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Dieser Mörder hat nicht nur Leichen im Gepäck! Ein erholsames Wochenende im Hotel Westwood/Markham in den USA endet für den bekannten Kriminalschriftsteller Harold Wright in einem blutigen Desaster. Denn er muss plötzlich von der Straße aus ansehen, wie die bekannte Hollywoodschauspielerin Diana Roux ihre langjährige Konkurrentin Linda White im erleuchteten Zimmer hinter heruntergelassenen Rollos erschießt und anschließend sich selbst. Als die Polizei unter Leitung von Inspektor Redwood vom New Yorker LAPD das Zimmer betritt, wird schnell klar, dass sich die von draußen beobachtete Szene gar nicht so abgespielt haben kann. Ein Einschussloch in der Decke, ein gekipptes Fenster und ein gekonntes Schauspiel aus Licht und Schatten geben den Ermittlern einige Rätsel auf. Wird es ihnen rechtzeitig gelingen, den wahren Täter zufassen, bevor dieser ein weiteres Mal zuschlägt?
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Seitenzahl: 109
Veröffentlichungsjahr: 2021
Tim Burgmer
Prequel in Scharlachrot
Kriminalroman
ISBN 978-3-96521-397-5 (E-Book)
Umschlaggestaltung: Ernst Franta
© 2021 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Piowar Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: https://www.edition-digital.de
Ein Krimi ist nicht gleich ein Krimi, sondern eine Möglichkeit des Autors, ein undurchsichtiges Schauspiel zu erschaffen, das erst auf seinen letzten Seiten endgültig die Hüllen fallen lässt.
Tim Burgmer
Ich hatte mich bereits in meiner Vergangenheit stets darum bemüht, Geschichten nach meiner vorhergesehenen Handlung niederzuschreiben. Dabei habe ich die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk kennengerlernt und wozu der Mensch im Stande ist, wenn er nur seiner ureigenen Fantasie freien Lauf lässt. Wann immer ich mich auf einer längeren Reise durch die Fantasie befand und die Handlungen so vor mir sehen konnte, als würden sie tatsächlich geschehen, hatte ich das Schreiben an sich neu entdeckt. Was gäbe es meiner Ansicht nach auch Berauschenderes, als ein Teil seiner eigenen, spannenden Handlung zu sein. In einem Kriminalfall zum Beispiel die Rolle des Detektivs zu übernehmen und den eigenen, konstruierten Mordfall aufzuklären. Oder ein Abenteuer nach dem anderen bei einer Fantasiegeschichte zu durchleben.
Die bekannte und erfolgreiche Schauspielerin Diana Roux hatte es sich vor ihrem großen Auftritt in ihren Räumlichkeiten hinter der Bühne vor einem großen, länglichen Spiegel bequem gemacht und durchblätterte aufmerksam ihre Fanpost. Dabei waren auch einige wunderschöne Blumensträuße, die sie von ihren zahlreichen männlichen Verehrern erhalten hatte. Aber Fanpost liebte sie mehr. Briefe, die ihr schließlich bereits seit vielen Jahren genau den Mut vermittelten, den sie brauchte, um auf der Bühne physisch durchzuhalten. Sie hatte heute allerdings zu ihrer eigenen Verwunderung nicht allzu viel Post bekommen, und ein schwarzer Umschlag war dabei. Diese fürchterliche Farbe fand sie dermaßen abstoßend und widerlich und erinnerte sie nur an die schmerzlichen Gefühle Trauer, Tod und Verlust. Alles das, was sie bereits in der Vergangenheit zur Genüge erlitten hatte, als sie vor Jahren ihre beiden Elternteile Harry und Marie Roux und anschließend auch noch ihren Mann Henry beerdigen musste. Sie hatte diese verfluchten Jahre gehasst, wie man schließlich nur seinen größten Rivalen hassen konnte. Nur war dieser Feind ein Teil von ihr selbst. Ein Teil, den sie meinte, vor Jahren endgültig losgeworden zu sein. Wie sehr hatte sie sich damals bloß geirrt. Diana schlitzte im selben Augenblick eben jenen schwarzen Briefumschlag sorgfältig und angespannt mit ihrem vergoldeten Brieföffner der Länge nach auf, entfaltete ihn und las aufmerksam und geduldig jene schrecklichen Zeilen, die ihr auch noch später gut im Gedächtnis haften geblieben waren:
Herzlichste Diana,
der Abendhimmel ist nichts im Vergleich zu deiner letzten Vorstellung, die du heute unter diesem Dach geben wirst. Du kannst dich mit Sicherheit darauf verlassen, dass ich dich aus der ersten Reihe beobachten werde. Ich werde zusehen und es genießen, wie du langsam an deinem eigenen Lächeln ersticken wirst, mit dem du vorher so viele deiner Verehrer um deinen kleinen Finger gewickelt hast.
