Perry Rhodan 3239: Krieg der Diplomaten - Ben Calvin Hary - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3239: Krieg der Diplomaten E-Book und Hörbuch

Ben Calvin Hary

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Während Rhodan selbst in der Heimatgalaxis der Sorgoren tätig ist, versucht Atlan in Gruelfin das dortige Fragment mit friedlichen Mitteln an sich zu bringen. Es entbrennt ein KRIEG DER DIPLOMATEN ...

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Zeit:3 Std. 42 min

Veröffentlichungsjahr: 2023

Sprecher:Stefan Krombach

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Nr. 3239

Krieg der Diplomaten

Eine Raumschlacht droht – ein Vermittler aus der Fremde tritt auf den Plan

Ben Calvin Hary

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. 6. Juni 2097 NGZ: MAGELLAN, Zentrale

2. 7. Juni 2097 NGZ: MAGELLAN, Kapitänsmesse

3. 11. Juni 2097 NGZ: Hotroyto, Haus Haikart

4. 12. Juni 2097 NGZ: Pamyschad, Raumhafen

5. 17. Juni 2097 NGZ: TUUM

6. 18. Juni 2097 NGZ: TUUM

7. 18. Juni 2097 NGZ: Haus Haikart

8. 18. Juni 2097 NGZ: TUUM

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Flexorette – Panjasische Vibrostich- und Strahlerwaffe

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Während Rhodan selbst in der Heimatgalaxis der Sorgoren tätig ist, versucht Atlan in Gruelfin das dortige Fragment mit friedlichen Mitteln an sich zu bringen. Es entbrennt ein KRIEG DER DIPLOMATEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide hofft auf seine persönlichen Bande zur Ewigen Ganja.

Viyesch – Die Ewige Ganja hofft auf den Erfolg am Verhandlungstisch.

Alschoran – Der Ase hofft, das Rätsel eines fremden Raumers zu lösen.

Boriak

1.

6. Juni 2097 NGZ

MAGELLAN, Zentrale

Unterm Strich, dachte Atlan da Gonozal, taugt so eine Sonnenatmosphäre auch nur bedingt als Versteck.

Der Arkonide rieb die Fingerspitzen gegen die Handflächen. Mit langsamen Schritten umrundete er den Hologlobus, las Daten und Ortungswerte von dessen umlaufenden Infoband. Mutter Magenta glomm im Zentrum, das stilisierte Abbild der MAGELLAN überlappte mit dem des Sterns.

Er zählte die rot leuchtenden Punkte, die das Bordgehirn an den Rand des Systems zeichnete: »Fünfundzwanzig.« Jeder stand für einen Blutstropfenraumer. Geschlossen näherte sich die gegnerische Flotte dem Bollwerk, wie die Galaktiker das System nannten.

Die Panjasen waren eingetroffen.

Der Arkonide streifte durch die Zentrale des Tenders, strich über die Lehnen der Arbeitsstationen und erhaschte Blicke auf virtuelle Terminals. Der Grundriss des Raums entsprach einem Design, das in seiner Urform auf die Tage der RICHARD BURTON und das der JULES VERNE zurückging. Seit fünfhundert Jahren galt das Grundprinzip als Flottenstandard: eine kathedralenhafte Halle von halbelliptischem Querschnitt. Seither war dieses Konzept allerdings regelmäßig aktualisiert und modernisiert worden.

In halber Höhe gliederte eine balkonartige Galerie den Raum in zwei Ebenen, ein gigantisches Hufeisen, das den Hologlobus in seiner Kuhle umarmte. Offiziere verübten Gesten in frei schwebenden Bedienelementen – Schattenboxen, wie ein unbekannter Scherzkeks das vor langer Zeit getauft hatte. Sie analysierten Orterdaten, instruierten Untergebene, unterzogen die Bewaffnung der gefühlt zehntausendsten Routineüberprüfung.

Eine Schlacht drohte. Noch aber waren sie nicht entdeckt. Atlan hatte auch nicht vor, es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen.

