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Weniger Bürokratie bei der Pflegedokumentation! Das verspricht das Strukturmodell – und hält dieses Versprechen auch ein. Schon mehr als ein Drittel aller ambulanten und stationären Pflegeunternehmen in Deutschland haben bereits umgestellt. Doch das Strukturmodell will gelernt sein. Es ist kein neuer Formularsatz, sondern ein neues Konzept, stützt sich auf pflegewissenschaftliche Überlegungen und integriert verschiedene pflegetheoretische Ansätze. Dieses Buch zeigt die praktische Umsetzung des Strukturmodells: Die vier Elemente werden praxisnah und leicht verständlich erklärt. Viele Fallbeispiele demonstrieren anschaulich, wie sich zeitsparend arbeiten lässt. Wer das Strukturmodell anwendet, kann im Übrigen dem 1. Januar 2017 gelassen entgegen blicken: Das Strukturmodell orientiert sich bereits am Neuen Begutachtungsassessment, das dann verpflichtend eingeführt wird. Auf den Punkt gebracht: Das Strukturmodell – das dreifache Plus: weniger Bürokratie, mehr Zeit für die Pflege die ideale Vorbereitung aufs NBA motiviertere Mitarbeiter, zufriedenere Klienten
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Hermann-Josef Ahmann | Manuela Ahmann Anette Pelzer
Praxisratgeber:das Strukturmodell für die Pflegedokumentation
Weniger BürokratieMehr Zeit für die direkte Pflege gewinnen
schlütersche
Manuela Ahmann ist freiberufliche Dozentin für Medizin und Pflege, interne Auditorin und Qualitätsbeauftragte in Einrichtungen des Gesundheitswesen (LGA Intercert) und offizielle Multiplikatorin SIS.
Hermann-Josef Ahmann ist Diplom-Ökonom, freiberuflicher Dozent für Management und Pflege-Management und offizieller Multiplikator SIS.
Anette Pelzer ist Inhaberin eines ambulanten Pflegedienstes, interne Auditorin, NLP-Practitioner sowie Fachtrainerin für Business & Consulting und soziales Coaching, Verhaltenstherapie und Persönlichkeitsentwicklung (Quid agis)
»Entweder kriegen wir es jetzt hin oder wir hören auf, über die Bürokratie der Dokumentation zu schimpfen!«
KARL-JOSEF LAUMANN, BEAUFTRAGTER DER BUNDESREGIERUNG FÜR DIE BELANGE DER PATIENTEN UND PATIENTINNEN SOWIE BEVOLLMÄCHTIGTER FÜR PFLEGE, IM SOMMER 2014
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-89993-368-0 (Print)
ISBN 978-3-8426-8798-1 (PDF)
ISBN 978-3-8426-8799-8 (EPUB)
© 2016 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
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Reihengestaltung:
Groothuis, Lohfert, Consorten, Hamburg
Umschlaggestaltung:
Kerker + Baum, Büro für Gestaltung GbR, Hannover
Titelfoto:
© theseamuss – fotolia.com
Vorwort
Einführung
1Die entbürokratisierte Pflegedokumentation durch das Strukturmodell
1.1Die Handlungsanleitung zur Anwendung und Umsetzung der entbürokratisierten Pflegedokumentation
1.2Die Implementierungsstrategie (IMPS)
1.3Allgemeine und zentrale Aussagen zum Strukturmodell
1.4Neuerungen aus fachlicher Sicht
2Die Anwendung des Strukturmodells – die vier Elemente
2.1Die Strukturierte Informationssammlung SIS
2.1.1Die SIS zu Beginn des Versorgungsauftrages – Erstbesuch/Neuaufnahme
2.1.2Die SIS im Verlauf des Versorgungsauftrags – Evaluation des Pflegeprozesses
2.1.3Aufbau und Hinweise für die Praxis
2.2Die individuelle Maßnahmenplanung
2.2.1Varianten der Maßnahmenplanung
2.2.2Strukturierungselemente der Maßnahmenplanung