Gezeichnet XXX
Der berühmte Kriminalschriftsteller Harold Wright hatte beschlossen, dass er nach seinem letzten Roman, „3 o‘clock, Midnight“ (3 Uhr Mitternacht), der gleichzeitig auch bei seiner treuen Leserschaft auf der ganzen Welt ein voller Erfolg wurde, etwas Urlaub zu machen. Dort würde er dann endlich einmal zur Abwechslung seinen Sinnen freien Lauf lassen können, ohne gleichzeitig sein Handwerk aus Mord und Totschlag im Kopf zu haben. Er würde für zwei volle Wochen nur an sich selbst denken und an niemanden sonst. Er wollte schon immer in ein interessantes Hotel fahren, das mitten in einem großen Wald lag, von dem er dann von früh bis spät Tierlaute und das erfrischende Rascheln der Blätter hoch oben im Geäst hören konnte, sowie tagsüber zu erholsamen Wanderungen aufbrechen würde.
Und wie es das Schicksal so wollte, dauerte es schließlich nach einer gründlichen Internetrecherche von ungefähr vier Stunden nicht lange, bis er eben jenes passende Hotel mit dem außergewöhnlichen Namen Westwood für sich herausgesucht hatte. Ein Hotel, das nicht nur dem Namen und seiner hoteleigenen Webseite nach in Markham im Staate Georgia herrliche, abgeschiedene Ruhe versprach, sondern auch ein Ort war, an dem es köstliches französisches Essen und von früh bis spät herrliche Weine zu trinken gab. Außerdem hatten seine gründlichen Recherchen auf der Webseite ergeben, dass es sich um ein 4-Sterne-Hotel handelte, in dem ein Zimmer um die 280 Euro je Nacht kostete und mit Sicherheit viel zu teuer für die meisten Leute war. Er konnte mit einem erholsamen Urlaub, ohne großartig wiedererkannt zu werden, rechnen.
Das Westwood verfügte außerdem über ein eigenes Schwimmbad, eine Lounge, ein Billardzimmer, eine hervorragende Hotelterrasse usw. Und so telefonierte er noch am selben Abend, ohne länger zu überlegen, mit einer netten, jungen Dame von der Rezeption, die ihm zu verstehen gab, dass noch ein paar Zimmer frei wären und er, wenn er denn Lust dazu hätte, ein herrliches Einzelzimmer im zweiten Stock mieten könne. Dies ließ sich Harold nicht zweimal sagen. Er reservierte noch an diesem 27. Juni das Zimmer und ließ sich außerdem per E-Mail die genaue Wegbeschreibung inkl. späteste Ankunftszeit geben (Hotel Westwood, Markham Road 81, Georgia. Bezugszeit am Anreisetag bis 15 Uhr).
Heute, einen Tag später gegen 13 Uhr, war er von seiner 3-Zimmer-Wohnung in der Narrow Street in New York mit seinem dunkelroten Porsche 911, Turbo dorthin aufgebrochen, und hatte bereits ungefähr die Hälfte des Weges hinter sich gebracht. Den Wagen, hatte er sich damals, als er seinen ersten Bestseller geschrieben hatte, gekauft.
Es war ein fürchterlich heißer Tag im Juni, an dem jeder andere lieber zum Angeln oder Schwimmen hinausgefahren wäre, als in seinem Auto auf der Route 22 festzusitzen, auf der im Moment die ganze verdammte Strecke über fürchterlicher Stau war, der einfach kein Ende nehmen wollte.
„Verdammt noch mal!“, murmelte er voller Ungeduld die ganze Zeit über vor sich hin, während seine Finger nervös auf dem Lenkrad hin und her trommelten. „Als ob sich die ganze Welt heute gegen mich und meinen wohlverdienten Urlaub verschworen hätte! Dabei hätte ich, wenn ich früher als 13 Uhr aufgebrochen wäre, vielleicht mehr Glück gehabt, was den verdammten Verkehr anbelangt, nicht zu fassen!“
Mit diesen nörgelnden Worten öffnete er schließlich die Beifahrerschublade seines Wagens, dort wo sich in der Regel auch der Führerschein, Fahrzeugschein und andere wichtige Dinge rund ums Auto befinden, und entnahm dieser eine Packung R1 Blue Zigaretten, von denen er am Tag nicht mehr als fünf Stück rauchte. Sie waren ganz gut, wenn man einen Augenblick lang unbedingt seine Nerven beruhigen wollte.