»Nervös?« Sichu Dorksteiger saß auf einer der beiden Besucherbänke vor der Zentralerückwand, die Arme auf der Lehne drapiert, die Augen verengt. Als Atlan seine Runde vollendete, begrüßte ihn ihr spöttisches Blinzeln.

»Beunruhigt.« Der Arkonide betrat die Treppe, die zum erhöhten COMMAND-Podest führte, und nahm je zwei der fünf Stufen auf einmal. Die Letzte überwand er mit einem Sprung. »Viyeschs Begrüßungskommando da draußen ist mir eine Spur zu neugierig. Die Panjasen haben Verdacht geschöpft. Sicher haben sie unsere neuen Freunde bemerkt.« Er gestikulierte Richtung Außenholo.

Unter der Decke zeigte ein zweites Holoband grellrotes Wabern. Vierzigtausend Kilometer in Flugrichtung schob sich eine Protuberanz über das Band – geformt wie das Tor der Zoltral auf Arkon I, nur, dass der ganze Planet zehnmal darunter gepasst hätte. Die Galaktiker suchten in den tieferen Schichten der Sonnenatmosphäre Zuflucht.

Die MAGELLAN war nicht allein in ihrem Versteck. Ein Heer tropfenförmiger Umrisse umgab den Flottentender – Blaugoldraumer der Anqhas, die derzeit unter dem Kommando von Damar Feyerlant standen. Alschoran und dem Konnektor war es dank dessen Gabe gelungen, sie als Unterstützung zu »rekrutieren«. Selbst in der visuell aufbereiteten Darstellung waren sie nur erahnbar. Plasmalohen überstrahlten sie.

Eine Handvoll derselben Raumer war außerdem im System unterwegs. Zahlenmäßig befanden sich die Galaktiker also in der Überzahl. Auch technisch galten die Blaugoldraumer den Schiffen der Panjasen als überlegen.

Dennoch: Ein Scharmützel würde zwangsläufig eine größere Flotte anlocken. Solang ihnen kein besserer Plan einfiel, blieb die beste Taktik, sich totzustellen. Mit ein wenig Glück rückten die Gegner bald wieder ab.

Leises Murmeln untermalte die Anspannung. Ernste Mienen füllten das Rund, das Flackern der Außenansicht färbte sie in dämonisches Rotgold.

Nach drei Schritten stand Atlan vor Mirabelle Eden, die im Sitz der Kommandantin thronte – und vor Damar Feyerlant.

»Ich halte meine Einheiten auf Abstand und bleibe defensiv.« Das lebensgroße Holo des Mutanten schwebte zwei Finger hoch über dem Boden, sein Lächeln wirkte gezwungen. Feyerlant war per Hyperfunk zugeschaltet. Die Blaugoldraumer kommandierte er von einem Schiff mit dem für terranische Gepflogenheiten verschrobenen Namen VORSICHTERBARMEN aus.

»So hatten wir es besprochen, falls wir entdeckt werden.« Atlan hatte bloß gehofft, dass dieser Fall nicht so schnell eintreffen würde. Er setzte sich neben Dorksteiger, ans entgegengesetzte Ende der Bank. Gemeinsam verfolgten sie das Geschehen.

Die Blutstropfenraumer strebten dem Inneren des Systems entgegen. »Vorderste gegnerische Einheit nähert sich!«, rief der diensthabende Funk- und Ortungsoffizier, ein ältlicher Lunageborener namens Yokom Endres. »Abstand rund zweiundzwanzig Lichtminuten.«

Dem Zentralholo kam Endres damit eine Viertelsekunde zuvor. Die Markierung des betreffenden Schiffs wechselte die Farbe: von Rot zu schreiendem Pink.

»Sie kommen näher«, kommentierte Mirabelle Eden.

Sogar zu nah!, ergänzte der Extrasinn. Wieder presste Atlan die Finger gegen die Handballen, formte daumenlose Fäuste.

