Perry Rhodan 267: Rückkehr in die Gegenwart - Kurt Mahr - E-Book

Perry Rhodan 267: Rückkehr in die Gegenwart E-Book

Kurt Mahr

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Beschreibung

Sie besiegen den Diener der Zeitagenten - und begegnen einem Meister der Insel Die CREST hat die "Realzeit" des Jahres 2404 verlassen müssen. Der Zeittransmitter des Planeten Vario hat Perry Rhodans Ultraschlachtschiff mitsamt der Besatzung ganze 52 392 Jahre in die Vergangenheit - und zurück in die Milchstraße geschleudert. Die Falle, welche die Meister der Insel der CREST stellten, ist also zugeschnappt. In der wichtigsten Phase ihrer Operationen war den Herren Andromedas jedoch kein Erfolg beschieden: Es gelang ihnen nicht, die CREST bei ihrem Wiederauftauchen über Kahalo vernichten zu lassen! Atlan mit seiner zehntausendjährigen Erfahrung konnte die Befehlshaber der lemurischen Wachflotte täuschen und die CREST in Sicherheit bringen. Doch diese Sicherheit ist trügerisch, denn die Terraner der Vergangenheit - sie nennen sich Lemurer - sind Feinde der Terraner aus der Zeit des Solaren Imperiums, und auch die Haluter kämpfen in jenem Jahr 49 988 vor der Zeitenwende erbittert gegen alle Menschen. Der Weg aus dieser feindlichen Zeit ist der CREST wirkungsvoll versperrt - dafür sorgt Frasbur, Agent der MdI. Nur die beiden Wellensprinter haben, wenn sie Frasbur überlisten, eine Chance zur RÜCKKEHR IN DIE GEGENWART...

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Nr. 267

Rückkehr in die Gegenwart

Sie besiegen den Diener des Zeitagenten – und begegnen einem Meister der Insel

von KURT MAHR

Die CREST hat die »Realzeit« des Jahres 2404 verlassen müssen. Der Zeittransmitter des Planeten Vario hat Perry Rhodans Ultraschlachtschiff mitsamt der Besatzung ganze 52.392 Jahre in die Vergangenheit – und zurück in die Milchstraße geschleudert.

Die Falle, welche die Meister der Insel der CREST stellten, ist also zugeschnappt.

In der wichtigsten Phase ihrer Operationen war den Herren Andromedas jedoch kein Erfolg beschieden: Es gelang ihnen nicht, die CREST bei ihrem Wiederauftauchen über Kahalo vernichten zu lassen!

Atlan mit seiner zehntausendjährigen Erfahrung konnte die Befehlshaber der lemurischen Wachflotte täuschen und die CREST in Sicherheit bringen.

Doch diese Sicherheit ist trügerisch, denn die Terraner der Vergangenheit – sie nennen sich Lemurer – sind Feinde der Terraner aus der Zeit des Solaren Imperiums, und auch die Haluter kämpfen in jenem Jahr 49.988 vor der Zeitenwende erbittert gegen alle Menschen.

Die Hauptpersonen des Romans

Tronar und Rakal Woolver – Die Wellensprinter finden den Weg in die Gegenwart.

Frasbur – Lemurischer Tamrat, Zeitagent der MdI.

Korpel – Frasburs Diener und Bewacher.

Admiral Hakhat – Kommandant der lemurischen Flotte im Kahalo-Sektor.

Regnal-Orton – Ein Meister der Insel.

Reginald Bull

1.

Ein schwerer Stoß traf die Maschine und ließ sie taumeln. Die Feldschirme leuchteten auf und trübten für eine Sekunde das Bild des Planeten, auf den sie zurasten. Rakal sah die unzähligen Punkte der feindlichen Schiffe auf dem kleinen Orterschirm. Dann schloss er die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.

Neben ihm krächzte Don Redhorse: »Finden Sie was, Woolver! Um Himmels willen, finden Sie was! Sie haben uns unter Kreuzfeuer, und mehr als fünf Treffer hält der kleine Schirm nicht aus!«

Rakal hörte ihn kaum. Sein Geist kreuzte die Wellenbahnen der Energiebündel, die zwischen dem Planeten und den fremden Schiffen hin- und herzielten. Es hatte keinen Zweck, sich irgendeinem davon anzuvertrauen. Er musste die Verabredung mit Tronar einhalten.