2.2.3Leistungsnachweise
2.3Das Berichteblatt
2.4Die Evaluation
3Fallbeispiele aus der stationären Pflege
3.1Fall 1 – Frau Sieg und die Angst vor dem Alleinsein
3.1.1Zusammenfassung und Eckdaten
3.1.2B-Frage
3.1.3Die Themenfelder
3.1.4Maßnahmenplanung nach Themenfeldorientierung
3.2Fall 2 – Herr Ernst und die Suche nach einem guten Zuhause
3.2.1Zusammenfassung und Eckdaten
3.2.2B-Frage
3.2.3Die Themenfelder
3.3Fall 3 – Frau Pelz und der Wunsch nach Selbstständigkeit
3.3.1Zusammenfassung und Eckdaten
3.3.2B-Frage
3.3.3Die Themenfelder
3.3.4Maßnahmenplanung nach der Tagesstruktur rational
4Fallbeispiele aus der ambulanten Pflege
4.1Fall 1 – Erst- und Folgegespräch mit Fokus auf das Berichteblatt
4.1.1Zusammenfassung und Eckdaten
4.1.2B-Frage
4.1.3Die Themenfelder
4.1.4Maßnahmenplanung anhand der Leistungskomplexe
4.1.5Folgegespräch
4.2Fall 2 – Fokussierung auf die Kernaussagen im B-Feld
4.2.1Zusammenfassung und Eckdaten
4.2.2B-Frage
4.2.3Die Themenfelder
4.2.4Maßnahmenplanung
4.3Fall 3 – Originalton des Pflegebedürftigen im B-Feld
4.3.1Zusammenfassung und Eckdaten
4.3.2B-Frage
4.3.3Die Themenfelder
4.3.4Maßnahmenplanung
5SIS bei Neuaufnahmen
5.1Der Einsatz der SIS
5.1.1Die Prinzipien der praktischen Anwendung
5.1.2Variation Nr. 1: Bei Anruf Beratung
5.1.3Variation Nr. 2: Am Anfang steht das Erstgesprächs-protokoll
5.1.4Die nächsten Schritte
5.2Die Themenfelder – Tipps für den Alltag
6Die SIS bei der Dokumentation im Verlauf der Pflege und Betreuung
6.1Neue Aufgaben fürs Qualitätsmanagement
6.2Pflegestandards
6.2.1Der Begriff »Pflegestandard«
6.2.2Arten von Pflegestandards
6.2.3Komprimierte Pflegestandards für den ambulanten Dienst
6.2.4Komprimierte Pflegestandards für stationäre Einrichtungen
6.3Fallbesprechungen
7Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, das NBA und die Verknüpfung zur Entbürokratisierten Pflegedokumentation/dem Strukturmodell
7.1Vom Pflegebedürftigkeitsbegriff zum Neuen Begutachtungsassessement (NBA)
7.2Das Neue Begutachtungsassessment (NBA)
7.3Verknüpfung von entbürokratisierter Pflegedokumentation und NBA
8Unterschiede zwischen ambulanter und stationärer SIS
9MDS & MDK, Qualitätsprüfung, NBA & SIS – ein erfolgreicher Dreiklang
9.1MDS & MDK und die SIS
9.2MDS & MDK und das NBA
10Juristische Aspekte – Die »Kasseler Erklärungen«
10.1Trennung von »Grund-« und »Behandlungspflege«
Schlusswort
Literatur
Register
Seit langem ist die Pflege durch die ausufernde Dokumentation überlastet. Den Mitarbeitern der Pflege ist durchaus bewusst, dass relevante Daten zu dokumentieren sind und die Verschriftlichung des Pflegeprozesses eine Selbstverständlichkeit darstellt.
Was sich aber in den letzten zehn Jahren in Sachen Pflegedokumentation entwickelt hat, kann nur noch als »Schreckensgebilde« bezeichnet werden. Viel zu oft entsteht der Eindruck, angstgetrieben »nur noch für den MDK und die Prüfbehörden« dokumentieren zu müssen. Lieber eine Eintragung, ein Assessment und ein Protokoll mehr als eines zu wenig. Gilt doch die Devise: Was nicht dokumentiert wurde, wurde auch nicht erbracht!
Umso begrüßenswerter war der Vorstoß des Bundesministeriums für Gesundheit: Unter Federführung des Pflegebeauftragten der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann, und dem Projektbüro »Ein-STEP1« startete das Mammutprojekt »Entbürokratisierung der Pflegedokumentation«.