Nachdem er schließlich die Zigarettenschachtel ganz an sich genommen hatte und gerade dabei war, sich einen Glimmstängel mit den Zähnen herauszuziehen, klingelte plötzlich sein Handy, das sich rechts neben ihm in der Mittelkonsole befand, und er war sich sicher, dass es sich bei dem Anrufer nur um eine bestimmte Person handeln könne, denn er erkannte auf dem Display die Nummer.
Eine Person, die einen Schriftsteller öfters mal am Tag anruft, weil diese sich unbedingt darüber erkundigen wollte, ob dieser bereits eine Inspiration für ein neues Werk habe, wenn er mal länger nichts geschrieben hatte. Es war seine Verlegerin Merry Downing. Er holte schließlich das Handy aus der Mittelkonsole des Wagens hervor und klappte es auf:
„Ja, was gibt’s, Merry?“, fragte er kurz und knapp.
„Harold, mein Lieber!“, hörte er plötzlich die nervige Stimme seiner aufdringlichen Verlegerin Mary Downing durchtönen. „Wie läuft‘s? Hattest du in letzter Zeit, nach deinem großen Bucherfolg, bereits eine neue Idee, oder rufe ich vergeblich an?“
Das alles fragte sie nur aus einem einzigen Grund und Harold durschaute diesen sofort, wie er es schließlich immer tat, denn es ging wieder einmal nur ums liebe Geld.
„Und was ist?“, hakte sie plötzlich aufdringlicher nach, denn ihr war nicht entgangen, dass er einen kurzen Augenblick lang geschwiegen hatte, weil er über etwas anderes nachdachte. „Hast du ein paar neue Ideen oder soll ich mein Glück vielleicht an einem anderen Tag versuchen?“
„Tut mir wirklich sehr leid für dich, Merry! Ich muss dich leider enttäuschen!“, antwortete er ihr so schonungslos wie möglich, um ihr unmissverständlich klar zu machen, dass er nur ein Mensch war und kein Hexenmeister, der wie aus dem Nichts einen Roman nach dem anderen hervorzaubern konnte, obwohl er es eigentlich könnte.
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, als er im selben Augenblick eine große Enttäuschung in Marys Stimme wahrnehmen konnte, die sich wahrscheinlich bereits die ganze Zeit über wie ein kleines Kind darauf gefreut hatte, endlich einen neuen Krimi von ihm zu lesen und unter die Leute zu bringen.
„Ich habe mir im Augenblick noch keine großen Gedanken darüber gemacht, ob ich einen neuen Krimi schreibe, oder ob ich es vorerst lieber sein lassen sollte“, entgegnete Harold ihr dann nach einem kurzen Moment des Schweigens. „Ich denke zurzeit, auch wenn es dir nicht passen sollte, nur an meinen Urlaub, von dem ich dir aber mit Sicherheit nicht verraten werde, wo ich ihn verbringe! Sonst würdest du vielleicht auch noch auf die verrückte Idee kommen und mich dort besuchen. Und das möchte ich wirklich tunlichst vermeiden!“
„Also, wenn das deine Frage von vorhin war, meine Liebe … Der Verkehr vor mir stockt nicht mehr und ich muss mich jetzt wieder aufs Fahren konzentrieren!“
Das alles versuchte er ihr so eindringlich und schonungslos wie möglich zu vermitteln und es war ihm dabei offen gestanden auch egal, was sie über ihn jetzt denken musste. Er sah sich bereits die ganze Zeit über nur auf einer bequemen Liege der Hotelterrasse, mit einem erfrischenden Getränk in der einen Hand, die andere entspannt hinter seinem Kopf verschränkt und das Gehirn frei von störenden Gedanken, die so oder so nur dem einen Zweck dienten, ihm seinen Urlaub gehörig zu vermasseln. Mehr konnte ein Mann in seinem bescheidenen Alter von 32 Jahren nun wahrlich nicht verlangen. Aber seine Verlegerin erwiderte nur mit einem schonungslosen, kurzen Gelächter. Wahrscheinlich, weil sie im selben Augenblick ihre Gefühle, die sehr schnell von Freude wieder zu Enttäuschung übergewechselt waren, wieder in den Griff bekommen wollte.