Ein zweiter Treffer schleuderte ihn fast aus dem Sessel. Im Halbbewusstsein hörte er Redhorse schreien: »Ich gebe Ihnen noch dreißig Sekunden, Woolver! Wenn Sie bis dahin nichts gefunden haben, drehen wir um.«

Rakal ließ sich nicht stören. Jener unheimliche Sinn, der ihn zu einem der besten Mutanten machte, war bis aufs äußerste gespannt. Hellen Strichen gleich nahm er die spielenden Bahnen der Funkbündel wahr.

Plötzlich stach ein Lichtbalken von ungeheurer Intensität durch die Finsternis. Das Energiebündel musste unmittelbar an Redhorses kleinem Raumfahrzeug vorbeiführen. Rakal verfolgte es bis zu seinem Ursprung. In Bruchteilen einer Sekunde stellte er fest, dass es von einer Stelle kam, die nicht weiter als vierhundert Kilometer von dem verabredeten Stelldichein lag.

Ohne Don Redhorse zu warnen, machte er sich davon. Seine riesige Gestalt verblasste und verschwand. Redhorse krächzte: »Noch zehn Sekunden, Woolver!«

Er blickte zur Seite und bemerkte, dass der Mutant verschwunden war. Mit einem gemurmelten Fluch riss er die kleine Maschine in eine steile Kurve und schaltete auf Höchstbeschleunigung. Der Gegner wurde durch dieses Manöver völlig verwirrt. Bevor er die Zieleinstellung seiner Geschütze verändert hatte, war Don Redhorse schon eine halbe Million Kilometer entfernt.

Es kam zu keiner Verfolgung. Zwei Astronomische Einheiten weiter draußen nahm Redhorse Funkkontakt mit einem zweiten Fahrzeug auf. Melbar Kasom befand sich ebenfalls auf dem Rückweg. Er hatte Tronar Woolver abgesetzt und war dem wütenden Feuer der lemurischen Schlachtschiffe unbeschädigt entkommen.

*

Rakal landete in einer mäßig großen Halle, die mit Hunderten von Funkgeräten ausgestattet war. Es herrschte emsiger Betrieb. Jedes der Geräte war mit einem Lemurer besetzt. Ordonnanzen eilten zwischen den Schaltpulten hin und her. Ein steter Strom von Kommenden und Gehenden ergoss sich durch ein Portal in der Mitte der einen Längswand. Durch das Portal hindurch sah Rakal eine Gruppe von Bäumen.

Seine nächste Aufgabe war, Tronar zu finden. Seine Reise auf dem Funkwellenbündel war planmäßig verlaufen. Im Innern der Halle war er verhältnismäßig sicher, weil der Deflektorschirm, von einem Generator auf seinem Rücken gespeist, ihn unsichtbar machte. Aber er musste hinaus, wenn er seinen Bruder finden wollte. Das Portal bot einige Schwierigkeiten. Er würde es nicht vermeiden können, mit einem der Leute, die dort aus und ein gingen, zusammenzustoßen. Dadurch erregte er Verdacht.

Zögernd ging er auf das Portal zu und wich geschickt einer Ordonnanz aus, die seinen Weg kreuzte. Vor dem Ausgang wartete er eine Weile und studierte den Verkehr. Als der Menschenstrom für eine Sekunde dünner wurde, schritt er vorwärts.

Er kam ohne Zwischenfall beinahe bis nach draußen. Das Gebäude, aus dem er kam, lag am Rand einer breiten Straße, auf der dichter Fahrzeugverkehr in beiden Richtungen floss. Auf der anderen Seite der Straße erhob sich die Baumgruppe, die er von drinnen gesehen hatte. Das Land ringsum war flach und grasig. Das barackenähnliche Gebäude, das die Funkhalle enthielt, und die Straße waren die einzigen Anzeichen von Zivilisation.