Zurück auf ein akzeptables Maß
Mit der Entwicklung des Strukturmodells (nach Elisabeth Beikirch & Martina Roes) mit der »Strukturierten Informationssammlung (SIS)« wird der Aufwand für die Pflegedokumentation wieder auf das notwendige Maß zurückgeführt.
Mithilfe einer bundesweit angelegten Implementierungsstrategie werden die Pflegeeinrichtungen in der ambulanten und der stationären Langzeitpflege derzeit wissenschaftlich bei der Umsetzung unterstützt. Alle sind eingeladen, sich aktiv zu beteiligen. Und mehr als 8 000 Einrichtungen sind der Einladung bislang gefolgt.
Wir, die Autoren dieses Praxisratgebers, sind erfahrene Praktiker und vom Projektbüro »Ein-STEP« geschulte Multiplikatoren. Bislang haben wir in über 30 Schulungen fast 500 Vertreter von Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten im Umgang mit dem Strukturmodell und der SIS geschult und in Reflexionsterminen begleitet.
Dabei hat sich herausgestellt, dass bei der Einführung des Strukturmodells in den Pflegeunternehmen zwar eine grundsätzliche Begeisterung bei den Mitarbeitern zu erkennen ist, sich aber auch ein großer Schulungs- und Übungsbedarf herauskristallisiert hat.
Es war ein langer Weg zur heutigen überbordenden Dokumentation und es wird ein langer steiniger Weg zurück zu einer Dokumentation für den Pflegebedürftigen, die dennoch allen Ansprüchen genügt!
Alles rechtens!
Das Strukturmodell ist ein fachliches Steuerungsinstrument. Es ist mit den Gesetzen, Verträgen und Qualitätsinhalten abgestimmt und wird vom MDK im Rahmen der Qualitätsprüfung akzeptiert.
Gefragt ist hier besonders die Rückbesinnung der Pflegefachkräfte auf ihre fachliche Kompetenz und ihre pflegefachlichen Entscheidungsspielräume. Beides ging in den letzten Jahren teilweise verloren.
Auch als geschulte Multiplikatoren lernen wir ständig dazu. Auch wir befinden uns in einer Phase, in der ein Stück Geschichte der Pflege neu geschrieben wird, geprägt auch durch die Pflegestärkungsgesetze I und II, der neuen Definition der Pflegebedürftigkeitsbegriffs sowie der damit verbundenen Einführung des neuen Begutachtungsassessments (NBA).
Mit diesem Praxisratgeber geben wir Ihnen, den Pflegefachkräften, Unterstützung, Hilfe und Anregungen bei der Umsetzung des Strukturmodells.
Hinweis
Die nachfolgenden Ausführungen entsprechen dem Kenntnisstand vom Februar 2016.
_______________
1 Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
Der Dokumentationsaufwand, insbesondere im stationären und ambulanten Langzeitpflegealltag, hat sich seit 2005 teilweise verdoppelt und verdreifacht. Aus Unsicherheit und Angst vor Prüfinstanzen entstand eine überbordende Dokumentation. Die Folge sind weniger Zeit für die Pflegebedürftigen und weniger Berufszufriedenheit der Mitarbeiter. Hinzu kam: Der Dokumentationsaufwand verschlang pro Jahr 2,7 Mrd. Euro. So errechnete es das Bundesamt für Statistik.2
Die Befreiung von unnötigem Dokumentationsaufwand im Pflegealltag ist also absolut wichtig: ohne haftungsrechtliche Risiken, ohne Qualitätsverschlechterung – aber mit mehr Zeit für die Pflegebedürftigen, besserer Pflegequalität und höherer Berufszufriedenheit.
Seit rund zehn Jahren gibt es Versuche und Initiativen auf Bundes- und Länderebene, um die Pflegedokumentation praxistauglich und effektiv zu verschlanken. Im Juli 2013 legte Elisabeth Beikirch, die damalige Ombudsfrau zur Entbürokratisierung der Pflege (OBF) im Bundesgesundheitsministeriums (BMG), dringend nötige Empfehlungen zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation vor – gemäß dem Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).