„Aber nein, mein Lieber!“, antwortete sie plötzlich und atmete für einen Augenblick gut hörbar kräftig ein und aus, „so hatte ich das natürlich nicht gemeint, als ich dich fragte, ob du im Moment an etwas Neuem arbeitest! Ich bin nun mal deine Verlegerin und da liegt es doch nur nahe, dass ich mich bei einem Weltstar wie dir erkundige, ob du im Moment an einer neuen Geschichte arbeitest. Ich hatte ohnehin nicht die Absicht, dich mit meinem unangekündigten Anruf in deinem wohlverdienten Urlaub zu stören! Also nimm mir meinen Anruf bitte nicht übel, ich hatte mir nicht wirklich viel dabei gedacht, war halt nur neugierig, nichts weiter! In diesem Sinne, bis bald, Schätzchen!“
Das alles sprudelte sie so hastig hervor, dass Harold nicht einmal die Zeit hatte, ihr seine weitere Meinung zu geigen. Und das letzte Wort Schätzchen, so fand er, hatte sie auch von ihm gestohlen. Nach guten 20 Minuten kam der Verkehr dann endlich wieder ins Rollen. Harold wechselte sofort im zweiten Gang auf die linke Überholspur und gab genug Gas, sodass er die meisten Autos, die es ihm ein wenig verspätet ebenfalls gleichtaten, größten Teils bereits hinter sich gelassen hatte. So fuhr er schließlich eine gute halbe Stunde mit gleichbleibender Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern auf der linken Spur, und es dauerte dann auch nicht lange, bis schließlich die Ausfahrt auf der rechten Seite durch ein mittelgroßes blaues Schild angekündigt wurde: „Markham: 2 km“. Somit ordnete er sich langsam wieder rechts ein und wartete geduldig, bis das Schild mit der klaren Bezeichnung „Ausfahrt“ kommen würde. Harold hatte bereits eine lange Zeit keinen vernünftigen Urlaub mehr gehabt, sodass er schließlich sehr gespannt darauf war, wie das Westwood Hotel in diesem herrlichen Waldstück wohl wäre.
Er war in seinem vergangenen Leben bereits in einigen Hotels auf der ganzen Welt, aber das war lange her. Damals war er noch ein anderer Mensch, als seine Frau Linda und seine kleine Tochter Emma noch am Leben waren. Beide waren vor ungefähr vier Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt, und er hatte deswegen fürchterliche Schuldgefühle gehabt, die ihn sogar in seinen Albträumen heimsuchten. Manchmal, wenn er abends in seinem Bett wach lag und seine Augen fest geschlossen hielt, konnte er plötzlich die Stimmen von Linda und seiner kleinen Tochter Emma vernehmen, die ihm sagten, wie lieb sie ihn hätten, dass alles gut wäre, und dass er sein Leben auch ohne sie glücklich weiterführen könne, auch wenn es ihm schwerfallen sollte. Eine wunderschöne Lüge, fand er. Gerade in solchen Augenblicken gab er sich immer gerne selbst die Schuld an dem Unfall, und dies führte in den meisten Fällen vermehrt dazu, dass er den restlichen Tag wie ein Gewohnheitstrinker zur Flasche griff, um seinen Schmerz zu betäuben. Und Tränen vergoss, wie sie nur ein verliebtes Schulmädchen, das von ihrem Freund sitzengelassen wurde, vergießen konnte. Dabei war es ein Wunder, dass er sich als Krimibuchautor solange oben halten konnte.
Nachdem er schließlich die Ausfahrt heruntergefahren und auf eine weniger gut befahrbare Landstraße gekommen war, dauerte es nicht mehr lange, bis auf der rechten Seite urplötzlich ein Schild auftauchte, auf dem der Name des Hotels und darunter die Kilometerangabe standen:
„Westwood Hotel, 8 Kilometer geradeaus, auf der rechten Seite“
Na endlich! dachte er, nun war es zu seiner Erleichterung nicht mehr weit. Denn sein Magen fing im selben Augenblick zu rebellieren an und knurrte wie ein hungriger Wolf.
Es dauerte nicht lange, da wies ihn das breite Informationsschild vom Hotel endlich von der Landstraße rechts ab auf einen gut gepflasterten Weg, der an beiden Seiten umzäunt, aber breit genug war, sodass er ohne Probleme mit seinem Wagen hindurchfahren konnte. Er hielt den Wagen gute fünf Minuten in der Mitte des Weges, bis er dann nach ein paar Metern vor sich endlich dass Westwood Hotel erkennen konnte. Es hatte seinen majestätischen Platz auf einem Hügel direkt über einer Schlucht, die sich ähnlich einem breiten Burggraben um das riesige und beeindruckende Hotelgebäude zog, und war zu allen Seiten hin von dichtem Wald umgeben.