Während er sich orientierte, ließ er seine unmittelbare Umgebung für ein paar Sekunden außer acht. Er glaubte sich in Sicherheit. Das Portal lag zehn Schritte hinter ihm, und er befand sich außer Reichweite des Menschenstroms, der dort hindurchflutete. Er war noch am Überlegen, was er als nächstes tun solle, als sich aus dem Strom der Fahrzeuge vor ihm eines löste und zum Straßenrand herübergeschwenkt kam. Immer noch in Gedanken, trat Rakal einen Schritt zurück.

Dabei geschah es. Ein Mann in der Uniform der lemurischen Flotte hatte hinter ihm vorbeigehen wollen, als er zurücktrat. Rakal prallte mit ihm zusammen. Der Lemurer wich mit einem entsetzten Aufschrei zurück. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Stelle, an der er mit dem unsichtbaren Hindernis zusammengestoßen war. Andere Passanten blieben stehen. Der Uniformierte gewann schließlich seine Beherrschung wieder und kam mit kleinen, vorsichtigen Schritten auf die Stelle zu, an der Rakal stand.

Rakal wich aus. Er schalt sich wegen seiner Unvorsichtigkeit. Die Lemurer waren von Natur aus misstrauisch. Der Mann in der Uniform war nicht bereit zu glauben, er habe sich den Vorfall nur eingebildet. Mit äußerster Behutsamkeit entfernte sich Rakal aus dem Kreis der Neugierigen. Als er aus zwanzig Metern Entfernung zurückblickte, sah er den Lemurer immer noch mit den Fingern in der Luft herumstochern. Die Zuschauer zerstreuten sich langsam. Es war noch einmal alles gutgegangen. Der Uniformierte würde nach einer Weile müde werden und den Vorfall unter der Rubrik unerklärte Ereignisse geistig abbuchen.

Rakal schaltete den kleinen Antigravgenerator ein, den er zusammen mit anderen wichtigen Geräten auf dem Rücken trug, und schoss in fünfzig Metern Höhe quer über die Straße hinweg. Obwohl er an Bord von Don Redhorses Raumjäger nicht viel Zeit gehabt hatte, die Lage der Funkstation genau zu ermitteln, wusste er doch, dass sie südlich des Geländes lag, in dem er sich mit Tronar verabredet hatte. Er orientierte sich nach der Sonne und hielt sich, als er die Straße überquert hatte, in nördlicher Richtung. In sicherer Entfernung von dem Verkehrsgewimmel in der Umgebung der Funkstation sank er wieder herab und gönnte sich ein paar Minuten Ruhe. Das Deflektorfeld war noch immer eingeschaltet. Niemand konnte ihn sehen.

Er benutzte die kurze Pause dazu, um nach seinem Bruder zu forschen. Zwischen Tronar und ihm gab es eine Art parapsychischer Verbindung. Selbst über die größte Entfernung hinweg wusste der eine, was der andere im Augenblick empfand. Es handelte sich um eine Begabung, die nichts mit Telepathie zu tun hatte. Die Brüder empfingen keine Gedanken, sondern Gefühle.

Es dauerte eine Weile, bis Rakal seinen Bruder ausgemacht hatte. Tronars Gefühlsleben war im Augenblick nicht sonderlich aktiv. Was er empfand, war eine Mischung aus Langeweile und Zufriedenheit. Er befand sich also nicht in Gefahr. Nach der Ausstrahlung zu urteilen, die von ihm ausging, befand er sich irgendwo in der Nähe des verabredeten Treffpunkts und wartete darauf, dass Rakal auftauchte.

Rakal nahm den unterbrochenen Flug wieder auf. In zweihundert Metern Höhe trieb er mit einer Geschwindigkeit von dreihundert Kilometern pro Stunde rasch dahin. Das Gelände unter ihm blieb stets das gleiche – grasbestandene Ebene mit einzelnen Busch- und Baumgruppen. Erst nach einer halben Stunde, als er nur noch wenige Kilometer vom Treffpunkt entfernt war, begann das Bild sich zu ändern.

Am Horizont erschienen, zunächst noch verwaschen im Dunst, die Umrisse pyramidenförmiger Gebilde. Rakal zählte sechs. Sie waren an den Eckpunkten eines regelmäßigen Sechsecks angeordnet und schimmerten im Licht der Sonne wie rötliches Metall.

2.