Diese Empfehlungen für ein Strukturmodell der Pflegedokumentation entstanden auf der Grundlage vielfältiger Beratungen mit Experten aus Fachpraxis und Fachwissenschaften, Prüfinstanzen auf Bundes- und Landesebene sowie haftungs- und sozialrechtlicher Expertise.
Das Ziel: Bislang verwendete Dokumentationsmodelle, allen voran die Strukturierungshilfe »Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens« (AEDL), durch eine »Strukturierte Informationssammlung« (SIS) abzulösen.
Im April 2014 lag der Abschlussbericht zum ersten großen Praxistest des Projektes3 vor. Staatssekretär Karl-Josef Laumann beauftragte im Anschluss die IGES Institut GmbH, gemeinsam mit Elisabeth Beikirch, ein Projektbüro einzurichten, um bei der flächendeckenden Umsetzung des Projekts »Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation« zu helfen. Im Januar 2015 nahm das Projektbüro Ein-STEP seine Arbeit auf. Die Grundlage ist dabei eine Implementierungsstrategie (IMPS).4
Alle Zeichen stehen auf Grün
Mit der Arbeitsaufnahme des Projektbüros hat das größte Entbürokratisierungsprojekt in der Geschichte der Pflegeversicherung begonnen. Der Auftrag: ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen bei der Umsetzung des neuen Strukturmodells für die Pflegedokumentation zu unterstützen.
Die zentralen Schulungen erfolgen durch von den Verbänden benannte Multiplikatoren und durch das Projektbüro benannte Regionalkoordinatoren. Die Schulungsmaterialien werden zentral vom Projektbüro bereitgestellt. Sie sind unmittelbar verbindlich für alle Multiplikatoren, Verbände und beteiligten Einrichtungen. Darin enthaltene sogenannte »Core Elements« dürfen im Rahmen der Implementierungsstrategie (IMPS) nicht verändert werden. Vorschläge zur Änderung einzelner Vorgaben werden im Rahmen der IMPS an das Projektbüro zur Bündelung und konzeptionellen Bearbeitung weitergeleitet.
Die geplante zweijährige Förderung der Implementierungsstrategie zur Einführung der SIS war verbunden mit der Erwartung, dass sich bundesweit mindestens 25 Prozent aller ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen beteiligen. Dieses Ziel war bereits zur Jahresmitte 2015 erreicht.
Entbürokratisierung? Viele machen mit
Am 2.2.2016 waren etwa 4 100 ambulante Pflegedienste und etwa 4 300 stationäre Einrichtungen beim Projektbüro angemeldet. Damit beteiligen sich bereits fast 33 Prozent der 12 300 Pflegedienste und mehr als 35 Prozent der 12 400 Pflegeheime am Projekt.*
*hhtps://www.ein-step.de/pflegeeinrichtungen/registrierungsstand
Alle Einrichtungen und Dienste, die sich am Projekt beteiligten, nehmen an der Implementierungsstrategie mit gesteuerten und begleitetem Prozess, einschließlich einer Evaluation mit Unterstützungs- und Begleitungsstrukturen (Schulungen, Reflexionstreffen, Rückmelde- und Rückfragemöglichkeiten, Internet-Austauschforen) teil.
Auch der »Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS)« und der »Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK)« begleiten das Projekt zur Entbürokratisierung in der Pflege von Anfang an und tragen seine Ziele mit. So wurden auch Multiplikatoren des MDK, des Prüfdienstes der privaten Krankenversicherung, der Heimaufsichtsbehörden der Bundesländer und Vertreter der Dokumentationshersteller geschult.
Die sozialmedizinische Expertengruppe »Pflege« der MDK-Gemeinschaft und der MDS haben für die Prüfer der MDK und des PKV-Prüfdienstes »Ergänzende Erläuterungen« zu den Qualitätsprüfungsrichtlinien (QPR) erstellt und am 16. September 20155 veröffentlicht.
Die Entscheidung eines Trägers, die neue Pflegedokumentation einzuführen, setzt eine positive Haltung des Pflege- und Qualitätsmanagements und die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen voraus. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass zu Beginn der Umstellung der zeitliche und organisatorische Aufwand groß sein wird. Erst im Laufe der Zeit wird die Zeitersparnis durch den geringeren Dokumentationsaufwand und den routinierteren Umgang mit der SIS erreicht werden.
