Pferdeschicksale - Anais C. Miller - E-Book

Pferdeschicksale E-Book

Anais C. Miller

4,8

Beschreibung

Folge mir, habe Vertrauen. Ich werde dich führen durch alle Dunkelheit deiner Zweifel. Und wenn du dich führen lässt, wirst du glänzen im hellen Schein. Dunkel wie die Nacht. Traurig wie der Regen. Treu wie der Regenbogen und hoffnungsvoll wie die Sonne, werde ich dich begleiten. In guten und schlechten Zeiten. Bleibe voller Hoffnung und Zuversicht, dann werden die guten überwiegen. Nur wer seinen Träumen folgt, wird Wunder erleben. Schon als Kind träumte ich davon, auf einem prächtigen Schimmel durch den Springparcours zu reiten. Es dauerte ein paar Jahre, bis sich dieser Traum erfüllte. Aber er verwirklichte sich anders, als erwartet. Hier erzähle ich noch einmal die Geschichte von Classic Star, dem Schimmel aus meinen Träumen. Der Traum, der zum Albtraum wurde. An Wunder glaubte ich nicht, bis Charisma in mein Leben kam. Die Stute, die sich das Bein brach. Die Geschichte von Nicky erzähle ich für Euch. Die Stute, die ihrer Besitzerin gerichtlich enteignet und dann Jahre später wieder zugesprochen wurde. In mein neues Buch "Nebelmond" dürft Ihr reinlesen. Von dem Fohlen, das auf dem Weg nach Italien im Schlachttransporter verunglückt. Den Rettern bietet sich ein Bild des Grauens vor Ort und sie beschließen, die Pferde an Ort und Stelle zu erschießen, um sie von ihren Qualen zu erlösen. Von dem Buch "Pferdeschicksale" wurden nur wenige Exemplare gedruckt und an liebe Freunde/Leser, von Anais C. Miller persönlich verschenkt oder übergeben. Für diejenigen, die es trotzdem gerne lesen möchten, wurde die e-book Variante erstellt. Ein ganz besonderes Buch, für besondere Menschen. Eine Danksagung an Menschen mit Herz! Menschen, die berührt werden möchten. Menschen, die Anteil genommen haben an den Schicksalen der Pferde Charisma und Classic Star. Das Buch gewährt zwischen den Geschichten einige private Einblicke in das Leben der Hobby-Autorin.

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Pferdeschicksale

Die PferdezüchterinCharisma oder Wunder gibt esCharisma Fortsetzung und Nicky, die wahre Geschichte & Classic StarClassic Star & Einblick in mein neues Buchprojekt NebelmondKleines NachwortImpressum

Die Pferdezüchterin

Wenn wir unseren Träumen folgen und ihnen vertrauen, werden wir Wunder erleben.

I don`t want a perfect life. I want a happy life!

Classic Star

„Charisma „ Wunder geschehen, ich habe es gesehen…

Lieber Leser,

mit diesem Buch bekommst Du ein ganz besonderes Exemplar. Eines, das es nur in einer kleinen Druckauflage geben wird. Ein Buch, das ein Geschenk sein soll, ein Buch, das ich persönlich an Menschen weiterreiche, die mir wichtig sind und mir am Herzen liegen. Menschen, denen ich eine Freude machen möchte. Menschen, die mir eine Freude gemacht haben. Menschen, die mir wichtig sind. Menschen, bei denen ich mich bedanken möchte!