Der Plan war eine Ausgeburt der Verzweiflung. Der Vorstoß der CREST, des riesigen Flaggschiffs der terranischen Flotte, ins Zentrumsgebiet der Galaxis Andromeda hatte dazu geführt, dass das Schiff in einer von den Meistern der Insel sorgfältig getarnten Zeitfalle landete. Ein Mechanismus bislang noch ungeklärter Funktionsweise hatte die CREST über dem Planeten Vario eingefangen und fünfzigtausend Jahre weit in die Vergangenheit geschleudert. Von Vario aus war das Schiff an einen Transmitter abgestrahlt und von diesem über eine Distanz von nahezu anderthalb Millionen Lichtjahren in die heimatliche Milchstraße zurücktransportiert worden. Der Endpunkt der unwahrscheinlichen Reise war der Planet Kahalo im Orbon-System, auf dem sich die Regelorgane des galaktischen Sechsecktransmitters befanden.

Perry Rhodan und seine Spezialisten hatten geraume Zeit gebraucht, um den Sachverhalt zu erfassen und zu verstehen. Es war schließlich offenbar geworden, dass man mitten in einem Krieg gigantischen Ausmaßes gelandet war. Die Kriegführenden waren Haluter, Icho Tolots Vorfahren, auf der einen und Lemurer auf der anderen Seite. Die Lemurer kamen von Terra. Ihre Urheimat lag auf einem irdischen Kontinent, der das riesige Becken des Pazifischen Ozeans fast völlig ausfüllte und Jahrtausende später durch Einwirkung von außen oder im Rahmen einer allgemeinen Umgestaltung der Erdoberfläche verschwand. Die Lemurer waren Herren einer Technologie, der die Erde der Gegenwart nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Sie beherrschten ein gewaltiges Sternenreich, zu dem auch Kahalo und der Sechsecktransmitter gehörten.

Aber die Haluter waren ihnen überlegen. Die Flucht von der Erde und den Planeten des lemurischen Reichs war in vollem Gange. Der Strom der lemurischen Flüchtlinge siedelte sich auf Tefa nahe dem Zentrum von Andromeda an. Die Rasse der Tefroder entstand. In der heimatlichen Milchstraße stemmten sich mittlerweile die riesigen lemurischen Flottenverbände gegen den erbitterten und unaufhaltsamen Ansturm der Haluter – nicht, in der Hoffnung, das Schicksal noch einmal wenden zu können, sondern nur, um die Absprungbasen der Flüchtlingsschiffe so lange wie möglich zu sichern. Kahalo war von einem waffenstarrenden Gürtel von Zehntausenden von Raumschiffen umgeben. Noch hatten die Haluter nicht erfasst, welches Geheimnis sich auf dem Planeten verbarg, aber der Augenblick konnte nicht mehr weit sein, da sie die Funktion Kahalos durchschauten und die erdähnliche Welt angriffen.

Perry Rhodan und sein Flaggschiff waren ein Fremdkörper im Getriebe des galaktischen Krieges. Die Terraner richteten ihr Augenmerk hauptsächlich darauf, am Leben zu bleiben. Es war ihnen gelungen, mit einer Gruppe von Paddlern, die ebenfalls über Vario in die Vergangenheit gelangt waren, Verbindung aufzunehmen. Die Paddler waren galaktische Ingenieure, denen man vor geraumer Zeit im Andromeda-Nebel zum ersten Mal begegnet war. Sie unterhielten gigantische Reparaturwerkstätten für Raumschiffe, künstliche Planeten von erstaunlichen Ausmaßen, die, um irgendeine Sonne in die Umlaufbahn gebracht, als ortsgebundene Werften für reparaturbedürftige Raumschiffe dienten. An Bord der CREST befand sich Kalak, ein Paddler und gleichzeitig Chef der Werft KA-preiswert, die in den Randgebieten von Andromeda der terranischen Expeditionsflotte als wertvoller Stützpunkt diente. Kalak war auch derjenige gewesen, der als erster mit der in die Vergangenheit verschlagenen Gruppe von Paddlern Verbindung aufgenommen hatte.

