin-H'ay erleichtert.

Das würde es weniger schlimm machen, dachte sie.

Die Kartanin besaßen ein stark ausgeprägtes Ehrgefühl, und wenn es um die Belange ihres Volkes ging, waren sie zu großen Opfern bereit. Sie waren keine Fanatiker, die den Tod suchten, aber sie scheuten ihn auch nicht, wenn es wirklich hart auf hart kam.

Das galt auch für Dao-Lin-H'ay.

Die Wortführerin der Wissenden seufzte leise.

»Um Freiwillige zu bekommen, muss man vielen Kartanin sagen, worum es geht«, sagte sie. »Wie hätten wir das tun sollen? Selbst unter den Kartanin gibt es nur wenige, die von unserer Existenz auch nur etwas ahnen. Es hätte Unruhe gegeben, und die Galaktiker hätten davon erfahren. Nein, Dao-Lin, es sind keine Freiwilligen. Aber sie hätten sich freiwillig für dieses Unternehmen gemeldet, da bin ich mir ganz sicher. Sie werden diese Aufgabe erfüllen, und sie werden es gut machen. Sie bereiten sich soeben darauf vor. Zu gegebener Zeit werden sie die Galaktiker auf ihre Fährte locken. Du wirst sie begleiten und dafür sorgen, dass alles nach unseren Plänen verläuft.«

Dao-Lin-H'ay war nicht sehr glücklich über diesen Befehl, aber sie schwieg.

»Kann ich sie sehen?«, fragte sie nach einer langen Pause.

2.

»Ich werde sie finden«, sagte Nikki Frickel grimmig. »Und wenn ich die gesamte Pinwheel-Galaxis nach ihnen absuchen muss – ich werde ihr Versteck ausfindig machen.«

»Wir brauchen nicht lange zu suchen«, vermutete Poerl Alcoun. »Wir waren ja schon einmal ganz nahe dran. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich das alles noch einmal erleben möchte. Es war gefährlich.«

»Gefährlich, sagst du?« Nikki Frickel lachte laut auf. »Sie haben uns fast umgebracht. Gütiger Himmel, ich habe heute noch Albträume davon. Aber das ist nur ein Grund mehr, ihnen endlich auf den Zahn zu fühlen. Ich lasse mich nicht gerne an der Nase herumführen.«

Poerl Alcoun, die trotz allem große Sympathie für die Kartanin hegte, sah sich nachdenklich in der Runde um.

Die meisten in dieser Versammlung machten grimmige Gesichter. Das war nicht sehr verwunderlich, denn die Kartanin hatten dem galaktischen Lauschkommando in der letzten Zeit einigen Ärger bereitet.

Es ging nicht nur um die beinahe tödliche Abfuhr, die Nikki Frickel und Poerl Alcoun bei dem Versuch erfahren hatten, Dao-Lin-H'ay zum Versteck der Wissenden zu verfolgen. Viel schwerer zu verdauen war die Tatsache, dass die katzenhaften Bewohner der Pinwheel-Galaxis versucht hatten, die Galaktiker und die Maakar gegeneinander auszuspielen. Die allgemeine Meinung war, dass der anschließende Angriff der Kartanin auf die Basiswelt der PIG, Kabarei, geradezu die Krone der Frechheit war. Kabarei war nun kein geheimer Stützpunkt mehr – aber das war offenbar schon seit längerer Zeit so gewesen. Die Kartanin hatten genau gewusst, wo die Galaktiker steckten. Listig hatten sie auf einen direkten Angriff verzichtet und es über die Maakar versucht.

Poerl Alcoun fragte sich, warum die Katzenartigen so schonend vorgegangen waren.

»Sie haben jedes Recht, uns anzugreifen und zu vertreiben«, sagte sie zögernd. »Wir haben hier nichts zu suchen.«

»Tatsächlich?«, fragte Nikki Frickel spöttisch.

»Ja. Erinnerst du dich nicht an den Vertrag, den Adams und die Hohen Frauen abgeschlossen haben? Sie haben vereinbart, dass wir nichts bei ihnen und sie nichts bei uns zu suchen haben. Aber wir haben uns nie daran gehalten. Darum haben sie das Recht auf ihrer Seite.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, meinte Nikki Frickel. »Diesen Kartanin traue ich so ziemlich alles zu. Wahrscheinlich haben sie bloß ein schlechtes Gewissen.«

»Sie haben keinen Grund dazu!«

»Woher willst du das so genau wissen?«

»Wenn sie in der Milchstraße herumschnüffeln, hätten wir längst etwas davon erfahren!«

»Sie sind schlau«, bemerkte Wido Helfrich. »Und sie verstehen sich aufs Versteckspielen. Ich schätze, Nikki hat recht. Gerade die Tatsache, dass sie nicht offen gegen uns vorgehen, ist ein Beweis dafür, dass sie Dreck am Stecken haben. Ich gehe jede Wette ein, dass sie von Anfang an nicht im Traum daran gedacht haben, sich an diesen albernen Vertrag zu halten. Und außerdem – wir tun ihnen doch nichts!«

»Hast du die Kartanin mal gefragt, ob sie das auch so sehen?«, fragte Poerl Alcoun ärgerlich.