Im Buch erzähle ich die Geschichten meiner beiden Pferde „Charisma“ & „Classic Star“. Beides Pferde, die mein Leben gekreuzt und mir ein Brandzeichen gesetzt haben. Auf eine mystische Art und Weise. Sie waren nicht irgendwelche Pferde, oder einfach nur ein Tier, NEIN! Sie waren vielmehr als nur das! Sie waren mir ein Freund, ein ziemlich guter Freund und sie haben mich etwas gelehrt in meinem Leben. Charisma lehrte mich, sie zu lieben, obwohl ich das anfänglich nicht wollte. Ich wollte dieses Pferd nicht akzeptieren und auch nicht respektieren in seiner Art. Charisma war wild und stur. Aber auch frei und ungezähmt, wie sie das Leben betrachtete. Classic Star lehrte mich, dass man immer an seine Träume glauben soll. Manchmal werden sie wahr, auch wenn es dauert. Ich träumte immer davon, mit einem schneeweißen Schimmel durch den Springparcours zu reiten. Classic Star war eben genau dieser eine Schimmel, der es mir angetan hatte und ich träumte von ihm! 4 Jahre lang, bis er dann endlich in meinem Leben einen Platz gefunden hatte…

Allerdings war mein Traum ein etwas anderer, als wie er sich mir zunächst offenbarte. Aber ich lernte, dass man das Beste aus den Dingen im Leben machen muss, wenn man glücklich sein möchte. Auch wenn du ganz unten anfangen musst und glaubst, dass es kein gutes Ende nehmen wird, wofür du kämpfst, du darfst die Hoffnung niemals aufgeben!

Glaube an das Gute!

Glaube an Dich!

Glaube an Deine Freunde, die Dir beistehen und Dir nahe sind!

Glaube an Wunder! Denn manchmal brauchen wir Menschen einfach eins!

Glaube an das Gute! Dann wirst Du Deinen Weg finden und egal wie viele Steine man Dir zwischen die Füße werfen wird, Du wirst eine Lösung finden. Und das Wichtigste, Du wirst glücklich dabei sein!

Nicht die großen Dinge sind das, was das Leben ausmacht, sondern die kleinen, die von Herzen kommen!

-Anais-

Bevor ich mit der Geschichte von Charisma beginne, möchteich von der Pferdezüchterin erzählen, die im Sterben lag undihren Sohn zu sich ans Bett rief…