Die Darstellung im Holo war künstlich erzeugt. Erst zehn Minuten zuvor waren die 25 panjasischen Raumschiffe materialisiert, die Entfernung zum Zentralgestirn betrug knapp vierhundert Millionen Kilometer – zu weit für das sichtbare Licht, um sie in der verstrichenen Zeit zu überbrücken. Das Plasma hätte es selbstverständlich ohnehin überstrahlt. Im Inneren der Sonnenatmosphäre herrschte eine Photonenhölle. Aber für jemanden, der sich darin versteckte, galt jede Annäherung als potenziell bedrohlich. Zwar war man dank der Korona nicht ortbar – doch das schützte nicht vor gezielten Suchkommandos.

Auf dem Platz neben Eden räusperte sich Oshar Oriv. Der Plasmaschein tünchte das Blau seiner Haut violett. »Ich schlage ein Ablenkungsmanöver vor.« Der Erste Offizier wandte sich mitsamt dem drehbaren Kontursessel um und musterte Feyerlants Avatar. Unter der vorgewölbten Stirn lagen seine Augen im Schatten, doch der Zug um seine Mundwinkel war vielsagend.

Es war klar, welche Art von Ablenkung dem Ferronen vorschwebte: Die Blaugoldraumer sollten in die Offensive gehen.

Ein riskanter Vorschlag!, behauptete der Logiksektor. Noch besteht eine geringe Möglichkeit, dass der Gegner bloß zufällig hier ist, dass es sich um eine Stichprobe handelt und die Panjasen bald wieder abziehen. Mit einem Angriff offenbart ihr euch.

Aber hatten sie das nicht längst?

Planeten umkreisten die Sonne Mutter Magenta keine. Ihr »System« bestand aus dem Gestirn selbst, einer geringen Zahl unwirtlicher Asteroiden sowie einer Handvoll Kometen, die sämtlich aus der Entstehungszeit zurückgeblieben waren. Jener Teil von Feyerlants Flotte, der jenseits der Korona unterwegs war, diente mitunter als »Relais« – die Augen und Ohren der MAGELLAN außerhalb des Bollwerks. Der Ortungsschutz der Sonne verhinderte, dass die Sensoren des Tenders die Situation »draußen« erfassten.

Die meisten Anqha-Schiffe trieben auf Höhe eines Brockens, der – da zu klein und mit unbereinigtem Orbit – die Definition eines Zwergplaneten knapp verfehlte. Dass die Orter der Blutstropfenraumer sie nicht längst entdeckt hatten, hielt Atlan für ausgeschlossen. Stumm verständigte er sich mit Dorksteiger und Eden – seit Perry Rhodans Aufbruch mit der RA leiteten sie die Mission als Troika.

»Herumsitzen und warten führt zu nichts.« Das herbe Gesicht der Kommandantin zeigte Augenringe und wirkte älter als sonst. Die Müdigkeit war ihr anzusehen. Die Gegner waren kurz vor ihrem Schichtwechsel eingetroffen. »Wir zögern nur das Unvermeidliche hinaus.«

Atlan nickte.

Und nach dem Kampf? Was ist das Ziel des Manövers, Narr?

Das war eine gute Frage. Mit Glück würden Feyerlants Einheiten den Gegner zum Rückzug bewegen, bevor dieser mit Verstärkung zurückkehrte. Mit viel Glück verschaffte ihnen das eine Gelegenheit, das Bollwerk Magenta zu verlassen und ein neues Versteck zu finden. Es gab nichts zu gewinnen außer Zeit.

Aber das mochte der wertvollste Sieg sein, den sie derzeit erringen konnten.

Auch Dorksteiger stimmte zu.

Mirabelle Eden wartete beider Bestätigung ab, dann wandte sie sich dem Avatar zu. »Damar!«

Feyerlant hatte längst erfasst, was von ihm erwarteten wurde. Sein Lächeln verkrampfte, doch er öffnete die Arme. »Keine Angst! Wir unternehmen etwas gegen diese Vorwitztüten.«

»Wir«, das waren er und der Offizier Paas Calstein, der ihm auf der VORSICHTERBARMEN als militärischer Berater zur Seite stand. Feyerlant selbst hatte keinerlei Erfahrung mit der Leitung ganzer Raumflotten. Lediglich seine Paragabe machte ihn als Kommandant unentbehrlich.