Wido Helfrich lachte und entblößte dabei sein Pferdegebiss.

»Sie sind empfindlich wie Mimosen«, meinte er. »Die und ihr großes Geheimnis! Ohne ihr mysteriöses Getue hätten wir gar keinen Grund, ihnen nachzuschnüffeln.«

Poerl Alcoun schwieg. Sie war fest davon überzeugt, dass die Galaktiker den Kartanin trotzdem auf den Fersen geblieben wären. Entschuldigungen dafür ließen sich immer finden.

Aber im Grunde genommen ging es ihr selbst auch nicht anders.

Die Galaktiker hatten erfahren, dass die Kartanin nicht ganz so selbständig über ihr Schicksal entscheiden konnten, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte. Die Hohen Frauen richteten sich offenbar nach der geheimnisvollen »Stimme von Ardustaar«, und Poerl war dieser Stimme einmal nahe genug gekommen, um für ihre Neugier fast mit dem Leben bezahlen zu müssen. Sie hatte »gesehen«, wie Dao-Lin-H'ay in einen Kreis uralter, fast wie mumifiziert aussehender Kartanin aufgenommen wurde.

Wenn diese alten Kartanin die »Stimme von Ardustaar« repräsentierten, dann gehörte die ehemalige Protektorin der MASURA also jetzt zu diesem äußerst exklusiven Verein.

Poerl Alcoun hätte viel darum gegeben, Dao-Lin-H'ay jetzt »belauschen« zu können, aber andererseits empfand sie eine seltsame Scheu dieser Kartanin gegenüber. Abgesehen davon hatte sie immer noch gelegentlich Angst, wenn sie sich ihrer speziellen Fähigkeiten bedienen sollte. Allzu oft hatte es bei solchen Gelegenheiten zu brennen angefangen.

»Wie dem auch sei«, sagte Nikki Frickel energisch, »wir werden uns um diese Angelegenheit kümmern, und zwar schnell. Je länger wir warten, desto mehr Gelegenheiten verschaffen wir den Kartanin, sich ihrerseits immer neue Tricks einfallen zu lassen. Wir brechen morgen mit der WAGEIO auf.«

»Sag mal«, murmelte Poerl Alcoun, »warum heißt das Schiff eigentlich WAGEIO und nicht WAIGEO?«

»Wie kommst du auf WAIGEO?«, fragte Wido Helfrich, und Poerl Alcoun wurde rot.

»Ich habe mich über die Geschichte dieses Raumers informiert«, sagte sie zögernd.

»Des Raumers? Seiner Besatzung, meinst du wohl?«

»Das gehört doch wohl dazu, oder nicht?«

»Nicht unbedingt!«

Nikki Frickel warf Helfrich einen ärgerlichen Blick zu.

»Hör auf damit!«, befahl sie. »Jeder hat ein Recht darauf, zu wissen, mit was für Leuten er zusammenarbeitet.«

Sie wandte sich an die »Lauscherin«.

»Es ist kein Geheimnis, dass wir drei«, sie deutete auf Wido Helfrich, den Springer Narktor und sich selbst, »in einem Stützpunkt zu einer Kumpanei gehörten und dass dieser Stützpunkt Waigeo hieß. Als ich das Kommando über dieses Schiff bekam, wollte ich es selbstverständlich auch auf diesen Namen taufen, aber als es so weit war, kam etwas dazwischen, und so musste Narktor diese Sache übernehmen.«

»Müsst ihr immer wieder davon anfangen?«, erkundigte sich Narktor.

Nikki hörte gar nicht hin, und Wido Helfrich kicherte.

»Es war alles sehr schnell gegangen«, fuhr Nikki Frickel fort. »Wir sollten sofort aufbrechen, alles Mögliche war zu erledigen – na ja, und Narktor hatte sich am Abend zuvor etwas zu gründlich von unserer Lieblingsbar verabschiedet. Er war noch nicht ganz bei sich ...«

»Stimmt nicht«, protestierte Narktor. »Ich war völlig klar.«

»Sicher! Aber du wusstest nicht mehr genau, wie der Stützpunkt hieß, auf dem du stationiert warst«, kicherte Helfrich. »Ich bin sicher, dass dein Gedächtnis auf allen anderen Gebieten hervorragend funktionierte. Ein Wunder, dass du den alten Mülleimer nicht auf den schönen Namen VURGUZZ hast eintragen lassen!«

»Wir Springer haben eine eigene Kultur«, behauptete Narktor würdevoll. »Mit einer eigenen Sprache und einer eigenen Schrift.«

»Tatsächlich?« Helfrich beugte sich interessiert vor. »Das ist mir noch niemals aufgefallen! Ich dachte, ihr schreibt und sprecht Interkosmo und wenn's nötig ist, auch noch Arkonidisch.«

»Wir sind eben höfliche Leute«, behauptete Narktor. »Warum sollen wir euch mit unserer Sprache und unserer Schrift behelligen? Wir passen uns an – das sollten andere ruhig auch mal versuchen.«

»Ich bin sehr dafür«, behauptete Wido Helfrich spöttisch. »Wir könnten damit anfangen, indem wir deinen Namen ein bisschen zurechtstutzen. Er spricht sich so unbequem, weißt du?«