Die Pferdezüchterin

Eine alte Pferdezüchterin lag im Sterben. Sie rief ihren einzigen Sohn, er war früh schon von zuhause fort und ein angesehener Jurist mit einer eigenen Kanzlei in der Stadt geworden, zu sich ans Sterbebett. „Mein geliebter Sohn", ich muss nun gehen in die Ewigkeit!" Sag, was wirst du mit meinen Pferden machen, was wird aus ihnen werden, wenn ich nicht mehr da bin?" Der Sohn war sich dem nahenden Tod seiner Mutter bewusst, aber in der Familie hatte man sich seit ewigen Zeiten die Ehrlichkeit geschworen und so nahm er die Hand seiner sterbenden Mutter und sagte mit tränenerstickter Stimme: „Mutter", ich werde sie verkaufen müssen, ich habe keine Ahnung von Pferdezucht und auch keine Zeit mich um sie zu kümmern!" Die sterbende Frau lächelte ihren Sohn voller Würde an und strich mit ihrem Finger seine Tränen fort. "Weine nicht für deine Ehrlichkeit mein Sohn", ich weiß, dass du keine andere Entscheidung treffen kannst!" Als deine Oma starb, hatte ich auch keine andere Wahl, als die Pferde zu verkaufen, wir waren hoch verschuldet, die Geschäfte liefen damals schlecht, dein Vater war schon schwer krank, ich war mir sicher, dass ich es mit dir als kleinem Kind und ohne fremde Hilfe nicht schaffen würde, uns und die Tiere über Wasser zu halten!" Deine Oma hat die Pferde geliebt, für sie gelebt, gekämpft und bis zum Tag ihres Todes unermüdlich für sie gearbeitet, nur um sie nicht zu verlieren. Dabei hat sie uns niemals vergessen mein Sohn, all die Liebe, die ihr die Pferde gegeben haben, hat sie an uns weitergegeben, all die Hoffnung, die sie brauchte, wenn ein Pferd krank war und sie die Felder mit ihnen nicht bewirtschaften konnte, hat sie uns gelehrt, mit Respekt und Achtung ist sie uns begegnet. Ich versprach ihr am Sterbebett, dass ich die Pferde und ihre Passion der Zucht fortführen würde. Ich brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass ich ihr die geliebten Pferde nehmen musste, für die sie ihr Leben gegeben hätte. Ich musste doch für dich und mich sorgen, mein Sohn! Aber ich konnte es nicht, ihr am Sterbebett die Wahrheit zu sagen!" In dem Moment wurden die Augen der Sterbenden feucht. „Was passierte dann Mama?" fragte der Sohn aufgebracht. „Als deine Oma beerdigt war, rief ich den Pferdehändler an, er solle die Pferde abholen!" „Ja!" Mama...was geschah dann? Die Sterbende griff ihren Sohn am Arm. „Ich hab ihnen in die Augen gesehen beim Verladen!" Ich blickte in ihre großen Augen...Hast du schon mal einem Pferd in die Augen gesehen? Wenn du einem Pferd ins Auge siehst mein Sohn, du blickst bis in den tiefsten Grund ihrer Seele! Und dort siehst du so vieles, das lässt dich nie wieder los! Sie ergriff den Arm ihres Sohnes fester und richtete ihren schwachen Körper mühsam auf. „Und dann", dann siehst du dich plötzlich selbst in ihren Augen, du spiegelst dich!" Ich konnte sie nicht fortgeben, die Pferde, der Blick von ihnen, er traf mich so tief in meinem Herzen...ich ließ sie alle wieder abladen!" Ich habe gekämpft, gehofft, gebetet, geschuftet und ich hab sie geliebt mein Sohn, genau wie ich dich geliebt habe!" Wir konnten uns in den Jahren nicht viel leisten, aber wir waren glücklich, erinnerst du dich an die vielen Fohlen, die unsere Herzen erfreut haben? Unsere Kutschpferde, die immer ihren Dienst treu verrichtet haben? Es waren Jahre voller Glück und Liebe mein Sohn! Mein Leben war geprägt durch Liebe, Respekt, Ehrlichkeit, Achtung und Freude!" Es war ein gutes Leben, ich gehe in Dankbarkeit und Frieden nach Hause! Der Sohn war zutiefst ergriffen. „Was soll ich tun Mutter?" schluchzte er. „Schau ihnen nicht in ihre Augen!" Du darfst ihnen nicht in die Augen sehen!" Das waren die letzten Worte der sterbenden Pferdezüchterin. Der Sohn weinte die ganze Nacht am Sterbebett seiner Mutter und hielt ihre Hand. In der frühen Morgenstunde bei dichtem Regen ging er schließlich in den Pferdestall. Er ging von Box zu Box und sah jedem einzelnen Pferd ins Auge. Die Pferde waren allesamt friedlich und ihr warmer Atem legte sich beruhigend auf die ausgestreckte Hand des Mannes, der sanft über ihre Nasen strich während er ihnen in die Augen sah. Er sah an diesem Tag so vieles, das er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Als er das Stalltor öffnete und sich sicher war, was er zu tun hatte, hatte sich der Himmel gelichtet und vor ihm lag ein herrlicher Sonnenaufgang...

Aus dem Hof seiner verstorbenen Mutter ist ein Gnadenhof errichtet worden für Tiere, deren Besitzer plötzlich verstorben waren. Die Investitionen die zuvor alle aus seiner eigenen Tasche finanziert werden mussten, wurden im Laufe der Jahre durch Spenden getragen. Heute ist es ein Ort der besonderen Zuflucht für geliebte Tiere, die nicht nur ihre verstorbenen Besitzer vieles gelehrt haben sondern auch ihre verbliebenen Angehörigen...

Ende

Charisma

Die wahre Geschichte

Glaubst Du, dass ein Pferd es aushalten kann, 200 Tage lang eingesperrt zu sein und es dazu unbeweglich ist?