Feyerlant nickte jemandem zu, der sich außerhalb des Erfassungsbereichs der Bildaufnahme befand und bei dem es sich nur um Calstein handeln konnte. Ein Gespräch entspann sich zwischen beiden. Vektorangaben und Koordinaten fielen.

Im Zentralholo entstand Bewegung. Schiffskennungen wirbelten durcheinander. Ein Kontingent der Blaugoldraumer – genau 30, wie ELCANO Atlan durch eine Einblendung wissen ließ – verließ die Bahn des Nicht-Kleinplaneten. Sie bewegten sich auf die panjasischen Schiffe zu.

Diese änderten den Kurs. Das Geschwader schwenkte um, stellte sich Feyerlants Speerspitze in den Weg.

Auf der MAGELLAN entlud sich die Anspannung in Geschäftigkeit. Mirabelle Eden löste Alarm aus. Warnmeldungen ergingen an alle Decks.

Die Galaktiker wappneten sich für den möglichen Kampf. Die Beibootkontrolle erteilte Einsatzbefehle. Madison Starblanket meldete von der AURA aus Einsatzbereitschaft. Der Posbi Dynsweiler, wie üblich fest in der Station des Piloten verbaut, befasste sich derweil mit einem Fluchtkurs. Persto, der Matten-Willy, umfloss ihn fürsorglich.

Atlan saß mit verschränkten Beinen auf der Besucherbank. Die Arbeit verrichteten andere, als Missionsleiter sah er lediglich zu. Als Aktivatorträger hatte er Geduld gelernt, doch die Untätigkeit bekam ihm nicht.

Schließlich nahm die Unruhe überhand. »ELCANO! Immersiver Modus!«, befahl er.

Die Bordpositronik bestätigte mit üblicher Bassstimme. Eine Holoblase stülpte sich um den Arkoniden. Um ihn wurde es finster. Nacheinander füllten grellweiße Punkte das Dunkel, wie Nadelstiche in schwarzem Papier – das waren die Sterne von Morschaztas. Weitab loderte Mutter Magenta. Die panjasischen Schiffe glitzerten wie Tropfen im rötlichen Licht.

Atlan sah sich vorankatapultiert, auf das vorderste der feindlichen Raumschiffe zu. Seine Perspektive war die eines der Blaugoldraumer. Über diesen »immersiven Modus« verfügten terranische Positroniken seit Jahrhunderten, doch war es eine selten genutzte Funktion. Strategen mochten es, den Überblick auf ein Schlachtgeschehen zu wahren, anstatt sich virtuell ins Getümmel zu begeben.

Illustration: Swen Papenbrock

Atlan jedoch wollte dabei und nicht nur anwesend sein, während Eden und Feyerlant seine Befehle weitergaben.

Scheinbar haltlos raste er durch das All. Strahlen lösten sich von irgendwo unterhalb seines Kinns, streiften den Schutzschirm eines Gegners, dann wechselte er abrupt den Kurs und schoss in weiter Parabel über das panjasische Schiff hinweg.

»Treffer. Keine Wirkung!« Atlans Kommentar war überflüssig, doch die Illusion ließ ihn mitfiebern. Das Schauspiel war aus Orterdaten hochgerechnet. Von der Realität unterschied es sich in der Größenordnung – alles wirkte näher, unmittelbarer, aufreibender.

»Sachte, Damar!« Edens Stimme drang durch den simulierten Sternenvorhang. »Wir wollen die Schlacht verhindern oder wenigstens hinauszögern. Versuch, sie von der MAGELLAN wegzulocken, aber provozier die Panjasen nicht!«

Feyerlant bejahte. Jenes Schiff, durch dessen Sensoren Atlan »sah«, reduzierte die Geschwindigkeit. Ein zweiter Schuss löste sich aus dem Geschütz des Blaugoldraumers. Energetisches Irrlichtern erhellte das All, als die Thermostrahlen den Schirm eines panjasischen Kreuzers touchierten.