Der Chef der Ingenieure war Ma-lok. Seine Werft hieß MA-genial. Ma-lok ließ sich überreden, die Station von ihrem derzeitigen Standort abzuziehen und sie in das Doppelsternsystem Redpoint zu fliegen. Die CREST hatte die Werft auf diesem Flug begleitet. Seitdem umkreisten die beiden Fahrzeuge – die scheibenförmige, zweiundneunzig Kilometer durchmessende MA-genial und die glitzernde Raumkugel CREST III mit ihren zweieinhalb Kilometern Durchmesser – die größere der beiden Redpoint-Sonnen in geringem Abstand und hielten sich in dem ununterbrochenen Hagel von Störschauern vor den Tastergeräten halutischer und lemurischer Raumschiffe verborgen. In der Jetztzeit war Redpoint ein Stützpunkt der United Stars Organization unter dem Kommando von Lordadmiral Atlan. Navigationsunterlagen der Basis Redpoint waren an Bord der CREST vorhanden. Deswegen und weil Redpoint nur 2600 Lichtjahre von Kahalo entfernt war, hatte Perry Rhodan das Doppelsonnensystem als vorläufigen Unterschlupf gewählt.

Der Lösung des eigentlichen Problems aber war man noch um keinen Schritt nähergekommen. Noch immer gab es nicht einmal die Andeutung eines Weges, der aus der Vergangenheit wieder in die Zukunft führte. Die Lage war kritisch. Bis vor kurzem noch waren die Meister der Insel der Ansicht gewesen, es handele sich bei der CREST um ein halutisches Raumschiff. Eine Reihe von Zwischenfällen hatten sie mittlerweile eines Besseren belehrt. Sie wussten, dass die CREST das Flaggschiff der terranischen Flotte war und den Großadministrator des Solaren Imperiums, Perry Rhodan, an Bord führte. Als geschworene Feinde des Imperiums würden sie sich die Chance, die sich ihnen bot, nicht entgehen lassen. Perry Rhodan und die führenden Köpfe des terranischen Sternenreiches befanden sich fünfzigtausend Jahre weit in der Vergangenheit. Wer hätte einen günstigeren Augenblick finden können, um gegen das Solare Imperium der Gegenwart einen entscheidenden Schlag zu führen?

Die CREST musste einen Weg finden, in die Jetztzeit zurückzukehren. Darüber war sich jedermann an Bord des riesigen Schiffes klar. Kahalo schien der gegebene Ansatzpunkt. Dort hatte die Reise in die Vergangenheit geendet, dort musste die Rückkehr zur Gegenwart beginnen. Perry Rhodan wusste inzwischen, dass es Zeitagenten der Meister der Insel gab, die in dieser fünf Jahrzehntausende von der Jetztzeit entfernten Epoche arbeiteten. Einer dieser Agenten, ein Tefroder namens Frasbur, befand sich auf Kahalo. Es schien durchaus logisch zu glauben, dass man Frasbur, der mit seinen Auftraggebern in engem Kontakt stand, nur zu fangen und unter Druck zu setzen brauche, um sich den Weg in die Gegenwart zu erzwingen.

Das Problem war, an Frasbur heranzukommen. Kahalo war schärfer bewacht als der arkonidische Kronschatz. Die Meister der Insel wussten, dass es unter den Terranern paraphysische und parapsychische Begabungen gab, also hielt Frasbur die Augen auch nach Mutanten offen. Man fragte die Kombinatorik des positronischen Rechengehirns um Rat, aber selbst die Positronik konnte mit keinem Plan aufwarten, der mehr als vierzig Prozent Erfolgsaussicht hatte.

In diesem Stadium der Entwicklung hatten die Woolver-Zwillinge ihr Angebot unterbreitet. Sie waren bereit, das hohe Risiko auf sich zu nehmen. Sie wollten versuchen, sich nach Kahalo einzuschleusen und Frasbur festzunehmen, wenn sich eine Möglichkeit dazu bot – oder doch wenigstens versuchen, in die Gegenwart zurückzukehren und der im Andromeda-Nebel wartenden Expeditionsflotte über den Verbleib der CREST und des Großadministrators Aufschluss zu geben.