200 Tage lang nur auf einer Stelle stehen zu müssen?

Dazu angebunden? Du sagst, das ist Tierquälerei? Ja, mag sein. Aber wir hatten nur zwei Optionen.

Entweder: Leben!

Oder: Tod!

Töten können, hätte ich Charisma jederzeit. Heute, morgen, übermorgen, nächste Woche, nächsten Monat…!

Wir haben das Unmögliche versucht. Und wir erlebten ein Wunder!

Ich weiß nicht, ob ich das heute noch einmal so machen würde. Ob ich denselben Weg ginge…!

Aber eines weiß ich, jedes Lebewesen hat ein Recht auf Leben! Und wenn wir die Möglichkeit haben, Leben zu retten, dann sollten wir es tun! Denn die Geschichte von Charisma hat gezeigt, wie sehr dieses Pferd leben wollte…! Charisma

Anais C. Miller

Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass eine Sache gut ausgeht. Hoffnung ist die Überzeugung, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht!

Liebe Leser,

Das Bild zeigt "Charisma" und mich. Die Geschichte, die ich Euch erzählen möchte, beruht auf wahren Tatsachen. Für alle Beteiligten, die jemals mit diesem Pferd zu tun gehabt haben, ist die Stute ein Wunder. Trotz einer komplizierten Trümmerbruchfraktur ihres Ellenbogens, kämpfte sich Charisma zurück ins Leben. Ich bin sehr dankbar, dass ich Charisma kennenlernen durfte und ich freue mich, dass auch Ihr die Geschichte von Charisma erfahren möchtet…Die Geschichte eines Pferdes, die einfach wunderbar und unglaublich ist! Für Charisma: Es hätte mir das Herz gebrochen, dich töten zu müssen! Es hat mir das Herz gebrochen, dich so leiden sehen zu müssen. Es brach mir das Herz, dir nicht anders helfen zu können, außer dir die Freiheit für 7 Monate zu nehmen. Es tat mir im Herzen sehr weh, dich entgegen des Tierschutzgesetzes 7 Monate lang einzusperren! Es hat mir das Herz zerrissen, nicht zu wissen, ob meine Entscheidung die richtige gewesen ist.

Heute 4 Jahre später, weiß ich, dass wir beide alles richtig gemacht haben. Mein Herz ist wieder frei und glücklich. Genau wie deins. Wir haben uns beide geheilt und gerettet. Gegenseitig. Ich habe dich sehr lieb und werde dich niemals vergessen Danke, dass du in mein Leben gekommen bist.

-Anais-

Leserkommentar: Ich durfte die die Geschichte Probe lesen und sie hat mich sehr berührt. Eben weil sie authentisch und real erlebt worden ist. Anais C. Millers Schreibstil empfinde ich als „gewöhnungsbedürftig" aber er gefällt mir sehr gut. Präzise, spannend und auf den Punkt gebracht. Kein Geschwafel.

(Susanne Schulte, Eslohe Sauerland)

Charisma oder Wunder gibt es

Charisma

... oder Wunder gibt es

Vor 4 Jahren begegnete ich einem Pferd...

Nein, ich möchte sagen, ich durfte einem Pferd begegnen. Heute weiß ich, dass diese Begegnung ein Geschenk war. Vielleicht ein Geschenk des Himmels oder aber eine Lektion meines Lebens. Charisma, ihr Name ist für mich von großer Bedeutung. Ein Pferd mit einem Herz, das so riesig ist, dass die halbe Welt dort Platz nehmen könnte. Und wir müssen ihr gut zuhören, denn sie hat uns so viel zu erzählen, diese Stute! Vor allem mir hat sie Dinge "erzählt" und "gezeigt", dass ich heute noch, vier Jahre später, weinen muss, wenn ich mich voller Ehrfurcht und Respekt an Charisma erinnere!