Eine Schlacht konnte man es kaum nennen. Minutenlang versetzten beide Seiten einander Nadelstiche. Keine gewann die Oberhand – weil anscheinend niemand es wollte. Die Gegner erwiderten das Feuer seltsam halbherzig: Warnschüsse streiften »Atlans« Schirm, nicht einer war energiereich genug dosiert, um Schaden anzurichten. Schon drehte Feyerlants Raumer ab und Sterne tanzten vor dem Arkoniden. Schwindel befiel ihn – sein Gleichgewichtssinn behauptete, dass er stillstand, doch das lag im Widerstreit mit dem Hin- und Her, das seine Augen ihm vorgaukelten.

Das geht schief, Narr! kommentierte der Extrasinn. Die Panjasen spielen ebenso auf Zeit, wie ihr es tut. Vermutlich haben sie die Verstärkung bereits gerufen und warten nur noch auf ihr Eintreffen.

Atlan presste die Lippen aufeinander. Es gab Momente, da kam der Logiksektor ihm wie eine zeternde Geliebte vor. Wenigstens verzichtete er auf ein »ich hab's dir ja gleich gesagt!«

»Ich kümmere mich darum!«, sagte Feyerlant.

»Worum?« Atlan beendete den Immersionsmodus.

Nach einem knappen Blick auf das Infoband erkannte er, was der Mutant meinte: Die MAGELLAN und die in der Korona verborgenen Anqha-Schiffe erhielten Gesellschaft.

»Schön, dass du dich wieder zu uns gesellst«, stichelte Dorksteiger. »Du warst dabei, das Wichtigste zu verpassen.«

Im Zentralholo wies sie auf zwei panjasische Kreuzer, die sich vom Rest der Flotte abgesetzt hatten. Mehrere Blaugoldraumer verfolgten sie, verhinderten jedoch nicht, dass sie sich in einer kurzen Überlichtetappe absetzten. Nahezu im selben Moment rematerialisierten die Gegner knapp oberhalb der Sonnenatmosphäre und bezogen Position. Eine Armada aus Sonden ergoss sich aus geöffneten Schleusentoren.

Dorksteiger erhob sich und trat neben Yokom Endres, dessen Ortungsstation sich nur drei Schritte vor der Besucherbank befand. »Wer immer als Erstes auf die Idee kam, sich im Ortungsschutz einer Sonne zu verstecken, muss ein Genie gewesen sein.« Sie zog ein Bedienfeld zu sich und analysierte anhand der Sinkvektoren das Suchmuster der gegnerischen Sonden. In der Korona bildeten sie die Knoten eines weitmaschigen Netzes.

»Und der Hundertste?« Atlan folgte ihr, um ihre Handgriffe zu beobachten. Stillsitzen bekam ihm nicht.

Der Extrasinn ahnte die Antwort, bevor die Ator sie gab.

»Je nach Situation: tendenziell ein Idiot.« Sie verschob den Bildausschnitt und zeichnete mit dem Finger Manöver nach. »Das mit dem Ortungsschutz ist schön und gut, solang man nicht gesucht wird. Wenn ich aber weiß, dass mein Feind sich innerhalb eines bestimmten Sonnensystems verbirgt, ist die Korona der erste Ort, an dem ich nachsehe. Und genau das tun die Panjasen gerade.«

»Weil es so naheliegt, dass es beinahe ein Klischee ist.« Der Extrasinn versah Dorksteigers Bewegungen mit imaginären Linien. In Atlans Vorstellungskraft teilten sie das System in Sektoren. Immer mehr Gegner lösten sich aus dem Scharmützel und strebten Mutter Magenta entgegen.

Geradewegs zu auf das Versteck der MAGELLAN und der Blaugoldraumer.

Oshar Oriv seufzte. Der Ferrone hatte sich offenbar einen anderen Ausgang seines Plans erhofft.