Mit anderen Worten – sie wollten versuchen, den Rückweg zur Gegenwart zu finden. Selbst wenn es ihnen nicht gelang, der CREST und ihrer Besatzung die Rückkehr zur Jetztzeit zu ermöglichen, so würden sie auf ihrem Unternehmen doch wesentliche Informationen sammeln, die später bei einem Vorgehen gegen Frasbur und seine Zeitmaschine von Nutzen waren.

Perry Rhodan hatte den Vorschlag akzeptiert. Die Woolver-Brüder wurden mit dem Modernsten ausgerüstet, was die wissenschaftlich-technische Abteilung des Flaggschiffs zu bieten hatte. Dazu gehörten wirkungsvolle Handwaffen sowie ein Kampfanzug, der seine eigenen Deflektorschirme, Schirm- und Antigravfelder erzeugte. Der Anzug war raumtauglich. Er enthielt Proviant für drei Monate. Die Aggregate, die ihn mit Energie versorgten, waren Wunderleistungen siganesischer Mikrotechnik.

Selbst die Positronik gab zu, dass mit derartiger Ausstattung die Erfolgschance des Unternehmens etwas mehr als fünfzig Prozent betrage – die höchste Ziffer, die sie in diesem Zusammenhang bis jetzt genannt hatte.

Die Woolver-Brüder wurden mit zwei zweisitzigen Raumjägern vom Typ Moskito in Zielnähe gebracht. Don Redhorse steuerte das Fahrzeug, in dem sich Rakal befand, Tronar flog mit Oberst Melbar Kasom, dem Ertruser. Die Landung auf Kahalo war geglückt.

Aber damit hatten sie erst ein Hundertstel des Problems gelöst.

*

Klar und deutlich empfing Rakal nun die Ausstrahlung seines Bruders. Tronar war ein wenig aufgeregt, er spürte Rakals Nähe. Rakal ließ sich auf ein kleines Waldstück nieder, das in seiner Flugrichtung lag. Am Rand des Hains setzte er auf. Da er sicher war, dass ihn niemand beobachtete, schaltete er das Deflektorfeld aus. Seine hochgewachsene Gestalt mit dem ballonartig aufgeblasenen Brustkorb, den er einer Mutation seiner von Terra ausgewanderten Vorfahren verdankte, wurde sichtbar. Und ein Spiegelbild seiner selbst materialisierte hinter den Büschen, die den Waldrand einsäumten.

Tronar hatte auf ihn gewartet.

»Wird Zeit, dass du kommst«, sagte er anstelle einer Begrüßung.

Rakal grinste ihn an.

»Wenn du nur halb soviel Schwierigkeiten gehabt hättest, dann wärst du jetzt noch zehn Stunden weit weg von hier.«

Tronar zuckte mit den Schultern.

»Geht nichts über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein«, bemerkte er spöttisch. Sofort darauf wurde er ernst. »Wann geht's weiter?«, wollte er wissen.

Rakal tippte sich gegen den Magen.

»Fühlt sich leer an. Ich könnte was zu essen gebrauchen.«

Tronar war einverstanden. Sie nahmen ihren Proviant und gönnten sich die fünf Minuten Ruhe, die für den Verdauungsvorgang zwar nicht vorgeschrieben waren, aber dennoch empfohlen wurden. Inzwischen berichteten sie einander über die Beobachtungen, die sie seit ihrer Landung auf Kahalo gemacht hatten.

Tronar war auf keinerlei Widerstand gestoßen. Das Funkwellenbündel, das er für die Reise nach Kahalo benutzt hatte, kam aus einem automatischen Peilzeichengeber, den die Lemurer in der einsamen Grasebene südlich des Pyramidensechsecks aufgebaut hatten. Das kleine Sendegerät stand nur fünfzig Kilometer von dem vereinbarten Treffpunkt entfernt. Tronar hatte keinen einzigen Lemurer zu Gesicht bekommen.

Rakal berichtete von dem Zwischenfall außerhalb der Funkstation. Tronar stimmte mit ihm überein, dass dem Vorkommnis keine große Bedeutung zuzumessen war. Der Lemurer hatte die merkwürdige Begegnung wahrscheinlich schon fast vergessen. Rakal hatte keine Spur hinterlassen, auf der er verfolgt werden konnte.