Vor vier Jahren also wollte ich noch einmal im Springsport durchstarten. Bedingt einer langen Krankheit zufolge, hatte ich meinen geliebten Sport, das Springreiten, eine Zeit lang auf Eis legen müssen. Mir war klar, ich brauchte für ein Comeback ein gutes Pferd, ein sicheres vor allem. Ein Pferd, das mich zu Anfang wieder unterstützen und mir den Einstieg in den Sport erleichtern würde.

Ich entschied mich zum Kauf von "Charisma". Eine damals 14 Jahre alte Hannoveraner Stute mit guter Abstammung und einigen Sporterfolgen. Nun muss ich gestehen, ich kaufte viele Pferde in meinem Leben "blind". Blind bedeutet, spontan, ohne sie vorher auszuprobieren. Vor allem, wenn sie von meinem Wohnort viele Kilometer weit entfernt standen.

Oftmals entschied ich mich für ein Pferd spontan anhand einer Internet oder Verkaufsanzeige und gab gleich telefonisch den Zuschlag. "Intuition“ nenne ich solch ein tiefes Gefühl. So ist war es damals auch mit Charisma.

Die Besitzerin brachte die Stute nach meinem „Blindkauf“ mit dem Anhänger direkt bis zu mir nach Hause.

Sofort war ich fasziniert von der schwarzbraunen Stute.

Gleich, als ich sie das erste Mal sah. Ihre Schönheit hatte es mir direkt angetan. Sie war so unglaublich hübsch! Ein Blick in ihre wundervollen Augen und es war um ihren Betrachter geschehen. Sanft war er, ihr Blick, das Fell glänzend wie Seide.

Der Charakter ehrlich und liebevoll. Das sah ich in ihren großen, klaren Augen.

Nach einigen Tagen der Eingewöhnungszeit und den ersten "Reitrunden" mit Charisma kam bei mir jedoch schnell die totale Ernüchterung. Charisma war ein unheimlich starkes Pferd! Sie zu reiten, glich auf einem Feuerstuhl sitzend, bei dem Bremse und Lenkung nicht funktionierten. Vom Sattel aus fühlte es sich an, als hätte man die Zügel in eine Betonwand verschnallt. Eigentlich bin ich eine Reiterin mit feinen Hilfengebungen, aber bei Charisma hätte ich eine Profiausbildung im Bodybuilding gebraucht, um sie regulieren zu können. Ging ich mit Charisma ausreiten, verließen mich oftmals die körperlichen Kräfte und mir blieb die Luft weg. Einmal landeten wir im gestreckten Galopp direkt in Nachbars Garten, weil ich die Stute nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Mit einer geschickten Lenkung vor dessen Garagentor, brachte ich das Pferd in letzter Sekunde zum Stehen. Mit Charisma hatte ich mich völlig verkauft! An einigen Tagen verfluchte ich die Stute gedanklich regelrecht. Charismas Energie konnte ich nicht bändigen.

Entsetzt über Charismas Verhalten, rief ich ihre alte Besitzerin an und bat sie, Charisma zurückzunehmen.

Eigentlich hatte ich sie regelrecht angefleht, Charisma wieder abzuholen. Das junge Mädchen befand sich bereits im Studium und es war ihr somit nicht mehr möglich, Charisma zurückzunehmen. Damals war ich sehr traurig, dass ein Pferd in meinem Stall stand, das so gar nicht mit mir harmonieren wollte. Leider blieb mir nichts anderes übrig, als es so hinzunehmen.

Notgedrungen meldete ich mit Charisma zu einem Turnier an. Dafür hatte ich mir die Stute immerhin angeschafft. Dachte mir, entweder es würde funktionieren, oder ich brach mir wahrscheinlich das Genick. Mit Schrecken überlegte ich, wie ich Charisma um die Kurven im Parcours lenken sollte. Ihre Lenkung funktionierte nicht und in meinen Augen schien diese ständig "Außer Betrieb" und defekt zu sein. Eine Servolenkung gab es bei Charisma anscheinend nicht.