Feyerlants Einheiten stellten das Ablenkungsmanöver ein und setzten zur Verfolgung an. Sie vernichteten ein gutes Dutzend der Sonden. Der Rest sank durch die Korona und verstärkte das Suchnetz. Dort konzentrierten sie sich auf ein Gebiet. Zwischen den Knoten klafften Tausende Kilometer große Lücken – dennoch drohte der MAGELLAN-Verband, in seine Fänge zu geraten.

»Woher wissen sie so genau, wo wir uns verstecken?« Mirabelle Eden saß auf dem Sitz der Kommandantin, die Hände zwischen den Knien gefaltet, den Oberkörper vorgebeugt. Ihre Haltung verriet Anspannung. »Die Korona von Mutter Magenta füllt ein gigantisches Volumen. Eine ungezielte Suche dürfte kaum ein so spezifisches Gebiet abdecken. Zufall?«

Dorksteiger zuckte mit den Schultern. »Die Panjasen verwenden ebenfalls Positroniken, Mirabelle. Sie werden die Bewegungen der Blaugoldraumer ausgewertet und ihre Schlüsse gezogen haben.«

Auch das hatte Atlans Logiksektor ihm bereits verraten. Ihre Entdeckung war nur noch eine Frage von Stunden.

Narr! Hättest du nur auf mich gehört!

Stumm verfluchte Atlan die Stimme in seinem Kopf. Verstecken war keine Option mehr. Zwar konnten sie sich tiefer in die Sonne zurückziehen, doch das verschaffte ihnen bestenfalls Stunden. Die Panjasen würden nicht lockerlassen.

»Vorschläge?«, rief er.

Die Sonden waren offenbar nicht für Extrembedingungen geschaffen. Nach Kurzem versagten nacheinander ihre Schutzschirme. Mutter Magenta zermalmte sie in ihrem Griff. Explosionen füllten das Plasmameer. ELCANO registrierte die Druckwellen, während sie sich konzentrisch in der Sonnenatmosphäre ausbreiteten. Die verbliebenen Sonden formierten sich um, schlossen jede auf diese Weise entstandene Lücke.

Feyerlant atmete auf. »Das Problem erledigt sich von selbst, wie es scheint.«

In vierundzwanzigtausend Kilometern Entfernung explodierte eine weitere Sonde, ihre Trümmer vergingen mit kurzem Aufglühen. Die Druckwelle rollte heran, verlief sich aber lange, bevor sie auf eines der Anqha-Schiffe traf.

»Freu dich nicht zu früh!«, bremste Dorksteiger. »Dahinter steckt Methode. Früher oder später wird eine der Wellen sich an der MAGELLAN oder einem der Anqha-Schiffe brechen. Die restlichen Sonden werden das registrieren. Dann sind wir entdeckt.«

»Wir brauchen Verstärkung«, sagte Oshar Oriv. »Und zwar schnell! Ich weiß, ich spreche nur das Offensichtliche aus.«

»Die Liste unserer Verbündeten ist allerdings kurz«, bemerkte Eden. »Und die paar, die wir haben, sind gerade anderswo in Morschaztas zugange.«

Atlan traf eine Entscheidung. »Dann rufen wir sie, bevor noch mehr Panjasen eintreffen.«

Er bat Yokom Endres, eine Verbindung zu Alschoran und der Mrynjade Trochod herzustellen. Endres tat, wie geheißen. Eine Kette aus Relaisstationen verschleierte die Endpunkte beider Hyperfunkstrecken.

Wenig später bauten sich zwei weitere Holoavatare neben dem Feyerlants auf. Der erste zeigte ein weißhäutiges Geschöpf mit trichterförmig vertieften Augen, das sich in ein Paar krallenbewehrter Flügel hüllte: Das war die Mrynjade Trochod.

Daneben stand ein Wesen, das einem Menschen vollkommen glich. Nur wer ihn kannte, wusste, dass er es in Wahrheit mit einem Asen zu tun hatte.