Entbürokratisierung in der Praxis
Im Mittelpunkt der Entbürokratisierung stehen:
• Ein Paradigmenwechsel in der Pflegedokumentationsstruktur
• Der personenzentrierte Ansatz mit konsequenter Orientierung an den Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen der Pflegebedürftigen
• Das Vertrauen und die Stärkung der fachlichen Kompetenz der Pflegenden
• Schnelle Orientierung, Nachvollziehbarkeit, bessere Übersichtlichkeit und Zeitersparnis
• Vermittlung von Rationalität und Praxistauglichkeit im Kontext mit rechtlicher Belastbarkeit
• Aufhebung des Eindrucks, angeblich »nur« für die Prüfinstanzen dokumentieren zu müssen
Immer wieder wichtig ist der Blick ins Internet: Im Downloadbereich bei www.ein-step.de finden sich alle aktuellen Informationen, Antworten auf häufig gestellte Fragen und natürlich die Möglichkeit, sich als Einrichtung oder ambulanter Dienst registrieren zu lassen. Interessierte finden u. a. alle bisher veröffentlichten Dokumente sowie das Strukturmodell/SIS – auch elektronisch ausfüllbar.
Fazit
• Das neue Pflegedokumentationssystem bietet die Chance, einen grundlegenden Veränderungsprozess in der Pflegedokumentation einzuleiten. Die Medizinischen Dienste tragen diesen Prozess mit und werden ihn in ihren Qualitätsprüfungen berücksichtigen.
• Die Pflegeeinrichtungen können das neue Dokumentationssystem im Rahmen der Vorgaben des Entbürokratisierungsprojekts eigenverantwortlich umsetzen.
• Dem überbordenden Dokumentationsaufwand kann begegnet werden:
– ohne haftungsrechtliche Risiken aufzuwerfen;
– ohne Qualitätsansprüche aufgeben zu müssen;
– durch mehr Zeit für die Pflegebedürftigen;
– durch höhere Berufszufriedenheit der Mitarbeiter.
Wir möchten Ihnen das Verständnis zur Anwendung und Umsetzung der Entbürokratisierung der Pflegedokumentation erleichtern, die Handhabung an vielen Beispielen erläutern und die positiven Konsequenzen für alle Beteiligten nachvollziehbar darstellen.
_______________
2 Larjow, E. (2013). Bürokratieaufwand im Bereich Pflege. In: Statistisches Bundesamt (2013). Wirtschaft und Statistik. Wiesbaden, S. 418
3 Beikirch, E.; Breloer-Simon, G., Rink, F. & Roes, M. (2014). Praktische Anwendung des Strukturmodells – Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation in der ambulanten und stationären Langzeitpflege. Abschlussbericht. Witten/Herdecke
4 GKV-Spitzenverband; Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW); Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) & Beikirch, E. (2014). Entwicklung einer Implementierungsstrategie (IMPS) zur bundesweiten Einführung des Strukturmodells für die Pflegedokumentation der stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Berlin
5https://www.ein-step.de/fileadmin/content/documents/150916_Ergaenzende_Erlaeuterungen_Effizienzsteigerung_Pflegedokumentation_V3.pdf
Die entbürokratisierte Pflegedokumentation besteht aus dem sog. Strukturmodell. Das ist ein »verändertes Konzept für die Prozessgestaltung und deren Dokumentation in der Langzeitpflege«.6
Das Strukturmodell
Das Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation bietet die Grundlage, die einzelnen Pflegeprozessschritte des vierstufigen Pflegeprozesses in einem klaren, übersichtlichen, ineinandergreifenden Ablauf darzustellen und abzubilden.