Zumindest fand ich keine dazugehörigen Knöpfe, die man vielleicht bei dem Pferd hätte drücken müssen.

Meine Selbstironie betrachtete ich eher schmerzlich als humorvoll. Unsere Prüfung klappte trotz all meiner Zweifel und nächtlichem Albtraum erstaunlich gut!

Wir belegten auf Anhieb den dritten Platz in einem Springen.

Jedoch fühlte ich mich todunglücklich auf diesem Pferd.

Wirklich. Kräfte mäßig war das Reiten mit Charisma absolut kein Vergnügen und auch "Spaß am Reiten", ging für mich irgendwie anders. So gern hätte ich die Stute am liebsten gleich wieder verkauft.

Allerdings, kaufen würde Charisma freiwillig niemand, dessen war ich mir sicher. Hätte ich Charisma vorher Probe geritten, vor meinem Kauf, sie also getestet und ausprobiert, ich hätte diese Stute im Leben nicht gekauft!

Ein Pferd, auf dem dir als Reiter die Arme abfallen und du keine Kontrolle über das Tier hast!? Wer kauft solch ein Pferd? Niemand! Mein Gott, wie oft fluchte ich über Charisma. Dabei war sie wunderschön anzusehen. Wenn sie auf der Koppel stand und ich ihr beim Grasen zusah.

Eigentlich ein Traumpferd. Vom Pferderücken aus betrachtet, handelte es sich bei Charisma um meinen persönlichen Albtraum. Charisma kaufte ich damals im März und ritt gleich Anfang Mai das erste Turnier mit ihr. Mitte Mai plante ich ein weiteres Turnier mit der "verrückten" Stute. Mit Schrecken und Magengrummeln dachte ich an das Turnier mit Charisma. Zu diesem Turnier kam es nicht mehr… Ein lauter Knall!!

In dem Moment ahnte ich sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Eines der Pferde auf der Weide hatte sehr wahrscheinlich ein anderes getreten. Dieses Geräusch sitzt heute noch in meinen Ohren. Wenn Knochen "zerschlagen" werden und brechen. Mir wird schlecht, wenn ich mich heute an diesen albtraumhaften Augenblick von damals erinnere. Zu dem Zeitpunkt, als das Unglück geschah, befand ich mich in den Pferdeboxen unterhalb der Weiden und konnte nicht gleich sehen, was passiert war. Damals hörte ich nur den entsetzlichen Knall. Ich lief zur Koppel. Ich rannte.

Schneller und schneller. Voller Angst! Mein Herz schlug mir bis zum Halse. Panik stieg in mir auf. Schreckliches vermutete ich. Genau das war geschehen! Charisma stand nur noch auf drei Beinen! Oh mein Gott, bitte Nein! Die Stute zitterte am ganzen Körper, ihre Augen waren entsetzlich weit aufgerissen. Blanke Angst und pure Panik erkannte ich in ihnen! Klatschnass geschwitzt war Charisma und nervlich völlig aufgelöst. So gut es mir gelang, versuchte ich das Pferd zu beruhigen und führte es zu den Stallungen. Diese erreichte Charisma nur noch mühsam und humpelnd auf drei Beinen. Tränen schossen mir in die Augen beim Anblick des verstörten Pferdes.

Der herbeigerufene Tierarzt vermutete genau wie ich, eine Fraktur! Leider konnte er damals vor Ort keine direkte Diagnose mitteilen, er musste zunächst in die Praxis fahren, um die Röntgenbilder auszuwerten. Dieses Warten damals und meine Schuldgefühle gegenüber dem Pferd, waren für mich kaum zu ertragen. An dem schrecklichen Unfall traf mich keine Schuld, natürlich nicht, aber wie sehr hatte ich zuvor über Charisma geschimpft? Wie sehr hatte ich Charisma verflucht, weil sie nicht das Ideal war, das ich mir so sehr gewünscht hatte. Wie selbstsüchtig von mir, ein Lebewesen zu verurteilen, nur weil es nicht meinen Vorstellungen entsprach. In den drei Stunden des Wartens auf die Ergebnisse der Röntgenbilder, fühlte ich mich so schlecht, wie selten zuvor in meinem Leben. Niemals spürte ich derartige Schmerzen in meinem Herzen. Ach Gott, ich wünschte mir, ich hätte alles rückgängig machen können.

Zu spät! Der Tierarzt stellte die Diagnose: "Trümmerfraktur im Ellenbogen.“ Das war eine harte Strafe für mich! Ein tiefer Schlag.

Unheimlich schmerzhaft traf er mich mitten ins Herz.

Damals empfand ich das Schicksal des Pferdes wahrhaftig als eine Strafe für mein Fehlverhalten und meiner daraus resultierenden Lieblosigkeit gegenüber Charisma. Ein wehrloses Tier, das auf mich, meine Reaktionen und mein Verhalten gegenüber seiner eigenen Seele angewiesen war. Dessen Unterlegenheit hatte ich gedanklich missbraucht. Benutzt hatte ich die Hilflosigkeit eines Tieres mit meinen gemeinen Gedanken ihm gegenüber. Charisma war mir im Grunde genommen hilflos ausgeliefert. Wenn wir es einmal ehrlich betrachten, jedes Tier ist seinem Besitzer hilflos ausgeliefert. Der Mensch hat Sorge zu tragen, dass er gewissenhaft mit dem Leben des von ihm angenommenen Tieres umgeht.

Jedenfalls...Unverzeihlich war mein Benehmen gegenüber dem Tier! Ein wertvolles Pferd entsprach nicht meinen Wünschen und ich lehnte es auf Grund dessen ab. Charisma war für mich nicht liebenswürdig, weil ich ihrem Temperament nicht gewachsen war. An mir hätte ich arbeiten müssen, nicht das Pferd für seine Charaktereigenschaften verurteilen sollen! Charisma hätte ich einfach so akzeptieren müssen, wie sie war.

Vielleicht wären wir doch noch ein gutes Team zusammen geworden! Wenn ich ihr und mir einfach die Zeit gegeben hätte. Die Zeit, um zueinander zu finden und gemeinsam miteinander zu harmonieren.

Nun blieb mir gar nichts mehr von dem Pferd. Ein Pferd mit einer Trümmerfraktur stand in meinem Stall. Die Dramatik in der Bedeutung "Beinbruch eines Pferdes" kannte ich genau.

Ich wusste, dass es keine Chance gab. Dass es das Ende bedeutete. Endgültig. Aus und vorbei! Charisma konnte ich nur noch zum Schlachter bringen! So kam es dann auch… Der Tierarzt fällte gnadenlos sein Todesurteil über das Leben des Pferdes. Mir blieb nur noch die Wahl: Entweder Einschläfern oder Bolzenschuss!

Eine kostspielige Operation kam nicht in Frage. Beim Aufstehen des Pferdes aus der Narkose wäre die Fraktur wahrscheinlich erneut gebrochen. Der Tierarzt informierte mich hinreichend über unsere ausweglose Situation. Somit entschied ich mich für den Bolzenschuss. Schnell beenden wollte ich es. Charisma sollte nicht noch lange leiden müssen. Dazu musste ich Charisma allerdings in den Hänger verladen und in den Nachbarort fahren. Der Termin mit dem Schlachter dort war bereits ausgemacht. Welch ein Horror! Der schlimmste Albtraum wurde meine Realität. Mein eigenes Pferd töten zu müssen...! Für jeden Pferdebesitzer das nackte Grauen. Entsetzen und Fassungslosigkeit überfielen mich wie ein ganz schlimmer Albtraum.