Mit der Einführung des Strukturmodells sind folgende Ziele verbunden:
• Ausrichtung der Dokumentation am vierstufigen WHO-Pflegeprozess
• Einstieg in den Pflegeprozess anhand der Strukturierten Informationssammlung (SIS)
• Personenzentrierter Ansatz und Verständigungsprozess als Grundlage der pflegerischen Versorgung und Betreuung
• Übersichtliche Darstellung und rationaler Umgang mit der Einschätzung pflegerelevanter Risiken und Phänomene (Risikomatrix, Kontextkategorien)
• Reduzierung von Einzelleistungsnachweisen in der stationären Langzeitpflege
• Schnelle Orientierung anhand einer übersichtlichen Pflegedokumentation und Zeitersparnis zugunsten der direkten Pflege
• Pflegedokumentation als Steuerungs- und Kommunikationsinstrument zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung und Betreuung
Zur Anwendung und Umsetzung der entbürokratisierten Pflegedokumentation wurde eine Handlungsanleitung (Version 1.1)7 erarbeitet. Sie ist Ergebnis eines intensiven fachlichen und interdisziplinären Arbeitsprozesses, der die gesamte Pflegelandschaft ergriffen hat. Das Ziel ist es, die zur Verfügung stehende Zeit für Pflege im Langzeitbereich wieder stärker für den Pflegebedürftigen zu nutzen. Bürokratie im Planungs- und Dokumentationsprozess soll abgebaut werden. Die Handlungsanleitung beinhaltet u. a.:
Die Grundprinzipien des Strukturmodells
• Aufbau und praktische Anwendung der strukturierten Informationssammlung (SIS)
• Notwendige Rahmenbedingungen zur Umstellung der Pflegedokumentation auf das Konzept des Strukturmodells
Die Handlungsanleitung
• gibt Sinn und Zweck des veränderten Vorgehens wieder;
• fasst Ziele, Themen und fachliche Schwerpunkte zusammen;
• erläutert die Verfahrensschritte;
• gibt Hinweise zu fachlichen Kompetenzen und zu Verantwortlichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen;
• ist die Grundlage zur Entwicklung von Schulungsmaterialien.
»Die Handlungsanleitung zur Umsetzung des Strukturmodells ist eine Rahmenvorgabe, innerhalb derer die Pflegeeinrichtungen ihre spezifischen Festlegungen z. B. in Form von Verfahrensanweisungen zur Umsetzung treffen sollen.«8
Hinweis
Die Prinzipien des Strukturmodells sollen nicht verändert werden – auf keinen Fall die darin integrierte Strukturierte Informationssammlung (SIS).
Um die Ergebnisse aus dem Praxistest belastbar umzusetzen, bedurfte es der bundesweiten Implementierungsstrategie (IMPS). Im Dezember 2014 wurde Folgendes festgelegt:
• Verfahren der Teilnahmegewinnung durch die Verbände und Anmeldung zur IMPS
• Phasen der Implementierung (Entwurf ) und Projektverlauf
• Organisations- und Kommunikationsstruktur zur Steuerung der IMPS
• Funktion, Ressourcen und Handlungsverantwortung aller Beteiligten
• Konzept und Organisation zur Schulungen von Multiplikatoren einzelner Zielgruppen
• Weiterentwicklung des Konzepts für die Kurzzeit- und Tagespflege
• Externe Evaluation und wissenschaftliche Begleitung
• Zeit- und Meilensteinplanung 2015/2016
Ziele der IMPS und der Evaluation
• Dauerhafte und bundesweite Verstetigung von fachlicher Expertise auf allen Ebenen auf der Grundlage der Erkenntnisse aus dem Praxistest zum Strukturmodell.
• Förderung der flächendeckenden Akzeptanz des Strukturmodells bei Einrichtungs- und Kostenträgern und bei den Prüfinstanzen auf Bundes- und Landesebene.
• Konzepte zur inhaltlichen und technischen Umsetzung durch die Institutionen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Dokumentationsbranche.
• Bundesweit einheitlich festgelegte Schulungsmaterialien, Konzept und Instrumente sowie einheitliche Schulungsanforderungen für Trainer.
•Qualitätsgesicherte Unterstützung der Pflegeeinrichtungen bei der Umstellung ihrer Pflegedokumentation auf das Strukturmodell unter Aspekten der Effektivität und Effizienz (Förderung der Fachlichkeit, Qualitätssicherung, Zeitersparnis).
In der IMPS9 sind alle Phasen ausführlich beschrieben.