Ich persönlich konnte das nicht übers Herz bringen, Charisma töten zu lassen. Niemals hätte ich Charisma herzlos in den Hänger aufladen und zum Schlachter fahren können. Neben ihr stehenbleiben, bis der Schuss fiel und sie tot umgefallen wäre?! Nein! Unmöglich!

Auch wenn Charisma nicht meine große Pferdeliebe war, sie war mein Pferd und mein Pferd konnte ich nicht zum Töten fortbringen. Das Einschläfern kam aufgrund meiner kleinen Tochter damals für mich überhaupt nicht in Frage und war somit keine Alternative zum erlösenden Bolzenschuss. Den Anblick eines toten Pferdes auf unserem Hof, den wollte ich ihr ersparen. Mir natürlich auch. Ebenso hätte es mir das Herz zerrissen, erleben zu müssen, wie der Tierarzt Charisma bei uns zuhause einschläferte. Mit ansehen zu müssen, wie ein LKW mit dem großen Kran kurz darauf auf unseren Hof gekommen wäre, den Gedanken fand ich ebenfalls schrecklich. Wenn dieser den leblosen Körper Charismas zum Abtransport in die „Seifenverarbeitungsfabrik“ oder wohin auch immer gebracht hätte?! Ein genauso schrecklicher Gedanke. Unvorstellbar! Wohin mit dem Pferd? Noch schlimmer fand ich den Gedanken, mein Pferd zu Hundefutter verarbeiten zu lassen. Aus meinen Kindheitserlebnissen erinnerte ich mich an den Pferdeschlächter in unserem Ort. Herzlos schnitt er den Pferden im wahrsten Sinne des Wortes einfach die Hälse durch und ließ sie ausbluten. Direkt auf der Koppel, wenn es sein musste. Bei einem der Pferde, die er im wahrsten Sinne des Wortes "geschächtet" hatte, war ich vor über 30 Jahren als Kind Zeuge. Die grauenvollen Bilder hatte ich nie wieder vergessen.

Eine Freundin erklärte sich bereit, die Horroraufgabe, Charisma „zu beseitigen“, für mich zu übernehmen. Sie erklärte sich bereit, den Anhänger mitsamt Charisma zum Schlachter zu fahren und so lange bei Charisma zu bleiben, bis diese erlöst war. Erleichtert atmete ich auf, dass mir jemand die grauenvolle Aufgabe abnehmen wollte. Wir saßen in der Küche und tranken zunächst Kaffee, plauderten und versuchten uns abzulenken. Wie makaber, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Wir machten beide gute Miene zum bösen Spiel. Wie absurd.

Als es dann soweit war und wir Charisma verladen wollten, traf meine Freundin das erste Mal auf die Stute.

Nie zuvor waren sich die beiden begegnet. Sie blickte Charisma in die Augen. Betrachtete die Vorderbeine des Pferdes, strich Charisma über den Kopf und sagte zu mir: „Dieses Pferd fahre ich nicht weg! Die Stute will leben, siehst du das nicht in ihren Augen? Siehst du es nicht, das Leben in diesem Pferd? Wenn du Charisma schlachten möchtest, erledige das bitte selber! Dieses Pferd töten, das kann ich nicht! Erwartet habe ich vor mir ein Pferd, das leidet, das erlöst werden möchte, weil es Schmerzen hat. Ein Pferd, das den Kopf hängen lässt vor Schmerzen. Vor mir steht ein Pferd mit klaren Augen und es macht mir nicht den Eindruck, als ob es sterben möchte!" Meine Freundin reichte mir kopfschüttelnd das Halfter und den Führ-Strick. Für einen Moment traf mich Sprachlosigkeit und völlige Verwirrung. Wie bitte?

Machte sie Spaß? Wollte sie Zeit gewinnen? Mich trösten? Das konnte kein Trost sein. Charismas Bein war hinüber. Der Knochen war in zig Einzelteile zerlegt worden. Das Röntgenbild sprach eine deutliche Sprache.